Der letzte volle Tag begann mit einer kleinen Überraschung, nur 29 Grad brannten vom Himmel. Wir liefen bis Rialto, kauften unterwegs überdimensioniertes Baisir mit Pistaziengeschmack und mussten auf den Süßschock erstmal was heißes Schwarzes hinterherkippen.
Mit dem Vaporetto ging es nach Sa Toma und dort an einen lauschigen Kanal, Bellini zum Frühstück geht immer.
Gestärkt und angedüdelt bahnten wir uns unseren Weg Richtung Zattere um dort die letzte, die wirklich allerletzte Gondelwerkstatt Squero di San Trovaso zu bewundern. Eine Gondel hat den Preis einer schönen Eigentumswohnung und ungefähr 3-4 pro Jahr werden noch gefertigt.
Von Zattere aus nahmen wir uns ein Boot Richtung Giudecca und waren binnen fünf Minuten in einem anderen Venedig. Hier wird noch gelebt und gearbeitet. Die Preise sind anders und aufeinmal sah man auch echte Apartmentkomplexe. Ich war das letzte Mal 2001 auf Giudecca gewesen und hatte kaum noch Erinnerungen.
Wir kehrten erstmal zu Pasta al Arrabiata ein, ich habe nie bessere gegessen.
Mit diesem grandiosen Blick, direkt am Wasser hätten wir auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals das Doppelte gezahlt.
Nach unserer Stärkung eroberten wir Giudecca sahen die ersten Kreuzfahrtschiffe, die sich ihrem Weg zum Fährterminal bahnten. Auch moderne Architektur und Wohnhäuser mit Apartments aus den 60er Jahren waren auf einmal da.
Wir liefen uns auf Giudecca die Füsse wund um an die Spitze der Insel zu kommen, doch Fehlanzeige….wieder versperrten uns militärische Anlagen den Weg.
Wir nahmen die erstbester Fähre, die 4.2 die nach Fondamente Nova fuhr….außen erum! Bedeutet für uns, dass wir über den Hochseehafen, Piazzale Roma, Ferrovia fahren würden. Sightseeing mal anders……
im Hochseehafen zählten wir acht Kreuzfahrtschiffe….wirklich acht Stück!!! Über Costa, MSC, Aida und ziemlich exklusive Linien war Alles dabei….wie gut, dass wir auf Giudecca waren.
Wir stiegen Ferrovia aus und schlenderten durch Canmaregio, kein Besuch in Venedig, ohne Ghetto auch wenn wir uns wieder die Tour geschenkt haben. Ich habemir 2001 die Synagogen angesehen und da eh Sabbat war herrschte in den Läden Totentanz,auf den Straßen ging es aber sehr ausgelassen zu. Das Viertel blüht auf, viele orthodoxe Familie scheinen ein neues Zuhause gefunden haben.
Vom Ghettoplatz bis zu unserem Hotel waren es nur drei Minuten und wir freuten uns auf unser kühles Zimmer.
Wir verbrachten den Spätnachmittag auf unserem Zimmer und liefen am Abend Richtung Piazzale Roma und aßen am Campo San Geromia Salat und Pizza. Wir waren lustlos an unserem letzten Abend und verschwanden früh in unser Zimmerchen.
Das Wetter blieb anhaltend ungewöhnlich heiß und bereits in der Vorbereitung unserer Reise hatten wir einen Tag auf dem mondänen Lido eingeplant. Wir stiegen San Marcuolo auf die Fähre und fuhren Richtung Strand. Leider mussten wir einmal die Fähre wechseln, da unsere Linie theoretisch bis Lido fuhr und praktisch aber San Marco rausschmiss…..schade um unsere Plätze im vorderen Teil des Schiffes.
Vom Lido selbst gibts nur zwei Strandbilder, das Wasser war planschewarm und binnen zwei Stunden waren wir trotz Schutzfaktor 30 ziemlich verbrutzelt, so dass wir uns nach Aperol Sprizz und Schatten sehnten.
So fuhren wir zurück nach Venezia und genossen die rund 35 Minuten auf dem Wasser, bis wir in San Marcuolo aussteigen durften. Ich fiel beim Kapitän der Fähre in Ungnade, da man auf gar keinen Fall vorne stehen darf, auch nicht um seine Klamotten zu richten oder sich mal in der engen Bank zu strecken…..als Wiederholungstäter riskiert man vom Boot geschmissen zu werden. Da kannte El Capitano keinen Spass und nicht mal an einer Station durfte man sich gerade machen….kleiner Sadist der gute Mann. Warscheinlich freut sich der Typ den lieben langen Tag auf seine Schicht um seinen Alltagsfrust an den Touris auszulassen.
In Cannaregio gabs ne Pizza aus der Hand,eine Dusche und ein weiches Bettchen für den Nachmittagsschlum, bevor wir wieder bewaffnet mit dem neuen Stativ durch das jüdische Venedig schlenderten.
Ich mag diesen Teil von Venedig so gerne, fern ab der großen Paläste und Kirchen.
Wir kehrten in eine waschechte Kneipe ein und versüßten uns den frühen Abend mit Chiccetti, kleinen Happis, die viel zu teuer sind und nur Lust auf mehr machen…..
Im Anschluss musste etwas Vernünftiges her und somit kehrten wir wieder in unser Restaurant vom Vortag ein, Spaghetti und Pizza mit Vorspeise…..keine 40€, was will man mehr?!
Wir wollten nochmals Nachtbilder uns so schlichen wir zunächst durch unsere Nachbarschaft um anschließend über Castello nach San Marco zu laufen.
Mit Santo Giovanni e Paolo aus dem 14 Jh lernten wir das größte gotische Sakralgebäude Venedigs kennen und ich freute mich, doch noch so viel Neues entdecken zu können. Der Abend war bezaubernd und wir marschierten was das Zeug hielt. Bislang waren wir jeden Tag über 20 km zu Fuss unterwegs gewesen und auch am dritten Tag in der Stadt kamen wir auf unsere Schritte.
Am Markusplatz lief ein Rockkonzert dem wir ohne Eintritt zu zahlen super lauschen konnten, vor dem Dom seierte eine Chinesin ihren teilnahmslosen Gatten zu, der im Geiste die Scheidung einreichte….ein ganz normaler Freitag in der Lagune.
Mit ein paar Impressionen vom Platz, Dogenpalast und Drumherum machten wir uns auf den Weg in die Heia.
Happy Birthday to me, Happy Birthday to me…… Geburtstag in Venedig ist toll und hätte nicht besser sein können. Wir standen erst um 9:00 Uhr auf und mit den ersten Geburtstagsgrüßen im Handy schlenderten wir Richtung Rialto Brücke mit einem Abstecher bei Coop. Wir liefen über die berühmte Brücke und schauten uns diese von der etwas unspektakulären Seite an.
Die Kirche San Giacomo di Rialto überzeugte mit seinem puppigen Inneren und einer wahnsinnig schönen Geigenausstellung. Eine Kirche für Familienfeste, Dorfcharakter mit Blick auf die Marktgegend von Venedig. Die Lagunenstadt gibt einem immer das Gefûhl einen Blick auf das Europa vor 200 Jahren werfen zu können, die geschlossene Altstadt macht es möglich.
Wir bummelten über den sehr sehenswerten Rialtomarkt.Für mich einer der schönsten Märkte überhaupt, insbesondere die Pescheria, der Fischmarkt ist toll.
Wie immer wünsche ich mir dann ein Apartment mit eigener Küche. Wir trösteten uns mit dem üblichen „beim nächsten Mal“ und genossem diesmal nur die Auslagen.
Der Markt ist nicht nur für sich selbst schön anzusehen, auch die Umgebung ist toll, wer möchte nicht mit solch einer Aussicht shoppen?
Bezüglich der Architektur habe ich 2018, als der Markt geschlossen war, einige Fotos eingestellt, wer will, schaut hier: http://allcontinentsinonelife.com/italien-2018-venedig-zum-drittem-mal-in-der-lagune/
Zurück auf der Rialtobrücke genossen wir den spektakulären Blick auf den Canale Grand und tranken den ersten Birthday Aperol Sprizz des Tages. Die Brücke kam uns leerer vor als 2018 was weniger an der Uhrzeit (11:00 Uhr) mehr am heißen Wetter (39 Grad) liegen mochte.
Um 11:27 lösten wir unser Dreitagesticket für die Fähren (40€) und machten uns auf den Weg nach Fondamente Nova um endlich nach Murano zu kommen. Die Fähre war moderat voll und gleich an der ersten Station stiegen wir zehn Minuten später wieder aus und betraten die Glasbläserinseln….,Murano besteht aus mehreren Inseln, nicht nur aus einer. Die Glasfabriken zogen nach Murano, als in Venedig immer mehr Holzhäuser gebaut wurden, man wollte der Brandgefahr entgehen und so entstand die Glasmetropole der Welt. Ich mag Muranoglas nur in Teilen, abends bekam ich von meinem lieben Mann einen kleinen Herzanhänger aus Glas, schön schlicht und nicht so verkitscht wie die Leuchter und Nippes von den Inseln.
Wir erliefen uns alle fünf Inseln, so gut es die Mittagshitze zuließ. Statt Kaffee und Kuchen anlässlich meines Ehrentages gab es für uns Tartufo und zwei Liter Agua Minerale con gas….. und nun lasst Euch von allen fünf Inseln sowie der Kirche Santi Maria e Donato (14. Jh.) verzaubern. Wir bewunderten übrigens auch den ersten Weihnachtsbaum des Jahres 2019.
Mit einem schönen Blick zurück begaben wir uns per Vaporetto auf die Lagunenautobahn aka Wasserstraße…..meine Fresse…..hier wurde wahrlich geheizt und jeder gab alle Knoten, die der Motor so konnte
Zurück in Fondamente Nova gab es einen Boxenstop bei Coop und in Cannaregio einen Duschstop auf dem Zimmer. Anschließend schlummerten wir ein Stündchen, bevor ich meinen Mann stilecht zu einem venezianischen Viergänge Menü einlud.
Es gab: Eingelegte Sardinen für Mathias und Burata für mich. Danach folgten Spaghetti con Vongole gefolgt von gegrillter Brasse mit Salat. Das Ganze wurde mit zwei Liter Wasser begossen und kam am Ende 65€…..auch teuer muss Venedig nicht sein. Wir aßen recht früh an diesem Abend, da wir auf die Accademia wollten um das schöne goldene Licht auf Santa Maria del Salute zu genießen und um mein Geburtstagsgeschenk einzuweihen. Ich hatte mir ein neues Stativ gewünscht, da mein Manfrotto Reisestativ zwar sehr leicht aber nervig zum Schrauben ist und mich auf den Lofoten in die Schranken verwiesen hatte…..leicht bedeutet bei Wind und Wetter eben auch verwackelte Fotos.
Wir fuhren also über den Canale Grande bis zur Ponte de Accademia und bauten das Stativ auf der frisch restaurierten Brücke aus. Nebenbei tranken wir ein Fläschlein Bellini und genossen den schönen Abend. Zu sehen sind hier Bilder mit und ohne Langzeitbelichtung, wir experimentierten ein wenig herum.
Wir fuhren mit der Fähre weiter nach San Marco und spielten weiterhin fleissig mit dem Stativ und den Kameras herum.
Da uns das Wetter an Siebenschläfer 2019 so dermaßen geschafft hatte, wurden wir nicht mehr alt…..die Fähre brachte uns nach San Marcuolo und nach einer weiteren Dusche lagen wir gegen 23:00 Uhr im gekühlten Bettchen.