Wir Kreuzfahrtkritiker waren also nun tatsächlich auf Kreuzfahrt!
Ich lasse es mir natürlich nicht nehmen und schreibe mein kleines Fazit.
Immerhin, die neueren Schiffe sind alle sauberer geworden, da mit Leichtöl und Gas gefahren wird. Die Cosma wird komplett auf Gas fahren…mal sehen wo die Kreuzfahrt insgesamt hintreiben wird.
https://www.meyerwerft.de/de/schiffe/aidacosma.jsp
Uns war ab der ersten Minute klar, dass wir als Neulinge die Latte verdammt hoch angesetzt hatten. Das Suitenupgrade mit allem Extras, Aida hat uns 14 Tags absolut verwöhnt. Wir hatten Glück, dass wir uns intuitiv für die Backbordseite entschieden hatten 9/10 Häfen werden linksseitig angelaufen, ich habe die Hafenein, – u. Ausfahrten geliebt und kann sie nur empfehlen.
Wir hatten trotz Aida Bubble eine wunderbare Zeit, auch wenn uns die individuellen Landgänge natürlich gefehlt haben. Immerhin, die Ausflüge waren gut, wir haben viel gesehen und auch wenn sie teuer waren, sie waren kein Nepp.
Das Sicherheitskonzept ist lobenswert. Angefangen mit den Testungen, bis hin zu dem konsequenten Einhalten des MNS, Händewaschen, Abstand halten. An den Bars darf man zur Zeit nicht sitzen, die Diskothek ist geschlossen. Auch Aktivitäten wie Karaoke finden zur Zeit nicht statt. Uns hat es nicht gestört, da wir eh nicht am Entertainment interessiert waren.
Das Schiff war nur mit 1300 Passagieren belegt, eine Komplettauslastung würde bei rd. 4000 Passagieren liegen. Dann macht es auf keinen Fall mehr Spass und ich möchte diese Situation auch niemals erleben. Wir hatten leere Buffets und Restaurants, auch mal ne Poolliege, keine Wartezeiten beim Verlassen/ Betreten des Schiffes. Übrigens wird das Gepäck beim Betreten des Schiffes immer durchleuchtet.
Ebenfalls war es ein Vorteil, dass nur zwei Kinder an Bord waren. Aufgrund der Impfverpflichtung und der späten Freigabe von Impfungen für Kinder hatten wir fast Friedhofsruhe….ich möchte ein volles Schiff mit 1000 kleinen Strolchen nicht erleben. Wir fanden es zum Teil auch mit 1300 Menschen fast zu voll!
Kommen wir zu unseren Mitreisenden, die einen repräsentativen Querschnitt unserer Gesellschaft darstellten. Einfache Arbeiter, die sich die Reise vom Mund abgespart haben, bis hin zu arroganten Millionären. Diese sind wiederum nicht gut auf der Aida aufgehoben, da es sich doch um ein Familienschiff handelt und es nicht elitär zugeht. Aida steht für Wohlfühlklamotte und eine passagiernahe Crew. Toll, wie die halbe Brücke uns Rumpunsch ausgeschenkt hat, unvergessen werden die Interviews mit unserem Kapitän bleiben, der einfach nur nett war. Natürlich gab es die Suffkis, die den Pool nicht verlassen haben und wenn, dann nur, um auf Sauftour auf einen Katamaran, Strand, Boot zu gehen.
Abendgarderobe wird nicht erwartet, sehr wohl ein Aufhübschen am Abend, die Herren in lange Hosen und keine Badelatschen. Ich nahm 50% meiner Sachen ungetragen wieder zurück nach Deutschland.
Erstaunlich viele Passagiere kamen aus den neuen Bundesländern und auf Nachfrage wurde immer freimütig berichtet, dass es ohne englische Sprachkenntnisse einfach leichter ist eine Kreuzfahrt zu machen, als individuell zu reisen.
Zum Essen gibt es ebenfalls nichts Negatives zu berichten, da die Buffets kaum überlaufen, à la Carte aufgrund der wenigen Passagiere auch kurzfristig möglich war. Wer gerne Fisch isst, kommt jeden Tag auf seine Kosten.
Das hier gezeigte Essen stammt aus den regulären Buffet,- und Bedienrestaurants ohne Zuzahlung.
Alle Zusatzleistungen an Getränken ( Kaffeespezialitäten und Cocktails ) waren immer von höchster Qualität, sehr guter Alkohol wurde zum mixen der Getränke genommen. Die Bordpreise waren absolut ok, wir sind mit unserem Bordguthaben ausgekommen, allerdings muss ich hier nochmal an die Goodies durch das Upgrade erinnern, was man ja normalerweise nicht hat.
Als Suitengast hat man Zugang zu der Aida Lounge, die uns ebenfalls gut und gerne versöhnt hat, hier wurde der schnelle Durst, der kleine Hunger und der Informationsdurst gelöscht. Achtung, diese gibt es aber nur auf der Perla, Prima, Nova und Cosma.
Das Patiodeck ( nur auf Perla und Prima) sollte nicht überbewertet werden; es sieht schön aus…..war aber selbst in der Karibik stürmisch und kalt während der Fahrt.
Wenig Kritik also von uns, wenn dann nur die pandemiebedingte Bubble, die ja fast nur unsere Tour in der Karibik getroffen hat. Ab dem 03.02.22 dürfen Alle wieder individuell an Land…..schade für uns.
Wie heißt es so schön, Kennenlernen von Land und Leute…naja, von den Ländern haben wir gefühlt sogar recht viel gesehen, von den Leuten quasi nichts….das hat uns gefehlt! Keine Bummelei über Märkte, nichts Individuelles…
Am Besten war das Essen, wenn wir Tagesausflüge hatten, dann hatte man das Gefühl von „fremder Welt“. Genau deshalb werden wir keine echten Fans von Kreuzfahrten werden, auch wenn wir in der Nachbetrachtung unserer Reise in diese verliebt sind. Die Tagesausflüge waren alle ok bis sehr gut, es lag immer am Guide ob wir im Nachgang begeistert waren oder nicht. Da ich mich im Vorfeld der Reise viel zur Karibik informiert hatte, konnten wir fast alle Ziele auch irgendwie umsetzen. Die Mount Gay Destillerie wollten wir auf Barbados besuchen, dass war uns nicht vergönnt. Der Destilleriebesuch auf Grenada fiel flach, da die Belegschaft nicht geimpft war…..schade.
Wir haben Einige getroffen, die als Wiederholungstäter die Tour unternommen hatten, was eine ziemlich geniale Idee ist. Fährt man die Inseln ein zweites Mal an, kann man den Rest des Eilands noch besuchen und ist dann zu 90% mit den jeweiligen Inseln kulturell auch durch.
Ein absoluter Tip für Nachahmer, startet immer in La Romana. Die Flüge landen am Nachmittag, der Transfer zum Schiff ist kurz und man beginnt den nächsten Tag mit einem Seetag. Darauf folgen die ABC Inseln und ein erneuter Seetag, bevor das Sightseeingprogramm stramm sieben Inseln durchreißt. Beginnt man in Barbados, sieht man von der Insel nichts, hat dafür La Romana, was eher unspannend ist. Dafür darf man jetlaggeplagt am nächsten Tag und an vier darauffolgenden Tagen Landgänge machen…..Erholung sieht anders aus. Ebenfalls erinnere ich an die Backbordseite für die Kabine.
Insgesamt bleibt die Kreuzfahrt natürlich kritisch zu betrachten. Was ich aber nie einbezogen habe, sind die vielen, vielen Arbeitsplätze die der Wirtschaftszweig Kreuzfahrt mit sich bringt. Und ich rede hier nicht vom Küchen,- Service,- Reinigungspersonal und Housekeeping, sondern erwähne mal die Mechaniker, Haushandwerker, Maler ( es wurde täglich gepinselt), Ärzte, Pflegepersonal, Bäcker, Ladenverkäufer, Physiotherapeuten und med. Bademeister. Mir fallen noch mehr Schlüsselstellen ein, z.B. Security oder das Entertainmentmanagement mit seinen Künstlern. Von den Arbeitsplätzen in den Werften und Zuliefererbetriebe will ich nicht mal anfangen….
Mich hat die Freundlichkeit der Philippinos, eigentlich vom gesamten Personal , begeistert, Alle waren einfach nur foh, arbeiten zu dürfen. Wir hatten uns mit einer Angestellten länger unterhalten, die uns versicherte, dass sie alle europäische Arbeitsverträge hätten und die Konditionen sehr gut sind…..glauben wir es mal!
Alles in Allem eine grandiose Zeit, die aber nur aufgrund der Pandemie für uns so einzigartig war. Ich habe weiterhin die Island/ Grönlandtour im Visier, die aber kaum bezahlbar ist. Für uns ist das Kapitel Kreuzfahrt erstmal abgeschlossen, nie wieder sage ich aber bewusst nicht, da es einfach zu schön war!
Mal abgesehen von der Grönlandtour, die natürlich mit einem kleinen Schiff abgewickelt wird, werde ich wohl eher ein Fan der großen neuen Schiffe werden. Nicht nur das Interieur, die Schiffe sind “sauberer“, liegen ruhiger in der See und ganz nebenbei gesagt, ich finde eine große Auswahl an Restaurants, Bars etc. einfach toll. Die alten Schiffe sind nicht günstiger, auf den neueren Modellen wird viel mehr geboten….aber hier hat Jeder andere Vorlieben. Es gibt genug Wiederholungstäter, die uns von den alten “niedlichen“ Schiffchen der Kußmundflotte berichtet hatten und dabei Herzchen in den Augen aufwiesen…!