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Italien 2020, Viii: Carrara, Colonnata & Forte dei Marmi

Nach der anstrengenden Tour in Florenz sollte wieder leichteres Programm her. Wir fuhren Richtung Pisa, bewunderten den berühmten Turm von der Autobahn aus, ließen diesen aber an diesem Tag noch rechts liegen. Unser Ziel war Carrara, besser gesagt Colonnata und die Marmorbrüche in den apuanischen Alpen. Nach rd. einer Stunde hatten wir unser Ziel erreicht, Carrara zeigte sich unspektakulär, wir fuhren zunächst an der Stadt vorbei. Spannend waren aber die vielen Betriebe, in denen Marmorquader zu Platten, Figuren und Ähnlichen verarbeit werden, riesige Maschinen und Sägen waren im Einsatz, der Marmorstaub war überall.

Ansonsten soll lediglich die Kirche der Stadt sehr sehenswert sein, da diese mit Marmor in allen  Farben verziert wurde, klingt irgendwie logisch, oder? Da wir von Gotteshäusern zumindest an diesem Tag erstmal genug hatten, quälten wir uns weiter in die Berge. 

Bildquelle: Wikipedia

Mathias war vor über 30 Jahren bereits in der Gegend gewesen und schwärmte von den weißen Marmorsplitstraßen, die mehr Eselspfade gewesen waren. Heute nimmt ein Tunnel einen Teil des Weges ab. Lustigerweise waren wir die Einzigen in genau diesem und obwohl die Ampel grün zeigte, als wir in diesen fuhren, standen wir 100m vor Ausfahrt aus dem Tunnel vor einer roten Ampel, die auch noch für beide Richtungen rot zeigte……wir warteten, warteten, warteten und fuhren dann über genau diese Ampel! Man munkelt, dass wir heute noch warten würden….

Der Weg nach Colonnata war mehr als sehenswert, mit jedem Meter den wir uns weiter den Berg hinaufschlängelten, sahen wir mehr Marmorbrüche, welche von Weiten wie Schnee aussahen. Der Staub war wirklich überall, in Colonatta waren ganze Mauern, Bordsteine und sogar einzelne Häuserwände aus Carrara Marmorbruch gefertigt.

Colonnata ist ein steinaltes Dörflein, welches bereits bei den Römern Erwähnung fand. Gegründet von den Arbeitern, die in den Brüchen arbeiteten, mittlerweile im Tourismus der bescheidenen Art angekommen.

Viele Wanderer schauen im mittelalterlichen Dörflein vorbei und stärken sich mit dem berühmten im Ort fabrizierten Lardo, dem berühmten italienischen Bauchspeck.

Wikipedia schreibt dazu:

Lardo ist ein besonders gereifter, fetter Speck der italienischen Küche. Die bekanntesten Sorten kommen aus dem Aostatal und aus Colonnata in der Toskana.

Lardo aus Colonnata ist eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.) – im Italienischen Indicazione geografica protetta (IGP). Original Lardo aus Colonnata erkennt man an einem Plastiketikett mit Barcode. 

Für Lardo wird Rückenspeck von Landschweinen verwendet und davon nur der feste, obere Teil direkt unter der Schwarte. Da Landschweine wesentlich schwerer und fettreicher als übliche Mastschweine sind, ist dieser Teil des Rückenspecks etwa fünf Zentimeter dick.

Die Herstellung von Lardo variiert regional, aber üblicherweise wird der Speck in große, eckige Stücke geschnitten, mit Salz eingerieben und mit Gewürzen wie LorbeerPfefferSalbeiWacholderMuskatnuss und Knoblauch gewürzt, übereinandergeschichtet und beschwert, anschließend reift er drei bis sechs Monate in Trögen aus speziellen Sorten des Carrara-Marmors. In Colonnata wird für die steinernen Tröge nur eine großkristalline Marmorsorteverwendet. Die Behältnisse werden mit Marmorplatten während des Reifeprozesses abgedeckt. Guter Lardo ist weiß oder leicht rosig gefärbt, von delikatem Geruch, leicht salzig und etwas süßlich mit einem an Walnüsse erinnernden Geschmack. Die Konsistenz sollte fest und zugleich zart schmelzend sein. Gelblich gefärbter Lardo ist falsch gelagert und schmeckt ranzig.

Auf diese Art zubereiteter Speck ist seit der Antike bekannt, geriet in den letzten Jahrzehnten aber etwas in Vergessenheit und erfreut sich neuerdings einer Wiederentdeckung in Italien und in Deutschland in Feinkostgeschäften. Er war früher die Nahrung der Arbeiter in den Steinbrüchen, die kalorienreiches Essen für ihre harte Arbeit benötigten. Lardo wird pur als Vorspeise gegessen, dient als Brotbelag oder, zum Teil gebraten, als würzige Zutat für Nudelgerichtewie Spaghetti alla griciaPolentaSuppen und Salate.

Auch wir konnten, nach einem Dorfrundgang nicht wiederstehen und genossen zu viel vom fetten Speck.

Auf dem Weg nach Carrara hielten wir an den Brüchen und schauten uns den Abbau an, Betreten natürlich strengstens verboten, am Samstag wurde auch nicht gearbeitet.

Über Carrara ( tatsächlich unspektakulär) Massa und Marina di Massa kamen wir nach Forte dei Marmi, einer der legendären Badeorte an der Küste der Torkana. Nicht nur das selbst das Atmen Geld kostet, die Bürgersteigkanten aus Marmor bestehen ( echt wahr) man den Strand vor lauter Bagnos nicht sieht, nein…..der einzig offene Strand war 1,5km von unserem Parkplatz entfernt.

Wir marschierten also strammen Schrittes am Strand entlang, Emily freute sich wohl am Meisten über den Marsch.

Der Anblick der Bagnos empfanden wir als sehr deprimierend, die gesamte Küstenlinie ist damit versaut, die Touris hocken auf gemieteten Liegen mit Beachclub im Hintergrund…..sofern dort Einige aufgrund der Pandemie kaputt gehen würden, who cares???? Legendär hin, legendär her…..die Italiener haben sich vor 60 Jahren nichts Gutes mit der Erfindung angetan.

Bagno mit Marmorplatten

Egal, wir lebten mit der Misere, immerhin war das Wasser warm, der Sand sehr fein und Emily war tiefentspannt, sie ließ sich sogar einbuddeln.

Gegen 18:30 überfielen wir unser Conad und kauften Fisch ein. Es gab an diesem Abend nochmal Polenta, wir fangen langsam an unsere Reste zu vertilgen.

Gegen 23:00 Uhr fielen wir todmüde ins Bett.