Ich kann mich noch gut an die Nachrichten vom 26.12.2003 erinnern, nein, kein Schreibfehler, nein….ich meine nicht den Tsunami taggenau ein Jahr später.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag 2003 wackelte die Erde für 15 Sekunden, zerstörte die größte Lehmstadt der Welt Bam, und kostete nach inoffiziellen Meldungen über 40.000 Menschen das Leben. Ein Jahr später erklärte die Unesco Bam und seine Zitadelle zum Weltkulturerbe und sicherte damit den Wiederaufbau. Die Neustadt wurde ebenfalls wieder, diesmal erdbebensicher, aufgebaut und Bam erfreut sich zunehmend mehr an wieder steigenden Besucherzahlen.
Auch wir wollten nach Bam, auch wenn das auswärtige Amt vor Reisen in die Region Beluschisthan abrät……Beluschisthan beginnt hinter Rayen und zieht sich bis weit nach Pakistan hinein. Beluschisthan ist die Brutstätte der Taliban-in Pakistan und Pakistan war immer noch rd 250 km entfernt. Für uns kein Grund auf Bam zu verzichten, allerdings richteten wir die Fahrt so ein, dass wir zunächst nach Bam fahren würden und am Nachmittag Rayen besuchen wollten. Tagsüber, mit vielen LKWs auf den Straßen fühlten wir uns sicherer.
Wir fuhren um 8:30 Uhr los, hatten unsere Visa und Passkopien eingesteckt, der Lonely Planet hatte etwas von Polizeikontrollen an der Straße geschrieben.
Die Strecke war wunderschön, abwechslungsreiche Landschaften zumindest auf den ersten Kilometern.
Am Abzweig Richtung Arg-e Rayen kam tatsächlich eine Polizeikontrolle, die Herren in Uniform kontrollieren nach Drogen aus Afghanistan.
Kurz vor Bam hielt uns die Polizei an…..aber nicht wegen eines Vergehens, nein die Herren wollten wissen wer wir sind, woher wir kommen und wünschten uns einen schönen Tag- Germany zieht hier immer.
Wir dankten nach der ersten Polizeikontrolle den Herren Khomeini und Chamenei….ein Foto, welches ich in Gedanken schon so oft geschossen habe. Böse Talibanjungs haben wir übrigens keine gesehen……
Kurze Zeit später fuhren wir durch die Neustadt, sahen viel Bautätigkeit aber auch noch Ruinen aus 2003.
Die Lehmstadt steht wieder….leidlich aber mit sehr reger Bauaktivität und ja, sie ist dank der emsigen Restauration weiterhin die größte Lehmstadt der Welt.
Die ersten Eindrücke gab es von der Zufahrtsstraße und bereits dort war klar…hej, das lohnt doch!
Wir hatten die Anlage fast für uns alleine, die meisten organisierten Reisegruppen schauen sich nur Arg-e Rayen an und fahren nicht die 180km Richtung Pakistan.
Ich lasse jetzt mal Fotos sprechen, die Hauptgebäude stehen wieder ( Zitadelle, Moschee, Karavanserei, Basarstraße).
Wir erklommen die Zitadelle und machten uns einen eigenen Eindruck über die Zerstörung der Lehmstadt,vieles ist einfach nur abgesichert worden. Arg-Bam war zu 100% zerstört, die Neustadt hatte es 2003 zu 70% erwischt.
Man darf Bam nur auf zwei Hauptwegen besuchen, viel Entdeckergeist für die einzelnen Neighborhoods der Zitadelle kann man sich spraren, man kommt aufgrund der Einsturzgefahr (noch) nicht hin.
Erbarmungslos ballerten 30Grad auf unsere Kopftücher, wir waren nach dem Besuch von Bam ziemlich erschossen und genossen erstmal ein gutes Kebabfresschen im Dorf und bewunderten diese Schönheit.
Das Wetter schwächelte ein wenig auf der Rücktour, wir hörten „den König von Scheißegalien“ und kamen ohne Probleme an den Drogenhunden vorbei. Viele PkWs aus Afghanistan und Pakistan standen hinter dem Polizeicheckpoint, brave deutsche Hassos trainierten ihre Fellnase. Wir machten nur einen U-Turn, zogen zum dritten Mal an den Drogenfahndern vorbei und befanden uns auf dem Weg nach Arg-e Rayen.
Arg-e Bam und Arg-e Rayen….oder auch was dem einen sein Leid, den Anderen sein Freud.
Aufgrund der Zerstörung von Bam trat Rayen stärker in den Vordergrund. Mit einer Größe von rd. 1/6 von Bam aber einer nahezu vollkommen intakten Zitadelle, der Nähe zu Kerman usw. ist Rayen das perfekte Naherholgsziel. Der vierthöchste Berg des Irans ist ebenfalls von der Lehmstadt aus zu bewundern, wie Bam ist Rayen rd 1500 Jahre alt.
Wir hatten in der Lehmstadt das Vergnügen von mehreren Reisegruppen, die meisten davon sahen wir abends in unserem Hotel beim Abendessen wieder.
Ich lasse wieder Bilder sprechen. Zu sehen sind Wohnhäuser, Gouverneurshäuser, Moschee und Badehaus sowie super Ausblicke von der Zitadelle und Stadtmauer.
Gegen 16:30 war es Zeit Fazit zu ziehen, Beide Lehmstädte sind absolut sehenswert, ich finde allerdings nicht, dass Rayen lohnenswerter ist. In Rayen ist ebenfalls das Wenigste im Original erhalten, leider hat der Lehm zumTeil einen Grünstich und das finde ich ebenfalls eher ungelungen……meine Meinung, erst beide Städte machen ein rundes Bild, ich bin froh die Chance auf den Besuch beider Zitadellen und Städte wahrgenommen zu haben.
Wir passierten auch das vierte Mal den Checkpoint ohne große Probleme, dafür wurde die mittlerweile sehr iranische Fahrweise unserer Männer fast bestraft…..ein LKW fuhr insbesondere der hinteren Busreihe knapp am Arsch vorbei….aber alle Popöchen blieben wo sie waren.
Auf dem Weg nach Kerman fing es an zu regnen, die Temperaturen gingen auf 14 Grad zurück.
Nach einem Restaurantfindungsversuch entschlossen wir uns für das Hotelrestaurant und tranken in der Wartezeit bis zum Happischnappi nochmal einen Shiraz-Noosh im Teehaus.
Mein Abendessen vom Buffet sah so aus…….es war sehr gut und mit 4,30€ auch angemessen im Preis.
Vollgefressen ging also auch unser letzter Tag im Tourist Inn zu Ende…..
Ich hatte mich immer am Meisten vor der langen Autofahrt nach Kerman gegrault und nach unseren Erfahrungen in Ostaserbaidschan hatte ich große Zweifel, ob eine Distanz von über 560 km überhaupt an einem Tag bewältigt werden kann? Allerdings sind die Straßen im Zentraliran relativ gut ausgebaut und die Erfahrungen mit den bisherigen Autostrecken stimmten positiv.
Wir frühstückten um 7:00 Uhr und trugen unsere Pieselotten zum Bus. Zuerst fuhr Ralf, später löste Mathias ab und die Dämlichkeiten bestaunten mehr die Landschaft. Anfänglich eher eine Halbwüste mit Salzabbau und Salzbergen, später kamen Salzseen hinzu. Rund eine Stunde vor Kerman waren wir dann wirklich in der Wüste.
Wir machten unterwegs eine Pause, Froggy schoss das „picture of the day“ welches ich meiner werten Leserschaft vorenthalte…..nur so viel….noch mehr danebentreffen geht eigentlich nicht.
Mit Hans Albers und der „Reeperbahn nachts um halb eins“ hielten wir singend Einzug in Kerman und lachten über die doch recht bizarre Situation……
Unser Hotel, rd. 7 km von der Innenstadt entfernt und mit dem wohlklingenden Namen „Tourist Inn“ entpuppte sich als grundsolides 70er Jahre Hotel mit Möbeln aller Stil und Zeitepochen der letzten 40 Jahre. Besonders schön mutete der Pool an, der seit Khomeinis Einzug so vor sich hinrottete…..man hätte Blumenbeete pflanzen können ….aber ich schätze mal, hier währt noch Hoffnung, dass dieser irgendwann wieder in Betrieb genommen wird?
Peti und Ralf mussten für eine Nacht ins rauchverseuchte Annex ziehen, unschön……diesmal bekamen die Reisegruppen den Vorzug.
Gegen 16:00 Uhr fuhren wir in das recht schöne Kerman, welches sehr weitläufig und irgendwie gut sortiert auf uns wirkte. Kerman ist bekannt für seine Kupferarbeiten und wir waren uns sicher, hier werden wir fündig.
Die Innenstadt und alles Sehenswerte ist am Basar angegliedert, Sightseeing selbst für Fusslahme fast ein Kinderspiel. Wir staunten nicht schlecht, als vor der zentralen Moschee Stühle für ein Konzert aufgebaut waren und der Soundcheck war verheißungsvoll….leider hatten wir keine Karten!
Wir bummelten über den Basar, Kupfer ,- u.Teppichwaren wechselten den Besitzer. Am Interessantesten war aber dann doch der Gemüsebasar-tolle Fotomotive.
Wir gingen in einem einfachen Restaurant, in einer Karawanserei essen, Portionen waren eher klein bemessen….wir aßen Dizi, Köfte und Aubergine.
Auf unserem Heimweg mussten wir feststellen, dass der reguläre Weg zum Auto versperrt war, wirklich liebes Sicherheitspersonal uns über den VIP-Backstage Bereich wieder in die Welt hinaus ließ…..ach die Perser!
Wir versüßten uns den Abend in unserer hoteleigenen Teestube….und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Am nächsten Morgen genossen wir gegen 8:00 Uhr das recht gute Frühstücksbuffet, danach wechselten die Männer Euronen in Rial und Peti und Ralf das Zimmer.
Gegen 10:30 Uhr fuhren wir in die Innenstadt, parkten Farsiwahn regelkonform auf dem Parkplatz ein und bestaunten zunächst die Karawanserei, die gestern als VIP Bereich diente.
Danach besuchten wir die kleine Moschee Ganj Ali Khan, die mal so richtig aus dem Rahmen fiel, weil winzig klein und vermutlich auch nicht sehr bedeutend. Die Jameh-e und Shah Moschee ließen wir mal einfach aus….man muss nicht alles kennen.
Dafür wurde der Basar von hinten nach vorne, von vorne nach hinten umgekrempelt, Kuperwaren, Gewürze, Tücher und Taschen wurden gekauft. Erstmalig sahen wir Bettler und vorallem bettelnde Kinder waren auffällig. Ein Iraner erzählte uns, dass es sich hierbei um Flüchtlingskinder aus Afghanistan handeln würde und tatsächlich die Kinder fielen aus dem Erscheinungsbild der letzten 2,5 Wochen. Aufeinmal sahen wir überall Afghanen, auch in typischer Landestracht-wobei keine der Frauen Burka trug. Ein kleiner Knopf, keine fünf Jahre alt, hockte vor einer Personenwaage…..es blutete mir das Herz! Kein SOS Kinderdorf, kein Unicef…..hier gibt es keine soziale Versorgung.
Kerman verfügt über eine wunderbare Kuppelhalle ( Timche) die ich das letzte Mal in solch einer Pracht in Tabriz gesehen habe. Wir scheiterten allerdings mit unserem Wunsch in die erste Etage zu gelangen.
Zur Stärkung trafen wir um 13:00 Uhr wieder Alle zusammen und besuchten gemeinsam das Hamman-e Vakil Chaykhanneh…..früher,vor Khomeini Hamman, nach der Revolution Teehaus aber nicht minder sehenswert.
4/6 brauchen noch Gewürze und als letztes Sightseeinghighlight schauten wir uns nochmals das Ganjali Khan Badehaus für Puppen an……gefiel mir fast besser, als die Variante in Shiraz, da es oppulenter, leerer und heller war. Das Eishaus in der Wüste cancelten wir……..ob das nun gut oder schlecht ist, wird sich in Yazd und Kaschan zeigen. Hoffen wir mal, dass eine der beiden Städte uns etwas Ähnliches bieten kann.
Unseren Nachmittagsschmankerl nahmen wir im Hotel im Teehaus ein. Danach gabs einen Nachmittagsschlaf.
Unser Abendprogramm bestand aus einem Bummel über den Prachtboulevard, dem Besuch einer Edelkonditorei sowie unserem grandiosen Abendessen.
Auf dem Rückweg fanden wir einen Laden, der fast nur deutsche Waren verkaufte. Über Zwilling, Brabantia, Leonardo, Villeroy& Boch war fast Alles vertreten, was Rang und Namen hatte…..Bravo, hier wird das Embargo umgangen!!!!!!
Heute gab es bereits um 7:00 Uhr Frühstück und danach bezahlten wir unsere feudale Fressrechnung vom ersten Abend und die Wäsche.
Nachdem wir unsere Sachen durch den Basar geschlörrt und den Wagen auf dem Parkplatz ausgelöst hatten, machten wir uns um 8:00 Uhr auf den Weg nach Shiraz.
Die Landschaft wurde wüstenähnlicher, die Luftfeuchtigkeit lag bei unter 20% die Lippen sind spröde, die Hände lechzen nach Feuchtigkeit. Die Fahrt zog sich, wie vermutet……Wir machten unterwegs drei Stops, einmal um Melonen zu kaufen und die anderen Male um unsere Stehkloerfahrungen zu vertiefen. Übrigens, zwei Melonen kosten 0,70€ !
Um 15:00 Uhr erreichten wir Shiraz und unser Hostel, diesmal sind wir ohne großartige Probleme zu unserer Unterkunft gelangt. Und was haben wir für einen guten Wurf gemacht ! Das Seray-e Humayouni Guesthouse ist ein Traum aus 1001 Nacht und wir waren Alle von unseren Zimmerchen begeistert.
Nach dem ersten „ Sackenlassen“ machten wir uns auf den Weg zum ersten Unesco Highlight, dem Bagh-e Naranjestan Garten, Unesco Weltkulturerbe, dem hübschesten Garten von Shiraz.
Keine zehn Minuten vom Hostel entfernt und voll, voll mit deutschen Touristen. Shiraz scheint förmlich überlaufen mit deutschen Reisegruppen, Willkommen auf der Iran Rennstrecke!
Nachdem wir uns an der netten kleinen Villa und der Gartenanlage satt gesehen hatten, war es mal wieder Zeit für ein wenig Bazar, diesmal der Vakil Bazar mit Seray Mehr Café, wo wir auch gleich mal zum Abendessen einkehrten. Petra, Ralf und ich aßen Dizi und diesmal wussten wir bereits wie man dieses isst. Mit sechs Leuten für 20€ essen gehen macht schon Spaß.
Fünf von Sechs genossen den frühen Abend auf dem Basar, Eins von Sechs kurierte weiterhin den Rotz aus. Vier von Sechs widmeten sich der wichtigen Frage, ob Kupferauflaufformen wirklich notwendig sind-am Ende blieben diese im Laden.
Drei von Sechs nahmen den Weg über die Vakil Moschee, zwei von Sechs liefen über eine andere tolle Moschee zum Hostel. Mit Tee und Gebäck ließen wir den ersten Abend in unserem zauberhaften Hostel ausklingen.
Am nächsten Morgen hielten wir uns an den Rat der Reiseführer und waren bereits um 7:00 Uhr auf dem Weg in die Nasir al Molk Moschee, die Moschee mit dem berühmten Licht! Tja, was soll man sagen…..bereits um 7:20 tummelten sich um die 30 Leute vor der Moschee herum, drinnen war es in den ersten Minuten noch ruhig und dann war es mehr die Situation „Fliegen auf Scheiße“…..die selbstdarstellerische Selfie-Instagram Fraktion plus meine chinesischen Freunde, die sich nicht von 50 genervten Normaltouris aus der Fassung bringen ließen und mit zunehmenden Lichteinfall kam auch noch die Reisebusfraktion hinzu. Es gibt so schöne Fotos im www-von uns eher keine, zumindest nicht mit buntem Teppich! Willkommen im Massentourismus, hier wird wohl gegengesteuert werden müssen.
Im Hotel genossen wir unser feudales Frühstück mit selbst gebackenen Brot und Ash sowie einem grandiosen pochierten Ei.
Danach machten wir uns wieder auf den Weg in die Innenstadt und liefen über die Khan Schule zum Vakil Badehaus und zur Vakil Moschee.
Die Koranschule wurde 1615 gegründet, das Gebäude war für 100 Schüler ausgelegt und wurde durch viele Erdbeben stark zerstört. Lediglich das Eingangsportal war immer unkaputtbar.
Im Hamman-e Vakil wird nicht mehr gebadet, dafür hat Khomeini gesorgt-heute zeigen nur noch Puppen wie es mal war!
Die Vakil Moschee wurde bereits zu Karim Khans Zeiten erbaut und hat eine beeindruckende Gebetshalle-leider macht sich langsam und allmählich Moscheekoller bei uns breit.
Nach so viel Kultur mussten Klamotten und nen alkoholfreier Cocktail her -Mojito und ein neues Mäntelchen traten in mein Leben.
Beschwipst vom Nichtalkohol erkundeten wir im Anschluss einen Second Hand Teppichhandel und wurden für ganz wenig Geld fündig-ein Brüderchen-Schwesterchen Teppich werden ab demnächst Rangsdorf und Britz verzieren.
Ralf und Froggy brachten die neuen Errungenschaften ins Hotel, wir Mädels verliefen uns aus dem Weg zur Festung erstmal kräftig-300 m können manchmal hart sein. Wir vertrödelten den NaMi in der Sonne, unsere Herrlichkeiten ließen sich Zeit und wir ließen die Festung auf uns wirken.
Die Festung Arg-e Karim Khan wurde in der frühen Regentschaft der Zand Zeit gebaut und war Teil des königlichen Hofs. Einer der vier Wehrtürme gilt als „Schiefer Turm von Shiraz“ da sich dieser merklich neigt…..da unterirdische Badehaus sorgte für Probleme.
Die Festung wurde während der Pahlevi Ära als Gefängnis genutzt, man mag sich kaum vorstellen, wie schrecklich es gewesen sein muss…..auch heute ist die Festung noch kein wirkliches Schmuckstück, bis auf das berühmt berüchtigte Badehaus.
Wir lechzten nach Eis und da hinter der Festung die Eisstraße von Shiraz liegt, war unser Schicksal besiegelt. Bereits jetzt sei gesagt, 5/5 überstanden das Abenteuer ohne Flitztk……Nr.6 versuchte sich nicht am Eis sondern an der lokalen Spezialität: Mais mit Champis und Jägersoße, ebenfalls ohne Spätfolgen.
Kulturell war Shiraz für uns fast abgehakt, auf Museen hatten wir Alle nicht so große Lust und somit vertrödelten wir den Nachmittag auf dem Bazar und gingen füh essen.
Als letztes großes Highlight hatten wir uns den heiligen Schrein von Shah-e Cheragh aufgehoben. Auf dem Gelände liegt der Schrein von Sayyed Mir Ahmad der 835 n. Chr. nach Shiraz kam und dort getötet wurde. Er war einer von 17 Brüder des Iman Reza ( damit direkter Nachkomme von Mohammed) . Desweiteren sind auch Sayyed Mir Mohammed und einem namentlich mir unbekanntes Brüderchen von Ahmad beerdigt.
Das wir Mädels der Tschadorpflicht unterlagen war uns bereits klar. Leider hatte der Reiseführer verschwiegen, dass nur Handys, keine Taschen aufs Gelände dürfen. Außerdem war ungehindertes Umherschwänzeln verboten, uns wurde eine beflissende Religionshüterin zur Seite gestellt. Um eine Lanze zu brechen, das Mädel hatte eine so dermaßen angenehme Art, sie missionierte nicht, sprach von Abraham nicht von Ibrahim als sie in die Geschichte einstieg und erfragte Hintergründe zum christlichen Glauben ( mehr Protestanten oder Katholiken in D? Unterschiede im Glauben). Außerdem stellte sie die Gemeinsamkeiten im Glauben als auch zw. Persien und Deutschland her…..Keine/r von uns Sechs wird keinen Wunsch am Schrein geäußert haben, schließlich gehen Shiiten savon aus, dass jeder Besucher eines Schreins von den Propheten eingeladen wurde, auch wir !
Ein Wunsch der von uns offen geäußert wurde: Allah, Gott oder wer auch immer, bitte lass niemals Bomben auf dieses Schmuckstück fallen.
Wir gingen getrennt nach Männlein und Weiblein in den Komplex, bekamen die Tschadore und unterzogen uns einer Einlasskontrolle. Zunächst besuchten wir die Moschee, danach die Schreine. Den Schrein von Ahmad durften wir nur von außen durch die Tür bewundern und den stillen Wunsch äußern, bei den Brüderchen gings lässiger zu, allerdings wurden die Herren mit einem grünen Religionsfeudel vom Schrein gefeudelt und standen ohne Schuhe vor der Tür, da unsere Religionshüterin diese in Verwahrung genommen hatte.
Achtung, 100% der Fotos stammen von unseren Handys:
Tschadorladies:
Eingang zum Heiligen Bereich.
Hier durften wir nicht hinein, nur Wünschlein äußern:
Bei den Gebrüdern mir gings lässiger zu, natürlich wurden wieder Wünsche geäußert.
Der Besuch hatte uns nicht kalt gelassen und ich raten jeder/m Iranbesucher/in diesen Schrein zu besuchen und einzutauchen.
An unserem letzten Tag wurde es archäologisch-wir besuchten die Unsecostätten Naqsh-e Rostan und Persepolis.
Zunächst fuhren wir zu der antiken Stätte von Naqsh-e Rostan mit seinen Felsengräbern. Man geht davon aus, dass die vier Gräber von Dareios I u. II .Artaxerxes I und Xerxes I hier liegen, ganz sicher sind sich die Historiker allerdings nicht. Die Steinreliefs zeigen anschauliche Eroberungszenen und königliche Zeremonien.
Persepolis über die Mittagssonne zu besuchen war bestimmt nicht unsere cleverste Idee, das zarte tomatenrot auf Gesicht, Hände und Scheitel erzählen eine eigene Geschichte.
Persepolis war eines der antiken Weltwunder, Dareios der Große baute diese grandiose Stadt 520 v Chr. Alexander der Geoße zerlegte genau diese in Schutt und Asche um 330 v. Chr…..Männer die sich für die Größten hielten waren immer die Schachfiguren in dieser Region. Der Schah hielt 1971 eine millionenschwere Party in Persepolis zur 2500 Jahr Feier Persiens ab, die älteren haben bestimmt noch Bilder der TV Übertragungen vor Augen.
Ich gehe auf die einzelnen Häuser, Treppen und Reliefs nicht ein, seid aber versichert, es lohnt sich……vor Allem die Reliefs.
Am späten Mittag fuhren wir wieder zurück nach Shiraz und wurden Zeugen einer kleinen revolutionären Tat. Wir hoffen, dass diese mutigen Hoffnungsträgerinnen die Zukunft des Irans symbolisieren.
Wir überfielen einen eher seltenen Supermarkt und fraßen uns durch frisch gebackenes Brot und Joghurt. Der Abend ging für Körperpflege und packen drauf, unser Abendessen nahmen wir im Hostel ein. Es gab Puffer aus Berberitzen, Walnüsse, Ei, Spinat, Mehl und dazu Joghurt. Neben Tomaten wurden auch Gurken gereicht und erstaunlicherweise wurden wir satt.
Um 22:00 Uhr knipsten wir das elektronische Klärchen aus.
Nach einer Mütze Schlaf sah die Welt wieder anders aus. Fünf von Sechs waren ok und einigermaßen wieder hergestellt, Mathias hatte Rotz und Husten.
Fünf von Sechs machten sich nach dem typischen Frühstück auf den Weg in die City, Mathias verkroch sich wieder ins Bett.
Wir schlenderten durch den vollkommen leeren Basar, 99,9% der Läden war geschlossen bis zum Naqsh-e-Jahan Platz,dem drittgrößten Platz der Welt, mit einer Ausdehnung von 512m Länge und 163m Breite. Größer sind nur Tian Menund Roter Platz. Doch anders als zuletzt Genannte eignet sich der Platz nicht für Militärparaden, da ein Wasserbecken mit Springbrunnen und eine Gartenanlage die Basararkaden schmücken. der Platz wurde von Shah Abbas dem Großen 1602 angelegt und einige Veränderungen wurden von den Pahlavis durchgeführt, wie die Springbrunnen und Pferdekutschen auf dem Platz.
Wir lernten einen Typen vom Teppichgeschäft kennen, der mit Ralf auf dem Moped zur nächsten Geldwechselstube fuhr, um zu schauen, ob diese offen war-Fehlanzeige kein Geld am Geburtstag des Mahdi, andere nennen es Ostern!
Wir schlenderten zunächst über den Platz und schauten uns die Angebote für die Touris an, der sehr viel käuflicher als der Kram auf den Bazar-e Bozorg wr. Petra wurde fündig, ein neuer Tischläufer wird bald den Esstisch in Rangsdorf schmücken.
Unser erstes Highlight war die Moschee des Schah, Masjed-e Schah. Leider steht diese zum Teil „under reconstruction“ sie war dennoch mehr als sehenswert. Die Moschee ist seit 400 Jahren unverändert, die Kuppel wurde 1629 vollendet und der gesamte Komplex steht als Denkmal für die Errungenschaften der Safawiden Dynastie.
Das Portal der Moschee wurde zum Innenhof gebaut, die Moschee selbst zeigt nach Mekka. Mit Absicht wurden Ungenauigkeiten implementiert um die Demut gegenüber Allah zu zeigen.
Nach der Moschee ist vor der Moschee-wir besichtigten nach der Schah Moschee die Lotfollah Moschee, die zw 1604-1619 gebaut wurde und einen Gegenpol zu der gewaltigen Schah Moschee bildet. Sie wird auch als schönste Moschee der Welt bezeichnet, und so ganz falsch liegen die Fachexperten damit nicht.
Nach einem üppigen Resteessen, inkl Nachtisch aus Lamm ( wir dachten es sei Mango) schlenderten wir in die Masjed-e Jameh, der Freitagsmoschee, die mit 20.000 qm die größte im Iran ist und bereits im 11 Jh mit eine Vorversion der Moschee gebaut wurde.
Bereits die Anhänger Zarathustras sollen hier gebetet haben.
Mit einem weiteren Basarbummel und einem Schlendrian über den Naqsh-e Jahan Platz ging der erste Sightseeing Tag in Esfahan zu Ende.
Wir genossen auf dem Dach des Kunstmuseums den weitläufigen Blick über den Platz und genossen Tee und Café Americano.
Mathias traf in dem Café des Schmuckmuseums einen langjährigen Kunden aus Berlin, so klein ist die Welt.
Zum Abendessen gab es Ash, eine dicke Nudelsuppe mit Bohnen.
Wir gingen früh ins Bett, die Wunden wollten geleckt werden.
Am nächsten Morgen starteten wir wieder zu Sechst un den Tag. Zunächst mussten Rial her, Mathias, Ralf, Annegret und Karin machten sich mit dem Taxi auf dem Weg zum Geldwechsler, Peti und ich durchstöberten die Haushaltswarenläden und erfragten Apotheken, mich hatte eine Blasenentzündung erwischt.
Als wir wieder Millionäre waren, stiegen wir in zwei Taxis und fuhren zur Kelisa-ye Vank der armenischen Kirche von 1655. Vorher besuchten wir eine sehr gut sortierte Apotheke, ich bekam iranisches Antibiotikum, welches Gott sei Dank im Verlauf des Tages anschlug.
Im Inneren der Vank überraschten uns tolle Fresken, die mich allerdings auch an flämische Maler erinnerten, auf dem Außengelände wurde an den Genocid der Armenier gedacht.
Wir liefen gemütlich durch das Armenierviertel bis zur berühmten Si-o-Seh Brücke mit ihren 33 Bögen, erbaut 1599. Sie ist bis heute ein beliebter Treffpunkt und eine Verbindung der Innenstadt zum Armenierviertel. Natürlich waren wir auch dort wieder ein beliebtes Fotomotiv.
Da Teestuben rar waren, gab es typisches iranisches Fastfood zum Mittag: Dôner und Pizza für 9€ für sechs Personen.
Im Anschluß schnappten wir uns wieder zwei Taxis und gingen auf Palasttour. Unser erstes Ziel war der Kakh-e Chehel Sotun, ein Lustschloss mit 20 Säulen die sich im Wasserbecken spiegeln und dem Palast seinen Namen gaben, 40 Säulen! Bei dem heutigen Palast handelt es sich um einen Wiederaufbau nach einem Feuer von 1706, der Ursprungspalast wurde unter Shah Abbas 1649 vollendet. Wirklich sehenswert ist nur der Thronsaal mit atemberaubenden Fresken und der Eingang mit seinen Spiegeln.
Nach der Kultur wurde zünftig im palasteigenen Teehaus Chay gesüffelt.
Zurück am Platz besichtigten wir endlich den Ali Qapu Palast mit seinem schönen Blick von der Terasse auf den Naqsh- e-Jahan-Platz sowie das berühmte Musikzimmer mit einem tollen Deckengewölbe.
Ab dem Palast trennten sich ein wenig die Wege, Froggy nahm das gestrige Tagesprogramm im Angriff, die Anderen gingen schlendern, ich setzte mich an das Wasserbecken und lernte Nader kennen der ziemlich freimütig zugab, abgelehnter Asylbewerber in D zu sein, mir nen bissel was über die Flucht 2015 berichtete und natürlich auf Frauenfang war! Da war ich ja mal die ganz falsche Gesprächspartnerin….später sah ich ihn auf andere Mädels einquatschen.
Den Spätnachmittag verbrachten wir im Hostel und sortierten unsere Laundry….zuerst hatte ich einen Socken zu viele und drei Schlüppis zu wenig….ich bin auf die Inventur in Berlin gespannt, wenn die Sachen sortiert sind.
Zur blauen Stunde rückten wir für Nachtfotos auf den Platz aus und da sich am Ende doch das kleine Hungerchen meldete, gingen Petra, Ralf und wir Zwei in ein entzückendes Café und kosteten Mirza Ghasemi, Aubergine-Ei-Spinat mit Fladen.
Wir ließen den Abend im Hostel ausklingen, sortierten die Laundry ( ein Kleid und ein T-Shirt blieben auf der Strecke) und schlüpften zum letzten Mal in unser Esafahan Bettchen.
Um 4:30 Uhr klopfte es zart an unserer Zimmertür und ab diesen Moment waren wir zu Sechst. Die Berliner/-innen hatten es mit der liebreizenden Pegasus nach Teheran geschafft. Dank Germania ohne Essen und ohne die Möglichkeit die Sitze zu verstellen. Die nächsten Minuten vergingen mit „großem Hallo“ und wie machte es uns jetzt zu Sechst im Zimmerchen gemütlich.
Um 7:00 Uhr stürmten wir das gute Frühstücksbuffet des Novotel und in der Rückschau des Tages, war das üppige Frühstück ( Spaghetti und gebackenes Gemüse ) genau das Richtige……man sollte im Iran nie den Tag vor dem Abend loben! Mathias und Ralf verzogen sich kurz nach 8:00 Uhr in Richtung Europcar, Karin und Petra versuchten sich an Irancell und „Kohle hole“ da die Pegasus Gäste an einem anderen Terminal abgeladen wurden, war die Einreise für dei Vier eben doch ganz anders gewesen. Annegret und ich schauten nen bissel Koran TV und gammelten die letzte Stunde auf dem Zimmer dahin. Mathias und Ralf kamen mit Auto und Sim für alle Beteiligten zurück, Karin und Petra durften immerhin 10€ tauschen, upps…..später erfuhren wir,dass immer erst ab 10:00 Uhr das Geld ausgegeben wird, wenn der aktuelle Wechselkurs feststeht. Könnten ja ansonsten ein paar Millioen flöten gehen.
Um 10:30 Uhr waren wir mit unserem Bus „on the road“, im Laufe des Tages bekam das Raumwunder den Namen Farsiwahn…… Bereits beim Beladen des guten Stückes bemerkten wir, dass der Zigarettenanzünder nicht funktionierte und wir weder Navi noch Handy laden können-suboptimal, bei fehlender Navigation ist man quasi im Blindflug unterwegs. Es war klar, wir müssen schnellstens an eine Tanke anfahren. Doch zunächst ging es bei quasi nicht vorhandenen Verkehr Richtung Qom, wir richteten uns im Wagen ein und freuten uns über den guten Zustand der Schnellstraße. Die Landschaft war abwechslungsreich, wir sahen wunderschöne Mohnfelder, die fast als roter Teppich bis zu den Bergen gingen und diese wirklich in rot erscheinen ließen. Wieder hockten die Iraner neben der Autobahn, piknickten und machten Selfies. Als nochmals bunte Berge auftauchten, schnappte ich mir die Kamera und drückte nochmals ab.
Wir kamen zügig voran und kurz hinter Kashan, rd 80km vor Abyaneh legten wir einen Reparatur-Pinkel-Sightseeingstop an einer Tankstelle mit pittoreskem Lehmdorf ein. Aus diesem Reparatur-Pinkel-Sightseeingstop wurde ein Reparatur-Pinkel-Tee-Sightseeingstop da die Jungs von der Tanke uns zu sich einluden und uns mit Tee, Keksen und komischem Obst versorgten. Karin und Annegret saßen fotogen vor den Herren Khomeini und Chameni und bekamen einen ersten Eindruck der weltberühmten Gastfreundschaft der Perser. Wir waren begeistert. Zu den Toiletten gibts unterschiedliches zu berichten, Peti und ich hatten Glück bei der Wahl des stillen Örtchens, Karin weniger….
Das Sightseeingprogramm neben der Autobahm sah so aus:
Nachdem wir eine Sicherung hatten, fuhren wir ins jahrhundertealte Abyaneh. Vorbei an militärischen Einrichtungen ( Fotos verboten) kroch Farsiwahn in die Berge. Am Ortseingang kam der übliche Eintritt und diesmal gabs sogar eine Broschüre zum Dorf und uns war klar, das hier wird anders- und wir behielten recht…..der Ort wird förmlich überrannt und da Samstag war tummelten sich Iraner und Reisegruppen durch die hübschen Gasen und wir mittendrin!
Wir bahnten uns unseren Weg durch die Gassen und Straßen, bewunderten und schönen Häuser und Moscheen und hörten neben uns einen ganzen Haufen anderer deutsch redender Menschen-Willkommen auf der Iranrennstrecke.
Nach gut 1,5,5 Stunden und zwei Versuchen das Örtchen auch in der Gesamtperspektive zu sehen, begaben wir uns wieder auf die Bahn Richtung Esfahan. Das Navi sagt etwas von 17:45 Ankunft und bis auf einen leuchtenden Motoblock im Display waren wir glücklich und zufrieden plus richtig kaputt und müde (die Neuankömmlinge). An der nächsten Reparaturtanke konnten wir klären, dass es nicht das Öl ist was Farsiwahn fehlt und somit wurde die Anzeige unter Spaß verbucht und wir fuhren weiter.
Kaum waren wir in der Stadt ging nix mehr- Stau ohne Ende, iranischer Wahnsinn auf den Straßen, Alle wollten Richtung Innenstadt. Wir orteten unser Hostel bereits über googlemaps, kamen aber nicht ans Haus heran, da der großenBasar irgendwie immer dazwischen lag oder wir in einer Lehmhaussackgasse steckten.
Die Iraner feierten auf den Straßen, wir bekamen Muffins in den Bus gereicht und nahmen dankbar an, Hunger hatten wir alle Male. Nach rd .zwei Stunden Kurverei blieb Mathias in zweiter Spur, mit offener Motorhaube stehen und Ralf sprintete zum Hostel und kam mit unserem Gastheber zurück. Nach einigem Hin& Her wurde ein Parkplatz gefunden und wir liefen wie die Packesel in zehn Minuten durch den Basar zum Hostel. Dies hätten wir NIE alleine gefunden. So freuten wir uns umso mehr, gegen 21:00 Uhr endlich angekommen zu sein. Der Ashkani Palace war ein Boutique Hostel in einem 340 Jahre alten, typischen Haus mit reizenden Gastgebern.
Nachdem die Zimmer bezogen waren, bestellten wir Essen! Aufgrund der Mahdi Feierlichkeiten ( 12 Prophet der Shiiten) dauerte es nochmal zwei Stunden, bevor wir endlich, endlich gegen 0:00 Uhr ins Bett fielen.
99,9% aller Touristen fahren an Zanjan vorbei, wir waren die 0,1% Ausnahme. Bereits bei der Suche nach einem akzeptablen Hotel kamen wir schnell an unsere Grenzen. Es gibt ein sündhaftteures Luxushotel am Stadtrand und dann gibt es das Asia Hotel, unsere Bleibe für eine Nacht und das schlechteste Hotel (bislang) auf unserer Tour. 3x teurer als das Sina in Täbris und 3x schlechter noch dazu.
Wir wohnten ebenfalls nicht sehr zentral und da wir ziemlich spät aus Soltaniye „hereingeflattert“ waren, hielten wir es nicht lange in unserem lauschigen Zimmer aus sondern ließen uns von maps.me verirren. Den Weg, den die App gewählt hatte, versetzte uns schlagartig in die Zeit der 80er Jahre und in den Iran/ Irak Konflikt zurück, ärger sieht ne Kriegsfront auch nicht aus:
Ich kann aber zumindest versichern, dass es sich hierbei nicht um den Prachtboulevard von Zanjan handelt und das das gesamte Gebiet wohl abgerissen wird……Großbaustelle großräumig. Nach dem wir den ersten Schock überwunden hatten sahen wir dann doch noch versöhnliche Ecken der 400.000 Einwohner großen Stadt.
In den folgenden Schrein gehen nur Frauen hinein, vermutlich um für großen Kindersegen zu beten.
Wir wollten unbedingt auf den Basar und dort in eine Teestubenhöhle namens Haji Dadash, welche sehr bekannt für Dizi Sanghi, dem Nationalgericht der Iraner ist.
Der Basar gehört den Zanjanern, es gibt keinen Touritrödel, noch gibt es irgendwelche Touris…..wir wurden noch mehr angestarrt als z.B in Täbris.
Die Teestube liegt mitten im Basar, gegenüber einer Moschee und verströmt echten persischen Charme. Nette Kellner und eine coole Atmosphäre laden zum gammeln ein. Auch wir versackten,, „schei….was auf sightseeing“ ! Mit ner Kanne Tee und dem sehr guten iranischen Gebäck wurde die nahende Erkältung von Mathias bekämpft gegen 19:30 gab es dann das Nationalgericht Dizi.
Dizi ist ein sehr schmackhafter Eintropf, bestehend aus Lamm, Kartoffeln, Kichererbsen und Tomate sowie Kräutern und Lammfett von der Keule. Dizi löffelt man nicht einfach aus, sondern zelebriert das Essen. Zunächst wird das Lammfett aus dem Tontopf genommen und in der Schale mit dem Stampfer zerkleinert, Dann wird die Schale mit Brot ausgelegt und die Brühe aus dem Tontopf zugegeben. Wer mag würzt die Brühe nochmals mit Kräutern und Salz und löffelt erstmal diese aus. Danach werden die Kartoffeln, Fleisch, Kichererbsen ebenfalls zerstampft und gegessen- sauleckere Angelegenheit !
Nach unserem Mahl schlenderten wir noch durch die Bazargassen und nahmen einen anderen Ausgang. Wir standen vor der Masjed-e Jameh, der Freitagsmoschee. Jede Stadt hat eine Moschee für das große Freitagsgebet, in früheren Zeiten war dies immer die prächtigste und größte Moschee. Dies hat sich mittlerweile geändert, da die alten Gemäuer dem Bevölkerungswachstum der letzten Jahrhunderte nicht mitwuchsen.
Der Tag hatte uns geschafft und da wir am nächsten Tag nur nach Teheran zurück mussten und keine Lust mehr auf einen erneuten Stopover in Qazvin verspürten, entschieden wir uns zu einem morgendlichen Stadtbummel mit Taxifahrer. Wir wurden schnell fündig, indem wir mit einem illegalen Privattaxi zurück in unsere Kaschemme fuhren und uns Ferathun sofort und umgehend sympathisch war. Wir verabredeten uns mit ihm für 8:30 am nächsten Morgen und verzogen uns in unser anheimelndes Zimmer.
Das Hotel war voll und laut, bis nach 23:30 Uhr rannten die Gören durch die Flure, plärrten die religiösen Programme und statt Flurfunk gab es Treppenfunk auf persisch- bloss blöd das unser Zimmer neben der Treppe lag.
Am nächsten Morgen regnete es mal wieder, statt 18 Grad waren es dann nur noch 9 Grad. Als wir frühstücken wollten, stellten wir fest, dass eine gesamte Flugzeugcrew mit uns im Hotel gewohnt hat und im wahrsten Sinne des Wortes zum Abflug bereit war. Welche Airline haben wir nicht herausbekommen, die Mahan Air gilt als bessere Airline im Vergleich zu Iran Air……vermutlich war es also die Iran Air Crew, wenn ich über das Hotel nachdenke. Ich muss bei Gelegenheit mal Flugzeuguniformen googleln…..
Das Frühstück fiele ebenfalls sehr spartanisch aus, dafür war Feradhun mehr als pünktlich und fuhr uns auf unseren Wunsch zuerst zur Mir-Baha-e-Din Brücke, die von den Kadscharen erbaut wurde.
Am Fluss angekommen, fiel uns der viele Müll im Wasserlauf auf. Der Iran hat eh kein kleines Plastikproblem, insbesondere auf Höhenplateaus, wo der Wind den Dreck nett verteilt, doch der Müll im Wasser entsetzte uns sehr. Unser Fahrer erklärte uns, dass dies Überbleibsel der Überschwemmungen wären, der Müll im Fluss angetrieben werden würde….gut das Arbeiter dabei waren, den Flusslauf zu reinigen.
Nach der weltlichen Brücke versuchten wir religiös zu werden,Betonung liegt auf Versuch! Die Moscheen waren so gut wie alle noch geschlossen- das am heiligen Freitag. Deshalb gibts fast nur Fotos von außen.
Freitagsmoschee
Revolutionsdenkmal:
Fündig wurden wir in der Rasul Ullah Moschee. Diese soll zwar ein Hingucker bei Sonnenuntergang sein, wir fanden sie auch im Nieselpiesel ganz nett. Feradhun sprach mit den Imanen und wir konnten hinein, obwohl auch diese Moschee geschlossen war. Mathias durfte sogar in den Teil für die Frauen, ich hatte eh Zugang zu gesamten Moschee. …..somit bekamen wir eine Privatführung.
Wir besuchten zum Abschluß noch das archäologische Museum von Zanjan, welches eine große Besonderheit aufweisen kann…..die berühmten Salzmänner. Hierbei handelt es sich um Naturmumien, die 2004 gefunden wurden und durch Salz konserviert wurden. Die Mumien waren in einer herausragenden Verfassung, es war noch Kleidung, Schuhe, Messer, Fingernägel sogar ganze Gesichtszüge erkennbar. Leider kann ich keine Fotos präsentieren…..da diese verboten waren-gut so.
Dafür gab es noch andere Artefakte, die nennenswert sind……ich habe z.B Aladins Wunderlampe entdeckt.
Und den Schmuck und die Goldmünze hätte ich auch gerne mitgenommen.
Herzlich verabschiedeten wir uns von Feradhun der sich sehr über sein Geld freute. 500.000 Rial = 3,33 € für für 2,5 Std Stadtspaziergang.
Wir machten uns auf de Weg nach Teheran und waren am Ende echt überrascht, wie lange wir noch unterwegs waren. Erst gegen 14:00 Uhr erreichten wir den Flughafen und verwarfen unsere Idee, in die Stadt zu fahren.
Wir checkten im IBIS ein und gaben dann problemlos das Möhrchen ab. Der Renaut Tondar war uns ans Herz gewachsen, der kleine Kerl hat uns tapfer durch den Iran gefahren und auch wenn er mindestens 3-5 Schrammen und Beulen mehr von uns davon getragen hat, ich hoffe er hat noch ein langes Autoleben.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt, Mathias kurierte Rotz und ich schrieb Blog und sortierte Fotos.
Am Abend gabs Kebab im Novotel und danach hieß es waren auf die Berliner, ab jetzt reisen wir dann zu Sechst.
Der Wetterbericht hatte winterliches Wetter vorhergesagt und tatsächlich regnete es heute früh gewaltig. Wie ließen es ruhig angehen, schließlich hatten wir nur einen großen Tagesordnungspunkt und der hieß Kandovan.
Bevor wir aber in dem pittoresken Dorf ankamen, musste die Farsimöhre dringend etwas zu schlürfen bekommen und bei dollem Gewitter fuhren wir von der Haupstrecke ab und suchten Möhrchen für die Möhre. Das Wetter wurde zusehends schlechter, 5km vor Kandovan fing es an zu schneien und zu hageln. Die Wetter App sagte etwas von 4 Grad, da der weiße Rotz aber liegen blieb, muss es kälter gewesen sein. Die Vorhersage für die nächsten Tage verheißen nichts Gutes für die Region, ab Samstag schneit es wieder täglich bei Minusgrade, naja wir sind ja auch wieder 2200m hoch.
Wir fuhren direkt ins Laleh Rocky Kandovan Hotel und hatten großes Glück, dass wir sofort einchecken konnten. Wieviel Glück wir hatten, bemerkten wir bei der Zimmerinspektion-wir hatten ein Upgrade mit Whirlpool erhalten! Das Hotel war nicht günstig gewesen, aber die einzige Option direkt im Ort zu schlafen und das auch noch in einer Lavasteinhöhle. Natürlich hatten wir uns für ein normales DZ entschieden, da aber eine chin. Reisegruppe von Maral Tours abends auftauchte, hatten wir das Upgrade erhalten, schließlich hat das Haus nur 20 Zimmer. Noch nie war ich Chinesen so dankbar gewesen…..
Lassst Euch von der Anlage verzaubern:
Da es immer noch stark regnete und schneite verzogen wir uns erstmal in den Whirlpool und genossen die Blubbermassage, uns fehlte eigentlich nur ein Glas Sekt, undenkbar im shiitischen Iran.
Danach genossen wir unser Zimmer, plünderten die Minbar, machten uns Nescafé und aßen leckere Waffeln mit Kaffeegeschmack.
Aufeinmal kam die Sonne heraus und Mathias stoch die Hexe! Ohjee, ausgerechnet jetzt ein Futonbett! Da aber Laufen die beste Medizin bei angeschossenem Rücken ist, machten wir uns auf den Weg ins Dorf und kehrten nach zehn Metern um! Es hagelte, schneite und regnete- bei strahlenden Sonnenschein! Verrückte Welt! Also nahmen wir das satte und zufriedene Möhrchen und kullerten die 500m ins Dorf …..da war es dann auch schon wieder trocken.
Kandovan besteht aus Lavastein/Tuffstein und ist damit geologisch den Felsenwohnungen in Kappadokien und Guadix ( Andalusien) sehr ähnlich. Die Tuffkegel sind sogar mehrstöckig mit Ställen fürs Vieh. Das Dorf ist mehrere Jahrhunderte alt, mittlerweile hat sich aber ein Unterdorf entwickelt, welches ein wenig den Zauber von Kandovan nimmt. Wir schlenderten dennoch hochzufrieden durch Schneematsch und Schlamm und freuten uns über das Dorf und den strahlenden Sonnenschein.
Nachdem wir den Dorfkern besichtigt hatten, liefen wir auf die andere Seite des Sawand ( Fluss) und kraxelten den Hügel hinauf. Dabei genossen wir Salzkirschen ( Schattenmorellen mit Salz haltbar gemacht) , die wir vorher einer geschäftstüchtigen Hausfrau in Kandovan abgekauft hatten. Vorher warfen wir noch einen Blick in ihre Höhle- not too bad wie der Australier so sagt.
Der Blick auf Kandovan ist nicht ganz so schön wie auf Masouleh aber wir wollen mal nicht meckern.
Zurück im Hotel las ich mich ein wenig in den Islam ein und lernte, dass die Sunniten die orthodoxeren Muslime sind, hier im Iran die reformierteren Shiiten zB nur 3x beten am Tag als ausreichend betrachten, Christen und Juden weder verfolgt noch drangsaliert werden. Die iranischen Juden haben das Angebot Israels auf Einwanderung abgelehnt, da die iranischen Wurzeln stärker als der jüdische Glauben ist. Der IS bezeichnet die Shiiten übrigens als ungläubig! Uns war auf jeden Fall nun klar, warum wir auf die Münzen in Ardabil hingewiesen wurden und warum die Kirchen gehegt und gepflegt werden, Nichtmuslime in die Moscheen dürfen und Frauleins von Männleins nicht getrennt werden. Übrigens sind Röcke nicht gerne gesehen, obligatorisch trägt Frau Hose. Achja und noch ne überraschende Info, gleichgeschlechtliche Liebe wird nicht gerne gesehen aber theoretisch nicht verfolgt UND der Iran setzt nach Thailand die meisten Geschlechtsumwandlungen um……und revolutionär, der Staat zahlt 50% der OP Kosten. Na, nun habe ich die/den Eine/n wieder überrascht, oder????
Abends aßen wir stilvoll in der einzigen Option, in unserem Hotel. Es gab mal wieder Forelle, wir hatten am Nachmittag nen Spießchen verputzt und keinen großen Hunger.
Mathias verschwand mit der Hexe als Begleiterin nochmal in den Whirlpool, später flimmte das erste Mal die Glotze—auf jedem Kanal religiöse Verblödung, mit Gebärdensprache. Gegen 22:30 gingen wir in Bett, die Fussbodenheizung war so hoch eigestellt, dass wir trotz offener Haustür, Minusgraden vor genau dieser, das Zimmer nicht unter 25,5 Grad bekamen. Uns stand eine schweißtreibene Nacht bevor….aus der wir viel zu früh und fix und fertig erwachten.
Das Frühstücksbuffet war erweitert iranisch, wurde aber erst ab 8:30 serviert-für uns und unsere Pläne etwas zu spät.
So kamen wir erst um 9:45 Uhr auf die Spur nach Zanjan und graulten uns ein wenig über die 420km die vor uns lagen.
Überraschenderweise war die Fahrt überhaupt nicht wild, wir verfuhren uns nicht, der Verkehr war flüssig und 125 km vor Zanjan verwöhnten grandiose Panoramen und die bunten Berge unsere Augen. Wir wurden schwach und gönnten uns ein paar Aprikosen vom Straßenrand und fuhren die 20km lange „ Bunte Berge Strecke“ gemütlich ab, inklusive ein paar Fotostops.
Um 15:15 kamen wir in Soltaniye, der Stadt der Sultane, an und bewunderten den Dome, der ebenfalls Weltkulturerbe ist und eigentlich Oljeitu Mausoleum heißt. Der besagte Oljetu ( mongolischer Sultan) baute das Mausoleum eigentlich für die sterblichen Überreste des Imam Ali, Schwiegersohn des Propheten Mohammed, konnte aber die Ulemas ( Religionsgelehrten) nicht überzeugen, ihm den Leichnahm zu überlassen. Somit wurde Nadschaf im Irak zur zweitwichtigsten Pilgerstätte nach Mekka und nicht Soltaniye. Der Baumeister itself wurde im Mausoleum 1312 beigesetzt und liegt unter einer der größten türkisen Backsteinkuppeln weltweit.
Das Bauwerk wird zu Zeit restauriert, im Innenraum steht alles voller Gerüste, lediglich von außen ist die Pracht zu bewundern.
Es gibt noch mehr Mausoleen im Umfeld,die ich gerne besucht hätte. Doch die Uhr machte wie immer ticktack und wir wollten auch noch ein wenig durch Zanjan bummeln. Also ließen wir uns wieder mal von maps.me in die Irre führen und fuhren auf Umwegen die 35 km zurück nach Zanjan.
Wir verließen Ardabil kurz vor 12:00 Uhr und machten uns gutgelaunt auf den Weg nach Tabriz ( wir haben uns auf die persische Aussprache geeinigt, die Stadt hat so viele Schreibweisen, wobei das deutsche Täbris irgendwie die hässlichste ist). Unser Auto war wieder sauber und die Strapazen vom Vortag waren vergessen. Das Navi stieg zwar immer wieder aus und wir mussten uns auf maps.me verlassen doch was sollte bei Schnellstraße und Autobahn schon schiefgehen?
Wie ließen uns richtig viel Zeit, ob nun 14:00 oder 16:00 Uhr Ankunft spielte keine Rolle, schließlich hatten wir drei Nächte in Tabriz gebucht. Wo es uns gefiel wurde angehalten……das ist eine wunderbare Eigenschaft an iranischen Schnellstraßen, sie laden zum Anhalten ein und es stellt keinerlei Gefahr dar. Ganze Familien picknicken mit Blick auf dahinrasende LKWs und Busse, zum Teil neben unterirdischen Instustrieanlagen.
Und dann entdeckten wir diese Schnellstraßenschönheit- ob sich in das Gebäude jemals Menschen verirren?
Tabriz machte auf den ersten Eindruck keinen sehr einnehmenden Eindruck, die Städte im Iran erinnern aufgrund der Lehm,-Backsteinstruktur vermischt mit fantasielosen Betonbauten irgendwie immer an ein Kriegsgebiet…..Kairo sieht auch so verboten hässlich aus. Wir schleusten die Farsimöhre durch den Verkehr, maps.me versagte, das Navi kam besser klar.
Das Sina Hotel hatte ich im Netz entdeckt und versucht online zu buchen. Wir bekamen nie eine Antwort auf unsere Anfrage. Maryam von Maral Tours übernahm die Buchung und machte einen Riesenreibach….im Hotel kostete das DZ 4€, wir zahlen doch sage und schreibe 23€ für drei Nächte mit Frühstück. Der Iran ist so unsagbar günstig, es ist unglaublich. Ich hatte keine hohen Erwartungen an das Zimmer und konnte kaum glauben, was wir dann sahen.
Und nun schaut her, das bekommt man für 4€/11,50€, inkl. modernem, renovierten Badezimmer:
Sehr zufrieden hauten wir uns für ne Powernaprunde auf das Riesenbett und zogen dann nochmal Richtung Basar. Ich hatte immer noch die vermalledeiten Leggings an und wurde von den Blicken der Männer und Frauen fast aufgefressen. Irgendwann wollte ich nur noch Socken, egal in welcher Farbe!
Hier ein Blick auf die Masjed-eJame, der Freitagsmoschee die von den Selschuken erbaut wurde. Aufgrund der Leggings gingen wir erst einen Tag später auch in das Gebäude hinein.
Hier wird eine erdbebensichere Moschee gebaut:
Der erste Besuch auf dem Basar, der übrigens auch Unseco Welterbe ist, endete schnell….wir liefen Mansour in die Arme. Dieser ist nun ausgerechnet Chef der Touriinfo von Tabriz und nahm uns in genau diese mit, um uns einen tollen Basarplan zu geben und iranisch Smalltalk zu betreiben. Mit einem Restauranttip für den Abend und unserem Versprechen, dass wir am nächsten Morgen nochmal vorbeikommen, konnten wir uns dann doch losreißen. Wir liefen über die Iman Khomeini Massala und dem Arg e Tabriz und fanden unseren Weg ins Modern Tabriz Restaurant.
Das ganze Essen kam mit Getränk und Salat wieder mal keine 10€, wir sins von den Preisen begeistert. Auf dem Weg zurück ins Hotel kamen wir an einem Bücherladen vorbei und starrten auf „Mein Kampf“ am nächsten Morgen sahen wir Nazipropaganda an einem Kiosk, ganz offen….spooky.
Zurück im Hotel bekamen wir nicht nur Geld gewechselt, sondern auch blitzsaubere und lehmfreie Wäsche, drei Stundenn nach Abgabe. Unser Strafzettel entpuppte sich als Verwarnung und ziemlich erleichtert und hochzufrieden krochen wir in unser Bett.
Am nächsten Morgen genossen wir das typisch iranische Frühstück aus Rührei mit Tomatenmark, hartgekochte Eier, Käse, und Schlagsahnecreme…diesmal ohne Honig bzw. Honigwabe. Naja, nach 3,5 Wochen werde ich es wohl nicht mehr ertragen können. Im Anschluss machten wir uns wieder auf den Weg zum Arg e Tabriz ( Reste der Festungsanlage) und bewunderten nochmal die Iman Khomeini Mossalah-eine der wenigen Moscheen, die bereits nach dem Penner benannt wurden.
Schlußendlich waren wir am weltberühmten Basar von Täbris, der rd 1000 Jahre alt ist und aus 24 einzelnen Karawansereien und Höfen besteht. Außerdem sind die Timche ( Kuppelhallen) mehr als sehenswert. Der Basar ist tatsächlich ein echtes Schmuckstück mit überwältigender Atmosphäre. Es gibt so gut wie keine Tourisouvenierstände, hier lagern Perser in allen Preisklassen, zumeist in der nicht bezahlbaren 11.000€ aufwärts Liga.
Die erste Stunde trieben wir uns nur in den Teppichhallen herum, bevor wir einen Abstecher zur Touriinfo machten, dort auf einen Tee verweilten und uns mit einem Deutschen unterhielten, der von Teheran nach Yerewan reist-in einer Woche!
Gott sei Dank wurden wir Mansour, der Typ von der Touriinfo relativ schnell los ( er witterte ein Geschäft mit dem Brandenburger) so dass wir unseren Spaziergang ohne nervige Begleitung erledigen konnten. Der Basar ist unglaublich schön, es gibt hier quasi Alles zu kaufen. Die schönsten Hallen sind natürlich die Teppichhallen:
Aber auch die restlichen Hallen, Timche und Karavansereien haben etwas.
Uns hatten es allerdings die Hallen angetan und so durchforsteten wir den Basar nach schönem Gewölbe.
Aber neben den Luxusteppichen gibt es natürlich jede Menge Krims und jede Menge Krams was ebenfalls bewundert werden wollte. Zum shoppen war es noch zu früh, wir sind ja noch fast drei Wochen im Land und Gewürze, Trockenobst etc. können noch warten.
Nachdem sich so langsam und allmählich Basarmüdigkeit eingestellt hatte, wurde es Zeit für die Freitagsmoschee, von außen gab es ja bereits ein Bild und nun gibts noch mehr. Im Iran dürfen Männer und Frauen gemeinsam in eine Moschee, manchmal ist allerdings Tschadorpflicht…..doch noch nicht am ersten Tag in Tabriz.
Gegen 13:00 Uhr knurrte uns der Magen und wir kamen auf den Rip von Mansour zurück. Ein waschechtes kleines iranisches Restaurant, namens Hosseini, mitten im Basar und wir die einzigen Touristen ! Es gab Salat, Suppe und Forelle. Die Suppe und der Salat sind hier obligatorisch und nach all den Kebabs waren wir über die gute Auswahl an Essen in Tabriz geradezu begeistert.
Und um noch eins draufzusetzen, dass Essen lag auch nur bei 8,50€ für uns Beide zusammen…..schnell war klar, morgen wieder!
Unser Nachmittagsprogramm ist schnell erzählt, wir wollten die Maryam Kirche besuchen, leider war das Gelände verschlossen und somit kamen wir nicht in den Genuss armenischer Kultur.
Dieser Teil des Irans ist von den Turkstammen, den Aserbaidschanern, Kurden und Armeniern geprägt. Mit den Kirchen von Djolfa, St. Stephanus, Maryam und Sohrol verfügt der Iran über eine große Diozöse in Ostaserbaidschan…..übrigens, St. Stephanus wurde sogar abgetragen und wieder aufgebaut, als die Kirche einem Stausee (fast) zum Opfer gefallen wäre. Farsi wird hier übrigens eher wenig gesprochen, türkisch ist geläufiger. Überall findet man auch Döner Kebab Stände und wenn man genau hinhört stimmt es, die Menschen sprechen in Tabriz türkisch miteinander.
Da die Kirche aus dem 12 Jh. dicht war und wir uns nicht davon überzeugen konnten, dass Marco Polo diese schon besucht hatte, verzogen wir uns aufs Zimmer und verfaulenzten den Spätnachmittag. Auch an unserem zweiten Abend gingen wir ins MTR essen, diesmal schnöden Kebab, ich war noch satt vom Mittag.
Der letzte Tag in Täbriz war zweigeteilt…..auf Frühstück hatte ich bereits nach knapp einer Woche keine Lust mehr, ich aß fast nur noch Gurke und Tomate und ein Ei.
Unseren Vormittag verbrachten wir in der Stadt. Unser erstes Ziel war das Rathaus, dies hatten deutsche Architekten 1930 erbaut, im Hof steht ein alter Mercedes, den ein dt. Botschafter zurückgelassen hatte. Und endlich, ja endlich sahen wir zum allerersten Mal antiamerikanische Propaganda- Mr. Trump ist doch hervorragend getroffen?!
Wir schlenderten zur Blauen Moschee, die 1465 von Jahan Schah errichtet wurde. Sie war mit ihren türkischen Mosaiken eines der berühmtesten Gebäude der damaligen Zeit. Das Gebäude wurde im Erdbeben von 1773 stark beschädigt und bis heute wurde das Gebäude nicht komplett wieder restauriert.
Unser Sightseeingprogramm für Tabriz war noch nicht beendet, bevor es aber weiterhing, musste zunächst ein Perser abgeschüttelt werden, der uns bereits gestern auf dem Basar angesprochen hatte…..so ist das hier in der Stadt. Wir trafen auch Mansour mehrmals an diesem Tag, ziemlich schade für ratsuchende Touristen.
Im Dichtermausoleum liegt der Poet Ostad Shariyar (1906- 1988) dessen Wohnhaus ebenfalls in Tabriz besichtigt werden kann. Der Betonwums wird gerade restauriert, uns hat es nicht so gefallen…..
Neben dem Mausoleum war eine kleine Moschee, die nicht sehr sehenswert war. Wir gingen dennoch hinein und nun kamen meine 10 Minuten- Sandra im Tschador. Tatsächlich lagen die Dinger in bunt geblümt und frischgewaschen zum Verhüllen am Eingang aus und nachdem ich seit Tagen die Frauen beobachtet hatte, verhüllte ich mich auch. Lustigerweise wird ein Tschador über die Klamotten gezogen, selbst das. ursprüngliche Kopftuch bleibt erhalten…..ih wandelte wie ein kleines Hui Buh durch die Anlage und die Irannerinnen hatte ihre Freude an meiner Person….
Und an dieser Stelle im Bericht möchte ich nochmal eindringlich daran erinnern, dass wir auf der alten Seidenstraße lustwandeln. Anbei eine schöne Darstellung, wie man sich den Karawaneneinzug nach Tabriz vorstellen kann, keine zwei km vom größten Basar der Welt entfernt.
Zum Mittag trafen wir nicht nur Mansour sondern kehrten nochmals bei Hosseini ein und aßen die berühmten Tabrizer Fleischklöße.
Am Nachmittag hatten wir aus der Stadt ab, wir hatten Lust auf ein wenig Natur. Ich hatte von den bunten Bergen bei Sohrol gelesen und wir wollten auch die gleichnamige Kirche besuchen.
Ehrlich, wir hielten uns strikt an die Anweisungen des Reiseführers und fuhren nach Khajar. Dort gab es aber nur ein eher langweiliges Nest, bunte Berge suchten wir vergebens. Nicht das die Natur nicht schön war, wir hatten lediglich eine andere Vorstellung gehabt.
Also verwarfen wir den Plan mit den Bergen und wollten uns die armenische Kapelle von Sohrol ansehen. Maps.me schickte uns wieder über Offroadpisten, die Farsimöhre ächzte und krachte und nach schweitreibenden 40 min. uns einer Menge Deja Vu hatten wir es geschafft und befanden uns wieder auf der Originalstraße nach Sohrol. Die Kirche liegt malerisch auf einen Berg, das Nest am Fuße des Berges ließ uns die Kinnlade herunterklappen. Verfallene Lehmbauten, offene Kloake im Ort, Puter, Schafe, Esel und eine Horde Gören, für die wir zur Jahresattraktion wurden. Möchte wetten, das so manch Kleine/r in der Nacht darauf von uns geträumt hat. Wie immer waren die Begegnungen bezaubernd, auch die Mamas der kleinen Wichtel waren lieb, nett und neugierig und aufeinmal waren auch die bunten Berge da!
Wir liefen zunächst zur Kirche und wurden mit viel „hello“, „where you from“, „what‘s your name“ begleitet.
Leider kommt man nicht in das Gebäude hinein und somit verweilten wir nicht lange auf dem Hügel sondern nahmen uns den Nachbarberg vor und schauten lieber auf die Kapelle und vor allen Dingen auf die tollen Berge.
Mit einsetzender Dunkelheit waren wir wieder in Tabriz und aßen in der türkischsten Stadt im Iran einen Döner Kebab, der allerdings nur wenig Ähnlichkeit mit dem Berliner Namenspendant aufwies. Lecker war er aber alle Male und mit 2,33 € für drei Döner und fünf Getränke auch sensationell günstig…..wir werden unsere Millionen kaum los, die ersten 100€ haben eine Woche gereicht. Den letzten Abend in Tabriz ließen wir auf dem Zimmer ausklingen, leider hatten wir sehr laute Nachbarn, die auch um 0:00 Uhr noch schön laut waren….
Die letzte Nacht in Masouleh war, aufgrund der Stromproblematik nicht mehr ganz so lauschig, immer wieder achteten wir bei den verbliebenen zwei Leitungen auf das berühmte Knistern in der Wand. Um 7:00 Uhr früh fanden wir eine Nachricht unseres Vermieters vor, der uns aufforderte, die Schlüssel einfach im Haus zu lassen. Wir beichteten, dass „irgendwas mit dem Strom nicht in Ordnung wäre“ und verschwanden, ohne Frühstück und froh, ziemlich cool aus der Misere entkommen zu sein.
Da das Wetterchen ein Traum war, fuhren wir schnell zum ersten Aussichtspunkt und erlebten Masouleh auch nochmal mit Morgensonne.
Da unsere Farsimöhre dringend was zu Futtern benötigte, ließen wir die Maps.me Wegbeschreibung links liegen und fuhren zunächst nach Fumen. Es gab Frühstück für den Kleinen ( vollgetankt 3,66€) und für uns kein Frühstück, nur Teefelder!
Gut gelaunt fuhren wir durch Fumen und sahen das erste Mal die Sitten-Religionspolizei. Drei Personen, zwei Frauen ganz in Tschador und auffällig ordentliche Falten im Gewand sowie ein Typ in einer Art schwarzen Uniform, bestehend aus auffällig ordentlicher Hose und Hemd. Keine Abzeichen oder Ähnliches aber sofort für Alle erkennbar.
Also auch hier in der Provinz, treiben die Sittenwächter ihr Unwesen, in Masouleh habe ich durchaus mehr als eine Frau ohne Kopftuch und mit ziemlich ausgereizten Klamotten gesehen oder um es mit den Worten einer Englischlehrerin zu sagen, die wir am Tag zuvor kennengelernt hatten: „ wir sind nicht alle Terroristen aber unsere Regierung ist eindeutig verrückt“.
Wir fuhren nach maps.m me weiter, da das Garmin mit der iranischen Karte nicht so gut konnte. In Talesh verfuhren wir uns und wunderten uns, warum maps.me und die Anzeigen am Straßenrand rund 30km in ihrer Angabe auseinander lagen?! Wir fuhren brav nach maps.me, auch als wir durch eine ziemlich hohle Gasse geführt wurden, die alsbald schlammig wurde und gewaltig anstieg. Unbeirrt fuhren wir weiter, auch als es bergig wurde und die Serpentinen kaum von einem PKW zu bewältigen waren. Zum Teil lag Geröll in den Kurven, die damit noch schmaler wurden. Die Angst fuhr am Abrund immer mit. Als es anfing zu regnen, war die Situation bereits richtig absurd-maps.me faselte von 37 km und wir hielten durch! Wir hielten auch durch, als der erste Bach-Wasserlauf auftauchte, mein lieber Mann Klamotten ins Bachbett warf um die Tiefe festzustellen.
Weiter gings, die Piste wurde schlechter. Wir stiegen dennoch einmal aus, um wenigstens die grandiose Natur zu würdigen. Die Straße war wirklich scenic.
Wir steckten dann das erste Mal fest und warteten auf einen Retter der uns ein paar Minuten später entgegenkam. Dieser war von unserer Idee, weiter hoch zu fahren nicht begeistert. Wir ließen uns nicht beirren-weiter gings! Zwischendurch aßen wir dann mal die trockenen Muffins vom Vortag und freuten uns wie die Kinder, dass wir diese aufgehoben hatten. Fünfzehen Minuten und 10Kurven spärer saßen wir auf einer Kuhweide, auf ungefähr 2500 m fest. Es hatte angefangen zu regnen, die Pisten war verschlammt und nicht mehr befahrbar. Die Wiesen waren aber nicht besser, wie wir mit Muffensausen feststellen mussten. Es ging nicht vor und nicht zurück! Wir waren ratlos und nicht minder ängstlich….Regen, Hagel und Nebel wechselten sich ab und dann kam aus dem Nichts Mohktari auf seinem Moped an. Dieser nahm Mathias mit und ich dachte die Herren würden Hilfe holen-doch nichts da, er sicherte mit meinem lieben Mann die Straße um sie für die Farsimöhre befahrbar zu machen.
Ich sass im Auto, eingeschlossen und daddelte mit Berlin. Kurze Zeit später stand ich ebenfalls im Schlamm und schob die Farsimöhre an. Mohktari schaffte das Unmögliche und fuhr den Wagen von der Wiese, leider fuhren wir dann, zusammen mit unserem Retter bergauf, weil dieser uns zwar mehr als einmal deutlich klar machte, dass es keinen Weg nach Ardabil gibt ( er war sich nicht mal mehr sicher, ob die Stadt zum Iran gehört) er aber die Chance nutzen wollte, uns das Normadenleben hier oben auf knapp 3000 m zu zeigen. Das der Sabalan mit 4711m tatsächlich zw. uns und Ardabil liegt, hatte uns maps.me verschwiegen, Mohktari zeigte uns seine Bergwelt mit iranischer Gelassenheit und teilte mit uns seine Orangen und schenkte uns Karamellbonbons, Zeit für ein kleines Frühstückchen.
Wir waren dreckig wie die Schweine, sehnten uns nach Essen und Wärme, doch nichts da….Mohktari fuhr den Renault mit spielerischer Gelassenheit durch die Bergwelt, der Unterboden der Farsimöhre ächzte und krachte. Man beachte übrigens Mathias Jeans….
Mohktari wollte nichts von Ardabil hören, wir sollten bei ihm bleiben, Tee trinken und erst als wir das Zauberwort Hashpar ( ein Ort am kaspischen Meer) ins Spiel brachten, wurde er lebendig. Da komme er schließlich her und wir könnten doch alle nach Hashtpar und ein gemütliches Leben zu dritt führen. Nachdem der Tee in der Hütte nicht kochen wollte, hatten wir den Rettungsengel weichgekocht. Er fuhr mit Moped vorneweg und wir rutschten, krachten und kullterten die 17 km bergauf nun doch wieder bergab Richtung Talesh.
In Talesh wollte unser Lebensretter noch unsere Tankrechnung zahlen, doch das ließen wir nicht zu…..im Gegenteil, wir planten einen Polnischen, da wir nach Ardabil mussten und auf keinen Fall Hashtpar kennenlernen wollten, unser neuer Freund wurde zu anhänglich. An der berühmten Verfahrkreuzung vom Morgen kam unsere Chance und wir befanden uns, mit schlechtem Gewissen auf der Schnellstraße nach Astara 145 km sagte das Straßenschild, wir wissen mittlerweile, dass dies drei Stunden plus sind. Anfänglich spähten wir noch ängstlich aus dem PKW doch ab Hashtpar ( da war es wieder) wurden wir ruhiger und staunten in Astara lieber nach Aserbaidschan hinüber. Die Straße nach Ardabil verläuft exakt auf dem Grenzverlauf, neben der Straße war ein Stacheldrahtzaun mit Minenwarnung gezogen! Angsteinflößend-Bilder verboten, nur dieses eine hab ich mal aus der Hüfte geschossen.
Um 21:00 hatten wir es tatsächlich geschafft, wir waren eingescheckt, das Dreckschweinchen stand sicher auf dem Möhrenparkplatz und der dritte Kebab in drei Tagen schmeckte nicht anders als der in Masuleh.
Wir schrieben eine Whats App an Mohktari, entschuldigten uns, übersetzten das Ganze in persisch und hatten ihn danach per Videokonferenz live und in Farbe-er daddelte mit Whats App mehr hin als wir her uns als ich am nächsten Tag aufs Handy starrte, wollte er bereits nach Berlin eingeladen werden-sofern der google Übersetzer nicht lügt! Danach setzte bei uns Funkstille ein, zu viel Familienanhang ist nicht gut.
Wir schliefen tief und traumlos, der gestrige Tag zollte Tribut. Unser Frühstück am nächsten Tag war ganz ok, nur eine französische Touristin, die ohne Kopftuch zum Frühstück erschien, fanden wir wunderlich. Die Kellner sprachen sie sogar darauf an, ihr war es egal…..ich denke, das kann man hier im stockkonservativen Osten nicht bringen. Selbst meine nackten Knöchel ( obwohl Leggings ok sind) wurden genauestens von ein paar Männern begutachtet.
Unser Ziel war der Sheikh-Safi-ad-Din Schrein/Mausoleum, welches das wichtigste sadawidische Monument im Westiran ist und auf der Unescoliste steht. Der Sheikh wurde im Allah-Allah Turm von 1334 beerdigt, das gesamte Ensemble ist einfach nur schön, der Vorraum Ghandil Khaneh ist ein beeindruckendes Meisterwerk safidischer Baukunst. Ich war allerdings nur auf ein Gebäudeteil aus, das Chini Khaneh von 1612, heute das Porzellanmuseum von Ardabil ist der beeindruckenste Teil des Schreins. Allerdings haben die Russen das meiste Porzellan geklaut, dieses kann in der Eremitage in St. Peters Burg besichtigt werden.
Im Museum, das zum Schrein dazu gehört, stand aufeinmal ein Mädel im Tschador neben uns, die uns ganz ernsthaft die gezeigten Münzen erklärte und darauf hinwies, dass auf den Münzen aus dem 3JH Jesus zu sehen sei……wohlbemerkt, wir befinden uns im Iran.
Das Porzellanhaus:
Wir schlenderten noch nen bissel durch Ardabil, bewunderten die eine oder andere Moschee, die ich namentlich erstmal zuordnen muss. Außerdem war auch hier noch Nohrooz und wir erfreuten uns an kitschiger Feiertagsdeko, die Iraner lieben es bunt.
Gegen 11:40 fuhren wir mit unserer blitzblanken Farsimöhre nach Tabriz, die Wagenwäsche kam übrigens 1,33€ mit Innenreinigung. Da könnte man doch wieder in die Berge????
Unsere Stossdämpfer hat es übrigens erwischt und ein paar mehr Schrammen hat der Kleine auch. Mal sehen, ob wir mit den Macken bei Europcar durchkommen.
Als wir den Plan einer Iranreise in die Tat umsetzten, ernteten wir viele ungläubige Blicke. Geprägt von westlich-amerikanischer Medienkultur gilt der Iran im Volksmund immer nur als Vorhof zur Hölle, als Achse des Bösen, ein Unterdrückerstaat mit Atomprogramm und halbirren Ayatollahs, die ihre Söhne in den Tod schicken und die Töchter des Landes im Tschador verstecken. Natürlich ist die Politik des Iran nicht zu befürworten, doch Alle die bereits das alte Persien besucht hatten, waren begeistert von der Gastfreundschaft und Offenheit der Perser im Schatten des allmächtigen Ayatollah Khomeini.
Ich plante also meine Kleidung für den Trip sorgfältig und da wir mit allen Temperaturen zu rechnen haben , war der Rucksack auch fast 14 kg schwer. Wir lasen uns durch Fettnäpfchenführer und insbesondere die iranische Scharia wurde begutachtet. Diese ist weicher als bei den sunnitischen Wahabiten in Saudi Arabien oder als aktuelles Negativbeispiel zu nenen, in Brunei….dennoch Steinigung und Todesstrafe durch den Strang sind geläufig und werden auch praktiziert. Als Frau muss der Kopf stets und ständig verhüllt sein, die Arme sollen bis zum Ellbogen verdeckt sein, Hosen bis zum Knöchel sind obligatorsich.
Wir schliefen in der Nacht vor unserem Abflug nicht sonderlich dolle, viele Fragen und Ungewissheiten schwirrten uns doch im Kopf herum. Dreißig Minuten vor dem Wecker waren wir bereits auf den Beinen und auch mein Schwiegervater stand früher vor der Tür ! Da wir das Appleladekabel im Auto vergessen hatten, fuhren wir nochmal schnell in die Trollblume, knuddelten den weißen Teddy und machten uns auf den Weg nach TXL. Die Stadtautobahn war voll, wir standen im Stau und brauchten über eine Stunde bis zum Flughafen. Binnen 20 Minuten waren unsere Sachen aufgegeben und superpünktlich hob die Maschine gen Istanbul/Sabiha Gokcen ab. In TXL ging nichts mehr, die ankommenden Fluggäste konnten, aufgrund des Taxifahrerstreiks nur noch zu Fuss vom Flughafen wegkommen.
Neben mir saß eine Israelin, die sehr interessiert an unserem Urlaubsziel schien und sehr traurig war, dass sie aufgrund des israelischen Passes keine Chance hat, in den Iran zu fliegen. Sie besuchte ihre Tochter in Berlin und war ganz begeistert von der Offenheit in der Stadt. Von Rassismus hat sie in Berlin nichts bemerkt. Bei Landung in Istanbul hellte sich ihre Miene aufeinmal auf und sie verabschiedete sich mit den Worten „ich hab noch nen italienischen Pass, evtl. bekomme ich damit ein Visum für den Iran“!
Wir vertrieben uns die Zeit mit einem Cappuchino und dem Beobachten von Menschen. In SG starten Maschinen nach Djidda, Mekka, Kabul, Beirut, Amman, Casablanca und Kabul und die jeweilige Verhüllungstracht war jeweils für uns das Ticket für die Maschinen an der Anzeigetafel-Hijab, Burka, Niqab aber kein einziger Tschador! Die Maschine BER-IST war voll mit Kopftuchträgerinnen, die Maschine IST-IKA war komplett leer….absolut auffällig. Erst mit Verlassen der Maschine zogen sich die Perserinnen etwas über den Kopf, die letzte erst kurz vorm Grenzbeamten, der den Pass begutachtete. Neben mir saß der etwas verhungert wirkende Jamal, Deutschiraner aus Berlin, der absolut nett war und uns am Ende seine Nummer mitgab-für den Fall der Fälle!
Unter dem strengen Blick der beiden Ayatollahs Khomeini und Chameni reisten wir um 1 Uhr nachts in die shiitische Republik Iran ein oder um es mit den Worten von Meister Trumpel zu sagen „Willkommen in der Achse des Bösen“. Böse kam uns aber gar nichts vor, die Kontrolle war harmlos, weder nach Männlein und Weiblein getrennt, noch mit blöden Fragen gespickt.
An der Wechselstube tauschten wir 100€ und waren Millionäre, IR Millionäre….genauer gesagt 15 Mio IR schwer. Rial werden allerdings im Sprachgebrauch nicht mehr genutzt, Tomans sind gebräuchlicher….man streicht einfach ein paar Nullen weg, nimmt die gleichen Scheine und ist komplett verwirrt. Ihr auch? Macht nichts, Mathias-mein Finanzminister ist hier vollkommen überfordert und ich trage zwar ne Matte Kohle spazieren, setze mich damit aber nicht auseinander.
Wir bahnten uns den Weg ins IBIS und fielen für wenige Stunden in unruhigen Schlummer. Um 7:15 (2,5‘Std ist der Iran D vorneweg) klingelte der Wecker und wir ließen uns ein sehr gutes Buffet im Novotel schmecken.
Um 8:40 waren wir bereits bei Europcar und lernten nicht nur einen reizenden älteren Herren kennen, der mir zeigen wollte, dass man in seinem Lieblingsolivenbaum Allah sehen kann ( ich bekam das Foto als Beweis mit) sondern auch unseren sehr liebenswerten Europcarmilchbubi, der einfach nur süss war. Wir einigten uns darauf, das der alte Zausel crazy gewesen war-der Europcarmensch bewunderte auch sein Fotoexemplar, gemeinsam suchten wir Allah…..und fanden nischt.
Eine Schönheit ist unser Wagen nicht, passt aber zum restlichen Fuhrpark des Irans. Vorzugsweise gibt es Autos in rostweiß, verschönert mit vielen Beulen und Blechschäden und schon fünf Minuten auf der Straße weiß man warum.
Wir sind, was Autofahren im Ausland angeht eigentlich ziemlich erfahren, Betonung liegt auf eigentlich. Die Iraner schneiden, machen aus vier Spuren sieben, sind egoistisch und verträumt, wagemutig und laufen dem Grunde nach ins offene Messer, aka Sensenmann……unglaublich. Nicht mal israelische Hitzigkeit gepaart mit palästinensischer Wut kann das, was hier auf den Straßen abläuft toppen. Bereits nach 149 km ( drei Stunden) auf dem Weg nach Qazvin bemerkte Mathias ziemlich lakonisch „ die Statistiken sprechen eigentlich schon gegen uns“….ich vertraue meinem Mann und er benutzt wenigstens die Hupe! Die Iraner benutzen nichts….keinen Blinker, kein Licht und auch nie die Hupe! Es ist immer ruhig und dunkel auf den Straßen, egal zu welcher Uhrzeit.
In Qazvin eroberten wir einen Parkplatz gegenüber der alten Karawanserei Sa‘d al Saltaneh. Im Iran sind die alten Krawansereien der Seidenstraße gerne zu Basaren umgewandelt worden und diese hier ist ein genialer Einstieg in die Geschichte Persiens. Wir erholten uns in einem Café und lernten ein paar nette Mädels kennen.
Als nächstes eroberten wir den Azadi Square, der noch Nohrooz Deko aufweisen konnte und nen kitschigen, sozialistischen Charme versprühte.
Der Chehel Sotun war der Königspalast von Schah Tamasp, Qazvin war einmal Hauptstadt Persiens.
Vor unserer Weiterfahrt nach Masouleh bewunderten wir noch den Imanzadeh-ye Hossein Schrein aus dem 16 JH, der dem Sohn Imam Reza geweiht ist. Den Märtyrerfriedhof mit Kampfjet schenkten wir uns. Auf dem Rückweg entdeckten wir einen Strafzettel an der Windschutzscheibe, der nette Kioskverkäufer meinte nur lässig „no money, no money“…..hmmmm da gibts noch Klärungsbedarf.
Da wir weder die Freitagsmoschee noch die Nabi Moschee gesehen hatten, kam Qazvin nochmal auf den Sightseeing Plan….wir kehren ja nach Teheran zurück.
227 km bis Masouleh sagte mapsme…..was rd zwei Stunden in Deutschland wären, sind im Iran quasi eine Tagesfahrt, mit viel Irrsinn auf den Straßen. Wir brauchten länger als gewollt, da wir statt der neuen Autobahn nach Rasht auf der alten, von den Russen erbauten Straße fuhren. Diese war allerdings sehr viel schöner, wir sahen die ersten bunten Berge und dennoch, ich sah manchmal neidisch auf die benachbarte Autobahn…..es wurde später und später. Das letzte Stück fuhren wir dann ebenfalls auf einem Teilstück und zahlten die Maut für die gesamte Strecke 0,30 € !
Gegen 18:30 waren wir rd 480 km von Teheran entfernt und bereits seit 9,5 Std unterwegs und wir waren platt. Nachdem wir unsere Wohnung förmlich erkämpft hatten (wir verstanden nur Bahnhof, Mr Khademi war auf einmal eine Frau und die Telefonverbindung zwecks Klärung war so dermaßen schlecht, dass mein lieber Mann hysterisch wurde) erfreuten wir uns an iranische 60 qm mit Hocktoilette und europäischen Bad. Beheizt mit Öl und Strom, vor der Küchenzeile lag ein toller persischer Teppich, den wir gerne abgekauft hätten. Man sagt ja, dass eine persische Wohnung eingerichtet ist, wenn der Perser ausgerollt ist, somit waren wir schon sehr zufrieden, dass neben den Teppichen doch noch ein paar Möbel vorhanden waren.
In der Dämmerung schlenderten wir über die steilen Hänge in das min. 1000 Jahre alte Lehmdorf. Was in einem Haus das Dach ist, ist darüber die Straße oder Terasse oder Boden des anderen Hauses. Malerisch liegt das Nest am Hang, über 1500m hoch. Mittlerweile ein Hotspot der iranischen Touristen, am ersten Abend waren wir die einzigen Westler im Nest.
Wir erkämpften unser Abendessen im Gilanstyle ( Kebabs mit sauren Soßen) und erfreuten uns am Preis….1,5 Mio IR= 10€! Um 22:30‘Uhr fielen wir ins Bett.
Der nächste Morgen war schwül trocken und wir schlenderten zum Aussichtspunkt auf den Ort und zum Friedhof. Dort hatten wir nicht nur einen tollen Blick auf die Lehmhäuser sondern lernten viel von der persischen Bestattungskultur. Auch ohne Worte kam Mathias mit einem Mann in Kontakt, der seinen Sohn betrauerte. Ihn trafen wir im Ort wieder und waren fast schon einheimisch.
Verließ man den Friedhof und lief weiter bergauf, bekam man diesen wunderbaren Blick auf das gesamte Nest.
Zurück im Dorf durfte ich immer wieder mit wildfremden, herzlichen Menschen für ein Handybild posen und schwitzte unterm Kopftuch. Gegen 11:00 Uhr gab es iranisches Frühstück ( Omelette, Walnüsse,Schafskäse, Creme und Honig) und etwas betrübt starrten wir ins Wetter-es regnete stetig mit viel Nass von oben.
Nach einer weiteren,eher kurzen Runde durch den Ort, verzogen wir uns in unsere Wohnung. Wir gammelten herum und bemerkten irgendwann ein Knistern aus der Wand oberhalb der Küchenzeile….das Knistern wurde lauter, ich sah Flammen aus der Steckdose und danach ging alles ganz schnell. Mathias zog die Sicherungen, trennte die verschmorten Adern und sicherte alles mit Isolierband ab.
Am Ende hatten wir komischerweise keinen Strom mehr auf 90% der Steckdosen, flackerndes Licht in der Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer. Die Leitungen waren total verrückt verlegt, Froggy sprach von Zirkuselektrik und wir freuten uns über die Tatsache, dass wir in der Wohnung gewesen waren…..die Hütte wäre möglicherweise komplett abgebrannt, inklusive dem Isolierband, welches nun zum Einsatz kam. Mal sehen, wie wir die Wohnung wieder an die Vermietungsdame abgeben. Gott sei Dank ist es morgen früh hell wenn wir abhauen.
Am Nachmittag hatte es aufgehört zu regnen und wir machten uns auf die Socken, in die Sonne.
Bereits an diesem zweiten Tag gewannen wir die Iraner so lieb, wir landeten in vielen, vielen Handys….wir glauben, dass jeder Tourist auch ein Stück weit Hoffnung für die Iraner darstellt. Wir waren auf jeden Fall sehr angetan und mindestens 30 Menschen waren um mehrere Fotos von Sandra y Mathias reicher! So verdammt süß, herzlich und aufgeschlossen ….es ist uns eine Freude!
Pünktlich zur blauen Stunde liefen wir wieder hinüber zum Friedhof und bekamen von einer iranischen Familie Muffins geschenkt. Diese packte ich in die Tasche und wusste nicht, welch große Aufgabe auf die Muffins wartete.
Pünktlich mit den Nachtfotos kam das Gewitter und wir sahen zu, dass wir wieder in unsere Wohnung kamen.
Am Abend erfreuten wir uns an der Lichtorgel, die uns seit der brennenden Steckdose begleitete….Wahnsinn, seht selbst: Video folgt!