Die Nacht vor unserer Abreise war ein Wetteralptraum, der monsunartige Regen in der Trockenzeit Ugandas platterte auf unser Wellblechdach. Erstaunlicherweise schliefen wir aber dennoch recht gut und siehe da, als der Wecker um 7:00 Uhr klingelte, waren wir nicht nur ausgeschlafen, es hatte auch aufgehört zu regnen.
Gut gelaunt frühstückten wir, gut gelaunt fuhren wir gen 8:30 Uhr ab. Google sagte etwas von 128 km, 4:05 Std….mit drei Alternativrouten, die anfänglich alle ähnlich waren, sich in der Mitte trennten und auf den letzten Kilometern wieder parallel laufen würden. Wir entschieden uns für die kürzeste Route, mit Einfahrt nach Bwindi bei Ruhija und machten uns auf den Weg.
Unterwegs wurden wir begeistert von den Kids gefeiert, so viel WinkeWinke macht nicht mal die Queen auf Staatsbesuch. Wir erfreuten uns über die aufgeräumten Dörfer und obwohl die Zeit voran schritt, kamen wir Kilometerchen zu Kilometerchen unserem Ziel näher. Kariblue bekam sogar Sprit von einer Total Tanke und nach weiteren zehn Kilometern ging aufeinmal nichts mehr….. LKW im Schlamm, kein PKW kam vor und zurück.
Das gute Stück wurde letztendlich von einem Bulldozer aus der Matsche befreit und weiter gings mit gemäßigten 25-30km/h durch die Berge. Als wir in Ruhija ankamen, trafen wir auf den Fahrer der Gruppe um Gil Bretschneider ( googlelt den Typen mal) und ließen Grüße ausrichten. Wir hatten mit der Truppe in Rweteera zusammen gewohnt. Sie taten uns wirklich leid, bei dem Wetter im Wald muss hässlich sein….uns graute es bereits vor dem morgigen Tag.
Es regnete wieder in Strömen und auch der Ugander schüttelte über das ungewöhnliche Wetter nur noch den Kopf. Dennoch war die Landschaft sehr beindruckend.
Die Teefelder wurden mehr, wir erfreuten uns sehr an der Landschaft ( die auch nur aufgrund des Regens, man sagt dies wäre der Reichtum Ugandas, so gedeihen kann).
Rund 30km vor dem Ziel ( es war so um die 13:00 Uhr) fühlten wir uns auf der Gewinnerstraße.
Ich erwähnte ganz nebenbei, dass insbesondere vor den letzten 24 Kilometern bei Booking gewarnt worden ist und schon ging es los. Die Pisten wurden noch schlechter, Kariblue schlug entweder hart auf Stein, schwamm und schlingerte im Matsch und mehr als einmal gab es spitze Schreie meinerseits…so ein Leben am Abgrund ist nicht erstrebenswert. Irgendwann ( 18 km vor dem gedachten Ziel) hielt uns ein Mopedfahrer an und erklärte uns, dass der Weg falsch sei, wir zwar im Rushaga District wären aber unser Ziel weit, weit weg wäre. Der afrikanische Mohktari erklärte sich aber bereit,mit seinem Moped vorneweg zu fahren und uns zu begleiten. Mathias dachte in den folgenden 2,5 Stunden oft an unseren Iraner aus Subatan, gefühlt hatte ich ein Deja Vu, nur waren die Pisten in Uganda weitaus brenzliger.
Aus den ehemals 18 Kilometern bis zum Ziel wurden wieder 28, die wir dann auf 17 abbauten um dann wieder bei rd 30 Kilometer bis zum Ziel zu landen.
Unser Helfer in der Not ließ es sich nicht nehmen nochmal an einem Fotospot zu halten und uns den Nationalpark in der Ferne zu zeigen. Wir waren gefühlt Hunderte von Serpentinen entfernt.
Als es dann wirklich nur noch 18 km waren, unsere Lodge angepriesen wurde,verabschiedete sich unser Retter. Er bekam 50000 Schillinge und freute sich richtig darüber ( 13 €).Wir schlitterten weiter durch die Berge, es regnete wieder stärker und 600m vor unserem Ziel mussten wir durch einen gebrochenen Damm fahren, es war so dermaßen absurd, man hätte nur noch heulen wollen.
Als wir an der Rushaga Gorilla Lodge ankamen, schlotterten uns so dermaßen die Knie, wir waren fix und fertig. Die Dame an der Rezeption bestätigte die Fehlinfo von Google und meinte nur lapidar „das geschieht andauernd“.
Am Ende wird aber meistens alles gut und für den durchlebten Tag wurden wir zumindest mit der komfortabelsten Lodge unseres Urlaubs belohnt, Angesichts der Nachttemperaturen um den Gefrierpunkt eine schöne Überraschung, statt des Standardzimmers hatten wir ein Luxuszelt bekommen. Abends, nach dem Abendessen fanden wir Wärmflaschen im Bett vor und das Essen war wirklich supertoll. Diesmal konnten wir von einem Buffet zehren, eine schöne Abwechslung.
Wir fühlten uns am Ende dieses Alptraumtages wirklich gepampert und selbst der weiter aufs Dach pladdernde Regen, noch die Stories über das Tracken am morgigen Tag, konnte uns heute noch stören. Ein wirklich sportlicher Typ bestätigte uns, das das tracken das Übelste gewesen ist, was er jemals mitgemacht hat. Die Gorillas befinden sich zur Zeit tiefer im Wald und der Weg wird lang und hart, insbesondere aufgrund von Matsch und Modder.
Unsere Nacht war wärmer als gedacht und der nächste Morgen began mit freundlichem Wetter. Es hatte aufgehört zu regnen, der Nebel lag schwer in den Wäldern. Wir gingen zehn Minuten früher frühstücken und waren bereits um 7:30 Uhr an der Anmeldung zum Gorilla Tracking.
Wir wurden von den Batwafrauen mit Tänzen auf das Tracken eingestimmt, dann erhielten wir ein ausführliches Briefing mit den allgemeinen Regeln ( wer krank ist, darf nicht tracken, sieben Meter Abstand zu den Menschaffen(hahaha, sagt das mal den Affen), nicht essen, nicht trinken in Gegenwart von Gorilla). Wer mehr dazu lesen möchte, muss warten…..ich schreibe einen eigenen Blogeintrag zum tracken. Wir erhielten auch ziemlich detaillierte Informationen zum Census aus 2018. Die Gorillazahlen sind seit 2011 weiterhin nach oben gegangen, insgesamt sind mit dem Parc Nacional de Virunga ( Kongo) rd 1166 Tiere gezählt worden, rd 200 Tiere mehr als 2011.
Eindeutig wurde der Tourismus als Hauptquelle für die Erhaltung der Hochlandgorillas genannt, da mit den zugegeben sehr hohen Eintritten (600$, ab Juli 700$) die ehemaligen Wildererstämme ( Batwa) unterstützt werden, die Menschen verinnerlicht haben, das Gorillas keine nutzlosen Tiere sind. Wer Gorillas im Nebel gesehen hat, der weiß das lediglich die Hände und Köpfe als Trophäen verkauft, Jungtiere in die Zoos in aller Welt verscherbelt wurden. Dies wurde uns nun nochmal von offizieller Seite bestätigt. 2013 hatten meine Mama, Klaus, Mathias und ich ein denkwürdiges Erlebnis in Hannover. Damals wurde ein Schwarzer, mit seiner Familie, ebenfalls nur zu Besuch im Zoo, von einem Silberrücken attakiert. Der Affe versuchte durch die Scheibe zu gehen, reagierte total gestresst auf die Anwesenheit eines Schwarzen….hier werden wohl schlechte Erinnerungen eine Rolle gespielt haben.
Übrigens sind die Gorllazahlen aus Rwanda in Bezug auf den Census nicht relevant, da diese nicht zur Art der Hochlandgorillas zählen, sondern eine Untergruppe darstellen. Nun kann ich mir die hohen Eintritte in Rwanda (1500$) wenigstens ein wenig erklären. Wer diese Gorillaart sehen will, ist bereit nochmal mehr zu zahlen.
Mathias und ich wurden Patrick zugeordnet, der mit uns zu der Familie der Kahungye laufen würde.
Insgesamt 15 Gorillagruppen sind habituiert, andere Familien haben noch nie einen Menschen zu Gesicht bekommen. Geht man von durchschnittlich 8-10 Tieren pro Gruppe aus, sind lediglich 150 Gorillas an Menschen gewöht.
Die Kahungye Familie besteht aus 17 Mitgliedern, etlichen Kleinkindern und Babies und residiert zur Zeit tief im Wald. Wir erfuhren bei unserer Rückkehr am Abend, dass wir die Letzten waren, die wieder zurückgekehrt sind….upps…..alle anderen Tracker aus Rushaga waren schneller bei den Tiere
Wer übrigens mehr zu den Gorilla Familien in Uganda lesen möchte, dem empfehle ich Kabiza.com. Wer schon immer wissen wollte, wieviele Permits pro Tag herausgegeben werden, es sind 120 Stk. und das Tracking ist nicht immer ausgebucht. Am 02.02,20 ging aus unserer Lodge z.B. Niemand tracken, es reisten Alle ab.
Neben den acht Touris und dem Guide laufen Porter mit, die die Tagesrucksäcke schleppen, einen Wanderstock zur Verfügung stellen und Helfer in der Not, bei Bewältigung von Bachläufen, Matsch und Modder sowie besonders anstrengenden und anspruchsvollen Stellen sind.
Jede/r nimmt sich einen Porter, meines Erachtens kommt man andernfalls nicht durch den Tag. Francis tut bestimmt immer noch die Hand weh, er war oft genug, an diesem Tag, mein Retter in der Not. Außerdem gehört ein Ranger mit einem AK 47 ( zur Abschreckung von wilden Tieren, z.B allein streunende Silberrücken, Waldelefanten) sowie ein Polizist, ebenfalls bewaffnet ( gegen Wilderer und illegale Grenzgänger aus dem Kongo) mit zur Gruppe.
Wir mussten zunächst 40 Minuten in Richtung Nkuringo fahren, bekamen einen sensationellen Blick in den Kongo ( Virunga Vulkane) und nach einem Pippistop im Gebüsch, liefen wir mit sechs netten Kanadiern los. Die Tracker, die die Familie seit dem Morgengrauen orten, gaben zuverlässige Informationen an Patrick weiter und so liefen wir zunächst einen moderaten Trampelpfad entlang, der quasi täglich gelaufen wird. Es ging fröhlich auf und ab, irgendwann verließen wir den Hauptpfad, Patrick schlug mit der Machete den Weg für uns frei. Wieder bringe ich den Film „Gorillas im Nebel“ hier ein….wir sahen als Gruppe im Wald recht ähnlich aus. Dank Frau Weaver hatten wir Handschuhe an, mit das wichtigste Kleidungsstück an diesem Tag.
Die Route wurde schwerer und schwerer, steiler und steiler….wir waren zugemoddert. Nach rd 1:45-2Std. hieß es Kameras raus und den Rest des Weges ohne Porter zurücklegen. Wir hatten vorher ein frisches Scheißhäufchen entdeckt, Familie Kahungye war nicht mehr weit.
Keine/r sagt Einem, dass das letzte Stück das Schlimmste sein wird. Ich legte mich mehrmals lang, am Ende war ich wohl die Schlammqueen…..blöd, dass mir zwei Kameras am Hals hingen.
Aufeinmal schrie eine der Kanadierinnen laut auf „he is directly behind me“ und tatsächlich kullerte, ohne Rücksicht auf Verluste der Silberrücken 1-2m an uns vorbei. Wir hatten gerade genug Zeit, uns noch auf die linke Seite zu schlagen, als die Masse Waldmensch wie eine Walz durch den Wald pflügte….zwei kleinere Exemplare kamen aus den Bäumen herunter und aufeinmal sahen wir rd. acht- zehn Gorillas, wie in einem Amphitheater direkt vor uns.Wir auf einem Abhang, die Tiere auf einem Aufstieg wenn man so will.
Die Gorillababies waren keine 2-4 m von uns entfernt, die Älteren ungefähr 6-8 m, die Lichtverhältnisse waren gut. Neben den Silberrücken sahen wir auch einen Blackback.
Die Babies lieferten ein tolles Schauspiel, wir hatten Spaß. Dieser wurde ein wenig getrübt, weil Mathias seine Kamera aus der Hand rutschte und das Objektiv eine der Kanadierinnen am Schädel traf. Ein kleiner Riss führte zu viel Blut. Kurze Zeit später konnten aber sowohl Opfer als auch Verursacher lachen und auch die Cam hatte keinen Schaden genommen.
Leider war die Familie nicht sehr sesshaft und wir verfolgten diese weiter. Wir sahen am Ende den Chef der Familie, dieser polterte nochmals mit einer Distanz von ungefähr einem Meter an uns vorbei und dann war der Spaß auch schon gelaufen.
Die Porter kamen, die Kameras wurden verpackt und wir traten den weitaus schwierigeren Rückweg an. Wir überquerten min 15x einen Flusslauf, matschten in TippTopp Schritten Steigungen von rd 65 Grad hinauf ( und das ist nicht übertrieben), schlitterten Abhänge hinunter und fielen diese auch wieder hinauf und waren am Ende der Tortur nur noch fix und fertig. Leider kann man nicht im Vorfeld abklären, zu welcher Familie man läuft, so gesehen kann ich ein Gorillatracking nur Denjenigen empfehlen, die sich fit und gesund fühlen und ohne größere Wehwehchen belastet sind.
(Die gezeigten Bilder aus dem Urwald, als auch die Bilder mit Patrick, Francis und aus dem Dorf sind alle nur mit dem Iphone geschossen….Kamera war im Rucksack sicher verwahrt, hier wollte ich nur die Dichte im Wald dokumentieren und unseren Pausenplatz zeigen)
Andere waren an dem Tag nach vier Stunden durch, unsere Aktion hatte bis zur Rückkehr rd. 6,5 Std. gedauert. Ich bin bestimmt um die 10x gefallen, unsere Klamotten sahen absurd aus. Mathias lief mit seinem Porter und dem Polizisten auf den letzten Kilometern einen anderen Weg, er musste das Auto holen. Wir kamen in einem anderen Nest wieder zurück in die Zivilisation.
Am Ende durften wir ein ausgetrocknetes Bachbett mit einem Gefälle von rd 45 -50 Grad hinuntersteigen….das war der Zeitpunkt, den ich am Unerträglichsten fand. Ich wollte nur noch unter die Dusche.
In einer sehr liebevollen Zeremonie bekamen wir unsere Urkunde, Porter, Guide und Wachleute erhielten ihr Trinkgeld und wir wurden in dem Dorf mit Gesang empfangen. Gefühlt waren Alle auf den Straßen um uns Willkommen zu heißen.
Mathias kam zehn Minuten später an, wir fuhren mit Patrick zurück nach Rushaga und gingen noch ein wenig Souveniere shoppen.
Hier ein paar Impressionen aus dem Dorf, wo wir nach dem Marsch wieder ankamen, als auch das Batwadorf am Nationalparkeingang:
In der Lodge stellte ich fest, dass ich bis auf den Schlüppi durch und durch nass geschwitzt war, Mathias ging es nicht besser. Die Klamotten dünsteten auf dem Balkon aus, wir sichteten die ersten Fotos und gingen zu 17:30 ein Bier trinken.
Die Batwadamen des Dorfes gaben sich nochmal die Ehre, sangen und tanzten für uns.
Abendessen ( Chicken Stir Fry) gab es um 19:00 Uhr und um 21:00 Uhr lagen wir mit Wärmflasche bewaffnet im Bett. Der Regen lullte unseren müden und geschundenen Körper in den Schlaf.