Unser zweiter Tag in den Masuren begann sonnig und schnell war klar….auf gehts nach Mikolajki, ehemals Nikolaiken. Vorher genossen wir mal kurz unseren See, unsere Aussicht, unsere Mühle….im SONNENSCHEIN!
Mikolajki ist der zweite Hotspot der masurischen Seenplatte und ungefähr 35 km von Gizycko entfernt.Der Ort wirkt lieblicher und eingängiger für einen Tagestrip, lag es nun am Wetter oder an der Tatsache, dass der Ort so malerisch an einem Kanal liegt ? Wir wissen es nicht, waren aber vom ersten Anblick der Ortschaft begeistert. Mikolajki oder Nikolaiken steht für den heiligen Sankt Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer und wurde bereits 1444 urkundlich erwähnt. 1726 wurde durch den preußischen König Friedrich-Wilhelm I Stadtrechte vergeben und genau wie Olsztyn, und Gizycko stimmte Mikolajki 1920 über den Verbleib im Deutschen Reich ab. Das Ergebnis fiel identisch wie in Lötzen aus, alle Stimmen für das Deutsche Reich, keine Stimme für Polen.Das weitere Schicksal ist hinlänglich bekannt…..bis auf eine Besonderheit: Mikolajki hatte keine Kriegsschäden zu verzeichnen und eventuell stellt sich deshalb der Ort heute so puppig dar?
Wir stellten unseren Wagen jenseits der Brücke über den Zulauf zum Spirdingsee ab und genossen vor der Brücke, in einem Lokal den Exklusivblick über das Wasser und auf den Ferienort.
Wir schlenderten über die Brücke in den Ort und genossen Sonne satt. Mit uns war gefühlt Halbpolen auf den Beinen, Coronamaßnahmen? Fehlanzeige! Uns war manches Mal ganz Bange und wir hielten uns vornehm zurück.
Ich würde Mikolajki vermutlich als Standort unserem Gizycko ein wenig vorziehen ( auch wenn wir einen Tag später noch eine andere Ecken vom alten Lötzen kennenlernen durften), es sei denn man sucht die Einsamkeit….diese findet man hier auf keinen Fall.
Zum Mittag gab es eine Suppe mit Aublick und die besten süßen Piroggen unseres Urlaubs……gefüllt mit Blaubeeren, Vanillesoße und Obst! Sehr, sehr lecker……Zu unserer Ehrenrettung muss ich allerdings betonen, dass wir uns die Piroggen IMMER teilen und ich IMMER weniger von den Nudeltäschchen futtere. Ich bin trotzdem gespannt, wie die Waage in der nächsten Woche ächzen wird.
Da das Wetter am frühen Nachmittag wieder zu schwächeln anfing, fuhren wir über abenteuerliche Wege ( eine Umleitung führte uns auf Schotterpisten durch Felder und Wiesen) zurück nach Upalty. Mehrfach waren uns die Warnschilder zu Elchen und Wisenten aufgefallen ( auch in Upalty) , ein Highlight wäre so ein Tierchen schon gewesen.
Das Wetter hielt sich zu diesem Zeitpunkt noch prima und so kam unsere Emily auf ihre Kosten. Wir gingen querfeldein über Wiesen und Felder und sogen ein wenig Landluft ein. Mich begeisterten die Wiesenblumen ( Korn und Mohn standen in voller Blüte) und ich drückte oft auf den Auslöser.
Wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt, begeisterten diese kleinen Freunde unseren Hund und uns….Mathias suchte sich sofort ein Gänslein aus und nannte sie Clara.
Während wir so durch Upalty und über die Felder stolperten, dachte ich über meine Internetrecherche im Vorfeld der Reise nach.Unter Anderem wurde unter dem Begriff „Sicherheit in Pl“ insbesondere vor den Masuren gewarnt. Dies sei der ärmste Teil von Polen, was an der Besonderheit der Zuwanderung und an der exponierten Lage zu Russland liegen würde….aha….unsicher haben wir uns bislang nie im Land gefühlt, egal wo wir uns aufgehalten haben! Womit der Reiseführer aber auf sicher recht hatte war die Betrachtung der wirtschaftlichen Lage. Nimmt man mal Gizycko und Mikolajki außen vor, betrachtet die Dörfer realistisch und nüchtern , kommt man auf das gleiche Ergebnis. Ja, Ermland-Masuren ist keine wohlhabende Gegend, vorbei die Zeiten der schicken Hütten in Pommern oder Schlesien. Hier wird noch mehr schlecht wie recht in den ostpreußischen Bauernhäusern bescheiden gewohnt. Stellt man sich die Bilder in s/w vor, käme man auf eine eine andere Zeitrechnung. Wir fragten uns mehrfach, ob die Häuser über Heizungen verfügen? Die Winter sind hier auf sicher bitterkalt!
Nachdenklich ginge wir zurück in unsere Unterkunft, so sehr Polen in den Metropolen und im westlichen Teil des Landes Westeuropa in nichts nachsteht…..für den östlichen Teil gilt dies noch lange nicht.
Unser Abendessen war wieder sehr fleischlastig, die Ente war aber einen Ausrutscher wert. Wir stiegen im weiteren Verlauf der Reise zunehmend mehr auf Fisch und vegetarisch um…..leider ist die Küche in Polen so dermaßen lecker, dass man schwer an sich halten kann.