Ich war 1995 schon einmal in Wroclaw und hatte die Hauptstadt von Niederschlesien in guter Erinnerung behalten, obwohl noch keine Eu Gelder geflossen waren und bis auf das Rathaus, die Altstadt in einem jämmerlichen Zustand war.
Damals, kaum fünf Jahre nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, war die Stadt natürlich eine ganz andere, das deutsche Erbe wurde tot geschwiegen, wir sind damals von den nationalistischen Jugendlichen sogar beschimpft worden, was mir tatsächlich nur einmal, auf genau dieser Reise, in PL passiert ist. Allerdings konnte ich mich noch an den Marktplatz erinnern und an die Kinder im Dom, die einen Tag vor ihrer Kommunion zur Beichte gingen. Damals hämmerte es in meinem protestantischen Hirn ganz gewaltig……was kann ein achtjähriges Kind zu beichten haben?
Egal, die Achtjährigen von damals sind die über 30jährigen von heute. Manchmal dauert es eben nen bissel, ehe man wieder zurückkehrt. Ich war auf jeden Fall von der Idee meiner Mama, mit dem Kulturzug nach Breslau zu fahren recht angetan und somit war das Geburtstagsgeschenk an meinen lieben Mann geritzt. Vor zwei Jahren waren wir ebenfalls für ein paar Tage in Niederschlesien gewesen und bereits damals waren wir mehr als neugierig geworden, was die alten deutschen Gebiete anging.
Genau am Hochzeitstag meiner Mama und ihrem Mann war es soweit. Bei rd. 32 Grad in Berlin stiegen wir am Ostkreuz,, Gleis 13, in den Kulturzug. Für 19€ one way wird dem Reisenden richtig was geboten. Neben Literatur und Polnischkurs gibt es ein Quiz mit Buchgewinn und Wasser für umme……schönen Gruß an die DB, die kann von der Polnischen Bahn lernen.
Emily verhielt sich ganz toll, wir wurden sogar gefragt, ob unser Prinzesschen die Strecke häufiger fährt, so lieb war sie.
Die Fahrt zieht sich ein wenig, der Zug hält nochmal in Cottbus und Forst und ca. 3x in Polen….die Namen der Orte sind mir entfallen.
Bei Ankunft in Wroclaw steht man direkt in der ersten, absoluten Sehenswürdigkeit, dem alten Bahnhof von 1855 – 1857 im naja, fast italienischen Stil erbaut. Wroclaw Glówny wurde erst 2010-2012 restauriert und erstrahlt wieder im alten, neuen Glanz. Wikipedia sagt, dass der Stil neugotischer Historismus sei, auch moderner Tudorstil, genannt. Der alte Bahnhof war zu klein geworden, Breslau die ehemalige Hauptstadt Schlesiens benötigte was Größeres und so entstand dieses Prachtwerk.
Wir ließen es gemütlich angehen, unser Hotel lag eh gegenüber des Bahnhofs und Emily benötige Gänsewein und ein kleines Happischnappi.
Schnell war klar, dass wir den Bahnhof natürlich auch des nächtens fotografieren würden und zufrieden huschten wir über die Kreuzung um im alten, ehrwürdigen ehemaligen Hotel Kronprinz jetzt Piast einzuchecken. Die Lage des Hotels lässt vermuten, dass es sich hierbei um das erste Haus am Platz gehandelt haben musste und mit Blick ins www wurde mir das bestätigt: https://www.wroclaw.pl/de/das-gstehaus-piast-wird-renoviert
Erst Hotel Kronprinz und damit ab 1908 das teuerste und modernste Hotel am Platz, nach dem Krieg billiges Gästehaus und Hostel und seit 2010 wieder mit zwei Sternen beseelt…..wir waren mit unserer Wahl sehr zufrieden.
Nach kurzer Erfrischung stiegen wir in die Straßenbahn Nr. 9 ( alle Öffis sind im Kulturzugticket inklusive) und fuhren bis zum alten jüdischen Friedhof.
Die Uhr zeigte 18:09 Uhr , Wauzis sind auf Friedhöfen nicht gerne gesehen und obendrein wurde der Sabbat eingeläutet. Somit war es Essig mit deutscher Geschichte und wir verschoben den eventuellen Programmpunkt auf unseren Abreisetag am Sonntag.
Die letzten 700m zum ungewöhnlichsten Gebäude von Breslau schlichen wir bei rund 30 Grad und dann standen wir am Wasserturm der Stadt, Wiézna Ciśnień. Kühne Architektur zur damaligen Zeit (1904) und der Architekt Karl Klimm musste all seine Fantasien in dieses Projekt gesetzt haben. Ein Dorf/ Stadt als Grundstock, zwei Türme, Kuppeln und Brücken und eine tolle Lage um den Turm aus allen Ecken bewundern zu können.
Seit den 80er Jahren wird der Turm nicht mehr benutzt, sehr schade wie ich finde.
Auf dem Weg in die Innenstadt versackten wir vor lauter Wasserentzug erstmal auf einer Tankstelle….es gibt schönere und schlechtere Orte für eine Erfrischung.
Nachdem wir durch die glühende Abendsonne zur S- Bahn geschlurft waren, entschieden wir spontan Richtung Rynek/ Ring zu fahren und zum berühmten Marktplatz von Breslau zu schlendern. Wir fuhren bis zum Einkaufszentrum Dominikanska und liefen durch die berühmte Unterführung. Angemacht wurden wir im Jahre 2019 nicht mehr, schöner ist die Unterführung nicht geworden. Mein damaliges Hotel scheint abgerissen worden zu sein, damals residierten Ärzte mit auf dem Gang und vor meinem Zimmer saßen Patientinnen, die zum Frauenarzt wollten….anno 1995!
Wir schlenderten durch die Fußgängerzone und landeten im erstbesten Restaurant. Es war mittlerweile schon 20:30 Uhr und wir waren total erledigt.
Es gab Pelmeni/ Piroggen und Schlesische Klöße mit Gulasch. Ziemlich lecker, ziemlich schwer…..Willkommen in PL!
Nach unserem Feudalmahl schlenderten wir zum Rynek, dem Ring…..der Marktplatz mit dem wunderschönen Rathaus in der Mitte. Auf dem Platz tobte das Leben, die Restaurants waren gut besetzt und wir freuten uns, dass wir die relaxte Sommer Atmosphäre so genießen konnten. Obwohl es in Breslau nochmals zwei Grad heißer war, kamen wir besser mit der Luft und Hitze klar.
Hier ein paar Ring,-u. Rathausimpressionen:
Mit einem Abstecher zum Bahnhof waren wir gegen 23:00 Uhr wieder im Hotel.
Wir schlüpften schnell unter die Dusche und noch schneller in die Heia. Die Klimaanlage erfrischte uns mit 22 Grad und so genossen wir sogar die dicken Bettdecken.
Als Kind war ich öfters in Stettin, das letzte Mal hat mich die Hauptstadt Westpommerns 2005 gesehen, auch damals im Rahmen eines Teamtages der BA.
Dieses Mal fuhr ich ziemlich relaxt mit meinem Team und dem Berlin- Brandenburgticket für 6,70 € ( return) nach Szczecin/ Stettin, flächenmäßig die viertgrößte Stadt Polens und natürlich voll mit deutscher Geschichte.
Die Bahnverbindung startet morgens in Gesundbrunnen und bringt den Reisewilligen in rd. 2 Stunden ohne Umsteigen, nach Pommern. Stettin liegt nur 16km von der deutsch-polnischen Grenze entfernt und seit meinem letzten Besuch ist eine Menge passiert. Vor der Stadt fuhren wir an schönen Neubauten, Stadtvillen und Einfamilienhäusern vorbei, der Bahnhof wartet im modernen Design auf.
Auf uns wartete Gosia, polnische Exilberlinerin, die uns durch ihre Heimatstadt führte.
Wir bezahlten zunächst den Stadtrundgang und machten uns auf die Socken.
Zunächst bewunderten wir das alte Postamt, erbaut 1878 und bereits damals von der Reichspost genutzt.
Es folgte der Manzelbrunnen von Ludwig Manzel, erbaut 1898:
Sehenswert ist auch das alte Rathaus ( Czerwony Ratusz) auch Neues Rathaus genannt . Es wurde im Jahr 1879 nach Plänen des Stettiner Stadtbaurats Konrad Kruhl (1833-1902) im Stil der Neogotik in der damaligen Stettiner Neustadt fertiggestellt. Bis 1945 hatte hier die deutsche Stadtverwaltung ihren Sitz. Der Name des Gebäudes hat keine politische Bedeutung, sondern rührt von den glitzernden roten Ziegelsteinen der Fassade her.
Da die Innenstadt recht klein ist, sind die meisten Sehenswürdigkeiten fussläufig erreichbar. Dennoch hat Stettin eine Wahnsinnsausdehnung und ist von der Gesamtfläche so groß wie Berlin und damit die viertgrößte Stadt Polens ( nach Warschau, Krakau, Danzig) Heute leben 400.000 Einwohner in der Stadt und damit ist Stettin an 7.Position im Einwohnerranking.
Die Pommersche Medizinische Universität Stettin (Pomorski Uniwersytet Medyczny w Szczecinie) wurde 1948 gegründet und befindet sich in staatlicher Hand. An der Universität studieren rund 4.000 Studentinnen und Studenten. Erwähnenswert ist der hellgraue Turm des Rektoratsgebäudes, das zwischen 1901 und 1904 im Stil der norddeutschen Renaissance als Stadthaus entstanden ist, Quelle: https://www.goruma.de/staedte/stettin/sehenswuerdigkeiten
Danach liefen wir am Berliner Tor ( erbaut 1725-1729) vorbei, Richtung Altstadt. Unterwegs erblickten wir viele 60-70er Jahre Sünden…..und meine frühesten Kindheitserinnerungen wurden wach.
Die attraktivste und teuerste Straße war dieses Schmuckstück, einige Häuser haben den Weltkrieg überlebt….ein klein wenig Altstadtflair.
Der Platz des weißen Adlers (Plac Orła Białego) – der frühere Rossmarkt – befindet sich in einer Grünanlage mit einer Statue der Göttin Flora von 1730 , die von Johann Konrad Koch geschaffen wurde, während die barocke Brunnenplastik aus Sandsein von dem Baumeister Johann Friedrich Grael (1707-1740) stammt. Der Brunnen wurde durch eine Trinkwasserleitung von den Warsower Höhen gespeist und wurde im Jahr 1732 eingeweiht. Das große Gebäude aus der Gründerzeit auf der Westseite des Platzes war früher der Sitz der Preußischen Nationalversicherung. Ebenfalls an der Westseite des Platzes steht das Grumbkow-Palais, Quelle: https://www.goruma.de/staedte/stettin/sehenswuerdigkeiten
Wir liefen weiter zum Dom des Heiligen Jakobs, quasi der Beginn des polnischen Pilgerwegs nach Santiago de Compostela. Der Dom war natürlich während der Reformationszeit evangelisch und wer auf oppulente katholische Kirchen steht, wird mit diesem Beispiel eines Domes direkt enttäuscht werden. Meine evangelische Seele empfand die Nüchternheit eher wohltuend-
Die St. Jakobi-Kathedrale (Kościół Św. Jakuba) entstand im späten 14. Jahrhundert unter Leitung des Stettiner Baumeisters Heinrich Brunsberg (1350-1435) im Stil der Backsteingotik. und nach dem Vorbild der Marienkirche in Lübeck. Der Bau des Gotteshauses ging auf eine Initiative der Bürger der Stadt zurück. Allerdings wurde das Gotteshaus im Laufe der Zeit häufiger umgebaut Die dreischiffige Hallenkirche wurde im Jahr 1677 infolge von Kriegsereignissen zerstört, wurde aber anschließend wieder aufgebaut. Im Jahr 1894 stürzte der zuvor aufgestockte Westturm ein – er wurde aber wieder aufgebaut. Aber der Zweite Weltkrieg hinterließ auch hier seine Spuren, infolge von Luftangriffen stürzte der seinerzeit 119 m hohe Turm zusammen und auch das Kirchenschiff erlitt massive Schäden. Der Wiederaufbau der Kirche dauerte bis in die 1970er Jahre hinein Der Turm wurde erst im Jahr 2008 mit einer Höhe von 110,80 m wiederhergestellt. In der Taufkapelle der Kathedrale werden Reliquien des „Heiligen Otto von Bamberg“ (1065-1139) aufbewahrt und in einem Pfeiler wurde das Herz des Komponisten Carl Loewe (1796-1869), der nahezu 50 Jahre in der Stadt gewirkt hatte, eingemauert. Wegen der beeindruckenden Akustik finden hier häufig Konzerte, vor allem der Orgelmusik, statt.
Wir zogen weiter zur wiedererbauten „neuen“ Altstadt, typisches Hanseflair erwartete uns. Mitten auf dem Heumarkt findet man nicht nur die berühmten Stettiner Wasserpumpen, sondern auch das sehenswerte Alte Rathaus.
Wir stattesten den Herzögen von Westpommern einen Besuch ab und bestaunten das Schloß von außen. Sehenswert ist die berühmte Uhr, die auch genau ging, wir warteten den Gongschlag um 12:00 Uhr ab.
Das Schloss der Herzöge von Pommern (Zamek Książąt Pomorskich) – das Stettiner Schloss – wurde im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstört. Ab 1958 wurde es im Stil der Renaissance rekonstruiert.
Mit dem Bau des Schlosses wurde im Jahr 1346 durch Herzog Barmim III. (1303-1368) an der Stelle einer alten Wehranlage begonnen.
Im Jahr 1503 wurde das Schloss um einen Südflügel und einen Uhrenturm im großen Innenhof erweitert, hier wurde 1693 die Uhr von Caspar Natardi angebracht. Sein heutiges Aussehen mit fünf Flügeln im Stil der Renaissance erhielt das Schloss dann später bis etwa 1620.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss stark zerstört. Nach dem Wiederaufbau dient es als Kulturzentrum mit einem Museum (Muzeum Zamek Ksiazat Pomorskich), Ausstellungsräumen, Theater und Kino sowie mehreren Cafés und Restaurants sowie einer Touristen- und Kulturinformation. Auch ein Standesamt ist hier beherbergt.
Stettin kann auch Street Art, siehe hier zwei nette Exemplare.
Einen Blick warfen wir auch auf die Hafenanlagen von Stettin, die ähnlich wie die Hafenanlagen von Danzig Anfang der 80er Jahre bestreikt wurden ( Lech Walesa; Solidarnocz).
Ein besonderes Highlight sind die Hakenterassen am Meeresmuseum.
So langsam machte sich ein Hüngerchen bemerkbar und so liefen wir über die russisch orthodoxe Kirche, der neuen Philharmonie ( eröffnet 2014) und dem Engel der Freiheit von 2005 über das Tor der Könige zu unserer Futterkrippe. Gosia hatte ein Restaurant für uns ausgesucht und ich kann das Soizarnia getrost weiterempfehlen. Moderate Preise und echtes polnisches Essen.
Im Königstor ist die Konfisserie Wedel untergebracht und nach dem Essen ist vor den Pralinen……handverlesen und total (W)edel.
Das letzte Ziel des intensiven Tagesausflug war das Cafe´22 im Radisson Blu Tower. Das Cafe´liegt auf der 22 Etage und bietet nicht nur gutes Eis und Kuchen sondern auch einen sensationellen Blick auf Stettin. Da das Wetter weiter mitspielte, ließen wir uns dieses Event natürlich auch nicht nehmen.
Wir fuhren mit der Linie 6 zurück zum Bahnhof, die Tickets sind übrigens im Berlin-Brandenburgticket inkludiert.
Mit einem letzten Blick auf die Oder stiegen wir in den Zug, stiegen 1x in Angermünde umd und standen um 20:54 wieder in Berlin Südkreuz.
Fazit, Stettin ist ein tolles Tagesziel, ich komme bestimmt nochmal wieder, im Moment schwebt mir der Weihnachtsmarkt vor.
Unsere Zeit ging wieder einmal zu Ende. Wir checkten gegen 10:00 Uhr aus, gaben unsere Taschen in der Locanda San Marcuolo ab und liefen ein letztes Mal nach Rialto.
Dort nahmen wir ein Vaporetto gen San Marco und stiegen Accademia aus. Vorbei der der Kirche Santa Maria della Salute liefen wir vor, bis zur Dogana und bestaunten ein Kreuzfahrtschiff welches sich gerade durch die Lagune, zwischen Giudecca und Dogana schob…..beängstigend.
Schnell nahmen wir ein Schiff wieder zurück und exakt um 11:27 Uhr waren wir wieder an der Rialtobrücke…..Ticketpunktlandung!
Den letzten Tag hatten wir uns für Dorsoduro, Santa Croce und San Polo gelassen, wir hatten rund drei Stunden, bevor wir noch etwas essen gingen und im Anschluß zum Flughafen fuhren.
Also ging es bekannte und weniger bekannte Gassen durch die drei Stadtteile, immer im Versuch der Rollkofferfraktion auszuweichen.
Wir landeten in der Kunstausstellung Hansel und Gretel, in erster Linie weil die Ausstellung umsonst war und die Räumlichkeiten Abkühlung versprachen. Die überdimensionalen Cupcakes und die Gipsmasken fand ich aber auch recht anregend.
Weiter ging es Richtung Piazzale Roma uns tatsächlich, wir entdeckten noch das Eine oder Andere, insbesondere Santa Croce kam bei mir, bei allen vier Besuchen immer zu kurz..
Mit einem kurzen Schlenker übers Ghetto liefen wir nach San Marcuolo und nahmen gegen 14:00 Uhr unsere Taschen entgegen.
Die letzte Pizza und Pasta gab es auf dem Weg zw. Casino und Ferrovia und gegen 15:30 Uhr nahmen wir den Bus zum Flughafen. Leider hatte so ziemlich jede Maschine in Marco Polo Verspätung und statt um 18:35 hoben wir erst gegen 20:30 Uhr ab.
Gegen 21:45 Uhr hatte uns Berlin wieder ,ich feierte an dem Abend noch ein wenig meinen Geburtstag nach und trat die Woche mit viel zu wenig Schlaf an.
Mein Fazit zu mal wieder Venedig im Hochsommer…..viel zu kurz, ganz toll, wir kommen wieder!
Der letzte volle Tag begann mit einer kleinen Überraschung, nur 29 Grad brannten vom Himmel. Wir liefen bis Rialto, kauften unterwegs überdimensioniertes Baisir mit Pistaziengeschmack und mussten auf den Süßschock erstmal was heißes Schwarzes hinterherkippen.
Mit dem Vaporetto ging es nach Sa Toma und dort an einen lauschigen Kanal, Bellini zum Frühstück geht immer.
Gestärkt und angedüdelt bahnten wir uns unseren Weg Richtung Zattere um dort die letzte, die wirklich allerletzte Gondelwerkstatt Squero di San Trovaso zu bewundern. Eine Gondel hat den Preis einer schönen Eigentumswohnung und ungefähr 3-4 pro Jahr werden noch gefertigt.
Von Zattere aus nahmen wir uns ein Boot Richtung Giudecca und waren binnen fünf Minuten in einem anderen Venedig. Hier wird noch gelebt und gearbeitet. Die Preise sind anders und aufeinmal sah man auch echte Apartmentkomplexe. Ich war das letzte Mal 2001 auf Giudecca gewesen und hatte kaum noch Erinnerungen.
Wir kehrten erstmal zu Pasta al Arrabiata ein, ich habe nie bessere gegessen.
Mit diesem grandiosen Blick, direkt am Wasser hätten wir auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals das Doppelte gezahlt.
Nach unserer Stärkung eroberten wir Giudecca sahen die ersten Kreuzfahrtschiffe, die sich ihrem Weg zum Fährterminal bahnten. Auch moderne Architektur und Wohnhäuser mit Apartments aus den 60er Jahren waren auf einmal da.
Wir liefen uns auf Giudecca die Füsse wund um an die Spitze der Insel zu kommen, doch Fehlanzeige….wieder versperrten uns militärische Anlagen den Weg.
Wir nahmen die erstbester Fähre, die 4.2 die nach Fondamente Nova fuhr….außen erum! Bedeutet für uns, dass wir über den Hochseehafen, Piazzale Roma, Ferrovia fahren würden. Sightseeing mal anders……
im Hochseehafen zählten wir acht Kreuzfahrtschiffe….wirklich acht Stück!!! Über Costa, MSC, Aida und ziemlich exklusive Linien war Alles dabei….wie gut, dass wir auf Giudecca waren.
Wir stiegen Ferrovia aus und schlenderten durch Canmaregio, kein Besuch in Venedig, ohne Ghetto auch wenn wir uns wieder die Tour geschenkt haben. Ich habemir 2001 die Synagogen angesehen und da eh Sabbat war herrschte in den Läden Totentanz,auf den Straßen ging es aber sehr ausgelassen zu. Das Viertel blüht auf, viele orthodoxe Familie scheinen ein neues Zuhause gefunden haben.
Vom Ghettoplatz bis zu unserem Hotel waren es nur drei Minuten und wir freuten uns auf unser kühles Zimmer.
Wir verbrachten den Spätnachmittag auf unserem Zimmer und liefen am Abend Richtung Piazzale Roma und aßen am Campo San Geromia Salat und Pizza. Wir waren lustlos an unserem letzten Abend und verschwanden früh in unser Zimmerchen.
Das Wetter blieb anhaltend ungewöhnlich heiß und bereits in der Vorbereitung unserer Reise hatten wir einen Tag auf dem mondänen Lido eingeplant. Wir stiegen San Marcuolo auf die Fähre und fuhren Richtung Strand. Leider mussten wir einmal die Fähre wechseln, da unsere Linie theoretisch bis Lido fuhr und praktisch aber San Marco rausschmiss…..schade um unsere Plätze im vorderen Teil des Schiffes.
Vom Lido selbst gibts nur zwei Strandbilder, das Wasser war planschewarm und binnen zwei Stunden waren wir trotz Schutzfaktor 30 ziemlich verbrutzelt, so dass wir uns nach Aperol Sprizz und Schatten sehnten.
So fuhren wir zurück nach Venezia und genossen die rund 35 Minuten auf dem Wasser, bis wir in San Marcuolo aussteigen durften. Ich fiel beim Kapitän der Fähre in Ungnade, da man auf gar keinen Fall vorne stehen darf, auch nicht um seine Klamotten zu richten oder sich mal in der engen Bank zu strecken…..als Wiederholungstäter riskiert man vom Boot geschmissen zu werden. Da kannte El Capitano keinen Spass und nicht mal an einer Station durfte man sich gerade machen….kleiner Sadist der gute Mann. Warscheinlich freut sich der Typ den lieben langen Tag auf seine Schicht um seinen Alltagsfrust an den Touris auszulassen.
In Cannaregio gabs ne Pizza aus der Hand,eine Dusche und ein weiches Bettchen für den Nachmittagsschlum, bevor wir wieder bewaffnet mit dem neuen Stativ durch das jüdische Venedig schlenderten.
Ich mag diesen Teil von Venedig so gerne, fern ab der großen Paläste und Kirchen.
Wir kehrten in eine waschechte Kneipe ein und versüßten uns den frühen Abend mit Chiccetti, kleinen Happis, die viel zu teuer sind und nur Lust auf mehr machen…..
Im Anschluss musste etwas Vernünftiges her und somit kehrten wir wieder in unser Restaurant vom Vortag ein, Spaghetti und Pizza mit Vorspeise…..keine 40€, was will man mehr?!
Wir wollten nochmals Nachtbilder uns so schlichen wir zunächst durch unsere Nachbarschaft um anschließend über Castello nach San Marco zu laufen.
Mit Santo Giovanni e Paolo aus dem 14 Jh lernten wir das größte gotische Sakralgebäude Venedigs kennen und ich freute mich, doch noch so viel Neues entdecken zu können. Der Abend war bezaubernd und wir marschierten was das Zeug hielt. Bislang waren wir jeden Tag über 20 km zu Fuss unterwegs gewesen und auch am dritten Tag in der Stadt kamen wir auf unsere Schritte.
Am Markusplatz lief ein Rockkonzert dem wir ohne Eintritt zu zahlen super lauschen konnten, vor dem Dom seierte eine Chinesin ihren teilnahmslosen Gatten zu, der im Geiste die Scheidung einreichte….ein ganz normaler Freitag in der Lagune.
Mit ein paar Impressionen vom Platz, Dogenpalast und Drumherum machten wir uns auf den Weg in die Heia.
Happy Birthday to me, Happy Birthday to me…… Geburtstag in Venedig ist toll und hätte nicht besser sein können. Wir standen erst um 9:00 Uhr auf und mit den ersten Geburtstagsgrüßen im Handy schlenderten wir Richtung Rialto Brücke mit einem Abstecher bei Coop. Wir liefen über die berühmte Brücke und schauten uns diese von der etwas unspektakulären Seite an.
Die Kirche San Giacomo di Rialto überzeugte mit seinem puppigen Inneren und einer wahnsinnig schönen Geigenausstellung. Eine Kirche für Familienfeste, Dorfcharakter mit Blick auf die Marktgegend von Venedig. Die Lagunenstadt gibt einem immer das Gefûhl einen Blick auf das Europa vor 200 Jahren werfen zu können, die geschlossene Altstadt macht es möglich.
Wir bummelten über den sehr sehenswerten Rialtomarkt.Für mich einer der schönsten Märkte überhaupt, insbesondere die Pescheria, der Fischmarkt ist toll.
Wie immer wünsche ich mir dann ein Apartment mit eigener Küche. Wir trösteten uns mit dem üblichen „beim nächsten Mal“ und genossem diesmal nur die Auslagen.
Der Markt ist nicht nur für sich selbst schön anzusehen, auch die Umgebung ist toll, wer möchte nicht mit solch einer Aussicht shoppen?
Bezüglich der Architektur habe ich 2018, als der Markt geschlossen war, einige Fotos eingestellt, wer will, schaut hier: http://allcontinentsinonelife.com/italien-2018-venedig-zum-drittem-mal-in-der-lagune/
Zurück auf der Rialtobrücke genossen wir den spektakulären Blick auf den Canale Grand und tranken den ersten Birthday Aperol Sprizz des Tages. Die Brücke kam uns leerer vor als 2018 was weniger an der Uhrzeit (11:00 Uhr) mehr am heißen Wetter (39 Grad) liegen mochte.
Um 11:27 lösten wir unser Dreitagesticket für die Fähren (40€) und machten uns auf den Weg nach Fondamente Nova um endlich nach Murano zu kommen. Die Fähre war moderat voll und gleich an der ersten Station stiegen wir zehn Minuten später wieder aus und betraten die Glasbläserinseln….,Murano besteht aus mehreren Inseln, nicht nur aus einer. Die Glasfabriken zogen nach Murano, als in Venedig immer mehr Holzhäuser gebaut wurden, man wollte der Brandgefahr entgehen und so entstand die Glasmetropole der Welt. Ich mag Muranoglas nur in Teilen, abends bekam ich von meinem lieben Mann einen kleinen Herzanhänger aus Glas, schön schlicht und nicht so verkitscht wie die Leuchter und Nippes von den Inseln.
Wir erliefen uns alle fünf Inseln, so gut es die Mittagshitze zuließ. Statt Kaffee und Kuchen anlässlich meines Ehrentages gab es für uns Tartufo und zwei Liter Agua Minerale con gas….. und nun lasst Euch von allen fünf Inseln sowie der Kirche Santi Maria e Donato (14. Jh.) verzaubern. Wir bewunderten übrigens auch den ersten Weihnachtsbaum des Jahres 2019.
Mit einem schönen Blick zurück begaben wir uns per Vaporetto auf die Lagunenautobahn aka Wasserstraße…..meine Fresse…..hier wurde wahrlich geheizt und jeder gab alle Knoten, die der Motor so konnte
Zurück in Fondamente Nova gab es einen Boxenstop bei Coop und in Cannaregio einen Duschstop auf dem Zimmer. Anschließend schlummerten wir ein Stündchen, bevor ich meinen Mann stilecht zu einem venezianischen Viergänge Menü einlud.
Es gab: Eingelegte Sardinen für Mathias und Burata für mich. Danach folgten Spaghetti con Vongole gefolgt von gegrillter Brasse mit Salat. Das Ganze wurde mit zwei Liter Wasser begossen und kam am Ende 65€…..auch teuer muss Venedig nicht sein. Wir aßen recht früh an diesem Abend, da wir auf die Accademia wollten um das schöne goldene Licht auf Santa Maria del Salute zu genießen und um mein Geburtstagsgeschenk einzuweihen. Ich hatte mir ein neues Stativ gewünscht, da mein Manfrotto Reisestativ zwar sehr leicht aber nervig zum Schrauben ist und mich auf den Lofoten in die Schranken verwiesen hatte…..leicht bedeutet bei Wind und Wetter eben auch verwackelte Fotos.
Wir fuhren also über den Canale Grande bis zur Ponte de Accademia und bauten das Stativ auf der frisch restaurierten Brücke aus. Nebenbei tranken wir ein Fläschlein Bellini und genossen den schönen Abend. Zu sehen sind hier Bilder mit und ohne Langzeitbelichtung, wir experimentierten ein wenig herum.
Wir fuhren mit der Fähre weiter nach San Marco und spielten weiterhin fleissig mit dem Stativ und den Kameras herum.
Da uns das Wetter an Siebenschläfer 2019 so dermaßen geschafft hatte, wurden wir nicht mehr alt…..die Fähre brachte uns nach San Marcuolo und nach einer weiteren Dusche lagen wir gegen 23:00 Uhr im gekühlten Bettchen.
Nachdem wir in 2018 ein wunderschönes verlängertes Wochenende in Venedig verbracht hatten, war uns bereits bei der Abreise klar, dass wir die Lagunenstadt nochmal wiederholen.
So flogen wir an unserem fünften Hochzeitstag wieder nach Venedig, für Mathias war es das 6x, ich war nun zum 4x in der Stadt. Das Schöne an Wiederholungstaten ist, das Alles kann und Nichts muss …..quasi schlendern und staunen, Kultur nur nach dem Lustprinzip.
Mein Schwiegervater brachte uns sehr früh nach Tegel, wir hatten genug von den Horrostories, die sich regelmäßig am viel zu kleinen Flughafen im Berliner Norden abspielen.
So kam was kommen musste, wir waren zu früh am Flughafen, die Sicherheitskontrollen waren effizient und die Maschine hatten obendrein eine Stunde Verspätung.
Doch nichts konnte unsere Vorfreude auf Venedig und unseren fünften Hochzeitstag eintrüben und als wir gegen 11:00 Uhr in Marco Polo aufschlugen freuten wir uns wie die Kinder auf die fünf Tage in der Lagunenstadt.
Mit ACTV (15€ return) kamen wir ohne Wartezeit zur Piazzale Roma und von dort liefen wir die rd. 15-20 Minuten zum Casino, Vaporettostation San Marcuolo. Trotz Taschen und schweißtreibenden 35 Grad mussten die ersten Fotos her, der Blick ging von Cannaregio über den Canale Grande nach Santa Croce.
Bevor wir die Locanda aufsuchten, gingen wir erstmal „frühstücken“ was bei uns das dreigängige Touristenmenü mit Spaghetti Pescadora, Huhn und Salat im Lieblingsrestaurant bedeutete. Dort waren wir auch 2018 gewesen und alleine für die Meeresfrüchte war es einen Besuch wert.
Angekommen in der Locanda San Marcuolo gab es die Schlüssel für das Zimmer im Hotel Leonardo und ein Wiedersehen mit dem Rezeptionisten vom Vorjahr, der uns erkannte…..wir sind jetzt Stammgäste und was das bedeutete, merkten wir zehn Minuten später.
Wir bekamen das wohl coolste Zimmer ( Nr.5) im ganzen Haus. Es ging nach hinten raus, war kühl auch ohne Klimaanlage, mit niegelnagelneuem Badezimmer und drei Betten, säuisch bequem und kein Vergleich zum Vorjahr, wo unser Zimmer zwar auch hübsch aber an der Straße lag und die Rollkofferfraktion uns den letzten Nerv raubte. Wir sind für Rollkoffersteuern…..
Unser erster Gang führt uns in das Café von Coop wo wir uns zu einem Cappucchino für 1,10€ und Thunfisch Tramezzini verführen ließen.
Wir wollten uns am ersten Tag noch das Dreitagesticket für die Fähren klemmen, da uns das Wochenticket zu teuer war, zwischen Drei Tage und einer Woche keine vernünftige Alternative vorhanden ist, hieß für uns die Alternative laufen….laufen….laufen….
Ich hatte im Vorfeld eine kleine To Do Liste erstellt, unter Anderem wollte ich Fondamente Nova und Castello besser kennenlernen, mal wieder nach Giudecca (2001 das letzte Mal dort gewesen) und endlich mal nach Murano ( dort war ich noch nie).
Wir begannen also umgehend mit der Abarbeitung und schlenderten bei 35 Grad/ Windchill 39 Grad im Schatten in der heißesten Zeit des Nachmittags durch Cannaregio nach Fondamente Nova und dann immer weiter Richtung Castello.
Anbei ein paar Bilder aus unserer Nachbarschaft, die ich so oder so ähnlich bereits im letzten Jahr geschossen hatte.
In Fondamente organisierten wir uns die Abfahrtszeiten für Murano und erliefen uns das Ufer, mit Blick Richtung Festland und einige Gassen,bis wir von den Gemäuern der militärischen Anlage Arsenale zur Umkehr gezwungen wurden . Abzweig verpasst bzw. nicht erkannt bedeutete zwei km Umweg……bei 35 Grad im Schatten. An der Vaporetto Station Bacini war Schluss und somit schlichen wir entmutigt mit maps2go in der Hand Richtung San Marco.
Ermattet schlichen wir durch die Gassen von Castello und selbst mein lieber Mann ging freiwillig in eine Kirche ( San Francesca della Vigna, aus dem 16 Jh.), weil es dort kühler war. Wir waren nass bis auf die Unterhosen und tranken mittlerweile am vierten Liter Wasser ohne Toilettengang.
Hier ein paar Eindrücke aus Castello, die weder chronologisch den Weg zum Arsenale beschreiben, da wir eh mehr Zickzack und treibend durch die Gassen unterwegs waren.
Nachdem wir eine weitere Stunde durch Castello geschlendert waren, hatten wir es geschafft.Wir standen am Arsenale und freuten uns über die Leere im zentralen Teil von Venedig.
Das Arsenale ist nur minimal für Besucher zugänglich, viele Teile der ehemaligen Militäranlage liegen brach und im Jahr 1500 erschien vonJacopo de Barbari ein Kupferstich, der das Arsenal so präzise darstellte, dass dieser unter Zensur gestellt wurde. Die Anlage war in der damaligen Zeit der größte Industriekomplex weltweit, über 160.000 Arbeiter waren hier beschäftigt, Im Arsenal schlug das militärische Herz der Seemacht Venedig und bis vor Kurzem kam kein Zivilist auf das Gelände. Erst seit ein paar Jahren werden einige Lagerhäuser auch für die Kunst Bienale genutzt.
Auch auf dem Weg zum Markusplatz stellten wir fest, dass die Stadt alles Andere als überlaufen war, wir hatten auch kein Kreuzfahrtschiff im Hafen gesehen und das Wochenende war noch weit weg.
Hier ein paar Fotos von der berühmten Seufzebrücke, diesmal auf Höhe der Wasserlinie geschossen
Wie bei jedem Besuch, die Gondeln mit Blick auf San Giorgio di Maggiore .und Giudecca sind ein Muss.
Markusdom leer? Geht nicht? Geht doch!!!!! Und wer es noch nicht weiß, in dem Gemäuer liegt der Evangelist Markus, dessen Gebeine 823 aus Alexandria geklaut wurden.
Wer sich ausgiebig mit der Basilica di San Marco auseinandersetzen möchte, wir hier fündig: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Markusdom
Wir schlendert über Supermarkt und verschwiegene Gassen zurück zu unserem Hotel und aßen auf dem Zimmer. Mit über 20 km Fußmarsch in den Knochen fielen wir bereits gegen 21:00 Uhr in tiefen Schlummer.
Salaam! Nach fast vier Wochen in der „Achse des Bösen“ im sogenannten „Schurkenstaat“ ist es Zeit ein kleines persönliches Fazit zu ziehen, insbesondere im Hinblick auf das Säbelrasseln des merkwürdigen Menschen in Washington, der mir in der vergangenen Woche wieder das kalte Grausen gelehrt hat.
Kann man in den Iran sicher reisen?
Aufjedenfall kann man individuell in den Iran, das Land ist als sehr sicher zu bezeichnen. Kriminalität wie in Mittel,- oder Südamerika sind unbekannt. Sicherlich gibt es Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle aber die gibt es überall auf der Welt. Vermutlich schreckt die Scharia doch vor größeren Vergehen ab.
Der Iran ist komplett anders als in den Nachrichten und Medien dargestellt. Noch nie habe ich so herzliche, ja liebevolle und besorgte Menschen kennengelernt, die sich einfach nur über Touristen freuen und um deren Wohl besorgt sind. Wir sind so liebevoll umsorgt, gehegt und gepflegt worden, dass ich schon von meiner 75 Mio umfassenden iranischen Familie spreche. Achja, anders als in arabischen Ländern wird Frau nicht angemacht oder irgendwie belabert, behelligt etc….ein ganz wichtiges Reisekriterium.
Sollte man in den Iran reisen?
Diese Frage ist, wie bei allen Reisen in nichtdemokratische Länder schwer zu beantworten und was heißt am Ende schon Demokratie? Die Iraner wählen ihr Parlament, das Oberhaupt im Staat bleibt aber der jeweilige, religiöse Anführer, im Iran Chamenei vorher Khomeini. Ich finde, wer mit dem Zeigefinger auf diese Tatsache hinweist, der sollte auch seine Reisen in die Türkei oder in die USA überdenken, denn demokratisch geht es dort sei Jahren ebenfalls nicht zu. Auch das vielbereiste Kuba, China, Myanmar, Indien, Russland sowie viele Staaten Afrikas und Mittel,- Südamerika würden mit einem Schlag von den Wunschlisten der Traveller gestrichen werden. Wer denkt eigentlich noch an die ungerechtfertigte Invasion der Chinesen in Tibet? Wo sind die „Free Tibet“ Demonstranten? Ich schätze die Meisten von damals sind die Kreuzfahrer von heute.
Ich sage, Jede/r sollte in den Iran reisen um sich selbst davon zu überzeugen, dass weder Schurken noch böse Achsen am Werke sind, sondern Werte, die insbesondere dem Westen und damit meine ich die USA und auch uns Europäer schon lange verloren gegangen sind, noch wichtig sind.
Religion und islamische Kleiderordnung
Achja, was wurde gefrotzelt im Vorfeld und auch ich konnte es mir kaum vorstellen….aber ja, es ist möglich vier Wochen „haram“ also ordentlich im“Hijab“ also islamisch gekleidet zu sein. Hijab steht letztendlich für lange Ärmel, lange Hose und Kopfbedeckung. Hijab hat nichts mit der Art der Kopfbedeckung zu tun, das wird in den Medien falsch dargestellt. Die Monate Juni-September sind sicherlich anstrengender, auch bei uns stiegen die Temperaturen schon mal auf über 30 Grad. Ich kann nur betonen, eine Reise in den Iran aufgrund der Kleiderordnung nicht anzutreten wäre engstirnig und übrigens auch im so beliebten Dubai und Marokko sind kurze Sachen nicht gerne gesehen.
Kleiner Hinweis am Rande, bei besonders religiösen Einrichtungen wie Schreine in Shiraz, Qom oder Mashhad wird das Tragen eines Tschadors, auch den Touristinnen abverlangt. Wer nicht als kleines Hui Buh durch die Gegend wandeln möchte, wird diesen Schrein nicht besuchen können.
Religion spielt im alltäglichen Leben der Iraner eine unterschiedliche Rolle. 40 Jahre nach der Revolution sind die Iraner weichgekocht, eine große Anzahl Atheisten wächst heran, die Regeln auch Kleidervorschriften werden regelmäßig gebrochen und dennoch können die Mädels mit westlichen Lebenstil sehr wohl gläubig sein. Im Umkehrschluss muss aber eine Frau im Tschador, ganz in schwarz nicht automatisch superreligiös sein……der Tschador gehört sein Jahrhunderten zum Iran.
Daneben gibt es die Hardliner, ich denke der Vergleich zu der Türkei trifft es ganz gut….der Iran wird sich in den nächsten Jahren entscheidend verändern. Ob diese Veränderungen prowestlich sein werden, entscheidet nicht der Iran sondern der Westen! Den Hardlinern wäre ein offener Konflikt mit den USA, der EU oder auch Israel vermutlich sehr lieb, damit könnten alte Strukturen wieder verfestigt werden, alte Feindbilder gepflegt und Frauenrechte, Veränderungen wieder abgeschafft werden.
Bezüglich der Shiiten hatte ich in meinen Vorberichten eine Menge geschrieben. Sie sind als reformiert zu betrachten, es wird nur 3x gebetet, missioniert wird nicht und alle Religionen sind im Iran gleichberechtigt nebeneinander….nur konvertieren geht nicht! Wie ich bereits geschrieben hatte, die Shiiten gelten für den IS als Ungläubige und Terroranschläge werden zumeist von Sunniten verübt ( das ist leider eine Tatsache) ….also, sofern beim nächsten Mal wieder vom bösen Iraner gesprochen wird, hinterfragt die Stammeszugehörigkeit….Perser, Kurde, Belutsche, Araber, Lure Turkvölker etc.etc.etc. achja, rd 8% der Iraner sind Sunniten.
Frauenrechte
Ich hörte im Vorfeld auch oft „ ich reise in keinen Staat, in dem die Frauen keine Rechte besitzen“….aber Niemand fragte nach, ob das denn wirklich so ist? Anders als in vielen anderen Länder der Golfregion durften die Frauen im Iran immer einen Beruf ausüben, wählen gehen und sich scheiden lassen. Sie verfügen über eigene Geldmittel auch aus eigenem Besitz ( Häuser) und Geschäft ( Selbständigkeit). Es gibt so gut wie keine Analphabeten im Iran, man sollte sich im Vergleich die Zahlen aus Marokko oder Ägypten mal ansehen! Sicherlich ist nicht alles rosig am Himmel und es gibt für Frauenrechtlerinnen viel zu tun im Land der Ayatollahs. Ich sage nur Kleiderordnung, Alleinerziehende und Nichtverheiratete und dennoch geht mein Fingerzeig in die VAE, Marokko oder auch nach Ägypten. Dort steht es mit den Frauenrechten zum Teil viel schelchter und die Touristenmassen strömen dennoch ins Land und machen sich darüber keine Gedanken.
Propaganda
Ja, es wäre gelogen, wenn wir sagen würden, es gäbe sie nicht. Beide Ayatollahs sind allgegenwärtig, die Märtyrerbilder aus dem Iran- Irakkrieg sieht man überall.Dennoch haben wir in den 25 Tagen mehr Aussagen gehört wie „unsere Regierung ist irre, wir sind aber keine Terroristen“ als der vielbesungene Ausspruch „Tod Amerika oder Israel“. Nur in Tabriz habe ich ein gelungenes Plakat bzgl. des Volltrottels in Washington gesehen und natürlich den Uraltkram an der ehemaligen Botschaft in Teheran. Aber mal unter uns, wir würden den hässlichen Typen im weißen Haus und der Knesset doch auch gerne in den Allerwertesten treten?
Individuell oder Reisegruppe?
Leute, macht Euch keine Gedanken….ich sage natürlich „nur individuell“….es sei denn Ihr steht aufs Weißhaargeschader. Die Reisegruppen überschwemmen das Land, hofiert wird die Altersgruppe 70+ und die Veranstalter machen einen Riesenreibach, da der Iran so ungeheuer preisgünstig ist, da war Indien fast teuer im Vergleich. Wer also zu viel Geld, zu wenig Zeit und Lust auf Gesellschaft hat, wird auf dem hiesigen Anbietermarkt schnell fündig werden.
Wer gerne langsamer, evtl. auch an einigen Stellen tiefer unterwegs sein möchte, wer Interesse, insbesondere an den Menschen hat, der zieht individuell vor. Das Bussystem ist sehr gut ausgebaut, als Autoverleih steht nur Europcar zur Verfügung. Taxis sind spottbillig, wir haben selten über einen Euro für eine Tour gezahlt. Individuell bedeutet natürlich auch, dass mehr Geld in kleinen Hotels und Restaurants bleibt, weniger Kohle vom europäischen Veranstalter verschlungen wird. Die Belohnung werden Begegnungen der ganz besonderen Art sein, die Iraner sind mehr als liebenswert.
Essen und Trinken
Fangen wir mit Letzterem an. Nationalgetränk ist Chay….also Tee. Dieser wird mit Safranzucker gesüßt und ist überall 24/7 erhältlich. Alkohol ist nicht haram und absolut verboten, es gibt aber antialkoholische Biere wie HeyDey oder auch Jever Fun. Wir sind gut durch die Wochen gekommen, leid tat es uns um die Rebstöcke in Shiraz, wo nur noch Rosinen gerntet werden. Softdrinks sind überall und in allen Marken erhältlich, die iranische Cola ist allerdings auch nicht verkehrt . Schlechter sieht es mit Lightprodukten aus, die man eher selten bekommt.
Zum Thema Essen gibt es nicht so viel zu berichten, der Iraner isst gerne Kebab, also gegrilltes Fleisch in allen Varianten und wenn man das nicht mehr mag, gibt es gegrillten Fisch, Gemüse oder Dizi ( Eintopf mit Lamm und Kichererbsen). Ash ist eine dicke Gemüsesuppe, Khoresh ist Fleischeintopf. Es gibt eine Joghurtsuppe und Joghurt in allen erdenklichen Varianten. Dazu kommt Aubergine als Nationalgericht….als Dip, gebraten usw….satt wird man, allet jut in der Kulinarik auch für Vegetarier.
Nur das vielgepriesene Fesenjan ( Soße mit Granatapfel und Walnüssen) fand ich nicht so dolle.
Das Frühstück besteht meistens aus Fladenbrot, Gurke, Tomate, Käse und Karottenmarmelade sowie einer Eierspeise. Kommt noch ein Linseneintopf oder gar Datteln hinzu, ist die Sache bereits weitaus mehr als kontinental. Von der hier gezeigten Wurst würde ich die Finger lassen…..die Katzen des Hotels mochten diese aber sehr.
Fast Food Läden boomen ebenfalls, aber keine großen Ketten sind im Land vertreten.
Grundsätzlich war die Restaurantsuche nie ganz einfach, im Iran kocht Mama eben am Besten.
Wirklich lecker sind Eis, Kuchen und Sûßwaren im Allgemeinen, da sind die Iraner echte Könner.
Toiletten
Hockklos sind für westliche Reisenden immer noch eher ungewöhnlich, mit islamischer Kleiderordnung eine echte Herausforderung. Der Mantel, die Handtasche, das Kopftuch, die lange Hose und das fehlende Toilettenpapier….alles will und muss in zwei Hände passen, da Kleiderhaken zumeist fehlen. Wir sind alle Stehkloexpertinnen geworden und als großer Trost für das eine oder andere nicht so tolle stille Örtchen, es gab immer Wasser und Seife.
Übrigens hat nicht jedes Restaurant automatisch auch Toiletten, was im Verlauf eines langen Tages zum Problem werden kann.
Verkehr
Die Iraner, die im allgemeinen ausgeglichen, höflich und ruhig wirken, werden auf der Straße und in der U- Bahn zur Pistensau. Es gibt keine Regeln, jegliche Zurückhaltung wird aufgegeben….der/die Erste gewinnt die Spur, die grüne Ampel oder auch den Zutritt des wartenden Zuges. Im Straßenverkehr gelten KEINE der allgemeinen Regeln, auch bei einer grünen Ampel sollte vorsichtig agiert werden.
Auf dem Land und der Tourirennstrecke war es einfacher zu fahren, unsere Erlebnisse in Ostaserbaidschan waren haarsträubend. In der Teheraner U-Bahn kommt man kaum aus den Zügen weil von außen in den Zug gedrückt wird, was das Zeug hält. Keine/ r bemüßigt sich, über dieses unlogische Verhalten nachzudenken.
Geld
Nur Bares ist Wahres, dank der USA ! Der Iran ist von jeglichen Banken abgeschnitten und somit trägt man sein Hab und Gut immer bei sich. Das Land ist spottbillig, der Rial unterliegt einer schlimme. Inflation-gut für uns, ganz mies für die Iraner. Benzin kostet 6,6 Cent pro Liter, ein Essen im Restaurant liegt bei 3-4 € inkl. Getränk für eine Person.
Einzig der Mietwagen kommt teuer und die Kaution ist meistens futsch….wir warten immer noch auf die Rückzahlung über Pay Pal.
Hotels sind nicht über die gängigen Portale zu buchen, ich kann aber gute Alternativen benennen.
Zum Abschluss meines Blogbeitrags möchte ich mich nochmal glühend für das Land in die Bresche schmeißen! Leute, fahrt in den Iran, das ist das Einzige, was das Land retten kann. Nehmt die Gastfreundschaft auf, schaut Euch das kulturelle Erbe und die tolle Landschaft an und denkt daran: Jeder Tourist ist für den Iran ein Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft. Wir werden, sofern die politische Situation stabil bleibt, sicherlich nochmal in das wunderschöne Land reisen und an eine bessere Zukunft glaube ich inbrünstig, die Iraner hätten diese verdammt nochmal verdient. Ich hoffe ich konnte den/ die Eine/n überzeugen und hoffen wir mal, dass es in der Region ruhig bleibt.
Wir cancelten Qom! Freitags und dann auch noch pünktlich zum Mittagsgebet in den zweitheiligsten Schrein des Irans zu wollen, war bereits bei der Planung eine saublöde Idee gewesen! Angesichts der Erfahrungen mit Menschenmassen, Stau und der Tatsache, dass alleine die Fahrt vom Flughafen ( wo Farsiwahn seinen Stall bei Europcar hat) in die Innenstadt zw 2-4 Std. liegt, ließ uns den Plan verwerfen. Hinzu kam die absolute Schrein-Moscheemüdigkeit und die Aussicht bei über 30 Grad nun auch noch nen Tschador überwerfen zu müssen, machte die Entscheidung sehr leicht. Wie heißt es so schön „nach der Reise ist vor der Reise“ oder in unserem Fall „nach dem Iran kann auch bald nochmal vor dem Iran sein“……also kein Besuch in der zweitheiligsten Stadt sondern ein direktes Durchstarten Kashan-Teheran. Teheran machte uns Alle ein wenig kribbelig-15 Mio Einwohner mit einer Wahnsinnsausdehnung, die Meisten nennen die Stadt einen Moloch, die Wenigsten empfehlen einen längeren Aufenthalt…. auch aufgrund der schlechten Luft im Schatten des Elbursgebirges.
Die Fahrt war kurzweilig, wir kannten die Strecke vom ersten Tag zu Sechst. Aus den Mohnfeldern waren trockende Flächen geworden, irgendwann begrüßten uns die bunten Berge.
Am IKIA gaben wir Farsiwahn an seinen Besitzer zurück, unser Bus war ein prima Kumpel in den letzten Wochen gewesen-wehmütig schauten wir dem Kleinen hinterher und stapften, nach Geldtausch im Ankuftsbereich, zur Teheraner Metro.
Für 90.000 Rial (0,65€) erstanden wir ein Metroticket und erwarteten gespannt, im Wartebereich, auf unsere erste Metrofahrt.
Der Zug war überraschend modern, es gibt grundsätzlich Frauenabteile im vorderen und hinteren Bereich und wir pflanzten uns zunächst mal alle Sechs in die Mitte-Frauenabteile lernten wir erst später zu schätzen.
Irgendwann (ca.50 min Fahrt) mussten wir in die reguläre Linie 1 wechseln und ab diesem Moment machte das gemeinsame Abteil keinen Spaß mehr. Echt aufsässige und freche Bettelkinder nervten, wir hielten unsere Taschen im Zaum und erträglich war das Ganze nur, weil wir saßen. Mit Spannung beobachteten wir die fliegenden Händler, Bissel Kaugummi, Zahnbürsten oder Handykabel gefällig?!
Mit nochmaligen Umsteigen hatten wir es in knapp zwei Stunden geschafft, die Teheraner Metro spuckte uns an der Station Baharestan unbeschadet aus ihren Fängen.
Unser Hostel war nur 50 m vom Metroausgang entfernt und mit einem Mal befanden wir uns im internationalen Travellergeplänkel und in einer kompletten Blase. Kein Kopftuch, englisch dominierte……das Heritage Hostel ist eine gute Empfehlung, da die Hotels in Teheran alle sehr teuer und obendrein auch nicht als wirklich gut zu bezeichnen sind. Ich hatte lange gesucht, das Haus wurde erst 2017 eröffnet und liegt ziemlich zentral. Wir zahlten 40€ pro DZ mit Bad, für Teheran ein Schnäppchen.
Da wir einen kompletten Nachmittag in der Millionenstadt geschenkt bekommen hatten, entzerrte sich das Sightseeingprogramm. Nach einem Falafelsnack in der Imbissbude neben dem Hostel fuhren wir entspannt mit der Metro zur ehemaligen US Botschaft. Diese wird mittlerweile von linientreuen Studenten noch am Leben erhalten und als Spionagenest der CIA bezeichnet. 1979 nahmen Khomeinianhänger für 444 Tage ranghohe Diplomaten in Geiselhaft, seitdem wurde die Botschaft von den USA aufgegeben, die allseits berühmte Propaganda zeugt von keiner Liebe zw. dem Iran und den USA und natürlich gegenüber dem Erzfeind Israel. Die Botschaft war geschlossen, da Freitag war…..die Graffiti reichten uns Allemale.
Bemerkenswert ist die andere Straßenseite, die explizit die Schandtaten der USA der letzten 70 Jahre aufzählt…..keine netten Buben unsere so arg geschätze Weltpolizei!
Zur Propagandaverarbeitung entschlossen wir uns für einen geselligeren zweiten Sightseeingpunkt, den Besuch der Tabiatbrücke. Diese ist bereits mehrfach prämiert, die Architektin Leila Araghian hat mit dieser Brücke ihr Meisterwerk geschaffen.
Wir entschlossen uns, aufgrund der Fülle in der Teheraner Metro, das Frauenabteil aufzusuchen und waren absolut begeistert. Shoppingmeile Metro, die erste Dame verkaufte BHs und Schlüpfer…..und nicht nur braves Zeug, holla die Waldfee.
Abgelöst wurde diese durch Make Up und Haarutensilien, gefolgt von Fusskettchen, Handybändern, Brillenbänder, Kaugummi, Picknickdecken usw. usw. usw.
Neben den Kaufaktivitäten waren meistens wir vier Mädels die Hauptattraktion-es sprach sich von weibl. Mitfahrerin zu fliegender Händlerin dann weiter zur nächsten Mitfahrerin durch das ganze Abteil, dass wir die Deutschen waren, aus Alman…..der heiligen Kuh! Bedacht wurden wir immer mit liebevollen, milden Blick egal ob Tschador oder aufgespritze Lippe.
Achja, das Thema Gesichts OP…… meine Güte! Noch nie habe ich so viel Nasenpflaster, aufgespritze Lippen und Wangen und das komplette Programm in einem Gesicht gesehen, unglaublicher Schönheitswahn im Land der Ayatollahs! Und tatsächlich erblickte ich in den zwei Tagen auch zwei Transgendergirls.
Auch auf den Bahnhöfen wurde verkauft was das Zeug hielt, hier ein paar schlechte Handybilder aus der Hüfte. Mehr geht wirklich nicht, wie uns der weitere Verlauf unserer Metroerfahrungen lehrte.
Kurz und gut, Metrofahren wurde zu unserer Lieblingsbeschäftigung und aufgrund der Distanzen konnte wir diese in unserer Zeit in Teheran auch voll auskosten.
Die Tabiatbrücke ist 270m lang und mehrstöckig, sie verbindet die beiden Parks Taleghani und Abo-Atash. Wir krochen zunàchst durch Taleghani und schauten den Familien beim Picknik zu
Danach gings auf das Meisterwerk mit super Blick über Freeway und Elbursgebirge.
Im zweiten Park bewunderten wir eine Crossfit Darbietung und gingen Café, Tee, Mojito trinken. Die iranischen Familien beim Wochenendgedöns zu beobachten, machte uns großen Spaß, der Spätnachmittag verging wie im Flug.
Mehr durch Zufall als gewollt, landeten wir auf dem Außengelände des Museums zur heiligen Verteidigung. Der Titel ist spooky, der Inhalt noch mehr. Altes Kriegsgerät stand draußen herum, alles erinnert an den Iran/Irakkrieg. Neben Panzer, Flieger usw. gibt es auch Parkbanken in Form eines Panzers….skuril, sowas kennt man in unseren Breitengraden nicht.
Besonders berührt haben uns PKWs die in Attentaten, vom Mossad verübt, verwickelt waren. In den Jahren 2010-2012 wurden mehrere Atomphysiker umgebracht. Insgesamt waren vier PKWs ausgestellt…..kann sich Jemand an diese Attentate erinnern?
Auch dieser Papierkorb ist auf dem Gelände ausgestellt-ohne Worte….der Hass wird offen ausgelebt!
Ansonsten gab es noch dieses interessante Gebäude zu sehen (leider fehlt mir die Info zur Aufgabe des Gebäudes….vermutlich Museum).
Ob es sich hierbei um das Planetarium handelt?
Unschwer zu erkennen, Teheran ist in der Moderne angekommen, überall wird gewerkelt und gebaut. Die Stadt ist als ziemlich sauber zu bezeichnen, Berlin ist weitaus dreckiger.
Da wir nur zwei Abende in der Stadt hatten, fuhren wir an unserem, ersten Abend noch zum Azadi Tower, der bereits seit 1971 als Freiheitsdenkmal auf dem Azadi Square steht….also noch zur Schah Ära erbaut wurde und während der islamischen Revolution eine tragende Rolle spielte. Auch heute wird der Platz gerne noch für Demonstrationen genutzt, sofern man den Platz überhaupt heil erreicht! Der Verkehr ist halsbrecherisch, die PKWs interessieren sich nicht für grüne Ampeln und wir waren mehr als erleichtert, als das Wahrzeichen vor uns auftauchte.
So richtig schön sieht das Denkmal aber erst aus, wenn man direkt unter dem Ypsilon steht….Wahnsinn. Wir waren happy, dass wir trotz knurrenden Magen (es war nach 22:00 Uhr) abends am Azadi Sq. waren….tagsüber macht das Ding nichts her.
Wir wollten eigentlich im Restaurant des Towers essen gehen, doch leider hatte dieses am heiligen Freitag geschlossen….so gings mit knurrenden Magen ( wir hatten noch mit frischgepressten O-Saft versucht das Loch zu schließen) in die Heia….auf fettiges Fast Food am Busbahnhof Azadi hatten wir Alle keinen Bock. Dort hatten wir allerdings noch ein kleines Deja Vu…..mehrere Busse fuhren nach Ostaserbaidschan und um uns herum wurde immer nur „ Ardabil, Ardabil“ gebrüllt….wir antworteten lautstark „ no Ardabil, Haschtpar!“ und erfreuten uns an den Erinnerungen der ersten Tage im Land.
Mathias machte an diesem Abend noch Bekanntschaft mit der Teheraner Polizei. Er hatte Fotos in der U-Bahn geschossen und wurde von einem besonders linientreuen, iranischen Mitbürger verpfiffen. Das Ende vom Lied war, dass die recht freundlich gesinnte Polizei die Bildchen auf der Kamera durchsuchte, interessiert Fotos aus Isfahan und Shiraz betrachtete und die Bilder aus der Metro zumindest im raw gelöscht wurden, auf der zweiten Speicherkarte sind diese allerdings im jpeg noch vorhanden. Für uns war es eine Lehre…..keine Bilder in der U-Bahn.
Am nächsten Morgen feierten wir erstmal unser Geburtstagskind Annegret mit Geburtstagstisch und Gesang.
Im Anschluß erkämpften wir uns unser Frühstück. Ich fühlte mich eh ziemlich gerädert, der Rezeptionsbereich lag über unserem Zimmer und wir hörten die Haustürklingel 24/7!
Tagesordnungspunkt Eins war die kurze Metrofahrt zum Golestanpalast, Tagesordnungspunkt Zwei war dann genau dieser. Das Eintrittskartenprocedere verwirrte uns ein wenig. Wir entschlossen uns nur für den Hauptteil, ob wir nun viel BlingBling verpasst haben, wissen nur die Götter.
Als kurze Info für alle Yellowpressliebhaber der 70er Jahre….die Pahlevi Sippe wohnte im Teheraner Norden, Soraya, Farah Dibah und Herr Schah regierten nur im Palast und öffentliche Geschichten fanden in Teherans Mitte statt.
Hier ein paar Glitzerimpressionen, der berühmte Pfauenthron ist im Juwelenmuseum beheimatet, hier ist nur eine Replik zu sehen. Insgesamt soll der Palast zu Abschreckung dienen und dem gemeinen Volk die Dekadenz und Verschwendung der Schah Dynastien offenlegen. Wir wunderten uns über die hässlichen Gebäude um die Hauptanlage herum, die Lage in der Innenstadt ist als bemerkenswert hässlich zu bezeichnen.
Hier ein paar Preziosen aus den angegliederten Museen:
Das eine oder andere aus den Besitzschaften fanden wir auch recht nett, hier kommen aber nun die Palastinnenaufnahmen und da dominierte eindeutig gold, silber und orange….die 70er Jahre In- Farbe.
Hier kommen noch ein paar mehr Außenaufnahmen:
Da uns nach so viel Kultur ein kleines Hungerchen quälte, gab es echten Teheraner Döner mit Sodbrennen im Anschluss. Faul saßen wir im Café und Keine/r hatte so richtig Lust auf Basar und shoppen.
Die Truppe trennte sich und quälte sich in Zweiergruppen durch den Basar. Wir waren total entnervt, die Menschenmassen nervten und bis auf eine schöne Haupthalle mit Timche gab es nur Pistazien, Datteln und Zucker bis zum Anschlag.
Am frühen Nachmittag fuhren wir mit der Metro in den Teheraner Norden, Ziel war Darband, eine enge Bergschlucht ….quasi schon fast im Elburs Gebirge.
Im Norden findet man das Geld und auch das Publikum in der Metro änderte sich schlagartig. Die Nasenpflaster wurden mehr, die Kopftücher rutschten tiefer und waren kaum vorhanden und wir lernten eine reizende Studentin kennen, die sich in B1 Niveau mit uns auf deutsch unterhielt, ihr großer Traum- studieren in München….Pharmazie, sie häte sich toll mit Helena austauschen können.
An der Endstation nahmen wir uns zwei Taxis und fuhren die rd. 3 km bis nach Darband. Dort gab es Bergfeeling, Restaurants und eine Schlucht mit tosendem Wasser….für uns Stadtgeschädigten ein willkommende Abwechslug, für Annegret eine würdige Geburtstagslocation.
Nach unserem letzten, sehr guten Abendessen (Annegret hat gut gekocht) tranken wir noch einen leckeren Cappuchino in einem trendigen Café und fuhren mit einem enthusiastischen Taxifahrer zurück zur Metro.
Im Hostel verging der Rest des Abends mit einchecken und Taschen packen….Pistazien und Datteln wollten mit!
Man soll den Tag nie vor dem Abend loben…..dieses Motto trifft auf unseren Abreisetag gut zu. Die Sonne schien wieder, wir frühstückten gemütlich und Zimmer 2 ( also wir) leckten die Wunden der vergangenen Nacht.Gesang bis 0:00 Uhr, Sturmklingeln ab 6:00 Uhr früh….die Nacht war eindeutig gestört gewesen!
Als ob wir einen Animus hatten, machten wir uns bereits um 9:45 Uhr auf den Weg zum Flughafen. Ich schwöre, unser Plan war, genau so wie wir nach Teheran reingefahren waren , auch wieder zurück zum Flughafen zu kommen. Bedeutete in unserem Fall: Metrostation Baherestan nach zwei Stationen umsteigen, ab Iman Khomeini elf Stationen bis Shaed Bagashar fahre. und dort in den Zubringer nach IKIA…summasummarum rd. 1:30-2 Std. Fahrzeit…..dachten wir! Es lief auch alles glatt, bis wir in Shaed Bagashar standen ( ok, wir mussten 1x den Zug verlassen, weil dieser nicht weiterfuhr) und uns erklärt wurde, der Umsteiger wäre in Shaed….also eine Station weiter, die in keinen Plänen verzeichnet ist….hmm machte sogar Sinn, da uns bei der Hinfahrt nach Teheran aufgefallen war, dass sowohl die erste Station des Zubringers Shaed Bagashar hieß, als auch die erste Station nach dem Umsteigen aus dem Flughafenzug den gleichen Namen trug. Wir behielten die Fassung, schließlich waren noch mehr Reisende auf dem Bahnhof, alles Iraner, und die müssen es ja wissen. Sicherheitshalber hielten wir uns gleich mal an Einen, was sich als goldrichtig erwies. Nach 20 Minuten kam mal wieder ein Zug und wir ALLE stiegen ein…..oh hoppla, der geht nicht nach Shaed, Shaed Bagashar oder etwas Ähnlichem…..hmm. also an der nächsten Station wieder raus, mit uns die anderen Flugwilligen und wieder zurück….Nach rd 35 Minuten standen wir wieder am falschen Shaed Bagashar…es war 12:00Unr! Der Iraner schlug vor, Taxen zu teilen und so fuhren wir für ganz wenig Geld (keine 3€ pro PKW) die restlichen 20 km zum Airport und waren nach 20 Minuten dort, Das wird uns für immer eine Lehre sein. Entweder niemals mehr Teheran oder Taxi!
Einchecken war unroblematisch, die Passkontrolle war fast schon im Duty Free Shop. Die letzten Rials gingen für, na Ihr wisst schon, Pistazien und Safranzucker drauf und wie vereinbart flog das Kopftuch einige Meter vor Einstieg in die Maschine mit Schwung in den Nacken! Wir Mädels waren wieder frei und freuten uns wie kleine Kinder….schön in einer Welt ohne islamische Kleiderordnung leben zu dürfen.
Im Flieger saß ein Iraner neben mir, der nach N.Y flog. Er hatte seine Eltern besucht, die aufgrund des liebreizenden Präsidenten voller Gnade, Mr. Trump I, nicht in die USA reisen dürfen. Er brachte unsere Eindrücke, die wir von Land und Leute haben, auf einen Nenner: „Wir hassen die Araber, denn diese haben uns den Islam gebracht und die Probleme im nahen Osten verschärft“ . Seiner Ansicht ( das deckt sich auch mit unseren Beobachtungen) wird der Iran weltlicher, Religion zunehmend unwichtiger, Atheismus, gerade bei den Kids, wird ein Trend. Die Gesellschaft ist geteilt, die Wirtschaft liegt am Boden und alles zusammen kann der Nährstoff für einen großen Konflikt sein……hoffen wir das Beste.
Istanbuls neuer Flughafen hat ein ausgeklügeltes Transfersystem, binnen 10 Minuten standen wir am Anschlussgate und lobten das neue Riesending….bis Annegret fröhlich verkündete, dass sich das Gate geändert hätte. Aus F18 wurde B4 und was das auf dem neuen Flughafen der Superlative bedeutete, kann sich Jede/r denken…….und schon war jegliches Lob dahin! Nachdem die Maschine auch noch Verspätung hatte, obendrein 30 Minuten auf dem Rollfeld zur Startbahn kurvte, waren wir fast schon wieder urlaubsreif….aber nur fast.
In Berlin wurden wir von unseren Lieben begrüßt und unser Emchen freute sich auch aufs heimische Körbchen.
Ich werde in den nächsten Tagen noch kein kurzes Fazit zusammenfassen…..Ihr könnt Euch aber bestimmt jetzt schon denken, wie es ausfallen wird!
Unser Ziel Teheran kommt immer näher. Die heutigen 460 km „on the road“ brachten uns für eine Nacht nach Kashan, der Stadt der Herrenhäuser.
Bevor wir aber dort ankamen, mussten die Morgeneindrücke erstmal verkraftet werden. Wir standen um 6:30 Uhr auf und wunderten uns über die bereits abgereisten Gruppen…..wir saßen quasi alleine im Restaurant. Über die Nacht in dem Karawansereiverschlag gibts Unterschiedliches zu berichten. Mathias und ich machten das erste Mal Bekanntschaft mit einer iranischen Mücke, die Schlafqualität war sehr unterschiedlich, den Klogang fanden Alle lästig.
Die Fahrt zog sich, trotz früher Abfahrt war es am Ende dann doch 13:00 Uhr, ehe wir in Kashan waren.
Viele Reisegruppen fahren an der Stadt vorbei, einige wenige schauen sich die Herrenhäuser an und fahren weiter nach Quom. Wir hatten wenigstens eine Nacht in der Stadt, unser Heritagehotel lag mitten in der City und wir waren zufrieden.
Uns lechzte nach Tee und Happischnappi und wir wurden in der Alstadt auch schnell fündig, ein Café im absolut europäischen Stil, Kopftuchfrei und ziemlich lässig. Mojito ohne Umdrehung und Panini aus iranischen Fladenbrot schmeckten super.
Unser erstes Ziel war das Hamman-e Sultan Mir-Ahmad, wo insbesondere das Dach sehr sehenswert ist, weil man von dort einen super Blick über die Dächer von Kashan hat.
Wir hatten uns bereits bei der Einfahrt in die Stadt über das Menschengetümmel gewundert-ab dem Hamman wurde es absurd. Gefühlt halb Teheran tummelte sich am Donnerstag ( Wochenende) und Rosenfest ( Kashan, Stadt der Rosen) in der Stadt herum und uns wurde es schnell zu eng-zu viele neue Freunde, Neugierige und aufeinmal waren auch ungezogene Gören unterwegs, die sich ganz anders als die lieben kleinen Monster der letzten Wochen benahmen. Wir packten diese unter verwöhnte Nordteheraner Brut ( da wohnen die Reichen)…aber nun zurück zum Badehaus…wohl das Schönste von allen gesehenden Hammans, wohl auch, weil auf die Puppen verzichet wurde. Die Bilder vom Dach und vom Inneren sprechen für sich.
Nach dem wunderschönen Hamman, welches übrigens 500 Jahre als ist und bei dessen Restaurierung 17 Schichten Putz entfernt wurden, zogen wir zum Khan-e Boroujerdi weiter.
Hierbei handelt es sich um eines dieser bemerkenswerten Kaufmannshäuser, um 1898 erbaut und leider bei unserem Besuch grotesk überfüllt! Der einzige Vorteil-Menschen können nicht fliegen….somit war wenigstens der Blick in die Timche und Dachdeko ungestört.
Zunächst der Blick vom Hamman auf das Boroujerdihaus:
Vor dem Kaufmannshaus ist nach dem Herrenhaus-in unserem Fall lagen noch sechs Heyday Tropical, ein Rosenkranz und der Kauf von Rosenwasser ( gut für Potenz und gegen Athritis) dazwischen.
Das Khan-e Tabatabai wurde 1880 gebaut, die Tochter vom alten Tabatabai heiratete in die Boroujerdi Sippschaft ein und so schliesst sich quasi der Kreis. Das Mädel ist von einer schicken Hütte in die nächste Luxisherberge gezogen. Leider zog auch dieses Anwesen gefühlt alle 15 Mio. Teheraner magisch an und wir Sechs hingen mehr oder weniger in den Seilen…..die Hitze, die liebevolle Umarmung unserer großen 75 Mio umfassenden iranischen Familie und die damit verbundenen Aufmerksamkeiten sind nach über drei Wochem ermüdend geworden….dennoch ein paar Eindrücke von der schicken Hütte, ich würde einziehen.
Wir schlurften Richtung Basar, unsere Hoffnung lag auf einen Tee im Hamman-e Khan und auf die berühmte Amin-al Towleh Timche, wo jüngst die Unesco einen Haufen Kohle in die Restaurierung gesteckt hat. Der Basar ist an die 900 Jahre alt und im Vergleich zu Tabriz oder Kerman als eher uninteressant einzustufen…..oder wir als übersättigt zu bezeichnen.
Hier ein Blick in einen Lampenladen:
Allerdings ist die Timche wirklich sehenswert, einst Karawanserei, jetzt Schlupfloch für Teppiche und Flohmarkt KrimsKram.
Wir wurden von einem Mädel angesprochen, die uns das Angebot machte, auf das Dach des Basars zu steigen-natürlich total illegal und verboten. Froggy und ich schlugen ein, die Anderen hatten keine Lust und warteten am Wasserbecken.
Wir liefen durch ein paar Gassen und kamen nach rd 7-10 min zu einem Souvenirladen. Dort zahlten wir einen geringen Obolus von 40.000 Rial (0,40 €) und kletterten über eine Leiter nach oben aufs Dach. Der Blick war einfach nur wow und sicherlich mein Highlight aus Kashan. Manchmal ist illegal einfach nur cool!
Wir versuchten es im Anschluß mit einem Abendessen im angeblich so arg heimeligen Hamman Khan, welches immer und egal in welchem Reiseführer angepriesen wird- vergesst es einfach! Weder sehr sehenswert, eher heruntergekommen, die Bedienung unfreundlich und auf Touriabzocke aus….wir flüchteten.
Sehr, sehr spät gab es für uns im Herno Café etwas zu futtern und danach fielen wir einfach nur noch todmüde in die Heia….die vielen Städte zollten Tribut, es fehlt ein wenig Natur!