Einmal im Jahr muss ich nach Polen….hat sich irgendwie so eingebürgert und fühlt sich immer gut an.
Dieses Jahr wollten wir nicht so weit weg, meine Mama hatte ein Wochenende in Stettin geschenkt bekommen und unser Hochzeitstag und mein Geburtstag fielen auf Sonntag und Montag und damit hatte ich mich für ein verlängertes Wochenende entschieden. Das dieses Wochenende nun ausgerechnet die heißesten Tage im Monat Juni 2022 bedeuteten und in Stettin am 27.06.22 tatsächlich 38 Grad auf den Asphalt ballerten, hatte Niemand von uns im Vorfeld der Tour gewollt.
Wir fuhren gegen 9:00 Uhr aus der Trollblume los und waren bereits nach zwei Stunden in Stettin. Eigentlich wollten wir mit dem Zug fahren, der aber leider, leider zur Zeit nicht fährt und auch der Ersatzbus an diesem Wochenende nicht operierte. Gemerkt hatten wir diese Misere erst am Abend vor der Reise, Mathias fuhr mit meiner Mama zur Deutschen Bahn und stornierte die bereits gekauften Tickets.
Wer noch nie in Stettin dort war, die Stadt beginnt dort wo das Schild der Bundesrepublik Deutschland durchgestrichen ist, quasi genau auf der Grenzlinie.
Stettin ist die viergrößte Stadt in Polen, arg umkämpft und arg zerstört im zweiten Weltkrieg, da direkt an der Oder liegend und quasi die letzte Bastion vor Berlin. Vieles wurde nicht mehr aufgebaut und restauriert, Stettin hat wenig, was die ansonsten deutsch- polnische Puppenhausarchitektur ausmacht, die Sehenswürdigkeiten liegen auch recht weit auseinander, kaiserliche Alleen machen alleine das Überqueren von Straßen und Kreuzungen zu einer Herausforderung.
Ich verweise auch auf meinen recht ausführlichen Bericht aus 2019: https://allcontinentsinonelife.com/polen-2019-szczecin-stettin/ der sich auch aufgrund der besseren Fotos lohnt, Ich hatte an diesem Wochenende bewusst auf die Kamera verzichtet und mich auf Apple verlassen.
Wir fuhren zunächst zu unserem Hotel und stellten den Wagen ab. Einchecken ging natürlich noch nicht, es war gerade mal 11:00 Uhr. So schlichen 4×2 Beine und 1x 4 Pfotis mehr oder weniger enthusiastisch zur St. Jakobs Kathedrale. Genauere Angaben zum Bauwerk sind bitte dem ersten Stettinbericht zu entnehmen.
Im Gotteshaus lief eine Messe, wir verkniffen uns die intensive Besichtigung, unser Hundemädel war auch bereits wieder nervös. Die kleine Kläfferina hält das Rudel zusammen, Abtrünnige aka Klogänger, Kirchenbewunderer oder so, werden gnadenlos von ihr bestraft.
Es ging über die schönste Straße von Stettin zum Platz des Weißen Adlers und bewunderten die Überbleibsel Deutscher Archtitektur. Auch hier ist der Blick in Stettin 2019 hilfreich.
Da wir ein kleines Hungerchen verspürten liefen wir zum Schloss und setzten uns in den fast noch geschlossenen Rathauskeller. Uns gelüstete nach Tatar und Bier und so vertrödelten ein wenig den späten Vormittag.
Nachdem wir gestärkt waren, die Temperatur sich der 34 Grad Marke näherte, bewunderten wir kurz den hübschen Innenhof des Schlosses und sanken mal wieder ermattet auf eine Bank.
Ein bissel Altstadt gibt es dann aber doch noch, leider steht diese in keinem Vergleich zu den grandiosen Städten wie Breslau, Danzig, Krakau oder Posen. Der ehemalige Heumarkt wurde ganz nett restauriert, auch das alte Rathaus strahlt wieder in neuem Glanz. In den hübschen Hansehäusern sind heute Restaurants untergebracht, immerhin ist die gesamte internationale Küche vertreten.
Uns zog es zur Oder, vermessen allerdings der Wunsch auf ein wenig Abkühlung am Wasser. Auch hier schlichen die Touristen als auch Einheimische von einer Kneipe/ Restaurant zum Anderen…. und auch wir hockten uns nach 300 m Fussweg wieder auf unsere vier Buchstaben.
Der Nachmittag ist schnell erzählt, wir schlichen zurück ins Hotel, checkten ein und fielen ermattet in unsere Betten. Unser Hotel ( Rycerski) lag zentral, leider an einer lauten Verkehrsachse ( Brahma Portowa) und ist demzufolge nur eingeschränkt zu empfehlen. es gibt sicherlich bessere Alternativen in Stettin.
Nach dem erholsamen Nachmittagsschlaf meldete sich pünktlich der kleine Hunger und trampelte auf unseren Gemackssynapsen herum. Auf Fussmarsch hatten wir keine Lust und so schlenderten wir in das fussläufige Nowy Browar und genossen selbstgebrautes Bier und Hausmannskost, Rippchen, Gulasch und Co.
Zum Abschluss des Anreisetages gab es Bier und Chips aus dem Zapka an der Ecke und eine geflegte Schweissdusche in den nicht klimatisierten Zimmern. Emily lag vor dem Fenster und versuchte Luft zu erhaschen, förmlich unmöglich.
Unser Hochzeitstag, der Achte, fiel auf einen Sonntag und versprach wieder Hitze satt. Wir verspürten, nach einem recht mittelmäßigen Frühstück kaum Lust auf Sightseeing, fuhren dennoch mit der Straßenbahn zu Erich Wedel am Berliner Tor und kehrten dort auf ein kühles Getränk ein.
Beim Anblick der stylischen Philharmonie, die in ihrer Optik Eisberge symbolisieren soll, wünschten wir uns genau diese ins gluttheiße Europa….
Kurz und gut, wir waren zu nichts fähig, Abkühlung musste dringend her. Also wurde der Skoda ausgeparkt und so schnell es der Verlehr zuließ, fuhren wir zum Stettiner Haff. Dieses ist ja mehr deutsch, wie polnisch, so dass wir an unserem Ausflugsziel schon wieder in die gute alte Heimat schauten.
Nowy Warpno, also das neue Warpno ist ein Ferienort in Polen mit bescheidener Infrastruktur. Alt Warpno liegt auf der anderen Seite des Haffs, keine fünf Schiffsminuten entfernt und ist damit dann bereits wieder deutsch.
Wir besuchten den Hafen, genossen Matjesbrötchen und die Tatsache, dass es tatsächlich 10 Grad kühler am Haff war, nur 28 Grad…..quasi Winter. Das Wasser war leider auf dieser Seite der Halbinsel nicht so einladend, nicht mal Emily ließen wir ins Wasser.
Anbei ein paar Dorfimpressionen:
Wir entschlossen uns zu einer Hafftour, mit einem deutschen Anbieter und genossen die frische Luft, den Blick nach Usedom und Alt Warpno. Auch Emily konnte entspannen.
Nach einer Stunde Rundtour war es mit der Haffherrlichkeit dann auch schon wieder vorbei und mehr durch Zufall fanden wir die zentrale Badestelle von Nowe Warpno. Mathias und Emchen ließen es sich nicht nehmen und sprangen in die Fluten.
Mit einem ordentlichen Platzregen fuhren wir zurück in die Stadt, mehr als happy dieser entflohen zu sein. Da unser Abendessen am Vortag so grandios gewesen ist, blieben wir diesem treu und gingen erneut in Nowy Browar, meine Meeresfrüchte waren sehr gut.
Auch der zweite Abend in Stettin endete wie der erste, für großartige Aktivitäten war es einfach viel zu warm.
Der 27.06.2022 war nicht nur der heißeste Tag im Juni 2022 sondern auch mein 51. Geburtstag….51, ja ich kann es kaum glauben.
Meine liebe Familie sorgte dafür, dass ich einen hübschen Geburtstagstisch bekam und sich doch ein wenig Feierstimmung breit machte.
Ansonsten stand mein Geburtstag unter dem Motto Hitze und Baustellen inkl.viel Staub. Wir fuhren zunächst mit der Straßenbahn zum Café 22, welches sich im 22 Stock eines zentralen Hochhauskomplexes befindet und über einen schönen Blick auf die Stadt verfügt.
Wir genossen, neben dem Blick, eine gute Rhabarber- Limetten Limonade, Mathias konnte bereits wieder Kuchen, einen wirklich sensationellen, genießen.
Ein Polenaufenthalt ohne Piroggen wäre irgendwie nicht Polen.Deshalb bahnten wir uns über eine der Megabaustellen den Weg in die berühmteste Piroggania der Stadt und wurden, nach Überwindung von Dreck, Staub und anderen Gefahrenstellen au ch nicht entäuscht. Manche Geburtstagslage war schon schlechter…..
Der diesjährige Polenaufenthalt wurde mit einem Supermarktbesuch abgerundet und zum frühen Abend ließen wir uns eine Currywurst in Berlin schmecken.