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Namibia 2021, V: Lüderitz u. Kolmanskoop

Leider hatte sich Mathias beim letzten Abendessen in der Gondwana Canyon Lodge den Magen verhunzt! Die Nacht war demzufolge eher unruhig, mein lieber Mann pendelte zwischen Bad und Bett.

Um 6:30 Uhr war die Nacht dann auch leider schon vorbei, ein langer Tag stand uns bevor. Das Frühstück war eher eilig, ich konnte es wenigstens noch genießen, Mathias bekam nichts herunter…..was allerdings oll gewesen ist, wir wissen es nicht! Wir haben Beide identisch das Gleiche gegessen.

Und so schön verabschiedete sich die Canyon Lodge im Morgenlicht…

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Die Fahrt stellte uns vor ein paar Herausforderungen, da sowohl das Navi als auch google maps noch die alte C17 nach Seeheim als passende Route angaben.Diese sollte man aber tunlichst nicht nehmen, da das letzte Stück lebensmüde ist. Gott sei Dank warnte die namibische Verkehrbehörde vor diesem Stûck Straße und packte ein Straßenschild mit dem Hinweis „most dangerous and risk for life“ an den Straßenrand. Brav fuhren wir also über Naute Kristall und Naute Damm und schlugen zum ersten Stop in Seeheim auf.

Seeheim liegt in einem Talkessel und ist eigentlich nur noch ein Hotel. Nen bissel kann man den alten Dorfkern erkennen, fast hätte Seeheim Stadtcharakter erlangt, neben zwei Hotels war auch ein Bordell im Betrieb. Der Name Seeheim wurde von den deutschen Schutzsoldaten verliehen, da bei Hochwasser des Fishriver regelmässig die umliegenden Felder unter Wasser standen und Seeheim zur Insel wurde. Der richtige Glanz wurde Seeheim durch den ersten Weltkrieg verwehrt, heute ein staubiges Fleckchen auf der Landkarte.

Das Hotel ist eher bescheiden, brannte in 2018 mal ab und gehört einem putzigen weißen Namibier (Zirk Kloppers) und dessen herzigen Hund (Eloy) , die sich Beide zu uns gesellten.

Mr. Kloppers erzählte über die Covid Zeit in NAM, das Hotel war Quarantänehotel für Busreisende…1800 Menschen hat er beherbergt, er selbst ist auch schwer an Covid erkrankt ( O- Ton „If you don‘t die of it, you wish to die, because you feel so terrible), will sich dennoch nicht impfen lassen. Die Story über die Quarantäne war allerdings spannend. Alle Reisenden die in Kapstadt in einen Bus nach NAM steigen, müssen ein negatives Testergebnis vorweisen. Leute, die später zusteigen, müssen spätestens an der Grenze das Testergebnis vorweisen. War ein Passagier positiv, wanderte der gesamte Bus in Quarantäne und wurde in Seeheim mit Porridge und Spaghetti Bolognese versorgt. O-Ton „vier normale Gäste sind aufwendiger als ein volles Haus mit Quarantänegästen“. Seiner Ansicht nach, hat die dritte Welle insbesondere die weiße Bevölkerung getroffen, die ( ähnlich wie bei uns) an den Maßnahmen zweifeln und sich an keine Auflagen mehr halten. In Namibia hat statistisch jede Familie Erkrankte oder Tote zu beklagen, hier hält man sich strikt an die Auflagen ( Maske, z.T Fieber messen, Hände immer desinfizieren, Ausgangssperre).

Leider konnten wir nicht weiter plaudern, wir mussten noch über 300km fahren.

Mathias hockte sich unweit des Hotels neben den Wagen…Übelkeit und Durchfall machten ihm weiterhin das Leben schwer.

Die B4 war super zu befahren, fast wie eine europäische Schnellstraße. Wir waren in der Namibwüste angekommen, die anfänglich recht unspektakulär wirkte und immer besser wurde! Wir hielten dennoch nicht mehr für Fotos an, beide Bilder stammen aus dem Handy und während der Fahrt.

Wir fuhren über Aus nach Garub/ Garug und hielten an der alten Zugstation. Ein beliebtes Fotomotiv, für das man bereits ins Diamantensperrgebiet muss, quasi die falsche Seite der Schnellstraße. Obwohl es keine Klunker mehr in Lüderitz und Umgebung gibt, ist ein riesiges Areal immer noch nicht frei zugänglich. Dies soll sich zukünftig ändern, noch benötigt man einen Permit für das Sperrgebiet. Die Geisterstädte Ponona u. Elisabeth Bay als auch der Bogenfels sind bis heute, nur im Rahmen von organisierten Touren erlebbar.

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Weitere Bahnstationen lohnen zu keinem Fotostop, haben aber so romantische Namen wie :Bucholzbrunn, Ausweiche, Rotkop, Grasplatz und natürlich Kolmanskoop ( damals noch Kolmanskuppe) die alte Geisterstadt und Ziel für den zweiten Tag in Lüderitz.

Wir hielten auch Ausschau nach den berühmten Wildpferden der Namib. Hier streiten sich die Geister, die einen sagen die Pferde stammen vom Schloß Dusiwib und wurden von den deutschen Besitzern, nach Ende es ersten Weltkrieges, sich selbst überlassen, Andere behaupten, dass die Pferde Nachkommen von Garnisonseinheiten sind, die ebenfalls nach dem Ende der Kolonialzeit einfach freigelassen wurden. Die dritte Variante fantasiert von einem untergegangenen Schiff….egal wie die Geschichte wirklich war, bis zu 350 wilde Pferne soll es in der Namib geben. Die Tiere haben sich angepasst, erhalten Wasser über die Wasserleitung bei Garub. Wir hielten natürlich Ausschau und sahen genau ein Pferd……Hunderte von Metern entfernt, ohne Parkmöglichkeit. Das Abenteuer Wildhottehü verlagerten wir also auf unseren Abreisetag, eventuell haben wir dann mehr Glück.

Lüderitz kam auf dem ersten Blick sehr deutsch und ein wenig heruntergekommen rüber…..viele Jugendliche und offensichtliche Suffkis turnten in den Straßen, die hier Bismark, Nachtigall, Moltke, Hafen, Nest oder Bahnhof Straße heißen.

Wir wohnten in der Inselstraße im Cormorant House ( im kapholländischen Stil) und haben wieder richtig Glûck gehabt, schaut selbst:

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Wir mussten keider nochmal los, das Café Daily Delis verkaufte die Permits für Kolmannskoop. Wir wollten mit Fotopermit in den ghosttowm, nicht organisert.

Den späten Nachmittag verschliefen wir, echtes Sightseeing gab es erst am Folgetag.

Um 17:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Waterfront. Dort bewunderten wir das Woermannhaus und den Hafen. Insgesamt wirkte Lüderitz wie ein deutsches Seebad an einem kalten Sommertag.

Unser Abendessen wurde uns im Restaurant Essenzeit serviert, Zeit für Fisch. Da Mathias weiterhin schwächelte, genoss ich ein paar Scampis mehr…..man war das lecker. Übrigens kam die Fischplatte für zwei Personen, inkl. Austern, unter 20€. Auf dem Bild sieht man nur eine Portion, bitte im Geiste verdoppeln.

Um 19:30 lagen wir im Bett, leider ist es weiterhin frisch des nächtens…..der Sommer ist hier noch fern.

Unser Wecker klingelte um 7:00 Uhr und mit einem schnellen Kaffee und Cracker zogen wir von dannen. Wir schafften es noch vor 8:00 Uhr auf dem Gelände von Kolmanskoop// Kolmanskuppe zu sein und waren tatsachlich die Ersten und allein! Die Geisterstadt hat schon was, Anlaufstelle von Möchtegern,- Hobby,- u. Profifotografen war es auch mir bereits seit Jahren ein Anliegen, mal hier UNGESTÖRT umherzustreifen.

Das schafft man tatsachlich nur mit einem Fotopermit, der es erlaubt vor und nach den offiziellen Öffnungszeiten auf dem Gelände zu sein. Nachmittags nehmen aber die Stürme vom Atlantik zu, demzufolge war klar, dass wir vormittags dort sein werden.

Kurzer geschichtlicher Abriss zu Kolmanskoop: Der Ort hatte seine kurze Blütezeit während des Diamantenrushs rund um Lüderitz. Ungefähr 300 Familien, zumeist Deutsche, wohnten in dieser kleinen Edeloase, die ein Kasino, Schwimmbad, Kegelbahn, elektrisches Licht, Schulen, Zugverbindungen nach Lüderitz und Keetmanshoop ihr eigen nennen konnte. Trinkwasser wurde dort entsalzen, eine Eisfabrik tat ihren Dienst. In den Analen steht geschrieben, dass die Damen die neueste Pariser Mode trugen, der Reichtum offen zur Schau gestellt wurde. 1918, nach dem ersten Weltkrieg war damit Schluss, 1950 wurde der letzte Diamant gefunden und die Förderung beendet. Die schicken Hütten im Wannseestil verkommen so nach uns nach, Vieles wurde herausgetragen und als Baumaterialien genutzt.

Einige Häuser sind mittlerweile meterhoch versandet, ein Traum für Fotografen.

Die hier gezeigten Bilder sind weder sortiert noch vollumfassend. An diesem Ort sind fast 500 Bilder entstanden, dass hier ist nur eine zusammengesuchte kleine Auslese.

Und ja, wir sahen Spuren im Sand……..
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Von außen sehen die Häuser fast noch intakt aus, interessant ist, dass sich zum Teil der Wüstensand meterhoch auftürmt. Bei einigen Häusern sieht man, dass diese länger, als bis 1918, genutzt wurden. Mathias schaute sich gaaanz genau die noch vorhandenen Stromleitungen und Steckdosen an.

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der Sand liegt fast einen Meter hoch.

Wir trugen natürlich feste Boots, gingen dennoch nicht tief in den Sand hinein. Erstens wußte man nie, wie der Boden beschaffen ist, Zweitens sahen wir mehr als eine Schlamgenspur im Sand. Neben den Hyänentapsen keine so angenehmen Zeitgenossen.

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Einiger Gebäude wurden auch saniert und als Museum genutzt, es gibt eine restaurierte Kegelnahn und Turnhalle. Diese Bilder lasse ich aus, sie sind eher langweilig.

Ebenfalls restauriert ist der alte Bahnhof,semirestauriert die Eisfabrik und der Fleischer.

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Anbei noch ein paar Bilder aus dem Museum, untergebacht in den ehemaligen Umkleiden der Turnhalle. Die Schulzeugnisse fand ich klasse….aber auch die Sektion über die Versuche Diamanten aus dem Sperrgebiet zu schmuggeln.

Wir frühstückten auf dem Gelände und zogen von dannen, als die Tourigruppen einfielen.

Unser Weg führte uns an der Lüderitzbucht vorbei zum Diaz Point. Auf dem Weg sahen wir die ersten Flamingos. Leider hatten wir kein Teleobjektiv dabei, die Bilder sind stark „herangezogen“…..ich hoffe auf das Federvieh ins Walvis Bay und auf KEINEN Nebel. 2004 wurden die die Vögel quasi von der grauen „ Suppe“ verschlungen.

Am Diaz Point erwartete uns eine steife Brise, die erahnen lässt, wie kalt das Wasser in diesen Breitengraden ist Der Beruwela Strom ist für das Wetter an der Westküste Namibias verantwortlich. Der gleiche Strom ist auch dafür verantwortlich, dass man in Lüderitz die frischesten Austern weltweit bekommt.

Warum Diaz Point? Nicht Alfred E Lüderitz war der Erste der hier auf Land stieß und eine Siedlung gründen wollte, nein Bartholomé Diaz landete 1488 hier an und suchte Schutz vor dem unberechenbaren Wetter. Er stellte ein Kreuz auf, welches mittlerweile rstauriert wurde. Die Besucherbrücke ist eingestürtzt, man muss nen bissel kraxeln, um ganz zum Kreuz zu kommen.

Kommen wir nun zu Lüderitz! Dem Grunde nach liegt hier die Wiege von Deutsch- Südwest- Afrika.

Alfred E. Lüderitz kaufte 1886 das Land dem Nama Häuptling Afrikaner Jonker ab, haute diesen mächtig übers Ohr und forderte bei Bismarck Schutztruppen an, da die Briten die Küste massiv patrouilliertem und für sich beanspruchten. Bismarck gab nach und schickte Soldaten nach Lüderitz. Zur Blüte kam der Ort aber erst mit dem Diamantenrausch rund um den Ort und es entstanden schicke Stadtvillen, Banken, Post und Eisenbahn.

Lüderitz ist auch heute noch gefühlt ziemlich deutsch, auf dem Weg in die Stadt konnten wir insbesondere die dt. Radiosender wie DW und Hitradio Namibia besonders gut empfangen. Wie beschrieben,sieht man an den Straßennamen noch das kulturelle Erbe, die Villen werden gepflegt, einige Beitriebe sind weiterhin deutsch. Das absolute Wahrzeichen der Stadt ist die Felsenkirche.

Im Corner Cafe genossen wir Möhrenkuchen und die strahlende Sonne. Dem Grunde nach ist es nicht kalt, lediglich der Wind erinnert an Nordsee im November.

Den späten Nachmittag verbrachten wir in unserer Unterkunft, abends gingen wir im Portuguese Fisherman essen, essenstechnisch wohl die allerste Wahl für Lüderitz. Unse drei Gänge ( 4 Austern, Octopus mit PeriPeri und Cataplana) kamen mit Getränken 38€, nie war eine Cataplana außerhalb Portugals wohl leckerer. Das der Chef in Groß Ziethen gewohnt hat, ziemlich gut deutsch sprach und ein herzensguter Mensch ist, machte den Abend noch schöner. Hinzu kamen die entzückenden Kellnerinnen, die so unglaublich frech, niedlich und charmant rüberkamen…..es war eine wahre Freude.

Unsere Zeit in Lüderitz geht zu Ende, es folgt wieder die Wüste. Unsere Schleimhäute werden es uns übel nehmen, meine Nase hat das Wüstenbreak echt gebraucht. Für alle Nachahmer empfehle ich drei Nächte, wir wären gerne ins Sperrgebiet gefahren oder hätten uns die kleinen Frackträger ( Pinguine) angesehen.