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Japan 2018, XII: Himeji 姫路 & Kurashiki 倉敷

Unsere Abreise aus Kōyasan war abenteuerlich. Mit dem Bus ging es nach Koyasanstation und mit der Cable Car nach Gokurakubashi. Dort stiegen wir in den Lokalzug nach Hashimoto und  dann in einen Expresszug bis Shininmamiya,  mit einem Rapid nach Osaka, von dort mit der Metro nach Shin Osaka. In Osaka irrten wir erstmal über den Bahnsteig und hätten somit fast den Shinkansen in Shin-Osaka verpasst…..Das Alles spielte sich zw. 8:15-12:32 Uhr ab…..Wahnsinn! Die japanische Bahn ist ein Meisterwerk.

Die längste Teilstrecke war bis Shininmamiya, ich schaute mir einige Bilder im www über Koyasan an und las mich ein wenig durch den Reiseführer. Aufeinmal hatte ich einen Stapel Kunstpostkarten in meinen Schoß. Eine ältere Japanerin schenkte mir diese als sie ausstieg und meinte nur ganz lieb „Koyasan, dou itashimashite„              (Koyasan, bitte schön) und verließ den Zug. Ich war vollkommen platt! Selten habe ich etwas offeneres, herzlicheres erlebt als die Japaner. Die Begegnung, vermutlich weil sie so unverhofft kam, beschäftigte mich sehr, insbesondere nach einem Zwischenfall mit meinen chinesischen Freunden am Nachmittag.

Vollkommen fertig kamen wir in unserem Hotel an, welches rd. 300m von der berühmten Burg entfernt lag. Gott sei Dank konnten wir einchecken, es erwartete uns das übliche Vertreterschließfach mit traumhafter Dachterasse und Aussicht.

Als einzigen Sightseeingspot hatten wir uns die Burg ausgeguckt, angesichts des Wetterumschwungs von gestern  auf heute  ( weit über 20 Grad mehr ) fühlten wir uns nicht zu mehr in der Lage.

Auf der Brücke über dem Burggraben legte ich mich erstmal unsanft auf den Pinsel, seitdem habe ich einen dicken blauen Knöchel. Gott sei Dank ist nicht mehr passiert. Ich hatte meine Sonnenbrille auf und habe nicht gesehen, dass die Brücke in Laufrichtungen unterteilt war. Die durchgehende Schwelle war aus dem gleichen Holz wie die Brücke! Ultragefährlich, Mathias versicherte mir später, dass er auch nicht die Unterteilung gesehen hätte.

Die Burg ist tatsächlich traumhaft, eine Märchenburg mit ganz fürchterlich vielen Reisegruppen und Chinesen.

Wir konnten dennoch recht gut das Meisterwerk für uns entdecken, nur im Inneren ging nichts mehr.

Als ich versuchte, zwei Japanerinnen am Weiterrennen zu hindern und sie nett bat, doch zu warten, bis Mathias sein Bild gemacht hat , kam eine Chinesin und meine nur ganz patzig „ das ist nicht Euer Platz“ unsere Antwort „nein, aber auch nicht Deiner“. Den Japanerinnen war das Ganze so peinlich, sie sind natürlich gerne stehen geblieben und unsere Bitte war überhaupt kein Problem….für Chinesen ist Rücksichtnahme im wahrsten Sinne des Wortes ein Fremdwort. Ich reagiere allmählich wirklich allergisch und intolerant, wenn ich auf Deppenzepter und dem Geschnatter der Reisegruppen treffe. Und was mir weiterhin immer ein Rätsel bleiben wird, warum muss zu jedem Foto ein Peace Zeichen gemacht werden?

Hier ein paar Bildchen vom Inneren der Burg, eher schlicht gehalten.

Blick auf die Anlage

Wir schlenderten im Anschluss noch ein wenig durch die Gärten, da hier aber andere Temperaturen herrschen, war der Rasen sehr trocken, die Blumen verblüht. Es war für uns zu heiß und wir hatten keine Lust mehr durch den Garten zu schlendern. 

Auf dem Weg zum Hotel überfielen wir einen Supermarkt und deckten uns mit Sahimi, Tempura und Nigiris ein. Man kann es spätes Lunch oder frühes Abendessen nennen, wir verließen an diesem Tag das Hotel nicht mehr, genossen nur nochmal den wunderschönen Blick auf die Burg von Himeji  bei Dunkelheit und von unserer Dachterasse.

Gut ausgeschlafen genossen wir am nächsten Morgen das japanische Frühstück im Hotel und krochen mit unseren Sachen wieder zum Bahnhof, Die Reiseroute war harmlos, lediglich einmal umsteigen in Okayama.

Da wir auf dem Bahnsteig noch ein wenig Zeit hatten, beobachteten wir die durchrauschenden Shinkansen. Ein 16 Abteiler knallt binnen 6-8 Sekunden DURCH EINEN BAHNHOF! Auf freier Strecke bekommen die Hochgeschwindigkeitszüge gerne mal 300km/h. Ich könnte den Zügen stundenlang zusehen.

Bereits um 10:00 Uhr erreichten wir Kurashiki, die alte Textilhandelsstadt aus der Edo Zeit mit seinem erhaltenen Altstadtkern, dem Bikan. Es sind Duzende von alten Lagerhäusern erhalten geblieben, die Straßenzüge haben mich an Hoi An  oder Louang Prabang erinnert. Wir freuten uns, dass wir über Nacht blieben und damit die Chance hatten, dem Rummel der Tagestouristen zu entgehen.

Wir liefen rund vier Stunden durch die Gegend, erkundeten die Sehenswürdigkeiten und kosteten diese kulinarische lokale Nascherei, sehr lecker übrigens.

Gegrillte  braune Bohnenpaste mit Sesam, yummy

Auf dem Weg zu unserer Unterkunft fanden wir einen sehr gepflegten Bambuswald. Dieser wurde zweimal besucht….einmal in gleißend hellem Sonnenlicht, und des nächtens.

Unser Hostel ist ein komplett designtes Schmuckkästchen, welches gerade in einer bekannten japanischen Zeitpunkt präsentiert wurde. Dementsprechend stolz sind hier Alle, die Exemplare der Zeitung liegen „for free“ herum und man hat den Eindruck, als ob das Hostel der Szenehotspot der gesamten Stadt ist, Wer selbst mal schauen will, Cuore Hostel Kurashiki. Total empfehlenswert….

Wir blieben den Nachmittag über auf unserem Zimmer und schlenderten nochmals durch die Stadt, als das Licht ein wenig lieblicher wurde. Leider liefen mit uns gefühlt drei deutsche Reisegruppen mit, die wohl in Kurashiki ihr Zwischenlager aufschlugen. Nichts für uns, wir entkamen über eine Seitenstraße und befanden uns in der überdachten Einkaufsmeile der Stadt. Auf der Suche nach etwas Beißbaren wurden wir sehr authentisch glücklich. Eine japanische Tapasbude, wollen wir sie einfach mal so nennen, wurde unser Ziel.

Die Karte bestand aus allerlei Leckereien und wir fraßen uns durch die Hälfte durch. Das wir damit auch die höchste Essensrechnung der Reise produzierten  ( mit 50€ immer noch ok) war uns wirklich egal.

Hier eine leine Auswahl….das war quasi der erste Gang!

Nach unserem feudalen Mahl landeten wir noch in der Pachinkohöhle von Kurashiki und hielten es dort keine fünf Minuten aus. Der Krach ist so ohrenbetäubend, kaum vorstellbar, wie man  seine Freizeit  in diesen Etablissements verbringen kann.