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Portugal 2017, VIII: Almançil, Faro & Lissabon

Unsere Abfahrt nach Lissabon starteten wir mit unseren Ausflugszielen vom Reisetag Tavira-Lagos. Da wir den Vormittag ja bei SEUR auf dem Lagergelände verbracht hatten, um dann anschließend im Schweinsgalopp nach Lagos zu fahren, waren noch zwei Dinge offen, die wir uns gerne anschauen wollten. Zunächst verabschiedeten wir uns aber am Jachthafen von Lagos-wir kommen bestimmt nochmal zurück.

Nummer eins war der Azulejotraum von Almançil. Die Kirche des heiligen Lorenz ( Säo Lourenco de Matos). Diese wurde im 18.JH. vollständig mit Azulejos ausgekleidet, lediglich der Altar blieb gülden und die einzelnen Themenbereiche wurden mit gold abgesetzt. Laut Mathias die schönste Kirche, die er jemals gesehen hat. Leider war fotografieren verboten, ich erwarb aber wenigstens eine Postkarte und auf alamy.de dieses wunderbare Fotos. Man muss die Bilder also kommerziell erwerben… macht in diesem Fall aber nichts, da ich für unser Fotobuch auch ein hochauflösendes Foto haben wollte. Die Bilder von außen stammen alle aus der Canon.

Azulejo an der Fassade

Wir fuhren wenige Kilometer nach Faro, die einzige Sehenswürdigkeit die wir uns in der Hauptstadt der Algarve ansehen wollten,  war die Capela dos Ossos, eine Knochenkapelle, Nebenkapelle der Igreja  do Carmo aus dem 18.JH.

Die Hauptkirche war wie so viele an der Algarve,  für mich nicht so besonders, aber hübsch sah sie mit den paar Wolken schon aus.

Die Hauptattraktion liegt eindeutig im Nebengebäude, in der Kapelle. Das Gotteshäuser mit den Gebeinen der Gemeide oder der Glaubensbrüder und Schwestern des zumeist angehörigem Kloster gebaut werden, Knochen und Schädel hervorragende Baumaterialien sind, weiß man. Totenkult gibt auf Sumatra, auf den Philippinen und auch in anderen Ecken der Südsee, dennoch war ich in Faro das erste Mal in einer Knochenkapelle. Ich lasse mal die Bilder für mich sprechen, die Inschrift “ Halte einen Moment inne und bedenke, dass Du diesen Zustand auch erreichen wirdst“ habe ich leider nicht gefunden. 

In der hier gezeigten Kapelle sind die sterblichen Überreste von rd. 1300 Mönchen „verarbeitet“ worden, die Kapelle wurde 1816 geweiht. Gruselig war mit in keinster Weise, ich fand es faszinierend wie exakt und detailverliebt an der Deko gearbeitet wurde. Manche Schädel sind bereits verschwunden, da bekommt das Wort Grabschändung nochmal eine andere Bedeutung.

Wir machten und auf die 272 km lange Strecke nach Lissabon, welches wir gegen 15:15 Uhr erreichten. Zunächst fuhren wir zur Statue Cristo Rei, dem Zwillingsbruder der Christus der Erlöser  Statue von Rio de Janeiro. Damals, in Rio,  hat mich die Statue total begeistert, mehr als der Zuckerhut. In Lissabon habe wir 2007 einen Besuch von Cristo Rei ausgelassen, zumal die Aussicht auf die Stadt eh das eigentliche Highlight ist, finde ich.  Da die Statue im Gegenlicht war, kamen wir auch  nur auf den Genuß des genialen Blicks auf  Lissabon….Christus blieb im Zwielicht.

Unser Navi sagte uns, dass wir noch 19 Minuten bis zum Apartment hätten, unsere Vermieterin fragte auch bereits nervös nach, wo wir denn bleiben würden. Wir wohnten sehr zentral in der Nähe des Rossio, dem zentralen Platz von Lissabon. Hier sind alteingesessene Cafés, wie das Nicola. Hier trift man sich auf ein Schlückchen Ginja und es gibt genau null Parkplätze. Unsere Wohnung lag, unterhalb der Burg am Fuße des Bezirks Mouraria, der auch alles andere als schick war. Mathias rannte zur Schlüsselübergabe, ich wartete mit Emchen im Halteverbot. Später sahen wir, dass Krallen an den Autos war…..Glück gehabt. Nachdem wir die Wohnung übernommen hatten, warteten die beiden Mädels auf den einen Herren, geschlagene zwei Stunden……..Mathias kurvte mit Poloinho durch Lissabon und landete entnervt im Parkhaus, 32,50€ pro Tag! Egal was solls……ärgern lohnt nicht, wir benötigen das Auto wegen Emilys Kennel.

Unsere Wohnung war super niedlich, die Nachbarschaft grenzwertig. Drogensüchtige, Nutten, Zuhälter und Dealer. Dazu Schwarze aus Braslilien und Afrika, die ab 14:00 Uhr wach wurden und uns bis spät in die Nacht wach hielten. Überall Kotze und Glasscherben, wir trugen Emily durch die 30m  Spuk grundsätzlich hindurch. Über der gesamten Szenerie lag der Geruch von Hanfschwaden. In der ersten Nacht lag ich wach und grübelte darüber nach, wie wir um 5:00 Uhr früh unser gesamtes Hab und Gut an der illustren Einwohnerschaft unbeschadet vorbeibringen können. Im Nachhinein. beichtete mir Mathias, dass auch er die gleichen Gedankengänge hatte.  Wenn wir als Berliner schon gestresst waren, wie mag es dann Wanne-Eicklern gehen?

Hier unsere Wohnung im Detail, süß war sie:

Und hier kommt unser Blick aus einem unserer Fenster, der auch ziemlich genial war. Was man nicht sah waren die dunklen Gassen :

Nachdem der Nachmittag mit unsinniger Suche draufgegangen war, blieb nur noch ein wenig Abend. Wir trafen uns mit Ali, die für eine Woche nach Lissabon geflogen war.Unsere Wohnung und ihr Hotel lagen gerade mal 150 m und eine ganze Welt auseinander….

Nach einer sehr üppigen Cataplana ging es noch ein wenig auf nächtliche Stadttour. Wir liefen gen Flußufer um dort einen Drink zu  nehmen und ein wenig Nachtszenerie zu genießen.

Elevador  de Santa Justa, von einem Schüler Eiffels 1898- 1901 erbaut:

Lissabon, 2. Tag:

Frisch gestärk und ausgeschlafen sah die Welt, selbst unsere Subkulturen aka Nachbarschaft, schon ganz anders aus. Die ausgekotzte Pizza  auf der Straße erinnerte an die Drogensümpfe der letzten Nacht, wir hatten im eigenen Schweiß gelegen, da es unmöglich war, die Fenster zu öffnen ( Lärm). Frühstück gab es in unserem Café an der Ecke. Wir schlenderten im Anschluß über den Rossio, über die zentrale Funßgängermeile  bis hin zum Praça do Commercio. Highlights waren für uns die alten und schönen Geschäfte und Cafés, so etwas wie einen echten Einzelhandel kennen wir in Deutschland ja gar nicht mehr.

Unser Ziel war zunächst die Kathedrale, wir wollten das berühmte Foto mit der berühmten 28 und der Sé im Hintergrund. Den Innenbesuch der Kathedrale haben wir uns nunmehr geschenkt…..wir haben wohl mehr als ausreichend Kirchen besucht.

Danach liefen wir zum Castelo São Jorge  und nahmen den einen oder anderen Miradouro wahr. Emily durfte mit auf das Gelände, wir waren happy. Vorher hatte Mathias einem Taschendieb eine Backpfeife verpasst, als dieser versuchte an sein Portemonnaie zu kommen…..der Dussel versuchte sich damit herauszureden, dass er Emily fotografieren wollte! Von hinten? Das Poloch? Aha…sein Komplize fragte uns noch ganz frech “ was hat er falsch gemacht“….. ganz einfach …man geht nicht an  die Hostentaschen anderer Leute!!!

Auf den  Schrecken  gab es Aussicht, Vino und nen altes Castelo. Emchen kletterte wie eine Gemse und hatte Spass.

Da Burgfräulein und Ritter spielen ( die Rolle von Emchen ist dann wohl der Hofnarr) hungrig macht, liefen wir wieder in die Unterstadt und gingen in der Nähe unserer Wohnung Sardinas essen. Unseren Nachmittag verbrachten wir in Bairro Alto und Baixa, wir fuhren  zunächst mit dem Aufzug Santa Justa ( Emily musste Maulkorb tragen, der kleine Woudini hatte das Ding binnen einer Minute wieder ab) nach oben und genossen zunächst die schöne Aussicht.

Mathias ging anschließend in die Ruine der Igreça  do Carmo, die nach dem Erdbeben von 1755 nicht mehr aufgebaut worden war. Mittlerweile wird die Ruine für Ausstellungen genutzt und es gab die peruanischen Mumien von Nazca zu bewundern. Da ich genau diese schon gesehen hatte, war es nicht schlimm dass ich mit dem Wauzi vor der Tür wartete. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen, wir hatten keine Zeit, beide in die Kirche zu gehen.

Unser Bummel durch das Bairro  Alto konzentrierte sich ebenfalls in Richtung bergab, wir wollten am Wasser eine Flasche  Taylors Port antrinken, die Mathias erstanden hatte.

Dennoch spazierten wir am Café a Brasileira und am Theatro da Trindade vorbei. In diesem Viertel hat sich viel verändert. Als ich vor zehn Jahren in Lissabon war, herrschte noch authentisches Altstadtfeeling mit kleinen schrammeligen Restaurants und Fado Schuppen sowie Ginja Bars vor…..alles verschwunden, alles nur noch auf schick!

Am Wasser wurde der Portwein vernichtet, unser Abendessen bestand wieder aus Fisch und ein langer Tag ging satt, müde und angedüdelt zu Ende.

Lissabon, 3. Tag:

Unser letzter Urlaubstag begann mehr als früh. Kurz nach 7:00 Uhr gingen wir bereits mit Emily Gassi und suchten einen Stückchen Gras für die Prinzessin. Um 8:00 Uhr nahmen wir die Electrico 28 und fuhren die gesamte Strecke bis zum Cemetario dos Prazeres. Die Straßenbahn war noch erfrischend leer, wir konnten die Fahrt genießen, sofern man bei dem Geschaukel  etwas genießen kann. Meines Erachtens wurde die Streckenführung geändert, ich habe die Fahrt sehr viel enger und spannender in Erinnerung.

An der Endhaltestelle lockte ein Espresso und ein Natatörtchen und natürlich der herrliche Friedhof dos Prazeres. Wir schlenderten durch die Reihen, bewunderten die Mausoleen und auch die kleinen Einzelheiten der kunstvollen Gräber. Wie immer im katholisch-romanischen Dunstkreis war auch dieser Friedhof eine Augenweide. Auch hier war ich bereits vor 10 Jahren gewesen, doch man kann einfach nicht genug von schön aufgemachten Friedhöfen bekommen.Wir fuhren, um Zeit zu sparen, mit der E25 zurück zum Praça Figuera und um 11:00 Uhr mit Poloinho nach Belem. Die erste Parkrechnung betrug 62€….. ohne Worte!

Unser Plan ins Hiernonymus Kloster zu gehen wurde jäh zerstört, als wir die Menschenmassen davor sahen. Mindestens 150m standen die Kreuzfahrer und Reisegruppen an der Kasse an…..wir gingen deshalb lediglich in die Kirche und bewunderten das Kloster aus dem 16.JH. nur von außen. In der Kirche sahen wir immerhin den Sarkophag von Vasco da Gama, ein eher weltliches Highlight.

Noch weltlicher und profaner wurde es bei Pasteis de Belém von 1847, die berühmte Nata Fabrik mit angeschlossenem Café. Alle Reisegruppen und Kreuzfahrer standen nach dem Besuch des Klosters quasi davor oder darin. Diesmal kniffen wir nicht und stellten uns ebenfalls an. Natas aus Belém sind das Größte, mit nen bissel Zimt unschlagbar.

Ich werde nicht verraten, wer wieviel Natas gegessen hat-wenige waren es nicht. Blätterteig, Pudding und Zimt ist eben toll….

Während wir uns  im Pudding suhlten, versuchte sich Emily mit radeln!

Am Denkmal der Entdeckungen  ( Padrão dos Descobrimentos) von 1960 atmeten wir durch-keine Warteschlangen. Diesmal ging es auf die Plattform um nochmal einen Gesamtblick auf Christo Rei und dem Torre de Belém zu werfen.

Anhand der Broschüre, die wir mit dem Eintritt auf die Plattform erworben hatten, konnten wir im Nachgang die Personen auf dem Denkmal besser identifizieren und wer glaubt, dass die Gallionsfigur Vasco da Gama symbolisieren soll, der täuscht…..der ist mal wieder Infante Henrique,  bei uns besser als Heinrich der Seefahrer bekannt.

Unser letztes Urlaubshighlight war der Besuch des Torre de Belém, errichtet zw. 1515-1521. Leider konnten wir diesen weder von innen besuchen noch besteigen ….die Warteschlange war auch hier wieder abartig lang. Somit genoss ich, wie vor zehn Jahren, nur den Blick von außen.

Zum Abschluss unserer Portugalreise hier noch zwei typische Bilder aus portugiesischen Supermärkten-Sardinenbüchsen im tollen Design…I love it!

Unser Abreisetag begann um 4:30 Uhr. Unsere abartige Nachbarschaft lag in tiefem Schlummer, alle Sorge bzgl. unses Hab und Gutes war umsonst gewesen.

Am Flughafen wurde sehr sorgfältig mit der Abwicklung der Formalitäten bzgl. des Transportes von Emily umgegangen. Wir mussten ein wenig Papierarbeit erledigen, der Mensch in der Abfertigung begleitete uns zum Sondergepäck und verliebte sich sofort in Emily. Er schaute mich treuherzig an und meinte ganz inbrünstig „she is the perfect dog, perfect size and perfect cute character,“ Ihm tat es in der Seele weh, dass unser Hündchen bereits ab 6:15 Uhr in ihrem Kennel in der Hochsicherheitszone auf den Abflug warten musste. Nur Mathias durfte sie zu ihrer Transportbox begleiten und dann sass sie dort wie in einer Abschiebezelle ( Box in einem Käfig) ….nächstes Mal bin ich weitaus später am Flughafen!

Als wir um 8:30 zur Maschine gefahren wurden, konnten wir jedoch ihren Transport in die Maschine sehen und das gab uns ein gutes Gefühl! Der Flug selbst war absolut unspektakulär, wir lernten Margarida kennen, die aus der Nähe von Manta Rota kommt. Ihre Mama vermietet ein Haus und wir bekamen ihre Mailadresse und Telefonnummer….evtl. sieht  man sich zweimal.

In TXl erwartete uns der Gepäckwahnsinn. Zeitgleich war eine Maschine aus Frankfurt angekommen und es kreisten noch 30 Minuten die Taschen und Koffer aus der Main Metropole. Obwohl ich das Ausladen der Klamotten aus der TAP beobachtete, sah ich unsere Emily nicht, das machte mich schon wieder ganz kirre….Mathias rief die Information an und fragte nach, wo wir denn unser Tierchen abholen könnten. Diese sagten uns, das wir sie beim Sondergepäck bekommen würden. Komischwerweise bellte es aber aufeinmal echt wütend und in einer mir sehr bekannten Tonlage,  Emchen machte ihrer Ungeduld, Wut und Aufregung Luft. Unser Hund wurde uns mit den Koffern und Taschen ausgehändigt!

Was gewesen wäre, wenn wir den Sicherheitsbereich bereits verlassen hätten um beim Sperrgepäck nach Ihr zu suchen, mag ich mir jetzt nicht ausmalen.

Fazit der ersten Flugreise mit Hund: Die Zweibeiner sind aufgeregter und nervöser als die Vierbeiner. Es stimmt, was alle Tierärzte uns  geraten haben-Beruhigungstabletten nur für den Menschen, fürs Tierchen absolut nicht notwendig. Flüge unter vier Stunden sind ok,  mehr sollte man seinem Tier nicht zumuten da die Wartezeit miteingerechnet werden muss. Tierpension und Trennung vom geliebten Menschen bedeutete für unseren Hund mehr Stress. Nach Aussage der Tierpension hatte Emily im Juni viel geweint und gebellt. Nach beiden Flügen war Emily einfach nur müde aber nicht gestresst oder unglücklich. Sobald sie die Transportbox verlassen durfte, war sie wieder der kleine lustige und glückliche Terrier.

In diesem Sinne wauwau und mehr Gelassenheit für die Zweibeiner!

 

 

 

 

 

 

 

Portugal 2017, VII: Lagos, Ponta da Piedade, Cabo São Vicente, Carvoeiro inkl. Strände

Unser Abreisetag aus Tavira begann, wie der Tag davor endete. Wir versuchten den Verbleib und Zustellung von Emchens Kennel zu klären. Mathias telefonierte mit Amazon, die uns bestätigten, dass die Adresse auf dem Paket richtig angegeben wurde. Sie konnten uns außerdem bereits sagen, dass SEUR im PC die Selbstabholung notiert hätte. Na das war ja schon mal etwas….die nette Tante aus D schickte uns auch noch Telefonnummern von SEUR. Ich machte mich mittlerweile an Plan B und schrieb an SOS Algarve Animals um dort nachzufragen, ob sie uns ein Fachgeschäft für Transportboxen empfehlen könnten, die auch in der Lage wären, bis Mittwoch (Abfahrt nach Lissabon)  zu liefern. Im Gegenzug würden wir, sofern Bedarf besteht, ein Fellknäuel ( egal welcher Art) nach Deutschland mitnehmen.

Nach dem Frühstück machten wir uns zügig auf den Weg nach Faro und fanden das Industriegebiet, in dem sich SEUR befindet. Leider zeigte sowohl die SEUR Seite als auch google maps eine Behörde als ihren Standort an. Auf Nachfrage bei Wachleuten bekamen wir aber den richtigen Hinweis, vor der  Lagerhalle 2.06 stand noch eine junge Frau die genau so sauer auf SEUR war wie wir….sie telefonierte mit Lissabon weil die Lagerhalle geschlossen war.

Lissabon versicherte, das gleich Jemand kommen würde. Aus „gleich“ wurden 1,5 Stunden Warterei, irgendwann meinte die Frau, Lissabon hätte ihr gesagt, dass Jemand anwesend wäre…..aha, ich hatte gerade eine Wutmail an die DPD Zweigstelle abgesandt. Emily gab ebenfalls alles, sie bellte das Industriegebiet so dermaßen zusammen und Mathias hämmerte an der Lagertür. Aufeinmal öffnete sich eine Tür und uns wurde erklärt, dass  wir auf die andere Seite kommen sollten….FRECHHEIT, keine Schilder hatten darauf hingewiesen.

Mathias verschwand in der Lagerhalle und kam 20 Minuten später mit leeren Händen zurück, nein nicht ganz ….er hatte eine Telefonnummer von João, dem Fahrer des SEUR Wagens. Unser Paket befand sich immer noch in der Auslieferung. Mathias hatte mit dem Fahrer telefoniert, der SEUR Kollege im Lagerhaus hatte ebenfalls mit dem Fahrer gesprochen und ihm klar gemacht, dass es sich um ein Hotel namens Dona Ana Garden handelt…eh basta!!!! In einer Stunde wollte er am Hotel sein, wir auch….halsbrecherisch gings nach Lagos, wir hielten die Zeit ein. Wer allerdings nicht da war, war der SEUR LKW. Unser Hotelbesitzer rief nun ebenfalls nochmal bei João an und erklärte ihm ebenfalls den Standort des Hotels. João gab treudoof bekannt, dass er in einer Stunde da sein will, aha…die Sache mit der Stunde kam uns bekannt vor. Wir checkten erstmal ein und erfreuten uns an der schönen Anlage. Warum João allerdings bei zwei Zustellversuchen nicht am Dona Ana Garden war, blieb uns zunächst ein Rätsel. Unser Wirt beschwörte, dass SEUR in den letzten Tagen nicht angeklopft hätte.

Gerade als ich mir den Pool ansehen wollte, sahen wir einen Lieferwagen um die Ecke fahren und Mathias sprintete los……Diesmal waren wir erfolgreich, Emchens neues Schloss war endlich am Zielort und die kleine Empfängerin freute sich. Emily liebt Kennels, egal welcher Art.

Und nun kommt der eigentliche Hammer der Geschichte…es gibt mehrere Hotels/Pensionen mit dem Namen Dona Ana…es gibt Dona Ana Hotel, D.Ana Hotel, Dona Ana Beach Hotel usw.usw.usw. Der Fahrer erhält immer nur eine Liste wo er hinfahren soll…OHNE ADRESSE! Somit war er vermutlich bei allen anderen D.A. Hotels nur im Garden nicht! Als Mathias ihm sagte, dass der Blick aufs Paket geholfen hätte, war unser Pfiffikus João platt, soviel Intelligenz war ihm suspekt. Anbei unser Adressaufkleber….allet klar, oder???

Unseren Nachmittag verbrachten wir an unserem Hausstrand, der bereits zur Ponta da Piedade gehört und Mitglied der „best 10 beaches at Algarve“ ist…und natürlich heißt das gute Stück Praia Dona Ana !

Emily wurde an dem Strand mehr geliebt als nur geduldet. Wir waren im Wasser und  fanden die Temperaturen in Ordnung. Natürlich hat der Atlantik auch an diesem Teil der Algarve eine gute Portion Strömung und man muss schon nen bissel aufpassen aber die Aussicht ließ nun wirklich nicht zu wünschen übrig. Wenn man gen Osten blickte, konnten wir schon die Steinsäulen der Ponta da Piedade ausmachen.

Und genau dort zog es uns am späten Nachmittag hin. Unser Hotel liegt ja schon an der Ponta und mit nem Katzensprung waren wir an einem der Highlights der Algarve. Emily fand die Hinterlassenschaften von Hase und Igel interessant und schnüffelte sich über die Klippen  ( man muss schon Spaß am Kraxeln haben) und war in ihrem Element.

Wir genossen die Aussicht auf die Steinpyramiden und bizarren Formen die Wind, Meer und Jahrhunderte geschaffen hatten.

Da die Sonne mittlerweile lange Schatten warf, beschlossen wir an einem Vormittag nochmal wiederzukommen, zumal wir der nach Osten zugewandten Seite der Ponta noch keinen Blicken zugeworfen hatten. Eine Bootstour wollten wir ebenfalls unternehmen, also alles Gründe um nochmal zurückzukehren.

Mittlerweile knurrte uns der Magen und wir waren zu allen Schandtaten bereit, Wir hatten in Tavira gefrühstückt, dass war bereits 11Std. her und da ich Brot abgeschworen hatte ( das Zeug ist hier zwar lecker, eine derbe Landbrotvariante, hat aber ekliges Sodbrennpotential)  war es auch nicht so üppig gewesen.  Wir hatten ja nun so einiges an Informationen über die Algarve gesammelt und wußten von der letzten  Currywurst vor Amerika! So ein Dreckfrass und Tourinepp kam uns gerade richtig! Also ab zum Cabo Säo Vicente, dem südöstlichsten Punkt von Europa ( den östlichsten Punkt hält das Cabo da Roca). Die 30 Kilometer zogen sich, die Mägen knurrten, Mathias wurde schon ganz grummelig und dann waren wir am Kap und unser Blick galt nicht der Landschaft, sondern der Currywurst! 

Wir konnten keine Bude finden, die uns nen Phosphatschlauch verkauft hätte, alles dicht und zu und dabei tobte am Kap das Leben. Es finden sich immer zahlreiche Sonnenuntergangsliebhaber ein, die das letzte Licht in Europa zelebrieren.

Wir zogen also hungrig von dannen und fuhren nach Sagres, dem Surfer Nest an der Algarve. Dort waren zwei urige Restaurants offen und wir bestellten uns Suppe, Salat und Spaghetti. Dem Grunde nach fast unbezahlbar, doch hier spottbilig. Wir zogen, inkl. Getränke mit 28 € gesätigt und zufrieden  von dannen und waren am Ende happy, doch etwas Gesundes und nicht, pfui, so einen Drecksfrass zu uns genommen zu haben. Am Abend planten wir unseren nächsten Tag, wir wollten bei Carvoeiro in die Benagilhöhle….wir wollten hinein, nicht mit nem Boot vor der Höhle stehen. Dazu gibt es im Internet zwei Aussagen-schwimmen oder Kajak, wobei die Kajakvariante schwammig ist, weil Keine/r so richtig weiß, ob man diese auch tatsächlich so einfach in Benagil bekommt.   Klar war auch, dass wir die Strömungen  heute gesehen hatten, die Wellen waren auch nicht ohne und 100-200 m ( da streiten sich alle Berichte ein wenig) sind im Meer auch nicht gerade Planschbecken. Lange Rede, kurzer Sinn…es käme eh nur die Kajakvariante in Frage, da ja Emily mit sollte  und  musste da wir ja keine Schattenoption für sie gehabt hätten. Wir checkten den Tidekalender, Tiefwasser war um 10:36 Uhr und damit der beste Zeitpunkt um in die Höhle zu kommen. Von der Flut darf man nicht überrascht werden, das ist tödlich.

Ich hatte ne schlaflose Nacht und nahm mir fest vor, bei Emily zu bleiben, sofern wir hätten schwimmen müssen. Dann wäre Mathias alleine mit der Unterwasserknipse losgeschwommen.

1. Tag, Lagos:

Am Morgen entrümpelten wir unsere Taschen, packten nur das Notwendigste und eben auch nur nen schmalen Taler ein und machten  uns mit sehr leichten Gepäck auf den Weg nach Benagil. Es waren knapp 30km bis zum gleichnamigen Strand. Dort bekamen wir gegen 10:26 auch noch einen der wenigen Parkplätze und wussten zwei Minuten später auch warum! Die Welle waren einfach viel zu hoch ( trotz Ebbe)  und Keine/r von uns Beiden wäre freiwillig hineingegangen! Die Rettungsschwimmer wappneten sich für einen langen Tag, es war ne rote Ampel ( ja, es gab da Ampeln) geschaltet…schwimmen verboten, nix Höhle. Später sahen wir, wie ein Ausflugsboot einen Schwimmer zurückschickte.

Wer gerne wissen möchte wie das Ding von innen aussieht, schaut hier: http://www.geo.de/reisen/16717-rtkl-traumort-des-tages-zu-dieser-hoehle-sollten-sie-am-besten-schwimmen

Nun wollten wir die Höhle aber wenigstens von oben bewundern und fanden nach einigem Hin& Her auch den Weg zur Höhle und hatten als Nebenbeieffekt auch noch  nen traumhaften Blick auf Benagil.

Zunächst die Fotos von Benagil Beach:

Wir hatten aber noch weitere Asse für die Gegend im Ärmel wo wir ja nun schon mal in Carvoeiro waren. Der Ort liegt an der Steinalagarve, wir sind ja zur Zeit an der Ostalgarve verortet, und wo Steine versprochen werden, wollten wir auch welche sehen!

So zog es uns auf nach Algar Seco, nachdem wir mit viel Suchen ein Frühstücksplätzchen gefunden hatten. Frühstück ist nicht so des Portugiesen Ding und wir tun uns immer schwer, wenn wir aushäusig frühstücken müssen. Mit unseren Wurst,- u. Käsevorräten aus Porto und Õbidos ging es gerade bis „auf die Höhle“ nun musste was Richtiges  her. Frisch gestärkt suchten wir den Strand von Algar Seco. Wir waren am richtigen Ort, am richtigen Platz, die Koordinaten stimmten und die Beschreibung im Reiseführer auch.     ( durch nen Tunnel muss man laufen und viele Treppen hinunter)….nur nen Strand fanden wir nicht, dafür grandiose Ausblicke in einer bizarren Welt.

Da wir aber trotzdem ins kühle Nacht springen wollten zog es uns zur Praia Marinha, ebenfalls in den Top 10 der Algarve. Traumhafte Aussichten, bereits von oben, weckten unsere Erwartung von unten. Wir wurden nicht enttäuscht….der Strand ist toll und mit nem bissel Entdeckergeist und Kletterenthusiasmus kann man Algarve so richtig erleben.

Die Wellen waren auch hier nicht so ganz  ohne, ich ging nicht hinein ins Wasser und wurde dennoch von mehreren Wellen erwischt. Bei  unseren Kletteraktionen zwischen den Strandabschnitten, und durch die einsetzende Flut wurden diese dann auch noch unterbrochen und  man musste zwischen den Wellen zusehen, wie man zurück kommt.

Am späten Nachmittag ganmelten wir am Pool und fuhren zum Abendessen nach Lagos. Unser Hotel liegt ja außerhalb,  mittenmang von Bauruinen und Bettenburgen ( ja so ist es, leider)  und so wollte ich  mir nen Bild von Lagos machen….was für eine süße Stadt, die auf einem Sonntagabend recht wenig touristisch daher kam, weil auch hier die echten Portgiesen dem Sonntag fröhnen ( s. Bericht Porto). Das auch Lagos eine Partymeile mit besoffenen Britten aufweisen kann, bemerkte ich erst am nächsten Tag.  Wir suchten wie immer das bissel mehr portugiesischere als die Tourischuppen, und  wurden auch an einem Sonntag fündig! Galeas, berühmt für seine Cataplanas, nun war es endlich mal soweit….wir genossen Muscheln und Scampis satt….den Rest des Abends suchte ich bei Chefkoch nach dem passenden Rezept-bin fündig geworden.

2. Tag, Lagos:

Am nächsten Morgen frühstückten wir auf unserer Terasse, diesmal mit mehr Inhalt, wir waren in unserem Minimarkt einkaufen.

Da die Portgiesen späte Geister sind, trödelten wir uns durch den Morgen und waren erst gegen 10:00 Uhr an der Ponta da Piedade. Wir wollten eine Bootstour durch die Ponta machen und natürlich die Felsformationen nochmal im anderen Licht sehen. Zunächst schauten wir auf viele Steine, es war Ebbe…..die Boote hatten aber einen kleinen Kanal zum durchfahren. Es war Rummelplatzarmosphäre, viele Reisegruppen  stolperten durch die Klippenlandschaft. Wir gingen zunächst  zu unserem Kletterhotspot ( da trauten sich die Oldies nicht hin) und schauten ins tiefe Loch.

Wir liefen anschließend die knapp 300 m im den Bauch der Piedade und organisierten uns Tickets,  Zweibeiner jeweils 15€, Vierbeiner 5€…… Emily war total lieb auf dem Boot, sie trug wie wir ihre Schwimmweste und das deutsche Paar neben uns hatte seinen Spaß. Ehrlich gesagt, ich glaube viele Felsen haben die Zwei nicht gesehen, eher eine feuchte Hundenase lieben gelernt.Die Tour war großartig, die Uhrzeit für unsere Bootsfahrt war super gewählt.  Es tut mir fast schon leid, dass ich nochmals Bilder von der Ponta da Piedade hier reinsetze……..aber es ist soooo schön dort.

Auch unseren zweiten Hausstrand, neben Dona Ana können wir auch do Camilo zu Fuß erreichen, konnten  wir vom Boot sehen und bewundern.Das gab Vorfreude auf den Nachmittag-baden war geplant. 

Nachdem wir uns die 300 Stufen wieder nach oben gekämpft hatten ( Emily hatte Mathias als Tragetaxi) gab es erstmal eine Erfischung und nen kurzen Zwischenstop im Hotel, praktisch wenn man mitten im Ort des Geschehens wohnt. Das Hotel ist übrigens ein Tip vom Loose, wie wir nachmittags lesen durften. Wohl alles richtig gemacht,oder?

Obwohl wir in Laufdistanz zum Strand wohnten, sind wir dennoch die 500m mit dem Auto gefahren…..wir wollten dem Hund den Marsch in der Hitze nicht antun, zumal es ja wieder 300 Stufen nach unten geht. Do Camilo, wieder einer aus der Top 10 Liste  mit einem Doppelstrand ( Praia Mamilo). Wir verzogen uns hinter die Hauptbucht, mussten durch einen Felsentunnel gehen und waren dort sehr ungestört. Emily machte an diesem Tag ihren Fahrtenschwimmer, sie sprang nicht nur von allein ins tiefe Wasser sondern wagte sich mit Mathias auch sehr weit hinein. Ich alte Memme planschte wieder mal nur bis zur Hüfte….mir ist das Wasser nen bissel zu kalt.

Unser Teilstück ist nicht sichbtbar, wir waren hinter dem Felsen.

Wer sieht die Emily?!

Nachdem wir ausgiebig eingesandet und eingesalzen waren, gabs für Emily eine Schlummerstunde im Hotel ( die braucht sie, die Tage machen die Kleene fertig) und für uns nen Guinness mit schwarzen Holunder und London Pride in der Brittenbude neben unserem Hotel. Danach zog es uns nach Lagos, ich wollte doch wenigstens nen bissel die Stadt erkunden.

Lagos gilt als die stimmungsvollste Algarvenstadt und sicherlich haben die Reisefüher damit auch recht. Sie hat rd. 30.000 Einwohner und mindestens 3x soviel Touris. Bettenburgen gibts nur außerhalb, innerhalb der Alstadt aber nen Haufen Pubs, Kneipen und Restaurants sowie schlechten Tourinepp. Lagos ist die portugiesische Seefahrerstadt schlechthin, Heinrich der Seefahrer wurde 1419 Gouverneur der Algarve und in dessen Auftrag umgesegelte Gil Eanes  bereits 1443  das berüchtigte Kap Bojador. Ab diesem Zeitpunkt starteten die Karavellen von Lagos aus auf ihre Atlantikstreifzüge. König Sebastian kehrte nach einem erfolglosen Nordafrikafeldzug  nicht mehr zurück, Lagos war seit 1578 Hauptstadt der Algarve und mit dessen Ableben übernahm das spanische  Königshaus 60 Jahre, quasi in Personalunion, die Regierung. Bereits 1441 erlangte Lagos traurige Berühmtheit, als Antão Gonçalves das erste Mal westafrikanische Sklaven verkaufte, die nach Brasilien verschifft wurden. Heute kann man noch das Gebäude des Sklavenmarktes bewundern.

Das kleine Forta da Bandeira wurde 1680 zum Schutz vor Piraten errichtet, ein nicht geringerer als Sir Francis Drake hatte Lagos 100 Jahre zuvor Hops genommen. Wie alle anderen Städte an der Algarve war auch Lagos Opfer des Erdbebens von 1755, dem eine gewaltige Tsunamiwelle folgte.

Forta do Bandeira

Heinrich der Seefahrer

Igreça des São Sabastiaõ, innen soll sie gülden sein-man kommt aber nur über das Museum hinein und wir waren, wie immer,  zu spät dran.

Der Slavenmarkt

Und noch ein paar mehr Impressionen, auch des nächtens nochmal…

3.Tag, Lagos:

Unseren letzten Tag an der Algarve verbrachten wir mit rumschlunzen am Pool und Meer. Unser Hotelpool ist so einladend, dass man durchaus ein paar Stunden dort vertändeln kann. Da vormittags eh Ebbe herrscht ist man zeitlich auch ziemlich flexibel unterwegs.  Wir bekamen dort von einem netten Paar aus dem Kölner Raum einen Restauranttip für abends, er lebte 15 Jahre an der Algarve und kennt sich mit den „Geheimtips“ aus. Wir reservierten auf google portugiesisch und  drückten die Daumen.

Gegen 13:00 gings nochmal an den Strand, länger als drei Stunden hält es unser Hund in der Hitze eh nicht aus. Wir ließen die letzten Stunden an der Algarve Revue passieren, Emily badete im Sand und wir freuten uns diebisch, als wir unsere Reservierungsbestätigung  erhielten…..unser google portugiesisch hatte also ausgereicht.

Unser letztes Abendessen an der Algarve war nicht nur säuisch gut, sondern auch reichhaltig. Wir aßen Pulposalat, Dorade und gegrillten Tintenfisch und bezahlten nen Witz dafür …..meine Rede, man muss wissen wo die Einheimischen essen gehen.

Leider gehen hiermit auch unsere vier Tage in Lagos zu Ende. Morgen  fahren wir  nach Lissabon und schauen uns die schöne Stadt an. Für mich eine Wiederholungstat, ich war  bereits 2007 in der Stadt.