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Kuba 2013: Der Osten

Nach der Zwangserholung in Guama und dem französischen Charme von Cienfuegos machten wir uns auf den Weg nach Trinidad. Die Staatstrauer für Herrn Chavez war beendet und auch auf Kuba wurde der Modus wieder auf geschäftiges Treiben umgestellt.

Trinidad nahm uns sofort gefangen. Die Stadt ist zum Teil schon wunderschön restauriert und bietet eine relativ gute Infrastruktur. Die Altstadt ist bezaubernd, mit toller Atmosphäre und durchaus der einen oder anderen Kneipe.

Willkommen in Trinidad

Es gibt mehr Privatrestaurants und auch die Casa Particulares sind ausgesprochen schön.

Wir kamen in der Casa Margarita unter und genossen herzliche Gastfreundschaft und wieder einen super Hummer zum Abendessen. Unser Zimmer hatte wiederum den Standard eines guten Mittelklassehotels und das Ganze lag auch noch fußläufig ins Zentrum von Trinidad.

casa Margarita

Hummer a`la casa Margarita

In den darauffolgenden Tagen gingen wir dennoch, nur noch in die Paladares der Stadt essen, ans Herz legen möchte ich das Sol y Son. Eine exzentrische Speisekarte, eine gute Weinauswahl und ab und an sogar Livemusik. Das Ganze in einem wunderschönen Haus mit antiken Möbeln und schönem Innenhof.

auch das Schlafzimmer gehört zum Sol y Son

mal wieder Hummer, diesmal in Banane eingebacken

Trinidad bietet gute Möglichkeiten die Stadt von oben zu bewundern. Zum einen kann man im Heimatmuseum aufs Dach klettern, eine weitere Möglichkeit ist der Kirchturm. Von oben ist der einstige Glanz der Zuckerbarone viel präsenter, die Stadt liegt eingebettet im Valle de los Ingenios und bietet wirklich ein schönes Panorama.

Ein weiteres Highlight ist ein Besuch auf einer der ehemaligen Zuckerplantagen und die Krabbelei auf den Sklaventurm. Neben der tollen Aussicht bekommt man das bedrückende Gefühl, dass kein Sklave je eine Chance hatte, von den Zuckerrohrplantagen zu fliehen—-das gesamte Tal kann von den Türmen beobachtet werden.

Sklaventurm

Wem die Kultur schnurzpieps ist, fährt zur Playa Ancon und genießt das schöne warme Wasser und den hübschen Strand. Inwieweit öffentliche Busse nach Ancon fahren weiß ich nicht, da wir ja Cubino hatten und dieser wartete brav auf einem der Parkplätze. Es ist übrigens mehr als ratsam die Park,- ( Schutz,-) gebühr zu zahlen. Somit kann man relativ entspannt davon ausgehen, dass das Autochen auch am Ende des Tages noch mit vier Reifen ausgestattet ist.

Playa Ancon

die zahlen keine Schutzgebühr mehr fürs parken

Unser Weg führte uns weiter nach Osten, nach Camagüey….ein relativ schmuckloses Städtchen, aber auch dort hatten wir herzliche Casa Besitzer und ein ordentliches Zimmer. Mathias brachte unsere Karten zur Post und stolperte auf dem Weg über 300 Teenies die auf eine Aufführung vor dem hiesigen Theater warteten. 300 Mädels mit Zöpfen und Schuluniform und alle waren begeistert vom blonden Gringo der offensichtlich ohne Frau unterwegs war.

Später behauptete er, dass er sich wie ein Rockstar gefühlt hätte und mehr als überrascht war, dass er mit heiler Haut dem Östrogengeschwader entkommen konnte. Somit ist bewiesen, dass es  neben dem Latin Lover auch den weiblichen Gegenpart gibt. Meine Äußerung, dass die holden Maids nur auf CUC aka Dollar aka Euro aus sind, wollte er nicht wahrhaben. Sein Ego wäre mit der Wahrheit an diesem Tag auch schlichtweg überfordert gewesen.

Camagüey liegt strategisch günstig für eine Tour in die Sierra Maestra und so machte ich mich am nächsten Morgen mit meinem Gringo Superman auf den Weg in die Berge. Fidel Castro hatte sich mit dem argentinischen Arzt Ché Guevara und 14 Guerillakämpfern in der sogenannten Comandancia de la Plata  24 Monate verschanzt und wartete auf den entscheidenen Coup gegen den verhassten Diktator und „Amerika in den Arschkriecher“ Fulgenicio Batista. Zwei Jahre dauerte der Guerillakampf, der letzten Endes in der entscheidenden Schlacht von Santa Clara für die Revolutionäre entschieden wurde.

Natürlich wollten wir auch dorthin, wo das Schicksal Kubas seinen Lauf nahm und somit quälten wir Cubino durch die Berge. Die Anstiege waren sausteil, der Kleine wollte zum Teil echt nicht mehr. Ich war froh, dass ich nicht fahren musste.

Regen auf dem Weg nach Bartholome´Maso

Nach einer anstrengenden Tour kamen wir in Bartholome´ Maso an und bezogen unser Quartier. Eine hübsche staatliche Anlage, mit einem sauschlechten Restaurant….es lag zähes Schnitzel auf dem Teller und die Schweinchen streunten um uns herum. Wir aßen genau einmal dort und suchten uns für die weiteren Mahlzeiten einen Paladar. Da rannten auch die Schweinis aber es gab nicht den Bruder oder Schwester auf dem Teller.

die Schweinis vom Hotel

Am nächsten Morgen ging es ambitioniert zur Comandancia de la Plata.

Der erste Aufstieg hatte es so dermaßen in sich, dass ich an Kilimanjaro und Mount Everest Basecamp denken musste….später wurde der Weg ein wenig besser. Die Commndancia wird liebevoll gehegt, alle Kubaner sind stolz auf ihre Revolution, hat sie doch Gleichberechtigung von Mann und Frau, Bildung und Medizin für Alle gebracht. In Baracoa erfuhren wir, dass viele Jamaikaner nach Kuba ausgewandert sind, genau aus den genannten Gründen. Dies sollte man bei aller, auch sicherlich gerechtfertigter Kritik nicht vergessen, der Karibik geht es insgesamt nicht dolle und für Menschen aus der Dom Rep oder auch Haiti können die genannten Errungenschaften schon sehr viel sein.

In der Sierra Maestra

Wir bewunderten die Hütte von Che´ Guevara, Fidel Castros Kommandozentrale inkl. Kühlschrank für Medizin und natürlich Radio Rebelde, der übrigens während der gesamten zwei Jahre des Guerillakriegs fortlaufend sendete.

Chés Hütte

Fidel Castros Nobelherberg

Versteck mit Kühlschrank

so gehts bergab kubanisch

Die Nacht nach der Commandancia verbrachten wir in Bayamo. Wiederum eine Kleinstadt, die aber bildschön aufgemotzt war, eine tolle Fußgängerzone hatte und eine Schachschule vorweisen konnte. Diese besuchten wir und staunten nicht schlecht, als wir mitbekamen, dass es wirklich noch Trend auf der Insel ist, gut Schach spielen zu können. Wetten, dass die Kids von Kuba besser bei Pisa abschneiden würden?

Schachschule Bayamo

Bayamo

Unser Weg führte uns immer weiter nach Osten. Auf dem Weg nach Santiago de Cuba besuchten wie die Wallfahrtskirche „El Cobre“ die für ihre Opfergaben berühmt ist. Da unser Kleiner arg schwächelte (der Kofferraum ging nicht mehr auf, die Zentralverriegelung mochte uns auch nicht mehr) überlegten wir, ob wir nicht Cubino opfern sollten….das wäre doch ein schöner Anblick gewesen. Der schlüpferblaue Hyundai abgestellt vorm Hauptaltar J.

Bereits Kilometer von der Kirche entfernt wurden Blumen im großen Stil für die „Barmherzige Jungfrau von el Cobre“ zum Kauf angeboten.

Die Kirche ist die heiligste ihrer Art auf Kuba und man kann vergnügliche Schauspiele von Pilgern bewundern, die sich auf Knien dem Gotteshaus nähern. Nicht nur die katholische Kirche fährt auf die heilige Jungfrau ab, sie ist auch im Santeria Glauben tief verwurzelt und gilt als Schutzpatronin aller Kubaner. Wir hatten viel Spaß beim Bewundern der abgeschnittenen Zöpfe, Gebisse, Rollstühle aller Art und immer wieder kam in mir der Verdacht hoch, dass sich Cubino unter der Obhut der Jungfrau viel wohler fühlen würde, als in einer kalten Filiale von Cubacars.

In Santiago angekommen bezogen wir die lustigste Casa unserer Reise. Unser Zimmerchen lag über der Küche und der Blick in diese war wie aus Schöner Wohnen.

Außerdem besaß unser kärgliches Zimmerchen einen tollen Balkon in den Innenhof. Unsere Vermieterin war ein Lady mit 150 Kilo Lebendgewicht und ein Herz von Seele.

An diesem Tag besuchten wir zunächst den Friedhof Santa Ifigenia von Santiago und statteten dem Dichter und Nationalhelden Jose´Marti, der Familie Barcadi und Compay Segundo ( Buena Vista Social Club) einen Besuch ab.

Jose´Marti

Emilio Bacardi Moreau

Compay Segundo

Maceo

Wir schauten uns die Wachablösung an und gingen dann selbst in den Trauermodus über, Cubino nahm, nach drei Wochen gemeinsamen Abenteuern,  Abschied von uns! Der Kleine trug es tapfer, dem Vermieter waren die Kratzschäden egal und die Tatsache, dass man nur noch mit Trick 17 in den Wagen kam, nahm er mit großer Gelassenheit,

Den Nachmittag vergammelten wir in der Innenstadt und abends gab es mal wieder Hummer, vom Schwarzmarkt,  wie mir die Tochter unseres herzlichen Walrosses hinter versteckter Hand beichtete. Sie trug ihr Schicksal wie alle Kubaner mit viel Fassung. Sie und Ihr Mann hatten eine tolle Ausbildung, sie arbeitete in einem Biolabor und bekommt die berühmten 18 CUCs (18$) pro Monat, was quasi der Einheitslohn auf der Insel darstellt. Glücklich ist die Familie über die Vermietungen und dem real existierenden Schwarzmarkt.

Dieser Schwarzmarkthummer wird Mathias immer im Gedächtnis bleiben, dieses süße kleine Schalentierchen löste einen Eiweißschock aus und mein lieber Mann wusste in den nächsten 24 Stunden nicht ob er Gringo- Superman oder Weiblein ist. Es kündigte sich mitten in der Nacht mit Schüttelfrost und einer Körpertemperatur von nur noch 35 Grad an. Darauf folgte eine lange Nacht über der Klosschüssel und endete mit einem Tag Zwangspause auf dem Zimmer. Unsere Vermieter waren aufgrund der ungünstigen Lage des Zimmers immer in Kenntnis über den Kotzstatus und alle 15 Minuten stand die Tochter mit irgendeiner Medizin ihrer Mama bei uns vor der Tür….so herzig und liebenswert.

Am Abend wurde für Mathias separat gekocht, die Suppe behielt er drin….ich aß weiter HUMMER  …mein Körper ist eindeutig abgehärteter als der von Gringo-Superman.

ein nettes Völkchen die Kubaner und überall wacht Fidel

Wir zogen am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe weiter und Gott sei Dank, die Jungfrau von el Cobre hatte auch ohne Opferblumen von uns, dafür gesorgt, dass es Mathias wieder gut ging. Das wäre die Erklärung eines gläubigen Kubaners gewesen, ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass einfach ALLES raus war. Über Guantanamo  ( nein, man sieht nichts von der Präsenz der Amis) ging es nach Baracoa und somit an den östlichsten Punkt Kubas. Jamaika ist näher als Havanna und das spürt man.

Blick auf Baracoa

Das Essen ist anders, die Musik ist anders und die Menschen sind auch anders.

Tafelberg

alles für die Revolution

Wir wohnten bei Andres und seiner Mama und genossen die Stadt unter dem Tafelberg. Wir zogen los und erkundeten die Gegend, machten eine Tour zur casa del chocolate  (die Geschichte von Willy Wonka spielt in Baracoa) bestaunten das Columbus Kreuz ( was wirklich echt sein soll, Columbus landete in Baracoa an ) und machten eine Tour in den Alexander von Humboldt Nationalpark.

Schweinchen in Baracoa

der Strand von Baracoa, wunderschön

die öffentliche Fähre

Alexander von Humboldt Nationalpark

Das Columbus Kreuz- angeblich direkt von olle Christoph mitgebracht

Es folgte eine Nachtfahrt mit Viazul und wir näherten uns dem letzten Höhepunkt unserer Tour. Die Revolutionsstadt Santa Clara mit dem Grab von Che´Guevara und den anderen Revolutionären als auch das Museum rund um den Tren Blindado, wo die Revolution ihr erfolgreiches Ende fand. Hier wurden die Soldaten von Batista geschlagen, Kuba von der Unterdrückung der US- Amerikaner „befreit“.

Die sterblichen Überreste lagen, nach der Hinrichtung Guevaras, zunächst in Bolivien in einem Massengrab, erst 1997 wurde der Leichnam Kuba übergeben, Guevara hatte nach der Revolution die kubanische Staatsangehörigkeit angenommen.

Ché Guevara Denkmal mit Grabstelle

Hasta la victoria siempre

die „aufgeworfenen Gleise symbolisieren den Sieg über Batistas Truppen, Tren Blindado

Granma-  das Staatsorgan

Wir wohnten in der Casa Florida Hostal- der wohl berühmtesten Casa Particular auf Kuba. Die Zimmer sind unglaublich, das Ambiente ist so charmant und das Essen sooooo gut- wieder Hummer – erstaunlich, wir bekamen den immer noch runter

Florida Center

wunderschön

lecker Frühstück und mal keine Guave

nein, er kam mir noch nicht aus den Ohren heraus

Unsere letzten Tage verbrachten wir in Varadero in einem All In Schuppen, Hotel Palma Real. Durchaus empfehlenswert, es war nicht sooo überteuert, dass Essen meines Erachtens gut ( auch wenn natürlich alle Pauschaltouris am Meckern waren) und mit nur dezentem Animationsprogramm. Wir bestaunten die besoffenen Kanadier und Russen die sich Cuba Libre in Eimer abfüllen ließen- grenzwertig.

am Strand von Varadero- der Gringo Superman und ein paar Füllfederhalter

Massentourismus kubanisch

Nach drei Nächten ging es von Varadero direkt nach Berlin und ich ziehe ein abschließendes Fazit:

1. Kuba ist individuell sehr gut machbar

2. Das Essen ist, solange man den Mamas in den Casas vertraut, ziemlich super

3. Der Kubaner ist super lieb- solange es sich nicht um die berühmten Jineteros handelt

4. Auf Kuba fährt man in ein Schlagloch hinein, bewundert die Entlein die in diesem Schlagloch paddeln und fährt auch irgendwann aus dem Schlagloch wieder heraus

5. Pizza und Spaghetti schmecken auf Kuba nicht, egal ob mit CUC oder CUP bezahlt

6. Vertraue weder Loose noch Lonely Planet wenn es um die Verlängerung Deines Visums geht- frag mich

7. Staatliche Restaurants sind grottig, Paladares sind toll

8. Kuba hat noch eine wild west Atmosphäre—ich hoffe noch sehr lange

9. Havanna wird überbewertet

10. Auch wenn man CUPs hat, kann man mit diesen nicht unbedingt bezahlen. Wir hatten 20 € umgetauscht und am Ende fast verschenkt…wir flogen sogar mal aus einem CUP Supermarkt heraus, Touris dürfen dort nicht mal Käsebällchen kaufen

11. Auf Kuba gibt es kaum Kriminalität, es sei denn an der Tourikarre kann man was abschrauben

12. Guave schmeckt wirklich nicht

13. Melone schmeckt auf Kuba auch nicht

14. Kubanische Cola ( Tukkola) ist toll

15. Havanna Club schmeckt mit Coca Cola nicht

16. Kubanische Chips und Snacks sind super, halte Dich aber fern von Käsebällchen…diese wiederum werden von Hühnern geliebt.

17. Wo Bank drauf steht , gibt es nicht immer einen ATM der auch deutsche Karten nimmt

18. Umso weniger man erwartet, desto mehr wird man bekommen

19. Kuba mit US Amerikanern wird nicht mehr Dasselbe sein

20. Kubaner lieben Schweinchen auf dem Teller, für die doofen Touristen bleibt der Abfall: HUMMER

21. Es ist egal wo man seinen Rum kauft, er kostet sogar auf dem Flughafen genauso viel wie in der Provinz

22. El Rapido, die kubanische Antwort auf Mc Donald´s gibts wirklich überall- was  man allerdings dort bekommt weiß man nie…..manchmal Huhn, manchmal Pizza….oder auch nur Kaffee oder Zigaretten. Satt wird man von Letzterem nicht