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Japan 2018, XII: Himeji 姫路 & Kurashiki 倉敷

Unsere Abreise aus Kōyasan war abenteuerlich. Mit dem Bus ging es nach Koyasanstation und mit der Cable Car nach Gokurakubashi. Dort stiegen wir in den Lokalzug nach Hashimoto und  dann in einen Expresszug bis Shininmamiya,  mit einem Rapid nach Osaka, von dort mit der Metro nach Shin Osaka. In Osaka irrten wir erstmal über den Bahnsteig und hätten somit fast den Shinkansen in Shin-Osaka verpasst…..Das Alles spielte sich zw. 8:15-12:32 Uhr ab…..Wahnsinn! Die japanische Bahn ist ein Meisterwerk.

Die längste Teilstrecke war bis Shininmamiya, ich schaute mir einige Bilder im www über Koyasan an und las mich ein wenig durch den Reiseführer. Aufeinmal hatte ich einen Stapel Kunstpostkarten in meinen Schoß. Eine ältere Japanerin schenkte mir diese als sie ausstieg und meinte nur ganz lieb „Koyasan, dou itashimashite„              (Koyasan, bitte schön) und verließ den Zug. Ich war vollkommen platt! Selten habe ich etwas offeneres, herzlicheres erlebt als die Japaner. Die Begegnung, vermutlich weil sie so unverhofft kam, beschäftigte mich sehr, insbesondere nach einem Zwischenfall mit meinen chinesischen Freunden am Nachmittag.

Vollkommen fertig kamen wir in unserem Hotel an, welches rd. 300m von der berühmten Burg entfernt lag. Gott sei Dank konnten wir einchecken, es erwartete uns das übliche Vertreterschließfach mit traumhafter Dachterasse und Aussicht.

Als einzigen Sightseeingspot hatten wir uns die Burg ausgeguckt, angesichts des Wetterumschwungs von gestern  auf heute  ( weit über 20 Grad mehr ) fühlten wir uns nicht zu mehr in der Lage.

Auf der Brücke über dem Burggraben legte ich mich erstmal unsanft auf den Pinsel, seitdem habe ich einen dicken blauen Knöchel. Gott sei Dank ist nicht mehr passiert. Ich hatte meine Sonnenbrille auf und habe nicht gesehen, dass die Brücke in Laufrichtungen unterteilt war. Die durchgehende Schwelle war aus dem gleichen Holz wie die Brücke! Ultragefährlich, Mathias versicherte mir später, dass er auch nicht die Unterteilung gesehen hätte.

Die Burg ist tatsächlich traumhaft, eine Märchenburg mit ganz fürchterlich vielen Reisegruppen und Chinesen.

Wir konnten dennoch recht gut das Meisterwerk für uns entdecken, nur im Inneren ging nichts mehr.

Als ich versuchte, zwei Japanerinnen am Weiterrennen zu hindern und sie nett bat, doch zu warten, bis Mathias sein Bild gemacht hat , kam eine Chinesin und meine nur ganz patzig „ das ist nicht Euer Platz“ unsere Antwort „nein, aber auch nicht Deiner“. Den Japanerinnen war das Ganze so peinlich, sie sind natürlich gerne stehen geblieben und unsere Bitte war überhaupt kein Problem….für Chinesen ist Rücksichtnahme im wahrsten Sinne des Wortes ein Fremdwort. Ich reagiere allmählich wirklich allergisch und intolerant, wenn ich auf Deppenzepter und dem Geschnatter der Reisegruppen treffe. Und was mir weiterhin immer ein Rätsel bleiben wird, warum muss zu jedem Foto ein Peace Zeichen gemacht werden?

Hier ein paar Bildchen vom Inneren der Burg, eher schlicht gehalten.

Blick auf die Anlage

Wir schlenderten im Anschluss noch ein wenig durch die Gärten, da hier aber andere Temperaturen herrschen, war der Rasen sehr trocken, die Blumen verblüht. Es war für uns zu heiß und wir hatten keine Lust mehr durch den Garten zu schlendern. 

Auf dem Weg zum Hotel überfielen wir einen Supermarkt und deckten uns mit Sahimi, Tempura und Nigiris ein. Man kann es spätes Lunch oder frühes Abendessen nennen, wir verließen an diesem Tag das Hotel nicht mehr, genossen nur nochmal den wunderschönen Blick auf die Burg von Himeji  bei Dunkelheit und von unserer Dachterasse.

Gut ausgeschlafen genossen wir am nächsten Morgen das japanische Frühstück im Hotel und krochen mit unseren Sachen wieder zum Bahnhof, Die Reiseroute war harmlos, lediglich einmal umsteigen in Okayama.

Da wir auf dem Bahnsteig noch ein wenig Zeit hatten, beobachteten wir die durchrauschenden Shinkansen. Ein 16 Abteiler knallt binnen 6-8 Sekunden DURCH EINEN BAHNHOF! Auf freier Strecke bekommen die Hochgeschwindigkeitszüge gerne mal 300km/h. Ich könnte den Zügen stundenlang zusehen.

Bereits um 10:00 Uhr erreichten wir Kurashiki, die alte Textilhandelsstadt aus der Edo Zeit mit seinem erhaltenen Altstadtkern, dem Bikan. Es sind Duzende von alten Lagerhäusern erhalten geblieben, die Straßenzüge haben mich an Hoi An  oder Louang Prabang erinnert. Wir freuten uns, dass wir über Nacht blieben und damit die Chance hatten, dem Rummel der Tagestouristen zu entgehen.

Wir liefen rund vier Stunden durch die Gegend, erkundeten die Sehenswürdigkeiten und kosteten diese kulinarische lokale Nascherei, sehr lecker übrigens.

Gegrillte  braune Bohnenpaste mit Sesam, yummy

Auf dem Weg zu unserer Unterkunft fanden wir einen sehr gepflegten Bambuswald. Dieser wurde zweimal besucht….einmal in gleißend hellem Sonnenlicht, und des nächtens.

Unser Hostel ist ein komplett designtes Schmuckkästchen, welches gerade in einer bekannten japanischen Zeitpunkt präsentiert wurde. Dementsprechend stolz sind hier Alle, die Exemplare der Zeitung liegen „for free“ herum und man hat den Eindruck, als ob das Hostel der Szenehotspot der gesamten Stadt ist, Wer selbst mal schauen will, Cuore Hostel Kurashiki. Total empfehlenswert….

Wir blieben den Nachmittag über auf unserem Zimmer und schlenderten nochmals durch die Stadt, als das Licht ein wenig lieblicher wurde. Leider liefen mit uns gefühlt drei deutsche Reisegruppen mit, die wohl in Kurashiki ihr Zwischenlager aufschlugen. Nichts für uns, wir entkamen über eine Seitenstraße und befanden uns in der überdachten Einkaufsmeile der Stadt. Auf der Suche nach etwas Beißbaren wurden wir sehr authentisch glücklich. Eine japanische Tapasbude, wollen wir sie einfach mal so nennen, wurde unser Ziel.

Die Karte bestand aus allerlei Leckereien und wir fraßen uns durch die Hälfte durch. Das wir damit auch die höchste Essensrechnung der Reise produzierten  ( mit 50€ immer noch ok) war uns wirklich egal.

Hier eine leine Auswahl….das war quasi der erste Gang!

Nach unserem feudalen Mahl landeten wir noch in der Pachinkohöhle von Kurashiki und hielten es dort keine fünf Minuten aus. Der Krach ist so ohrenbetäubend, kaum vorstellbar, wie man  seine Freizeit  in diesen Etablissements verbringen kann.

 

 

 

Japan 2018, XI: Kōyasan 高野山, Urlaub im Tempel

Der Auflug nach Koyasan, auf den heiligen Berg Koya, mit Übernachtung in einem Tempel war mir ein großen Anliegen. Lange hatte ich nach dem passenden Tempel für uns gesucht, zu teuer sollte die Unterkunft nicht werden, ich wollte es authentisch haben und keinen Kommerztempel mit Reisegruppen. Meine Wahl fiel auf den Saizenin Tempel, die Bewertungen waren gut, insbesondere das Shojin-Ryori ( Mönchskost) wurde sehr gelobt.

Unsere Anreise nach Koyasan war schon ambitioniert. Im März hatte ein Taifun die Hauptstrecke zw. Osaka und Koyasan zerstört, wir wurden über die Dörfer geschickt und hatten mehr Glück als Verstand an diesem Morgen. Mitten im Berufsverkehr standen wir mit den Pendlern Körper an Körper im Zug nach Osaka. Da wir früher dran waren, nahmen wir die Loop Line bereits um 7:13 Uhr….das rettete uns am Ende den Tag. Wir hätten niemals einen Gleiswechsel in drei Minuten in Osaka hinbekommen. Der gesamte Bahnhof war schwarz vor Menschen.

Subway von Marutamachi nach Kyoto und dann wie folgt:

Der spannenste Teil war die Cable Car und für diese hatten wr nicht mal Tickets. In Koyasan mussten wir die Tickets für den Koya Express nachweisen, lustigerweise hatten wir nur Platzkarten, aber kein Ticket gekauft! Bis wir das Durcheinander verstanden hatten….oh Mann, der Groschen fiel in  Centstücke.

Auf dem Berg angekommen verstanden wir im wahrsten Sinne nur Bahnhof! Das Bussystem erschien uns nicht einleuchtend, Gott sei Dank half der Busfahrer weiter und las mit Lupe den Busplan,  Himmel hilf! Er fuhr ohne Schieleisen seinen Bus die Serpentinen ins Dorf Koya hinauf, ich war schon unglücklicher als ich nen Bus verlassen musste.

Koyasan wurde durch den Mönch Kobo Daishi gegründet und ist 1200 Jahre als. Mr.Daishi ging am 21.3.835 in die ewige Meditation ( schön ausgedrückt, wir würden sagen „er starb“) und soll bis heute Erlösung und Heilung den Gläubigen bringen, Daishi gilt als Vater der japanischen Kultur, die erste Schule in Japan wurde von ihm gegründet. Es gibt heute noch 117 Tempelanlagen, Viele  wurden in großen Feuern zerstört. Frauen dürfen seit 1872 auf den heiligen Berg. Heute bieten ungefähr 50 Tempel Unterkünfte ( Shukobo) und  Shojin-Ryori ( vegane Mönchskost) an.

Kōyasan ist seit 2004 Weltkulturerbe.

Der Saizenin entpuppte sich als sehr schöner Tempel mit Pilgerübernachtung ( Shukobo). Die Tempelanlage wurde durch einen Priester, namens Myojyaku, gegründet und brannte in 1115 vollkommen ab. Ein Adeliger namens Sensyo baute die Anlage wieder auf, das Datum habe ich nicht herausbekommen. Interessant könnte für den Leser sein, dass bis heute eine tiefe Verbindung zum heiligen Shinran und zum Gründer von Panasonic  Konosuke Matsushita gepflegt wird.

Wir wurden superfreundlich empfangen, die Schuhe mußten während des gesamten Aufenthaltes vor der Tür lüften, wir bekamen Schlappen und fürs Klo gibts mal wieder Toilettenpantoffeln.

Anbei ein paar Tempelimpressionen, unser Zimmer war wirklich erstklassig!

Neben den Tempeln gilt der uralte Friedhof als das große Highlight von Koya. Da wir irgendwie keine Lust mehr auf Tempel verspürten, sahen wir nur noch welche im Dauerregen von außen und konzentrierten uns auf den Friedhof.

Koyasan:

Der Friedhof, namens Okunoin, ist das eigentliche Highlight vom heiligen Berg. Die Gräber sind zum Teil 1200Jahre alt, die Gräber wurden zum Teil beschrieben,  es war sehr interessant zwischen den alten Steinen und dem Moos zu streunen. Das Wetter hätte übrigens nichf besser sein können.

Hier ein paar Impressionen, wir kamen nicht durch das Areal, er ist viel zu groß. Wir hatten allerdings viel Spaß auf dem Gelände mit den uralten Gräbern. Im neueren Teil kann man die Firmengräber suchen gehen ( ich fand Panasonic) und noch einige andere japanische Firmen, bizarr.

Nach rd. 7 km in den Beinen  und einem Macha-Schokokuchen im Magen, kamen wir wieder im Saizenin an und verschnauften vor dem kulinarischen Highlight ein wenig auf unserem Zimmer. Wir konnten uns grünen Tee aufkochen und schwupps war es 17:20 und unser Shoji-Ryori wurde von den Mönchen des Hauses serviert. Die hier gezeigte Nahrung ist übrigens Weltkulturerbe, da nur natürliche Zutaten, keine Farbmittel, keine Würzmittel  erwendet werden.

Wir speisten auf unserem Zimmer und das Essen wurde wirklich zelebriert. Mathias  hatte japanische Musik im Ipad geladen und somit waren wir auch musikalisch gut unterwegs.

Der Abend verlief ruhig auf unserem Zimmer. Mathias war noch im Onsen, gemeinsam jagten wir eine japanische Thekla, da totmachen in einem buddhistischen Tempel nun wirklich nicht geht. Ich erinnere mich gerne an eine Begegnung in Tibet, als Mathias im Bus Mücken gejagt und getötet hat. Der Blick von Tenzing und unserem Fahrer war unbezahlbar. Die beiden Tibeter haben die Mücken gefangen, sich stechen lassen und wieder befreit!

Nach unserer Karmarettung und aufgrund der Tatsache, das bereits um 6:30 Uhr zum Morgengebet geladen wurde, gingen wir um 21:15 Uhr in die Futon  Heia. Als Einschlafmantra hörten wir uns das berühmte tibetische Om Mani Padme Um an und versanken in leichte und unruhige Träume

Unsere Nacht war so lala, die Räume waren zwar warm, der Gang auf die Toiletten (bei einem alten Tempel natürlich außerhalb) wurde zur Tortur…..es war saukalt in den Bergen und die Gänge des Holzhauses waren natürlich nicht beheizt.

Kurz vor 6:00 klingelte der Wecker, wir machten Katzenwäsche, packten unseren Kram und schlurften in Pantoffeln zum Morgengebet. Aus den Nachbartempeln hörten wir bereits die Gesänge und auch unsere zwei Mönche gaben Alles. Bilder gibt es von der Zeremonie nicht da fotografieren untersagt war im Tempel    ( ist in fast allen Tempeln Japans so).

Weg zum Tempel

Blick,vom Tempel zum Haupthaus:

Nach 30 Minuten innerer Einkehr gab es für uns nochmals Shyon-Ryori Kost, eigentlich ein Abklatsch vom gestrigen Dinner. So lecker wie wir es bei den zwei Mahlzeiten auch fanden ( ich  könnte allerdings auf den in Sirup getränkten Tofu mit Gemüse verzichten, schmeckte wie nasser süßer Schwamm  und erinnerte an Sponge Bob), umsteigen auf die Kost möchte Keine/r von uns Zwei.

Um 7:45 sagten wir dem Tempel  Lebewohl und trotteten mit unserem Kram die Hauptstraß entlanf. Uns erwartete ein harter Reisetag nach Himeji.

 

 

 

 

 

 

Japan 2018, X: Kyoto 京都市 Tag 5, Sagano und Arashiyama


Unseren letzten Tag in der Stadt widmeten wir hauptsächlich einem „Geheimtip“…..weit wech vom Weltkulturerbe. Wir fuhren mit der JR Linie nach Sagano und liefen von dort nach Arashiyama. Der Zug war schon gut voll, in Saga Arashiyama liefen die Massen aber nach links, wir nach rechts …..UND waren allein. Den berühmten und sehr überlaufenden Bambuswald wollten wir uns nachmittags erst „antun“. Unser Ziel lag sonnige 1,6km entfernt und ist nur per Pedes oder Taxi erreichbar.

Wir erliefen uns den Tempel Otagi Nebutsu-Ji aus dem 8.Jh. Bilder von Toris, Sanoms oder Tempelbauten wird hier aber Keine/r sehen. Berühmt ist der Tempel aufgrund der 1200-1500 Rakons…..Steinfiguren, die verstorbene Seelen und ihre Eigenschaften und Hobbies symbolisieren. Jede Figur ist einzigartig, die neueren Datum haben schon mal nen Fotoapparat oder Walkman in der Hand. Wir hatten riesigen Spaß mit unseren neuen Freunden und eroberten die Anlage. Wir waren die meiste Zeit allein…..es war ein Traum!

Der Weg war an diesem Tag das Ziel. Wir liefen zum Schwestertempel Adashino Nebutsu-Ji und erkundeten ganz nebenbei ein sehr schönes, ursprüngliches  und musterrestauriertes Dorf am Wegesrand.

Der Nenbutsu-Ji ist eigentlich ein Friedhof. Neben regulären Gräbern sind vor Allem Statuen zu bewundern, die ebenfalls für die Seelen Verstorbener aufgestellt wurden. Die Anlage ist nicht ganz so  spektakulär, dennoch sehenswert. 

Gegen 13:00 Unr waren wir auf dem Rummelplatz Arashiyama angelangt, Auf dem Weg dorthin sahen wir durch Zufall einen Bambushain und gingen Spaßes halber hinein. Der Andrang an Touris war ok, der Hain sah auch eher ungepflegt aus und erinnerte wenig an die Bilder aus dem www.

In Erwartung auf was ganz Tolles aßen wir Gyoza und zwei Spieße zu Mittag und fragten nach dem Bambuswald, Der Getränkeverkäufer zeigte in eine Gasse, in der Horden an Menschen drängelten……uns schwante nichts Gutes. Wir trotteten hinterher….ja, da war Bambus aber das was wir sahen hatte Nichts mit den  einschlägigen Fotos aus den Reiseführern zu tun. Wir liefen und sahen kleine Gänge im Wald abgehen, zumeist mit dem Schild „private property“ oder es kamen Rikschas entgegen, Zugang für Fußgänger verboten. Irgendwann waren wir wieder an den Bahnlinien  und uns wurde klar….wir waren  bereits im Arashiyama Bambuswald und zwar vor den Gyozas….! Auf dem Weg zurück fanden wir eine Lücke zw. Mülltonnen und nem Tempel.

Und dann hatten wir wirklich richtig Glück. Einer der Seitenpfade war offen, wir konnten hineinspähen, Niemand verjagte uns…..und siehe da, es sah nun doch nach nen bissel mehr aus:

Wir fuhren zurück nach Kyoto und durchstreiften am frühen Abend das Kaufhaus Isetan. Insbesondere die Lebensmittelabteilung hatte es uns angetan. Leider war das Fotografieren verboten….

Kyot hat auch eine Ramen Street und mit ein wenig Suche fanden wir unseren Fresstempel für den letzten Abend in dieser schönen Stadt.

Diese Ramensuppe wird zur besten Suppe unseres Urlaubs deklariert:

 

 

 

Japan 2018, IX: Kyoto 京都市 Tag 3-4

Wir hatten uns angewöhnt, püntklich um 8:00Uhr zu frühstücken und uns danach in das Getümmel der Großstadt zu werfen. Beim Frühstück versuchten wir die günstigste Fortbewegunsmethode zu ergründen,  um nicht unsinnig im Bus abzuhängen.

Wir fuhren mit der U-Bahn und nutzten beide Linien gut aus um zum  Nanzen-ji Tempel zu gelangen. Lustigerweise hat uns das Aquädukt auf dem Tempelgelände so sehr in seinen Bann gezogen, dass wir den berühmten Steingarten einfach ausgelassen haben. Sehenswert war auch das Sanmon aus Holz ( Tor) welches besichtigt werden kann. Auch wir krochen in dem Gebäude von 1626 herum und genossen  den Blick über Higashiyama.

Auf dem Gelände sind wir mit vielen Kindern und Schulklassen ins Gespräch gekommen. Die Japaner sind so herzlich und aufgeschlossen, es  ist uns echt eine große Freude. Wir stehen so oft für Fotos und Interviews zur Verfügung und bekommen immer ein Lächeln, sogar kleine Geschenke wie Tee, zurück.

Am Nanzen-ji beginnt der berühmte Philosophenpfad, der sich 1, 8 km an einem Bächlein entlangschlängelt. Nett anzusehen, in der Kirschblüte bestimmt atemberaubend. 

Der Philosophenpfad endet am Ginkaku-ji…..der Silberpavillion ohne Silber. Der Tempel sollte das Gegenstück zum Kinkaku-ji werden, die  Villa wurde aber nie versilbert. Die Tempelanlage gilt als herausragendes Beispiel der japanischen Gartenkunst und auch wir staunten nicht schlecht. Der Ginkagu-ji war Privatrefugium des Shoguns Yoshimasa (1358-1408) der im späteren Lebensalter weise wurde und verfügte, dass die Anlage nach seinem Tod ein Zen Tempel werden sollte. Der Garten bietet vor Allem Schmetterlinge ein hervorragendes Habitat und Mathias war ganz schnell mit seiner Kamera dabei.

Mit dem Bus ging es zur Kyotostation, die wir uns ausgiebig anschauten. Dieser Bahnhof ist der Kracher. Da Sonntag war, wurden Konzerte abgehalten, der Bahnhof ist fester Bestandteil der kulturellen Szene Kyotos. Da kann sich Berlin  mal wieder ne Scheibe abschneiden!

Der Kyototower, wir ersparten uns den Blick von oben

Bevor wir uns auf den Weg zum Fushimi Inari Tempel und damit zum Höhepunkt des Tages machten, nahmen wir noch einen Tempel  in Bahnhofsnähe mit. Dieser ist ebenfalls nicht überlaufen und ist dennoch Weltkulturerbe.

Der Toji Tempel kann mit Japans höchster Pagode aufwarten, die 55m hoch ist. Der Tempel ist steinalt, wurde bereits im Jahr 794 gegründet.

Mit der JR Line ( wir konnten mit unseren Pässen fahren) fuhren wir nach Inari. Die Bahn war nicht voll und insgeheim hofften wir auf relative Leere…..oder an den Hinweis aus allen Reiseführern, je höher, desto weniger Menschen. Um 17:00 Uhr hatten wir noch den Anspruch bis gaaaaaanz nach oben zu laufen, quasi alle 30.000 Toritore zu durchqueren.

Als wir am Tempelkomplex ankamen, wurden unsere Träume jäh zerstört. Alle Tempelbesucher vom Kiyomizu-dera waren nun auch am Fushimi Inari.

Wir bewunderten zunächst den Hauptschrein. Der Inari ist der Fuchsgott, der für reiche Reisernte und Sake in Aktion tritt. 

Im Anschluß bewältigten wir mit den Massen die Tori Tore und glaubten nicht mehr an die Hinweise aus den Reiseführern. Bei uns blieb es bis  zum bitteren Ende säuisch voll, neben den Touris mischten auch kleine Blutsauger mit. Vernünftige Bilder konnten wir erst in einen Seitengang machen, der weniger frequentiert war. Erschwerend kam hinzu, dass das Licht im Wald bescheiden war, die Gänge bereits ziemlich dunkel waren. Wir experimentierten mit den Kameras und produzierten nen Haufen Ausschuß.  Anbei Handybilder, Bilder aus Mathias Kamera und meine jpegs aus der Canon. Auf die raws sind wir Beide gespannt, es war ein sauschwieriges Unterfangen.

Der Torieingang

Das uns die Mozzies zerfraßen und es tatsächlich um 18:30 stockduster wird, machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Bahnhof. Wir cancelten 5000 Tore und liefen durch das Dorf, welches sich mittenmang des Schreines breit gemacht hat….oder auch umgekehrt, ein Schrein der wächst, es gibt Tausende von Altären, die Füchse sind hier im wahrsten Sinne des Wortes los.

Mit der JR Line waren wir zügig in Kyoto und mit einem flotten Gang zu Fresco erstanden wir für satte 24 €eine gehörige Portion Sashimi. Das Zeug wird ab 19:00 um 30% reduziert und ist wirklich saulecker.

Am nächsten Morgen kümmerten wir uns um die letzten zwei wirklich notwendigen Tempel/ Schreinanlagen. Mag sein, dass man mir widerspricht, aber nach 14 Tagen im Land wird man ein wenig müde und mag insbesondere Tempelanlagen nicht mehr sehen.

Wir fuhren  zunächst zur Kyoto Station und von dort mit dem Bus zum Ryoan-ji Tempel. In keinem Japanbericht fehlt diese Anlage, man sieht immer diesen bizarren Steingarten und Menschen die auf die Unseco-Steinbrocken im geharkten Kies starren.

Wir starrten heute mit….

Angeblich soll man bei jedem Besuch etwas Anderes, Wichtiges sehen und jedes Mal einen Perspektivenwechsel vornehmen. Mathias Vorschlag, einen Fotoworkshop abzuhalten, alle Teilnehmer nebeneinander sitzend und von links nach rechts aufrutschend fand ich super, allerdings möchte ich die fertien Werke nicht begutachten müssen-gähn.

Unser nächstes Ziel war schon eher etwas für uns und viele Andere……der Kinkagu-ji -Goldpavillion. Auch hier hatte ein gläubiger Shogun seine Residenz als Tempel abwandeln lassen….um 1408 herum.

Der Blick ist großartig und muß im Winter noch fantastischer rüberkommen.

Nach einem kurzen Boxenstop im Hotel fuhren wir nochmals zum Nishikimarkt und fraßen uns durch das Angebot. Octopus mit Ei im Kopf, gefüllte Kalmare und vieles Andere. Wir ershoppten uns unsere kleine Welt, bestehend aus eingelegten Radieschen, Trockenfrüchten und Gewürzen. 

Sigentlich hatte ich vorgehabt, auch den fünften Tag noch in diesen Bericht zu packen. Da wir aber einen Ausflug nach Arashiyama und Sagano machten und  erst am NaMi wieder in Kyoto waren, gibts einen gesonderten Beitrag.

 

 

Japan 2018, VIII: Kyoto 京都市 Tag 1-2

Pünktlich um 8:00 Uhr fuhren wir über Nagoya nach Kyoto. Vorher amüsierten wir uns über die Massen, die mit uns brav in Takayama auf das „boarding“ warteten. Zwanzig Minuten vor Abfahrt, durften wir auf den Bahnsteig und das richtige Abteil suchen. Da wir ohne Reservierung bis Nagoya unterwegs waren und ehrlicherweise nicht drei Stunden stehen wollten, waren wir mehr als pünktlich am Bahnhof um brav mit den anderen Herdentierchen zu warten. Die Sorge war unbegründet, die Reisegruppen waren sowieso mit Reservierung unterwegs.

Anbei eine Impression aus dem Zug

In Nagoya stiegen wir in den Shinkansen, Mathias lud sich eine Geschwindigkeitsapp herunter, die immerhin 265 km/ h anzeigte….da bremste der Zug aber bereits wieder, um uns in Kyoto auszuspucken.

Ich wartete im Isetan Café, bei Käsekuchen und Kaffee auf Mathias der nochmals Big Camera aufsuchte.  Nach erfolgreichem Geschäft fuhren wir mit der Metro zu unserem Hostel, das wieder recht zentral an einer Metrostation lag. Kyoto besitzt einige wenige Subwaylinien, das Meiste wird leider über Busse bewältigt, die gerne im Stau stehen. Während uns Tokio sehr einfach vorkam, überforderte uns Kyoto an diesem ersten Tag ein wenig. Das konnte aber auch an der schwülen Hitze liegen, die die Stadt  und uns lähmte, weit über 30 Grad mit Gewitterneigung, keine Luft zum atmen.

Einchecken ging noch nicht, wir tranken nur ein Wässerchen und verschwanden in Richtung Nijo-jo Castle.

Ich bin ehrlich,  ich hatte mehr Respekt vor Kyoto als vor Tokio. 1600 Tempel, Kaiserpalast und Burg…..wie soll das in 4,5 Tagen bewältigt werden? Hinzu kam, dass wir ja neben den Highlights auch ein paar weniger besuchte Ecken unsicher machen wollten. Schwerwiegend kommt hinzu, Kyoto ist weitläufig und es fehlt in großen Teilen die Subway. Ich hatte mich im Vorfeld gut vorbereitet, einige Tempel ausgesucht und versucht, diese mit den absoluten Highlights zu kombinierem.

Bereits auf dem Weg zum Castle bemerkten wir die Weitläufigkeit und waren bereits angefressen, als wir dort ankamen. Acht Blocks geradeaus, zwei Blocks nach links hatten für den ersten Nachmittag gereicht.  Mit uns wollten noch rund 500 Schüler, zwanzig  Reisegruppen und ca. 30 Individualtouristen ins Nijo- Jo und um es kurz zu machen……wir hatten nur in den Gärten wirklich Spaß. Das Castle sagte uns im Inneren überhaupt nicht zu, wir trabten wie die Schafe mit dem Rest der Herde mit  und beobachten die blökenden chinesischen und italienischen Schafe, die sich übelst beschimpften.

Hier ein paar Eindrücke….habe versucht, die Menschenmassen auf den Fotos zu vermeiden.

Nach dem Besuch des Castles wollten wir zum Nishikimarkt laufen. Da dieser aber um 17:00 Uhr schließt , verwarfen wir die Idee auf halber Strecke und überlegten uns, dass evtl. Arashiyama eine Alternative für den späten Nachmittag ist. Wir waren wirklich willig, leider die Verkehrssysteme von Kyoto nicht! Nach einer kleinen Irrfahrt landeten wir wieder an unserer Heimatstation und checkten  um 17:30 Uhr ein.

Das Bird Hostel ist eine Perle, nette Betreiber, super Ausstattung.Unser Zimmer besser als in so manchem Hotel, insgesamt alles sehr stylisch und absolut empfehlenswert.

Am Abend liefen wir lediglich fünf Häuser nach rechts und landeten in einem kleinen Restaurant mit Hausmannskost. Mathias hatte Tonkatsu Chicken und ich Beef auf ner Teppanplatte…..sehr lecker.

Am nächsten Morgen erfreuten wir uns an  einem sehr guten Frühstücksbuffet und versuchten einen neuen Start mit Kyoto. Leider kam mein Rotz wieder durch, ich hatte diesen wohl nicht ganz ausgeheilt und aus den 30 Grad von gestern, wurden 17 Grad, kalter Wind und Regeneigung heute. Es hieß also Jacke an, Jacke aus, Jacke an, Jacke aus……nur gut für Rotz und Co.

Unser erstes Ziel war der Nishikimarkt. Wir fuhren zwei Stationen mit der U- Bahn und erfreuten uns am exotischen Essen. Da der Markt so schön war, beschlossen wir, in den nächsten Tagen  dort einzukehren.

Wir schauten uns im Anschluß den Schrein hinter dem Markt an und schlenderten zum Fluß in Richtung Yanaka Schrein.

Wir mussten durch Gion und schon war Schluß mit  meiner romantischen Träumerei von bezaubernden Gassen, durch Nebelschwaden huschende Geishas ( hier Geiko genannt) und  ein wenig Romantik in der heutigen Zeit. Knallharter Chinatourismus erwartete uns, Verkehrspolizisten die verzweifelt versuchten den Massen Herr zu werden. Wir rannten in die nächstbeste Gasse und trafen auf folgenden Kumpel:

Die berühmte Künstlerin Yayoi Kusama hatte bis zum 03.5.2018 die Ausstellung „ Pumpkins forever“  in Kyoto und dieser übrige gebliebene Kürbis verschönert nun Gion.

Anbei auch ein Foto, wie es in Gion aussehen sollte:

Am Yanaka Schrein  war bereits Rummelplatzatmosphäre, viele Mädchen liefen im Kimono herum, überwiegend  Japanerinnen aber auch viele Chinesinnen und leider auch Mädels europäischer Machart.

Im Anschluß schlenderten wir durch die belebten Straßen von Gion zum Kodai-ji Tempel.  Dieser wurde 1605 von der Witwe Toyotomi Hideyashi in Gedenken an ihren Göttergatten errichtet,

Dort erwartete uns meditative Ruhe, es war fast leer und genau die richtige Wahl im Wahnsinn der Stadt.

Zen Gärten, die eher zum Schmunzeln anregen. Das rechte Häufchen soll den Fuji darstellen.

Wer erkennt dem Drachen?

Das der Kodai-Ji auch mit einem eigenen Bambuswald prahlen kann, machte ihn für uns noch attraktiver.

Draußen erwartete uns Jubel, Trubel, Heiterkeit…..künstliche Parkplätze für Reisegruppen, aber auch ein schöner Blick zur Yanaka Pagode, die mit dem Schrein nichts zu tun hat und nur der Überrest eines abgebrannten Tempels ist.

Wir hatten an diesem Tag ein riesengroßes Glück. Leider kann ich noch keine Fotos zeigen, wir hatten aber das Erlebis eine echte Geiko im Dienste der Unterhaltungskünste zu erleben. Da der Mensch, der Unterhaltung benötigte, ziemlich relaxt war, konnten wir tatsächlich Fotos von ihr schießen (  noch in raw)  und auch die Geisha war uns freundlich gesinnt.

In jedem Reiseführer steht, dass man Geishas/ Geikos in Kyoto so gut wie nie zu Gesicht bekommt. Es  besteht nur die Möglichkeit an ortganisierten Teezeremonien teilzunehmen, ggfs. den Damen in Gion auflauern, wenn sie schnellen Schrittes zu ihrem Auftrag eilen..

Am Kiyomizu- dera Tempel war es so voll, erinnerte mich an einen wimmelnden  Ameisenhaufen und ich nahm  mir vor abends zu googleln, ob die Chinesen evtl. Ferien haben. Schlimmer kann es zur Kirschblüte auch nicht sein.

Wir verzogen uns zunächst in ein Restaurant, aßen eine gute Ramen Suppe und entdeckten eine echte Kyoter Süßigkeit für uns. Nudel-Eier-Täschchen mit Füllung. Halten nicht lange ( max. eine Woche) und sind unwiderstehlich.

Am Kiyumizu-dera wird bis 2020 gebaut, er ist rd. 1000 Jahre alt und war für uns wenig beeindruckend, da eindeutig zu voll. Die berühmte Terasse des Tempels ist nicht begehbar und somit war der Spaß für uns schnell zu Ende.

Da es regnerisch und kälter wurde, machten wir uns über die berühmte Pontocho zum Bahnhof Karazuma Oike. Auf dem Weg fiel uns ein schickes Restaurant auf, die Crispy Wagyu auf der Karte hatten, es kribbelte und kurze Zeit später genossen wir in der berühmtesten Gasse kurz fritiertes Rindfleisch, medium mit Rettich, Wasabi und in Sojasoße getunkt…..zum Niederknien.

Ermattet kamen wir um 19:30 im Hostel an und waren nicht nur mit Kyoto ausgesöhnt sondern auch zufrieden, die Beine hochzulegen.

Japan 2018, VII: Shirakawa-go 白川 郷, ein ganzes Dorf ist Weltkulturerbe

Das Wetter hielt sich wieder minutenscharf an seine Wetterfrösche. Diese hatten 24 Std. Regen für die Region vorhergesagt und genau so war es dann auch. Wir fanden im Verlauf des Tages keine Bezeichnung mehr für den Zustand, dem wir uns aussetzten, evtl. sollte der Wetterbegriff „Wasser von oben, von links, von rechts und von unten“ eingeführt werden.

Wir kamen noch trockenen Fußes in den Bus, der uns ins Shokawa Tal, nach Shirakawa- go und genauer gesagt in das Dorf Ogimachi, brachte. Unterwegs wurde das Wetter regnerischer und in Shirakawago schüttete es aus allen Kannen. Allerdings waren wir innerlich vorbereitet gewesen und freuten uns sogar über das Nass von oben, da die Bilder saftiger und weniger flirrend werden. Da wir mit Pentax fotografieren und diese wasserfest sind, waren wir die lucky looser an diesem Tag. Aber auch die hier gezeigten Bilder meiner Bridge sind ok…..natürlich ging nicht Alles, bissel Vorsicht war nötig.

Wir trotteten nicht die Hauptstraße entlang, sondern schlugen uns sofort in die Reisfelder und bewunderten die ersten Gasshō- Zukuri Häuser. Ogimuchi in Shirakawa als auch Ainokura und  Suganuma haben 1995 den World Heritage Status der Unseco erhalten, leider ist Ogimachi das am schnellsten erreichbare Dorf und somit auch sehr überlaufen. Teile des Ortes, jenseits des Flusses,  wurden dem Tourismus geopfert, während der Dorfkern noch intakt scheint.

Als wir an der Gabelung zum viewpoint ankamen, sagten wir spontan „ lieber jetzt, heute Nachmittag sitzen die Wolken noch tiefer“ und liefen die 10 Minuten zum berühmten Lookout von Shirakawago. Die Sicht ins Tal war ok, selbst mit der profanen Bearbeitung vom Ipad,  ist die Schönheit des Tales zu sehen.

Als wir wieder im Tal waren, regnete es nicht nur heftiger sondern die chinesischen Reisebusse waren aufeinmal da! Wir wunderten  uns, konnten wir doch nicht wissen, dass jenseits des Flusses ein großer Parkplatz  für Reisegruppen angelegt worden war. Aufgrund des Regens flüchteten wir in eins der Bauernhäuser, die zum Teil für Besichtigungen offen stehen, aber immer noch als Wohnhaus genutzt werden.

Für eine geringe Gebühr ( 300 Yen) konnten wir am Feuer sitzen und grünen Tee trinken. Die Gebäude sind sehr groß, umfassen mehrere Stockwerke. „ Beheizt“ wird das gesamte Haus durch einen einzigen Ofen, der mächtig rußt. Auch jetzt, im Sommer, bei min. 22 Grad Außentemperatur, war es im Inneren des Hauses eher kalt-der Ofen lief. Es gibt keinerlei Glasscheiben, nur Reispapier vor den Fenstern. Die Winter können bis zu Minus Dreißig Grad kalt werden. Kein schöner Gedanke, hier im Tal einen Schneesturm zu erleben. Vermutlich hält man es dann nur im Onsen aus.

Nach zwei wärmenden Tassen Tee gings wieder in den Regen, der noch  heftiger geworden war. Wir schafften bloss ein paar Bildchen und versackten dann bei einer typischen, japanischen Mama die Hausmannskost im eigenen Heim anbot. Dieses war zwar kein Gassho-Zukukri Haus,  das Curry mit Hida Rind geht aber in  unsere japanische Reisegeschichte  ein. Vorher hatten wir nochmal zwei Spieße Hida Rind genossen und fühlten uns wie die Made im Speck. Auch hier hatten wir einen Einblick in das Familienleben und in die Räumlichkeiten. Es war alles super sauber aber beengt, vorm Badezimmer standen die obligatorischen Kloschuhe, die Wohnräume sind karg.

Nach dem Essen versuchten wir weiterhin den Chinesen auszuweichen, die mit Deppenzepter und viel Getöse den Ort für sich vereinnahmt hatten. Meine negative Grundhaltung zum chinesichen Volk flammt seit Japan wieder extrem auf……nur 10% der Chinesen haben einen Reisepass und benehmen sich widerlich. Das sind 150 Mio Menschen, die alles platt walzen, was sich in ihrem Dunstkreis befindet. Es ist angsteinflößend! Am Nachmittag habe ich übrigens auch das allererste versiffte Klo in Japan gesehen, ich muss nicht erwähnen, dass dieses zum Busbahnhof der Reisegruppen gehörte!

Wie dem auch sei, wir konnten den Massen aus dem Weg gehen und fanden noch die eine ode andere schöne Ecke in Ogumuchi. Wir erkundeten auch ein wenig den Wald, dort war es gefühlt aber noch feuchter.

Am späteren Nachmittag sahen wir eine Hängebrücke und uns ging die Glübirne übers Köpfchen auf. Auf der anderen Seite verlief nicht nur das Dorf sondern auch ein absolutes Touristenkzentrum mit allem pipapo. Wir ließen es uns nicht nehmen und trotteten  mit den Massen mit. Bei schönen Wetter muss der Blick von der Brücke in die Berge atemberaubend sein. Bei uns trifft die Bezeichnung „ solala“ es wohl ein wenig besser. Von der anderen Uferseite konnte man aber das Geschehen auf der Brücke  besser  beobachten…..der Strom der Besucher war unaufhörlich, riss bis zu unserer Abfahrt nicht ab.

Wir liefen gegen 15:30 zu dem lokalen Busbahnhof und hatten wieder mal so richtig Glück. Wir hatten Tickets für den 17:20 Bus nach Takayama. Der Bus vorher war online ausverkauft gewesen. Mathias fragte am Verkaufsschalter nach, ob wir den Bus tauschen könnten. Das Mädel am Counter war unwillig….dann kam der Busfahrer vom 16:15 Bus und managte die Umbuchung. Mit über einer Stunde Zeitersparnis kamen wir wieder im trockenen Takayama an und warem dem Busfahrer sehr, sehr, dankbar.

Nach einer kurzen Trockenphase im Hotel, Mathias fönte Socken und Schuhe, machten wir uns auf zur Futtertränke. Wir wollten keine Suppen, keine Gyoza, keine Okonomyaki und auch kein Hida Fleisch ChiChi. Fündig wurden wir in einer kleinen Sushibude. Wir gaben am Ende 24€ pro Person aus, hatten nur Spezialrollen und Tempura, teuer war es wirklich nicht.Highlight war sicherlich das Hida Beef, siehe letztes Bild….also doch noch ein wenig ChiChi zum Abschied.

Tempura:

Lobsterrolle

Crispy Eel, mein optisches und geschmackliches HighlightBei uns unter Dragonroll bekannt

Lachsrolle

Hida Beef

 

Japan 2018, VI: Narai-juko 奈良井宿 & Takayama 高山市

Wir verließen Matsumoto wieder bei strahlendem Sonnenschein, so langsam macht uns das gute Wetter nervös.

Um 8:00 Uhr fuhr unser Zug pünktlich ab, über Shinojiri  ( wir mussten den Zug wechseln) ging es nach Narai. Wir saßen mittenmang von unzähligen Schulkindern und konnten den Zug nur im ersten Waggon beim Schaffner verlassen, der unseren JR Pass kontrollierte. Narai war bis vier Wochen vor unserer Reise zwar auf meiner gedanklichen Bucketlist, aber nicht im Reiseplan gewesen. Irgendwann in 2017 hatte ich ein Foto von diesem pittoresken Ort gesehen und ab diesem Moment begann meine Suche in den sozialen Medien, im Reiseführer und was weiß ich noch wo…..Da das Nest keine regelmäßige Bahnanbindung hat, ist es bis heute nur ein Individualziel,  zumeist für Diejenigen mit Mietwagen. Reisegruppen haben den Nakasendo Trail noch nicht für sich entdeckt. Nachdem ich Hyperdia auf mein Smartphone gezogen hatte und damit tiefer in die Zugplanung einsteigen konnte, ging mir eine Glühbirne übern breiten Scheitel auf! Narai ist ab Matsumoto erreichbar und kann mit unserer Zugfahrt nach Takayama gekoppelt werden. Innerlich waren wir auf Taschenschlepperei eingerichtet, aber der so arg nette und herzliche Bahnhofvorsteher nahm unser Gepäck in Verfahrung.

Der Nakasendo war eine der zwei Handelsrouten, die von Edo, dem heutigen Tokio, nach Kyoto führten. Auf dieser Route gab es 69 Post Towns, die Gästehäuser und eine Infrastruktur für den Reisenden der damaligen Zeit boten.

Narai ist eine dieser Poststationen, wunderschön restauriert und noch voll bewohnt. Lediglich Lieferverkehr darf durch den Ort fahren und so erfreuten wir uns, zusammen mit ein paar Chinesen, über diesen wunderschönen Ort. Den Besuch der Wohnhäuser mussten wir leider auslassen, da um 11:28 unser Zug zurück nach Shiojiri ging.

Narai ist eigentlich eine einzige lange Straße mit mehreren Schreinen, Friedhöfen, traditionellen Ryokans für Wanderer und dem Wohnhäusern der Dorfbewohner…..lasst Euch verzaubern:

Der Bahnhof:

Das wunderschöne Straßendorf 

Pünktlich lösten wir unser Gepäck aus und nahmen an einer Befragung teil. Zum Dank bekamen wir einen Origamikranich und viel Winke, Winke, als wir zu unserem Gleis gingen. Die Herzlichkeit der Japaner geht in die Geschichte dieser Reise ein- wir sind vollkommen geflasht.

In Shiojiri wechselten wir den Zug in Richtung Nagoya,  ershoppten uns unser Lunch und aßen ganz zünftig im Zug, wie der typische Japaner.

Nach einem weiteren Zugwechsel ( Nagoya) gingen wir auf unsere letzte Etappe für  diesen Tag. Insgesamt sah unser Zugplan so aus :

Superpünktlich kamen wir in Takayama an und bereits auf dem Bahnhof sah man, die Stadt  ist ein Obertourihotspot…..Reisegruppen überall, Individualreisende dazwischen. Unser Hotel entsprach dem Reisegruppenklischee, das ganze Haus war voll davon und wir mittendrin. Unser Zimmer entsprach dem Zimmer aus Tokio, es war etwas ungünstiger geschnitten und nen bissel älter, was  das Interieur anging.

Die ersten Impressionen aus Takayama, die Stadt hat ein paar Straßenzüge die schön restauriert wurden.

Die letzte Stunde im Zug hatten wir uns mit dem wichtigen Thema Essen beschäftigt. Mathias und ich hatten Jahrestag  und wollten etwas Leckeres in die Suppenschüssel.

Was Kobe sein Rindfleisch ist, ist Hida -Takayama….na was wohl? Ebenfalls sein Rindfleisch. Katze hatte uns dieses bereits sehr ans Herz gelegt und nun wollten wir mal Hida Wagyu Rind mit Kobe Wagyu  vergleichen. Am Liebsten wäre mir eine Grillvariante oder Shabu Shabu gewesen.

Wir bummelten in der untergehenden Sonne durch den Ort und sahen nicht nur erste Altstadtreize sondern auch das eine oder andere Restaurant, die Hida Rindfleisch anboten …..200g für 82.000 Yen……rund 75€,oha! Im Reiseführer wurde ein Fusion Franzose gehypt, das Le Midi,  und bei weiterem Bummel durch den Ort sah man tatsächlich drei Restaurants des Franzosen. Hierbei handelte es sich 1x um das Gourmetrestaurant, die Burger Bude ( Hamburger mit Hida Rind ist ebenfalls der Hit) und die Suppenküche. Bei der Suppenküche schlugen wir zu. Soba Nudeln ( auch dafür ist Takayama berühmt) mit Hida Steak ( immerhin die zweitbeste Kategorie, Filet verkniffen wir uns) für rd. 16€ erschien uns angesichts der Steakpreise fair und wir hatten ordentliches Fleisch in der Suppenschüssel. Außerdem ist das Restaurant mehrfach ausgezeichnet worden, so dass wir tatsächlich davon ausgehen konnten, vernünftiges Fleisch auf den Teller zu bekommen.

Am Ende gabs noch Spieße aus Hida Wagyu und rundum zufrieden schlenderten wir zum Hotel zurück. Mir schmeckte übrigens Kobe besser, Mathias favorisiert Hida Wagyu.

Am nächsten Morgen bimmelte um 7:00 Uhr der Wecker. Die Sonne schien und wir ließen es ruhig angehen. Das obligatorische Reisbällchen war nicht so lecker wie sonst, Family Mart ist aufgrund der Bahnhofsnähe förmlich geplündert. Unser Weg führte uns durch die Altstadt zum Morgenmarkt, der aber eher klein und unscheinbar ist.

Unser nächstes Ziel war der Takayama Jinja, ein Verwaltungsgebäude  der Stadthalter ab 1692, also aus der Edo Zeit. Das Shogunat wurde abgesetzt, die Burg abgerissen und dieser wunderschöne Komplex errichtet….quasi Stadtverwaltung mal anders. Ich ertappte mich oft am Grinsen,JC mal so, hätte auch was.

Im Inneren begeisterte mich das nackte Bürointerieur, ach wie gerne würde ich auch so minimalistisch unterwegs sein. Der Garten, für die 30 Minuten Pause am Tag war auch recht nett, leider liegen diese Bilder  noch als raw auf den Cameras.

Auf dem Weg zum Busbahnhof ( wir wollten ins Hida Village) fanden wir einen lustigen Bentoshop und beschlossen spontan, das Abendessen im Hotel stattfinden zu lassen. 

Da wir noch Zeit bis zur Busabfahrt hatten, besuchten wir den Kokobunji Tempel. Dieser war nicht besonders aufregend, es ist der Ginkobaum der diesen Tempel sehenswert macht. Das Ding ist wirklich riesig und uralt.

Im Hida Folk Village bewunderten wir die sogenannten Gassho-Zukuri Häuser, die aus dem Schokawa Tal an ihre jetzige Position versetzt worden sind. Der Besuch des Museums war der Auftakt zu unserer Tour nach Shirakawago am 17.5.2018 wo ganze Dörfer noch „in echt“ zu bestaunen sind. Wir schlenderten über zwei Stunden durch die Anlage, die wie ein Dorf aufgebaut ist und wirklich sehenswert ist. Da es außerdem regnen soll bei unserem Besuch von Shirakawago und  Ogimachi, war der Abstecher ins Folk Village mehr als wertvoll.

Wir erkundeten auch die umliegenden Waldwege und zuckten nur nen bissel, als wir auf dieses Schild trafen. Schnell verschwanden wir wieder auf den Hauptweg. Meister Petz ließ sich aber von uns nicht stören und blieb versteckt.

Zurück in Takayama gaben wir uns der Versuchung hin und kurze Zeit später erwartete uns ein Hamburger mit Hida Rind und Potato Wedges. Dazu gab es keine phosphorisierende Pisse sondern Lemon Soda, angeblich. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, konnte ich doch noch nicht erahnen, dass unser farbenfrohes Abendessen keine Freudentänze auslösen würde.

Den Nachmittag verschlenderten wir in der Altstadt und erklommen den Hügel zum Shojiri Schrein. Leider hatte sich der Weg nur für die Toriis gelohnt, der Tempel selbst ist heruntergekommen und steht kurz vor der Restaurierung.

In Takayama traf ich meine Freunde aus Kindheitstagen, in jedem zweiten Laden werden die Monchichis noch verkauft. 

In Takayama trinkt man Sake und auch wir versuchten uns an dem Gesöff und wurden damit nicht warm. Brauereien erkennt man an dem Reisigball über der Tür.

Übrigens gibt es Sake auch in fester Form, als KitKat!


Profanes Essen für die Damen im Kimono!

Wir mussten am Bahnhof die Erkenntnis erlangen, dass unsere Wunschverbindung nach Kyoto nicht funktionieren wird,der Shinkansen von Nagoya ausgebucht ist….zu viele Reisegruppen ,die das Morgenkontingent gesprengt hatten. Uns wurde es in Takayama ebenfalls viel zu voll, allein was auf dem Bahnsteig so los war, spottete jeder Beschreibung. Wir hatten es am gestrigen Tag erlebt, die Gruppen waren mit uns angereist und hatten heute früh um 8:00 Uhr schon wieder das Hotel verlassen.

Wir nehmen nun einen späteren Zug und lungerten den Rest des NaMi und Abend im Vertreterschließfach herum. Ein Gewitter kündigte sicht an, die Vorhersagen für die kommenden Tage sind wenig verheißungsvoll.

Nachdem wir ausgiebig die Badewanne traktiert hatten ( die Dinger sind in Japan echt genial) „genossen“ wir unser Abendessen.

Die Bentobox war gefroren, der Kühlschrank war zu hoch eingestellt. Mathias versuchte sich am späteren Abend nochmal daran, Pickles aufgetaut sind aber ätzend, Ich stehe eh nicht auf das saure Salzzeugs  und so gab,es führ  mich Reisbällchen und Suhi…..

 

Japan 2018, V: Matsumoto 松本,auf der Krähenburg

Der Fuji verabschiedete sich doch im Sonnenschein, das machte die Buckelei zum Bahnhof ein wenig leichter. Wir genossen den Blick auf das Wahrzeichen und fuhren mit dem Regionalzug nach Otzuki. 

In Otzuki wären wir beinahe im Zug nach Tokyo gelandet, der um 9:39 Uhr losfuhr, unser Zug setzte sich um 9:38 Uhr in Bewegung und hatte den gleichen Namen, nur eben nicht das gleiche Ziel. Man muss hier geografisch auf Zack sein und wissen, in welche Himmelsrichtung man will, bzw. wie die Endstation heißt. Beide Richtungen haben grundsätzlich den gleichen Zugnamen.  So hetzten wir in zwei Minuten von Gleis fünf auf drei und erstürmten die erste Klasse, die im Japan „green class“ genannt wird. Leider flogen wir schnell auf und wurden vom Schaffner höflich und zuvorkommend in die Holzklasse verwiesen.

Die Zugfahrt war angenehm, die Landschaft abwechslungsreich. Der heilige Fuji begleitete uns noch ein ganzes Stück und wurde irgendwann von den japanischen Alpen abgelöst.

Hier kommt noch ein Bildchen aus dem Zug, irgendwo auf der Strecke.

In Matsumoto wohnten wir mehr als zentral, nur 100m vom Bahnhof entfernt und fußläufig zur Hauptsehenswürdigkeit „ der Krähenburg“. In der Stadt wurde 1994 der Giftgasanschlag  ( Sarin) der Aum Sekte verübt. Damals kamen sieben Menschen ums Leben, Viele wurde verletzt.

Wir kamen bereits um 11:30 in unser Zimmer und wieder konnte man über die Touristenklasse nicht meckern. Unser Durchschnittspreis liegt bei 35€ pro Nacht/ Person während der gesamten Reise und dieses Zimmer lag genau auf dem Durchschnitt…..not too bad. Am Bodensee bekommt man für 70€ nicht mal ein Zimmer mit Bad.

Nachdem wir alle Klamotten einmal im Zimmer verteilt hatten und quasi eingezogen waren, machten wir uns auf den Weg zur Krähenburg, inkl. Abstecher im Family Mart, wir waren auf Reisbällchenentzug.

Wir fanden auch noch diese pittoreske Ecke in der Stadt, ein Kanal mit alten Kaufmanns,- u. Wohnhäusern  und einem Schrein.

Auch in Matsumoto war das Supermarktlunch super,  und frisch gestärkt schlenderten wir über das Burggelände. Dort war über Mittag relativ wenig los, lediglich ein paar deutsche Reisegruppen stritten sich über den Treffpunkt mit dem Guide. Eine niederländische Reisegruppe hatte uns bereits im Family Mart erheitert, als diese staunend die Auslagen bewunderten und ratlos ihr  Lunch zusammenkauften.

Die Burg wurde 1504 erbaut und ist eine der wenigen Burgen die in Japan noch erhalten ist. Sie wird auch als Niederungsburg bezeichnet, da sie nicht auf einem Berg gebaut wurde.

Wir  werden uns auch Himeji, Nijo, Hiroshima und Osaka Castle anseheb….mal schauen, welche uns am Ende am Besten gefallen hat.

Von innen ist die Burg eher schlicht gehalten, schließlich wurde nicht residiert, sondern verteigt. Wir nahmen uns fest vor, die einschlägigen Samurai Filme @home zu konsumieren.

Sagenhaft war allerdings die Aussicht auf Matsumoto und auf den schön angelegten Garten.

Wir genossen im Anschluß den Burggarten und schauten ein wenig in die Sonne, die am heutigen Tag alles gab. Leider hatte ein gefiederter Freund Anderes mit uns im Sinn und kackte mir im wahrsten Sinne des Wortes aufs Haupt…..also mußte notgedrungen ein Boxenstop her.

Bevor ich im Hotel in die Badewanne verschwand, schauten wir uns aber noch einen Schrein an, den Namen habe ich weder über maps2go noch über meinen Reiseführer in Erfahrung bringen können. Da er aber sehr hübsch war, kommen noch ein paar Bildchen  in meinen Bericht.

Matsumoto gehört zu den schönsten Städten Japans und auch wir fühlten uns sauwohl in dieser hübschen Stadt im Talkessel der japanischen Alpen. Die nächsten größeren Städte sind Nagano und Nagoya.

Am Abend stand Matsumoto ein bissel Kopf, zehn Löschfahrzeuge versperrten die Hauptstraße und wir irrten ein wenig „lost in translation“ durch die Restaurantszene. Eins sah hübscher aus als das Andere, leider waren die Speisekarten diesmal wirklich nur noch ein Ratespiel und wir sehnten uns fast nach den Bestellautomaten von Tokio zurück.

Was essen wir heute?

Wir landeten schließlich in einer Restaurantkette von Osaka, die berühmt für ihre Gyoza sind. Davon gabs schon mal 12 Stück und beim Rest wurde wieder mal nur geraten.

Das Endergebis sah dann so aus und schmeckte, wie immer, ganz hervorragend.

 

 

 

 

Japan 2018, IV: Fujikawaguchiko 富士河口湖町, Fuji ohne Weinbrand

An ein Weckerklingeln um 4:30 kann man sich gewöhnen, dennoch fehlt mir in diesem Land irgendwie der Schlaf! Als wir um 5:10 Uhr ausgescheckt hatten, standen wir vor verschlossenen Subwaytoren und mussten mit dem Gepäck nach Shinjuku Bus Station laufen. Wir lobten wieder unsere Entscheidung im Apa gewohnt zu haben, 10 Minuten Fußweg mit den gesamten Pieselotten reichen wirklich aus.

Der Bus war ausgebucht und deshalb der Tip an Alle Planenden, ohne Reservierung im Vorfeld geht in Japan nichts. Das Wetter konnte man mit heiter- wolkig bezeichnen, die Morgentemperaturen lagen bei rund 11 Grad.

Der Bus fuhr pünktlich um 6:05 Uhr ab, gestärkt hatten wir uns mit Reisbällchen am Busbahnhof und die 90 Minuten bis nach Kawaguchiko verbrachte ich mit Blogschreiben und der Suche nach dem Berg. Ca. 40Minuten vor Ankunft war der Fuji aufeinmal da. Der Bus war um eine Kurve gefahren und der Berg der Berge für jeden Japaner, erstrahlte in ganzer Pracht.

Anbei ein Handyfoto von Mathias, der im Gang saß und der Dame nebenan in den Nacken springen konnte.

In Kawaguchiko marschierten wir rd. 2km vom Bahnhof zum Hostel. Das Bussystem war uns nicht gängig, wir wollten nur schnellstmöglich zum Hostel kommem um das Gepäck loszuwerden. 12,2 kg auf dem Rücken plus Handgepäck, können auf Dauer lästig werden und ich war abgefressen, als wir das typische, japanische Haus erreichten.

Der Ort ist voll uns ganz auf den Fujitourismus eingestellt, sei es für die Bergsteiger ab Juli oder den ganz normalen Bergbeobachter wie unser eins.

An Einchecken war noch nicht zu denken und somit schmissen wir die Rucksäcke in die Ecke und ließen uns den Weg zur Chureito Pagode erklären. Uns war die Wegbeschreibung nicht einleuchtend, noch verstanden wir, mit welchem Bus wir fahren sollten. Die Pagode war rund fünf km entfernt, zu weit wenn man weiß wie hässlich sich der Berg verhält, wenn auch  nur eine einzige Wolke für den Fuji in Reichweite kommt.

Rund 10 Minuten sind es bis zum See Kawaguchiko, dort fragten wir uns zur Bushaltestelle durch und nahmen um 9:34 Uhr die Loopline. Nach zwei Staitionen kraxelte wir den Hügel zur Pagode hinauf. Es sind steile Stufen, die in zehn Minuten zum Schrein und zur Pagode führten.  Das es noch andere Möglichkeiten geben muss, um zur Pagode zu kommen, wußten wir mit Ankunft auf dem Berg. Aufeinmal waren die Menschenhorden da, wo doch nur drei weitere Chinesen mit uns den Bus verlassen hatten.

Fuji im Kurvenspiegel

Oben angekommen erwartete uns der berühmte Fujiblick mit Chureitopagode. Leider waren die Lichtverhältnisse nicht so toll, vermutlich muss man zum Sonnenaufgang oben sein, um die Pagode nicht im Gegenlicht zu haben.

Mit Blick in maps2go und nen bissel Fantasie machten wir eine Bahntrasse aus und schlenderten im Anschluß  zur Bahnstation. Wir wollten die Loopline umgehen, die uns 90 Minuten an den Bus geködert hätten. 

So kamen wir noch in das Vergnügen mit der Mount Fuji Line gemütlich 20 Minuten durch die Botanik zu fahren, immer den Berg im Blick.

In Kawaguchiko ließen wir uns Supermarktsushi schmecken und schlenderten zur Ropeway. Wir mussten 30 Minuten warten, hatten dann aber einen guten Blick auf See und Berg.

Da so viel Berg,  Lust auf Kaffee und Kuchen macht, probierten wir den japanischen Käsekuchen, genau das Zeug, welches momentan durch alle Communities grassiert…Quark, Ei, weiße Schokolade, Komischerweise war das Zeug nicht nur sauteuer sondern schmeckte auch viel besser als mein Eisoufflé in Eigenkreation.

Die Restaurants im Ort sagten uns nicht zu, wir empfanden sie als zu touristisch. Wir wollten auch nicht zum Bahnhof zurückkrauchen und so  kam, was kommen musste….Instantsuppen, Reisbällchen, Sushi und Salat aus dem Supermarkt am Abend, vorher nen Yakitorispiesschen aus der Hand.

Auf dem Weg zum Hostel stolperten wir über dieses schöne Haus, vermutlich sah die Welt hier in diesen Breitengraden vor 100 Jahren überall so aus.

Wir wußten, dass wir ein typisch, japanisches Ryokanzimmer gebucht hatten  und freuten uns über das authentische Haus umso mehr. Hausschuhe erwarteten uns am Eingang, Onsenbäder am Ende des Flures, getrennt nach Männlein und Weiblein. Unser Zimmer, ziemlich groß  und ein echter Traum…..mit Fujiblick.

Übrigens, für dieses sagenhafte Zimmer zahlten wir 98€ für zwei Nächte! Japan ist NICHT teuer, wenn man im Vorfeld ein paar Spielregeln beachtet. Wir haben bislang selten mehr wie 60-80€ pro Tag verprasst und damit die Öffis ( die sind tatsächlich teuer) und drei Mahlzeiten, Eintrittsgelder und drei Mahlzeiten bestritten.

Wir ließen uns die Suppe schmecken und fühlten uns in dem Riesenzimmer sauwohl. Gegen 22:00 Uhr fielen wir für zehn Stunden in tiefsten Schlummer. Selbst das harte Futon konnte uns nichts anhaben….

Am nächsten Morgen konnten wir das japanische Aushängeschild noch ausmachen. Das Wetter war kläglich, eingezogen und mit Regenneigung. Wir bekamen kalte Waffeln zum Frühstück ( inkl.) und Kaffee aus dem Automaten und liefen im Anschluß in den Ort. Solange der Berg noch sichtbar war, wollten wir aufs Boot…..Tretboot!

30 Minuten, 2000 Yen/ 16€ …..aber lustig war es.

Fuji am Regentag macht keine Freude, immerhin sahen wir ihn am Morgen noch mit Gipfel und bewunderten im Laufe des Vormittags die Wolkenformationen, die sich um den Berg gebildet hatten und ihn am Ende wegzauberten….

Wir bummelten durch die Souvenirläden und erfreuten uns an Kitsch und Fujikeksen in allen Varianten. Leider kann man so gut wie nie irgendetwas probieren, die Kekse mit dem Fuji und den Entchen drauf, hätte ich gerne gekostet.

Wie der Betrachter sieht, in Japan ist ALLES fett in Plastik verpackt. Die Japaner sind irre nach Umverpackungen und Plastik, Styropor und was weiß ich noch ….es ist ein Graus und meine einzige Kritik am Land. Jeder einzelne Apfel befindet sich in Folie, jedes Kitkat wird liebevoll in einer Pralinenschachtel verkauft, selbstverständlich in Plastik. Sushi, Reisbällchen, Salat, Fleisch, Fisch und Wurst…alles in Plastik. Ich dachte immer die Amis wären irre, die Deutschen nicht minder crazy….die Japaner toppen alles.

Unser Mittagessen stammte wieder vom Plastikteller, lecker Sashimi aus dem Supermarkt. Wer einmal Sushi aus dem Supermarkt in Japan gefuttert hat, weiß erst wie schlecht unser Sushi ist, egal wo man dieses in Deutschland gegessen hat.Pünktlich um 12:00 Uhr fing es laut Wetter App und auch tatsächlich an zu schütten. Wir marschierten strammen Schrittes zum Hostel und verschwanden für den restlichen Tag auf unser Zimmer. Ich verschlief den gesamten Nachmittag, mein Rotz und der wenige Schlaf der vergangenen Woche, zollten Tribut.

Vom Fuji sahen wir an diesem Tag  nichts mehr, nur meine Berg App konnte noch Auskunft geben:

 

 

Japan2018, III: Nikko日光 und ein Hauch von Tokio bei Nacht

Auch die vierte Nacht endete früh, wir hatten eine Shinkansenreservierung um 6:20 von Tokyo Station und mussten vorher mit der Maronouchi Line zum zweitgrößten Bahnhof Tokios gelangen.

Mathias ließ sich seine obligatorischen Reisbällchen am Morgen trotzdem nicht nehmen und schwupps saßen wir im Tokioter Morgenverkehr in der Metro und eroberten den Bahnhof mit Leichtigkeit. Zwanzig Minuten vor Abfahrt waren unsere JRPässe offiziell eingelöst und das Abenteuer Shinkansen konnte beginnen.

Die Züge sind toll, bestuhlt 3-2, ziemlich breit und komfortabel. Am Nachmittag wurden wir 2 x Zeuge, wie ein High Speed Zug durch einen Bahnhof bretterte. Mathias und ich waren uns einig, dass die Züge mit weit über 200km/h durch den Bahnhof fuhren. Das Gefährlich, man hört das Teil nicht kommen. Ich hab mich beim ersten Mal echt erschrocken.

Wir fuhren leider nur 40 Minuten mit dem Shinkansen, in Utsunomya stiegen wir in den Nikko Express. Wie gut, dass das Wetter eine kleine Pause eingelegt hatte, wir sahen nämlich den Fujiyama aus dem Zug heraus. Sicherlich kein preisverdächtiges Bild, angesichts der Wetterlage aber eventuell das Einzige was wir vom Fuji zu sehen bekommen werden….dachten wir jedenfalls an diesem Morgen.

Der Nikko  Express brachte uns in  rund 45 Minuten ins Weltkulturerbe. Mit Ankunft in der Stadt  reservierten wir unsere Sitzplätze für den Shinkansen am Nachmittag und fuhren mit dem örtlichen Bus in die Altstadt. Dort zäumten wir, nachdem sechs Reisebusse mit sehr munteren Chinesen an uns vorbeirollten, das Pferd von hinten auf und besuchten zunächst den Futara-San Schrein von 782.  Dieser wurde für die Götter der Berge Nantai ( männlich) und Nyotai ( weiblich) sowie Taro, dem Kind der Beiden errichtet.

Wir hatten den Schreinfast für uns alleine, ein Waldtempel, süß und lieblich.

Leider wurde auch auf diesem Gelände renoviert, in die Gebetshalle kommt man zur Zeit nicht hinein.

Als fünf von sechs Reisebussen voller Chinesen wieder abgefahren waren, betraten wir den Tempel Taiyuin-byo Schrein, der 1653 vollendet wurde. Man sagt, das dieser Tempel für Eleganz, der Toshu-gu für Pracht steht. Die Asche des Shogun Tokugawa Lemitsu ( 1604-1651) ist auf dem Gelände beigesetzt.

Auch diese Anlage hatten wir fast für uns alleine, mit den Flegeleien der restlichen 60 Chinesen kamen wir irgendwie klar. Leider benahmen sich die Herrschaften wieder fürchterlich, ein Mann spuckte sogar in den rituellen Reinigungsbrunnen!

Das Highlight von Nikko, den Tosho-gu Schrein teilten wir uns mit rd. 5000 anderen Besuchern, ganze Heere an Schulklassen waren unterwegs. Wir trafen ebenfalls auf die sechs Reisebusse und zusammen mit den so arg putzigen Chinesen erlebten wir ein nicht so mystisches Nikkoerlebnis.

Der Schrein wurde als Mausoleum für Tokugawa leyasu gebaut, 15000 Handwerker waren zwei Jahre mit dem Bau beschäftigt, er enthält viele buddhistische Stilelemente…..wenn man diese dann sieht  ( vor lauter Menschen). Aus diesem Tempel stammen übrigens die berühmten drei Affen- nichts sehen, nichts hören, nicht sprechen….das Bild befindet sich allerdings auf der Pentax und schlummer noch in raw.

Der Tempel wird gerade restauriert, gut das das Yomeimom Tor wieder in neuen Glanz erstrahlt, für die olympischen Spiele wird aber noch  der Komplex des Karamom Tores restauriert, wir ersparten uns sogar den Besuch des Inneren.

Eigentlich wollten wir uns noch den Rinnoji Tempel ansehen, doch irgendwie verpatzten wir es und standen am Ende an der Seikyo Brücke ( Neubau 1907). Zurück wollten wir auch nicht mehr laufen, entschlossen uns zur Aufgabe und gingen lecker Yakitori Spieße mit Soba Nudeln essen. Sobanudeln sind die regionale Spezialität von Nikko.

Gut das wir die Sitzplatzreservierungen umbuchen konnten, rund zwei Stunden früher waren wir wieder in Tokio. Nach einem kurzen Boxenstop im Hotel erbummelten wir uns zur blauen Stunde das Amüsierviertel Kabuchiko.

Wir hatten es auf Nachtfotos abgesehen, die Stative sollten ja nicht unbenutzt wieder mit nach Hause genommen werden. Die hier gezeigten Fotos sind allerdings nur aus der Hand geschossen und auch nur von meiner Bridge.

Tokio am Abend versprüht einen Wahnsinnscharme. Da das Wetter frühlingshaft warm war, befand sich die gesamte Stadt in und um Shinjuku Starion. Kabuchiko ist das Amüsier,-  und Rotlichtviertel, hier gibt es die bekannten Pachinko Höhlen, Bierhallen und Animierbars.

Wir wollten ebenfalls in den Golden Gai, eine Ansammlung von rd. 300 Minikneipen, entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg als Schwarzmarkt. Hier wurden ausrangierte Armeegegenstände verhöckert. Die Kneipen sind so winzig, Touristen eher weniger willkommen und dennoch sollte man wenistens mal durchspaziert sein.

Bevor wir aber unser Tokioabenteuer im Golden Gai beendeten, kehrten wir nochmals bei Big Camera ein und Mr. Takano konnte ein gutes Geschäft mit uns verbuchen. Wir shoppten wichtigstes Fotoequipment, erheblich  preiswerter als @home. Mit der Tax Free Tourivariante und nem 5% Discount kann ich nur Jede/m Tokio zum shoppen ans Herz legen, sofern man die deutschen Preise kennt.

Golden Gai:

Zurück im  Hotel packten wir schleunigst die Pieselotten, duschten und fielen für fünf Stunden ins Bett. Am nächsten Morgen ging es bereits um 6:05 nach Fujikawaguchiko.

Mir dem festen Willen nochmal in diese tolle Stadt zurückzukehren, kehrten wir Tokio den Rücken.