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Slowenien 2018; I : Bled, Pokljuca, Bohinj und ein Meter Schnee

Wir fuhren in den frühen Morgenstunden, genauer gesagt um 1:10 Uhr aus Berlin ab und waren einfach nur schrecklich müde, gefühlt gerade in der Tiefschlafphase aus den warmen Federn gerissen worden.

Unser Hund war am frühen Morgen auch ungenießbar, sie schrie das gesamte Haus zusammen und verstand des nächtens die Welt nicht mehr. Dafür rollte sich die kleine Primadonna dann in ihrem Kennel zusammen und war sechs Stunden nicht mehr zu sehen oder zu hören, unsere Nachbarn vermutlich wach für den restlichen Tag.

Die Autobahn war leer nur die LKWs nervten auf Dauer nen bissel. Wir machten erst kurz vor der österreichischen Grenze Pause, genauer gesagt am Hochfelln. Da wurden Erinnerungen an meine Klassenfahrt 1986 wach: Bergen am Chiemsee, Hochfelln Wanderung, Maria Eck, Salzburg und Schloss Herren Chiemsee…..toll war es damals und der Sonnenaufgang an diesem 25.01 entschädigte für die Strapazen der Nacht.

Die Fahrt durch Österreich begeisterte uns, die Ausblicke auf die Alpen und viel, viel Schnee machten Vorfreude, auch wenn wir wussten, dass in Bled genau 0 Zentimeter liegen. Mathias holten Schulskifahrtenerinnerungen in Werfen/Werfenweng ein und so zogen die Kilometer an uns vorbei.

Mathias bettete sich mit dem spektakulären Blick der Tauernalm zu einer 15 minütigen Powernaprunde und rund 40Minuten später fuhren wir in den Karawankentunnel ein. Der Tunnel ist ca.7,5 km lang…die ersten 3,5 km gehören zu Österreich, die letzten Kilometer befinden sich bereits in Slowenien. Grenzkontrollen gibt es auch hier nicht und ehe wir uns versahen kam bereits der Abzweig nach Kranjska Gora  und 20km später dann das malerische  Bled. Da wir sehr schnell unterwegs gewesen waren, Emily unbedingt Auslauf benötigte und wir vor 11:00 Uhr eh nicht in unser Unterkunft aufzutauchen brauchten, entschieden wir uns für einen Spaziergang am See. Das war eine der besten Entscheidungen an diesem Tag. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, blauer Himmel und milde 7 Grad. In der Sonne war es richtig warm und somit hielt sich die Trauer bzgl. der jämmerlichen Schneereste in Grenzen.

Unsere Wirtin Kristina, eine Seele von Mensch erwartete uns bereits, Emily wurde mit viel Getöse und Kuscheleinheiten begrüßt. Die Leckerlis mussten wir leider verneinen, die Demodexmilben sind noch nicht bekämpft, zur Zeit ernährt sich der Hund nur von Strauß.

Unser Studio ein Traum, moderne Möbel und wunderschön ausgestattet.

Da das Bett so schön kuschelig aussah, ließen wir das gute Wetter gutes Wetter sein und gingen erstmal in die wohlverdiente Horizontale. Um 14:15 Uhr hatte uns die Welt wieder und wir beschlossen die rund 90-120 min um den See von Bled zu laufen. Zumächst bummelten wir hinunter zur Eissporthalle, erfreuten uns an den wenigen Touris und dem relativ unversauten Ort. Sicherlich ists im Sommer turbulenter, dennoch ist Bled gaaaanz weit weg vom Massentourismus. Wir freuten uns, nicht in Saalbach oder Sölden zu sein und auch der Anton aus Tirol sowie die Hölle, Hölle, Hölle war ganz weit weg.

Unsere Vermieterin hatte uns den Weg ebenfalls ans Herz gelegt, jeder Bleder läuft den Spaziergang mehr oder weniger einmal täglich. Wir entschlossen uns zur Umrundung im Uhrzeigersinn und genossen den abendlichen Blick auf See, Burg, Insel und Stadt.

Das Wetterchen meinte es sehr gut mit uns, es war fast frühlingshaft.

Wir waren überrascht wie groß der See tatsächlich ist, wir benötigten mehr als zwei Stunden für den Rundgang, waren wir doch mit Fotos und Staunen beschäftigt.

Bled war Sommerresidenz von Tito, die  Villa Bled nannte der Vater von Jugoslawien sein eigen. Fidel Castro, Willy Brandt und viele mehr besuchten ihn,  und bewunderten wie wir den See.

Der Ort wurde vor 1000 Jahren geründet und profitiert von dem Schutz der julischen Alpen. Es ist grundsätzlich sehr mild, die Winde fegen hinweg. Der See gilt als warm, bereits im Juni sind 22-24 Grad normal und planschen ist bis Oktober drin. 1908 wurde Bled als schönstes Dorf im  Habsburger Kaiserreich gekürt, Kuren in den Ort waren auch in Deutscland ziemlich Mode. Trotz der langen Geschichte des Tourismusses in dieser Region empfanden wir den Ort nicht überlaufen und noch ziemlich authentisch.

Die kleine Insel in der Mitte des Sees ist übrigens die einzige Insel Sloweniens. Selbst im Winter fahren Boote zum Inselchen. Wenn man den Informationen des Reiseführers Glauben schenken darf, handelt es sich um das meistfotografierte Motiv des Landes.

Da uns die Blessuren der letzten Nacht immer noch zu schaffen machten, waren wir  mehr als zufrieden, als wir wieder in Downtown waren. Ein niedliches Restaurant zu finden, war nicht ganz einfach…..im Winter ist eher wenig geöffnet. Wir wurden fündig in der Nähe des Busbahnhofs. Mathias probierte slowenische Chevaps, ich aß Spaghetti Bolognese.Mit zwei Bier, zwei große Salate kamen wir auf 32€ , für einen Kurort preislich ok.

Kurz nach 21:00 Uhr lagen wir im Bett, vorher hatten wir noch nen Schlummerbier getrunken und waren danach nur noch zufrieden, uns von innen anzugucken.

Am nächsten Morgen war der Himmel verhangen, wir ließen uns Zeit mit dem Frühstück und packten anschließend die warmen Jacken und Stiefel. Wir wollten in den Triglav Nationalpark und dort in die Region von Pokljuca…..schon mal gehört? Richtig, es finden Weltcups im Biathlon  und Langlauf in Pokljuca statt und als wir dort ankamen erfuhren wir auch wann: 29.01-04.2.18….evtl. stellen wir uns mal an die Strecke und  bewundern das Spektakel.

Umso höher wir kamen, so winterlicher wurde es….unsere Sorge, dass wir keinen Schnee haben könnten erwies sich als unbegründet. Einen  Meter hatte Kristina uns versprochen und damit lag sie wohl auch richtig.

Wir freuten uns tierisch über das viele Weiß und suchten uns nen netten Wanderweg zum Idiotenhügel von Pokljuca. Die meisten Aktiven waren auf Langlaufskiern unterwegs, die ersten Weltcupprofis inspizierten den Schießstand. Emily durfte frei durch den Schnee tollen und tobte herum wie eine Wahnsinnige.

Am Idiotenhügel erwarte uns ein sauberes Klo, Bier für 2,50€, gute Musik und keiiiiiiine Touris. Es war himmlisch. Wir machten auch eine Rodelstrecke aus, die wir in den nächsten Tagen ausprobieren werden.

Es war windstill und mild, man konnte gelassen ohne Handschuhe laufen und ne Weile auf der Bank aushalten. Das Bier schmeckte, wir waren auch ohne Anton aus Tirol ziemlich happy.

 

 

 

 

 

 

 

 

Als wir wieder im Skizentrum Pokljuca ankamen, stellten wir fest, dass die Schulkiddies den Rodelberg nicht mehr belegten. Damit war unsere Premierenstunde gefunden, wir testen den Hörnerschlitten aus….und soviel sei gesagt, auch zu Dritt kein Problem. Emily fand das Teil, trotz aller Skepsis ok und rodelte fleissig mit.

Wir fuhren eine andere Strecke aus dem Triglavpark hinaus. Unser Ziel war der Bohinjsee. Unterwegs sahen wir eine Menge Holzspeicher und puppige Dörfer mit Mittelaltercharme. Wir waren erfreut wie schön die Dörfer ihr altes Antlitz behalten haben, jedes Nest ne Fimkulisse. Fotos folgen später, das Wetter wurde schlechter und unsere Blasen drückten, wir wollten in die Zivilisation.

Zwei exemplarische Beispiele der Dörfer und Städtchen konnten wir uns dennoch nicht entgehen lassen.

Der Bohinjsee empfing uns mit 8Grad, die sich aber viel kälter anfühlten. Dazu kamen ein eisiger Wind und Nieselpiesel…..machen wir es kurz. Der Ausflug war kurz, die typischen Fotos folgen ebenfalls später da wir auf weitere Eskapaden am See verzichteten. Wir liefen nur rund 20 Minuten am Ufer entlang, tobten Emily mause und fuhren zurück nach Bled.

In Bled konnten wir der Versuchung nicht wiederstehen und gingen auf eine der berühmten Kremšnite ins Café Zima und wurden nicht enttäuscht. Ein Riesending ….aber leicht, fluffig und locker. Zusammen mit nem leckeren Kaffee kam der Spaß für zwei Leute 8,40€, Slowenien ist fast ein Sparparadies.

Anschließend erkundeten wir den Supermarkt und kauften für unser Abendessen ein. Es gab an diesem Abend Huhn, Paprika, Zuchini Gemüse und Kartoffeln. Es war saulecker und wir konnten bereits in Schlumpenklamotten das weitere Geschehen planen. Da das Wetter am Meer in den nächsten Tagen schlechter werden soll, werden wir wohl bereits morgen nach Piran fahren und venezianische Dolce Vita und Gelati genießen.

 

 

 

Bosnien & Herzegowina

Wenn man über zwei Wochen immer wenige Kilometer an der bosnischen Grenze  entlang fährt, muss man irgendwann auch mal über diese Grenze fahren. Die Brücke von Mostar,  das Wahrzeichen der Stadt, wer kann sich nicht an die erschreckenden Fernsehbilder erinnern, als diese sensationelle Brücke 1993 von den Serben zerstört wurde? Ich kann mich genau an die Fernsehbilder erinnern und genau seit diesem Zeitpunkt steht bei mir der Wunsch, die Brücke nach dem Wiederaufbau, zu besuchen.  Ich kann mich auch an die Wiedereröffnung der Brücke erinnern und seitdem habe ich auf meine Chance  gewartet…..dieser Tag war nun gekommen!

Tief bewölkt war es, als wir Brač mit der Fähre verließen, die Überfahrt wurde dann allerdings  doch noch ruhiger als erwartet Gegen 11:00 Uhr waren wir am Grenzübergang nach Bosnien, der Grenzbeamte tat ganz ernst und wir waren froh als wir „drin“ waren. Wir fuhren  ab Grenze  nur noch Landstraße, ließen den Wallfahrtsort Madugorje links liegen, da wir keine Lust auf Madonnen oder Kirchen hatten und fuhren nach Pocitelj weiter. Dieses kleine Nest liegt altertümlich an einem Berghang und hat eine tolle osmanische  Architektur-man wähnt sich förmlich in der Türkei.
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Leider wurde die Emily dort von einer Katze angegriffen. Die Mietz hatte Junge und wollte ihre Brut verteidigen. Wir wurden von ein paar netten Ladenbesitzern darauf hingewiesen, dass der Tiger nicht ganz ohne ist. Wir haben die Mietz aber nicht für voll genommen……diese fauchte erst ganz fürchterlich, Emily nahm keine Notiz von dem Vieh und dann griff sie Emily von hinten an…..Mathias riss die Leine herum, nahm den Hund auf den Arm und riskierte seinerseits die Katzenattacke.

Pocitelj war somit  für den Rudelführer gelaufen, nachdem  dann auch noch die Tourimassen der Katze Beifall klatschten, war es um Mathias Glaube an die Menschheit geschehen. Ali und ich bestaunten noch den putzigen Ort, Emchen ließ sich im Auto ordentlich behuddeln-die Opferrolle steht ihr gut :0).

Unser Weg führte uns an der Neretva entlang gen Mostar. Auffällig waren die vielen, vielen Kriegsschäden. Es gibt quasi keine Straße, in der es keine Ruinen gibt-auch 21 Jahre nach Kriegsende ist offensichtlich, dass BiH nicht zu den Gewinnern im Balkankonflikt  gehörte. Im Straßenbild sind auch immer noch viele Kirchen präsent, die wiederum auch alle restauriert waren. Dies gilt ebenso für die Moscheen, wo ja bekannt ist, dass gerade Saudi-Arabien viel Geld in die religiöse Bildung der nunmehr muslimischen Mehrheit investiert hat und dieses Land auch sehr gerne besucht. Horden an Touristen aus den VAE, Quatar und Saudi Arabien reisen durch Bosnien & Herzegowina, Wir wurden heute durch die gesamte Haute Couture der Damenmode in diesen Ländern geführt….aber auch hier fehlte Burka :-)!

Und dann stand sie da, die Stari Most, die alte Brücke, wunderschön wieder aufgebaut, voll mit Touris, Brückenspringer und viel Souvenirkommerz und Kitsch auf dem Bazaar.

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man beachte die Touriströme auf der Brücke

Wer Interesse an der Brücke und deren bewegende Geschichte hat, möchte ich diesen Link empfehlen:

http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Mostar-die-geteilte-Stadt-an-der-Neretva/20050416

Auch jetzt, über 20 Jahre nach der Zerstörung der Brücke ist Mostar eine geteilt Stadt, eine Stadt zwischen Okzident und Orient.

 

Als der Muezzin zum Mittagsgebet rief, saßen wir in einem kleinen Restaurant mit Blick auf die Bazzarstraße und genossen bosnische Chevapi natürlich halal…..lecker und weitaus günstiger als in Kroatien.

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Erstaunlicherweise ist auch Tito weiterhin groß im Geschäft und das  36 Jahre nach seinem Tod und 25 Jahre nach dem Zerfall von Jugoslawien..

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Unser letztes Highlight führte uns nach Blagaj, zur Bunaquelle. Aus einer Höhle im Berg quillt so viel Wasser heraus, dass sich aus dieser Quelle der Fluss Buna bildet. Es gibt ein Derwischkloster, viele Touristen…vor Allem gläubige Muslime, grandiose Restaurants und einen schönen Blick auf Kloster und Quelle.

Bei der Ausreise aus Bosnien verlor selbst der Grenzbeamte auf bosnischer Seite sein  Pokerface……fast liebevoll schmunzelnd betrachtete er das Foto der kleinen Katzenhasserin und ließ uns wieder aus BiH raus.

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Auf dem Weg nach Dubrovnik erholte sich Emily von den Strapazen und wir genossen den tollen Blick auf die kroatische Adria, kurz bevor wir wieder nach Bosnien einreisen mussten, um an deren 9 km Küste wieder nach Kroatien  zu fahren….irrer Grenzverlauf, siehr beigefügte Karte!

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In Dubrovnik wurden wir mit großem hallo empfangen, wir haben es hier wieder sooo toll getroffen. Eine super Wohnung mit großem Garten und viiieeeel Terasse und Garten fürs Hundi.

Mein Fazit zu Bosnien:

1: ich empfehle 1x zu übernachten in Mostar, ab 16:00 Uhr sind die Tagestouristen weg und die Stadt wird noch magischer

2: Vorher unbedingt en paar historische Eckdaten lesen, macht wirklich Sinn um den Krieg besser begreifen zu können.

3: Nimm niemals nie einen Hund nach Pocitelj mit, sofern Du diesen gerne behalten möchtest

4: Pass auf Dein Auto auf, Bosnier fahren wie Henker

5: Chevapi und Benzin kosten weniger als in Kroatien

6: KM sind keine Kilometer sondern die K-Mark …konvertible Mark…analog zur guten alten D-Mark und wie war da nochmal der Wechselurs 🙂 , achja 1,95583 DM zu € und das gilt auch hier in BiH

7. Es ist kein Problem, sein vollgepacktes Auto überall sicher zu parken, kostet nen bissel mehr aber unsere dreckigen Schlüppis blieben an Ort und Stelle.

8. Die Highlights im Süden sind überschaubar und von Kroatien aus super zu besichtigen, ob ich noch mehr Lust auf Bosnien verspüre, weiß ich nicht….für Wanderer und Naturliebhaber gibts  in den Bergen viel zu entdecken, Sarajevo soll im Vergleich zu Mostar wenig Charme versprühen. Mal schauen, ob dieses Ländle nochmal auf meine Bucket List kommt.

Wer nochmal nach Kroatien will:

Kroatien 2016: I, Plitvicer Seen und Vodice

oder  auch hier:

Kroatien 2016:II, Trogir und ein Abstecher nach Split

Brač:

Kroatien 2016: III, Brač