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Uganda 2020, I: Berlin-Istanbul-Kigali-Entebbe

Man sagt, dass Uganda die Perle Afrikas ist. Neben Rwanda und dem Kongo das einzige Land, wo man Gorillas beobachten und zuweilen näher kommen darf, als manch Einem lieb ist. Das Land verfügt über eine einzigartige Natur, dichtem Regenwald, imposante Vulkane und bezaubernde Seen.

Die Tierwelt suchte, vor der grauenhaften Unterdrückung durch Idi Amin, seines Gleichen…..der Diktator schaffte es, dass in wenigen Jahren die Tierbestände fast ausgerottet waren, Nashörner werden in mühevoller Handaufzucht wieder in Uganda etabliert, auf einen Gorilla kommen rd. 24 Bewacher, die scharf gegen Wilderer vorgehen. Die Bestie Mensch ist grausam…. Nach Amin kam Obote und nochmals wurden in Uganda 500.000 zum Opfer der Diktatur. Erst seit Mitte der 90er Jahre geht es mit der Perle Ostafrikas aufwärts und so langsam und allmählich entpuppt sich Uganda als Vorzeigeländle auf dem Schwarzen Kontinent.

Wir schauten uns zwei Tage vor Abflug „Gorillas im Nebel“ an und waren, zugegeben, doch recht zappelig im Vorfeld der Reise. Die bange Frage, ob wir uns zu viel vorgenommen haben, ob die Idee mit einem eigenen 4×4 die Schlammpisten zu fahren eine gute gewesen ist, die große Frage, ob die Reiseplanung vernünftig und nicht zu anstrengend wird….Fragen über Fragen! Auch das ambitionierte Trekking zu den Berggorillas wurde hinterfragt, Mathias kaufte einen Tag vor Abflug Handschuhe im Baumarkt, diese werden in den Reiseführern empfohlen, da der Regenwald sehr dicht ist.

Seit Kurzem bedient Turkisch Airline die 11:35 Uhr Maschine nach Istanbul mit einem riesigen Airbus, quasi Fernreisefeeling auf der Mittelstrecke. Beim Einschecken in TXl lernten wir eine nette ugandische Austauschtruppe kennen. Diese waren drei Monate in Deutschland gewesen und freuten sich tierisch, dass wir nach Uganda in den Urlaub fliegen. Bereits der erste Eindruck ließ auf eine tolle Erfahrung mit den Menschen im Land hoffen…..offen, herzlich und gastfreundlich.

Der Flug nach Istanbul war unspektakulär, wenig Turbulenzen, wenig Schnee in den Bergen, lecker Köfte mit Kichererbsen auf dem Teller.

In Istanbul hatten wir rd. 3,5 Std. Aufenthalt und wollten diese mit Duty Free und Apothekenplünderung füllen. Leider hat der so großartige Airport IST keine Apotheke und somit gab es für mich keine tollen Migränetabletten. Der Duty Free war auch noch nicht für meinen neuen Lieblingsduft bereit, dieser sollte bereits seit dem 15.01.20 auf dem Markt sein….nicht in Istanbul.

Während Berlin – Istanbul mittlerweile mit einem dicken Brummer bedient wird, verkehrt auf der Route Istanbul-Kigali- Entebbe eine 737-800 mit 26 Sitzreihen….oh Graus. Kleiner als jeder Mallorcastoppelhopser und das für rd. 8 Std!

Die ersten zwei Stunden verlief der Flug allerdings sehr angenehm, ich war begeistert. Es zappelte ein wenig über dem Mittelmeer, mein lieber Mann suchte die angeleuchteten Pyramiden von Gizeh als wir über Kairo waren und dann waren wir aufeinmal über dem Sudan! Stockfinstere Nacht, lediglich ein paar Feuerstellen waren von oben zu sehen und dann setzten krasse Wüstenturbulenzen ein. Mathias meinte später, er hätte zum Teil mit seinem Magen Probleme gehabt. Die kleine Maschine verhielt sich ein wenig wie eine Feder im Wind, wir verloren in 4,5 Std Turbulenzflug über 50 Minuten bis Kigali. Da konnte uns auch das leckere Essen ( Köfte auf dem Weg nach IST, Hähnchencurry nach Kigali) nicht entschädigen.

Zwei Stunden vor Landung gab es ein Schafskäsesandwich, welches wir uns für unser Frühstück in Entebbe zurücklegten…..Malariaprophylaxe auf nüchteren Magen ist uncool.

In Kigali verließen einige Wenige die Maschine und es setzte ein lustiges Ratespiel in der Maschine ein. Die Flugbegleiter standen in den Gängen und zogen die Taschen und Jacken aus den Gepäckfächern.Jede/r Anwesende musste seinen Scheiß identfizieren….der nächtliche Zwangsaufenthalt entpuppte sich zur Parodie, woanders müsste Eintritt gezahlt werden!

Die 37 Minuten zurück nach Uganda waren nicht der Rede wert, pünktlich schlug die Maschine um 3:55 Uhr nachts in Entebbe auf.

Mit Entebbe verbindet man meistens nur die Entführung der Air France Maschine mit 248 Menschen an Bord, die am Ende durch das israelische Militär erfolgreich befreit wurde. Die Entführung geschah übrigens genau an meinem Geburtstag, sagt mir das allwissende Wikipedia….

Was die Meisten nicht wissen, Entebbe ist eine nette Stadt mit rd 80.000 Einwohnern, einer gewissen touristischen Infrastruktur auf einer Halbinsel im Viktoriasee und ist sicherlich die bessere Startbasis, als Kampala, für einen Ugandaaufenthalt. Entebbe hat den einzigen internationalen Flughafen in Uganda, die Hauptstadt ist rd. 37 km entfernt.

Die Einreise verlief zügig, wir plauderten nett mit dem Beamten und bekamen 19 Tage Visum, nicht die verhängnisvollen 15 Tage, die auf dem Onlinevisa genehmigt worden waren. Uff, der Stein fiel zentnerschwer vom Herzen, eine Nacht auf dem nicht sehr spektakulären Flughafen wäre unangenehm geworden.

Zärtlich beobachtete ich die erste Kakerlake, die über ein Prospekt des Rushaga Gorilla Camps lief, und sackte besagten Flyer an der Touriinfo ein…..wir haben dort eine Reservierung.

Unser Transfer erwartete uns, die Fahrt zum ViaVia Guesthouse verlief zügig und nachdem wir unsere Schlüssel bekommen hatten, lagen wir bereits um 5:00 Uhr unter dem Moskitonetz.

Gegen 10:00Uhr klingelte uns der Wecker unbarmherzig aus dem Bett. Wir organisierten die Taschen neu und amüsierten uns über den Hinweis des Guesthouses, dass man niemals nie das Fenster aufmachen soll…..es sei denn man steht auf Vögel im Zimmer, Hunde im Bett und Äffchen die klauen.

Zunächst schauten wir uns auf dem Grundstück um und bewunderten die afrikanische Architektur und die tolle Vegetation. Das ViaVia gehört zu einer internationalen Franchisingkette, die Häuser sind alle ökologisch verträglich, nachhaltig und die Restaurants sind sehr gut. Wir haben bereits 2012 in Honduras in einem ViaVia geschlafen und waren zufrieden.

wer Zimmer nicht mag, darf auch glampen
von innen

Wir lümmelten eine Stunde am Restaurant herum, tranken auf das TA Sandwich und der Malarone Tablette eine Cola und beobachten die Piepmätze in dem kleinen Seitenarm des Viktoriasees. Meines Erachtens handelt es sich dabei um eine Art Eisvogel, Kingfisher, Genaueres muss ich ergoogleln.

der Name muss noch ergooglelt werden….

Um 12:00 war Roadtrip Uganda pünktlich wie die Feuerwehr am Hostel und übergab uns den Rav4, der ab heute auf den Namen Kariblue hört.

Karibu heißt Herzlich Willkommen und genauso herzlich wurde uns der Wagen übergeben und von uns willkommen geheißen…..dass Blau am Ende des Namens ist selbsterklärend.

Um uns ein wenig mit dem Verkehr vertraut zu machen und um an die begehrten Airtel Sim Karten zu kommen, machten wir uns auf den Weg in die Queen Victoria Mall. Vorbei an echt afrikanischer Bauweise ( Wellblech) sowie ein paar Lehmpistenerfahrungen reicher, erreichten wir den Parkplatz. Ich befolgte die Anweisung des Parkwächters und ließ mich und mein Handy durchleuchten…..mein lieber Mann als auch meine Handtasche mussten nicht durch den X-Ray! Andere Länder, andere Sitten…..

Die Mall ist für afrikanische Verhältnisse fast schon mondän, neben KFC und Javas Café , gibt es auch einen Supermarkt mit wirklich gutem Angebot. Bei Airtel mussten wir für unsere Monatssim nicht nur 40 Minuten anstehen sondern auch Fotos und Fingerabdrücke über uns ergehen lassen. Natürlich wurde auch der Pass abfotografiert. Am Ende standen wir jeweils mit einer 20 GB Sim da, und freuten uns nen Kullerkeks. Bei MTN wiederholten wir das Ganze und wer meine Zeilen jetzt liest, diese machte unser mobiler Router möglich, der mit einer SIM von MTN bestückt war.

Nach unserem Besuch im Supermarkt fuhren wir in das 2Friends Geusthouse, Beach und Bar, eine Empfehlung aus jedem Reiseführer, Trip Advisor usw.

Wir wollten einen Blick auf den Viktoriasee werfen, ein Bier und möglichst Viktoriabarsch auf dem Teller und bekamen Alles! Dazwischen sogar noch Tilapiafilet, ebenfalls aus dem See und saulecker. Wir entschieden uns für Tusker und Nile Gold um uns ans einheimische Gesöff zu wagen. Tja, was soll man sagen……nach einem Bier waren wir fast hinüber, der lange Flug, der wenige Schlaf und sicherlich die Hitze ( trockene 30 Grad) zollten Tribut.

Wir beobachten die Fischer im See und hatte einen tollen Nachmittag.

Der Viktoriasee ist übrigens, mit einer Größe von Irland, der drittgrößte See der Welt, lediglich das kaspische Meer und der Obere See sind größer. Den See teilen sich Kenia, Tansania und Uganda. Uganda hat mit rd. 45% den größten Anteil am See und hat z.B auf Ngamba Island Schimpansen angesiedet, die nur unter größten Impfauflagen besucht werden können. Wir wären mit unseren popeligen Standardimpfungen inkl. Menigokokken, Gelbfieber und Hepatitis etc. chancenlos gewesen. Auf Ngamba wird Tierschutz groß geschrieben, gut für die Äffchen. Ich war sowieso sehr angetan, als tatsächlich der Impfschutz bei der Einreise überprüft wurde….das erste Mal in meinem sehr lange Travellerleben.

Die beiden beliebtesten Fische aus dem See sind der Barsch und der Tilapia, Beides auch in Deutschland oft auf dem Teller. Wir aßen den Tilapia als Vorspeise und teilten uns den Riesenbarsch, den wir kaum zu Zweit schafften.

Auch ein paar Vögelchen machten ihre Aufwartung bei uns und ich ärgerte mich, wie bereits den ganzen Vormittag, dass ich nur die kleine Canon Bridge aus dem Zimmer mitgenommen hatte. Vier Kameras im Gepäck ( Drohnen sind übrigens verboten, ich wurde befragt) und die schlechteste in Entebbe im Betrieb. Die kleine Bridge hatte es nur aufgrund der enormen Brennweite in den Rucksack geschafft und soll als Ortung für Tiere herhalten…..naja, die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat und so sind die Fotos im ersten Beitrag alle ein wenig matschig.

Auf unserem Rückweg versuchten wir in einer Schleife zum Guestouse zu kommen, scheiterten an einer Militärbaracke und mussten durch die Schlammpiste wieder zurück zur Hauptstraße und den herkömmlichen Weg nehmen. Unsere Nachbarschaft gab uns aber einen ersten Eindruck und ich zog Vergleiche zu Tansania und Kenia…ja, das ist Afrika!

Im Guesthouse hauten wir uns zunächst ein Stündchen aufs Ohr und genossen abends den Sonnenuntergang mit einem Banana Split und Custard Pudding im ViaVia. Mückenschutz gab es for free aufs Haus und ich wurde dennoch gestochen!

Ab 20:30 bauten wir eine Standleitung zu Strato auf, da ich nicht mehr auf meine Webseite kam. Die Dame konnte uns nicht wirklich helfen, aber wie man sieht, irgendwann waren wir erfolgreich.

Um 22:00 Uhr fielen wir todmüde ins Bett, der Wecker war auf 5:50 Uhr gestellt….auch das ist Afrika.