Mexiko 2000, III: Los Mochis, El Fuerte, Barrancas del Cobre,Creel

Unsere Weitereise war abenteuerlich. Wir hatten Tickets für den Mittagsbus nach Los Mochis, der wiederum kaputt war. Uns wurde geraten, mit dem stündlichen Bus nach Tepic zu fahren und dort in einen Bus nach Los Mochis umzusteigen.

Nach einigem Zögern nahmen wir diese Möglichkeit an und tatsächlich, gegen Abend hockten wir in einem schlechten Bus aus den 60er Jahren mit dem Ziel Los Mochis.

Ankunft war um 3:00 Uhr morgens, keine wirklich tolle Aussicht, aber hej….wir waren nach 14 Tagen in Puerto Vallarta wieder „on the road“. Mit uns reisten zwei Mädels, die wir in Creel, im Kupfercanyon, wiedertrafen und die Zeit im Bus verging wie im Flug.

Kurz vor Mazatlan, es muss zwischen 23:00- 0:00 Uhr gewesen sein, kamen auf einmal Drogenfahnder zu uns in den Bus. Wir waren gen Norden gereist, die nordamerikanische Grenze war nicht mehr so arg weit weg….Die Polizisten beackerten den Boden des altertümlichen Gefährts mit einem Schraubenzieher und bohrten Löcher in den Boden. Matthias trockener Kommentar “ Dir ist schon klar, wem das Zeug hier gehören wird, sofern sie was finden? “ ließ mich schlagartig hellwach werden. Natürlich, wir waren die einzigen Gringos im Bus, die Mädels hatten uns vor Stunden verlassen, sofern Drogen aus dem Nichts auftauchen würden, wären wir geliefert! Gott sei Dank, der halbherzige Versuch der Drogenfahnder ,den Bus ein wenig zu verzieren, blieb ohne Ergebnis…….der Oldie setzte seine Fahrt durch die Nacht fort und wir fielen für ein paar Stunden in leichten Schlummer.

Morgens um 3:00 Uhr ist die Welt noch in Ordnung! Es war beißend kalt als wir in Los Mochis ankamen, unsere Weiterfahrt sollte gegen 5:00 Uhr erst möglich sein. Der Bahnhof von Los Mochis war so ziemlich der grässlichste Ort der nördlichen Hemisphäre. Besoffene, Drogisten und Penner gaben sich die Ehre, ich war das einzige weibliche Wesen im Umkreis von mehreren 100 Metern und bekam in dieser Nacht zwei Ständchen vorgeträllert, ich musste so nötig auf die Toilette, mir stand das Pippi schon in den Augen und ich sah Fischlein vorbeischwimmen! Um 5:00 Uhr bekamen wir ein Taxi und ließen uns in die Innenstadt fahren, gegen 5:30 Uhr nahmen wir den ersten Bus nach El Fuerte.

Um 7:30 Uhr kamen wir in einem puppigen Kolonialnest an und fielen in der Posada del Hidalgo ins Himmelbett. Gott sei Dank, wir waren Boutique Style untergekommen und konnten unsere feudale Unterkunft auch so richtig genießen.

Am Nachmittag waren wir wieder soweit hergestellt, dass wir einen kurzen Bummel durch das wirklich niedliche Nest tätigten uns über die vielen Mosquitos ärgerten und über die frischen Temperaturen ( im mexikanischen Hochsommer) wunderten.

Wikipedia gibt zu El Fuerte und dem geplanten Abenteuer Zugfahren in Mexiko folgende Auslunft: El Fuerte ist die ehemalige Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Sinaloa und angrenzender Gebiete mit etwa 13.500 Einwohnern. Seit dem Jahr 2009 ist das historische Zentrum der Kleinstadt als Pueblo Mágico anerkannt.

Der Ort El Fuerte liegt am Río Fuerte in den westlichen Ausläufern der Sierra Madre Occidental einer Höhe von nur etwa 85 m. Die nächstgelegene Großstadt ist die ca. 85 km (Fahrtstrecke) südwestlich gelegene Küstenstadt Los Mochis; die Provinzhauptstadt Culiacán ist ca. 288 km in südöstlicher Richtung entfernt. Das Klima ist gemäßigt bis warm; Regen (ca. 580 mm/Jahr) fällt fast ausschließlich im Sommerhalbjahr.[1] CHEPE

Durch die Stadt führt die einzige große, noch erhaltene Eisenbahnstrecke für den Personenverkehr in Mexiko, genannt CHEPE (Ferrocarril Chihuahua al Pacífico). Die Bahnlinie, die durch die Kupferschlucht führt, verbindet Los Mochis mit Chihuahua, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats und einem der wichtigsten Zentren im Norden Mexikos. Viele Touristen wählen El Fuerte als Zustiegsstation für den CHEPE, da die Stadt tagsüber mehr zu bieten hat als Los Mochis. Außerdem liegt El Fuerte klimatisch besser und die Bahnstrecke zwischen Los Mochis und El Fuerte ist mehr oder weniger unspektakulär.

Bevor wir aber in den El Pacifico einstiegen und die spektakuläre Zugtour durch den Kupfercanyon antraten, möchte ich noch ein paar Bildchen von El Fuerte sprechen lassen:

Unsere Nacht endete früh, gegen 6:00 Uhr frühstückten wir und fuhren zum Bahnhof von El Fuerte.

Unser Zug hatte etwas Verspätung, wir bibberten in der fahlen Morgensonne, freuten uns aber auf diese Zugtour ungemein.

Unser Ziel an diesem Tag war der Kupfercanyon mit seinem „touristischen“ Zentrum Creel, der zentrale Verwaltungsort für die Tarahumara, die als indigende Gruppe diese Gegend noch bewohnt.

Wikipedia:

Die Barranca del Cobre (dt. „Kupferschlucht“, engl. Copper Canyon) ist eine im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua gelegene Gebirgsformation der Sierra Madre Occidental, die durch ehemals starken Flusslauf entstand und teils auf einem von Tarahumara-Indianern besiedelten Gebiet liegt. Das auf etwa 25.000 km² bis zu 1800 m tiefe und 50 km lange Schluchtensystem ist eines der größten Nordamerikas und insgesamt viermal so groß wie der Grand Canyon. Der Name Kupferschlucht leitet sich vom kupferfarbenen Schluchtengestein, piedra cobriza, ab und bezeichnet zugleich einen im System enthaltenen Canyon.

Die sechs tiefsten Canyons in der Barranca del Cobre sind:

  • Barranca de Urique / Urique Canyon (1870 m)
  • Barranca de Sinforosa / Sinforosa Canyon (1799 m)
  • Barranca de Batopilas / Batopilas Canyon (1799 m)
  • Barranca del Cobre / Copper Canyon (1759 m)
  • Barranca de Tararecua / Tararecua Canyon (1425 m)
  • Barranca de Oteros / Oteros Canyon (983 m)

Die Barranca del Cobre ist Teil des traditionellen Lebensraums des indigenen Volks der Tarahumara (auch Rarámuri). Durch die gesamte Barranca del Cobre schlängelt sich die aufwändig gebaute Eisenbahn „Chepe“, die von Los Mochis nach Chihuahua führt, die Berge hoch bis an Stellen, von denen man weitreichende Blicke in das Schluchtengebiet werfen kann. Die Orte Creel und Guachochi sind gute Ausgangspunkte, um die verschiedenen Schluchten zu erreichen.

Die Vorstellung, dass der Canyon rund 4x größer ist, als der Grand Canyon machte unsere Reise bereits zu einem echten Highlight der insgesamt 8 Wochen dauernden Tour .

Der Zug war sehr bequem, wir verbrachten allerdings die meiste Zeit auf der Aussichtsplattform und bestaunten die Schluchten, Dörfer und Ausblicke

An den jeweiligen Haltestellen verkauften die Indigenas Handwersarbeiten und kleine Snacks, wir lernten auf diese Art ein ganz anderes Mexiko kennen, ein Mexiko wo die Zeit im sogenannten Wilden Westen stehen geblieben ist. Wir hatten den Eindruck als ob wir uns in einer Filmkulisse wiederfinden würden, surreal mutete auch 2000 das Leben am und im Canyon an.

In Divisadero hält der Zug für einige Minuten und offenbahrt einen tollen Blick in die sogenannte Kupferschlucht. Ebenfalls kann man einheimisches Essen und Kunsthandwerk beziehen und ein wenig tiefer in die Kultur der Tarahumaras eintauchen.

Als Erstes fiel uns auf, wie klein die Menschen im Gegensatz zu den kräftigen Amerikanern und Europäer waren. Die Kinder waren so zierlich, es fiel uns schwer, sie vom Alter einzuschätzen. Der Allgemeinzustand musste leider als schlecht bezeichnet werden. Ziemlich ungepflegt und herrlich dreckig kamen die Kleinen daher, in den Tagen darauf sah ich Kinder wo noch nie eine Bürste übers Haupt gegangen war oder Seite und Wasser Spuren hinterlassen hatten……wir hofften, dass die Bälger glückliche kleine Wesen waren, die fern von Zivilisation und Globalisierung im Gleichklang mit der Natur, denNaturgesetzen und den Gesetzen des Stammes leben dürfen. Leider las ich im Anschluß an unsere Reise, dass weder Schulbildung noch Gesundheitspflege garantiert sind, bis heute die Tarahumaras zu den ärmsten Bürgern Mexikos gehören, zum Teil weder Geburtsurkunde, Pass oder Wahlrecht besitzen…..

In meiner Internetrecherche bin ich allerdings auch auf den nachfolgenden Artikel gestoßen, die Tarahumaras sind nämlich echte Ausdauerhelden und stecken hierbei sogar die ganz großen Läufer der Weltgeschichte in die Tasche: https://aktiv-laufen.de/die-ausdauerhelden-aus-der-kupferschlucht/

Nachdem uns Divisadero bereits eine unverdorbene Westernstadtkulisse geboten hatte, waren wir bezüglich Creel umso gespannter und wurden nicht entäuscht.

Eine nette Anekdote zur Zugfahrt berichtet übrigens mein Tagebuch. Eine US- Amerikanerin hatte im Eifer des Staunens ihren Gatten verloren, der Zug hielt nochmal auf halber Strecke, der Gatte wurde aber nicht gefunden. Abends sahen wir das zerstreute Etwas aus dem Economco aussteigen…..er hatte ein wenig länger die Aussicht in den Canyon genossen.

Wikipedia schreibt zu Creel: Creel ist eine Kleinstadt mit ca. 5.000 Einwohnern in der Gemeinde (municipio) Bocoyna im Nordwesten des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua. Der Ort wurde im Jahr 2007 als Pueblo Mágico anerkannt. Creel liegt oberhalb der Barranca del Cobre („Kupferschlucht“) in einer Höhe von ca. 2345 m in der Sierra Tarahumara, einem Teilgebiet der Sierra Madre Occidental, etwa 260 km (Fahrtstrecke) südwestlich von Chihuahua-Stadt.

2000 gabe es in Creel eine Kirche, einen Friedhof ein paar Gästehäuser, unser halbfertiges Hotel und ansonsten nur Westernflair. Die Luft war kalt und trocken, die Haut wurde rissig, nachts sanken die Temperaturen auf kaum 0 Grad.

Unser Hotel war keine so gute Wahl, es lag ein wenig außerhalb des eigentlichen Ortes, nachts traf man auf zwielichtige Gestalten, die Zimmer waren kalt…..bis auf eine hübsche Optik machte das Haus nichts her, wir waren die einzigen Gäste.

Unser Leben spielte sich an den zwei Tagen in Creel ab, wir hatten die Mädels aus dem Bus wiedergetroffen, dazu gesellten sich Herta und Ulrich, ein amerikanisches Pärchen mit deutschen Wurzeln. Mit Ulrich pflege ich heute noch Kontakt, wir haben uns 2018 erst in Berlin wieder getroffen. Herta ist leider vor ein paar Jahren verstorben.

Am nächsten Morgen nahmen wir an einer Tagestour durch die Umgebung teil und bewunderten unter Anderem die Wohnhöhlen der Tarahumaras, die berühmten Mushroomfelsformationen und eine katholische Mission.

Mario, unser Guide, sieben Jahre alt, ständig am popeln und ziemlich gelangweilt 🙂
eine von zwei Missionsstationen an diesem Tag. Die katholische Kirche versucht auch in diesem Teil der Welt den christlichen Glauben zu etablieren, mit Erfolg…..die Mexikaner sind zu 93% gläubige Katholiken.

Weiter ging es zu einem klaren Bergsee, der in Teilen noch gefroren war und zu einer weiteren Missionsstation.

Man beachte das kleine Mädchen auf der linken Seite, dieser kleine Dreckspatz hat sich auf immer und ewig in men Herz geschmuggelt. Wann immer ich an die drei Tage im Kupfercanyon denke, die Maus fällt mir immer als Erstes ein.

Wir erwanderten uns die Gegend, die vollkommen menschenleer war, Barrancas del Cobre war noch nicht auf der Touriautobahn angekommen.

eine weitere Mission

Den Nachmittag und auch den nächsten Tag verbrachten wir nur in Creel. Wir besuchten den ortsansässigen Friedhof und warfen einen Blick in die wenigen Geschäfte.

Auch die Christusstatue über dem Dorf wurde ausgiebig bewundert.

Mit nur zwei Stunden Versprätung bestiegen wir den Zug nach Chihuahua und ratterten 260km zurück in die Zivilisation

MexiKo 2000, II: Puerto Vallarta, Jalisco & Nayarit

Nach 4 Wochen Tingelei durch Brasilien und Argentinien sowie einer schlauchenden Roadtripwoche mit eigenem Auto im Hochland von Oaxaca hatten wir Beide genug…..wir wollten faulenzen, gammeln und ein wenig Ferien machen.

Unsere Wahl fiel bereits bei Planung der Reise auf Puerto Vallarta im Bundesstaat Jalisco, direkt am Pazifik gelegen und ein Hot Spot der US – Amerikaner.

Ich war bereits 1995 schon einmal in Vallarta, wohnte damals in Nuevo und ließ mich All In verwöhnen. Damals habe ich meine Liebe zu Mexiko sowie meine Ablehnung gegenüber All Inklusive Leistungen entwickelt.

Wir verließen am frühen Morgen das Stundenhotel außerhalb Mexico Citys, verfuhren uns auf dem Weg zum Flughafen und gaben den Mietwagen unversehrt wieder zurück. Der Flug mit Aero Mexico war unspektakulär und rund eine Stunde später waren wir bereits in Puerto Vallarta. Unsere erste Unterkunft war ein blödes Pauschaltourihotel, schnell organisierten wir uns ein anderes Hotel für die nächsten 12 Nächte.

Auch Puerto Vallarta hatte sich, nach meinem ersten Aufenthalt stark verändert. Nach wie vor dominierten aber die US-Amerikaner das Straßenbild, Europäer waren eher selten in P.V. anzutreffen. Der Ort ist ebenfalls nicht überlaufen, größere Hotelansammlungen findet man eher in Nuevo Vallarta.  Die Stadt verfügt über einen hübschen Altstadtkern mit kleinen Hotels und Posadas und natürlich der hübschen Kirche.

Natürlich schlenderten wir auch nach Nuevo Vallarta und bewunderten den Jachthafen, reich und schön sowie reich und hässlich.

Am breiten Strand tummeln sich die Pelikane rund um den Fischmarkt.

Wir genossen sensationelle Sonnenuntergänge am Stadtstrand und am Rio Cuale, der genau in Vallarta in den Pazifik mündet.

Der Rio Cuale war aber aucb tagsüber ein sehenswerter Fleck in P.V.

Eine wunderschöne Wanderstrecke geht bis nach Mismaloya, südlich von P.V. Ein Ort den ich eher verschlafen in Erinnerung hatte, im Jahr 2000 standen dort auch Hotels und Villen. Hier wurde übrigens auch der Filmklassiker „Die Nacht des Leguans“ gedreht…Ava  Gardner und John Houston.

Mismaloya

Ein paar Ausflüge führten uns in den Nachbarbundesstaat Nayarit, der zeittechnisch eine Stunde und gefühlt 50 Jahre hinter P.V zurückhängt. Herrlich entspannend ging es in Bucerias und am  Crux de Huanacoxtle z. Beide Orte hatte ich ebenfalls 1995 besucht, hier war die Zeit eindeutig stehen geblieben. 

Wir waren 14 Tage in Puerto Vallarta und vertrieben viel Zeit am Strand und pflegten die Blessuren der vergangenen Wochen. Die Luft war ein wenig raus, so richtig Lust auf Sightseeing hatten wir nicht mehr entwickeln können.

Zwei Tage vor unserer Abreise gingen wir zum zentralen Busbahnhof und kauften Second Class Tickets nach Los Mochis, Primera war ausverkauft. Ein neues Abenteuer begann mit einer denkwürdigen Busfahrt gen Norden.

Mexiko 2000, I: on the road

Als wir unseren Urlaub 1999/200 planten und auf die Idee kamen nun ausgerechnet Brasilien mit Mexiko zu kombinieren, hatten wir keine Ahnung, wie lang so ein Flug von Süd,-nach Mittelamerika ist……ich weiß es noch, es waren exakt 12 Stunden! Wir flogen von Salvador da Bahia nach Rio de Janeiro, von dort nach São Paulo und schlussendlich nach Mexiko City. In Rio de Janeiro suchte der Busfahrer unsere Maschine und hätte uns fast am falschen Flieger abgesetzt.

Den Langstreckenflug verschliefen wird fast komplett und in Mexiko City angekommen, suchten wir verzweifelt unser Gepäckband. Der Groschen fiel in Centstücken, São Paulo heißt auf spanisch natürlich San Pablo!

Wir übernahmen unseren lustigen Kleinwagen für eine Woche und fuhren,Achtung aufgepasst Millenials, mit der Karte auf dem Schoß nach Guernavaca.

Guernavaca ist die Hauptstadt des Bundesstaates Morelos, hat ca. 365.000 Einwohner und ist für sein tolles Klima ( im Durchschnitt 23 Grad) berühmt. Die lediglich 85 km Entfernung nach Mexikocity machen die Stadt zu einem beliebten Ausflugsziel und Zweitwohnsitz reicher Hauptstädter.

Die Hauptsehenswürdigkeit ist der Palacio Cortés, selbst Hernan Cortés verbrachte die Sommermonate bereits in Guernavaca. Der Palast wurde 1535 fertiggestellt, heute kann man dort Murales von Diego Riviera bewundern….wir leider damals nicht,weil der Palast zu hatte und wir ordentlich kaputt vom Flug und erster Autofahrt durch den Moloch der damals größten Stadt der Welt waren.

Palast von Hernan Cortes

Da Matthias damals das erste Mal in Mexiko war, war dieser erste Abend ein gelungener, relaxter Einstand in die Kultur Mittelamerikas. Wieviel leichter das Leben zu Brasilien anmutete, die Menschen tobten draußen auf den Straßen herum, alles wirkte gelassener und ungefährlicher. Bereits damals gab es in Mexiko eine breitere Mittelschicht und dies konnte man eindrucksvoll bewundern.

Wir genossen die Stimmung am Zoccalo, dem zentralen Platz von Guernavaca.

Nach einer Erholungsnacht in Guernavaca machten wir uns auf ins zentrale Hochland von Mexiko. Ziel unserer Fahrt am nächsten Morgen sollte die Silberstadt Taxco sein.

Wikipedia gibt zu Taxco folgende Auskunft: Taxco de Alarcón ist eine Stadt mit ca. 55.000 Einwohnern und eine Gemeinde (municipio) mit ca. 105.000 Einwohnern[1] im Norden des Bundesstaats Guerrero in Mexiko. Der Name Taxco stammt von dem indianischen Wort Tlachco ab, welches „Ort des Ballspiels“ bedeutet. Der heutige Name Taxco de Alarcón erinnert außerdem an den berühmten mexikanisch-spanischen Schriftsteller Ruiz de Alarcón y Mendoza (1581–1639), der wahrscheinlich in Mexiko-Stadt geboren wurde, aber in Taxco gelebt und gearbeitet hat, bevor er in Spanien lebte und dort starb. Der Ort ist als Pueblo Mágico eingestuft.

Wir bezogen am späten Nachmittag unsere Posada und liefen in die Innenstadt. Vorher hatten wir vom Mirador de Taxco bereits einen Eindruck vom Pueblo Magico erhalten.

Tacxo ist wunderschön und wurde deshalb auch in die Liga der magischen Dörfer aufgenommen. Viel erinnerte an die Zeit der Silberbarone, bis heute dominieren authentische Märkte, auch wenn bereits in anno 2000 ,das Nest fest in der Hand von amerikanischen Touristen gewesen ist.

Wir liefen mit mehreren Tüten Wäsche durch den Ort und suchten eine Wäscherei. Fündig wurden wir in einem Restaurant mit Laundryservice, um 10:00 am nächsten Tag sollte unsere Wäsche von brasilianischen Abenteuern befreit sein.

Erleichtert machten wir uns auf den den Weg in die Alstadt und bewunderten die Märkte, atmeten die koloniale Armosphäre ein und aßen überteuert in einen der Tourirestaurants.

Am nächsten Morgen schliefen wir aus und machten uns auf den Weg zur Wäscherei aka Restaurant. Wir trafen lediglich die Putzfrau an und erhielten die ernüchternde Aussage, dass unsere Wäsche nicht um 10:00 am sondern pm fertig wäre……ach Schreck, die gesamte Planung dahin.

Wir wurden auf 13:00 Uhr vertröstet, evtl. wäre unsere Laundry mit dabei…..wir suchten vorsichtshalber schon mal ein neues Hotel für die Nacht und strichen in Gedanken Acapaulco von der Sightseeingliste. Leider wurde unsere Wäsche nicht mitgeliefert und die Putzfrau zückte eine Serviette und malte uns den Weg zu Dona Ana Lena. Sie fuchtelte wild mit den Armen, zeigte in eine Richtung und genau in diese lenkte ich unseren Mietwagen. Rd. 10 km außerhalb des Ortes kam eine Brücke, ein Baum, noch ein Baum und ein Tor. Als wir auf der anderen Straßenseit auch noch ein Restaurant vorfanden, waren wir uns sicher, wir sind auf der sicheren Seite.

Wir betraten das Grundstück, auf dem eine alte, vermutlich ehemals von Amerikanern bewohnte , Villa stand. Im Pool moderte das Laub, im Schaukelstuhl saß etwas, dass wie 110 Jahre alt aussah aber wohl doch nur die Mutter der Hausherrin war. Wir fragten laut nach Doña Aña Lena, die tatsächlich aus dem Haus geeilt kam. Mit Händen und Füssen versuchten wir unser Problem zu erklären, Matthias schöpfte immer Wasser in dem brackigen Pool um der Dame klar zu machen, dass wir die Wäsche egal in welchem Zustand, mitnehmen würden. Nach ein wenig Diskussion bekamen wir unsere quatschnassen Schlüppis, wir bezahlten die Rechnung, Doña Aña Lena verabschiedete sich mit einigen Flüchen von uns und wir legten die Wäsche im Auto zum Trocknen aus…..uff, geschafft.

Gut gelaunt fuhren wir Richtung Pazifik, wir träumten von Klippenspringer in Acapulco, Cocktails, Meer und ein entspanntes Abendessen. Die Strecke war nett zu fahren und gab optisch einiges her. Leider nahmen wir die falsche Abfahrt in Acapulco und standen aufeinmal mitten in den Slums. Nun hieß es Fenster und Türen verriegeln, Matthias schraubte sein Taschenmesser zusammen. Mit Pokerface und so schnell es ging fuhren wir Richtung Süden……und damit glatt an den Felsenspringern vorbei ! Egal, Hauptsache weg von Kriminalität, Gangs und Drogen! Wir fühlten uns verfolgt und sahen zu, dass wir schnellstens von der Straße kommen. Gott sei Dank erschien in der Dunkelheit ein Hotel auf der rechten Seite, schwupps rollten wir auf den Parkplatz und die gefühlten Verfolger fuhren weiter.

Das Hotel war recht nett, die Bettwanzen bemerkten wir erst mitten in der Nacht. Hungrig machten wir uns auf den Weg zu einem Restaurant neben dem Hotel und aßen Cerdo, also Schwein……und beobachteten den Viehtransporter mit den süßen Steckdosentierchen, der genau vor dem Restaurant geparkt hatten. Das Essen schmeckte uns Beiden nicht.

Die Rettung

Unsere Nacht war schnell vorbei, die Bettwanzen ließen uns gegen 5:00 Uhr aus dem Etablissement flüchten, weiter ging es gen Süden, Ziel Puerto Escondido und Puerto Angel.

Die Straßenführung war schön, wir genossen die Landschaft und die relativ gut ausgebaute Straße. Nach einem guten Frühstück ( Enchilada Verde) erreichten wir gegen 13:00 Uhr Puerto Escondido.

Puerto Escondido

Wir fühlten uns auf der Gewinnerstraße und kämpften uns Kilometerchen für Kilometerchen durch Staubpisten nach Puerto Angel. Angel war 2000 ein Geheimtip, lediglich zwei Zufahrtstraßen verbanden den Ort. Damals machten nur Backpacker in Puerto Angel Urlaub, der Ort bestand aus rd 100 Einwohnern und zwei Hostels- unverfälschtes Pazifikflair. Im Nachgang und beim Herumstöbern in den Fotos und im Tagebuch bin ich von meiner Furchtlosigkeit echt überrascht. Ich bin die Strecke damals ganz alleine gefahren!!!!!

Nach einem schnellen Sprung in den Pazifik, einem tollen Essen und erholsamen Schlaf im Hostel ging es am nächsten Morgen ins Hochland der Sierra Madre del Sur. Ich quälte mich durch 10.000 Serpentinen, zum Teil ohne Abgrenzung durch die Berge. Unser Tagesziel war Oaxaca. Dort wollten wir ebenfalls nur über Nacht bleiben, vorher die Ausgrabungsstätte von Monte Alban besuchen. Die Strecke war wunderschön, wir sahen viel ländliches Mexiko, unverdorben und authentisch.

Tankstelle mexikanisch
Klos am Abrgrund

Endlich sahen wir auch die ersten Kakteen, die symbolisch für Mexiko sind…..was absolut nicht stimmt und nur einem Klischee entspricht. In Mexiko sieht man lediglich im Hochland und auf der Baja California Kakteen, ansonsten Fehlanzeige im gesamten Land. Ich musste 3x nach Mexiko fliegen, ehe ich die ersten Kakteen zu Gesicht bekommen habe.

Nach unserer Ankunft in Oaxaca suchten wir uns ein Zimmerchen und fuhren am frühen Nachmittag nach Monte Alban, hierbei handelte es sich um eine der grandiosen Ruinenanlagen in Mexiko, die keinesfalls im Schatten von Chichen Itza, Uxmal oder Teotihuacan zu stehen braucht. Gott sein Dank kamen zumindest 2000 eher wenig Touris ins Hochland, dies dürfte sich mittlerweile auch geändert haben.

Wikipedia: Monte Albán (span. weißer Berg) war die Hauptstadt der Zapoteken und liegt 10 km entfernt von der Stadt Oaxaca de Juárez im gleichnamigen Bundesstaat Oaxaca (Mexiko). Monte Albán liegt 2000 m über dem Meeresspiegel auf einer künstlich abgeflachten Bergkuppe und war das religiöse Zentrum der Zapoteken, später der Mixteken. Seine Blütezeit liegt zwischen 300 und 900 n. Chr. Die Anfänge der Besiedlung von Monte Albán lagen nach bisherigen Erkenntnissen im 8. Jahrhundert v. Chr. Erhalten sind umfangreiche Reste von Wohn- und Kultbauten, ein Observatorium, Grabkammern mit Skulpturen und Wandmalereien. 1987 wurde Monte Albán ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Für Matthias war es damals die erste Ruinenstätte, die sich bildschön im warmen Nachmittagslicht präsentierte; wir waren damals beide begeistert.

Der Ballspielplatz
Quelle: Wikipedia

Wie der spitzfindige Leser schnell erkennen kann, wir waren damals ALLEINE in der Anlage, ein Luxus der Einem im Jahr 2020 eher nie zu teil wird. Nachdem wir auch noch die wunderschöne indigene Kirche neben dem Eingang zur Ruinenanlage unsere Aufwartung gemacht hatten, fuhren wir zurück nach Oaxaca.

Mit Oaxaca bin ich ähnlich wie mit Merida, nie so richtig warm geworden. Vermutlich liegt es daran, dass ich beiden Städten nie die Zeit gegeben habe, sich in mein Herz zu schummeln. Oaxaca ist eine gut erhaltene Kolonialstadt und heißt offiziell Oaxaca de Juarez. Die Altstadt hat seit 1987 den Weltkulturerbestatus, die Temperaturen sind aufgrund der Höhe von 1500 in der Sierra Madre del Sur sehr angenehm. Oaxaca ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates und hat rd. 255.000 Einwohner.

Am nächsten Morgen schliefen wir aus und erkundeten ein wenig den schönen Markt von Oaxaca, ehe wir uns wieder in unserer kleines Auto setzten und den Roadtrip fortsetzten.

Märkte in Mittelamerika sind das Allergrößte; immer wieder bin ich von der Vielfalt der Chilis, der Tortillaproduktion und ein paar Exotenständen beeindruckt.

Wir machten uns wieder auf den Weg und fuhren ein paar wenige Kilometer aus der Stadt heraus. Unser erstes Ziel an diesem sonnigen Tag war die Ausgrabungsstätte von Mitla.

Wikipedia: Mitla ist eine archäologische Stätte im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca, die für ihre präkolumbischen Bauten mit einer in Mesoamerika einzigartigen Wandornamentik berühmt ist. Die zapotekische Ortsbezeichnung ist Lyobaa („Bestattungsplatz“), die Nahuatl-sprechenden Azteken machten daraus Mictlán („Ort der Toten“). Die Palastanlage von Mitla gehört zum UNESCO-Welterbe. Im Jahr 1494 eroberten die Azteken Mitla und plünderten die Stadt. Als die Spanier den Ort übernahmen, sahen sie ihre Anstrengungen zur Missionierung der örtlichen Indígenas konterkariert durch deren ursprünglichen Glauben, der sich in alten Gebäuden, wie denen in Mitla manifestierte. Um das Problem zu kontrollieren oder zu bekämpfen, errichteten die Spanier neue Kirchen auf den Fundamenten alter Tempel, deren Baumaterial sie für die neuen Gebäude verwendeten.

Die Geschichte von Mitla ist faszinierend, so löste die Stadt Monte Alban in ihrer Wichtigkeit ab und die Gebäude sind aufgrund der Fresken legendär.

Auf der zapotekischen Ruine wurde von den Eroberern eine Kirche gesetzt.
Baumaterialien

Rund 13 Kilometer von Oaxaca entfernt liegt der kleine Ort Santa Maria del Tule. Dieses Dorf beherbergt nicht nur eine hübsche Kirche sondern liefert Lebensraum für eines der ältesten Lebewesen auf dieser Erde!

Wikipedia: Im Ort steht der Baumriese „El árbol del Tule“ („Baum von Tule“). Dieses Exemplar der Mexikanischen Sumpfzypresse (Taxodium mucronatum) ist mit 14,05 Metern Stammdurchmesser der dickste Baum der Welt. Er ist auch einer der ältesten Bäume der Welt (älter als 2000 Jahre). Der Umfang des Baumes beträgt etwa 58 m, die Höhe etwa 42 m.

Im Jahr 2000 waren Plakatmaler noch allgegenwärtig, ich liebte die Mescal und Tequila Werbung im gesamten Land.

Wir suchten uns im Hochland eine kleine Pension und kamen somit in den Genuss das kleine Nest Nochixtlan kennenzulernen. Die Kiddies im Dorf hatten noch nie in ihrem Leben Touristen gesehen, sie riefen uns das mexikanische Schmipfwort für Amerikaner hinterher „Gringo, Gringo! Als wir erwiederten „no Gringo, aleman“ schauten sie uns sprachlos an….mit Deutschland konnten die Blagen nichts anfangen.

Das Flair erinnerte an eine Westernstadt und unsere Pension war mehr als karg und leider auch ziemlich schmuddelig.

indigene Kirche am Wegesrand
es weihnachtete noch sehr, unsere Pension

Die Nacht war kalt und bescheiden, es nervte das dreckige Bad und Bettzeug. Früh verließen wir den gastlichen Ort und machten uns auf unsere letzte Runde, schon im Dunstkreis von Mexiko Stadt.

Wir erkundeten zunächst Cholula, eine wunderschöne Stadt, zwischen Puebla und Mex.City.

Cholula gilt als älteste Stadt Amerikas und war immer bewohnt. Zur Zeit beherbergt die Stadt rd. 90,000 Einwohner und liegt auf einer Höhe von 2146m. Die Stadt liegt im Dunstkreis des Vulkans Popocatepetel, den wir aufgrund des Sommerdunstes aber nicht zu sehen bekamen.

Wikipedia: Die Arkaden rund um den Zócalo von Cholula de Rivadavia zählen zu den längsten Mexikos. Sie beherbergen kleine Cafés und Läden. Von hier aus blickt man auf den kleinen Stadtpark und die 49 Kuppeln der berühmten Capilla Real (16. Jahrhundert) des ehemaligen Klosters San Gabriel.

Cholula war vor der Conquista ein beliebtes Pilgerziel, mit zahlreichen Tempeln, Klöstern und Pyramiden. Eine der größten jemals errichteten Pyramiden, die im Gebiet San Andrés Cholula gelegene große Pyramide von Cholula ist bis heute erhalten geblieben und gehört immer noch zu den größten Sakralbauten der Welt.

Die letzte Nacht auf unserem Roadtrip durch das mexikanische Hochland verbrachten wir in einem Stundenhotel rd. 30 Minuten vom Flughafen Mex. City entfernt. Motels deuten in Mexiko grundsätzlich auf einen Stundebetrieb hin. Wir Naivlinge bemerkten unseren Fauxpas aber erst, als wir uns darüber amüsierte, dass man Kondome per Roomservice bestellen konnte und fast alle Fernsehsender gesperrt waren „para adulto“. Über das riesige Bett und den Spiegel über genau diesen, hatten wir uns nur gewundert, dass immer eine Klingel losging, wenn ein Auto auf das Gelände fuhr, fanden wir eher nervig. Unsere bange Sorge, ob der Preis vom Zimmer ebenfalls ein Stundentarif gewesen ist ( dann wäre es nämlich richtig teuer geworden) wurde Gott sei Dank nicht bestätigt. Wir standen die halbe Nacht am Fenster und bewunderten das Treiben auf dem Parkplatz. Fuhr ein Auto ab, ging der Putztrupp ins Zimmer, kurze Zeit später kam ein neues Auto an und checkte ein….wir amüsierten uns wie Bolle.

Gegen 5:00 Uhr früh fuhren wir zum Flughafen, gaben unseren Mietwagen ab und bestiegen die Maschine nach Puerto Vallarta.

Mein Fazit zum damaligen Roadtrip fällt auch 20 Jahre später noch sehr positiv aus. Heute würde ich mir allerdings viel mehr Zeit nehmen und z.B mindestens in Taxco, Oaxaca und Puerto Angel zwei Nächte verweilen. Heute würde man vermutlich auch die Zimmer vorreservieren und damit wären wir wahrlich lustigen Erinnerungen an schlechte Unterkünfte, Bordelle und Bettwanzen eher Geschichte.

Deutschland 2020, I: Potsdam

Ich war oft in Potsdam, gerade in den Nachwendejahren hat es viele Westerberliner in unsere schöne Nachbarstadt verschlagen, die gerade für die Zehlendorfer so nah und doch so fern ( obwohl nur einen Katzensprung entfernt) gewesen ist. 

Die historische Altstadt mit den schönen Häusern im Holländischen Viertel, die puppigen russischen Häuser von Alexandrowka oder der Park von Sanssouci inkl. Schloss….Jede/r hat so seine Vorlieben.

In den frühen 90er Jahren des letzten Jahrtausends habe ich mich gerne an den Weißen See gelegt und bin dort ins Wasser gehüpft. Der Strand war super, die Lage am Schloß Cecilienhof wohl mehr als ansprechend. Leider fiel diese Badestelle „for free“ den Restaurationen und der Touristenschwemme zum Opfer. Mittlerweile kann man rund um Cecilienhof nicht mal mehr parken.

Da mein Vater immer ein Boot am Wannsee zu liegen hatte, habe ich Potsdam und Umgebung oft vom Wasser aus bewundert, die Alte Molkerei, Schloss Babelsberg oder auch die Glienicker Brücke waren ein vertrauter Anblick. Selten bis nie hatte ich einen Fotoapparat dabei, dies änderte sich erst vor zwei Jahren, als ich tatsächlich an einer geführten Stadtrundfahrt teilnahm. Ebenfalls im Jahr 2018 war ich mit meinem Team von Arbeit einen Tag in Potsdam und dann kam der denkwürdige Frühling 2020!

Schloss Babelsberg
Blick von der Glienicker Brücke

Mit den Reiseverboten, hervorgerufen durch die Corona Pandemie, war unser geplantes Reiseziel Hamburg und Norwegen/ Oslo Ende April 2020 geplatzt, die Woche Urlaub musste im schönen Berlin verlebt werden.

Gott sei Dank spielte das Wetter in diesen Tagen einigermaßen mit und schnell war uns klar, dass Potsdam ohne amerikanische und chinesische Touristen ein echtes Highlight sein könnte.

So fuhren wir an einem Wochentag Ende April in unsere Nachbarstadt und verbrachten einen tollen Frühlingstag, der sich fast, ja fast ( wäre da nicht die Gesichtsmaske gewesen) wie ein Urlaubstag anfühlte.

Fährt man von Wannsee kommend Richtung Postdam überquert man zunächst die Glienickerbrücke,  unweit des Schlossparks Glienicke, der noch auf Berliner Seite liegt.

Die Glienicker Brücke wird auch Brücke der Einheit genannt. Einheit wird leider auch 29 Jahre nach der Wende zumindest in der Brückenfarbe noch nicht demonstriert. Berlin und Brandenburg waren sich nicht einig in der Farbgebung und somit ist ein Teil der Brücke hellgrüner als der andere Teil. Quer über die Brückenmitte verläuft die Bundesländergrenze, bis 1989 tatsächlich die Grenze zwischen Ost und West.

Die Glienicker Brücke diente während des Kalten Krieges für den Austausch von Agenten, mindestens drei Spione wurden zw. 1961-1989 hier ausgetauscht. Selbstverständlich war die Brücke oft Teil einer Kriegs,-u. Spionagefilmkulisse. 

Gleich hinter der Brücke lohnt die Parkplatzsuche. Zum Einen kann man die Villa Schöningen, als erstes Haus auf der rechten Seite bewundern, zum Anderen kann man in die Neuen Gärten laufen ( sofern die Baustelle an der Brücke zum Eingang wieder aufgehoben ist) .

Die Villa, welche von König Friedrich Wilhelm IV,  im für Potsdam typischen italienischen Villenstil, erbaut worden war, war ein Geschenk an dessen Hofmarschall Wolfgang von Schöning. Später fiel das Gebäude in viele prominente Hände, während der DDR Zeit wurde das Gebäude dem Zerfall überlassen, heutzutage finden Austellungen zur deutsch- deutschen Geschichte statt. 

Läuft man in Richtung Neue Gärten trifft man seit Juli 2019 auf die Matrosenstation Kongsnæs, ein wenig Norwegen in Preußen. Die Matrosenstation wurde 1895 von Wilhelm II in Auftrag gegeben und diente als Anlegestation für Wasserfahrzeuge. Von Kongsnæs aus unternahm der König und sein Gefolge Fahrten über die Havel bis nach Berlin hinein, es konnten Gondelfahrten gebucht werden. Heute ist in dem Gebäude ein Restaurant mit schöner Aussicht untergebracht. Es sind weiterhin Bauaktivitäten rund um Kongsnæs zu beobachten, die auf ein kleines norwegisches Viertel schließen lassen, einschließlich Stabskirche. Ein erneuter Besuch in Potsdam sollte sich demzufolge in den nächsten Jahre mal lohnen.

Ungefähr fünfzig Meter hinter dem Abzweig zur Villa Schönigen, Kongsnæs und den neuen Gärten liegt auf der rechten Seite eine echte Potsdamer Institution, die Garage du Pont. Ich kenne diese noch als DDR Tanke, als Bezugsquelle von Diesel und Co. Mittlerweile wechselten oft die Restaurants und Cafés, das Gebäude blieb Gott sei Dank erhalten.

Wir fuhren weiter nach Alexandrowka, packten dort unsere Salate und Brötchen aus und genossen ein zünftiges Picknick mit Blick auf die hübschen russischen Holzhäuser. Wer es noch nicht wusste, die Kolonie wurde zu Ehren der russischen Soldaten gebaut, die neben der preußischen Armee erfolgreich gegen Napoleon gekämpft hatten.

Diesmal schauten wir uns auch die kleine russisch-orthodoxe Kirche auf dem Pfingstberg an, bis wir auf eine Siedlung stießen, die unserer Hufeisensiedlung nicht unähnlich war.

Die Wohnsiedlung „Am Schragen“ wurde erst in den letzten Jahren mustersarniert, wer sich mit Bruno Taut und seinen Gefolgsleute auskennt, erkennt haarscharf Entstehungzeit 1925-1930. In der hübschen, paradiesischen Anlage gibt es nur Mietwohnungen,-u. häuser, kein Verkauf von überteuerter Immobilie.

Als nächstes Ziel hatten wir uns die Innenstadt ausgesucht, zu verheißungsvoll die Aussicht auf ein leeres Holländisches Viertel. Wir fanden auch umgehend einen Parkplatz, ohne Parkgebühren…..Viva la Corona!

Das Holländische Viertel wurde von Friedrich Wilhelm I geplant, letztendlich wurden die 134 Häuschen vom Sohn Friedrich II vollendet. Friedrich Wilhelm I war verzaubert von der holländischen Kultur, er besuchte bereits als Kronprinz Amsterdam und Den Haag und Zeit seines Lebens bedeutete die niederländische Architektur für ihn Fortschritt und Zweckmäßigkeit. Darüber mag man heute schmunzeln, ich denke immer an Puppenstuben, wenn ich mal in den Niederlanden bin.

Am Nauener Tor stärkte sich Mathias an einem Foodtruck mit einem Wiener Schnitzel und wir stellten uns die Frage, ob das neue Reisen, in Zeiten des Virus, so oder so ähnlich bleiben wird ? Essen am Imbissstand, mal eben schnell aus der Hand, shopping nur noch mit Maske und statt Hotel abends nach Hause oder max. in die Ferienwohnung oder Wohnmobil? Wir werden sehen……unsere nächste Tour in 2020 soll uns eigentlich nach Polen bringen. Ich kaufte mir im Weihnachtsladen einen kleinen Elefantenanhänger ( in Erinnerung an Uganda) und war dort die erste Kundin nach Wochen der Krise. Auch hier wird erst die Zeit zeigen, ob der hübsche Laden überleben wird.

Da ich noch nie am Stadtschloss und an der Nikolaikirche gewesen bin, war das nächste Ziel klar…..wir schlenderten über den üblichen Markt am Nauener Tor, über das Mozarthaus ( wer von Euch wusste, dass Mozart in Potsdam genächtigt hatte, der hebe die Hand) in Richtung geographischer Mittelpunkt der Landeshauptstadt.

Mozarthaus

Im alten Potsdamer Stadtchloss ( welches maßgeblich durch Spenden von Bürger, sowie Günther Jauch und SAP Gründer Hasso Plattner wieder erbaut wurde) tagt der Brandenburger Landtag. Der Wideraufbau dauerte bis 2014 und nun war mir auch klar, warum ich nie in dieser Ecke von Potsdam gewesen bin, die Bauarbeiten haben insgesamt fast ein Jahrehnt gedauert. Übrigens wurde das Schloss 1945 zerstört und im Anschluß von der DDR Regierung abgetragen.

Die sakrale , evangelische Nikolaikirche wurde nach dem heiligen Nikolaus benannt und nach den Plänen von Friedrich Schinkel in den Jahren 1830-1837 erbaut. Der Besuch von innen blieb uns aufgrund der Königin ( Corona) verwehrt, die Aussicht von der Kuppel soll sehr schön sein. Auch hier hatte der Krieg seine Spuren hinterlassen, das Gotteshaus wurde ebenfalls in den Bombennächten des Jahres 1945 getroffen und lag anschließend unter Artilleriebeschuss durch die Sowjets. Die Kirche wurde wieder aufgebaut und feierte 1981 seine neue Weihung.

Der Alte Markt ist der zentrale Platz von Potsdam, die einzigartige Raumschöpfung durch Friedrich des Großen erinnert an Städte wie Rom oder Florenz. Der Platz ist umrahmt von Staudenhof, Stadtschloss, Potsdam Museum und dem Barberini. In der Mitte steht die Nikolaikirche und der Obelisk.

Nachdem wir auch einen Blick auf das geschlossene Filmmuseum geworfen hatten, schlenderten wir wieder zurück ins Holländische Viertel, schnappten uns unser Auto und fuhren zur berühmten historischen Windmühle von Sanssouci.

Aufgrund des rasanten Wachstums der Stadt, reichten die sieben vorhandenen Mühlen nicht mehr aus, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I benötigte in seiner Garnisonsstadt mehr Kapazitäten um die Bewohner und Soldaten versorgen zu können. So entstand im Windschatten des Schlosses die schöne Holländische Windmühle, ebenfalls ein Wiederaufbau.

Der Parkplatz am Möwenpick in Potsdam war menschenleer und demzufolge standen auch wenig Blechpferde herum…..Parkplatzsuche im April 2020 ein Kinderspiel. Überraschenderweise sah ich aber doch Kennzeichen wie „M“, „HA“, „S“ usw…..also alles keine einheimischen Nummernkennzeichen!

Uns zog es zunächst in das Orangerieschloss. Hier war ich ebenfalls noch nie und auch hier war es menschenleer und sehr beeindruckend. Emily trabte fleissig mit, die Wochen zu Hause waren auch unserem Hund nicht leicht gefallen.

Die neue Orangerie ist ein eigenes Schloss, in dessen Flügeln tatsächlich Südfrüchte zum Überwintern eingelagert wurden. Friedrich Wilhelm IV ließ das Schloß im Stil der italienischen Renaissance errichten, die Anlage umfasst eine Tempelanlage zu Ehren Friedrichs II, ein Amphitheater und mehrere Viadukte.

Durch den Schlosspark liefen wir zum Schloß Sansscouci, so langsam machte sich Wanderunlust und Müdigkeit bemerkbar. Es war bereits Nachmittag und an diesem ersten, warmen Tag des Jahres 2020 kämpften wir uns durch 25 Grad im Schatten.

Schloss Charlottenhof

Am Schloss Sanssouci wurde gebaut, die Terrassenanlage und die Weinstöcke werden neu gebaut und sarniert. Die jetzt gezeigten Bilder sind eine Mischung aus 2018 und 2020, die Blumenanlagen stammen aber eindeutig aus dem dem Frühjahr 2020. Mein persönliches Highlight an diesem Tag waren die süßen Mandarinerpel…..

Madarinentchen im April 2020 im Park Sanssouci

Das Schloss Sansscouci ( zu deutsch: Schloss ohne Sorge) ist eines der bekanntesten Schlösser der Hohenzollern und wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit von Potsdam. Usrprünglich wurde es nach Skizzen von Friedrich dem II als kleines Sommerschlösschen im Rokoko Stil errichtet. Von ihm stammen auch die terassenförmigen Weinberge und die malerische Stimmung passt zum Beinamen „preußisches Versailles“.

Sommer 2018
Sommer 2018
Sommer 2018

Wir nutzten die Gunst der Stunde und lichteten das Schloß ohne störende Einflüsse ab und besuchten einen der letzten großen Hohenzollern. Der alte Fritz liegt auf dem Gelände begraben, er wurde aus der Burg Hohenzollern im Jahr 1991 nach Sansscouci umgebettet.

Die Kartoffeln auf der Grabplatter erinnern an den genialen Schachzug des alten Fritzes die Kartoffeln als Grundnahrungsmittel zu etablieren. Damit gehöukrten zukünftige Hungernöte fat der vergangenheit an.
Sommer 2018

An diesem Tag im April ließen wir es gut sein, wir fuhren zurück nach Berlin. Der Vollständigkeit halber möchte ich aber noch auf zwei Sehenswürdigkeiten hinweisen, die wir 2020 links liegen ließen aber im Juli 2018 ausgiebig bewunderten.

Das neue Palais ist ein Schloß an der Westseite von Sanssouci. Der Bau wurde 1763 nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges unter Friedrich des Großens begonnen und 1769 fertiggestellt. 2018 waren noch die letzten Reste der Sarnierung erkennbar, überall standen Bagger herum. Das Schloss gilt als bedeutende Barockanlage in Preußen und wurde eigentlich nur für Gäste errichtet. Am Beeindruckensten fand ich die Nebengebäude, die tatsächlich als Küchen,-u. Versorgungsgebäude ihren Dienst taten. Kaiser Wilhelm II machte das Neue Palais von 1888- 1918 zu seinem Hauptwohnsitz.

Küchengebäude
In Erinnerung an 2018, 100 Jahre Abdankung des Kaisers ( Sommer 2018)

Ein Bericht über Potsdam wäre nicht komplett, wenn das Schloss Cecilienhof nicht erwähnt werden würde. Wie bereits eingangs beschrieben, die Badestelle unweit des Schlosses war kurz nach der Wende meine Lieblingsbadewanne, da bin ich sogar alleine rausgefahren und habe mich an den leeren Strand gelegt. Das Schloß gehörte ebenfalls den Hohenzollern und wurde im Stil eines englischen Landhausstil erbaut. Das Ensemble wurde für Kronprinzessin Cecilie errichtet, die Kamine sind echt Tudor, das Fachwerk sollte ebenfalls Erwähnung finden.

Cecilienhof im Sommer 2018

International berühmt wurde das Schloß im Sommer 1945 als hier die Potsdamer Konferenz stattfand. Präsident Truman, Winston Churchill sowie Josef Stalin arbeiteten hier einen Plan für das zukünftige Deutschland, in der Mitte Europas aus. Die Franzosen waren bei der Potsdamer Konferenz nicht zugegen.

Cecilienhof

Ich hatte eigentlich mal vorgehabt in Potsdam zu übernachten und tiefer in die Stadt einzutauchen. Mal sehen, ob ich in naher Zukunft auf diesen Plan zurückgreifen werde/muss ( mangels Reisefreiheit?) ? Neben den hier genannten Sehenswürdigkeiten und Schönheiten gibt es natürlich noch viel mehr in Potsdam zu bestaunen. 

Ich habe Ende der 90er Jahre die Filmstudios in Babelsberg besucht und würde gerne mal wieder einen Ausflug dorthin machen.

Auch bin ich in meinem Bericht nicht auf den Schiffbauerdamm eingegangen, ganz einfach weil mir die Fotos davon fehlen.

Zu empfehlen sind ebenfalls die Gedenkstätte in der Lindenstraße und natürlich das alte Stasi- Gefängnis von Postdam. Ebenso möchte ich das KGB Gefängnis in der Leistikowstraße ins Spiel bringen, hier hat nicht nur die sowjetische Besatzungsmacht ihr Unwesen getrieben, nein die Räumlichkeiten wurden auch von der SED/ Stasi genutzt.

Ein weiteres, wunderschönes Ziel ist das Krongut Bornstedt, insbesondere die kleine evangelische Kirche ist zu betonen. Das Krongut wurde vom Kronprinzenpaar Wilhelm und Viktoria bewohnt und galt als Mustergut der preußischen Königsfamilie. 

Es ist Jahre her, dass ich dort mal zu Besuch war, ebenfalls ein Programmpunkt den ich mal wieder aufgreifen muss.

Wer Natur liebt, dem sei die Potsdamer Bisosphäre oder eine Schifffahrt empfohlen.

Ich schließe meinen kleinen Bericht und ziehe ein positives Fazit zu Urlaub in der Heimat. Es muss nicht immer Afrika, Asien, Amerika sein…..manchmal ist ein „umde Ecke“ ein besseres „jwd- janz weit wech“.

In diesem Sinne, bleibt alle gesund…..die nächsten größeren Abenteuer kommen, auf sicher.

Brasilien 1999/2000 V: Salvador da Bahia

Wir kamen am späten Abend in Salvador da Bahia an. Unser Hostel lag in Pelourinho, in der Altstadt von Salvador. Diese liegt auf einem Berg, der sogenannten Oberstadt. Ähnlich wie in Lissabon werden Ober,- und Unterstadt mit einem Lift verbunden, dem Elevador Lacerda. Salvador ist die drittgeößte Stadt des Landes, mit rd. 2,8 Mio Einwohnern. Salvador ist die Geburtsstätte des Capoeiras und der grandios guten Musik. Fast Jede/r kennt Olodum und die magischen Trommeln. Selbst wenn man von der Band noch nie etwas gehört hat, den Song „They don’t care about us“ von Michael Jackson kennen die Meisten von uns…..Olodum trommelt im Hintergrund fleissig mit, das Musikvideo wurde ebenfalls in Pelourinho gedreht.

Unser Hostel existiert noch, ich würde wieder dort einziehen, sofern es mich in Postcoronazeiten nochmal nach Brasilien verschlagen sollte.

Nach dem Einchecken saßen wir müde und matt in unserem Schlafsaal. Wir hatten für die erste Nacht nur ein Zimmer für uns Sechs bekommen und bewunderten ausgiebig das Tropenkrankenhausambiente in dem Saal. Es sah aus wie in einem Film aus den 50erJahren, jedes Bett hatte sein Mosquitonetz, nüchtern betrachtet hätte es auch ein Feldlazarett aus dem 2. Weltkrieg sein können. Aufeinmal hörten wir die Trommeln und schnell wie der Wind standen wir gegen 0:00 Uhr auf dem Marktplatz von Pelourinho. Olodum trommelten des nächstens und die halbe Alststadt war auf den Beinen. …Nachtruhe ist in Brasilien ein Fremdwort.

Olodum begleitete uns durch die nächsten drei Tage, wir erstanden sogar Tickets für ein Konzert und gaben uns nach 3,5 Std. gegen 1:30 Uhr körperlich geschlagen…..Olodum spielte zu diesem Zeitpunkt immer noch weiter, wir waren einfach nur kaputt, kaputtgespielt könnte man sagen.

Eigentlich trommelte immer irgendeine Band auf dem Marktplatz, irgendwo gabe es immer ein Konzert. Für Musikbegeisterte ist Salvador da Bahia ein Traum und erschwinglich noch dazu. Salvador war weder chic noch hipp sondern einfach nur authentisch.

Natürlich fuhren wir auch hinunter in die Unsterstadt und bewunderten den Markt Modelo und das vorgelagerte Fort von Salvador.

Insgesamt sind mir die drei Tage unaufgeregt und entspannt in Erinnerung geblieben, wir genossen die Altstadtatmosphäre, die Backpacker und die Szene die sich bereits 2000 gegründet hatte. Wir vertrödelten enorm viel Zeit in einem kleinen Restaurant am Marktplatz, hier kam das Menü 4,50 DM. brasilianische Rastafariatmosphäre gab es gratis dazu.

Natürlich beschäftigten wir uns während unseres Aufenthaltes mit der Geschichte der Stadt, der Entstehung von Carpoeira und dem Einfluss der Sklaverei in Brasilien. Salvador da Bahia ist bis heute eine Schwarze Std d.h. die Einwohner sind Nachkommen afrikanischer Sklaven, die für den Zuckerrohranbau,-u. Handel aus Westafrika, über Portugal ( hier insbesondere Lagos an der Algarve) nach Braslien gebracht wurden. Bis 1763 war Salvador sogar Haupttadt von Brasilien, ehe die Rolle von Rio de Janeiro übernommen wurde, welche von Brasilia schlußendlich abgelöst wurde. Der afrikanische Einfluss ist in Bahia noch an jeder Straßenecke sichtbar, Candomblé als Alternative zum Katholizismus wird offen gelebt, afrikanische Einflüsse findet man ebenfalls im Essen als auch in der Musik wieder. Überall sieht man sehr hübsche Baianas in Landestracht, die ihre Kochkünste an Mann und Frau bringen.

Ganz Salvador ist ein großes Open Air Museum und wenn auch die Kriminalität im Vergleich mit Rio de Janeiro nicht geringer ausfällt, haben wir uns damals sehr wohl und sicher gefühlt.

Hier kommen zunächst ein paar Altstadtimpressionen:

Blick aus dem Hostelfenster

Pelourinho heißt übrigens Pranger und genau auf diesen Plätzen ( jeder Ortsteil hatte seinen eigenen Pelourinho) wurden die Leute zur Schau geführt, ausgepeitscht und auch getötet. Das Ganze geschah im Namen der Sklaverei, der portugiesischen Krone und unter den wachsamen Augen der katholischen Kirche.

Unser Lieblingsrestaurant

Unseren letzten Urlaubstag verbrachten wir in einem Wasserpark mit viel Rutschen und viel Planscherei. Brasilien hatte ein versönliches Ende genommen, nachdem die Stimmung durch den Riovorfall ein wenig gekippt war.

Ich flog mit Matthias damals nach Mexiko weiter, für den Rest unserer Truppe ging es nach Deutschland und Holland. Keine/r ist von je wieder nach Brasilien geflogen, Alle Sechs haben ein wenig gemischte Gefühle gegenüber dem schönen Land behalten. Mit 20 Jahren Abstand sitze ich zum Teil bewundernd von den Aufnahmen, insbesondere der Norden/ Nordosten, der Amazonas aber auch Bahia habe ich in schöner Erinnerung behalten. Nach 20 Jahren ertappe ich mich dabei, mal in Booking zu stöbern und wieder mal Tuchfühlung zum Land aufzunehmen. Leider ist die Sicherheitslage nach WM und Olympiade nicht besser geworden, ich mag an eine Postcoronazeit kaum denken….die Armut dürfte noch größer geworden sein, die Kluft von arm und reich noch größer. Ich verfolge gespannt die politische Lage in Brasilien, habe in den vergangenen Jahren oft den Kopf geschüttelt, Bolsonaro gehört zu meinen persönlichen Feindbildern. Leider konnte sich Brasilien nie von den kriminellen Banden, der Drogenmafia dem organisierten Verbrechen und der Korruption befreien. Es gehört mehr dazu, als nur die Favelas zu räumen und abzureißen…..

Zumindest in der jetzigen Zeit wird eine Rückkehr nach Brasilien eher ein Wunschdenken bleiben.

Ich habe in meinen Berichten sehr wenig zur Geschichte des Landes und der Städte geschrieben. Brasilien hat aber einige, faszinierende Stories auf Lager, das Schicksal des Landes lag über Jahrhunderte in der Hand der Europäer, wie so oft in der Kolonialhistorie wurde aber auch Braslien nach der Unabhängoigkeit fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Ich empfehle für weitere Recherchen Wikipedia.

Brasilien 1999/2000 IV: Rio de Janeiro

Unseren Aufenthalt in Rio de Janeiro habe ich fast verdrängt. Liegt es an dem Überfall, dass ich die vier Tage in der DER Stadt Brasiliens quasi aus meinem Gedächtnis getilgt habe? Jahrelang habe ich selbst um die Fotos einen großen Bogen gemacht, in der Tat lag es an Rio, dass die Reise nach Brasilien in Vergessenheit geraten ist. Das erste Mal habe ich 2014, im Rahmen der Fussball WM, wieder an den Urlaub gedacht und nicht nur die Glasscherbe am Hals vor Augen gehabt.

Vor Rio hatten wir bereits vor Ankunft Respekt, Alle hatten uns im Vorfeld gewarnt. Helga, die Freundin meiner Mama, erzählte schaurige Geschichten aus ihrer Heimat, von Überfällen bereits am Flughafen. Macon und Margarida hatten ebenfalls gewarnt und auch unser Reisebüro in Berlin empfahl uns eine geführte Stadtrundfahrt, um die Sehenswürdigkeiten von Rio de Janeiro kennenzulernen.

Unser Hotel lag in einer Stichstraße zum Strand von Copacabana und so zog es uns direkt nach unserer Ankunft an den Strand der Reichen und Schönen. Die Caipirinha floss in Strömen, der gesamte brasilianische Körperkult wird von den Cariocas an der Copacabana und in Ipanema ausgelebt.

Copacabana erschien uns sicher, auch wenn unsere Stichstraße bereits in einer Favela endete und uns die räumliche Nähe von Arm und Reich bereits nach fünf Minuten Aufenthalt in Rio bewusst wurde.

Wir fuhren ziemlich viel mit dem Bus durch die Innenstadt und vor jeder Kirche bekreuzigten sich die Einwohner der Stadt und beäugten uns skeptisch. Wir linsten ungläubig zurück…..wie kann ein ganzer Kontinent so gläubig und dennoch so gewalttätig, korrupt und kriminell sein? Nicht nur Brasilien hat ein Sicherheitsproblem, Gleiches gilt für Kolumbien, Peru und auch Bolivien ist nicht sicher.

Favela Rocinha

An einem Tag nahmen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit, besuchten Christus den Erneuerer, Zuckerhut und Corcovado. Auch Pele´machten wir unsere Aufwartung im Maraçana Stadion.

Das Sambadromo war ohne Karneval eher langweilig, ein Besuch eher überflüssig.

Die Sightseeingtour von Rio endete in der Innenstadt mit dem Besuch der großen Kathedrale für die vielen Gläubigen und Sündigen des Millionenmolochs.

Die Innenstadt selbst ist erfrischend hübsch, viele koloniale Bauten sind noch erhalten, Rio ist eben nicht nur Strände, Corcovado und Zuckerhut.

Wir wollten natürlich auch die berühmte Straßenbahn über dem Aquädukt von Lapa sehen und machten uns an einem schönen Sonntag auf in die Innenstadt von Rio de Janeiro. Diese war wie ausgstorben, Geschäfte machen am Semana Santa erst nachmittags auf.

Wir wollten an diesem bewussten Sonntag auch die Sommergarderobe auf Vorderfrau bringen und hatten unsere Kreditkarten und nicht wenig Bares in den Taschen. Zur Jahrtausendwende waren die Hüfttaschen auf dem absoluten Höhepunkt ihres Dasaeins und so liefen wir wie kleine Känguruhs durch die Straßen von Rio. Heute findet man die Dinger nur noch assig, damals gehörten die Bauchtaschen einfach zum Outfit dazu. Die Spiegelreflexkameras hatten wir bereits aus Sicherheitsgründen im Hotel gelassen, ich hatte als Zweitkamera eine kleine Canon IXUS, die erste und letzte Kamera in meinem Leben, die auf APX lief.

Am Arcos da Lapa herrschte absolute Mittagsruhe, wir überbrückten die Warterei auf die Straßenbahn aus Santa Teresa , im Schatten hockend, im Rücken ein altes Industriegebäude.

Es war mörderisch heiß, wir Fünf waren mehr als träge. So entgingen uns die neugierigen Blicke von zwei Jungs, die in Shorts und FlipFlops bekleidet an uns vorbeischlenderten. Wir nahmen die gierigen Blicke kaum wahr, auch wenn im Nachgang der Geschichte das Verhalten der Beiden schon merkwürdig war. Ich weiß noch, dass sich Einer der Beiden nach etwas bückte.

Aufeinmal drehten sich die Beiden um und liefen wieder auf uns zu. Irritiert nahmen wir den geringen Abstand zu unserer Gruppe wahr und plötzlich standen die zwei Gauner direkt vor mir, drückten eine Glasscherbe an meinen Hals und deuteten auf meine geschlossene Hand, in der die Canon Ixus lag.

Wir standen Alle auf, auch ich ,die immerhin eine Glasscherbe am Hals hatte. In meinem Kopf herrschte Leere, ungläubig nahm ich wie eine Außenstehende die Situation wahr. Die beiden dummen Jungs Anfang Zwanzig würden doch wohl keine Touristin wegen einer 250,–DM teuren Kamera umbringen???? Ich versuchte zu verhandeln, meine Freundin Christin brüllte immer nur „Gib denen die Kamera“ und irgendwann machte es in meinem Kopf „klick“……natürlich würden sie morden, in Brasilien werden Menschen für viel Weniger umgebracht. Schnell gab ich die Kamera heraus, die beiden Jungs versuchten auch noch an unsere Beuteltaschen zu kommen, doch da wir zu Fünft die jämmerlichen Zwei um Längen überragten ( insbesondere Alexandra, John und Matthias waren in Bezug auf die Körpergröße weit überlegen), ließen Sie von uns ab.

Bizarr an der Situation war die Nähe zur Innenstadt, die große Kathedrale von Rio liegt einen Steinschlag entfernt, als auch die Tatsache, dass die nächste Polizei ebenfalls in Steinwurfnähe war. Wir blieben an diesem Tag erstaunlich ruhig, die Kamera war versichert…..bereits in Australien hatte meine Gepäckversicherung den Diebstahl aus dem Hotel in Darwn gut kompensiert und auch diesmal war mir klar, dass die Kamera ersetzt werden würde. Lediglich ein Polizeiprotokoll musste her und das zwar schnell. Wir hatten in unserer Zeit im Nordeste bereits mit Korruption unsere ersten Erfahrungen gesammelt, die Federales gegen die Municipal….jeder Polizist hält gerne mal die Hand auf.

Auf der Polizeistation fühlte man sich für uns nicht zurständig, nach langer Warterei wurden wir in einen Polizeiwagen verstaut und nach Ipanema zur Touripolente gefahren. Uns wurde mulmig, bei unserer ersten Aussage mussten wir unser Hotel benennen…….was wäre, wenn unsere Zimmer ausgeräumt werden würden, während wir in Ipanema auf der Touripolizei waren????? Wir hätten uns trennen sollen, drei Leute bei der Polzei, drei Leute im Hotel…Alle waren nervös und unruhig.

Endlich wurde der Überfall aufgenommen und protokolliert. Endlich hatte ich das ersehnte Stück Papier in der Hand.

Bei unserer Rückkehr nach Copacabana stellten wir fest, dass unsere Zimmer unversehrt geblieben waren. Alles in Allem waren wir glimpflich aus der Geschichte herausgekommen. Jahrelang habe ich den Vorfall in meinem Hirn verdrängt. Erzählt haben wir davon erst nach unserer Rückkehr nach Europa, 1,5 Monate später.

Verdaut habe ich den Überfall erst nach Jahren, irgendwann kam das Erlebte hoch und die T ragweite mir mit zunehmenden Lebensjahren bewusst. Jetzt, zwanzig Jahre später sge ich einfach nur noch „Glück gehabt“.

Tja, was wollten wir aber eigentlich an diesem Tag bewundern? Hier ein paar gescannte Postkarten vom berühmten Arcos da Lapa:

Unseren letzten Tag verbrachten wir am Strand, wir trauten uns nicht mehr in die Innenstadt, Lust auf Sightseeing war uns vergangen.

Alles in Allem waren wir happy, als wir Rio den Rücken zuwenden konnten. Auf unserem Flug nach Salvador da Bahia wurde Christine gefragt, wie wir denn Rio de Janeiro mögen würden. Sie antwortete “ we survived“….naja, ich fand diese Aussage damals ein bissel übertrieben, ob ich tatsächlich in Lebensgefahr geschwebt habe….who knows????

Was macht aber eigentlich Rio de Janeiro aus? Meine Five Cents dazu : DIE LAGE; DIE LAGE; DIE LAGE…..ähnlich wie Kapstadt oder Sydney. Es ist die Lage am Meer, die Arroganz der Carioca, der Körperkult und die Tatsache, dass man nicht reich sein muss, um am Lebensgefühl dieser Stadt teilhaben zu können.

Nach zwanzig Jahren bin ich bereit, Rio de Janeiro eine zweite Chance zu geben, sicherlich mit weitaus größerem Sicherheitsbewusstsein als damals.