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Frankreich 2023, III: l’ Isle sur la Sorgue, Palais du Pape, Avignon

Wir rappelten uns gegen. 8:00 Uhr aus den weichen Federn und waren über das recht gute kontinentale Frühstück im Budget überrascht.

Da Avignon mehr ein Ausgangsort für Exkursionen im Umland als ein Sightseeinghotspot an sich geplant war, machten wir an diesem Tagg 50:50.

Der Vormittag gehörte L‘Isle sur la Sorgue, dem sogenannten Venedig der Provence. Der Ort wirkte wie ein Kurort, einige Kanäle schmücken die Stadt und noch 15 Schaufelräder, die an das Mahlen von Oliven zu Öl erinnern. Die Stadt steht heute für Brocante, also Trödel und das an jedem Wochenende.

Wir ließen uns am Ufer der Sorgue treiben und genossen das noch warme Wetter. Die vielen Restaurants lassen erahnen, was hier im Sommer los sein muss….ich ziehe den Oktober, auch ohne Lavendel vor.

Mit Hilfe von Tesa aus dem Supermarkt wurde noch in L‘Isle sur la Sorgue die Windschutzscheibe verklebt. Leider wanderte der Riss trotz sorgfältiger Bastelarbeit des lieben Mannes…doof, hoffen wir mal, dass wir nach Berlin durchkommen.

Zurück in Avignon legten wir eine Mittagspause mit dem Wauzel ein. Kurz nach 14:00 Uhr streichelten wir dem Hundevieh übers Köpfchen und ließen eine todtraurige Emily zurück Die kleine Hundedame kann ja nicht wissen, dass so ein dunkler Papstpalast nun echt nichts ist für kleine weiße Teufelchen…äh Engelchen ist.

Um 15:00 Uhr waren unsere Tickets datiert, um 14:30 Uhr kamen wir schon rein. Mit uns ein Haufen US Amerikaner, die auf zwei Flußkreuzern in Avignon ankerten.

Warum eigentlich Päpste in Avignon? Im finsteren, fast ausgehenden Mittelalter war die katholische Kirche nicht nur Klerus sondern auch Justiz und Politik, Gewaltenteilung war fremd, Machtspiele innerhalb der Kirche Tageordnung.

1304 war Papst Benedikt XI  nach kurzer Amtszeit gestorben, und der französische König wollte aus dem Papsttum ein persönliches Machtinstrument machen. Der französische Einfluss im Kardinalskollegium war damals sehr groß, und so wurde 1305 der Erzbischof von Bordeaux als Papst Clemens V gewählt, der zu seiner Inthronisation erst gar nicht nach Rom reiste und in Lyon gekrönt wurde. Lyon gehörte zwar nominell zum Heiligen Römischen Reich, stand jedoch unter französischem Einfluss. Clemens äußerte wiederholt seinen Willen, nach Italien zu ziehen, hielt sich jedoch aus gesundheitlichen und politischen Gründen ausschließlich in Mittel- und Südfrankreich auf. Auf der Suche nach einer würdigen Residenz wählte man kurz darauf Avignon und machte es zur „größten Baustelle des Jahrhunderts“. Während Clemens bescheiden bei den Zisterzienser Mönchen wohnte, entschied sich sein Nachfolger Johannes XXII in seinem Bischofspalast in Avignon zu bleiben,der dann zum Palais du Pape „empostieg“. Erst Benedikt XII fing an, dem Palast sein heutiges Aussehen zu verleihen, Clemens XI fügte dem Palast sein prunkvolles Interieur hinzu. 1417 war dennoch Schluss in Avignon, die gesamte Entourage zog wieder nach Rom.

Über die Jahre wurde der Palast erweitert, jeder Papst brachte Veränderungen am Gemäuer mit sich. Im Zuge der französischen Revolution wurde der Palast allerdings geplündert und zerstört, so dass man heute lediglich karge Räume und Reste von Wandmalereien bewundern kann.

Der Papstpalast ist unterteilt in den Alten Palast (erbaut 1334–1342) und den Neuen Palast (erbaut 1342–1370). Mit seinen ungefähr 15.000 m² Nutzfläche ist er eines der größten Feudalschlösser seiner Zeit.


Die interaktive Tour mit Pad kann ich uneingeschränkt empfehlen, man bekommt in leichter Aufmachung einen guten und kurzweiligen Einblick in den Palast. Oftmals waren Fotos verboten, so sind die hier gezeigten nur Fragmente des Besuchs.

Grundriss

Sehenswert ist auch der Garten

Im Eintrittspreis des Papstpalasates war auch die Pont Saint- Bénézet inkludiert und so zog es uns auch auf die berühmte Brücke, auf der allerdings nie getanzt wurde. Bis heute geht man von einem Überlieferungsfehler aus. Nicht „ Sur le pont d‘ Avignon l‘on y danse“ sondern „ Sons le pont…“ also unter der Brücke wo ein Tanzlokal gewesen ist!

Übrigens hat eine Flutwelle die Brücke 1660 zerstört, von 20 Bögen sind heute noch vier erhalten. Die Kapelle ist dem heiligen Nikolaus geweiht, aber genauso leer wie die Papstkirche im Palast.

Die drückende Wärme ließ uns ins Irish Pub einkehren und dann ging es schnellstens zur empörten Emily.

Wir relaxten bis 18:00 Uhr und nahmen dann einen Tip von Trip Adivsor wahr….bzw. wir wollten ihn wahrnehmen….. Doch die Pandemie hat auch hier ihre Opfer gefordert, unser Restaurant an der Fontaine, also am Springbrunnen, gab es nicht mehr. Der Nachfolger „ schmeckte“ uns nicht und so landeten wir beim Vietnamesen. Allerdings brachte die Gegend neue Avignonerkenntnisse und unser Thai- Vietnamese war nicht so schlecht.