Unsere Zeit in Nepal neigte sich dem Ende entgegen. Nach tollen Tagen in Kathmandu, Elefantenbaden in Chitwan und relaxen im flaschengrünen See von Pokhara, verbrachten wir die letzten Tage wieder in Kathmandu mit dem Schwerpunkt die anderen zwei Königsstädte ( Patan/ Lalitpur und Bhaktapur) kennenzulernen. Des Weiteren planten wir einen Stop in der unzerstörten Newar Stadt Panauti, die bislang allen Erdbeben trotzen konnte.
Um aber überhaupt wieder nach Kathmandu zu kommen, mussten wir mit einen klapprigen Linienbus den kilometerlangen Staus trotzen und viel Sitzfleisch beweisen. Die Strecke kostete uns 12 Stunden, wir standen mehr, als das wir saßen. Die langen Staus wurden von den übervollen Tankstellen verursacht, die Autos standen Hunderte von Metern am Straßenrand und warteten auf verheißungsvollen Diesel. Damit war dem Grunde nach der Standstreifen dicht und alles plagte sich auf einer Spur. Allerdings bekam man auf diese langsame Art des Reisens noch nen bissel was von Land, Leute und Kultur mit. Begeistert haben mich die altersschwachen Busse in den unterschiedlichsten Stadien der „Verwesung“ ….und alle noch munter auf der Straße.
Das Elend nach dem großen Erdbeben war in den Nestern am Wegesrand natürlich nochmals präsenter, Zelte des UHNCR oder auch dem deutschen roten Kreuz waren unübersehbar.
Zum späteren Abend hatten wir es dann geschafft, „welcome to Kathmandu“. Wir wohnten wieder in Thamel, im Pilgrim`s Gästehaus der alten Garde. Unser Zimmer so, wie ich es aus SOA gewohnt bin….dafür mit 8€ inkl. Frühstück spottbillig und genau deshalb absolut empfehlenswert.
Nach einem schnellen Abendessen ging es in die Heia, wir wollten ausgeruht am nächsten Tag in die große weite Welt starten.
Patan/ Lalitpur
Für fünf Leute ein Taxi zu ergattern ist schon in normalen Zeiten unglaublich schwer, in Embargozeiten ein nahezu unmögliches Unterfangen. Somit liefen wir durch den Moloch Kathmandu und kamen somit ungeplant am Bhimsen Tower vorbei bzw. das was von dem Turm noch stand. Jeder von uns hatte die Bilder im Kopf, als in den Tagen nach dem Erdbeben die Bilder vom eingestürzten Turm um die Welt gingen- ob die Ruine wieder aufgebaut wird, mag Niemand bestätigen.
Wir sahen viele Schäden auf dem Weg nach Patan, die Ecke von KTM hatte es mehr erwischt, als Thamel.
Die grasbewachsene Stupa symbolisiert ein Stadttor
Patan oder auch Lalitpur überzeugte uns aber dennoch in Schönheit und Ausprägung. Der Durbar Square wirkt architektonisch besser strukturiert als der Platz in KTM, auch wenn die Schäden mindestens genauso prägnant waren. Wir wurden von einer Gruppe Archäologen interviewt, sie wollten wissen, ob wir unsere Reise nach Nepal vor, oder nach dem Erdbeben geplant hätten. Wir hatten sie ja bereits in 2014 geplant und nichts konnte uns abhalten, schon gar nicht umgeworfene Steine.
Das besondere Highlight von Patan war, neben dem Durbar Square, der goldene Tempel. In diesem verschlug es uns schlicht die Sprache, wow. Kritiker könnten natürlich sagen „kitschig, zusammengewürfelter, hinduistischer Nippes“….wir fanden das Tempelchen überwältigend und so ganz anders als das, was wir in China oder Tibet gesehen hatten.
Zurück nach Thamel ging es tatsächlich per PkW…ganz nach dem Motto „besser schlecht gefahren, als gut gelaufen“ Angesichts der vielen, v elen Menschen die mittlerweile nur noch auf Busdächern von A nach B kommen, war unsere Situation ziemlich kuschelig bequem, fünf Mann in einen Kleinstwagen, mein Gott…es gibt Schlimmeres.
Wir shoppten uns an dem Tag dumm und dämlich, alle Fünf reisten zwei Tage später mit hübschen North Face Kosmetiktaschen und Reisetaschen gen Heimat.
Bhaktapur und Panauti
Man sagt ja immer, das Beste kommt zum Schluss und tatsächlich schien sich dies für Nepal zu bewahrheiten. Mit einem komfortablen SUV ging es am letzten echten Urlaubstag zunächst nach Bhaktapur. Auch dort mussten wir die obligatorische Eintrittsgebühr zahlen und staunten nicht schlecht. Um in die Altstadt zu kommen, muss man tatsächlich ein paar Stufen nach oben steigen.
Natürlich auch hier ein paar Beschädigungen, insgesamt wirkte die Altstadt rund um den Durbar Square aber sehr schön kompakt und ist mit Sicherheit eins der kulturellen Highlights in Nepal.
Es waren sehr wenig Touristen in der Stadt, wir konnten die Sehenswürdigkeiten gut auf uns wirken lassen. Wir besuchten den Taumadni Square mit seinem Wahrzeichen,
welches Gott sei Dank NICHT zerstört wurde.
Auch der Platz der Töpfer war beeindruckend, man kann sich kaum vorstellen, dass noch so viele Töpferwaren im Zeitalter von Plastik und Pappe gekauft werden.
Nachdem wir auch zum Dattraya Square geschlendert waren, fuhren wir weiter nach Panauti.
Unterwegs einen wunderschönen Blick ins Kathmandutal genossen und mal wieder ausgiebig im Stau gestanden.
Auch hier- das Dieselproblem….. mit einer Fahrzeit von über einer Stunde hatten wir es schlussendlich geschafft, uns begrüßte die relativ schmucklose Newarstadt ohne jegliche touristische Infrastruktur. Selbst das Hotel war geschlossen, lediglich die Pipistube durften wir aufsuchen- ohne Licht, wegen fehlender Glühbirne.
In den vergangenen vier Wochen war uns so oft das Glück hold und auch heute wollte es uns nicht verlassen. Es war Ernte auf dem Land und so konnten wir, neben unzerstörter Dorfarchitektur, auch die Aktivitäten der Einwohner bewundern…wunderschöne Momente und wieder einmal wurde uns bewusst, dass in anderen Teilen der Welt die Menschen mit so sehr viel weniger absolut zufrieden sind.
Mit diesen wunderschönen Erlebnissen ging unsere Nepal Tour zu Ende, am nächsten Morgen traten wir unseren Rückflug nach Deutschland an. Zum ersten Mal wurden wir dann tatsächlich Dieselopfer, wir mussten eine nicht geplante Zwischenlandung in Neu Delhi ertragen, da erst dort die Maschine aufgeladen werden konnte.
Nach aufregenden Tagen in Peking, unserer beeindruckenden Zugtour von Peking über X’ian nach Tibet und acht aufregenden Tagen in dem so abgeschiedenen Himalaya Ländle ging unsere Tour im Herbst 2015 weiter nach Nepal.
Wir flogen mit China Southern und warteten vergeblich auf den Champagner…..bei einem Flugpreis von 560€ für 1 Std. Vergnügen wäre so nen bissel Prickelwasser angemessen gewesen! Leider gab es nur schlechtes Essen und nen Gangplatz. Ich hatte dennoch Glück und konnte den Blick auf die 8000er genießen.
Die Landung hatte es in sich, der Flieger schlug auf und bremste so scharf, dass ich kurz mal das Gefühl hatte, dass wir im Gras landen würden. Wir ließen uns zum Hotel fahren und konnten sofort die Unterschiede zw. Tibet und Nepal ausmachen. Die Erdbebenschäden waren offensichtlich, Nepal ist eben so sehr viel ärmer als Nachbar China oder Indien. Unser Guesthouse lag in Thamel und ich erfreute mich, dass ich doch noch viel wiedererkannte. Es war schön, wieder in dieser so lebendigen Stadt zu sein. Wir schleppten unsere Klamotten zur Laundry und gingen Geld shoppen :-)Mit den ersten Rupees in der Tasche zog es uns zum ersten Everest Bier
ErdbebenschädenSicher konnte man an allen Ecken der Stadt die Schäden des großen Erdbebens vom 25.04.2015 sehen, dennoch war ich happy, dass wir geflogen sind. Nur Geld kann den Nepalesen helfen, nur die Touristen die mit harten Dollars/ Euro ins Land kommen sind die rettende Hand im Kampf gegen den Hunger. Die nepalesische Regierung ist machtlos, da keinerlei Geldmittel vorhanden sind. Nepal liegt im Wirtschaftsindex als drittärmstes Land der Welt ganz unten auf der Skala. Nepal ist ein Land zwischen zwei Großmächten, China und Indien würden es sich so gerne unter den Nagel reißen, es steckt eine Menge Potential im Himalayastaat. Wenn man all diese Faktoren beachtet und sich bewußt ist, was es für so einen kleinen Staat bedeutet, ein Spielball zu sein, war es beeindruckend, was die Nepalis in der kurzen Zeit, die vergangen war seit den Erdbeben, alles geschafft haben.Das Benzinembargo ( die Inder sind pissig aufgrund der neuen Verfassung) bekamen wir an diesem ersten Abend noch nicht mit.
Unser Weg zum Durbar Square ( dem historischen Herzstück von Kathmandu) führte an einer buddhistischen Stupa vorbei, quasi der kleine Bruder vom Komplex Swayambunath
Little Swayambunathbuddhistische StupaLittle Swayambunath
Diese Anlage wurde errichtet, für alle Gläubigen, die es nicht mehr auf den Berg bis Swayambunath schaffen, da die Anlage über KTM auf einem Berg thront.
Unterwegs bemerkten wir eine große Unruhe in der Stadt, wir hörten Trommeln und so langsam und allmählich kam uns die Indra Jaatra Woche / Feierlichkeiten für die lebende Göttin Kumari ins Bewußtsein.
Straßenfest zu Ehren der KumariFrauenpower oder auch Amusement auf nepaliStraßenfest
Die Feierlichkeiten werden mit Straßenfesten begonnen und enden ind en großen Tempelkomplexen von Kathmandu.
Wir hatten es tatsächlich geschafft, genau zu dieser Woche in KTM zu sein? so langsam und allmählich dämmerte uns wie besonders diese Woche ist, wow….wir hatten tatsächlich die Chance die Kumari live zu sehen. Das Mädchen darf sch nur 1x im Jahr dem Volk präsentieren und wir waren dabei! Und das auch noch vollkommen ungeplant, echt irre.
AltstadtStraßenhändlerBevor es aber soweit war, wollte der Durbar Square auf Schäden untersucht werden.
Oh was hatte ich Spaß auf diesem Platz vor vier Jahren. Mich beeindruckte die Newararchitektur und das pralle Leben…..
Leider hat der Durbar Square arg gelitten, der Platz ist in sicher, unsicher und einsturzgefährdet unterteilt.
sicher, unsicher, einsturzgefährdet
Alle Häuser die noch irgendwie stehen, werden von Stützpfeilern gehalten, das nächste wackeln unter der Erde wird die ultimative Katastrophe sein
Durbar Square von obenHanuman DhokaZerstörung überallErdbebenschäden aber damit wird gelebt, geliebt und gefeiert.was noch da ist, wird gestütztdas zerstörte NationalmuseumstimmungsvollWerte die nie mehr wiederzuholen sind, es blutet einem das Herz, auch wenn die menschliche Tragödie so sehr viel schlimmer ist und kein Haus, kein Monument über ein verlorenes Menschenleben steht.
Die Nepalis sind übrigens sehr pragmatisch, unser Hostelbesitzer schüttelte lakonisch den Kopfund beteuerte inbrünstig: „Gott Shiva zerstört und erneuert…..wir haben nun die Chance es besser zu machen und sichere Häuser zu bauen!
Gott Shiva- der Zerstörer und der ErneuererAngesichts von 10.000 Toten eine sehr rationale Einstellung, zumal er auch Opfer in der Familie zu beklagen hatte. Hindus und Buddhisten sind mit ihrem Glauben schon begnadenswert gut dran, wenn es um den Tod geht.
sitzen und wartendieses Gesicht hat schon viel erlebtam Hanuman DhokaDas Leben tobte aber auf den D.S ungehindert weiter. Die Menschen genosen die Feierlichkeiten, saßen auf den Ruinen und warteten auf die Kumari.
Durbar Square 2011Durbar Square 2015warten auf die KumariWir liefen über den Platz und mussten irgendwann gegen die Menschenmassen ankämpfen, der Festumzug war in vollem Gange.
Später am Abend konnten wir sie dann tatsächlich sehen, das kleine Mädchen, welches als lebende Göttin verehrt wird. Die Kumari, wohl noch nicht pupertierend, denn das wird dann ihr Todesstoß, raus aus dem Palast, hinein die rauhe Welt sein. Ungebildet, mit einer kleiner Rente und einem schlimmen Fluch gesegnet: ehemalige Kumaris werden nicht gerne geheiratet, deren Ehemänner sterben wohl sehr jung !
Kumari, die lebende Göttin
Pashupathinath, Boudhanath, Swayambunath
Unser erstes, morgendliches Ziel startete mit den heimlichen Herrschern von Pashupathinath- den Affen. Wir fuhren mit dem Taxi zu einem der wichtigsten hinduistischen Heiligtümer überhaupt, nicht nur in Nepal sondern von Hindus aus der ganzen Welt.
Pashupathinath ist nicht nur ein Tempelkomplex sondern auch Verbrennungstätte mit angeschlossenen Hospizen für Sterbenskranke. Priester und Saddhus sind allgegenwärtig. Affen rennen durch die Anlage und stibitzen die Opfergaben.
Lustigerweise sah ich viele Saddhus bereits zum zweiten oder dritten Mal in meinem Leben. Da diese zwischen den Ländern wandern, habe ich viele von den Jungs schonmal in Pashupathinath aber auch in Varanasi, Udaipur und Pushkar gesehen.
Herrscher oder Asketen?Pashupathinath, Tempel und HospizeBagmati und VerbrennungsghatsVerbrennungsghatsPashupathinathVerbrennung im größeren Stil
Ein einzige Foto, mit einem Scheiterhaufen und einer Zeremonie von Weitem möchte ich nicht unerwähnt lassen, weil dies so untypsich war. Blumen, Baldachin und Musik- uns wurde gesagt, dass eine reiche Frau bestattet wurde…die Gaffer waren überall, Pashupathinath war aufgrund das Indra Jaatra Feierlichkeiten übervoll
Bezüglich der Verbrennungen habe ich bewusst im Fließtext auf Fotos verzichtet. jeder muss selbst entscheiden, wieviel oder wie oft man abdrücken kann/muss/ soll. In Varanasi/ Indien sind Bilder verboten, es sei denn, man zahlt harte Dollar….etwas, was ich natürlich niemals unterstützen würde. In Pashupathinath ist man stummer Zuschauer, nicht so nah am Geschehen wie in Varanasi und die Nepalis haben selbst alle die Knipsen und Handys dabei und drücken fleißig ab, wenn Oma und Opa im Sandelholz kokeln….eine bizarre Situation. Wer interessiert ist, kann sich die Fotos oben in der Sammlung ansehen.
Aufgrund der Indra Jaatra Woche wird der Ort auch von vielen Gläubigen aufgesucht, die Priester hatten Hochsaison
Opfergaben
Boudhanath
Auf Boudhanath war ich gespannt, 2011 hatte ich den Ort als vollkomenen Frieden in einer hektischen Stadt empfunden. Wenn man um die Stupa läuft, erklingt „Om Mani Padme Hum“ aus dem Lautsprecher und man ertappt sich, dass man alsbald DAS Mantra des Buddhismus mitzusummt. Boudha ( die Kurzform) ist das größte Heiligtum der Exiltibeter. Die Frauen tragen traditionelle tibetische Trachten, fast wähnt man sich in Lhasa. Während das Kathmandutal eher hinduistisch ist, sind ja die Berge und die Dörfer buddhistischen Glaubens.
Leider hat die Stupa arg Schaden am Erdbeben genommen, traurig starrte ich auf die Überreste und hier möchte ich auch nochmal Fotos von 2011 zum Vergleich einfügen. Gott sei Dank brummte aber auch dort das Leben, die Musik verzauberte weiterhin und gewerkelt wurde dort auch sehr fleißig. Die Exiltibeter laufen weiterhin stoisch, um die Stupa,genau wie auf dem Barkhor in Lhasa
Wenn ich wieder in KTM bin, werde ich wohl wieder auf die blütenweiße Stupa schauen 🙂
Boudhanath 2011Boudhanath nach dem Erdbeben, Tibeterinnen mit ihren GebetsmühlenBoudhanath nach dem ErdbebenBoudhanath von obenUnser letztes Highlight für die ersten zwei Tage von Kathmandu ( wir kamen am Ende unserer Tour nochmal zurück) war die Anlage von Swayambunath Aufstiegauch hier ÄffchenAufstieg SwayambunathFreizeitbeschäftigung
Diese Anlage liegt hoch oben, mit grandiosem Blick auf das Kathmandutal.
Ich hatte bereits aus der Zeitung entnommen, dass auch dort Schäden am 25.04.2015 entstanden sind und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Schilder standen, die vor Einsturz warnten
Wir ließen die besondere Atmosphäre auf uns wirken, genossen den Blick “ nach unten“ und nahmen erstaunt wahr, wie nah Buddhimus und Hinduismus sich nimmt- wir sahen auch in Swayambunath Saddhus!
Manisteine und StupaSwayambunath gefiel mir persönlich in 2015 sehr viel besser als 2011…eventuell lag das aber damals an der Hektik, die wir an den Tag legen mussten um überhaupt noch ein wenig Kultur in Nepal mizubekomen 🙂
Am nächsten Tag gings weiter nach Chitwan und erstmal wieder in die Natur !
Hurra, endlich Urlaub ! Nach getaner Arbeit und anschließendem, wie packe ich meinen Rucksack am Besten aus und um, ging es per Bus nach Tegel. Viel zu früh am Flughafen gewesen und zunächst ein Absackerbier getrunken, geil die Aussicht auf drei freie Wochen! Abflug nach Frankfurt mit ein bissel Verspätung und mit viel Erstaunen die Bordkarten der Anschlussflüge betrachtet – toll, wie das Bodenpersonal all sein Geschick eingesetzt hat um uns auseinander zu setzen! Der Versuch, dies in Frankfurt zu korrigieren scheiterte kläglich, die Maschine war ausgebucht.
Allerdings schafften wir es dennoch in eine gemeinsame Sitzreihe, der Flug mit Air India verlief absolut unspektakulär, die Airline war besser als erwartet (vergessen wir mal das Essen J ) und pünktlich um 09:00 landeten wir in Indien
19.10.2011 Delhi => Kathmandu
Transfer in Indien bedeutet zunächst warten in Schlangen sowie unsinnige Tags am Handgepäck! Überraschend wie schnell zwei Stunden mit einer solch klaren Aufgabenstellung vergehen können, geradezu irrsinnig kamen uns die Sicherheitsvorkehrungen in Delhi vor.
Der Wunsch nach einem Fensterplatz auf der linken Seite (der Blick in den Himalaya wird bei gutem Wetter garantiert) wurde uns von Air India erfüllt und somit machten wir auch bei dem Spielchen „ ich stehe in einer Schlange und warte ab was passiert“ brav mit. Danach gabs nen 18$ Frühstück und ein kurzes Nickerchen auf dem Flughafen. Die Maschine nach Kathmandu war pünktlich unterwegs, die Aussicht grandios und machte Vorfreude auf mehr! Wir wollen Berge, jawoll, und diese möglichst hoch!
Im Flieger beschlich uns urplötzlich ein merkwürdiges Gefühl, der Stefan Loose lag aufgeschlagen auf den Knien => Abschnitt “Visum“, da war doch noch was?! Oh….die Vorlage eines Passfotos wurde verlangt….aha…..wir schauten uns an und wurden ratlos. Keiner von uns Beiden hatte an ein Passfoto gedacht, na prima. Das konnte ja lustig werden im Land der 8000er….ohne einheimische Währung in der Tasche, geschweige irgendeiner Ahnung wie die Nepalesen ticken!
Gott sei Dank sind die kleinen, wuseligen Asiaten auch gute Geldmacher, der Fotograf erwartete uns bereits in der Ankunftshalle, neben der Wechselstube. Alles also kein Problem, mit zwei superschlechten Fahndungsfotos in die Reihe der Einreisewilligen eingereiht und damit sogar durch die Gesichtskontrolle gekommen.
Wir wurden bereits von Nepal Vision erwartet, unser Guide Dil und ein Fahrer holten uns vom Flughafen ab. Die unvermeidliche Kette, der nach Katzenpisse stinkenden Studentenblumen, wurde uns um den Hals gehangen und ab gings durch das Gewusel der Stadt bis ins Shanker Hotel, ein sehr netter 4 Sterne Schuppen im Heritage Stil.
Dort angekommen, reichte die Zeit gerade noch, um die Klamotten in die Ecke stellen, danach liefen wir durch Thamel ins Büro von NV. Das Vergnügen, den schleimigen Boss unseres Veranstalters kennenzulernen, hätten wir uns gerne geschenkt. Dieser knöpfte uns die restliche Kohle ab und kontrollierte die Krankenversicherungen. Mit einem Mal wurde uns die Notwendigkeit der Helikopterrettungsflüge bewusst, erstaunlich wie akribisch geprüft wurde, ob wir ausreichend versichert sind. Stephan schickte noch ne Mail an seine Versicherung, ich pokerte hoch und behauptete mal kackfrech, dass bei mir alles in Ordnung wäre. Ziemlich mutig im Nachhinein, gut dass wir nicht in die Verlegenheit kamen, einen Heliflug in Anspruch nehmen zu müssen.
Anschließend ging es zu unserem Welcomedinner in ein wirklich tolles Restaurant, Name ist mir leider entfallen. Wir saßen auf dem Boden, bekamen unser erstes Dal Bhat, das erste Everest Bier und den ersten, winzigen Eindruck in die nepalesische Kultur. Dort lernten wir auch „unseren Australier“ kennen, der wie wir auf dem Weg ins Base Camp war. Aufgrund seiner erstaunlichen 74 Lebensjahre wollte er sich allerdings mehr Zeit zum wandern lassen und hatte deshalb einen eigenen Guide.
Die Eindrücke waren für einen ersten Abend, fast überwältigend, ziemlich kaputt und müde in unserem Edelnest angekommen, schnell noch die heiße Dusche genossen und unter die Decke gekrochen.
Die Wanderautobahn : Kathmandu nach Lukla, dann nach Phakding, nach Namche Bazar, Tengboche nach Dingboche über Pangboche. Von Dingboche über Dugla nach Lobuche. Dann nach Gorak Shep ( dem alten Basecamp) und dann zum EBC und auf den Kala Patthar. Zurück gings über Dugla, Pheriche, Namche Bazar, Phakding und Lukla
20.10.2011 Kathmandu => Lukla => Phakding
What a night ! Nicht sehr gut geschlafen und vollkommen durchgenudelt um 5:00 früh erneut zum Flughafen aufgebrochen.
Vermutlich beruhigte aber die Müdigkeit unsere Nerven, ziemlich entspannt sahen wir dem unvermeidlichen Flug nach Lukla und die damit verbundene Landung auf der „gefährlichsten Landebahn der Welt“ entgegen. Wer a sagt, muss auch b wollen und somit war jede weitere Spekulation entbehrlich. Lustig die kleinen Maschinchen, Flugzeug möchte man kaum zu einer Twin Otter sagen J ….Twin Otter, alleine der Name ist schon niedlich genug! Auf dem Flughafen wurde streng nach Männlein und Weiblein sortiert, Sicherheitsvorkehrungen eingehalten, unser Gepäck wurde auf Riesengemüsewaagen (sahen so aus J ) gewogen. Strikt 15 kg im Rucksack waren erlaubt und die Frage, welche Airline denn nun zu bevorzugen sei (Buddha Air, Yeti Airlines, Tara oder Agni Air) konnte nicht abschließend geklärt werden. Alleine die Namen verleiten zum schmunzeln….über internationale Sicherheitsstandards möchte man nicht nachdenken, allerdings sind die Piloten wohl die Fähigsten ihrer Zunft! Wir landeten mit ein wenig Verspätung in einer Tara Air, die mindestens so alt wie wir selbst war…..
Dann wurden sämtliche Reizsensoren ausgestellt, der Bonbon der Püppi im Sari angenommen, Ohropaks rein und die Kamera scharfgestellt. Ablenkung hieß die Devise, Stephan versuchte es mit Schlaf oder autogenem TrainingJ?!
Die Bergkulisse war super und nach rund 35 Minuten tauchten die berühmten 500m von Lukla auf! Die Landepiste kam zum Vorschein, der Copilot setzte zum Landeritual an und nach genau 26 Sek! war der Spuk vorbei!
Die schnellste Landung der Welt war vollbracht und wir wurden in Lukla im wahrsten Sinne des Wortes „ausgespuckt“! Auf dem Flugfeld warteten bereits die Passagiere für den Rückflug, alles ging schnell und effizient vonstatten.
Willkommen in Lukla
Unsere Tara Air, bereit zum Start nach Kathmandu
Die Klamotten wurden sortiert, ein Tee in der Paradise Lodge ( diese würden wir unfreiwillig am Ende der Reise mehr als genug lieben und hassen lernen ) genossen und dann waren wir auch schon auf unseren Weg nach Phakding.
Es ging zunächst bergab, verdammter Mist, wir wollten hoch, nicht runter! Alleine die Aussicht in 12 Tagen den Mist wieder hoch laufen zu müssen, dämpfte den Enthusiasmus. Manisteine und Tschörten begleiteten unseren Weg und unser Dil achtete darauf, dass wir immer schön links an den Gedenksteinen vorbei liefen.
Nach rund 3 Std. waren wir auf 2600m angekommen, niedliche Lodge…..hübsches Zimmer.
Wir bekamen unser Mittagessen und wunderten uns über ein mittelgroßes Walross im Speiseraum. Wollte dies ebenfalls ins Basecamp? Ist es gesund, mit massivem Übergewicht durch den Himalaya zu krauchen? Fragen über Fragen, die schwer zu beantworten waren….deshalb gings zunächst mal in die Heia.
Mittagschlaf bis gegen 15:30 und anschließend ein kurzer Spaziergang zwecks Suche einer Everesttränke.
Das Zeug bekommt man runter und angesichts der noch geringen Höhe trauten wir uns auch zu, Alkohol zu trinken.
Der Spaziergang brachte ebenfalls die nepalesische Dorfkultur ein wenig näher, die Kids sind super (total zufriedene Gören) und überhaupt machten die Menschen auf uns einen sehr entspannten, glücklichen Eindruck.
Baderitual in Phakding
die Everesttränke
Am Abend sehr früh in den Schlafsack, der schlechte Film „ in eisige Höhen“ tat sein Übriges….außerdem macht wachbleiben in lausiger Kälte wenig Sinn. Es war klammig ….eigentlich nicht kalt aber der nahe Fluss machte die Luft ungemütlich. Außerdem waren wir immer noch mit der Zeitverschiebung beschäftigt.
Mein Handy wollte auch nach dem 20 Versuch nicht funzen, demzufolge Infos aus Deutschland gleich null und ich beschloss Urlaub zu machen. Wichtigste Meldungen in den nächsten Tagen und Wochen wurden dann nur noch über das www oder auch mal über Stephans Handy losgeschossen- herrlich befreiend.
21.10.2011 Phakding=> Namche Bazaar
Die Eine schlief gut, der Andere nicht so! Nach elf Stunden in der Horizontalen machten wir uns bei Regenwetter (da kommen doch tatsächlich mal die Klamotten vom Kili in Einsatz) auf den langen Weg nach Namche Bazaar.
Unser Guide hatte einen steilen Aufstieg angekündigt und wir waren mächtig gespannt, wie wir mit der wohl ersten, richtigen Anstrengung klarkommen würden. Zunächst ging es aber hübsch hoch und runter, einige Hängebrücken => sehr malerisch, nur die Yakherden nervten und sorgten für zerschrammte Pfötchen.
Später lernten wir, dass es keine Yaks sondern Zopkios (ne Mischung aus Yak und Kuh) sind und diese noch ein wenig verrückter im Hirn ticken als Yaks. Unberechenbar laut Dil und angesichts der blutenden Hand von Stephan wollte man das gerne glauben.
Uns wurde ziemlich schnell, ziemlich warm…..unter dem Regenzeug sickerte der eine oder andere Liter Schweiß in den Fleece und zur Mittagszeit waren wir komplett durchgeschwitzt.
Willkommen im Saggarmatha Nationalpark
Bereits vor Eintritt in den Saggarmatha Nationalpark war uns Beiden klar, dass die Base Camp Geschichte eine ganz andere Hausnummer, als die Kilimandscharo Besteigung ist. In Afrika gings linear, mit nem anstrengenden Gipfeltag, nach oben, Himalaya bedeutet grundsätzlich relativ steil bergauf oder bergab. Ich hab die Brücken nicht gezählt aber Flüsse haben wir genug überquert. Dudh Kosi und Imja Kohlja….einer davon ist der höchste Fluss der Welt, habe verdrängt welcher der beiden den Titel beansprucht.
In Monju beginnt offiziell der Nationalpark und der Anstieg wurde ambitionierter. Gott sei Dank war das Wetter nicht so toll, dass verhinderte zwar den ersten Blick auf den Berg der Berge, machte den Anstieg nach Namche aber bedeutend einfacher. Der Weg in die Sherpa Hauptstadt glich einer Trekkingautobahn, Zopkioherden, Trekker hoch und runter, Guides und Träger…..beschaulich ist anders. Wir staunten, wie viele Urlauber am trekken interessiert sind, zum Teil wurde sogar auf einheimische Träger verzichtet und die Rucksäcke selbst hochgetragen.
Trägerin
Gestaunt haben wir, als Träger mit Türen auf dem Rücken uns entgegenkamen, mein Gott, wie klein kamen wir uns da vor. Lediglich den Tagesrucksack auf dem Rücken schnauften wir uns in 3800m Höhe.
Namche Bazaar liegt wie ein Amphitheater an einem Berghang. Hufeisenförmig, steile Treppen ziehen sich durch den Ort. Wir zogen nachmittags auf Erkundigung los und kauften auch die ersten Mitbringsel ein. Stephan wollte seine vorhandenen Kleidungstücke mit einheimischer Trekkingindustrie ergänzen und wir schlenderten durch einige Shops die gefakte North Face, Mammut, Arcteryx, Peak Perfomance Klamotten anboten. Die Preise natürlich sensationell günstig, die Qualtität lt. Guide bis 6000m ok.
Blck auf Namche Bazaar
Am Abend mit dem Australier noch ein wenig geklönt, dieser hatte sich neun Stunden nach Namche gequält. Wir waren Beide gespannt, ob er den Trek schaffen würde. Angesichts der 74 Jahre, zogen wir bereits in Namche den Hut vor dieser Leistung.
Lodge in Namche, mit kuscheliger Klönecke
22.10.2011 Namche Bazaar- Everest View Hotel
Strahlendes Wetter entschädigte für den gestrigen Tag. Nach dem Frühstück gings zunächst über den Markt von Namche, der aber, bis auf tolle Fotos von den Einheimischen, nichts zu bieten hatte. Im Anschluss gings steil bergauf, zunächst zum Viewpoint auf das Nest und danach in Richtung Everest View Hotel.
Markt in Namche
Yak am Wegesrand
Wir kamen unterwegs an der wohl höchsten Landebahn der Welt vorbei, Syangboche, knapp 4000m hoch. Zu unserem Glück hob ein kleiner Stoppelhopser ab- beeindruckend mit der Bergkulisse im Hintergrund. Gleich hinter der Landebahn eröffnete sich ein erster, echter beeindruckender Blick auf eine gigantische Bergkulisse. Mitten drin, fast unscheinbar, der Everest, Lhotse und die Ama Dablam.
Syangboche
Links der Everest, mittig ich, rechts die Ama Dablam
Einen noch schöneren Blick hatten wir vom Everest View Hotel, bei dem uns der Tee dann noch besser schmeckte.
da isser…..
Wäsche waschen am eiskalten Fluss, was für ein hartes Leben
Zurück in Namche (ich hasse Stufen und werde nie am Treppenlauf im Park Inn teilnehmen) gingen Stephan und ich einkaufen=> Trekkingkram und ein wenig Schmuck, man muss auch an die Lieben daheim denken .
Internet für 15 Minuten in einem zugigen Schuppen, dafür recht teuer—–was will man auf 3800m erwarten?
Ab 17:00 auf die Futterausgabe gewartet, Stromausfall verhinderte eine pünktliche Nahrungsaufnahme dafür versuchten wir uns am Rotwein und gingen wiederum ziemlich flott in den Schlafsack.
23.10.2011 Namche Bazaar => Tengboche
Die Sonne gab heute alles…..zunächst gings bergauf durchs Dorf und dann ziemlich moderat in Richtung Tagesziel.
Wir wurden mit tollen Ausblicken auf den Everest und auf die Ama Dabla verwöhnt und somit machte es kaum etwas aus, als die Strecke steiler wurde. Die Ama DabLm gilt gemeinhin als der schönste Berg der Welt …f.ind ich ein wenig übertrieben, aber toll sieht „die alte Dame mit Halskette“ tatsächlich aus. Wer die Halskette nicht erkennt, macht nichts…ich hab sie auch nie gesehen
Gegen 13:30 in Tengboche angekommen und zwei Stücken Kuchen in der Bakery (nett platziert vor Everest und Lhotse) genossen.
Tengboche Kloster
im Himtergrund die Ama Dablam
sehr tibetisch
Das Kloster im Windschatten der Ama Dablam
Manisteine am Kloster
Den Nachmittag draußen verbracht, die Sonne angebetet und das Leben mal super gefunden. Gegen 16:00 an einer Puja im wirklich beeindruckenden Kloster von Tengboche beigewohnt- leider sind wir Beide nicht firm im buddhistischen Glauben. Das absolute Highlight des Tages kam in Form des Sonnenuntergangs.
Der Sonnenuntergang war spektakulär- Klärchen gab Alles, um den Everest in Szene zu setzen
Everest und Lhotse
Erstaunlich wie wenig Touris sich dieses Schauspiel anschauten, im Nachhinein eins meiner absoluten Highlights der Reise. Everest, Nuptse und Lhotse wurden von der Sonne in allen Rottönen angestrahlt- es war wunderschön!!!!
Als es uns zu schattig wurde, gingen wir wieder in die Lodge zurück und aßen unser Abendessen mit Dil.
Zum ersten Mal kamen wir in den Genuss von Gemeinschaftsklos und der Tatsache, dass die nicht immer so funktionieren, wie wir es in „good old Germany“ gewohnt sind. Dieses hier tat sich mit Licht und Wasser schwer—- die Leitungen froren in der Nacht komplett ein.
24.10.2011 Tengboche => Dengboche
Es ging hoch auf 4200m, zunächst recht gemütlich, zwischendurch wurde es natürlich steiler! Die Luft wurde zunehmend dünner und die Außentemperatur kälter. Dennoch machte es uns Spaß, in Khumjung gabs Lunch und ne niedliche „Konversation“ mit dem Töchterchen des Hauses. Erstaunlich wie zutraulich die Kids in Nepal sind…..noch erstaunlicher wie dreckig die Kleinen durch die Gegen rennen, herrlich!
Blick auf Dengboche
Dengboche zog sich elendig lang im Tal dahin, unsere Lodge war die Letzte in der Reihe. Dafür bot sie einen einmaligen Blick auf die Ama Dablam, die von hier komplett anders aussah. Erstaunlich wie ein Berg aus einem anderen Winkel betrachtet, seine Form ändern kann.
Die Zimmer waren ein bissel einfacher als in den Vorhostels, trotzdem hatten wir ein eigenes Klo, immerhin ein wenig Luxus. Dafür gabs nur ein Handwaschbecken für Alle und eine Gasdusche hinter dem Haus für 400 Rupien= 4€ !
Wir liefen am Nachmittag durchs Dorf und kehrten in die örtliche Bäckerei ein. Dort gab es „Everest Kekse“ welche Spezialität auch immer das sein soll! Sie waren einfach nur trocken…achja und Internet ! Die Preise verschärften sich zusehends, 10 Minuten mussten für die Außenwelt reichen. Was will man auch mitteilen, außer Wetter gut, Alle gesund, alles prima gabs ja auch nichts Nennenswertes.
Erstaunlich wie kalt es auf 4200 dann doch schon werden konnte. Wir verbrachten den späteren Nachmittag bei Tee, Postkarten u Ipads im Gastraum, Dil guckte sich Fotos auf dem Minirechner an und nach einem frühen Abendessen gings es wiederum früh in die Heia. Trekkingtage sind eben kurze Tage- gut das wir mit der Höhe keinerlei Probleme hatten.
25.10.2011 Dengboche => Chukung
Akklimatisierung auf 4200m….nach gestriger Diskussion zogen wir heute „nur“ nach Chukung, was sich im Nachhinein aber als richtige Entscheidung herausstellte. So langsam machte sich Trekkingmüdigkeit breit und angesichts der noch bevorstehenden Anstrengungen, wäre eine härtere Tagestour eher schädlich als fördernd gewesen. So ging es mal hoch, mal tief, mal durch nen Fluss nach Chukung auf 4600m. Das Örtchen ist Ausgangspunkt für Expeditionen auf den Island Peak 6189m….könnte auch noch nen Ziel für uns werden! Der „Hügel“ sieht im Vergleich zum Lhotse natürlich winzig aus, hat an sich aber eine bizzare und interessante Form.
Unterwegs sahen wir einige Gedenksteine von Bergsteigern die den Lhotse nicht überlebt hatten. Wir trafen nen netten Hongkong Chinesen und hatten, bei schönstem Wetter, ziemlich viel Spaß. Der Weg war so schön eben, dass wir nach einer Teepause in Chukung (mit tollem Blick auf die Ama Dablam) tatsächlich die Luft für eine Unterhaltung während der Wanderung hatten- ein einmaliger Vorfall! Unterhaltungen, echte Unterhaltungen waren bislang Mangelware auf dieser Reise und sollten es auch bleiben!
Den Nachmittag mit Bäckerei, Wäsche waschen (Stephan) und duschen auf 4200m Höhe verbracht. Der Versuch 10min geteilt durch zwei Personen scheiterte kläglich – Stephan bekam zum Dank kaltes Wasser (aber das Angebot morgen früh zu nachtschlafender Zeit nochmals zu duschen), ich den Blick auf die Ama Dablam (beim Duschen) ….summa summarum 8€ für Zwei! Das nennt man dekadenten Luxus, bekommt man in Berlin fast nen Saunaevent für! Stephan war pappsatt angesichts des kalten Wassers und der 400 Rupien. Die Preise hier oben sind echt schweinisch und stehen in keinem Zusammenhang zur Leistung.
26.10.2011 Dengboche => Lobuche
Super Wetter, leider kommt so langsam und schleichend eine gewisse Trekkingmüdigkeit auf, was an Höhe als auch Schlafmangel liegen könnte.
Die Landschaft wurde auch immer eintöniger, Lebewesen in Form von Bäumen, Sträucher oder andere Pflanzen waren Mangelware….nur die Yaks und Zopkios blieben uns erhalten Die Stimmung war dennoch ok, aber das Ziel Gorak Shep mit Basecamp und Kala Patthar wurde nun doch ein wenig mehr ersehnt. Wir liefen über Dhugla und trafen dort den „Stasigeneral“ der sich im weiteren Verlauf als angenehmer und sehr netter Reisbegleiter entpuppte.
Der Aufstieg nach Lobuche war steil, wurde aber auf dem Plateau mit grandioser Aussicht sowie den Gedenksteinen derer, die am Everest verunglückt sind ( u.a. Scott Fisher, kam 96 beim großen Unglück ums Leben) belohnt. Ziemlich fotogen standen die Stupas in der Landschaft herum, tibetische Gebetsfahnen sorgten für farbliche Abwechslung.
Über Lobuche kann man viel und eigentlich nur Schlechtes lesen….die einschlägige Literatur spricht von „Drecksnest“, „öffentliche Kloake“, „wenn bis dahin noch nicht krank, danach garantiert“, „schlechte und dreckige Lodgen“……und tatsächlich, auch unser Heim für eine Nacht hatte bis auf prima Spaghetti und ner sonnigen, verglasten Terasse nichts aber auch gar nichts Nettes zu bieten. Wir waren froh, dass unser Zwangsaufenthalt nur bis zum nächsten Morgen 06:00 dauern würde. Nachmittags noch eine andere Lodge kennengelernt und ernüchternd Billanz ziehen müssen, dass wir diesmal wirklich im Drecksloch ( ahhh….diese Klos !!!!) gelandet waren.
Abends mit dem General, namens Ernst Apelt, geklönt….interessanter Mensch wenn auch mit schwerem Husten belastet. Ob ich meine spätere Erkältung von ihm oder den anderen hustenden, schnupfenden Wesen bekommen habe, wird für immer ein Geheimnis bleiben.
Schnellstmöglich in den Schlafsack, da dieser mit Sicherheit das noch Sauberste in Lobuche war !
27.10.2011 Lobuche => Gorak Shep => Everest Base Camp
Das Ziel des Treks kam näher. Morgens früh aus Lobuche abgehauen, Jeder war froh dieses Nest verlassen zu dürfen, Schlafmangel auf 5000m Höhe ist was Normales aber fürchterlich nervig.
Die Außentemperatur war so lausekalt, dass uns die Trinksysteme einfroren- kein guter Start in den Tag und angesichts des Programms der nächsten Tage auch kein gutes Omen für die Besteigung des Kala Patthar. Im Verlauf der Wanderung kam die Sonne raus und das Wasser schmolz im Trinksystem wieder, so dass die Wasserzufuhr für den heutigen Tag gesichert war. Die Schwierigkeiten der Etappe hielten sich in Grenzen, wir liefen an den Ausläufern des Khumbu Gletschers entlang und freuten uns, als wir bereits um 9:00 in Gorak Shep ankamen.
Die Lodge machte einen weitaus besseren Eindruck als das Haus in Lobuche und wir aßen zur Stärkung erstmal eine Sherpa Soup.
Gegen 10:00 machten wir uns dann auch schon auf den Weg zum Everest Base Camp. Anfänglich machte die Wanderung Spaß, das Wetter war toll sonnig, der Weg recht leicht. Später zog es sich…..immer am Gletscher entlang, vom Everest sah man nur noch nen Zipfel und der Weg wurde steiler, eintöniger, ermüdend. Viele Klamotten am Wegesrand, durchaus mal nen bissel klettern…..echt erschöpfend, wie mir auch Stephan später bestätigte. Gegen frühen Mittag hatten wir es geschafft! Das Basecamp selbst ist ziemlich groß, bis zu der einen, einzigen Expedition die sich noch dort aufhielt, hätten wir nochmals eine Stunde mehr laufen müssen. Wir blieben am Markierungsstein, freuten uns auf 5364m angekommen zu sein und dass die tibetischen Gebetsfahnen so hübsch im Wind flatterten- bis auf ein paar Gletscherseen, ewiges Eis und ein paar Zelte weit, weit entfernt gabs im BC eigentlich nichts zu sehen. Man kann aber mal sagen, dass man da war, auch was !!!!
Der Weg zurück zog sich und in Gorak Shep saßen wir dann ziemlich geplättet im Aufenthaltsraum und hockten den Tag runter!
28.10.2011 Gorak Shep=> Kala Patthar=> Lobuche=> Pheriche
Der wohl anstrengendste Tag des gesamten Treks begann am frühen Morgen, um 5:00 früh im Schein der Taschenlampe den Maulwurfshügel auch Kala Patthar genannt, erklommen. Begleitet wurde dieses Unterfangen durch Keuchen, Fluchen und vereiste Trinksysteme. Erstaunlich steil das Miststück, sah von unten absolut harmlos aus und trieb uns in den frühen Morgenstunden an den Rand des Wahnsinns. Insgesamt keuchten wir 2,5 Stunden durch Geröll und Schutt….oben angekommen gabs nen tollen Blick auf die gesamte Khumbu Range, Pumori, Everest, Lhotse, Gletscher bis hin zum Basecamp. Das Licht war nicht so toll, da die Sonne gerade erst aufgegangen war, dennoch war man dem Dach der Welt ziemlich nah! Stephan bastelte unsere Hinterlassenschaft, eine Minigebetskette, an das Gipfelkreuz auf 5675m ( lt. Wikipedia) !
Fotos vom schönsten Berg, lt unseres „eight times Everest men“ Dil, dem Pumori wurden getätigt, die 7161m zeigten sich von ihrer schönsten Zuckerhutseite. Beim Abstieg staunten wir nicht schlecht, wie hoch der verdammte Maulwurfshügel eigentlich war…..ein Berg der im Sprachgebrauch der Nepalesen allenfalls ein Hügelchen ist.
Nach der Besteigung gabs Frühstück und nen Marsch zurück in die Kloake des Khumbu Tals. Mittagessen in Lobuche, die Spaghetti mit Thunfisch schmeckten aber und ohne Tränen in den Augen nahmen wir Abschied von der Lodge.
Der wohl blödeste Teil des Tages war der ellenlange, durch Flussbetten und Viehweiden durchsetzte Weg von Dhugla nach Pheriche. Man sah das Dorf, es kam nicht näher! Bestimmt 5-6 km zog sich der Weg und endlich, endlich um 15:30 standen wir in der wohl hübschesten Lodge des Solukhumbus! Ein geheizter Aufenthaltsraum erwartete uns und die erste Dusche machte auch Spaß, obwohl der Waschraum an sich natürlich arschkalt war.
Zum Abendessen gab es das erste Bier, auf 4200m, um den Trek ein klein wenig zu würdigen. Die härtesten Tage lagen hinter uns, wir freuten uns auf die Rückkehr nach Lukla und Kathmandu !
29.10.2011 Pheriche => Namche Bazaar
Gut ausgeschlafen, leider etwas angerotzt aufgewacht und mal wieder gefrorenes Wasser in den Leitungen erlebt. Erstaunlich, dass zwar Leitungen gelegt werden, diese aber nicht isoliert sind. Da müssen doch Wasserschäden en masse im Winter geschehen?! Bei schönstem Wetter Richtung Namche aufgebrochen. Klar war, auch diese Etappe wird kein Zuckerschlecken, da wir auf dem Wenig zum BC zwei Tage für die gleiche Distanz benötigt hatten. Zunächst gings zum Everst Rescue Center und wir „bestaunten“ die Tafel all Derer, die nicht vom höchsten Punkt der Erde zurückgekommen sind
Dann ging es voller Enthusiasmus in Richtung Tengboche. In Khumjung gabs den obligatorischen Tee in der Lodge vom Hinweg ( s. 24.10.2011) , viel Spaß mit der Tochter des Hauses und eine nette Rast bei Sonnenschein. Der weitere Weg nach Tengboche verlief „schweigsam“ die Stimmung mieserabel, der Blick auf das Plateau vom Kloster war auch nicht so richtig aufbauend, schließlich musste man dieses ja erklimmen! Lunch in Tengboche und weiter gings nach Namche Bazaar…..unser Tagesziel kam und kam nicht näher, das israelische Trampelttier hüpfte mehrfach an uns vorbei und war das einzige Highlight am Wegesrand….das Wetter wurde schlechter. Kein Blick mehr auf Everest und Lhotse, der Nebel warf seinen K.O- Schatten voraus. Wir machten uns allerdings zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Gedanken, was diese Wetterlagen im schlimmsten Falle bedeuten könnte- war vermutlich auch besser so! Angeheizt vom Willen endlich mal wieder Fleisch essen zu dürfen, sich annähernd in der Zivilisation zu befinden, eine heiße Dusche zu bekommen kamen wir um 17:00 im Hufeisen von Namche Bazaar an. Auf dem Weg in die Lodge trafen wir Ernst Apelt, der immer noch hustete uns aber berichtete, dass seine Frau mittlerweile auch krank wäre. Wie immer brachte der Typ uns zum schmunzeln und mit nem Grinsen im Gesicht zogen wir in ein hübsches Doppelzimmer ein.
Später gings an den Fleischtrog, das Yak schmeckte großartig und wir ließen alle Viere gerade sein. Hey, wir waren in Namche, nun konnte kaum noch was passieren!!! Wir nutzten außerdem die Chance, alle Kameras, das Ipad sowie Stephs Telefon zu laden- wohl die wichtigste Entscheidung für die nächsten Tage- nur dessen waren wir uns an diesem Abend noch nicht bewußt. Nach dem obligatorischen Heia-Bier gings in die Falle, so langsam muffelte nicht nur der Schlafsack. Auch die übrigen Klamotten dufteten nach der großen weiten Welt, wenn sie nicht feucht und klamm waren.
30.10.2011 Namche Bazaar => Phakding
Das Nebelwetter hatte sich, von Zauberhand, verflogen und nach einem späten Frühstück (7:30) zogen wir von dannen. Teepause noch draußen im Sonnenschein, danach gings im Wechsel von Hoch& Tief über gefühlte 20 Brücken nach Phakding. Einzug in unser altes Zimmer und lecker Curry tut auch dem Hals gut) zum Lunch. Unser Internetversuch am NaMi scheiterte kläglich an der beschissenen Leitung, den Rest der Zeit bei Lemontee in einer kalten „Kneipe“ verbracht. Das Wetter war oll, es war klamm und kalt und eingezogen und machte keinen Spaß mehr. Da konnte man mal wieder leibhaftig erleben, wieviel gutes Wetter ausmacht und das damit ein Urlaub steht oder fällt.
Wir verbrachten den Abend in der Lodge, schauten mit Dil den Kilifilm (dieser hatte in den vergangenen Wochen immer wieder nach unserer Kilibesteigung gefragt und war an Infos diesbezüglich sehr interessiert) an. Wie immer früh in die Heia…..
Wetter, scheiße ! Aussage von Dil „ no flights today“ Aha…..das heißt noch lange nicht, „no flights tomorrow“ !!!! Dennoch schielten wir etwas nervös gen Himmel und machten uns auf den Weg nach Lukla. Der Weg war einfacher als anfänglich gedacht, schließlich war die Erinnerung an die 200m bergab vom ersten Tag noch ziemlich präsent. Am Eingangstor von Lukla ließ es sich Stephan nicht nehmen und befreite „ ich nenne ihn Michael“ von unseren Rucksäcken. In Sherpamanier nahm er das Gepäck und versuchte die Klamotten bis zur Lodge zu tragen. Die Luklaner staunten nicht schlecht, nen Westler als Porter? Allerdings war der gute Wille zwar da, die Ausführung dennoch recht schlecht…..Stephan hatte keinen Schutz für die Stirn und deshalb war nach wenigen Minuten der Spaß für die Einheimischen vorbei. Mit dieser Aktion wuchs aber nochmals unser Respekt vor dem Kleenen, der tapfer unseren Kram durch die Gegen geschleppt hatte. Unsere Entscheidung, ein großzügiges Trinkgeld in den Umschlag zu tun, war die richtige.
In der Paradise Lodge aßen wir unser erstes Sizzler, verdrängten den Nebel und die daraus resultierenden Probleme und schlenderten danach zu Starbucks. Keine Ahnung ob tatsächlich die Kaffeehauskette dahintersteckt, der Kaffee schmeckte aber, es gab WiFi und Steckdosen. Gleich drei Dinge auf einmal, die in den nächsten Tagen essentiell wurden! Wir staunten nicht schlecht, als nachmittags das Mädchen vom Tresen die Flüge ausrief und eine emsige Betriebsamkeit und Aufregung in dem Laden einsetzte. Die Leute hetzten zur Startbahn, der Flugverkehr war wohl für einige Maschinen offen…
Die letzte Maschine die landete, war eine Tara Air, Twin Otter gegen 17:00, baugleich mit der Maschine mit der wir 12 Tage vorher gekommen waren. Diese wurde in den nächsten Tagen zum Wetterindikator obwohl es wohl die Maschine war, die uns am nächsten Morgen nach Kathmandu bringen sollte. Wir waren auf die erste Maschine gebucht!
Apelts wohnten ebenfalls in unserem Hostel und somit war für ein wenig Unterhaltung gesorgt. Dil füllte emsig unsere Urkunden aus, es gab mal wieder Everest und das Trinkgeld für unseren Träger. Wir sahen ihn in den nächsten Tagen noch öfters, angesichts seiner Freundlichkeit muss die Kohle wohl gestimmt haben!
Mit dem Gedanken an Kathmandu, dem Auskurieren des Rotzes (im Nebel und bei Temperaturen um 0° kaum möglich ) der Planung der nächsten Tage, Hoffnung auf gewaschene Haare und saubere Klamotten ins Bett.
01.11.2011 Lukla, Tag 2
Nebelsuppe, keine Flüge! Zwar noch superpünktlich zum Frühstück eingetrudelt obwohl letztendlich mit Blick aus dem Fenster, auf die Startbahn ,zur Taramaschine …bzw. das was man noch von dem Hüpfer sehen konnte, klar war, dass es nichts werden konnte. Wo nichts zu sehen ist, kann ein Flugzeug nicht starten!
Noch relativ gelassen gefrühstückt, schließlich hatte man als angelesene Reisende, dass Lukla-Nichtflugevent eingeplant und mit noch neun Tagen im Rücken fühlten wir uns theoretisch auf der sicheren Seite.
Zunächst einmal strichen wir geistig Phokara von der Sightseeingliste und verneinten die Option mit Helikopter aus Lukla rauszufliegen. An Tag 2 betrug der offizielle Kurs 300$ pro Mann und Maus was uns allerdings auch zu diesem Zeitpunkt schon viel zu viel vorkam und angesichts des Zeitpuffers war unsere Schmerzgrenze noch lange nicht erreicht.
Bis 12:00 mittags hockten wir in der Lodge und beobachteten die Nebelschwaden…mal konnte man die Tara Air sehen, mal nicht! Dil erklärte uns, dass ab jetzt alles auf unsere Kosten gehen würde und fragte nach, ob wir in dem Gästehaus bleiben wollten. Unser Zimmer zwar nicht schön aber immerhin mit Klo ausgestattet, machte uns die Entscheidung leicht. Allerdings durften wir ab jetzt auch die Hauptmahlzeiten nur noch in der Paradise Lodge einnehmen- harte Regeln in Lukla.
Den Nachmittag bei Starbucks totgehauen, Stephan versuchte sich an seinem Bart und siehe da, ein komplett neues Menschenkind brachte Lukla hervor J
Irgendwann setzte der Regen ein, rettend wie wir dachten…..in relativ aufgeräumter Stimmung im Scottish Pub die Happy Hour wahrgenommen und uns zum ersten Mal an diesem Tag warmgetrunken.
02.11.2011 Lukla, Tag 3
Gegen 6.00 früh sah es kurzzeitig mit dem Nebel etwas besser aus…..unsere Mitgestrandeten und auch wir hofften, aber es sah eben nur ein wenig besser aus! Betont lustig zur Bank und Kohle organisiert (solange die Bank of Lukla noch was rausschmeißt!)….danach shoppen in Downtown (Trekkingklamotten, da alles dreckig war!) . Das Nest, gefühlte 600m Länge hat die Hauptstraße (natürlich nicht so richtig befestigt) modrig und voll mit Yakscheiße gab nicht viel her….aber Klopapier und Rotzfahnen gabs noch genug. Nach Starbucks zu Gloria Jean(Locationwechsel), sollte ja keine Langeweile aufkommen und die WiFi Verbindung der anderen Lokale wollten inspiziert werden. Sollte es doch noch ne bessere Verbindung als bei Starbucks geben?
Mit den anderen Deutschen das Für/ Wider, Weshalb/ Warum/ Was Tun ausdiskutiert….alles in Allem war unser Leidensdruck immer noch gering, für Einige wurde es echt eng, zum Teil waren die internationalen Flüge in Gefahr oder bereits Vergangenheit.
Das „was wäre wenn Szenario“ stellten wir uns zwar immer noch nicht, dennoch wurden wir hellhörig, als uns Dil folgendes Angebot unterbreitete: 300 $ für Heli, abzgl. 100$ für Flugticket und 80$ Shankerhotel für die Nacht in Kath…..wäre akzeptabel, wir wollten es uns bis zum nächsten Morgen überlegen.
03.11.2011 Lukla, Tag 4
Was gestern noch galt war heute Geschichte. Die Helipreise zogen ins Unermessliche an, 600 $, 800 $ zum Teil hörten wir Fabelstories über 1000$ für einen rettenden Flug ins warme Kathmandu. Allerdings war auch dort das Wetter be…..und somit galt weder Dils Angebot noch irgendein Angebot eines windigen Anbieters. Um den roten Kreis zu durchbrechen zogen Stephan und ich in eine Location mit WiFi, um dem Geseiere, Gejammere von Anderen aus dem Weg zu gehen. Letztendlich ging es uns immer noch gut, zwar dreckig und ungewaschen aber nen Dach übern Kopf und satt.
Die Nachricht, dass es in Berlin noch fast sommerlich warm war, machte uns auch fast gar nichts mehr aus, letztendlich freuten wir uns über fast jede Nachricht aus dem www. Mittlerweile war auch die Fangemeinde in Deutschland über unser Pech informiert.
Abendliche deutsche 6er Runde- zumindest für witzige und interessante Unterhaltung war gesorgt.
04.11.2011 Lukla, Tag 5
Keine entscheidenden Wetteränderungen….außer Kleiderwechsel, dreckig gegen dreckig aus dem Wäschesack- mein persönlicher Tiefpunkt!
Nachdem vor zwei Tagen Stephan die Bank beehrt hatte, holte ich heute Kohle ab. Danach googlelten wir das erste Mal Oneway Tickets um uns über evtl. Preise schlau zu machen. 412€ pro Person, da benötigt man kein Heliticket für 600 $ und mehr! Desweiteren schrieben wir ne Mail an Cheapfares, da ein Umbuchen des internationalen Tickets ja die sinnvollste und preisgünstigste Variante wäre, sollte es zum Schlimmsten kommen!
Die Zeitungen im www berichteten über die Lukla Misere, interessant was so an die Nachrichtenagenturen gegeben wurde. Für uns das erste Mal von außerhalb Infos zu bekommen. Im letzten Jahr holten Militärhelis die Gestrandeten nach 8 Tagen raus; das würde für uns noch reichen!
Dil erwartete uns bereits in der Paradise Lodge um uns ein neues Angebot zu unterbreiten 520$ pro Heliflug- wir verneinten.
Mit der neu erstandenen Thermokanne sowie heißem Wasser (1,50€ pro Kanne) vier Köpfe vom Dreck befreit, wir sahen alle viel besser aus nach dem Waschevent und die Stimmung hob sich ebenfalls ein wenig. Den Abend mit Grog eingeläutet, Dil bejahte das Militärhelis ab morgen erwartet werden würden und gab genaueste Instruktion wie wir uns zu verhalten hätten, im Falle eines Falles.
Ziemlich befreit, mit der Aussicht auf noch ein paar Tage Kathmandu ins Bett….Hoffnung machte sich breit, der Alkohol hatte ebenfalls gut durchgewärmt!
05.11.2011 Lukla, Tag 6
Der Tag an dem die Helikopter kommen sollten, war mit Abstand der schrecklichste Tag (wettertechnisch gesehen). Wir zogen frustig und lustlos zum Frühstück, vertrieben uns die Zeit bei Starbucks und Gloria Jean und marschierten dann 1x um den Flughafen um letztendlich nur noch mehr Nebel, Dreck, Schlamm und die Kloake von Lukla zu sehen.
Nur die Entdeckung einer dt. Bäckerei auf der anderen Seite des Flugfeldes war von Bedeutung, auch wenn wir dort nie auch nur ein Stück Kuchen essen sollten ….
Zum Mittag gabs die obligatorische Suppe (Tomatensuppe konnten die wirklich) und interessante Geschichten vom Island Peak. Wir trafen ein deutsches Paar, welches erfolgreich gerade von ihrer Expedition zurück war. Auch noch nen Ziel, ein gewaltiges aber wohl machbares….hmmm….
Um kurz vor 17:00 setzte eine emsige Betriebsamkeit auf dem Flugfeld ein, die Tara Air hob mit lautem Getöse und viel Hurra durch die Schaulustigen gen Kath ab. Sie nahm ebenfalls 16 Personen mit, ich bin mir allerdings nichts sicher, ob diese glücklich über ihren Flug waren. Es war fast dunkel, die Sicht bescheiden und ehrlich, wer will denn schon ein Versuchskaninchen sein? Wurde die Maschine ausgeflogen, um Platz für Helis zu machen? Hoffnung keimte auf, die Aussage von Stephan „entweder fliegen Flugzeuge rein, oder es landen Helis, beides geht nicht“ machte Hoffnung und Platz für Spekulationen. Dil versaute uns am Abend noch ein wenig die Stimmung, als von ihm die Vermutung aufgestellt wurde, dass Diejenigen die zuerst gekommen sind, als Letzte fliegen würden- AHA….diese Aussage bestätigte sich Gott sei Dank in den nachfolgenden Tagen nicht!
06.11.2011 Lukla Tag 7
Irgendwas an der Tomatensuppe war oll oder die Gesamtsituation ist uns Beiden auf dem Magen geschlagen. Ich ging heute früh alleine ins Internet und gab meiner Mutter eine Vollmacht, falls es doch zu einer Umbuchung kommen würde.
Wir verbachten den Vormittag im Schlafsack, Dil kam gegen 12:00 Uhr vorbei und machte uns nochmal einen Helivorschlag, den wir aber wiederum ausschlossen. Diesbezüglich waren wir uns einig, Bock in so einen kleinen Hubschraubschraub einzusteigen, hatte Keiner von uns.
Bis 14:30 in der Koje geblieben und letztendlich nur aufgestanden, weil Motorengeräusch die Idylle trübte. Lauter Jubel und Geschrei von der Straße, eine AGNI Air landete auf dem Flugfeld. War das der Durchbruch? Kamen nun doch noch ein paar Maschinen rein und der Flugverkehr würde sich normalisieren?
Apelts stürmten zum Flughafen um einen rettenden Hubschrauber zu erreichen. Deren Situation war, aufgrund des offenen Tickets am Lausigsten, wir drückten die Daumen und bekamen eine aus unserer Sicht gute Mail. Umbuchen 75€ einmalig zzgl. 30 € pro Person und gegebenenfalls die Differenz zum neuen Ticket. Damit hätten wir Beide leben können. Ziemlich befreit, der Leidensdruck wurde gerade mal wieder etwas geringer und kurzzeitig kam sogar die Idee auf, den Flug nach hinten zu schieben und evtl. doch noch etwas von Land und Leute zu sehen.
Apelts standen pünktlich zum Abendessen und unverrichteter Dinge wieder im Speiserum, auch sie hatten es nicht geschafft, einen Platz im Hubschrauber zu erhalten. Uns so neigte sich auch Tag 7 dem Ende entgegen.
07.11.2011 Lukla => Kathmandu Tag 8
Ich habe bewusst keine weiteren Fotos zu Kathmandu mehr eingepflegt. Infos zum Durbar Square, Pashupathinath und Boudhanath, Stand 2015 nach dem Erdbeben findet man hier:
Bilder aus 2011 würden den Eindruck von KTM verwischen
Der Tag, an dem wir aus der „Hölle von Lukla“ entkamen, begann relativ spektakulär. Wir wurden mit lautem Getöse geweckt, der langersehnte M17 Hubschrauber der nepalesischen Armee schoss über unseren Kopf hinweg und landete auf dem Flugplatz. Anziehen, Klamotten packen und nach vorne ins Restaurant war irgendwie alles eins! Dil dämpfte unseren Enthusiasmus ein wenig, der Hubschrauber kam auch nur 1x und dann nie wieder! Angeblich hatte er die ganzen Kranken mitgenommen, plausible Erklärung wie wir fanden. Unser Guide erklärt uns, dass wir, wenn Fluzgzeuge kommen würden, wir zw. 12:00- 13:00 fliegen würden- aha- wir glaubten mittlerweile nichts mehr und angesichts der Menschenmassen ( wir hatten die Info das es 2500 Gestrandete sind, die Zeitungen sprachen später von 3500 Menschen) konnten wir uns einen geregelten Ablauf und Umgang mit der Situation kaum noch vorstellen. Allerdings traf Stephs Vermutung zu…entweder Helis oder Flugzeuge! Der Flugverkehr begann die Sonne schien, es zogen aber Wolken auf) und wir begrüßten jede Maschine noch mit einem Lächeln….es tat gut zu sehen, dass etwas passiert. Apelts zogen um 8:00 von dannen und waren nie wieder gesehen, wir mussten um 10:00 unser Zimmer aufgeben und auch das war ein Zeichen für uns, dass es in die richtige Richtung ging. Dil drängte darauf, dass wir unsere Rechnung bezahlen, es wurde Zeit ihm sein Trinkgeld zu geben. Er hatte das Vergnügen, sofort wieder auf den Trek zu gehen, beneidet wurde er von uns nicht.
Um 10:45 hieß es Abmarsch und die folgenden Stunden gehen in die Reisegeschichte von Nepal ein. Immer wenn wir Jemanden benötigten, wurde uns geholfen. Sei es Dil, der nochmal auf dem Flughafen auftauchte, der Sohn der Lodge der beim einchecken half oder der Boss itself. Jedes Mal wenn uns schummrig wurde, nahm uns Jemand am Arm und nach dem einen oder anderen Problemchen mit dem Gepäck hatten wir tatsächlich Bordkarten, für Flug 2 mit dem Ziel Kathmandu in den Händen. Wir konnten es kaum glauben, das Ticket in die Freiheit! Stephan beobachtete nervös das Flugfeld und die Wolken die tiefer kamen, unser Glück erschien uns noch ganz surreal. Die Fülle auf dem Flughafen, das Chaos beim einchecken und die Anspannung der ganzen Tage machte sich so langsam bemerkbar.
Um 12:45 (Dil du kleiner Wahrsager) war es dann aber tatsächlich soweit! Flug 2 wurde aufgerufen, wir winkten Sigrid ein letztes Mal zu (sie hatte wohl Kuchen aus der Bäckerei geholt) und mit lautem Juchee hob der Winzling auf der 450m Piste ab. Der Flug an sich unspektakulär, dennoch innere Unruhe bei mir.
40 Minuten später, 15 Grad wärmer und mit dem Gefühl eine halbe Million Lichtjahre entfernt von Lukla zu sein, landeten wir in Kathmandu. TV Sender versuchten Infos aus Lukla zu erhaschen, wir griffen unser Gepäck und verzogen und schnellstmöglich in ein Prepaid Taxi und fuhren nach Dils Anweisung zunächst ins Shanker Hotel (Klamotten auslösen) und dann ins „Blue Horizon“. Dort erwartete uns der schleimige Chet, was zumindest bei Stephan echte Verblüffung verursachte. Immer wenn wir Jemanden benötigten, war auch Jemand da! Mit dem verhandelten wir und vereinbarten, dass wir beide Nächte im gleichen Haus verbringen würden, Frühstück inklusive. Na bitte, geht doch…..mit breitem Grinsen geduscht, what a feeling! Stephan amüsierte sich, dass zwei Touris ihn angesprochen hatten und gedacht haben, dass sein Gewichtsverlust von der mieserablen Verpflegungslage in Lukla herrührte. Das erste Bier wurde noch im Hotel getrunken und an Alle ging die erlösende Meldung „wir sind frei“ …..dann begann unser Power Sightseeing. Wir liefen nach Thamel und shoppten Souvenirs, aßen nen lecker indisches Curry und bestaunten den Markt und die Architektur. Bier und Tee in einem Cafe´ an einem belebten Platz, voll beeindruckt über die Menschen, das Gewusel, die Altstadt. Mit einer Rikscha den Durbar Square befahren und die historischen Gebäude im Dunklen bewundert. Die Stimmung war großartig, die Luft wie bereinigt, der Lagerkoller hatte sich verzogen……
Wir stellten uns natürlich auch die Frage, was aus unseren Mitreisenden geworden ist, waren diese auch heil aus dem Bergnest herausgekommen?
Die nächtlichen Momos waren die Allerbesten der gesamten Reise, das Restaurant in unserer Straße, mit offener Feuerstelle, vollendete einen sehr glücklichen Tag mit einem sehr glücklichen Ausgang.
08.11.2011 Kathmandu
Oh wie schön war Straßenlärm und Hundegebell in der Nacht- war es doch das Zeichen, dass wir wieder in der Zivilisation angekommen waren. Leider schwächelte seit dem heutigen Tag auch Herr Zepke gesundheitlich, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er sich nicht angesteckt gehabt hätte.
Nach dem Frühstück zogen wir mit dem Taxi nach Pashupathinath (dem größten hinduistischen Heiligtum in Nepal) und bekamen Kontrastprogramm pur. Dort verbrennen die Gläubigen ihre Leichen und auch wir hatten das Vergnügen die Scheiterhaufen als auch die abgedeckten Körper der verstorbenen zu sehen. Mittenmang Hunde, Menschen die in der Asche im Fluss nach Wertgegenstände suchten, Saddhus die um die Gunst der Touris eiferten, Affen, Kühe sowie hinduistische Geistliche die aus dem Teesatz lasen! Ein skuriler Ort, welch ein Kontrastprogramm zur letzten Woche.
Nach dem hinduistischen Anteil folgte das buddhistische Highlight Boudhanath, die wichtigste Stupa des tibetischen Buddhismus, genauso beeindruckend und sehenswert. Von Vorteil, wir konnten Mützen kaufen (2€ das Stück und in Massen vorhanden) und fast zu 100% den Shoppinganteil des heutigen Tages abwickeln. Mit Blick auf die Stupa das erste Bier genossen und die Mützen ausprobiert, sie sahen sehr fotogen aus.
Um 13:30 mit Larissa, einer alten, australischen Freundin getroffen, die sich im Rahmen von Freiwilligenarbeit um Kinder kümmert, die unter den Maoisten als Kindersoldaten missbraucht wurden. Schön, sie nach fast 5 Jahren mal wieder live und in Farbe gesehen zu haben. Nach einem gemeinsamen Mittagessen (Salat/ Sizzler) zogen Steph und ich zum Durbar Square um die Newa Architektur zu bewundern und fuhren dann nach Swayambunath zum Sonnenuntergang. Dieser Tempel wird auch als Affentempel bezeichnet und das Gebaren der Viecher machte uns ein wenig nervös- Die Hemmschwelle zwischen Mensch und Tier war nicht mehr wirklich gegeben.
Die letzten Souveniere wurden gekauft, ein Taxi nach Thamel genommen. Wiederum tat sich der Taxifahrer schwer, unser Hostel zu finden. Glücklich landeten wir in unserem Restaurant in der Straße und ließen den Abend ausklingen. Schön, dass wir noch diesen Tag hatten. Somit bekamen wir wenigstens die Highlights dieser interessanten Stadt mit und ein wenig Abstand zum Nebel und Dreck.
Stephan hatte noch ein wenig Probleme, seine Wäsche auszulösen….bekam diese aber dann fein säuberlich und schrankfertig zurück.
09.11.2011 Kathmandu=> Delhi=> Frankfurt=> Berlin bzw. Leipzig
Eine aufregende, aufwühlende Reise ging zu Ende. Das Wetter in Kath war traumhaft und uns tat es in der Seele weh, heute abzureisen.
Nepal wird wohl auch in der Zukunft eine Reise wert sein !
Unser Taxisfahrer zum Flughafen war begeistert, Lukla Opfer kennenzulernen, er kannte auch Dil und freute sich einen Kullerkeks uns zum Flughafen fahren zu dürfen. Der Flughafen war nen Event, bei dem Andere Eintritt zahlen würden. Einchecken dauerte eine Stunden, TXL war ein gänzlich unbekannter Ort für die Jungs am PC, dieser stürzte ab und die Tatsache, dass ich nach Berlin und Stephan nur nach Frankfurt mitfliegen wollte, brachte das Bodenpersonal in Turbulenzen.
Wo Post draufsteht, ist manchmal auch Post drin- wir bezweifelten das die Karten jemals Europa erreichen würden.
Die Securitymassnahmen waren ebenfalls sehenswert, ich fluchte mich so durch den Vormittag, insgesamt 5x wurden wir einer Körperkontrolle unterzogen (das letzte Mal vor der Gangway in den Flieger!
Der Flug nach Delhi war spektakulär, die Aussicht in die Berge supergeil….die Bilder vom Hinflug werden alle vernichtet J
In Delhi lief es diesmal etwas geordneter ab, Probleme die Maschine nach Frankfurt zu bekommen hatten wir nicht. Nachdem wir auch in der Air India zusammensitzen konnten und immer noch nen Platz in der Mitte frei hatten, hob die Maschine mit ein wenig Verspätung gen Frankfurt ab.
Der Flug war unspektakulär aber langweilig. Die acht Stunden zogen sich wie Kaugummi. Superpünktlich in Frankfurt gelandet, verabschiedeten wir uns an der Passkontrolle voneinander. Kumpel Stephan nahm den Zug nach Leipzig, ich hockte noch geschlagene 4 Stunden in Frankfurtum meinen Anschluss nach Berlin zu erhaschen- Flugverkehr gestört, wegen NEBEL J
Das konnte mich kaum noch schocken, passte aber irgendwie zur Reise.
Wer noch mehr zu den acht verrückten Tagen in Lukla wissen möchte,
Tag 1 auf dem Weg nach Lukla:
Wir erreichten nach 14 langen, entbehrungsreichen Tagen, endlich wieder den Ausgangspunkt unseres Abenteuers im Himalaya- Lukla. Fast schon sehnsüchtig erwartet, schließlich hatte dieser kleine Ort doch wenigstens eine Art Infrastruktur. Eine Hauptstraße mit ein paar Gästehäusern, ein paar Bäckereien und viel Yak Dung am Wegsrand und auf dem Weg an sich 🙂 . Unser Guide Dil hatte mir eine Dusche versprochen, meine langen Haare hatten eine Wäsche mehr als nötig. Wir mussten schon in Namche Bazaar, einen Tag vorher, auf großartige Hygiene verzichten, das Haus hatte einen Wasserrohrbruch und somit schaute ich auf 10 Tage ungeduscht und ungewaschene Haare zurück. Meine letzte heiße Dusche, vier Minuten, war in Dingboche. Das war noch vor dem Everest Base Camp, also noch auf dem Hinweg zum Basecamp gewesen. Das Alles bei körperlicher Anstrengung, naja….das Notwendigste hatten Feuchttücher in den letzten Tagen erledigt und uns war es egal gewesen, bissel Dreck hat noch Niemanden geschadet. Außerdem hält es ja auch warm und Wärme hatten wir bitter nötig. Minus 25 Grad waren es am Everest gewesen, der Windchill Faktor lag um Einiges darunter.
Seit Phakding, dem letzten Zwischenstop auf dem Weg nach Lukla, fachsimpelten wir über das beste Chicken Sizzler im Khumbu Tal. Dil, unser Guide, war der Ansicht, dass es dies nur in Lukla gibt und schloss mit Stephan eine Wette ab. Wenn Stephan es nicht schaffen würde, nach Sherpa Art, unsere beiden Rucksäcke durch Lukla zu tragen, würden wir ihn dafür zum Essen einladen. Gesagt getan, Stephan schulterte die rd. 30 Kilo zusätzlich zum Daypack und stolperte durch den Ort. Die Nepalesen staunten nicht schlecht, ne Langnase mit vollem Trekkinggepäck auf dem Rücken. Einige pfiffen, manche klatschten…wir waren eine kleine Sensation und hätten in dem Trubel fast die Tatsache verpasst, dass in Sichtweite eine Sita Air mit dröhnendem Propeller die 450 m kurze Start,- u. Landebahn hinunterkullerte und gen Kathmandu verschwand. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, seit Tagen hatte ich versucht, den bevorstehenden Start aus Lukla noch ein wenig zu verdrängen. So schön es im Khumbu ist, die An,- u. Abreise ist nichts für schwache Nerven. Unsere Tara Air vor 14 Tagen war an einigen Stellen mit DAK Tape repariert gewesen!
Sizzler
Um es kurz zu machen- es war das letzte abfliegende Objekt für eine lange Zeit und Stephan scheiterte auch mit den beiden Rucksäcken und die Lage in Form von Chicken Sizzler und Everest Bier wurde an jenem Abend von uns „geschmissen“.
Gegen 17:00 schlitterte noch eine Tara Air nach Lukla rein, ich konnte die Maschine direkt aus unserem Zimmerchen im Guesthouse sehen, das Fenster ging Richtung Landepiste.
Die gestrandete Maschine wurde mein Wetterbericht der nächsten Tage und Woche !
Unser Zimmer bestand aus zwei Betten mit nicht sauberen Bettdecken und Kissen- wohlweislich wird man von allen Trekkingagenturen darauf hingewiesen- Wasser ist knapp ….deshalb werden genau diese Sachen auch so gut wie nie gewaschen. Das Badezimmer hatte ein Klo ((immerhin ) und eine Dusche, solarbeheizt….nicht so gut. Ein Waschbecken fehlte, das Wasser war eiseeisekalt, der Sonnenschein war an jenem Nachmittag ausgebllieben. Wir trösteten uns am ersten Abend mit der Aussicht auf „morgen in Kathmandu“ und durchlebten einen feuchtfröhlichen Abend in Lukla.
unser Zimmerchen
Wir trafen andere Trekker und Bergsteiger unter Anderem ein paar Russen die uns von vielen Expiditionen erzählten, auch von Everestbesteigungen.
Der Abend verging schnell, gegen 23:00 prophezeite Dil „tomorrow fog, no fly“ Aha….das hieß also um 6:00 Uhr aufstehen, die Landebahn beobachten, auf Abruf sein und hoffen, hoffen, hoffen.
Tag 2 Warten:
Gesagt getan….kaum aus dem Bett raus, schüttelte unsere Wirtin den Kopf- nein, heute kann keine Maschine aus Kathmandu kommen. Überraschend war diese Ausage nicht, hatte ich doch die Tara Air aus meinem Bett kaum sehen können. Dennoch, wir gaben die Hoffnung nicht auf, stierten wie gebannt auf die Landebahn als ob man damit das Übel verscheuchen kann. Es blieb seltsam ruhig und gedämpft im Ort, der Nebel schluckte die Geräusche.
der Broadway von Lukla
Noch waren wenig Touristen da, das sollte sich in den nächsten Tagen dramatisch ändern. Wir „überfielen“ die primitive Bank von Lukla und „kauften“ zunächst ein wenig Bargeld, was schon spannend genug war. Die „Bank“ bestand aus einem Schreibtisch und Stuhl. Aus der Schublade des alterrümlichen Tisches kam ein Formular. Auf diesem wurden unsere Paß und Kreditkarteninformationen notiert, dann gabs Geld.Anschließend besuchten wir das örtliche „Starbucks“ das mit dem Original aus den USA wenig zu tun hat. Allerdings eine gute Sache war das vorhandene wlan und damit die Möglichkeit mit den Lieben Daheim in Kontakt zu treten. Zeitnöte hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch keine, schließlich hatten wir neun lange Tage eingeplant um Kathmandu und Pokhara besuchen zu können. Mich plagte eine widerliche Erkältung und ich sehnte mich weiterhin nach einem sauberen Bett, eine Dusche und anständige Taschentücher. In Lukla konnte man diese zwar kaufen, sie waren aber so fadenscheinig, dass ich mich kaum traute hineinzuschnauben.
Die Kälte und Nässe bekämpften wir mit Rum….davon viel in den Tee und der Tag wurde ertragbar. Insgesamt war die Stimmung gut, wir fanden es ziemlich lustig in Lukla gestrandet zu sein, das gehört schließlich zu einer ordentlichen Trekkingtour im Khumbu Himal dazu! Nachmittags spielten wir Pool mit ein paar Trekkern aus den Staaten, die die ganze Angelegenheit nicht mehr amüsant fanden- der Rückflug in die USA war gefährdet- upps……was waren wir da komfortabel dran.
Tag 3, wir richten uns ein:
Keine guten Nachrichten, es war immer noch neblig und auch an diesem Tag konnte keine Maschine in Lukla starten oder landen. Wir hörten zum ersten Mal von der Möglichkeit mit einem Hubschrauber nach Kathmandu zu fliegen. Dafür hätten wir zunächst nach Sirke laufen müssen, ca. 2-3 Stunden entfernt. Der Preis lag zu diesem Zeitpunkt bei rd. 250 € und ein paar Wenige griffen zu. Aber mal ehrlich, wenn schon die eigene Hand vor Augen nicht zu sehen ist, wer will da schon in einen Heli ? Unser Leidensdruck war gering, im Geiste radierte ich einige Sightseeingwünsche einfach aus, dann eben kein Chitwan Nationalpark mehr- was soll es , ich komme eh wieder.
Wir schrieben sehr lustige Mails nach Hause….sie handelten von Kälte, Dreck…achja, wir hatten immer noch nicht geduscht und natürlich suchten wir das www nach Nachrichten ab. Hatte die Außenwelt schon von unserer Misere mitbekommen? Sie hatte nicht…..
Die Freunde und die Familie drückten uns die Daumen und wir drückten fleißig mit. Insgesamt waren wir tiefenentspannt, der Kampf um die Steckdosen im „Starbucks“ hatte noch nicht begonnen.
Tag 4, Schlüpfer zählen, Thermosflasche kaufen
Auch Tag Vier begann mit Nebel und dem morgendlichen Wühlen im Rucksack….zwischen den stinkenden Trekkingklamotten muss doch noch wenigstens saubere Unterwäsche sein ? Wir zählten die Schlüppis, drehten Dreckiges von links nach rechts und zogen am Ende dann doch wieder die müffelnden Schichten vom Vortag an. Auch die Schlafsäcke hatten mittlerweile einen eigentümlichen Geruch angenommen- ganz zu schweigen von den Socken oder dem Fleecezeug in dem ich seit nahezu drei Wochen schlief! Es musste heißes Wasser her…..also raus in den Nebel und hinein n den Yakdung…..ab in den Gemischtwarenladen auf dem Broadway ( so nannten wir mittlerweile den Prachtboulevard von Lukla) . Dort erstanden wir eine große 2 Liter Thermosflasche mit herrlich kitschigem Rosendruck in knallerot. Ein flehendes Gesicht wurde aufgesetzt und ein wenig Bettelei waren nötig. Dann hatten wir gegen hartes Bares wenigstens 2 Liter kochend heißes Wasser. Wir borgten uns noch gegen Gebühr eine zweite Thermosflasche und mischten unser eiskaltes Wasser mit dem heißen….am Ende waren 4 Köpfe gewaschen und drei Bärte rasiert. Ansonsten nischt Neues in Lukla….außer, es wurde merklich voller, die ersten Zelte wurden errichtet.
5 und 6 Tag “ Krieg ist schlimmer“
Der Leidensdruck wurden nun doch merklich größer oder um es mit den Worten eines Trekkers, den wir auf unserer Tour kennengelernt hatten, zu sagen „Krieg ist schlimmer“. Natürlich gibt es immer noch Schlimmeres aber so langsam und allmählich wollten wir nur noch weg. Um dem Lagerkoller zu entgehen, marschierten wir immer morgens in das Cafe´mit dem wlan…. dort war es auch kalt und klamm aber dann doch wenigstens die einzige Möglichkeit mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Spiegel online, der Stern und auch nepalesische Medien hatten sich nun unserer Misere angenommen. Die nepalesiche Regierung erwägte die Möglichkeit die Trekker mit Hubschraubern herauszuholen, desweiteren sollten die Kranken und Verletzten abtransportiert werden. Die Helipreise stiegen, es waren mittlerweile fast 600 $ …die Russen und die Amis zahlten.
Heli gewünscht ?
Wir hatten noch Luft, an Tag 10 ging der Flug zurück nach Europa. Ich strich im Geiste auch meinen Wunsch Pokhara ab und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. Leider gab Lukla nicht viel her, wir umrundeten den Flugplatz und sahen den Einheimischen im Nebel zu. Wir bedauerten die Leute, die nur noch in Zelten Unterschlupf gefunden hatten, unser karges Zimmerchen wurde mehr und mehr zum Zuhause.
Lukla AirportLukla, kurz vor unserer Landung auf dem Hinflug
Unsere Eltern nahmen erstmalig mit unserer Airline Kontakt auf, um eventuelle Umbuchungen abzuklären.
Manisteine im Nebel
Essen wurde knapp, Geld gab es in der Bank nicht mehr. Der lokale Preis für ein Hühnerei stieg über Nacht von 1,50€ auf 2,50 € und zum Frühstück gab es nur noch Porridge. Unsere Wirtin fragte, warum wir nicht einfach nach Kathmandu laufen würden….es wäre einfach, nur 5 Tage, wenn man zügig läuft. Leider waren wir Beide verrotzt, es kam aus gesundheitlichen Gründen einfach nicht mehr in Frage. Leider waren der Yak Dung, das einzige Brennmaterial und der Nebel für unsere Atemwege auch nicht optimal.
Lukla versinkt in einem 8 Tage andauernden Nebelwer sieht die Startbahn?
Im Starbucks war es mittlerweile so voll, mehrere Dutzend Menschen drängelten sich um die vier Steckdosen um Handys und Ipads aufzuladen, die meisten Gästehäuser verfügten über keine Steckdosen auf den Zimmern. Die Angst, irgendwann nicht mehr die eigenen Belange über das www abklären zu können beherrschte unseren Tag. Einer behielt immer die Steckdosen im Blick, der Andere kümmerte sich um Taschentücher, Rum oder Toilettenpapier.
Tag 7 “ Ich bin kein Star, holt mich trotzdem bitte raus“
Die Nerven waren zum Reißen gespannt….mein eigenes, gesetztes Ultimatum „mit dem letzten sauberen Schlüppi am Leib kommen wir hier raus“ lief so langsam und allmählich ab. Ich zog die vorletzte Unterhose an, schlüpfte in die dreckigen Funktionsklamotten und zog die Mütze tiefer ins Gesicht….Pokerface bei 3500 Trekkern und 350 Einheimischen. Die Letzteren wollten nur noch das wir abhauen….das Geld nahmen sie natürlich gerne, die Versorgungslage nahm aber dramatische Ausmaße an, das Gleichgewicht in diesem so sensiblen Teil der Welt war aufs Extremste gestört. Die Pfade durch den Ort sahen wüst aus, überall saßen Menschen, der Müll und Dreck….es tat mir in der Seele weh.
Zelte im Garten, Notquartier für Viele
Auch wir überlegten was zu tun sei- die Familie wartete auf Instruktionen, wir hatten noch 2,5 Tage bis zum Flieger nach Berlin. Ich kontaktierte meine Arbeit, Gott sei Dank waren dort alle entspannt, Jeder wollte nur, dass wir heil nach Hause kommen. Ich hörte später Geschichten, bei denen sich die Arbeitgeber als richtige A…. …entpuppten.
Unser Guide erklärte uns das Procedere wie verfahren wird, sollte sich der Himmel dann doch mal aufkären. Zunächst wird der normale Flugplan abgearbeitet, dann gehen die Rettungsflüge raus, in die weite Welt aka Kathmandu. Bedeutete also, dass Zuerst Diejenigen rauskamen, die am Kürzesten gewartet hatten, dann wir , die am Längsten in Lukla hockten und danach wurde nach Reihenfolge der Wartetage abgearbeitet….aha….
Tag 8 …raus, bloss raus hier
Der Morgen war anders……es dröhnte….es kam ein großer Militärhubschrauber ! Juchee…..die Sonne schien, rein in die Klamotten, raus aus dem Zimmer. Dil wartete auf uns und sagte “ between 12 and 1 pm you are gone “ OK, das klang nach einer Ansage. Bange beobachten wir den Flugplatz, die tief hängenden Wolken. Wir mussten unser Zimmer räumen….die bange Frage, was passiert wäre, wenn wieder Nebel aufgezogen wäre, stellten wir uns nicht. Gegen 10:30 liefen wir zum Flughafen. Dort herrschte Halligalli oder auch das blanke Chaos genannt. Hunderte von Menschen drängelten und schubsten, Jeder bangte um seinen Platz in den Minimaschinen.
Militär regelte das Notwendigste, Soldaten standen um die Maschinen. Uns wurden „Rescue Tickets“ ausgehändigt, Flug 2 nach dem regulären Flugplan.
Rettungsflug 2
Das heißt es warteten genau 18 Leute länger als wir…..beruhigend. Besorgt schauten wir in den Himmel, es wurde schwärzer zwischen den Wolken. Um uns herum prügelten sich die Touristen! Interessant zu beobachten, wie sich die Spezie Mensch verändert, wenn es doch mal nen bissel ans Eingemachte geht.
Unsere Klamotten wurden gewogen und Dil verschwand um die Gepäcktags zu holen. Plötzlich tauchte ein Bär von Kanadier auf und schmiss unsere Rucksäcke von der Waage um den Kram seiner Reisegruppe darauf zu legen. Panisch schmissen wir unsere Rucksäcke wieder zurück, schließlich waren wir quasi schon eingescheckt ! Dies geschah mehrmals und nach dem dritten Abwurf saß ich oben, auf unseren Rucksäcken, mitten auf der Waage und beobachtete die Szenerie um mich herum ! Peinlich trifft es nicht so ganz was ich sah….Fremdschämen schon eher ! Die Trekker benahmen sich zügellos, die Nepalesen sahen hilflos zu.
Unter Soldateneskorte betrat ich, zusammen mit Kumpel Stephan und 16 Italiener die kleine Twin Otter. Mit einer La Ola Welle von uns 18 im Flieger kullerte und purzelte die kleine Maschine die 450 m den Berg hinunter…..es war kein schöner Flug aber nach rd. 45 Minuten standen wir dreckig und sauglücklich wieder in Kathmandu.
36 Stunden später traten wir pünktlich und erhebliche Erfahrungen reicher unseren Rückflug nach Deutschland an.
Im Jahr 2014 konnte ich in einer Berliner Tageszeitung lesen, dass eine Straße nach Lukla in Planung ist. Die Nepalesen sind genervt von der immer wiederkehrenden Situation und die Rettungsflüge kosten viel Geld. Nach diesem Artikel beschloss ich die Tage von Lukla zu beschreiben- sie gehören wohl bald der Vergangenheit an….schade, denn für uns Industriemenschen auch eine echte Möglichkeit mal zu sich selbst zu kommen, das Wenige schätzen zu lernen und tiefer in das wirklich harte Leben der Nepalesen einzutauchen. Ich möchte die Tage nicht missen, sie werden für immer unvergesslich bleiben. Für die Nepalesen wird die Straße als Fortschritt verstanden, dennoch wird der Betonhighway wieder ein Stück vom Zauber des Everests nehmen….