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Iran 2019, III: Tabriz تبريز

Wir verließen Ardabil kurz vor 12:00 Uhr und machten uns gutgelaunt auf den Weg nach Tabriz ( wir haben uns auf die persische Aussprache geeinigt, die Stadt hat so viele Schreibweisen, wobei das deutsche Täbris irgendwie die hässlichste ist). Unser Auto war wieder sauber und die Strapazen vom Vortag waren vergessen. Das Navi stieg zwar immer wieder aus und wir mussten uns auf maps.me verlassen doch was sollte bei Schnellstraße und Autobahn schon schiefgehen?

Wie ließen uns richtig viel Zeit, ob nun 14:00 oder 16:00 Uhr Ankunft spielte keine Rolle, schließlich hatten wir drei Nächte in Tabriz gebucht. Wo es uns gefiel wurde angehalten……das ist eine wunderbare Eigenschaft an iranischen Schnellstraßen, sie laden zum Anhalten ein und es stellt keinerlei Gefahr dar. Ganze Familien picknicken mit Blick auf dahinrasende LKWs und Busse, zum Teil neben unterirdischen Instustrieanlagen.

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Und dann entdeckten wir diese Schnellstraßenschönheit- ob sich in das Gebäude jemals Menschen verirren?

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Tabriz machte auf den ersten Eindruck keinen sehr einnehmenden Eindruck, die Städte im Iran erinnern aufgrund der Lehm,-Backsteinstruktur vermischt mit fantasielosen Betonbauten irgendwie immer an ein Kriegsgebiet…..Kairo sieht auch so verboten hässlich aus. Wir schleusten die Farsimöhre durch den Verkehr, maps.me versagte, das Navi kam besser klar.

Das Sina Hotel hatte ich im Netz entdeckt und versucht online zu buchen. Wir bekamen nie eine Antwort auf unsere Anfrage. Maryam von Maral Tours übernahm die Buchung und machte einen Riesenreibach….im Hotel kostete das DZ 4€, wir zahlen doch sage und schreibe 23€ für drei Nächte mit Frühstück. Der Iran ist so unsagbar günstig, es ist unglaublich. Ich hatte keine hohen Erwartungen an das Zimmer und konnte kaum glauben, was wir dann sahen.

Und nun schaut her, das bekommt man für 4€/11,50€, inkl. modernem, renovierten Badezimmer:

unglaublich, oder ?

Sehr zufrieden hauten wir uns für ne Powernaprunde auf das Riesenbett und zogen dann nochmal Richtung Basar. Ich hatte immer noch die vermalledeiten Leggings an und wurde von den Blicken der Männer und Frauen fast aufgefressen. Irgendwann wollte ich nur noch Socken, egal in welcher Farbe!

Hier ein Blick auf die Masjed-eJame, der Freitagsmoschee die von den Selschuken erbaut wurde. Aufgrund der Leggings gingen wir erst einen Tag später auch in das Gebäude hinein.

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Hier wird eine erdbebensichere Moschee gebaut:

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Der erste Besuch auf dem Basar, der übrigens auch Unseco Welterbe ist, endete schnell….wir liefen Mansour in die Arme. Dieser ist nun ausgerechnet Chef der Touriinfo von Tabriz und nahm uns in genau diese mit, um uns einen tollen Basarplan zu geben und iranisch Smalltalk zu betreiben. Mit einem Restauranttip für den Abend und unserem Versprechen, dass wir am nächsten Morgen nochmal vorbeikommen, konnten wir uns dann doch losreißen. Wir liefen über die Iman Khomeini Massala und dem Arg e Tabriz und fanden unseren Weg ins Modern Tabriz Restaurant.

Das ganze Essen kam mit Getränk und Salat wieder mal keine 10€, wir sins von den Preisen begeistert. Auf dem Weg zurück ins Hotel kamen wir an einem Bücherladen vorbei und starrten auf „Mein Kampf“ am nächsten Morgen sahen wir Nazipropaganda an einem Kiosk, ganz offen….spooky.

Zurück im Hotel bekamen wir nicht nur Geld gewechselt, sondern auch blitzsaubere und lehmfreie Wäsche, drei Stundenn nach Abgabe. Unser Strafzettel entpuppte sich als Verwarnung und ziemlich erleichtert und hochzufrieden krochen wir in unser Bett.

Am nächsten Morgen genossen wir das typisch iranische Frühstück aus Rührei mit Tomatenmark, hartgekochte Eier, Käse, und Schlagsahnecreme…diesmal ohne Honig bzw. Honigwabe. Naja, nach 3,5 Wochen werde ich es wohl nicht mehr ertragen können. Im Anschluss machten wir uns wieder auf den Weg zum Arg e Tabriz ( Reste der Festungsanlage) und bewunderten nochmal die Iman Khomeini Mossalah-eine der wenigen Moscheen, die bereits nach dem Penner benannt wurden.

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Schlußendlich waren wir am weltberühmten Basar von Täbris, der rd 1000 Jahre alt ist und aus 24 einzelnen Karawansereien und Höfen besteht. Außerdem sind die Timche ( Kuppelhallen) mehr als sehenswert. Der Basar ist tatsächlich ein echtes Schmuckstück mit überwältigender Atmosphäre. Es gibt so gut wie keine Tourisouvenierstände, hier lagern Perser in allen Preisklassen, zumeist in der nicht bezahlbaren 11.000€ aufwärts Liga.

Die erste Stunde trieben wir uns nur in den Teppichhallen herum, bevor wir einen Abstecher zur Touriinfo machten, dort auf einen Tee verweilten und uns mit einem Deutschen unterhielten, der von Teheran nach Yerewan reist-in einer Woche!

Gott sei Dank wurden wir Mansour, der Typ von der Touriinfo relativ schnell los ( er witterte ein Geschäft mit dem Brandenburger) so dass wir unseren Spaziergang ohne nervige Begleitung erledigen konnten. Der Basar ist unglaublich schön, es gibt hier quasi Alles zu kaufen. Die schönsten Hallen sind natürlich die Teppichhallen:

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Aber auch die restlichen Hallen, Timche und Karavansereien haben etwas.

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Uns hatten es allerdings die Hallen angetan und so durchforsteten wir den Basar nach schönem Gewölbe.

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Aber neben den Luxusteppichen gibt es natürlich jede Menge Krims und jede Menge Krams was ebenfalls bewundert werden wollte. Zum shoppen war es noch zu früh, wir sind ja noch fast drei Wochen im Land und Gewürze, Trockenobst etc. können noch warten.

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Nachdem sich so langsam und allmählich Basarmüdigkeit eingestellt hatte, wurde es Zeit für die Freitagsmoschee, von außen gab es ja bereits ein Bild und nun gibts noch mehr. Im Iran dürfen Männer und Frauen gemeinsam in eine Moschee, manchmal ist allerdings Tschadorpflicht…..doch noch nicht am ersten Tag in Tabriz.

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Gegen 13:00 Uhr knurrte uns der Magen und wir kamen auf den Rip von Mansour zurück. Ein waschechtes kleines iranisches Restaurant, namens Hosseini, mitten im Basar und wir die einzigen Touristen ! Es gab Salat, Suppe und Forelle. Die Suppe und der Salat sind hier obligatorisch und nach all den Kebabs waren wir über die gute Auswahl an Essen in Tabriz geradezu begeistert.

Und um noch eins draufzusetzen, dass Essen lag auch nur bei 8,50€ für uns Beide zusammen…..schnell war klar, morgen wieder!

Unser Nachmittagsprogramm ist schnell erzählt, wir wollten die Maryam Kirche besuchen, leider war das Gelände verschlossen und somit kamen wir nicht in den Genuss armenischer Kultur.

Dieser Teil des Irans ist von den Turkstammen, den Aserbaidschanern, Kurden und Armeniern geprägt. Mit den Kirchen von Djolfa, St. Stephanus, Maryam und Sohrol verfügt der Iran über eine große Diozöse in Ostaserbaidschan…..übrigens, St. Stephanus wurde sogar abgetragen und wieder aufgebaut, als die Kirche einem Stausee (fast) zum Opfer gefallen wäre. Farsi wird hier übrigens eher wenig gesprochen, türkisch ist geläufiger. Überall findet man auch Döner Kebab Stände und wenn man genau hinhört stimmt es, die Menschen sprechen in Tabriz türkisch miteinander.

Da die Kirche aus dem 12 Jh. dicht war und wir uns nicht davon überzeugen konnten, dass Marco Polo diese schon besucht hatte, verzogen wir uns aufs Zimmer und verfaulenzten den Spätnachmittag. Auch an unserem zweiten Abend gingen wir ins MTR essen, diesmal schnöden Kebab, ich war noch satt vom Mittag.

Der letzte Tag in Täbriz war zweigeteilt…..auf Frühstück hatte ich bereits nach knapp einer Woche keine Lust mehr, ich aß fast nur noch Gurke und Tomate und ein Ei.

Unseren Vormittag verbrachten wir in der Stadt. Unser erstes Ziel war das Rathaus, dies hatten deutsche Architekten 1930 erbaut, im Hof steht ein alter Mercedes, den ein dt. Botschafter zurückgelassen hatte. Und endlich, ja endlich sahen wir zum allerersten Mal antiamerikanische Propaganda- Mr. Trump ist doch hervorragend getroffen?!

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Wir schlenderten zur Blauen Moschee, die 1465 von Jahan Schah errichtet wurde. Sie war mit ihren türkischen Mosaiken eines der berühmtesten Gebäude der damaligen Zeit. Das Gebäude wurde im Erdbeben von 1773 stark beschädigt und bis heute wurde das Gebäude nicht komplett wieder restauriert.

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Unser Sightseeingprogramm für Tabriz war noch nicht beendet, bevor es aber weiterhing, musste zunächst ein Perser abgeschüttelt werden, der uns bereits gestern auf dem Basar angesprochen hatte…..so ist das hier in der Stadt. Wir trafen auch Mansour mehrmals an diesem Tag, ziemlich schade für ratsuchende Touristen.

Im Dichtermausoleum liegt der Poet Ostad Shariyar (1906- 1988) dessen Wohnhaus ebenfalls in Tabriz besichtigt werden kann. Der Betonwums wird gerade restauriert, uns hat es nicht so gefallen…..

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Neben dem Mausoleum war eine kleine Moschee, die nicht sehr sehenswert war. Wir gingen dennoch hinein und nun kamen meine 10 Minuten- Sandra im Tschador. Tatsächlich lagen die Dinger in bunt geblümt und frischgewaschen zum Verhüllen am Eingang aus und nachdem ich seit Tagen die Frauen beobachtet hatte, verhüllte ich mich auch. Lustigerweise wird ein Tschador über die Klamotten gezogen, selbst das. ursprüngliche Kopftuch bleibt erhalten…..ih wandelte wie ein kleines Hui Buh durch die Anlage und die Irannerinnen hatte ihre Freude an meiner Person….

Und an dieser Stelle im Bericht möchte ich nochmal eindringlich daran erinnern, dass wir auf der alten Seidenstraße lustwandeln. Anbei eine schöne Darstellung, wie man sich den Karawaneneinzug nach Tabriz vorstellen kann, keine zwei km vom größten Basar der Welt entfernt.

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Zum Mittag trafen wir nicht nur Mansour sondern kehrten nochmals bei Hosseini ein und aßen die berühmten Tabrizer Fleischklöße.

Am Nachmittag hatten wir aus der Stadt ab, wir hatten Lust auf ein wenig Natur. Ich hatte von den bunten Bergen bei Sohrol gelesen und wir wollten auch die gleichnamige Kirche besuchen.

Ehrlich, wir hielten uns strikt an die Anweisungen des Reiseführers und fuhren nach Khajar. Dort gab es aber nur ein eher langweiliges Nest, bunte Berge suchten wir vergebens. Nicht das die Natur nicht schön war, wir hatten lediglich eine andere Vorstellung gehabt.

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Also verwarfen wir den Plan mit den Bergen und wollten uns die armenische Kapelle von Sohrol ansehen. Maps.me schickte uns wieder über Offroadpisten, die Farsimöhre ächzte und krachte und nach schweitreibenden 40 min. uns einer Menge Deja Vu hatten wir es geschafft und befanden uns wieder auf der Originalstraße nach Sohrol. Die Kirche liegt malerisch auf einen Berg, das Nest am Fuße des Berges ließ uns die Kinnlade herunterklappen. Verfallene Lehmbauten, offene Kloake im Ort, Puter, Schafe, Esel und eine Horde Gören, für die wir zur Jahresattraktion wurden. Möchte wetten, das so manch Kleine/r in der Nacht darauf von uns geträumt hat. Wie immer waren die Begegnungen bezaubernd, auch die Mamas der kleinen Wichtel waren lieb, nett und neugierig und aufeinmal waren auch die bunten Berge da!

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Wir liefen zunächst zur Kirche und wurden mit viel „hello“, „where you from“, „what‘s your name“ begleitet.

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Leider kommt man nicht in das Gebäude hinein und somit verweilten wir nicht lange auf dem Hügel sondern nahmen uns den Nachbarberg vor und schauten lieber auf die Kapelle und vor allen Dingen auf die tollen Berge.

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Mit einsetzender Dunkelheit waren wir wieder in Tabriz und aßen in der türkischsten Stadt im Iran einen Döner Kebab, der allerdings nur wenig Ähnlichkeit mit dem Berliner Namenspendant aufwies. Lecker war er aber alle Male und mit 2,33 € für drei Döner und fünf Getränke auch sensationell günstig…..wir werden unsere Millionen kaum los, die ersten 100€ haben eine Woche gereicht. Den letzten Abend in Tabriz ließen wir auf dem Zimmer ausklingen, leider hatten wir sehr laute Nachbarn, die auch um 0:00 Uhr noch schön laut waren….