Nach drei Tagen in Singapur flogen wir nach Melbourne. Wir freuten uns unbändig auf 11 Wochen Oz, seit unserer ersten Reise 1999 schleppte ich eine latente Sehnsucht nach dem 5. Kontinent mit mir spazieren. Als Neuerung zur ersten Reise, wollten wir diesmal nach Western Australia und nach Tasmanien.
Letzteres kam gleich als erstes Highlight und damit auch der erste Flug mit meiner Lieblings-Low-Cost Airline Virgin Blue.
In Melbourne angekommen, mussten wir allerdings erstmal einreisen und den „gemeinen Kaffee Köter“ (niedlicher kleiner Beagle) am Handgepäck und an uns herumschnuppern lassen. Gott sei Dank, er schlug nicht an, dafür schlug uns eine Wahnsinnshitze im australischen Hochsommer entgegen. Dafür fragte uns der Officer bei der Einreise ganz freundlich „ war wir denn in Tasmanien wollen?“
Den ersten Tag in Down Under verbrachten wir auf dem Flughafen und warteten auf unsere Maschine nach Hobart. An den Flug nach Tasmanien kann ich mich nicht mehr erinnern, weil ich diesen tatsächlich komplett verschlafen habe.
Dafür kann ich mich noch daran erinnern, dass ich als Erstes nach einer dicken Jacke fahndete, es herrschte ein strenger Wind und die Temperaturen lagen bei „warmen“ 22 Grad mit Regenneigung.
Unser Auto auf der Insel
Hobart ist eine verschlafene Hauptstadt mit ein paar hübschen Ecken, einem netten Hafen, Flohmarkt und gefühlter tasmanischer Inzucht. Während der Australier schon ziemlich skuril sein kann, kamen mir die Tasmanier noch verschrobener vor. Das muss am Wetter und an der Lage der Insel liegen. Ums kurz zu machen, den Fleece zog ich in den nächsten 12 Tagen nicht mehr aus und wir sehnten uns mehr als einmal aufs australische Festland zurück.
Hobart:
Wäsche ist gewaschen:
Die Insel selbst ist total geil, verfügt über sehr schöne Natur, Wanderfreaks kommen auf ihre Kosten. Außerdem ist Tasmanien die Heimat des kleinen tasmanischen Teufel und wer mag den beißenden Frechdachs nicht mal in Natura sehen?
Kookaburra:
Wir bewunderten das Strafgefangenenlager in Port Arthur und wollten in keinem Fall mit den ersten, unfreiwilligen Siedlern in Australien tauschen. In der Port Arthur Bay tummelten sich allerdings die ersten Pinguine und wurden von uns mit großen Augen bewundert. Dafür liebe ich sowohl Oz als auch NZ…..das Tierleben, zumeist unerwartet und immer wieder mit Staunen verbunden.
Der Freycinet Nationalspark ist bekannt für seine Wineglass Bay und auch wir hatten Glück, die Sonne strahlte den sehr schönen Strand perfekt an und setzte die Fotos in Szene.
Leider hatten wir insgesamt ziemlich viel Regen, unser Ausflug in den Cradle Mountain Nationalpark fiel ein wenig ins Wasser. Dafür konnte der Regenwald seinen Namen alle Ehre machen, ohne Regen keine wilde Vegetation.
Mich nervte nach wenigen Tagen das kühle Wetter im tasmanischen Hochsommer, selbst den Kiwis war es in Tasmanien zu kalt. Wir trafen ein ganz entzückendes Paar in einem Cafe´, die wie wir den Kaffee zum Aufwärmen nutzen und ihren Fleece 24/7 trugen.
Am Meisten beeindruckte mich die Bay of Fire, einer der schönsten Strände der Welt, aber ins Wasser wäre ich auch dort nicht gegangen, 15 Grad laden nicht zu Badeeskapaden ein.
Die Orte auf Tasmanien hatten so wohlklingende Namen wie Bicheno (tolles Backpacker, sonst nichts) St. Helens (das einzige was dort heilig war, war die Kirche und die tolle Bay of Fire) oder Launceston (nettes YHA und Cataract Gorge- kann man gesehen haben oder auch getrost vergessen).
In Launceston lernten wir die Post, beim Bezahlen des einzigen der Reise, wegen Falschparkens, kennen!
Mein persönlicher Untergang war der so schöne Ort Tullah- ein Nichts im Nichts…Es gab eine Post, ein Diner und eine Tanke sowie die Tullah Lakeside Chalets….bis auf einen klingenden Namen und einen Heizradiator (der notwendig war) gab es noch die tasmanische Inzucht, die uns zum Staunen brachte.
Strahan
Auf Zeehan ( quasi eine Weltstadt) folgte Strahan und nach 12 Tagen Tasmanien ging es, wieder über Melbourne, nach Perth. Dort wurden wir von feuchtwarmer Hitze förmlich erschlagen, 39 Grad….ein Kontinent der Extreme!
Unser Backpacker ging in die Weltreisegeschichte ein. Nicht weil es recht modern war und einen Pool hatte, nein….die Lautsprecheranlage war es, die uns jeden Tag mindestens einmal schmunzeln ließ. Über diese wurden Zahlungsunwillige ausgerufen, denunziert quasi :-).Des Weiteren wohnten uns gegenüber 10 Jungs, die ihre Klamotten einfach auf einen großen Haufen geschmissen hatten und es wirklich eine große Freude war, diese jeden Tag beim Durchwühlen der Berge zu erleben. Dieses Dorm werde ich niemals vergessen, die Tür stand grundsätzlich offen, die verzweifelten Gesichter der Herren waren zum Schreien. Zum Wochenende wurde die Geschichte noch abstruser, als tatsächlich die Oberhemden aus dem Dreckhaufen frisch aufgebügelt wurden – der Mann von Welt geht schick auf die Piste!
Bei Perth streiten sich bei mir auch die Geister. Irgendwie auch nur Provinznest mit hübscher Fassade; mehr aber auch nicht. Essen gehen war arschteuer und wir versuchten uns an Foodcourts. Auf die communial kitchen hatten wir noch keine Lust, zu viele Dauerbewohner im Hostel, machten die Küche nicht so heimelig. Lediglich das Toast mit Orangenmarmelade „for free“ ließen wir uns morgens nicht nehmen.
Nach drei Tagen hatten wir von Perth genug und machten uns auf den Weg nach Norden, immer an der Westküste entlang.
Unser erstes Ziel waren die Pinnacles, ein toller Nationalpark- unglaubliche Natur und ein ganz nettes Backpacker Hostel mit hübschen Outback Nest (Cervantes). Wir genossen an dem Tag eine Sunset Tour und bewunderten die Kalksteinsäulen, eins meiner Highlights im westaustralischen Outback.
Der Strand von Cervantes
Am Abend mussten wir das erste Mal eine andere Reisende durchfüttern, Ihr wurden die Kartoffeln aus dem Kühlschrank geklaut. Übrigens eine Unsitte die mich durch Australien aber auch Neuseeland verfolgen sollte. Lebensmittel aus dem Kühlschrank, Bikinis von der Wäscheleine oder auch Handtücher- es wurden innerhalb der Traveller Community gemopst was das Zeug hielt, abartige Unsitte.
Am nächsten Morgen ging es über Geraldton (wo liegt eigentlich Geralton?) einem grässlichen Nest, in den „Kalbarri Nationalpark“ in dem man nur mit sehr teuren Touren hineinkommt. Da wir spartanisch unterwegs waren und schon immer mal wissen wollten, was sich hinter einem „Ford Laser“ verbirgt, entschieden wir uns für eine Automiete für einen Tag. Die Kiste war aus den 90ern, viele Beulen und viel Rost hielten den Wagen zusammen und das Wichtigste, wir Vier waren unabhängig. Der Park war toll, echtes Outbackfeeling ohne weitere Touristen.
Wir wohnten im Kalbarri Ritz, so nannten wir unsere Nobelherberge mit Pool und eigener Wohnung. Wir mussten uns das Apartment nur mit Winnie, unserem haarigen Mitbewohner teilen. Dieser war kein Yeti, er kläffte nicht, wedelte auch nicht mit dem Schwänzchen….er war nur ein crazy white man aus dem Outback mit einer Vorliebe für RIP Shirts über der hundeähnlichen Brust! Winnie war eine lustige Frohnatur und nahm eine Grillrunde mit uns mit.
Wir fuhren über Port Hedland, einem noch schlimmeren Nest, nach Monkey Mia. Wir hatten uns für das, zugegeben recht teure Backpacker, direkt in Monkey Mia entschieden und ehrlich—- es hatte sich gelohnt. Morgens um 7:00 Uhr mit den ersten Delfinen im Wasser, den Tierchen so nah, obwohl sie wild sind und hoffentlich immer bleiben werden. Es war drückend heiß, weit über 40 Grad, Hochsommer auf dem Kontinent! Was die einen zu wenig an Wärme bekommen (Tasmanien) haben die anderen zu viel.
Die von uns, an den Pinnacles, gerettete Backpackerin Julia und ein Brite Andrew wurden für die nächsten Tage unsere Begleiter. Wir gammelten am Strand herum, genossen den Whirlpool, der uns alle Badeklamotten mit Boerwasser versaute, und grillten was das Zeug hielt. Jeden Tag Barbeque oder wie Andy es ausdrückte „we need more sausages“.
Der Strand von Monkey Mia
Familie Emu am Strand
Auf Monkey Mia folgte Coral Bay, ein weiterer Surfer Ort an der Westküste mit viel Tierleben und einem sensationellen Riff. Dort kann man auch den berühmten Walhai sehen, wenn man zur richtigen Jahreszeit vor Ort ist- waren wir natürlich nicht. Wir lernten dafür eine braune Todesotter in einem Surfshop näher kennen, die ihr Shopping Erlebnis allerdings nicht überlebte. Sie lag später geteilt vor dem Surfshop und hatte damit Ihr Schicksal besiegelt. Am falschen Ort, zur falschen Zeit…
Für uns wurde es natürlich wieder mal teuer, die Labels Roxy, Billabong, Quicksilver und Havaianas übten eine magische Anziehungskraft auf uns aus. Schnorcheln am Ningaloo Riff überzeugte mich nicht so ganz, der Strand war aber hübsch.
Wir bekamen das erste Mal die Ausläufer der Regenzeit zu spüren, es pisste aus allen Kannen und hätte uns fast das letzte Würstchenfest mit Andy versaut. Coral Bay verabschiedete sich mit einem sensationellen Sonnenuntergang, wir fuhren im strömenden Regen Richtung Broome.
Einmal verlor der Busfahrer fast die Kontrolle über den Bus, Gott sei Dank gingen wir nicht in seeähnlichen Pfützen baden. Die Fahrten mit Greyhound habe ich übrigens in bester Erinnerung behalten, eine sehr komfortable Art Australien kennenzulernen. Wir starteten um 1:00 Uhr nachts in CB, lernten viele Roadhouse und Nester am Wegesrand kennen und checkten am nächsten Abend um 18:00 Uhr (also 17 Std. später) in den Kimberley Club/ Broome ein.
Das Hostel war der Wahnsinn und wird mir als eins der besten in Oz in Erinnerung bleiben. Insgesamt war der Aufenthalt in Broome sehr, sehr schön. Wir verlängerten spontan um eine Nacht und schauten uns im ältesten Kino der Welt ( Sun Cinema) „walk the line“ an….open air, im Sonnenstuhl und hinter uns die Landebahn des internationalen Flughafen Broome- Hammererlebnis.
Broome ist durch die Perlentaucherei sehr berühmt geworden und zog japanische und chinesische Perlentaucher und deren Familien an. Eine der Sehenswürdigkeiten sind der japanische und chinesische Friedhof von Broome.
Wir fuhren zum Gantheaume Point und liefen den gesamten Cable Beach wieder zurück.
Dino Abdruck
An diesem Tag verwandelte sich Broome vom letzten Nest Australiens in ein „last resort“…..ein heftiger Zyklon zog zwischen Port Hedland und Coral Bay und es ging kein Bus gen Süden!
Viele Straßen waren gesperrt und auch wir, die Richtung Norden ( Darwin) wollten, waren arg in der Planung eingeschränkt. In Halls Creek waren keine Unterkünfte mehr frei und dabei wollten wir doch den Wolfe Creek Crater und die Bungles Bungles sehen! Zweitere waren überflutet, bzw. die Zugangsstraßen waren dicht. Damit trat Plan B in Aktion, Bus bis Kununurra und von dort ein Flug über die Bungles, sofern das Wetter dies zuließ.
Um von Broome nach Kununurra zu kommen heißt, wieder eine Nacht im Bus zu verbringen, wieder ein Nacht wo wir zum Einen Zeugen des ausgeprägten Rassismus in Australien wurden aber auch eine Nacht wo uns das recht auffällige Verhalten der Aborigines ( mangelnde Hygiene, Alkohol, -u. Drogenprobleme) vor Augen geführt wurden. Leider ist das Zusammenleben zwischen den Ureinwohnern und dem mächtigen weißen Mann nicht ganz unproblematisch und wir trotteligen Touristen saßen zwischen den Stühlen. Klar freuten wir uns über komplette freie Sitzreihen zum Ausstrecken, dennoch schämt man sich, wenn die eine Hälfte des Busses in ¼ der Sitzreihen gestopft wird, während die andere Hälfte ¾ der Reihen für sich hat. Da aber die Gerüche in den hinteren Reihen wirklich absurd waren, verblieben wir natürlich auch vorne und schämten uns so still vor uns hin.
Karte von West Australien, mit unserem Ziel im Osten des Staates:
Am nächsten Morgen wurden wir mit merkwürdigen ersten Eindrücken geweckt. Es war „pay day“ in Kununurra und unter den Bäumen des Ortes im äußersten Osten von Western Australia (das Northern Territory ist mit 37 km nur nen Katzensprung entfernt) lungerten betrunkene Aborigines, die ihre Sozialhilfe direkt nach der Auszahlung in Flüssiges getauscht hatten. Eine traurige Welt in einer der exponiertesten Ecken Australiens.
In unserem Hostel wohnten viele Tagelöhner, eine Spezie Mann, die man in Horden nur schwer ertragen kann. Wir verbachten den Nachmittag lieber im „Hidden Valley Nationalpark“ der die gleichen Gesteinsformationen aufweist, wie die Bungles Bungles.
Am nächsten Morgen bestiegen wir eine Propeller Maschine von Alligator Airways und flogen über den Lake Argyle mit der berühmten Diamantenmine (rosa Diamanten) über die Bungles Bungles. Gott sei Dank, das Wetter war super, wir bekamen einen grandiosen Flug und Einblick in den Nationalpark.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg ins Northern Territory, unser Ziel hieß Darwin und war damit die erste Stadt auf dieser Australientour, die wir bereits 1999 kennengelernt hatten. Ich freute mich wie Bolle auf den hohen Norden, Darwin hatte mir bereits damals richtig gut gefallen.