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Japan 2018, XI: Kōyasan 高野山, Urlaub im Tempel

Der Auflug nach Koyasan, auf den heiligen Berg Koya, mit Übernachtung in einem Tempel war mir ein großen Anliegen. Lange hatte ich nach dem passenden Tempel für uns gesucht, zu teuer sollte die Unterkunft nicht werden, ich wollte es authentisch haben und keinen Kommerztempel mit Reisegruppen. Meine Wahl fiel auf den Saizenin Tempel, die Bewertungen waren gut, insbesondere das Shojin-Ryori ( Mönchskost) wurde sehr gelobt.

Unsere Anreise nach Koyasan war schon ambitioniert. Im März hatte ein Taifun die Hauptstrecke zw. Osaka und Koyasan zerstört, wir wurden über die Dörfer geschickt und hatten mehr Glück als Verstand an diesem Morgen. Mitten im Berufsverkehr standen wir mit den Pendlern Körper an Körper im Zug nach Osaka. Da wir früher dran waren, nahmen wir die Loop Line bereits um 7:13 Uhr….das rettete uns am Ende den Tag. Wir hätten niemals einen Gleiswechsel in drei Minuten in Osaka hinbekommen. Der gesamte Bahnhof war schwarz vor Menschen.

Subway von Marutamachi nach Kyoto und dann wie folgt:

Der spannenste Teil war die Cable Car und für diese hatten wr nicht mal Tickets. In Koyasan mussten wir die Tickets für den Koya Express nachweisen, lustigerweise hatten wir nur Platzkarten, aber kein Ticket gekauft! Bis wir das Durcheinander verstanden hatten….oh Mann, der Groschen fiel in  Centstücke.

Auf dem Berg angekommen verstanden wir im wahrsten Sinne nur Bahnhof! Das Bussystem erschien uns nicht einleuchtend, Gott sei Dank half der Busfahrer weiter und las mit Lupe den Busplan,  Himmel hilf! Er fuhr ohne Schieleisen seinen Bus die Serpentinen ins Dorf Koya hinauf, ich war schon unglücklicher als ich nen Bus verlassen musste.

Koyasan wurde durch den Mönch Kobo Daishi gegründet und ist 1200 Jahre als. Mr.Daishi ging am 21.3.835 in die ewige Meditation ( schön ausgedrückt, wir würden sagen „er starb“) und soll bis heute Erlösung und Heilung den Gläubigen bringen, Daishi gilt als Vater der japanischen Kultur, die erste Schule in Japan wurde von ihm gegründet. Es gibt heute noch 117 Tempelanlagen, Viele  wurden in großen Feuern zerstört. Frauen dürfen seit 1872 auf den heiligen Berg. Heute bieten ungefähr 50 Tempel Unterkünfte ( Shukobo) und  Shojin-Ryori ( vegane Mönchskost) an.

Kōyasan ist seit 2004 Weltkulturerbe.

Der Saizenin entpuppte sich als sehr schöner Tempel mit Pilgerübernachtung ( Shukobo). Die Tempelanlage wurde durch einen Priester, namens Myojyaku, gegründet und brannte in 1115 vollkommen ab. Ein Adeliger namens Sensyo baute die Anlage wieder auf, das Datum habe ich nicht herausbekommen. Interessant könnte für den Leser sein, dass bis heute eine tiefe Verbindung zum heiligen Shinran und zum Gründer von Panasonic  Konosuke Matsushita gepflegt wird.

Wir wurden superfreundlich empfangen, die Schuhe mußten während des gesamten Aufenthaltes vor der Tür lüften, wir bekamen Schlappen und fürs Klo gibts mal wieder Toilettenpantoffeln.

Anbei ein paar Tempelimpressionen, unser Zimmer war wirklich erstklassig!

Neben den Tempeln gilt der uralte Friedhof als das große Highlight von Koya. Da wir irgendwie keine Lust mehr auf Tempel verspürten, sahen wir nur noch welche im Dauerregen von außen und konzentrierten uns auf den Friedhof.

Koyasan:

Der Friedhof, namens Okunoin, ist das eigentliche Highlight vom heiligen Berg. Die Gräber sind zum Teil 1200Jahre alt, die Gräber wurden zum Teil beschrieben,  es war sehr interessant zwischen den alten Steinen und dem Moos zu streunen. Das Wetter hätte übrigens nichf besser sein können.

Hier ein paar Impressionen, wir kamen nicht durch das Areal, er ist viel zu groß. Wir hatten allerdings viel Spaß auf dem Gelände mit den uralten Gräbern. Im neueren Teil kann man die Firmengräber suchen gehen ( ich fand Panasonic) und noch einige andere japanische Firmen, bizarr.

Nach rd. 7 km in den Beinen  und einem Macha-Schokokuchen im Magen, kamen wir wieder im Saizenin an und verschnauften vor dem kulinarischen Highlight ein wenig auf unserem Zimmer. Wir konnten uns grünen Tee aufkochen und schwupps war es 17:20 und unser Shoji-Ryori wurde von den Mönchen des Hauses serviert. Die hier gezeigte Nahrung ist übrigens Weltkulturerbe, da nur natürliche Zutaten, keine Farbmittel, keine Würzmittel  erwendet werden.

Wir speisten auf unserem Zimmer und das Essen wurde wirklich zelebriert. Mathias  hatte japanische Musik im Ipad geladen und somit waren wir auch musikalisch gut unterwegs.

Der Abend verlief ruhig auf unserem Zimmer. Mathias war noch im Onsen, gemeinsam jagten wir eine japanische Thekla, da totmachen in einem buddhistischen Tempel nun wirklich nicht geht. Ich erinnere mich gerne an eine Begegnung in Tibet, als Mathias im Bus Mücken gejagt und getötet hat. Der Blick von Tenzing und unserem Fahrer war unbezahlbar. Die beiden Tibeter haben die Mücken gefangen, sich stechen lassen und wieder befreit!

Nach unserer Karmarettung und aufgrund der Tatsache, das bereits um 6:30 Uhr zum Morgengebet geladen wurde, gingen wir um 21:15 Uhr in die Futon  Heia. Als Einschlafmantra hörten wir uns das berühmte tibetische Om Mani Padme Um an und versanken in leichte und unruhige Träume

Unsere Nacht war so lala, die Räume waren zwar warm, der Gang auf die Toiletten (bei einem alten Tempel natürlich außerhalb) wurde zur Tortur…..es war saukalt in den Bergen und die Gänge des Holzhauses waren natürlich nicht beheizt.

Kurz vor 6:00 klingelte der Wecker, wir machten Katzenwäsche, packten unseren Kram und schlurften in Pantoffeln zum Morgengebet. Aus den Nachbartempeln hörten wir bereits die Gesänge und auch unsere zwei Mönche gaben Alles. Bilder gibt es von der Zeremonie nicht da fotografieren untersagt war im Tempel    ( ist in fast allen Tempeln Japans so).

Weg zum Tempel

Blick,vom Tempel zum Haupthaus:

Nach 30 Minuten innerer Einkehr gab es für uns nochmals Shyon-Ryori Kost, eigentlich ein Abklatsch vom gestrigen Dinner. So lecker wie wir es bei den zwei Mahlzeiten auch fanden ( ich  könnte allerdings auf den in Sirup getränkten Tofu mit Gemüse verzichten, schmeckte wie nasser süßer Schwamm  und erinnerte an Sponge Bob), umsteigen auf die Kost möchte Keine/r von uns Zwei.

Um 7:45 sagten wir dem Tempel  Lebewohl und trotteten mit unserem Kram die Hauptstraß entlanf. Uns erwartete ein harter Reisetag nach Himeji.

 

 

 

 

 

 

China 2015: Acht Tage in Tibet

Lhasa, die verbotene Stadt

Nachdem die Zugfahrt von Peking über X’ian nach Lhasa schon ein Erlebnis für sich gewesen war, waren wir auf die verbotene Stadt natürlich umso gespannter. Ein ganz großes Lob möchte ich unserem Veranstalter, Tibet Vista, aussprechen. Es war alles top organisiert wir haben grundsätzlich ein Upgrade unserer Hotels erhalten – besonders das in Lhasa hatte es uns angetan.

Nachdem unsere Ankommensmodalitäten mit der tibetischen Verwaltung geklärt waren, erhielten wir von Tenzing einen weißen Schal zur Begrüßung. Dieses Ritual kannte ich bereits aus Nepal, eine wunderschöne Geste, so willkommen geheißen zu werden.

Wir fuhren in unser Hotel, schön traditionell bunt mit angenehmen 4 Sterne Komfort, durchaus vergleichbar mit westlichen Hotels.

Unser Haus lag fußläufig zum Barkhor (Ringstraße, ehemalige Marktstraße – rund um die Altstadt) und Tenzing überraschte uns am ersten Tag mit einem wunderschönen Bummel durch Alt -Lhasa. Wir mussten vor dem Betreten des Barkhor durch eine Sicherheitsschleuse, unsere Taschen wurden durchleuchtet (zu viele Selbstmordversuche durch verzweifelte Tibeter in den vergangenen Jahren) und schon waren wir mitten im tiefreligiösem Leben des tibetischen Buddhismus. Viele Tibeter pilgern jeden Tag um den Barkhor zum Johkang Tempel oder auch um den Potala Palast. Manche Tibeter pilgern auch den ganzen Tag, vermessen die Pilgerrouten mit ihrem eigenen Körper.

Pilgermassen
Pilgermassen

Ein beeindruckendes Bild, wie lebendig und vorallem tiefgläubig Religion gelebt wird. Wir waren verblüfft über die Massen an Menschen, die sich mit angehender Dunkelheit auf den Straßen zum Johkang Tempel bewegten und konnten uns kaum sattsehen an dem pittoresken Bild.

Unser erstes Abendessen nahmen wir im New Mandala Restaurant ein, dies sollte für die nächsten Tage unser Lieblingsrestaurant in Lhasa werden. Die tibetische Küche gibt nicht wirklich viel her. Der Tibeter isst Tsampa, ein Vergnügen, welches wir uns ersparten und trinkt Yak Buttertee. Ich kannte diesen bereits aus Nepal und mich schüttelt es immer noch, wenn ich nur den Namen höre. In erster Linie ist alles ziemlich fett und nahrhaft, die Tibeter müssen eben Vorsorge betreiben für die harten Winter. Auffällig war das wenige Gemüse, ein Gericht aus Lammfleisch, Reis, Kartoffeln und viel Butter entspricht der tibetischen Realität. In größeren Restaurants erkennt man die chinesischen und nepalesischen Einflüsse- wobei das chinesische Essen fade war, das Dal Bat dagegen zumeist die beste Option der Hauptmahlzeit darstellte.

Yak Steak mit Pommes und Nudeln- kohlenhydratreiche Kost

Am ersten Abend erwartete uns heftiger Regen und wir nahmen eine Fahrradrikscha zurück zum Hotel. Ein Vergnügen, welches ich bereits in Indien immer gerne gefrönt habe, in Indien nimmt Zahl der Rikschafahrer aber zunehmend ab- schade, damit verschwindet für viele Menschen eine sichere, traditionelle Einkommensquelle.

Da uns Allen doch ein wenig die Höhenanpassung zu schaffen machte, war es ein kurzer Abend und gen 21:00 lagen wir gut zugedeckt im Hotelbettchen.

Johkang, Barkhor und Potala Palast

Strahlendes Wetter erwartete uns am nächsten Morgen, gepaart mit einem mittelmäßigen, chinesischen Frühstück ein guter Einstieg in den Tag. Mathias und ich machten frühmorgens einen kurzen Abstecher zum Barkhor. Da wir aber Angst hatten, uns zu verlaufen erfreuten wir uns über die Tibet Terrier und schauten entspannt dem Markttreiben und den Pilgern zu.

Tibet Terrier

Um 10:00 Uhr liefen wir zu Sechst mit Tenzing nochmal die Strecke von gestern Abend und fanden uns am Johkang wieder ein- diesmal mit Besichtigung von innen. Es war eine düstere Atmosphäre im Tempel, alles verraucht und voll ranzigem Geruch der Butterlampen. Fotos waren nur am Eingang und auf dem Dach erlaubt- das Dach ist aber wundervoll! Ein grandioser Blick über den Barkhor bis hin zum Potala Palast- welch eine Pracht und die Sonne strahlte auf uns herab! Alleine für diesen Anblick hat sich die lange Anreise nach Lhasa schon gelohnt.

Mönche und Potala
Mönche und Potala

JWas für ein Blick vm Johkang auf den Potala Palast

Nach der Besichtigung konnten wir uns alleine treiben lassen- wir liebten unseren Veranstalter dafür…..er ließ uns größtmögliche Freiheit in der verbotenen Stadt. Also gings wieder an den Barkhor und wir saugten die besondere Stimmung auf

 

Trommler

Bharkor und Pilger

Wir hatten erst um 16:00 Uhr unseren bestätigten Termin für den Potala Palast. Dieser ist neben dem Johkang Tempel und dem Barkhor das einzige Wahrzeichen, welches auch den Unesco Weltkulturerbestatus besitzt. Der Rest Lhasas hat diesen Status nicht erhalten, weil die Stadt wie so viele Städte in China dem gleichen Abrisswahnsinn der Chinesen zum Opfer fällt und zahlreiche, gesichtlose Neubauten ( in dem Han Chinesen wohnen ) die Stadt verschandeln.

Im Palast angekommen, bekommt man genau eine Stunde Zeit für die Besichtigung. Es wird genauestens von den Offiziellen auf die Zeit geachtet. Die Zeit beginnt mit Treppenaufstieg zum Palast an zu ticken- wohl dem, der gut mit der Höhenanpassung zurechtkommt. Leider laufen die chinesischen Massen mit Einem mit und so langsam und allmählich fand ich die Rotchinesen nur noch lästig und ungehobelt.

Eingang

Auch im Potala ist Fotografie Verbot und ehrlich gesagt, der Klotz ist eh zu dunkel und unwirtlich. Am Schönsten wirkt der Palast von außen, für ein dreijähriges Kind (der Dalai Lama ging in diesem Alter in den Palast) muss dieser Komplex zur damaligen Zeit ein absolutes Alptrauma gewesen sein. Wir waren nach der einen Stunde mehr als abgefressen und uns brummte der Schädel angesichts der vielen Buddha und religiösen Weisheiten die wir aufgebrummt bekommen hatten. Der jetzige Dalai Lama wird übrigens totgeschwiegen, dieser gilt als Schwerverbrecher in China, allein der Besitz eines Bildes macht einen Tibeter zum Staatsverräter. Unser Guide war sehr Dalai Lama freundlich und sprach mit dem entsprechenden Respekt und Hochachtung von ihm- das machte unser Miteinander wiederum sehr freundschaftlich- Tenzing mag keine Chinesen und wir zunehmend auch nicht mehr !

Allerdings wird wenigstens der Abstinenz des Dalai Lamas Respekt gezollt, die Treppen die für seine Heiligkeit bestimmt sind, wurden mit einem gelben Band gesperrt, der Hoffnarr (also wir) darf nur links rein und rechts raus.

Beeindruckend fand ich persönlich die Aussicht auf Lhasa vom Potala Palast, es fällt nicht schwer, daran zu glauben, dass einer der Vorlieben des jungen Dalai Lamas war, seine Stadt vom Palast aus zu beobachten.

10.000 Buddha Cliffside und Kloster Sera

Der Tag begann überraschend. Innerlich waren wir auf das Drepung Kloster eingerichtet und graulten uns schon vor den dunklen, butterranzigen Statuen und düsteren Räumen. Tenzing muss unsere Abneigung an Tempeln bemerkt haben, er fragte uns nach dem Frühstück, ob wir nicht mehr Lust hätten, nach 10.000 Buddha Cliffside mit ihm zu fahren? Dort könnten wir die armen Tibeter an deren Heiligtum sehen und wären unter freiem Himmel. Da wir am selben Tag noch das Drepung Kloster auf dem Programm hatten, sagten wir unkompliziert zu und fuhren frohen Mutes aus dem alten Lhasa heraus zu einem Berg in der Nähe des Potala Palastes und staunten nicht schlecht. Himmel und Hölle, Butterlampen überall, Pilger die sich zu Boden schmissen, Hunde, Kinder und wir mittendrin. Was für eine Szenerie – und das Beste- null Touristen. Wie oft uns fröhlich Tashi DeleK (Herzlich Willkommen) entgegengerufen wurde, die Tibeter hatten ihren Spass an Westler und wir freuten uns mit den Gläubigen mit. Es war ein schöner Vormittag voller wunderschöner Fotomotive.

auch wir drehten fleissig die Gebetsmühlen mit

Butterlampen

Unterlegscheiben der Gebtsmühlen- werden als Opfer dargebracht

Gebtsmühlen

 

Anschließend waren wir auf DEM AUSSICHTSPUNKT für den Potala Palast und erfreuten uns am schönen Wetter und der guten Laune. Alle hatten sich gut an die Höhe angepasst, keinem war mehr schwindelig und die Atmosphäre in Lhasa machte große Freude, mehr in Tibet kennenlernen zu dürfen.

Am Nachmittag fuhren wir hinaus nach Sera zum dort ansässigen Kloster. Wir fuhren am Sommerpalast (Norbulinka) vorbei und nach ein paar Kilometern erreichten wir eines der berühmtesten Klöster von Tibet. Der Komplex erinnert mehr an eine Stadt- Straßenzüge und weißgetünchte typische Häuser. Sera ist berühmt für seine Sandmandalas (die man allerdings nicht fotografieren darf) und natürlich den philosophischen Debatten im Klostergarten.

Pilger/ Tibeter- wie vor 100 Jahren

Gefühlt hockten dort alle Touristen die Tibet, in unserer Reisezeit bieten konnte, um die Mönche herum, die uns eine große Show boten. Inwieweit das Debattieren noch authentisch und mit Inhalt ist, ließ sich nicht feststellen- evtl. ist es auch nur noch eine tolle Tourishow?

philosophisches Debattieren

Der Abend war nochmal ganz und gar dem Potala Palast gewidmet. Zusammen mit an die 100 chinesischen Touristen hockten wir auf dem Stupa Aussichtspunkt vor dem Palast und warteten auf DAS Sonnuntergang/ Nachtfoto. Wir platzierten Mathias an der strategisch günstigsten Stelle und vertrauten ihm und der besten Kamera auf dieser Reise.

Zurück im Hotel machten wir den großen Fehler, einen Schlummertrunk in Form von Bier zu uns zu nehmen. Unsere Körper waren noch nicht soooo an die Höhe gewöhnt und nicht nur, dass wir regelrecht betrunken nach einer Flasche waren, die Nacht war ziemlich anstrengend, weil der Körper schwer zur Ruhe kam- das Herz raste und der Kopf dröhnte.

Auf nach Shigatse

Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns am nächsten Morgen auf den langen, langen Weg zum Everest Base Camp. Wir fuhren aus Lhasa hinaus, immer am Fluß entlang ….bestaunten viele, viele kleine Klöster auf den Hügeln und sehenswerte Dörfer am Straßenrand. Mit mehr Zeit und mehr Freiheiten wäre ein Streifzug durch die kleineren Gemeinden ein Traum.

Unterwegs hielten wir an verschiedenen Stellen für Fotostops, gegen Mittag kehrten wir in ein familiär geführtes Restaurant ein und bekamen das bereits oben genannten Essen: Reis, Kartoffeln, bissel Lamm und Butter in Eimern über dem Essen.

Lamm, Kartoffeln, Reis und viiiiiiel Butter

Dieses schlug natürlich sofort durch und die stillen Örtlichkeiten mussten aufgesucht werden. Leider sind diese in gesamt China ( nicht nur im Zug ) absolut unterirdisch- kleine Mäuerchen trennen manchmal die Löcher, meistens hockten wir Mädels nebeneinander über einem Loch im Beton- absolut grenzwertig. Mein absolutes Highlight erwartete mich noch am Everest, gut das ich an diesem Tag noch keine Ahnung von den Steigerungen, die es auch in der Latrinenkultur gibt, hatte.

Damit übrigens kein falscher Eindruck entsteht- ich bin super Latrinen erprobt und mag Stehklos eigentlich recht gerne, weil diese zumeist hygienischer sind als alles Andere- zumindest in Nepal, Indien, Afrika und Südamerika ….die Regel gilt nicht für China!

Am frühen Nachmittag bezogen wir unser Hotel in Shigatse, wiederum ein Upgrade zum ursprünglich genannten Haus aber nicht zu vergleichen mit den schönen Zimmern in Lhasa.

Anschließend zog es uns ins Kloster Tashilunpo, welches nochmal eine absolute Steigerung an Schönheit und Größe im Vergleich zu Sera darstellte. Wir liefen bestimmt drei Stunden durch die Anlage, genossen tolle Aussichten und bekamen einen Einblick in das Klosterleben der Gelbmützen. Mönche ( der gleiche Orden, dem auch der Dalai Lama angehört). Das Kloster gehört dem Panchen Lama, der wiederum seit 1995 wie vom Erdboden verschwunden ist und Peking es sich nicht nehmen ließ, einen eigenen Panchen Lama in China einzusetzen. Wohl dem, der dabei Böses denkt……

Wer im heutigen Tibet Mönch werden möchte, muss übrigens staats,-u. linientreu sein. Dies erklärt die wenig tibetischen Gesichter in den Klöstern- zumeist sahen die Mönche sehr nach Han- Chinesen aus.

Leider konnten wir den Shigatse Dzong nicht aus der Ferne bewundern, der dem Potala Palast sehr ähnlich sieht…..da bleiben einem nur die Bilder aus dem www. Shigatse liegt mit rd. 3800m Höhe etwas über Lhasa, uns gings aber gut und wir waren frohen Mutes angesichts der Abenteuer der nächsten Tage.

Über die Pässe zum höchstgelegensten Postamt der Welt

Wieder super Wetter- ich kann Tibet Ende September wahrlich nur empfehlen. Die Sonne ballerste vom Himmel, es war warm. Wir fuhren nach einem frühen Frühstück immer höher, höher und höher. Auf dem Weg zum Everest wollten ein paar Pässe überwunden werden und gegen 10:00 Uhr konnten wir in gaaaaaaaanz weiter Ferne das erste Mal den Berg aller Berge ausmachen.

Ich war die Einzige von uns Sechs, die bereits das Vergnügen auf nepalesischer Seite gehabt hat (siehe in naher Zukunft den Bericht: NEPAL I – die unvollendete Geschichte) und muss doch sagen- der Wums sieht von Tibet aus einfach noch gewaltiger aus……das muss man den Chinesen lassen, sie haben das bessere Panorama.

da isser

In einem kleinen Nest, dessen Name mir leider entfallen ist, aßen wir in einem reizenden Familienbetrieb super lecker zu Mittag. Mona musste sich eingestehen, dass sie arg mit der Höhenanpassung zu tun hatte. Tenzing legte das Mädchen auf eine Couch, sie bekam löffelweise Suppe und Sauerstoff aus der Flasche. Wir überlegten, ob es besser wäre, wenn Mona die Nacht in dem Ort verbringen und auf den Everest besser verzichten sollte?! Das wäre natürlich ein herber Einschnitt gewesen, schließlich war die gesamte Reise irgendwie auf diesen verdammten Berg ausgerichtet. Wir entschlossen nach einer gefühlt mehrstündigen Rast es einfach zu wagen- Mona kam mit.

Kurz nach unserem Mittagsstop kamen wir in den Bannkreis des Everest National Parks und wir durften life miterleben, was Korruption in China tatsächlich heißt. Wir Langnasen benötigten einen Extra Permit für Mt. Quomoloongma und damit dieser auf wirklich für uns sechs Leute gilt, musste Tenzing eine Kiste Red Bull an die Soldaten weiterreichen…..ob auch noch Geld floss, who knows ??? Wir wurden auf dem Weg auch mehrfach erkennungsdienstlich abgefertigt….quasi Paßkontrollen in Extragebäuden mit langen Schlangen- da auch die Tibeter um diese Prozedur nicht herum kommen. Hinter den Bergen liegt das freie Nepal und damit auch die Möglichkeit auf Selbstbestimmung und Meinungsfreiheit. Bis heute quälen sich jedes Jahr Hunderttausende über die Berge des Himalayas, um der Unterdrückung Chinas zu entfliehen und die Rotchinesen treffen Vorsorge. Zurzeit wird ja die Eisenbahn von Shigatse bis EBC gebaut….vermutlich planen die Chinesen schon mal eine Zeit mit Nepal in ihrem riesigen Reich L.

Aufgrund der verlängerten Mittagspause und einem weiteren Fotostop ähnelten die letzten 100km zum Zeltlager eher einer Kamikazefahrt mit Punktlandung. Wir rannten was das Zeug hält zum Ende des Zaltcamps, positionierten die Kameras und genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang mit dem höchsten Berg der Welt als Protagonist.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang
die letzten Sonnenstrahlen am Everest
die letzten Sonnenstrahlen am Everest

Nachtaufnahme

Danach machten wir unsere Umgebung unsicher, gaben Postkarten im höchsten Postamt der 5164m ab und genossen die Gastfreundschaft unseres Wirtes im Yak Fell Zelt.

die höchste Post der Welt
die höchste Post der Welt

Ziemlich komfortabel, es hielt Wind und Wetter ab, war aber dennoch kalt – sobald der Ofen aus war.

Unser Wirt und sein Enkel

Die Latrinen im Camp waren grausig, alles schwamm und nein, gelbes Eis ist kein Zitronensorbet! Es gab nur Löcher in Holzplanken und um überhaupt den Latrinenbereich erreichen zu können, musste man schon über ein großes Loch direkt auf die Leiter nach oben steigen, nichts für nächtliche Aktionen. Oben angekommen hockten Lin und Lu aus Shanghai mit heruntergelassener Hose in Kaffeeklatschstimmung und selbstverständlich Handy in der Hand. Abtrennungen gabs natürlich nicht…..die Szenerie war soooo skuril, ich verzichtete aber gerne auf dieses Vergnügen und hockte mich hinters Zelt, wo uns die Yaks argwöhnisch beäugten, aber in Ruhe ließen. Natürlich ist der blanke Hintern im Wind bei Minus 15 Grad auch kein Vergnügen, der Länge nach aber auf gefrorenen Exkrementen ausrutschen im Latrinenbereich törnt noch weniger an!

Unser Gastgeber wohnt mit Tochter und Enkel die gesamte Saison in diesem Zelt, die Tochter kochte ganz passabel, dem Kind lief der Rotz und Schnodder übers Gesicht. Körperhygiene hatten weder Opa noch Enkel seit der Schnellschmelze mehr gesehen, aber herzlich waren sie und wir fühlten uns wie Zuhause. Als der Großvater mit uns noch seine Pellkartoffeln teilte und wir diese direkt aus dem Topf mit Schale genossen ( ja, sie waren großartig) fühlten wir uns nen bissel wie Zuhause. Unsere Mona musste weiterhin mit Sauerstoff versorgt werden, dennoch war sie happy, mit uns im Camp zu sein.

Zeltcamp Atmosphäre

Ein Gesicht voller Leben

Gegen 20:00 verkrochen wir uns in die Schlafsäcke und hofften auf Schlaf, was auf rd. 5100 m nicht mehr gesichert ist.

EBC
Yak Zeltcamp am Morgen

Zum EBC => wir zu Fuß, der Rest per Bus

Die Nacht war ungemütlich, die Höhe ließ uns nicht schlafen, die Höhe sorgte für mehr als regelmäßige Klogänge….und erstaunte Yaks des nächstens, die Höhe war fürs Kopfweh verantwortlich.

Wir machen uns auf den Weg / Hintergrund das Zelt

Gegen 8:30 liefen wir im grauenden Morgen zum Everest Base Camp.

Der Weg ist das Ziel, 5164m Höhe

super Aussichten

Die Chinesen in ihren High Tech Winterklamotten staunten nicht schlecht….und fuhren per BUS! Man kommt doch aus dem Staunen wirklich nicht heraus. Die Touris aus Rotchina verblüfften uns täglich aufs Neue. Während man in Nepal eine 14 tägige Trekkingtour machen muss, um zum Everest Base Camp zu kommen und sich tatsächlich hoher körperlicher Strapazen aussetzen muss ( ich habe es selbst überlebt) sind es in Tibet lediglich 8 klitzekleine Kilometer, ohne großartige Anstrengung….man macht kaum noch Höhenmeter und dennoch, auch dieser Anstrengung setzt sich der Chinese nicht aus! Dafür lässt man aber auf 5164 m alle Hüllen fallen und lichtet sich mit freien Oberkörper für die Nachwelt ab, Dank der allseits beliebten Deppenzepter alles kein Problem.

am EB C

icke am EBC
icke am EBC

Basislager und Mt. Everest im Blick

Als kurzes Fazit, wir Westler, waren die Einzigen die liefen…..und somit konnten wir die Natur und die Nähe umso mehr genießen. Am Basecamp hinterließen auf wir eine kleine tibetische Gebetsfahne, die ich 2011 von Kathmandu nach Berlin mitgenommen hatte und die nun im Jahr 2015 wieder den Weg nach Asien über Peking, Xian, Lhasa und Shigatse bis zum Everest genommen hatte J. Auch Mona konnte den Aufenthalt am Berg genießen, auch wenn sie später sagte, dass sie kaum Erinnerungen an diese Stunden hatte.

Auf dem Rückweg machten wir noch nen kurzen Abstecher zum höchsten Kloster Welt, Rongphu ….die Einsiedlerei wird nur noch von einem Mönch bewohnt, das Kloster ein paar Kilometer in Richtung Shigatse beherbergt ungefähr 40 Mönche. Dort gibt es wohl auch ein Hostel, wir würden aber jederzeit wieder in die Yakzelte gehen.

Die Rückfahrt nach Shigatse zog sich, gesundheitlich ging es aber Allen mit abnehmender Höhe besser und wir hatten einen Bärenhunger als wir wieder in unser kuscheliges Restaurant vom Vortag einfielen.

Es war bereits dunkel, als wir in Shigatse im wohlbekannten Hotel ankamen. Wir erhielten noch sehr viel schönere Zimmer als in der ersten Nacht und fielen ziemlich zügig in einen erholsamen Schlaf.

Auf nach Lhasa, über Pässe, Seen und Gletscher

Nach einer erholsamen Nacht ging es am nächsten Tag wieder zurück nach Lhasa. Ursprünglich wollten wir ja eigentlich auf dem Landweg nach Nepal weiterreisen, doch das Erdbeben vom 25.04.15 hatte auch in China zugeschlagen, die Straße nach Nepal ist zurzeit unpassierbar.

Wir nahmen eine andere Strecke als auf der Hinfahrt zum EBC. Im Nachgang hatte sich Tenzing richtig entschieden, die Rückfahrt war so sehr viel schöner als die Hintour, ein Highlight jagte das Andere.

typisches Haus

und hier die schmucklose Variante

Unser erster Stop war in Gyantse. Leider war der Khumbu eingerüstet, so dass die Schönheit nicht wirklich zur Geltung kam. Das Dorf an sich hätte mich auch noch sehr gereizt, aber wie es immer so ist, wenn es am Schönsten ist, muss man gehen. Wenigstens konnten wir einen Blick auf das Fort werfen und weiter ging es.

Nicht weniger als drei Pässe, einen Gletscher (Karo-La) und die heiligen Seen Yamdrok/ Namtso konnten wir an diesem Tag bewundern. Da uns auch weiterhin das Wetter hold war, machte die Tour so richtig

Spass…..gefühlt hielten wir alle 10 Minuten und genossen dieses so großartige Fleckchen Erde. Unser Guide und unser Fahrer verloren nur kurz Ihr Grinsen, als mein lieber Mann eine Mücke im Auto erschlug- das war für unsere gläubigen Buddhisten der reinste Frevel, eine zweite Mücke wurde zärtlich während des Blutsaugens am Arm in die freie Natur entlassen…..es können nur Buddhisten sagen, dass die eigene Großmutter aufgrund von schlechtem Karma am Arm genuckelt hat!!!!!

die heiligen Seen Namt Tzo und Yamdrok

Yak

Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder in Lhasa. Ein letztes Mal ging es zum Barkhor und ins New Mandala Restaurant. Wir genossen den Blick auf den Johkang bei Nacht und und ließen uns das Yak Steak schmecken

Auf nach KTM

Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen- ein letzter Blick zum Potala und wieder gab es weiße Schals für eine gute Weiterreise.

Die Maschine der China Southern war ausgebucht, was angesichts des horrenden Flugpreises (560 $) schon erstaunlich war. Wir hatten einen schönen Blick auf den Everest und freuten uns, dass wir aus Tibet raus waren. Was wir an diesem Tag noch nicht wußten, dass es die letzte Maschine war, die aus China nach Kathmandu flog. Angesichts des Kerosinboykotts in Nepal, gab es ab Anfang Oktober keine Flüge mehr zw. Lhasa und KTM….da hätten wir aber lange Gesichter gemacht!

Wir Sechs waren uns sicher, wir hatten eine tolle Tour in einer der abgelegensten Ecken der Welt genossen. Wir waren uns ebenfalls sicher, dass wir jederzeit wiederkommen würden- der Marsch um den Mount Kailash ist doch ein ziemlich reizvolles Angebot.