Wenn man über zwei Wochen immer wenige Kilometer an der bosnischen Grenze entlang fährt, muss man irgendwann auch mal über diese Grenze fahren. Die Brücke von Mostar, das Wahrzeichen der Stadt, wer kann sich nicht an die erschreckenden Fernsehbilder erinnern, als diese sensationelle Brücke 1993 von den Serben zerstört wurde? Ich kann mich genau an die Fernsehbilder erinnern und genau seit diesem Zeitpunkt steht bei mir der Wunsch, die Brücke nach dem Wiederaufbau, zu besuchen. Ich kann mich auch an die Wiedereröffnung der Brücke erinnern und seitdem habe ich auf meine Chance gewartet…..dieser Tag war nun gekommen!
Tief bewölkt war es, als wir Brač mit der Fähre verließen, die Überfahrt wurde dann allerdings doch noch ruhiger als erwartet Gegen 11:00 Uhr waren wir am Grenzübergang nach Bosnien, der Grenzbeamte tat ganz ernst und wir waren froh als wir „drin“ waren. Wir fuhren ab Grenze nur noch Landstraße, ließen den Wallfahrtsort Madugorje links liegen, da wir keine Lust auf Madonnen oder Kirchen hatten und fuhren nach Pocitelj weiter. Dieses kleine Nest liegt altertümlich an einem Berghang und hat eine tolle osmanische Architektur-man wähnt sich förmlich in der Türkei.
Leider wurde die Emily dort von einer Katze angegriffen. Die Mietz hatte Junge und wollte ihre Brut verteidigen. Wir wurden von ein paar netten Ladenbesitzern darauf hingewiesen, dass der Tiger nicht ganz ohne ist. Wir haben die Mietz aber nicht für voll genommen……diese fauchte erst ganz fürchterlich, Emily nahm keine Notiz von dem Vieh und dann griff sie Emily von hinten an…..Mathias riss die Leine herum, nahm den Hund auf den Arm und riskierte seinerseits die Katzenattacke.
Pocitelj war somit für den Rudelführer gelaufen, nachdem dann auch noch die Tourimassen der Katze Beifall klatschten, war es um Mathias Glaube an die Menschheit geschehen. Ali und ich bestaunten noch den putzigen Ort, Emchen ließ sich im Auto ordentlich behuddeln-die Opferrolle steht ihr gut :0).
Unser Weg führte uns an der Neretva entlang gen Mostar. Auffällig waren die vielen, vielen Kriegsschäden. Es gibt quasi keine Straße, in der es keine Ruinen gibt-auch 21 Jahre nach Kriegsende ist offensichtlich, dass BiH nicht zu den Gewinnern im Balkankonflikt gehörte. Im Straßenbild sind auch immer noch viele Kirchen präsent, die wiederum auch alle restauriert waren. Dies gilt ebenso für die Moscheen, wo ja bekannt ist, dass gerade Saudi-Arabien viel Geld in die religiöse Bildung der nunmehr muslimischen Mehrheit investiert hat und dieses Land auch sehr gerne besucht. Horden an Touristen aus den VAE, Quatar und Saudi Arabien reisen durch Bosnien & Herzegowina, Wir wurden heute durch die gesamte Haute Couture der Damenmode in diesen Ländern geführt….aber auch hier fehlte Burka :-)!
Und dann stand sie da, die Stari Most, die alte Brücke, wunderschön wieder aufgebaut, voll mit Touris, Brückenspringer und viel Souvenirkommerz und Kitsch auf dem Bazaar.
man beachte die Touriströme auf der Brücke
Wer Interesse an der Brücke und deren bewegende Geschichte hat, möchte ich diesen Link empfehlen:
http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Mostar-die-geteilte-Stadt-an-der-Neretva/20050416
Auch jetzt, über 20 Jahre nach der Zerstörung der Brücke ist Mostar eine geteilt Stadt, eine Stadt zwischen Okzident und Orient.
Als der Muezzin zum Mittagsgebet rief, saßen wir in einem kleinen Restaurant mit Blick auf die Bazzarstraße und genossen bosnische Chevapi natürlich halal…..lecker und weitaus günstiger als in Kroatien.
Erstaunlicherweise ist auch Tito weiterhin groß im Geschäft und das 36 Jahre nach seinem Tod und 25 Jahre nach dem Zerfall von Jugoslawien..
Unser letztes Highlight führte uns nach Blagaj, zur Bunaquelle. Aus einer Höhle im Berg quillt so viel Wasser heraus, dass sich aus dieser Quelle der Fluss Buna bildet. Es gibt ein Derwischkloster, viele Touristen…vor Allem gläubige Muslime, grandiose Restaurants und einen schönen Blick auf Kloster und Quelle.
Bei der Ausreise aus Bosnien verlor selbst der Grenzbeamte auf bosnischer Seite sein Pokerface……fast liebevoll schmunzelnd betrachtete er das Foto der kleinen Katzenhasserin und ließ uns wieder aus BiH raus.
Auf dem Weg nach Dubrovnik erholte sich Emily von den Strapazen und wir genossen den tollen Blick auf die kroatische Adria, kurz bevor wir wieder nach Bosnien einreisen mussten, um an deren 9 km Küste wieder nach Kroatien zu fahren….irrer Grenzverlauf, siehr beigefügte Karte!
In Dubrovnik wurden wir mit großem hallo empfangen, wir haben es hier wieder sooo toll getroffen. Eine super Wohnung mit großem Garten und viiieeeel Terasse und Garten fürs Hundi.
Mein Fazit zu Bosnien:
1: ich empfehle 1x zu übernachten in Mostar, ab 16:00 Uhr sind die Tagestouristen weg und die Stadt wird noch magischer
2: Vorher unbedingt en paar historische Eckdaten lesen, macht wirklich Sinn um den Krieg besser begreifen zu können.
3: Nimm niemals nie einen Hund nach Pocitelj mit, sofern Du diesen gerne behalten möchtest
4: Pass auf Dein Auto auf, Bosnier fahren wie Henker
5: Chevapi und Benzin kosten weniger als in Kroatien
6: KM sind keine Kilometer sondern die K-Mark …konvertible Mark…analog zur guten alten D-Mark und wie war da nochmal der Wechselurs 🙂 , achja 1,95583 DM zu € und das gilt auch hier in BiH
7. Es ist kein Problem, sein vollgepacktes Auto überall sicher zu parken, kostet nen bissel mehr aber unsere dreckigen Schlüppis blieben an Ort und Stelle.
8. Die Highlights im Süden sind überschaubar und von Kroatien aus super zu besichtigen, ob ich noch mehr Lust auf Bosnien verspüre, weiß ich nicht….für Wanderer und Naturliebhaber gibts in den Bergen viel zu entdecken, Sarajevo soll im Vergleich zu Mostar wenig Charme versprühen. Mal schauen, ob dieses Ländle nochmal auf meine Bucket List kommt.
Wer nochmal nach Kroatien will:
oder auch hier:
Brač: