Die diesjährige „Metropole im Herbst“ Tour brachte uns mit dem Kulturzug ins herbstliche Breslau
Ich war 2019 ebenfalls mit genau diesem ins ehemals deutsche Schlesien gefahren, dieses Mal oblag es mir, meinen lieben Kolleg* innen die Perle an der Oder näher zu bringen. Die Einen waren noch nie dort, die Anderen hatten schreckliche Erinnerungen an Reisen anno 1982 nach Breslau. Wroclaw, wie die Stadt korrekterweise genannt werden sollte, ist durch viel Schweiß und Fleiß wieder bildschön geworden, wer Sommerfotos sehen möchte, schaut bitte hier:
Wir verließen Berlin im strömenden Regen, der sich leider gen Osten nicht entschärfte, sondern schrecklicher wurde. Mit ein wenig Verspätung kamen wir am Hauptbahnhof in Breslau an und ehrlich, ich war dankbar, dass ich das Piast als Unterlunft gewählt hatte. Was 2019 bereits toll war, wurde auch in 2022 nicht schlechter…..die Lage machts einfach. Gutes Hotel der Touristenklasse, immer wieder gerne.
Wir wurden in einen eigenen Flügel verfrachtet, die Männer bezogen Einzelzimmer, die Mädels teilten sich wieder nach Blondinen und angegraute Brünette auf und kurze Zeit später liefen wir lustlos durch den Regen.
Zwei Stationen mit der Straßenbahn brachten uns zum Ring, wo wir in das erstbeste Restaurant, einer Piroggenhöhle stolperten. Dort genoss ich Zurek und Piroggen…schön wieder in Polen zu sein.
Aufgrund der Wetterlage entschieden wir uns für ein Nachhause gehen und verbrachten den Rest des Abends bei uns auf dem Zimmer, der übrig gebliebene Wein musste vernichtet werden.
Am nächsten Morgen sah die Welt wieder besser aus. Es war trocken, die Vorhersage war nicht so übel und das Frühstück überzeugte uns auch. Gegen 10:00 Uhr machten wir uns auf den Weg und ich drehte wie 2019 die gleiche Sightseeingrunde. Zunächst bewunderten wir das Kunstwerk zu den Spaziergängern im Untergrund, liefen dann in den Toleranzbezirk und warfen einen Blick auf die Synagoge. Da Sabbat war, blieb es beim Blick von außen. Mittendrin und Zwischendurch staunten wir über die Zwerge, ich pimpte meine Sammlung erheblich auf. Die hier gezeigten Wichtel sind allerdings nur exemplarisch, es würde andernfalls den Blogbeitrag sprengen!
Wieder mal standen wir vor dem Konspira und bewunderten die aufmüpfige Propaganda und natürlich die Zwerge…..meine Sammlung (siehe auch Bericht 2019) füllt sich.
Gegen Mittag waren wir auf dem Rynek/ Ring und umrundeten diesen, bevor wir in einer Bar unseren Durst stillten. Immerhin konnten wir noch auf der Terasse sitzen und den ersten Glühwein trinken, was will man mehr Anfang November.
Unser nächstes Ziel war die Schlachtbank und die Universität samt Aula und grandiosem Ausblick über die Stadt.
Alle waren begeistert mit unserem Reiseziel im Jahr 2022.
Wir warfen einen hungrigen Blick in die Markthalle, tranken einen Martinisprizz mit Blick auf die Dominsel und schlenderten gemächlich über die neu restaurierte Brücke zur Dominsel.
Dort besorgten die Einen Glühwein, die Anderen staunten über den Nachtwächter, der die Gaslampen entzündete.
Den Dom bewunderte ich, wie 2019 nur von außen und mit einem kurzen Blick durch die Scheibe am Eingang. Wir hatten kein Interesse am dunkelen Gemäuer, viel mehr wollten wir langsam etwas essen.
So zogen wir am frühen Abend, es wurde bereits um 16:30 dunkel, zurück zum Ring und gingen dort in den Schweidnitzer Keller, quasi der Rathauskeller. Leider war das Kellerverlies nicht mehr lauschig sondern ultramodern und das Essen bekam ebenfalls keine Bestnote. Egal, der Hunger trieb es rein und obwohl wir in einem gehobenen Restaurant aßen, waren die Kosten überschaubar.
Mit einem letzten Fussmarsch fielen wir. mit 16,4 km mehr in den Beinen im Hotel ein und verplauderten den Abend im Brünettenzimmer.
Auch der zweite Morgen begann mit dem recht guten Frühstück, die Sonne schien und wir freuten uns auf die Jahrhunderthalle. Diese musste ich 2019 aufgrund von Zeitnot canceln, hier war ich wirklich 1995 das letzte Mal.
Die Jahrhunderthalle hat Unsescostatus und einen grandiosen Sound. Vom Haupteingang schaut die Halle eher unspektakulär aus, die Grandiosität entfaltet sich erst vom Garten und im Inneren. Die Halle hat einen Wahnsinnsklang und die Spannweite der Kuppel war damals mit über 60m die Größte weltweit. Der Petersdom passt ganze 3x in die Halle und wer noch mehr Superlativen lesen möchte, schaut in Wikipedia nach.
Wir entschieden uns für eine Tour, bewunderten alte Fotos aus ehemals deutscher Zeit ehe wir uns an die Multimediashow heranwagten. Was für eine Gaudi, dank der 3D Brille befanden wir uns mal auf dem Gebäude, mal unter der Decke. Wir hatten so unsere Gleichgewichtsprobleme, von außen betrachtet, gaben wir wohl ein köstliches Bild ab.
Natürlich bewunderten wir die Halle auch von innen, wo gerade eine Hochzeitsmesse wütete und Paaren des Heiratsjahrgangs 2023 mit Tips und Tricks zur Rate stand.
Der Besuch japanischen Gartens muss auf den nächsten Besuch warten, da das Kassenhäuschen bereits
im Winterschlaf verfallen war. Wir entschlossen uns für den Marsch zur Grundwaldbrücke und erneut über die Dominsel. Das schöne Wetter wollte gefeiert werden, mit Kaffee und Kuchen im Gartenlokal sowie Kunst und Zwergenwirtschaft.
Da es Anfang November bereits sehr früh dunkel wurde ( um 16:30 Uhr war Schicht im Schacht) versuchten wir bereits gegen 18:00 Uhr ( nach einem Marsch durch den Stadtpark) unser Glück im Stary Klasztor. Leider hat es das Speiselokal wirklich dahin gerafft, lediglich die Kneipe exstiert noch. Wir bekamen von einem Landsmann den Tip, doch direkt neben der Markthalle das Restaurant zu versuchen und diese Empfehlung war nicht die Schlechteste. Ich hatte mal eine Haxe auf dem Teller, das gibt es wahrlich selten.
Der Marsch zurück zum Hotel war wirklich notwendig nach dieser Völlerei und wieder fielen wir nach über 15km Fussweg in unsere Heia.
Am Abreisetag zeigte sich das Wetter abermals von seiner guten Seite, auch wenn es ein wenig verhangen war.
Wir liefen zur Seilbahn der Universität, ließen uns einmal über die Oder fahren, schlenderten genau an dieser entlang und nahmen einen Abschiedstrunk am ersten Beachlokal vom Samstag…..
Mit einem letzten Abstecher bei Zabka lösten wir unsere Taschen im Hotel aus, standen uns auf dem Bahnhof die Beine in den Bauch und nahmen die Verspätung von 40 Minuten gelassen.
Der Zug kam von der ukrainischen Grenze und so mancher Mitreisende hatte nicht so schöne Erlebnisse der ketzten Tage zu erzählen wie wir. Mit uns saß ein Renterpaar am Vierertisch, die mir erzählten, dass der alte Mann sich mustern lassen musste, sie waren seit 48 Std. aus Charkiv unterwegs……Ich warf einen Blick auf den Reservistenausweis und wünschte alles erdenklich Gute.
Angekommen in Ostbahnhof stieg ich in die S- Bahn nach Ostkreuz und ließ mir mit Mann und Hund vietnamesische Küche schmecken, schön wieder mal in Breslau gewesen zu sein.