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Norwegen 2019,I: Vesterålen, Das Nyksund Projekt

Mal vor einem Urlaub krank werden, war eine ganz neue Erfahrung für uns. Im Normalfall erwischt es mich ja immer 24 Std. vor oder nach Abflug.

Warum tut man sich Norwegen, nördlich des Polarkreises, mitten im Winter an? Polarlichter und pittoreske Landschaft sagen die Meisten und auch wir wollten die Nordlichter mal live erleben. Und dann war da noch das Nyksund Projekt! Mathias verlebte den Sommer 1988 in Nyksund und bastelte an den Elektroanlagen des damaligen Ghosttowns. Nyksund liegt rund 300m nördlich des Polarkreises und ist das letzte Nest auf den Vesterålen. Nach Nyksund kommt gen Norden nur noch Spitzbergen und schlußendlich der Nordpol, schippert man in westliche Richtung trifft man nach 1500km auf das grönländische Festland.

Nun wird sich Mann/ Frau sicherlich fragen, wie Mathias im zarten Alter von 19 Jahren nach Nyksund gekommen ist…..und hier kommt das Nyksund Projekt ins Spiel. Nachdem 1975 der letzte Schulbus den Ort aufsuchte, die Kabeljaubarone längst den großen Fischtrawlern weichen mussten, verfiel der niedliche Ort auf der Insel Langøya. Wer Nyksund auf der Karte sucht, sollte sich zunächst an Sortland orientieren und dann Myre suchen und am Ende der Insel, auf einer kleinen Halbinsel, liegt Nyksund. Mittlerweile leben wieder 15 Menschen permanent im Ort, 40 Betten stehen für Touristen zur Verfügung. In den 80er Jahren kamen zunächst schwererziehbare und straffällig gewordene Jugendliche, die mit einem klapprigen Bus ( der Fidibus) drei Tage ( ohne Toilette, Mathias besteht auf diesen Fakt) aus den Berliner Ghettobezirken auf die beschaulichen Vesterålen fahren durften, um auf einem riesigen Arbeits- Abenteuerspielplatz in fünf Wochen wieder zu vollwertigen Mitglied der Gesellschaft zu werden. Damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht, Mathias fuhr nach einer Ausschreibung des Bezirksamtes mit, Kinder aus der sog. Mittelschicht sorgten für den gehörigen Ausgleich. Nichtsdestotrotz, die fünf Wochen am Polarkreis haben meinen lieben Mann geprägt, die harte Arbeit, die Midsommarnächte und die Mischung aus Austeigern, schwererziehbaren Jugendlichen und Normalos, haben den Sommer 1988 unvergessen gemacht. Nach dem Projekt kamen die Aussteiger, doch das Cannabis wächst am Polarkreis nicht dolle und die Winternächte sind hart und lang. Nyksund wurde das zweite Mal verlassen (1997) und berappelte sich in den Folgejahren, es zogen Alteingesessene und Neunyksunder in den Ort und auch Mathias kehrte nach 31 Jahren wieder zurück.

Weitere wertvolle Informationen über das Schicksal des Ortes, die Inhalte des Projektes und über den Wiederaufbau findet man bei Wikipedia.

Ein sehr lohnender Artikel stammt vom Spiegel: http://www.spiegel.de/reise/europa/fischerdorf-nyksund-norwegen-zu-besuch-auf-den-vesteralen-a-1026681.html

Bevor wir aber auf die Vesterålen fuhren, flogen wir zunächst mit Norwegian nach Oslo und von dort weiter nach Harstad/Narvik, Flughafen Evenes. Der Flug war traumhaft, wir hatten so wunderschönes Wetter und das Eingangstor der Lofoten erwartete uns mit einem bildschönen Sonnenuntergang. In uns machte sich eine leise Hoffnung breit, bereits im Flieger konnte selbst das Handy einen grünen Schimmer am Horizont ausmachen.

Ankunft Harstad/ Narvik

Sixt erwartete uns bereits, unser Ford ( Upgrade) war geheizt und vor lauter Freude legte ich mich erstmal auf dem spiegelglatten Eis lang und küsste dem Auto quasi die Reifen. Der Schnee lag hoch und -8 Grad sorgten für authentisches Feeling. Wir suchten uns den Weg und machten uns auf die rd. 3,5 stündige Fahrt auf die Vesterålen.

Kaum eine Stunde im Auto, glotzte uns ein Elch auf der linken Straßenseite hinterher, und wir begeisterten uns am winter wonderland und hörten Weihnachtsmusik. Um nach Langøya zu kommen, mussten wir auch eine Fähre nehmen, Gott sei Dank kam diese ohne Wartezeit.

In Myre suchten wir einen Supermarkt auf und informierten uns über die Preise. In Norwegen geht nichts mehr mit Bargeld, Alles wird mit Kreditkarte bezahlt. Die Lebensmittelpreise haben uns nicht so sehr geschockt, allerdings war der Salat ( klassische Plastikschale) mit 149 Kronen ausgepriesen….leider bemerkten wir dies erst, nachdem zwei Schüsseln befüllt waren. Gut das sich am Ende herausstellte, dass es sich hierbei um den Kilopreis handelte und der Salat nicht viel teurer war als bei uns. Sechs Bier kamen allerdings 20€, der Name des Bieres Isbjørn-Eisbär ließ uns schmunzeln und wir waren uns einig, Kneipenbesuche in Berlin sind immer noch teurer, Prost!

Die letzten 14 km fuhren wir 2x, das Navi schickte uns in eine Sackgasse und wir mussten nochmal zurück nach Myre. Um 20:50 Uhr hatten wir es endlich geschafft, wir wurden bereits von unserem Wirt, einen waschechten Sachsen erwartet. Dieser war erfreut überrascht, als sich Mathias als Altnyksunder outete, ansonsten verströmte der Mann echten norwegischen Winbrödlercharme.

Übrigens, die Elektroleitungen in unserem Hotel hat Mathias mal verlegt, evtl. liegt ja noch von damals ein Kabel in unserem Zimmer.

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Wir aßen den Proviant aus Berlin und den Salat aus Myre und machten uns auf den Weg zum Hafen. Den Blick gen Himmel, suchten wir nach Polarlichter. Diese sind nicht unbedingt grün, ist der KP Index sehr niedrig, sehen die Lichter aus wie graue Wolken, benehmen sich nur anders. Meine Kamera schnappte bei 6500 ISO, aus der Hand , einen grünen Schimmer auf und sofort setzte bei uns geschäftige Betriebsamkeit ein….Stativ aufgebaut, Kamera auf unendlich gestellt und dann strahlten Alle im Kreis! Wir hatten tolle Nordlichter, die wir allerdings mit blossen Auge erst sahen, als diese anfingen „zu tanzen“. Wir trafen noch mehr Touris, die uns versicherten, dass der Abend besser war, als die Vorabende. Angesichts der sehr schlechten Wettervorhersagen waren wir mehr als happy und zogen durch bis 0:30 um danach noch sehr aufgekratzt unsere Ausbeute zu begutachten.

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Um 1:30 lagen wir im Bett und standen wenig später wieder auf….um 8:30 gab es ein sehr gutes Frühstück und ziemlich traurig schauten wir ins Wetter. Es stürmte und pladderte und unser Rundgang durch den Ort, war nach wenigen Minuten schon wieder zu Ende.

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Mit ein paar Erinnerungen an Nyksund verzogen wir uns aufs Zimmer, versuchten später, aus dem Aufenthaltsraum heraus noch ein paar Langzeitbelichtungen und bis auf die abendliche Ernährungslage gab es für uns nicht mehr viel zu tun.

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Unser Abendessen erkämpften wir uns förmlich, dass Restaurant wurde nur für uns aufgemacht und kaum saßen wir am Tisch, kam noch ein französisches Paar und eine norwegische Familie. Unser Wirt machte an dem Abend richtig Schotter. Im Regal fand Mathias sogar seinen Lieblingswhiskey, Connemara, wagte aber keinen Schluck, das Bier kam bereits 85 NOK. Mathias und Ali aßen Fish & Chips, ich probierte die Fischsuppe, die sehr gut war. Am Ende kam uns das Essen mit drei Bier rund 100€. Wir werden in den nächsten Tagen auch selber kochen, aber ein bissel Verwöhnprogramm muss sein.

Unser Abendspaziergang endete schnell, das Wetter war weiterhin katastrophal. Nyksund von oben verschoben wir auf unseren Abreisetag.

Am nächsten Morgen war der Schnee mehr oder weniger komplett weg, wir waren sprachlos über die Geschwindigkeit des Tauvorgangs und freuten uns über die Beschaffenheit des Bodens- er war trocken!

Wir standen um 7:30 Uhr auf, frühstückten wieder sensationell gut und zahlten unsere Rechnung….450 NOK, inkl. Abendessen….teures Pflaster.

Nyksund von oben wäre schön gewesen, der Schotterweg war aber so gruselig steil, das wir verzichteten. Dafür genossen wir den Blick am Ortseingang und schauten ein wenig wehmütig zurück …..besseres Wetter wäre toll gewesen. Wenigstens wie heute, trocken mit Regenneigung aber ohne Regen und Sturm.

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Gegen 11:30 machten wir uns, nach dem Besuch des Supermarktes in Myre, mit unserem Isbjørn ( unser Ford) auf den Weg Richtung Lofoten…….über vier Stunden Fahrt lagen vor uns und es fing hinter Sortland wieder an zu regnen.