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Polen 2022, Breslau

Die diesjährige „Metropole im Herbst“ Tour brachte uns mit dem Kulturzug ins herbstliche Breslau

Ich war 2019 ebenfalls mit genau diesem ins ehemals deutsche Schlesien gefahren, dieses Mal oblag es mir, meinen lieben Kolleg* innen die Perle an der Oder näher zu bringen. Die Einen waren noch nie dort, die Anderen hatten schreckliche Erinnerungen an Reisen anno 1982 nach Breslau. Wroclaw, wie die Stadt korrekterweise genannt werden sollte, ist durch viel Schweiß und Fleiß wieder bildschön geworden, wer Sommerfotos sehen möchte, schaut bitte hier:

Wir verließen Berlin im strömenden Regen, der sich leider gen Osten nicht entschärfte, sondern schrecklicher wurde. Mit ein wenig Verspätung kamen wir am Hauptbahnhof in Breslau an und ehrlich, ich war dankbar, dass ich das Piast als Unterlunft gewählt hatte. Was 2019 bereits toll war, wurde auch in 2022 nicht schlechter…..die Lage machts einfach. Gutes Hotel der Touristenklasse, immer wieder gerne.

Wir wurden in einen eigenen Flügel verfrachtet, die Männer bezogen Einzelzimmer, die Mädels teilten sich wieder nach Blondinen und angegraute Brünette auf und kurze Zeit später liefen wir lustlos durch den Regen. 

Zwei Stationen mit der Straßenbahn brachten uns zum Ring, wo wir in das erstbeste Restaurant, einer Piroggenhöhle stolperten. Dort genoss ich Zurek und Piroggen…schön wieder in Polen zu sein.

Aufgrund der Wetterlage entschieden wir uns für ein Nachhause gehen und verbrachten den Rest des Abends bei uns auf dem Zimmer, der übrig gebliebene Wein musste vernichtet werden.

Am nächsten Morgen sah die Welt wieder besser aus. Es war trocken, die Vorhersage war nicht so übel und das Frühstück überzeugte uns auch. Gegen 10:00 Uhr machten wir uns auf den Weg und ich drehte wie 2019 die gleiche Sightseeingrunde. Zunächst bewunderten wir das Kunstwerk zu den Spaziergängern im Untergrund, liefen dann in den Toleranzbezirk und warfen einen Blick auf die Synagoge. Da Sabbat war, blieb es beim Blick von außen. Mittendrin und Zwischendurch staunten wir über die Zwerge, ich pimpte meine Sammlung erheblich auf. Die hier gezeigten Wichtel sind allerdings nur exemplarisch, es würde andernfalls den Blogbeitrag sprengen!

Wieder mal standen wir vor dem Konspira und bewunderten die aufmüpfige Propaganda und natürlich die Zwerge…..meine Sammlung (siehe auch Bericht 2019) füllt sich.

Gegen Mittag waren wir auf dem Rynek/ Ring und umrundeten diesen, bevor wir in einer Bar unseren Durst stillten. Immerhin konnten wir noch auf der Terasse sitzen und den ersten Glühwein trinken, was will man mehr Anfang November.

Unser nächstes Ziel war die Schlachtbank und die Universität samt Aula und grandiosem Ausblick über die Stadt.

Alle waren begeistert mit unserem Reiseziel im Jahr 2022.

Wir warfen einen hungrigen Blick in die Markthalle, tranken einen Martinisprizz mit Blick auf die Dominsel und schlenderten gemächlich über die neu restaurierte Brücke zur Dominsel. 

Dort besorgten die Einen Glühwein, die Anderen staunten über den Nachtwächter, der die Gaslampen entzündete.

Den Dom bewunderte ich, wie 2019 nur von außen und mit einem kurzen Blick durch die Scheibe am Eingang. Wir hatten kein Interesse am dunkelen Gemäuer, viel mehr wollten wir langsam etwas essen.

So zogen wir am frühen Abend, es wurde bereits um 16:30 dunkel, zurück zum Ring und gingen dort in den Schweidnitzer Keller, quasi der Rathauskeller. Leider war das Kellerverlies nicht mehr lauschig sondern ultramodern und das Essen bekam ebenfalls keine Bestnote. Egal, der Hunger trieb es rein und obwohl wir in einem gehobenen Restaurant aßen, waren die Kosten überschaubar.

Mit einem letzten Fussmarsch fielen wir. mit 16,4 km mehr in den Beinen im Hotel ein und verplauderten den Abend im Brünettenzimmer.

Auch der zweite Morgen begann mit dem recht guten Frühstück, die Sonne schien und wir freuten uns auf die Jahrhunderthalle. Diese musste ich 2019 aufgrund von Zeitnot canceln, hier war ich wirklich 1995 das letzte Mal.

Die Jahrhunderthalle hat Unsescostatus und einen grandiosen Sound. Vom Haupteingang schaut die Halle eher unspektakulär aus, die Grandiosität entfaltet sich erst vom Garten und im Inneren. Die Halle hat einen Wahnsinnsklang und die Spannweite der Kuppel war damals mit über 60m die Größte weltweit. Der Petersdom passt ganze 3x in die Halle und wer noch mehr Superlativen lesen möchte, schaut in Wikipedia nach.

Wir entschieden uns für eine Tour, bewunderten alte Fotos aus ehemals deutscher Zeit ehe wir uns an die Multimediashow heranwagten. Was für eine Gaudi, dank der 3D Brille befanden wir uns mal auf dem Gebäude, mal unter der Decke. Wir hatten so unsere Gleichgewichtsprobleme, von außen betrachtet, gaben wir wohl ein köstliches Bild ab.

Natürlich bewunderten wir die Halle auch von innen, wo gerade eine Hochzeitsmesse wütete und Paaren des Heiratsjahrgangs 2023 mit Tips und Tricks zur Rate stand.

Der Besuch japanischen Gartens muss auf den nächsten Besuch warten, da das Kassenhäuschen bereits 

im Winterschlaf verfallen war. Wir entschlossen uns für den Marsch zur Grundwaldbrücke und erneut über die Dominsel. Das schöne Wetter wollte gefeiert werden, mit Kaffee und Kuchen im Gartenlokal sowie Kunst und Zwergenwirtschaft.

Da es Anfang November bereits sehr früh dunkel wurde ( um 16:30 Uhr war Schicht im Schacht) versuchten wir bereits gegen 18:00 Uhr ( nach einem Marsch durch den Stadtpark) unser Glück im Stary Klasztor. Leider hat es das Speiselokal wirklich dahin gerafft, lediglich die Kneipe exstiert noch. Wir bekamen von einem Landsmann den Tip, doch direkt neben der Markthalle das Restaurant zu versuchen und diese Empfehlung war nicht die Schlechteste. Ich hatte mal eine Haxe auf dem Teller, das gibt es wahrlich selten. 

Der Marsch zurück zum Hotel war wirklich notwendig nach dieser Völlerei und wieder fielen wir nach über 15km Fussweg in unsere Heia.

Am Abreisetag zeigte sich das Wetter abermals von seiner guten Seite, auch wenn es ein wenig verhangen war.

Wir liefen zur Seilbahn der Universität, ließen uns einmal über die Oder fahren, schlenderten genau an dieser entlang und nahmen einen Abschiedstrunk am ersten Beachlokal vom Samstag…..

Mit einem letzten Abstecher bei Zabka lösten wir unsere Taschen im Hotel aus, standen uns auf dem Bahnhof die Beine in den Bauch und nahmen die Verspätung von 40 Minuten gelassen. 

Der Zug kam von der ukrainischen Grenze und so mancher Mitreisende hatte nicht so schöne Erlebnisse der ketzten Tage zu erzählen wie wir. Mit uns saß ein Renterpaar am Vierertisch, die mir erzählten, dass der alte Mann sich mustern lassen musste, sie waren seit 48 Std. aus Charkiv unterwegs……Ich warf einen Blick auf den Reservistenausweis und wünschte alles erdenklich Gute.

Angekommen in Ostbahnhof stieg ich in die S- Bahn nach Ostkreuz und ließ mir mit Mann und Hund vietnamesische Küche schmecken, schön wieder mal in Breslau gewesen zu sein.

Polen 2022, Stettin- Szczecin

Einmal im Jahr muss ich nach Polen….hat sich irgendwie so eingebürgert und fühlt sich immer gut an.

Dieses Jahr wollten wir nicht so weit weg, meine Mama hatte ein Wochenende in Stettin geschenkt bekommen und unser Hochzeitstag und mein Geburtstag fielen auf Sonntag und Montag und damit hatte ich mich für ein verlängertes Wochenende entschieden. Das dieses Wochenende nun ausgerechnet die heißesten Tage im Monat Juni 2022 bedeuteten und in Stettin am 27.06.22 tatsächlich 38 Grad auf den Asphalt ballerten, hatte Niemand von uns im Vorfeld der Tour gewollt.

Wir fuhren gegen 9:00 Uhr aus der Trollblume los und waren bereits nach zwei Stunden in Stettin. Eigentlich wollten wir mit dem Zug fahren, der aber leider, leider zur Zeit nicht fährt und auch der Ersatzbus an diesem Wochenende nicht operierte. Gemerkt hatten wir diese Misere erst am Abend vor der Reise, Mathias fuhr mit meiner Mama zur Deutschen Bahn und stornierte die bereits gekauften Tickets.

Wer noch nie in Stettin dort war, die Stadt beginnt dort wo das Schild der Bundesrepublik Deutschland durchgestrichen ist, quasi genau auf der Grenzlinie.

Stettin ist die viergrößte Stadt in Polen, arg umkämpft und arg zerstört im zweiten Weltkrieg, da direkt an der Oder liegend und quasi die letzte Bastion vor Berlin. Vieles wurde nicht mehr aufgebaut und restauriert, Stettin hat wenig, was die ansonsten deutsch- polnische Puppenhausarchitektur ausmacht, die Sehenswürdigkeiten liegen auch recht weit auseinander, kaiserliche Alleen machen alleine das Überqueren von Straßen und Kreuzungen zu einer Herausforderung.

Ich verweise auch auf meinen recht ausführlichen Bericht aus 2019: https://allcontinentsinonelife.com/polen-2019-szczecin-stettin/ der sich auch aufgrund der besseren Fotos lohnt, Ich hatte an diesem Wochenende bewusst auf die Kamera verzichtet und mich auf Apple verlassen.

Wir fuhren zunächst zu unserem Hotel und stellten den Wagen ab. Einchecken ging natürlich noch nicht, es war gerade mal 11:00 Uhr. So schlichen 4×2 Beine und 1x 4 Pfotis mehr oder weniger enthusiastisch zur St. Jakobs Kathedrale. Genauere Angaben zum Bauwerk sind bitte dem ersten Stettinbericht zu entnehmen.

Im Gotteshaus lief eine Messe, wir verkniffen uns die intensive Besichtigung, unser Hundemädel war auch bereits wieder nervös. Die kleine Kläfferina hält das Rudel zusammen, Abtrünnige aka Klogänger, Kirchenbewunderer oder so, werden gnadenlos von ihr bestraft.

Es ging über die schönste Straße von Stettin zum Platz des Weißen Adlers und bewunderten die Überbleibsel Deutscher Archtitektur. Auch hier ist der Blick in Stettin 2019 hilfreich.

Da wir ein kleines Hungerchen verspürten liefen wir zum Schloss und setzten uns in den fast noch geschlossenen Rathauskeller. Uns gelüstete nach Tatar und Bier und so vertrödelten ein wenig den späten Vormittag.

Das Schloss

Nachdem wir gestärkt waren, die Temperatur sich der 34 Grad Marke näherte, bewunderten wir kurz den hübschen Innenhof des Schlosses und sanken mal wieder ermattet auf eine Bank.

Ein bissel Altstadt gibt es dann aber doch noch, leider steht diese in keinem Vergleich zu den grandiosen Städten wie Breslau, Danzig, Krakau oder Posen. Der ehemalige Heumarkt wurde ganz nett restauriert, auch das alte Rathaus strahlt wieder in neuem Glanz. In den hübschen Hansehäusern sind heute Restaurants untergebracht, immerhin ist die gesamte internationale Küche vertreten.

die alten Wasserpumpen

Uns zog es zur Oder, vermessen allerdings der Wunsch auf ein wenig Abkühlung am Wasser. Auch hier schlichen die Touristen als auch Einheimische von einer Kneipe/ Restaurant zum Anderen…. und auch wir hockten uns nach 300 m Fussweg wieder auf unsere vier Buchstaben.

Der Nachmittag ist schnell erzählt, wir schlichen zurück ins Hotel, checkten ein und fielen ermattet in unsere Betten. Unser Hotel ( Rycerski) lag zentral, leider an einer lauten Verkehrsachse ( Brahma Portowa) und ist demzufolge nur eingeschränkt zu empfehlen. es gibt sicherlich bessere Alternativen in Stettin.

Nach dem erholsamen Nachmittagsschlaf meldete sich pünktlich der kleine Hunger und trampelte auf unseren Gemackssynapsen herum. Auf Fussmarsch hatten wir keine Lust und so schlenderten wir in das fussläufige Nowy Browar und genossen selbstgebrautes Bier und Hausmannskost, Rippchen, Gulasch und Co.

Zum Abschluss des Anreisetages gab es Bier und Chips aus dem Zapka an der Ecke und eine geflegte Schweissdusche in den nicht klimatisierten Zimmern. Emily lag vor dem Fenster und versuchte Luft zu erhaschen, förmlich unmöglich.

Unser Hochzeitstag, der Achte, fiel auf einen Sonntag und versprach wieder Hitze satt. Wir verspürten, nach einem recht mittelmäßigen Frühstück kaum Lust auf Sightseeing, fuhren dennoch mit der Straßenbahn zu Erich Wedel am Berliner Tor und kehrten dort auf ein kühles Getränk ein.

Beim Anblick der stylischen Philharmonie, die in ihrer Optik Eisberge symbolisieren soll, wünschten wir uns genau diese ins gluttheiße Europa….

Kurz und gut, wir waren zu nichts fähig, Abkühlung musste dringend her. Also wurde der Skoda ausgeparkt und so schnell es der Verlehr zuließ, fuhren wir zum Stettiner Haff. Dieses ist ja mehr deutsch, wie polnisch, so dass wir an unserem Ausflugsziel schon wieder in die gute alte Heimat schauten.

Nowy Warpno, also das neue Warpno ist ein Ferienort in Polen mit bescheidener Infrastruktur. Alt Warpno liegt auf der anderen Seite des Haffs, keine fünf Schiffsminuten entfernt und ist damit dann bereits wieder deutsch.

Wir besuchten den Hafen, genossen Matjesbrötchen und die Tatsache, dass es tatsächlich 10 Grad kühler am Haff war, nur 28 Grad…..quasi Winter. Das Wasser war leider auf dieser Seite der Halbinsel nicht so einladend, nicht mal Emily ließen wir ins Wasser.

Anbei ein paar Dorfimpressionen:

Wir entschlossen uns zu einer Hafftour, mit einem deutschen Anbieter und genossen die frische Luft, den Blick nach Usedom und Alt Warpno. Auch Emily konnte entspannen.

Nach einer Stunde Rundtour war es mit der Haffherrlichkeit dann auch schon wieder vorbei und mehr durch Zufall fanden wir die zentrale Badestelle von Nowe Warpno. Mathias und Emchen ließen es sich nicht nehmen und sprangen in die Fluten.

Mit einem ordentlichen Platzregen fuhren wir zurück in die Stadt, mehr als happy dieser entflohen zu sein. Da unser Abendessen am Vortag so grandios gewesen ist, blieben wir diesem treu und gingen erneut in Nowy Browar, meine Meeresfrüchte waren sehr gut.

Auch der zweite Abend in Stettin endete wie der erste, für großartige Aktivitäten war es einfach viel zu warm.

Der 27.06.2022 war nicht nur der heißeste Tag im Juni 2022 sondern auch mein 51. Geburtstag….51, ja ich kann es kaum glauben.

Meine liebe Familie sorgte dafür, dass ich einen hübschen Geburtstagstisch bekam und sich doch ein wenig Feierstimmung breit machte.

Ansonsten stand mein Geburtstag unter dem Motto Hitze und Baustellen inkl.viel Staub. Wir fuhren zunächst mit der Straßenbahn zum Café 22, welches sich im 22 Stock eines zentralen Hochhauskomplexes befindet und über einen schönen Blick auf die Stadt verfügt.

Wir genossen, neben dem Blick, eine gute Rhabarber- Limetten Limonade, Mathias konnte bereits wieder Kuchen, einen wirklich sensationellen, genießen.

Ein Polenaufenthalt ohne Piroggen wäre irgendwie nicht Polen.Deshalb bahnten wir uns über eine der Megabaustellen den Weg in die berühmteste Piroggania der Stadt und wurden, nach Überwindung von Dreck, Staub und anderen Gefahrenstellen au ch nicht entäuscht. Manche Geburtstagslage war schon schlechter…..

Baustelle polnisch, ohne Fussgängersicherung
Geburtstagsmittag!

Der diesjährige Polenaufenthalt wurde mit einem Supermarktbesuch abgerundet und zum frühen Abend ließen wir uns eine Currywurst in Berlin schmecken.

Polen 2021: Poznan II

Wir schliefen aus, Frühstück gab es erst um 9:00 Uhr, Emily blieb brav auf dem Zimmer.

Das IBIS servierte Buffet, mit Einweghandschuhen und Maske….. und es war wie immer gut bestückt und für alle Geschmäcker etwas dabei.

Das Wetter zeigte sich freundlicher als gedacht, die App hatte von 24 h Regen gesprochen und so freuten wir uns über den trockenen Boden und zogen sightseeingwillig von dannen.

Wir organisierten uns ein Tagesticket für die Tram und nahmen das erste Tagesziel Srodka und Kathedrale in Ostrow Tumski in Angriff. Leider wollte die Tram nicht dort hinfahren und so standen wir nach zwei Stationen schon wieder auf der Straße und schlenderten am Weichselufer entlang.

Emily konnte ohne Leine am Wasser laufen und nach wenigen hundert Meter standen wir in Srodka vor dem berühmten 3D Wandbild. Es zeigt eine typische Szene ( Srodka Story) in dem Vorort, der erst 1800 mit Posen eingemeindet wurde. Das Kunstwerk entstand 2015 am zentralen Marktplatz, hübsche Hotels und Cafés findet man in unmittelbarer Nähe.

Nach einer Erfrischungspause liefen wir über die Weichsel, warfen einen Blick auf das Brama Poznania ( 2013 errichtetes Museum direkt am Weichselufer) schenkten uns aber die Ausstellung über die Dominsel.

Ostrow Tumski ( Dominsel) ist der älteste Teil der Stadt, welche 968 erster Bistumssitz des Landes wurde. Dominiert wird die Insel von der Kathedrale, die bereits 966 entstand und im Feldzug der tschechischen Fürsten 1034- 38 zerstört wurde. Hier liegen die ersten Könige Polens begraben, wer mag kann einen Blick auf die Sarkophage von Mieszko I u. Boleslaw werfen.

Wir kniffen uns Schnick und Schnack, bewunderten die recht schlichte Kirche ohne Krypta und verließen schnell das Gotteshaus….polnische Tourimassen ohne. MNS waren im Anmarsch.

Wir verließen die Dominsel und schlichen in sengender Mittagshitze Richtung Innenstadt. Erst bot sich der Blick über die Weichsel, später erspähten wir die marode Neue Synagoge, die seit 2010 so vor sich hin gammelt. Diese wurde nach 1919 entweiht, nachdem die Juden von Posen Richtung Deutschland ausgewandert waren. Die Nazis verwandelten die Synagoge in ein Schwimmbad, die Polen setzten diese Nutzung fort.  Mittlerweile gehört das Gelände wieder der jüdischen Gemeinde, die aber viel zu klein ist und dieses Gotteshaus wohl nie wieder nutzen wird. 

die Reste der Synagoge „von hinten“

In einem hübschen Hinterhofrestaurant tranken wir ein wohlverdientes Radler, leider war die Küche, aufgrund einer großen Familienfeier geschlossen.

Zur schönsten Mittagszeit waren wir wieder am Ring und da man ein „running system never changen soll“ schlugen wir wieder im just friends aus. Es gab ein mehr als feudales Mittagessen, ganz nach guter alter polnischer Reisesitte. Achtung, Fresschen von Vier….nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht!

Da das Wetter so toll war, spazierte ich nochmals ne Runde um den Platz und machte Bildchen im Sonnenschein…..was für ein Unterschied zum Vortag!

Unser nächstes Ziel war das Schloß Przemyslaw, wo wir aber nicht sehr lange verweilten, der Blick auf den Rynek nun auch nicht als spektakulär bezeichnet werden kann.

Mit einem kurzen Blick auf den Freiheitsbrunnen ( es wurde viel gebaut und lud nicht zum Verweilen ein) und dem Nationalmuseum überfielen wir einen Supermarkt und kauften wichtigsten Kleinkram für Berlin ein. 

Die Tram brachte uns binnen 10 Minuten ins Hotel, für zwei Stunden fielen wir in die weiche Heia.

Gegen 19:00 Uhr machten sich nur noch 3 v. 4 auf den Weg zum Ring und staunten nicht schlecht. Gesamt Posen war auf den Beinen, gesamt Posen hielt sich an keine Coronaauflagen; erschreckend. Mit gesenktem Kopf und die Luft anhaltend liefen wir durch die Breslauer zum Rynek.

Wir ersuchten uns unser Abendessen und wurden im Baberka fündig, einem alten Traditionshaus von Posen. Wieder war das Essen zu üppig, ich blieb aber diesmal, Gott sei Dank, bei Salat.

Emily hatte viel Spaß mit den Kindern vom Nachbartisch und war einfach glücklich mit ihren Oldies unterwegs  zu sein.

Nach einer Marktrunde zur blauen Stunden verließen wir fluchtartig die Innenstadt, es waren uns eindeutig zu viele Irre unterwegs und wir ersehnten Dusche und Bett.

Der letzte Tag ist schnell erzählt, Frühstück gab es wieder um 09:00 Uhr, danach checkten wir aus und fuhren mit dem PKW zum Maltasee. Dieser See wird für Ruder,-u. Kanuevents genutzt, das Ufer ist Rummelplatz für die gesamte Familie. 

Mathias versuchte sich an der Sommerbobbahn, wir waren mit einer Limonade am Seeufer zufrieden.

Den Besuch des großen Stadtparks kniffen wir uns und nachdem wir noch einen kurzen Blick auf das Kaiserschloss ( für Wilhelm II erbaut)  und auf das Denkmal für die Opfer des Posener Arbeiteraufstands geworfen hatten, schmissen wir uns wieder auf die Autobahn Richtung Berlin. 

In Slubice machten wir nochmals Halt und gingen für die letzten Slotys sehr gut essen und einkaufen. Dort waren auch die Supermärkte am Sonntag geöffnet und mit den ersten Zutaten für eine Zurek waren wir gegen 18:00 Uhr wieder in Berlin.

Mein Fazit zu Posen fällt, wie soll es anders sein, positiv aus. Dennoch ist Poznan nicht mit Breslau oder Danzig vergleichbar, an vielen Stellen sieht man schon noch die Untaten des Sozialismus und Weltkriegsschäden.

Uns hätten zwei volle Tage  in der Stadt ausgereicht, bei zwei Nächten kann man das Sightseeingprogramm aber schön gelassen angehen und demzufolge geht meine klare Empfehlung auch zu einem Wochenendtrip. Posen lässt sich gut mit Breslau verbinden, es gibt regelmäßige Zugverbindungen. 

Polen 2021, Poznan I

Während die „Metropole im Herbst“ Truppe wohl auch das zweite Coronajahr ohne echtes europäisches Highlight verstreichen lassen wird, machte sich im dritten Jahr in Folge „ Kleine europäische Perlen“ auf den Weg gen Osten. Unser Ziel war Posen, Poznan in Großpolen, lediglich 260km von Berlin entfernt und auf der Autobahn in rd. drei Stunden erreichbar. Das die Autobahn in Poznan endet und man in die Masuren dann die letzten 600km nur noch Landstraße fährt, haben wir in 2020 bitter lernen müssen. Die sternförmige Autobahn, die grundsätzlich in der Hauptstadt Warschau beginnt und in einer der großen Städte Polens endet, sollte man immer vor Augen haben, wenn man eine Reise nach Polen plant. Irgendwann hat man auf dieser Reise links und rechts dunkle Wälder, Trecker und Pferdegespanne vor sich …..und eine Fahrstrecke, die einen visuell 100 Jahre in der Geschichtsschreibung zurück wirft.

Wir hatten uns für das IBIS Stare Miasto entschieden, laufnah in die Altstadt und als sehr preisgünstig zu bezeichnen. Wo bekommt man für 46,50€ solch ein Zimmer mit Frühstück ?

Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht hatten, liefen wir zum Rynek,dem historischen Marktplatz. Bereits auf dem Weg ( ca. 1km) bemerkten wir, dass Posen weitaus weniger schick gemacht wurde als z.B Breslau oder Danzig. Viele Häuser sind noch verfallen, Poznan war eben auch nicht Kulturhauptstadt. Übrigens, wer glaubt das Posen lange deutsch gewesen ist, der täuscht….bereits 1919 ging Poznan an Polen, eine Folge des verlorenen ersten Weltkriegs. Um 900n Chr. war Poznan sogar erste polnische Hauptstadt, von Warschau war damals noch nicht die Rede. Der Dom von Poznan ist die älteste Kathedrale des Landes.

Wir erhaschten einen ersten Blick auf das Franziskanerkloster, welches wir später genauer „ unter die Lupe“ nahmen.

Um auf den Rynek zu kommen, muss man die Breslauer Straße hinunterlaufen und staunt nicht schlecht…viele Restaurants, Cafés, wenig Menschen die es mit den Coronaauflagen noch ernst nehmen….wir waren, gelinde gesagt, erstaunt! In 2020 habe ich Polen als vorbildlich wahrgenommen, davon war in 2021 nichts mehr zu spüren.

Auf dem Rynek suchten wir  uns ein Restaurant ( Just friends) und genossen die erste Zurek des Wochenendes. Erstaunlicherweise kannten weder meine Mama noch Klaus die berühmte polnische Suppe, die sie nun auch zu ihrer Lieblingssuppe im Urlaubsländle deklarierten. Lecker das Zeug, obwohl der Name „Sauermehlsuppe“ eigentlich nichts Gutes erahnen lässt.

Leider regnete es an unserem ersten Tag zum Teil recht heftig und so turnten wir von Restaurant zu Pierogarnia und Eiscafe´.

Die Piroggen am späten Nachmittag finden noch Erwähnung, Alle handgemacht und sehr lecker.

Unser Eis am Ring war ok, sah hübsch aus war aber überdimensioniert.

Zwischen den Fressgelagen versuchten wir es immer wieder mit ein wenig Sightseeing und auch ich möchte nicht nur Fressfotos diesem Bericht beifügen.

Der Stary Rynek ( Alter Markt) ist das Herz der Altstadt und steht in Schönheit dem Langen Markt in Danzig oder auch dem Rynek in Breslau in nichts nach.

Zentraler Mittelpunkt ist das Rathaus im Renaissance Stil ( 1550-60)  welches sich erheblich von den farbenfrohen Häusern abhebt. Das Rathaus gilt als Eines der schönsten Gebäude in Europa und JA….das stimmt wohl. 

Was allerdings die 50er Jahre Galerie mitten auf dem Platz zu suchen hat? Hier müsste man dem Architekten den Kopf abreißen…gräßlich!

Etliche Häuser auf dem Stary Rynek wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, schnell nach 1945 wieder aufgebaut. Restauration liegt den Polen, das haben wir bereits in Breslau, Krakau, Danzig bewundern können.

Wir statteten auch dem Franziskanerkloster einen Besuch ab, waren kurz in der St. Stephans Kirche und genossen den beeindruckenden Klostergarten.

Auch in der benachbarten Ballettschule schauten wir kurz rein und erhielten prompt eine Einladung für ein Konzert um 17:00 Uhr. Angesichts der sehr laxen Haltung in Bezug auf Corona und Co ließen wir das Spektakel aber aus.

Geht man vom Franziskanerkloster Richtung Kathedrale kommt man zu einem hübschen Platz, an dem zur Zeit mörderisch gebaut wird. Wir bewunderten dennoch die Wahrzeichen von Posen, zwei kämpfende Ziegenböcke.

Nachdem wir nochmal über den Rynek geschlendert und das genannte Eis verputzt hatten, krochen wir den Kilometer zurück zu unserem Hotel. Dort blieben wir auch den restlichen Abend…..auch als uns nochmal ein kleines Hüngerchen quälte. 

Hier nochmal ein paar Bildchen, nicht ganz so trüb wie die Mittagsrunde.

Das IBIS machte uns ein hervorragendes Abendessen und wir waren zufrieden, nicht mehr in die Innenstadt zu müssen und ließen den ersten Abend in Posen auf den Zimmern ausklingen.  Emily verwirrte die Zwischentür, sie witterte uns permanent und sah uns nicht….das überforderte unser Hundemädchen.

Polen 2020, VII: Upalty, Gizycko

Unsere letzten zwei Urlaubstage in Upalty/ Gizycko sind schnell erzählt. Am 12.07.20 feierte mein lieber Mann seinen 51. Geburtstag. Total verschlafen wurden Geschenke ausgepackt, Weder das Geburtstagskind noch Emily waren um 8:00 Uhr morgens wirklich aufnahmefähig.

Mathias hatte sich zu seinem Ehrentag einen langen Spaziergang durch unser Dorf und Felder gewünscht und so machten wir uns nach dem Frühstück auf und marschierten los. Der Wunsch war mir schließlich Befehl !!!!! Emily freute sich und trabte eifrig mit.

Die Sonne schien, 18 Grad machten den Marsch zu einem Vergnügen, der Himmel Masurens zeigte uns ALLES. Wir genossen unseren Spaziergang über die Felder und erfreuten uns an der Natur, die sich unspektakulär von ihrer schönsten Seite zeigte.

Ungefähr auf halber Strecke fanden wir diese lauschige Bank, setzten uns wie Waldorf und Stadler auf genau diese und zählten Strohballen.

Wir hatten die Vision einmal um unseren See zu kommen und scheiterten kläglich. Gott sei Dank fiel uns unser Fehler noch rechtzeitig auf, der Fauxpas hätten uns fast 10 km mehr eingebracht…..wir wären in Gizycko „rausgekommen“. So erkundeten wir doch lieber unsere Gegend und genossen vor Allem die schönen Wildblumen, die es insbesondere mir angetan hatten.

ein altes Bauernhaus und ein ziemlich einsames Fohlen. Das kleine Wesen war sofort zutraulich und selbst unser Kläffer war ruhig.
wilder Dill und ein sagenhafter Himmel

Hochzufrieden kehrten wir wieder in unsere Mühle ein.

Das Wetter hielt leider nicht, Kaffee und Geburtstagkuchen gab es im Restaurant.

Den Nachmittag verbrachten wir auf unserem Zimmer, abends gab es dem Anlass entsprechend nochmal polnische Ente mit Bratäpfeln und Rosinen.

Am Abend hätte man meinen können, dass Emily das Geburtstagskind gewesen ist. Wir Drei spielten auf der Wiese mit ihrem geliebten Ball, als eine polnische Familie dazu kam. Die zwei Kinder ( ca. 4 u.6 Jahre alt) zeigten keine Angst und tobten mit dem Hund bestimmt eine Stunde auf der Wiese herum. Als wir dachten, dass der Hund doch eigentlich tot sein müsste, mischte noch ein kleiner Malteser mit, den ich Idefix getauft habe. Sein polnischer Name war Zucker und genau so war sein Charakter….es war eine Freude den Beiden beim Spielen zuzusehen. Nach über zwei Stunden Spiel, Spaß, Spannung landete die gesamte Sippe unter der Dusche und ziemlich früh im Bett.

Die Masuren zeigten sich am letzten Tag von ihrer besten Seite. Nach dem Frühstück ( ich mag keine Eier, keine Wurst und auch keine Pasten mehr) was bei uns immer kärger ausfiel, machten wir uns auf den Weg zu Kaufland. Der heimische Kühlschrank ist leer und wir wollten noch einige polnische Besonderheiten z.B Salzgurken einkaufen.

Im Anschluss holten wir unsere Emily im Hotel ab und machten einen kleinen Abstecher zu Antyki. Dort stromerten wir durch sämtliche Einrichtungen Ostpreußens bis anno 1945. Herrliche Fundstücke, tolle Möbel und alles spottbillig. Meine Mama schwärmte immer, dass Polen eine tolle Quelle für Antiquitäten ist. Als Kind habe ich nicht verstanden, warum das so ist…..jetzt ist es mir natürlich klar. Nicht nur die Kriegsopfer und die Vernichtung der Juden sondern auch die Hinterlassenschaften der Vertriebenen haben für volle Dachböden und Antikgeschäfte geführt. Keiner wollte nach dem Krieg im alten Plunder leben und davon profitieren heute noch Sammler…….ein paar Stücke hätte ich gerne gehabt.

Wir fuhren nochmals zum Hafen von Gizycko, genossen das tollte Wetter und waren sogar am Strand. Emily ging ins Wasser, Gizycko war am Ende des Urlaubs sehr gnädig mit uns.

Nach einer Hühnerbrühe und einem Abschiedsbier im Ort fuhren wir wieder zurück nach Upalty. Dort kam am Abend nochmal Emily zu ihrem Recht, sie fegte mit Mathias über die heißgeliebte Wiese.

Früh gingen wir an diesem letzten Abend zu Bett, eine lange Fahrt von 850km, teils über Landstraße lag vor uns. Wir zogen noch vor unserer Rückfahrt ein positives Fazit. Polen war wie immer eine Reise wert, auch wenn uns natürlich der Ausgang der Präsidentenwahl am 12.07.20 zu denken gibt. Mathias hätte sich einen anderen Ausgang an seinem Geburtstag gewünscht.

Unsere Rückreise begann um 9:50 Uhr, vorher hatten wir ein letztes Mal das oppulente Frühstück genossen und Emily hatte herzzerreißend Abschied von „ ihrer Wiese“ genommen. Unser Hundemädchen sass still und leise auf dem Rasen, wollte nicht spielen…sie saß traurig auf ihren vier Buchstaben und ließ die gesamte Szenerie auf sich wirken- als ob sie sich die Wiese in ihr kleines Hirn hämmern wollte! Danach wollte unsere Maus nicht mehr ins Zimmer zurück……auch wir fühlten mit ihr mit!

Die Fahrt zog sich ab der ersten Minute, nur Landstraße bis Allenstein. Wir schauten auf die Karte und stellten fest, dass sich der Spuk bis Thorn zieht….ach nee, bei genauer Betrachtung sogar bis Posen! Autobahnen gibt es genug, führen nur alle von Warschau weg und erbinden das Land leider nicht in Ost-West Achse…..wir waren gernervt. Insgesamt waren wir rd 500 km nur auf der Landstraße unterwegs, mit zwei kleinen Pausen benötigten wir für die Gesamtstrecke rd. 9,5 Std. Bei KW mussten wir von der Autobahn runter, da dort ein Unfall die Weiterfahrt behinderte….das spielte am Ende auch keine Rolle mehr.

Zufrieden, den Wahnsinn Landstraße mit den vielen Traktoren und LKWs ( schlimm für die Anwohner) hinter uns gebracht zu haben, kehrten wir gegen 18:30 Uhr bei unserem Herzensintaliener ein und ließen nicht nur das schöne Polen sondern auch die schwere polnische Küche hinter uns zurück.

Unsere nächsten Ziele in Polen sind schon klar gesteckt. Mathias möchte im August nach Stettin, der Weihnachtsmarkt in Posen lockt ebenfalls sehr und außerdem kenne ich von Warschau bislang nur den Bahnhof ( auf Durchfahrt nach Smolensk und Moskau).

Mal sehen was Corona und die Reisemöglichkeiten in den nächsten Jahren so mit sich bringen wird!

Polen 2020, VI: Feste Boyen, Gizycko, Wolfsschanze, Swieta LipKo, Reszel

Das sich unser Polenurlaub immer mehr zu einem Burgen,-u. Festungstrip entwickelt hat, hatten wir im Vorfeld nicht geplant. Mochte es am Wetter liegen oder an der Erkenntnis, dass tatsächlich der Deutsche Orden überall hier in diesen Breitengraden sein Unwesen getrieben hat?! Es war wie es war mein Roman blieb jungfräulich auf dem Kindl, die Badesachen wanderten unangerührt wieder in den Rucksack zurück, wir Drei ( inklusive Hund) sind um ein paar Festungsanlagen aller Zeitepochen wissender geworden!

Am 10.07.20 war das Wetter aber schwülwarm und wir entschlossen uns das Schloß und die berühmte Drehbrücke von Gizycko anzusehen. Zum Schloß habe ich nicht mal Richtiges in Wikipedia gefunden. Es wurde nach 1945 wieder aufgebaut, wann und für wen der Originalbau war, who knows….???

Spannender verhält es sich mit der Drehbrücke, die noch händisch bedient wird. Es gibt lediglich zwei Exemplare in Europa. Das Ursprungsexemplar stürzte 1889 aufgrund von Überlast zusammen, die elektrische Konstruktion aus den 60er Jahren war hässlich zu den Kaimauern und seit 1993 wird wieder per Hand gekurbelt. Das Schauspiel lernten wir erst später kennen.

Schloss und Drehbrücke
Auf der Drehbrücke

Unser nächstes Ziel war die Feste Boyen, eine Festungsanlage aus dem 19 Jh., typisch preußischer Bauart und sowohl im ersten Weltkrieg als auch im zweiten Weltkrieg relevant. Im Netz toll besprochen, wir fanden die Anlage aber eher langweilig…..doch was sollt es, so liefen, liefen, liefen wir und der Hund freute sich über den Spaziergang. Wir freuten uns ebenfalls, mal im Wald zu sein. Die masurischen Wälder sind dicht, dunkel und wir haben es nicht geschafft, an eine Wanderkarte zu kommen.

Die Anlage wurde ringförmig errichtet und sieht vermutlich aus der Luft am Beeindruckensten aus. Wir bekamen langsam von Bastionen, Kasematten und Kriegsgeschichten genug. Die Polen stehen auf solche Anlagen und spielen förmlich „besiegt die Deutschen“ gerne nach…..

Hier ein paar Burgimpressionen ohne Input und ohne echte Ordnung. Das Ding ist überwuchert, viele wilde Blumen erfreuten uns am Rand und am Beeindruckensten fand ich die Kulissen für sommerliche Solatenspielchen ( Festival im August) ….vermutlich mit Open Air Theater. Alles in Allem tat die Feste Boyen nicht weh, war aber auch nicht notwendig.

Wir ertappten uns dabei, dass wir die Blumen und Tierchen um uns herum interessanter fanden. als die militärische Anlage und den Rundweg abkürzten. Als mich dann auch noch ne fiese Pferdebremse biss, war es Zeit das militärische „ Wunderwerk“ zu verlassen…..immerhin der dichte Wald war sehr beeindruckend und als Kulisse für Filme eignet sich die Festung mit Sicherheit.

Zurück an der Drehbrücke war genau diese offen und wir konnten nicht nur Boote bei der Durchfahrt beobachten, sondern auch eine geschlagene Stunde auf das Schließen der Brücke warten! Emily ging derweil einer ihrer Sommerromanzen nach. Ihr erste Liebe, ein wuscheliger Malteser lief ihr am nächsten Tag sogar nochmal beeindruckend nach. Der kleine Westie war aber eindeutig mehr unser Geschmäckle.

Unseren Nachmittag verbrachten wir faul in Upalty. Wir saßen am See und genossen Fisch…..von Fleisch hatten wir zumindest vorerst mal genug. Mathias traute sich an Aal in Aspik, der wider Erwarten sehr lecker war, ich blieb bei Piroggen mit Hecht und gab mal wieder die Hälte ab. Nach einer Woche polnischer Kulinarik sehne ich mich fast nach kosmopolitischer Askese.

Am nächsten Tag starteten wir Richtung Rastenburg, polnisch Ketrzyn und vor dort weiter nach Görlitz, jetzt Gierloz…..mit mulmigen Gefühl. Muss man unbedingt die Wolfsschanze, das „Führerhauptquartier“ der Jahre 41-44 gesehen haben? Überall stieß man auf Werbung, sah gesprengte Bunker auf Flyern und gefühlt fuhr Jede/r , egal ob Pole oder Tourist, dorthin. Uns und unser merkwürdiges Magengefühl zog es also ebenfalls die rd 40km in den Wald und tatsächlich, der erste Eindruck ließ ein wenig an Disneyland denken. 

Großer Parkplatz und professionelle Guides gingen auf Bauern,-aka Tourifang. 

Uns gruselte vor waffenverrückten Polen und ewiggestrigen Neonazis, Reichsbürgern und Afdlern, die in Kübelwagen über das Gelände gefahren werden…doch Gott sei Dank, nichts da!!!! 

Lageplan, die Wolfsschanze liegt im tiefen Wald von Görlitz/ Gierlosz

Die Erleichterung war groß, der Rundweg durch die Wolfsschanze konzentrierte sich auf Fakten, insgesamt stand das Attentat auf Adolfa Hitlera im Vordergrund und da tatsächlich alle Nazigrößen eingepolnischt worden waren, musste ich manchmal zweimal nachdenken von wem gerade gesprochen wurde! Adolfa erschien mit als hässliche weibliche Form von Adolf und bei Wilhelma Keitlera musste ich echt nachdenken, ob es die Dame wirklich gegeben haben könnte. So fiel bei uns Deutschen der normale „walk of shame“ ein wenig kleiner aus.

An das Attentat auf den Irren gedenken schießlich auch wir gerne, auch wenn mir das Heldentum der Polen gegenüber Stauffenberg ein wenig befremdlich vorkam. Schließlich war auch der Graf Nazi …wenn auch am 20.07.1944 ein geläuterter!

Was bleibt zur Wolfsschanze zu erzählen? Getarnt war die Anlage als Fabrik, gesichert mit 80.000 Minen um den gesamten Komplex. Sicherheitslücken gab es im Inneren, andernfalls hätte Stauffenberg die Bomben nicht in den Komplex bekommen. Es gab ein Kino, Kasino und Rollfeld. Hitler nutzte seinen Bunker lediglich 12 Tage, die Nazis sprengten die Wolfsschanze Anfang 45…..wobei dies kaum möglich war, die Bunkeranlagen bestanden Alle aus Stahlbeton, die Mauern waren mehrere Meter dick…..davon haben noch Generationen was.

Anbei ein paar Bildchen, sofern ich Erklärungen zu den Bunkern habe , sind diese unter den Bildern zu finden.

auf der Suche nach Munition, angeblich sind alle 80.000 Minen geräumt…wers glaubt?!
Spürwuff, war in Emily verliebt
Überreste des Hauses/ Baracke des Anschlags auf Adolfa Hitlera
Erinnerungstafel
nachgestellt
Bunkerreste, jeder Bunker hatte 2-6m dicke Wände….wegsprengen geht da nicht
Hitlers Bunker
Eingang verboten

Wir betrachteten die Wolfsschanze mit genügend kritischem Abstand, zum Teil lief ich durch die Anlage wie bei einer Ausgrabungsstelle. Angesichts der Farbgebung wähnte ich mich in Angkor Wat oder Tikal und versuchte zumindest die Bildkomposition ansprechend zu gestalten…..

Nach rd. einer Stunde waren wir ohne bleibenden Schaden wieder aus der Anlage raus, Emily hatte ihren kleinen Verehrer vom Vortag  wieder getroffen, wir kehrten Adolfa und Wilhelma den Rücken zu!

Unser nächster Weg führte uns nach Heiligelinde, jetzt Swieta Lipka. Der Sage nach wurde eine Marienfigur an eine Linde genagelt (15 Jh.) die auch noch wohltätige Gaben vollbrachte.Während der Reformation zerstört, wurde um 1687-93 die Wallfahrtskirche Heiligelinde erbaut und gehört seit 1945 zum Camino Polska….also auf den Weg nach Santiago de Compostela!

die Kirche war früher gelb, sah besser aus

Gegenüber der Kirche steht ein altehrwürdiges Gasthaus in dem bereits Friedrich Wilhelm III gespeist hat. Wir taten es dem Sohn des alten Fritzen gleich und aßen Nudelsuppe im Sonnenschein!

Statt nach Ketzryn fuhren wir lieber nach Reszel/ Rössel. Dort lockte eine alte gotische Burg aus dem 14Jh. und eine hübsche Kirche ( Peter und Paul) ehemals protestantisch, jetzt katholisch. Nach einem Bummel durch das nicht überrestaurierte Nest fuhren wir mit den ersten Regentropfen des Tages wieder zurück nach Upalty.

Bei Tesco kauften wir Vodka, Zurecbasis und Gewürze für einen gelungenen polnischen Abend @home ein.

Abends ließen wir mal wieder lecker den Abend ausklingen und vertrödelten auf unserem Zimmer den Abend.

Polen 2020, V: Mikolajki & Upalty

Unser zweiter Tag in den Masuren begann sonnig und schnell war klar….auf gehts nach Mikolajki, ehemals Nikolaiken. Vorher genossen wir mal kurz unseren See, unsere Aussicht, unsere Mühle….im SONNENSCHEIN!

Mikolajki ist der zweite Hotspot der masurischen Seenplatte und ungefähr 35 km von Gizycko entfernt.Der Ort wirkt lieblicher und eingängiger für einen Tagestrip, lag es nun am Wetter oder an der Tatsache, dass der Ort so malerisch an einem Kanal liegt ? Wir wissen es nicht, waren aber vom ersten Anblick der Ortschaft begeistert. Mikolajki oder Nikolaiken steht für den heiligen Sankt Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer und wurde bereits 1444 urkundlich erwähnt. 1726 wurde durch den preußischen König Friedrich-Wilhelm I Stadtrechte vergeben und genau wie Olsztyn, und Gizycko stimmte Mikolajki 1920 über den Verbleib im Deutschen Reich ab. Das Ergebnis fiel identisch wie in Lötzen aus, alle Stimmen für das Deutsche Reich, keine Stimme für Polen.Das weitere Schicksal ist hinlänglich bekannt…..bis auf eine Besonderheit: Mikolajki hatte keine Kriegsschäden zu verzeichnen und eventuell stellt sich deshalb der Ort heute so puppig dar?

Wir stellten unseren Wagen jenseits der Brücke über den Zulauf zum Spirdingsee ab und genossen vor der Brücke, in einem Lokal den Exklusivblick über das Wasser und auf den Ferienort.

Unser Exklusivplatz dür Bier und Aussicht

Wir schlenderten über die Brücke in den Ort und genossen Sonne satt. Mit uns war gefühlt Halbpolen auf den Beinen, Coronamaßnahmen? Fehlanzeige! Uns war manches Mal ganz Bange und wir hielten uns vornehm zurück.

Ich würde Mikolajki vermutlich als Standort unserem Gizycko ein wenig vorziehen ( auch wenn wir einen Tag später noch eine andere Ecken vom alten Lötzen kennenlernen durften), es sei denn man sucht die Einsamkeit….diese findet man hier auf keinen Fall.

interessante Bank-dat soll so!
das Wappentier, der Fisch
schicke Hotels

Zum Mittag gab es eine Suppe mit Aublick und die besten süßen Piroggen unseres Urlaubs……gefüllt mit Blaubeeren, Vanillesoße und Obst! Sehr, sehr lecker……Zu unserer Ehrenrettung muss ich allerdings betonen, dass wir uns die Piroggen IMMER teilen und ich IMMER weniger von den Nudeltäschchen futtere. Ich bin trotzdem gespannt, wie die Waage in der nächsten Woche ächzen wird.

Da das Wetter am frühen Nachmittag wieder zu schwächeln anfing, fuhren wir über abenteuerliche Wege ( eine Umleitung führte uns auf Schotterpisten durch Felder und Wiesen) zurück nach Upalty. Mehrfach waren uns die Warnschilder zu Elchen und Wisenten aufgefallen ( auch in Upalty) , ein Highlight wäre so ein Tierchen schon gewesen.

Das Wetter hielt sich zu diesem Zeitpunkt noch prima und so kam unsere Emily auf ihre Kosten. Wir gingen querfeldein über Wiesen und Felder und sogen ein wenig Landluft ein. Mich begeisterten die Wiesenblumen ( Korn und Mohn standen in voller Blüte) und ich drückte oft auf den Auslöser.

Sommer in den Masuren
eine Distelart

Wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt, begeisterten diese kleinen Freunde unseren Hund und uns….Mathias suchte sich sofort ein Gänslein aus und nannte sie Clara.

Während wir so durch Upalty und über die Felder stolperten, dachte ich über meine Internetrecherche im Vorfeld der Reise nach.Unter Anderem wurde unter dem Begriff „Sicherheit in Pl“ insbesondere vor den Masuren gewarnt. Dies sei der ärmste Teil von Polen, was an der Besonderheit der Zuwanderung und an der exponierten Lage zu Russland liegen würde….aha….unsicher haben wir uns bislang nie im Land gefühlt, egal wo wir uns aufgehalten haben! Womit der Reiseführer aber auf sicher recht hatte war die Betrachtung der wirtschaftlichen Lage. Nimmt man mal Gizycko und Mikolajki außen vor, betrachtet die Dörfer realistisch und nüchtern , kommt man auf das gleiche Ergebnis. Ja, Ermland-Masuren ist keine wohlhabende Gegend, vorbei die Zeiten der schicken Hütten in Pommern oder Schlesien. Hier wird noch mehr schlecht wie recht in den ostpreußischen Bauernhäusern bescheiden gewohnt. Stellt man sich die Bilder in s/w vor, käme man auf eine eine andere Zeitrechnung. Wir fragten uns mehrfach, ob die Häuser über Heizungen verfügen? Die Winter sind hier auf sicher bitterkalt!

Nachdenklich ginge wir zurück in unsere Unterkunft, so sehr Polen in den Metropolen und im westlichen Teil des Landes Westeuropa in nichts nachsteht…..für den östlichen Teil gilt dies noch lange nicht.

Unser Abendessen war wieder sehr fleischlastig, die Ente war aber einen Ausrutscher wert. Wir stiegen im weiteren Verlauf der Reise zunehmend mehr auf Fisch und vegetarisch um…..leider ist die Küche in Polen so dermaßen lecker, dass man schwer an sich halten kann.

Polen 2020, V: Olsztyn , Upalty, Gizycko

Wir sind in den Masuren, für Geschichtsfans im „alten Ostpreußen“. Heute heißt das Gebiet Woiwodschaft Ermland- Masuren, Olsztyn ist die Hauptstadt des gesamten Gebietes.

Das Wetter erinnert an Hamburg im Hochsommer, mehr wie 17-18 Grad sind in 2020 nicht drin.

Vor unserer Abfahrt aus Danzig zogen wir uns nochmal Geld aus dem ATM und aßen ein letztes Frühstück im Nanas. Wir sind uns sicher, nach Danzig müssen wir nochmal!
Wir verließen die Stadt in südöstlicher Richtung, ließen einen Stop in Elblag aus. Dort kann der Oberlandkanal bewundert werden, Schiffe die über Land gezogen werden. Aufgrund der Wetterlage bezweifelten wir ein Schiff auf dem Kanal und fuhren weiter nach Allenstein/ Olsztyn. Fast jeder Berlin/in kann seine Wurzeln nach Pommern, Ostpreußen oder Schlesien zurückverfolgen. Bei mir liegen die Wurzeln meiner Großmutter väterlicherseits in Schlesien, bei Mathias in Ostpreußen im genau diesen Allenstein sowie im früheren Königsberg/ Kaliningrad. Nach rd. 2,5 Std Autofahrt kamen wir in Olsztyn an und erkannten sofort Häuserzeilen die man in Lichterfelde Ost oder in der Bahnhofstraße in Lichtenrade findet.

Laut meinem Reiseführer machte die Architektur den Polen und Ukrainern nach ihrer Ansiedlung ab 1945 schwer zu schaffen. Sie hatte wenig gemein mit der alten Heimat und führte nicht dazu bei, dass Ihnen die Gebiete heimisch wurden. Gerade in Schlesien wurde in den ersten Jahren nur in den Häusern gelebt, eher heruntergewirtschaftet als erhalten und restauriert. Das Bewusstsein kam erst später, umso schöner das vielerorts das alte Stadtbild doch noch erkennbar ist. Allenstein hat eine lange Geschichte und einige berühmte Söhne und Töchter der Stadt. Hervorheben möchte ich Nicolaus Kopernikus, der in Thorn geboren wurde, aber mehrere Jahre im Allensteiner Schloß lebte und an der Astrologie arbeitete.

Wir betraten die Altstadt durch das berühmte Tor und schlenderten über den alten Marktplatz. Schön erkennbar sind die sozialistischen Versuche mit Beton ein altes Stadtbild zu zaubern, als auch die besser gelungenen Versuche der heutigen Nachwendezeit.

Mathias Urgroßvater kam aus Allenstein, hatte die Stadt aber bereits weit vor dem zweiten Weltkrieg verlassen und in Berlin eine Familie gegründet. Dennoch war ein wenig Spurensuche bei unserem Besuch mit dabei. Da die Straßennamen logischerweise keinen deutschen Hintergrund mehr hatten, Olsztyn sich nach dem Krieg enorm vergrößert hatte, beschränkte sich unsere Suche im Vorfeld mehr auf das www, im heutigen Stadtkern wurde man nicht mehr fündig.

Ein Highlight von Olsztyn ist die Burganlage, in der Kopernikus gewirkt und gehandelt hat. Wir ersparten uns einen intensiven Besuch dieser ( kleine weiße Hunde dürfen ihr Wissen nicht erweitern), liefen aber einmal um den Komplex herum.

Nicolaus Kopernikus

Wir kehrten gegen Mittag in eine vegetarische Milchbar ein, aßen uns durch ein Chili sin Carne und Zuchinisuppe. Mit einer halben Pizza Margerita und ein wenig Sonnenschein war der kleine Abstecher nach Olsztyn wirklich toll.

Mit ein ein paar Bildern aus der Innenstadt, zum Teil in schönster Erinnerung an Berliner Außenbezirke, machten wir uns wieder auf den Weg.

Ich hatte imVorfeld ein paar Infos aus Allenstein eingeholt und ein paar davon will ich mal weitergeben. Allenstein hatte im Jahr 1920 die Wahl, ob es weiterhin in Ostpreußen, im deutschen Reich verbleiben möchte, oder lieber dem neu gegründete Polen zugehören wollte. Die Entscheidung ging zugunsten der Deutschen und zwar mit fast 99% der Stimmen. Heute leben noch rd 400 Deutsche in der Stadt, seit der Versöhnung und Annäherung der 90er Jahre ist wieder ein Deutscher Club erlaubt, der komischerweise Mitgliederzahlen in die Tausende verzeichnet. In den letzten Kriegstagen war es den Deutschen verboten, sich gen Westen zu bewegen, die „Festung“ Allenstein sollte unter allen Umständen gehalten werden. Erst kurz vor knapp konnten sich Tausende noch retten, für ein Lazarett kam jede Hilfe zu spät. Die Rote Armee nahm am 22.01.1945 die Stadt ein und ermordete jeden Patienten und das gesamte Personal im Hospital. Schreckliche Verwüstungen ergingen über Allenstein, umso schöner das der Wiederaufbau gelungen ist.

Wir verließen Ermland und fuhren weiter in die Masuren, ganz weit im Nordosten Polens. Unser Ziel, Gizycko/ Lötzen liegt nur noch rd. 30-40 km von der russischen Grenze entfernt und auch das Wetter mutete russisch an. Luftlinie nach Kaliningrad rd. 100 km……schade, dass man nicht so einfach und in Coronazeitem noch viel schwieriger dort hin kommt.

Wir hatten uns für sieben Nächte in Upalty, sechs km außerhalb von Lötzen in eine alte Mühle eingemietet. Diese war weit über 100 Jahre alt und wurde von einem Antiquitätenliebhaber liebevoll aufgebaut und authentisch restauriert und möbliert. So kam es, dass wir in einem 2x2m großen Überbleibsel aus ostpreußischer Zeit schliefen, in diesem Bett sind vermutlich ganze Generationen großgezogen worden. Die Mühle ist wunderschön und hat eines der besten Restaurants der Umgebung, sehr gelobt über Trip Advisor. Wer also was Authentisches sucht, die Stary Mln ist sehr zu empfehlen. Sie liegt auch direkt an einem Badesee und die Möglichkeit auf ein kühles Bad ist zu jeder Tages,- Nachtzeit gegeben.

Bitte zurücklehnen und genießen:

An diesem ersten Abend lernten wir die wirklich gute Küche der Alten Mühle kennen. Auf der Karte waren wirklich nur masurische Gerichte, touristischen Einheitsbrei suchte man vergeblich. Da sich bei uns so langsam Müdigkeit vom schweren Essen bemerkbar machte, verblieb ich an diesem Abend bei Kartoffelpuffer und Pilzsoße, Mathias aß Wildgulasch……..naja, polnisch eben.

Wir gingen früh ins Bett und verloren uns fast in genau diesem. Selbst Emily konnte sich der Länge nach ausbreiten und wir hätten immer noch drei Kinder aus der Nachbarschaft einladen können.

Am nächsten Tag hatte uns das Schietwetter aus Deutschland endgültig eingeholt, 15 Grad und zum Teil fieser Regen.

Wir besuchten unsere Nachbarstadt Gizycko, ehemals Lötzen. Glaubt man den Reiseführern ist der Ort einer der beiden Tourizentren der Masuren. Wir waren überrascht wie städtisch Gizycko daherkam, Tourismus gar nicht auf dem ersten Blick so erkennbar. Mit Blick in Wikipedia hatte Lötzen in den Kriegsjahren ebenfalls wenig zu lachen, die Russen nahmen am 25.01.45 die Stadt ein und zerstörten diese ebenfalls systematisch.Auch hier hatte sich die Bevölkerung für den Verbleib im Deutschen Reich ausgesprochen und auch hier wurden die Einwohner ab 1946 vertrieben….sie durften eine dicke Zeche bezahlen. Sie reihten sich in die 12-14 Mio Vertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg ein.
Wir bummelten durch die Stadt, schauten uns die Kirche von Schinkel von außen an und waren erstaunt, dass diese evangelisch geblieben war. Die Festung Boyen ersparten wir uns an diesem Tag. Die touristische Seite von Lötzen beschränkte sich auf den Löwentinsee und die Marina. Ebenfalls gibt es einen sehr schönen Badestrand, der allerdings bei 15 Grad wenig einladend war. Wir schlenderten rd. eine Stunde durch den Ort, stöberten auf dem alten Waldfriedhof herum, ersparten uns bei dem Wetter den alten Wasserturm und standen vor dem ältesten Haus von Lötzen, einer alten Bäckerei.

Die alte Bäckerei

Die Hauptstraße von Gizycko hatte übrigens wieder diesen Bahnhofstraßencharme……

Unser Nachmittag. ist schnell erzählt, wir hatten alle Drei ein wenig mit dem Magen zu tun und verzogen uns auf unsere Schlafinsel mit angrenzendem Badezimmer. Mathias lag später mit dem Hund auf der Holzschaukel und schlief ein wenig in der Sonne, die sich tatsächlich am Spätnachmittag sehen ließ.

Unser Abendessen fiel zumindest für mich kleiner aus, Fischsuppe und Fisch aus dem See. Mathias versuchte sich an der polnischen Ente mit Rosinen.

Ein grandioser Sonnenuntergang entschädigte für das Regenwetter am Tage.

Polen 2020, IV: Festung Weichselmündung & Westerplatte

Unser letzter Tag in Danzig galt den Verteidigungsanlagen. Die Burg an der Weichselmündung wollte ich bloss sehen, weil mir die Optik so gut gefallen hat.
Das Wetter war weiterhin strahlend, zumindest als wir ohne Frühstück das Haus verließen. Die deftige Küche zahlte Tribut, wir hatten keinen Hunger mehr!

Die Festungsanlage an der Mündung diente als Zollhaus und wurde 1482 erbaut. Bereits der Deutsche Orden hatte einen Vorgänger errichtet. Um die Zeche nicht zu prellen wurden übrigens Ketten über den Fluss gespannt, clever nicht wahr? 1562/63 umgab man den Turm mit einem Wehrsystem, errichtete Kasematten und Bastionen. Es folgten Kasernenanlagen und ein Wehrgraben. Wir schauten uns die Anlage von außen an, Emily bewunderte verbotenerweise die Kanonen in dem Kasematten von innen. Weder Festung noch Hund haben Schaden genommen!!!!!

Zurück zum Auto stellten wir fest, dass sich der Wind gedreht hatte und aus blau, tiefschwarz geworden war. Wir legten die letzten Kilometer bis zur Westerplatte noch im Trockenen zurück, pünktlich mit dem dortigen Eintreffen öffneten sich die Schleusen.

Der Begriff Westerplatte ist wie Auschwitz nicht ins Polnische übersetzt worden, diese Begriffe blieben als Eigenwörter auch nach 1945 erhalten.

Die Westerplatte ist eine Halbinsel, auf der die Polen, laut der Sonderrechte nach dem Versailler Verträgen eine eigene Militärbasis errichteten. Diese Halbinsel wurde ,zeitgleich mit der polnischen Post in der Innenstadt, am 01.09.1939 von den Deutschen angegriffen und von 189 polnischen Soldaten sieben lange Tage gehalten. Die Deutschen waren in der Übermacht (4000 Soldaten) und hatten sich den Vorstoß auf die Westerplatte einfacher vorgestellt.

Für die Polen ist die Halbinsel großer Zirkus, die Kämpfer werden als Helden verehrt. Man kann altes Kriegsgedöns kaufen und hört im Wald Schüsse aus Schießständen……wirklich wahr!

Wir verkrochen uns aufgrund der Wetterlage erstmal in eine zerbombte Ruine und harrten der Dinge. Aufgrund von Corona entschieden wir uns aber schnell zum weiteren Spaziergang im strömenden Regen, zu viele Menschen unter einem zerbombten Dach!

Unsere Zufluchf

Um den arglosen Menschen und damit auch dem Virus zu entkommen schritten wir mit schleunigen Schritten zum Denkmal und entschlossen uns kurz vor dem Hügel, nicht ganz bis nach oben zu gehen. Es regnete einfach zu stark!

Mahnmal

Das Mahnmal erinnert an ein in die Erde gerammtes Schwert, ziemlich gelungen…..auch wenn wir nicht bis nach oben gelaufen sind.

Kaum drehten wir dem zentralen Punkt der Westerplatte den Rücken zu, kam die Sonne wieder zum Vorschein und wir konnten uns wenigstens dem Open Air Museum widmen. Sehr interessant aufbereitet und mit den wesentlichen Informationen zum Beginn des Zweiten Weltkrieges ausgestattet.

Gegen 12:00Uhr waren wir wieder in Danzig, nun knurrte auch uns Essunwilligen der Magen und wir besuchten unsere Milchbar, keine zwei Minuten vom Hotel entfernt. Ihr erinnert Euch an meine kurze Einleitung zum Thema Milchbars….eine alte Institution, polnische Hausmannskost zu sensationellen Preisen im Kantinensril,wobei unsere Premiere sehr schick daherkam!

Es gab Bigocz, Sauerkraut mit Fleisch, Gurkensalat und Brot. Zum Nachtisch die wirklich besten Piroggen von Danzig. Mit Getränk kam das feudale Brunch keine sechs Euro, was will man mehr? Viele Touris nehmen diese Erfahrung mit.

Unser Nachmittag ist schnell erzählt. Mathias kaufte auf dem Markt die Wurstbestände leer und wir erkundeteten nochmals die Ulica Mariacka, die Frauengasse.

Blick auf die „dicke Marie“

In einem der kleinen Läden konnte ich mal wieder nicht wiederstehen!

Ab 15:30 fröhnten wir dem süßen Nichtstun, ich schrieb die Blogbeitrader letzten Tage, Mathias schlief. Erst gegen 20:30 liefen wir zur Pierogarnia und aßen Zurek und letztmalig Piroggen….auch süße mit Blaubeeren, toll!

Das Wetter hielt und ich verabschiede mich aus Danzig mit ein paar schönen Nachtaufnahmen.

Polen 2020, III: Sopot und Malbork

Ein typisch polnischer Sommersonntag! Nach unserem Frühstück fuhren wir nach Zoppot/Sopot dem mondänen Badeort an der Ostsee. Dieser hatte seinen Höhepunkt zwischen den beiden Weltkriegen, das Kurhaus und das Grandhotel sind stumme Zeugen. Sopot ist der beliebteste Badeort in Polen und tatsächlich tummelten sich Massen auf Europas längster Seebrücke, quasi dem polnischen Sylt ohne Gosch.

Auf dieser fand ein Foodfestival statt und auch wir genossen die Sonne bis zum Sonnenbrand im Liegestuhl. Die Brücke ist übrigens 500m lang und sehr gut besucht-Coronaregeln Fehlanzeige, gleiches gilt für das Foodfestival.

Anschließend machten wir den Strand unsicher, Emily durfte sich zwar auf diesem bewegen aber nicht ins Wasser. Was für eine blöde Regel! Dennoch war unser Hundemädchen verbotenerweise im Wasser und nachdem wir zu 100% eingesandet waren, machten wir uns auf den Weg zur Ulica Monte Cassino.

Dort kehrten wir in das älteste Pub der Welt ein. Mathias kostete eine polnische Zurec, Sauermehlsuppe….klingt eklig, schmeckt lecker.

Im Anschluss fand die große Flucht statt, Zopot war einfach viel zu voll, wir bekamen es ein wenig mit der Angst zu tun. Schließlich waren wir auch in Polen, da uns im Vorfeld der Reise bei, Betrachten der deutschen Strände Angst und Bange wurde
Vor unsere Rückfahrt nach Danzig bewunderten wir noch das berühmteste Haus der Stadt,Hundertwasserarchitektur nicht unähnlich.

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Zurück in Danzig legten wir uns für eine Stunde hin und ließen Emily anschließend im Hotel zurück. Aufgrund der Pandemie wurden die Zimmer nicht geputzt, Emily hatte ihre Ruhe.

Unser Ziel war Malbork/Marienburg, die größte Backsteinburg der Welt, natürlich Weltkulturerbe. Der Deutsche Orden hatte diese Burg ab dem 13 Jh. errichtet, und wurde 1309 Hauptsitz eines eigenen Staates.Zunächst wurde die Gesellschaftsburg errichtet, ein späteres Kloster welches auch „obere Burg“ genannt wurde. Die mittlere Burg entstand gegen 1310, der Palast des Großmeisters wurde zwischen 1382-1399 fertiggestellt. Malbork ist bereits seit 1457 polnisch und wurde 1997 in die Liste der Unesco aufgenommen. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Burg stark zerstört und wieder mal konnten die Polen ihr handwerkliches Talent unter Beweis stellen, die Burg ist in einer Topverfassung!

Wir parkten unseren Wagen am Nogatufer und genossen den spektakulären Blick über den Fluss, den man nur hat, wenn man mit dem Auto anreist. Die Ortschaft Malbork liegt auf der anderen Seite, wer mit dem Zug kommt, wird weniger beeindruckt sein.

Wir waren Corona an diesem Tag mehr als dankbar. Normalerweise kommt man nur mit Führung in die Anlage, muss sich durch alte Waffen und andere Devotionalien quälen und sieht vor lauter Touristen (50.000 tgl) die Anlage nicht. Die Führung dauert bis zu drei Stunden und wäre definitiv nichts für uns gewesen. Dank des Virus wurde eine Außenführung von einer Stunde, mit Audioguide entwickelt……genau das Richtige. Außerdem werden nur 300 Menschen aufs Gelände gelassen, unsere Körpertemperatur wurde im Vorfeld gemessen, aha…es gibt tatsächlich Auflagen in PL, wir hatten bislang noch nichts mitbekommen!

Die Tickets der „ green tour“ hatten wir uns bereits in Berlin über das www besorgt, was eine gute Idee gewesen ist, die Audioguideführung war ausverkauft.

Die Führung war kurzweilig, wir lernten viel über die Burganlage und bewegten uns immer draußen auf dem Gelände, der Königin sei Dank.

Eingang mir Namensgeberin
Maria und das Jesuskind, Kunst aus dem 13. Jh., 8 m hoch und aus Holz. Außenfassade der St. Marienkirche
eine Kirche
Obere Burg
Mittlere Burg
mit der Kette werden Falltore geschlossen
verwunschen
Küchengebäude in der Mittleren Birg
Mühlenräder
gedeckter Graben
Palast des Hochmeosters, wir stehen im trockenen Burggraben
Palast des Hochmeosters

Dank des tollen Wetters (Sonne, Wolken,26 Grad) hatten wir schöne Aussichten und viel Spaß.

Gegen 19:30 Uhr waren wir wieder im Gdansk, Emily freute sich, dass die Oldies wieder heile zurück waren und wir machten uns mit knurrenden Magen auf den Weg.

Die Restaurants waren am Langenmarkt alle viel zu teuer oder boten nur Burger und Pizza. Schlussendlich wurden wir am goldenen Tor fündig und aßen mal wieder Ribs….meine letzten in diesem Urlaub, auch wenn sich Emily immer wie Bolle freut und auf die Knochen lauert. Das Essen in Polen zahlt seinen Tribut…..man kann zusehen, wie man auseinandergeht!

Während des Essens fing es wieder an zu regnen, die übliche Sintflut ging über Danzig runter.

Mathias bekam in Nanas Pierogarnia seine Entenpiroggen und im wahrsten Sinne genudelt und gerollt lagen wir gegen 22:30 im Bett. Aufgrund der Wetterlage verschoben wir nochmalige Nachtfotos.