Teil 1. Rauf auf den Berg:
Berlin=> Kilimanjaro/ Moshi : 12.03.2010
Unsere Reise startete mit dem „early bird“ um 06:00 Uhr nach Amsterdam, der Wecker klingelte um 3:25 Uhr und mit U-Bahn und Flughafenbus ging es nach TXL. Unsere Sachen waren erstaunlich schwer, neben den Trekkingrucksäcken hatten wir ja auch für die letzten 9 Tage Sommersachen für Sansibar dabei. Wir waren ein lustiger Anblick, komplette Bergsteigerausrüstung, inkl. Wanderstöcke und Bergstiefel und das mitten im flachen Berlin und zu nachtschwärmender Zeit in der Berliner U-Bahn. Es lachte nicht nur der übrig gebliebene Penner von letzter Nacht J J J .
Der Flug nach Amsterdam startete mit Verspätung, da die Maschine zunächst enteist werden musste. Die bange Frage, was wäre, wenn unsere Klamotten in Kilimanjaro nicht aus der Maschine kommen würden, verschoben wir auf später, wir waren einfach viel zu müde. Gott sei Dank verlief der Flug nach Kiliman sehr ruhig, die meisten Fluggäste wollten eh nach Dar es Salam und schauten blöd aus der Wäsche, als der Kapitän die Landung nach Kilimanjaro ankündigte…..kaum Einer wusste, dass es dort einen Flughafen gibt :-).
Wir waren nur zu 6 in der Ankunftshalle, die Einreise verlief ruhig und unspektakulär. Wir wurden von unserem Trekkingveranstalter in Empfang genommen und ab ging die wilde Luzie ins Springlands Hotel. Es war auf den Straßen „dunkel wie in einem Bärena…..rsch “. Ich verfolge ja die Theorie, dass man Wohlstandsländer auch am Stromverbrauch der Privathaushalte erkennen kann. Tanzania zu nachtschlafender Zeit ist dunkel, einfach nur dunkel.
Das Springlands Hotel in Moshi ist ein typisches Trekkerhotel ohne viel Schnick Schnack aber mit schönem Pool. Unser Zimmer verfügte über vier Betten und somit ausreichend Platz um die Trekkingklamotten nochmals durchdacht zu packen.
Nach zwei Bier, des wirklich gut schmeckendem „Kilimanjaros“ ging es ab in die Horizontale.
Moshi: 13.03.2010
An unserem ersten Tag schauten wir uns Moshi an, und planten nochmals den Trek durch. Morgens zunächst ein fragwürdiges Frühstück genossen, es war merkwürdig geschmacksneutral, unsere Bitten auf Salz und Pfeffer wurden überhört.
In der Stadt schlenderten wir über den lebhaften Markt und hielten immer wieder Ausschau nach dem Berg im weiteren Verlauf der Reise nur noch „just a piece of cake“ oder auch „der Wumms“ genannt. Dem Grunde nach waren wir blind wie die Maulwürfe. Ein bezaubernder Blick ergab sich direkt vor unseren Augen im Springlands Hotel.
Mit mulmigen Gefühl verbrachten wir den Nachmittag am Pool und erwarteten unser „pre-tour-meeting“ am frühen Abend. Unsere Guides, Saidi und Mike waren nette Jungs, die das Wortspiel mit dem Kuchenstück aufbrachten. Dies galt wohl unserer Beruhigung…..naja, wir überfielen vorsichtshalber noch das hoteleigene Warenlager, Stephan borgte sich Gamaschen aus. Diese wurden von den Guides dringendst empfohlen, weniger aufgrund von Schnee sondern eher wegen Geröll und in den tieferen Lagen gibt’s entzückende kleine Krabbelviecher namens Termiten, die sich gerne mal in Hosenbeine verirren.
14.03.2010: Moshi => Marangu Gate 1970m => Mandara Huts 2700m
Der Tag startete früh, es gab wieder das geschmacksfade Frühstück, diesmal war mein Magen dankbar für die kleine Pause an Zulieferung.
Anbei die möglichen Routen einer Kilibesteigung, wir liefen Marangu, auch Coca Cola Route genannt- weil man in Hütten und nicht im Zelt schläft. Unsere Wahl für diese Route war:
- Die Erstbesteigung fand auf diese Route statt.
- Wir reisten in der Regenzeit d.h was unten Regen ist, ist weiter oben Schnee, Hagel und ähnlich Ekliges- wer will da im Zelt pennen?
- Die Norweger haben die Camps vor 100 Jahren gebaut und damit Einfluss auf die Natur genommen. ABER, es werden nicht jeden Tag Nägel in den Untergrund getrieben und somit die Umwelt zusätzlich geschädigt.
Mike erklärte uns, dass die „Durchfallquote“ auf der Maranguroute bei über 50 % liegt. Das liegt zum Einen an der Selbstüberschätzung der Wanderer aber auch an der Tatsache, dass der Gipfeltag ungleich schwieriger ist, als auf jeder anderen Route und nur die ersten Tage leicht bzw. vergleichbar sind mit den Routen Machame, Lemosho o-ä…..der Begriff Coca Cola Route ist seines Erachtens Schwachsinn. Unsere Guides hatten übrigens prima vorgeglüht….ich glaube kaum, dass nur Kiliman geflossen ist. Um es kurz zu machen, wir begaben uns in die Hände von angetrunkenen Männern, die sich das Stück Kuchen mit Hochprozentigem schön gesoffen hatten- Mut antrinken…..das waren ja Aussichten auf die nächsten Tage. Allerdings möchte ich bereits jetzt schon anmerken, das Mike und Said in Gold nicht aufgewogen werden konnten, es der letzte Alkohol bis zu unserer Rückkehr in Moshi war und ich tatsächlich immer wieder mein Leben in diese Hände legen würde!
Mit einem strahlenden Blick auf unser Ziel zogen wir in einem Bus von dannen.
Wir hatten noch einen Japaner in unsere Minigruppe bekommen, Tatsuya, genannt Katze, der erst am späten Abend in Tansania gelandet war.
Im Bus saßen noch rd. 10 weitere Trekker, die aber mit anderen Veranstaltern unterwegs waren und mit denen wir bis auf gemeinsame Abende in den Hütten nicht zusammen reisten.
Am Marangu Gate wurde die gesamte Versorgung der nächsten Tage, unser Gepäck und das Gepäck der Träger entladen und ganz besonders sorgfältig gewogen. Mittlerweile achtet die Porter Association schon peinlich darauf, dass die Jungs nicht mit zu mangelhafter Ausrüstung und zu schwerem Gepäck unterwegs sind. Bis heute ist der Kilimanjaro der Berg mit den meisten Todesopfern…. wenn man es zynisch betrachtet, haben sich dann also ein paar Unglücksraben „am Stück Kuchen“ verschluckt und die Krümel sind im Hals stecken geblieben !!!
Ich weiß, dass ist ein bitterböser Scherz und die Dramen, welche sich jedes Jahr am höchsten, freistehenden Berg auf dieser Erde, abspielen, sind auch alles andere als lustig. Auch wir wurden in den nächsten Tagen sehr wohl in die Schranken unseres Körpers verwiesen und mussten lernen, dass nicht jedes Stück Kuchen zuckersüß ist!
Damit die Park Verwaltung genauestens informiert ist, wer sich im Nationalpark aufhält, mussten auch wir uns ins goldene Buch des Kilimans eintragen, bevor es endlich losging.
Wir passierten das Eingangstor und machten uns auf, die Herausforderung der 104 km erfolgreich zu Ende zu bringen. Anfänglich war die Strecke soooo einfach. Es ging moderat durch Regenwald, vorbei an Wasserfällen, Äffchen und schöner Vegetation. Wenn man ein klein wenig auf die Baumwurzeln Acht gab, konnte dem Grunde nach nichts passieren—- außer man heißt Katze und kämpft mit einem enormen japanischen Jetlag.
Der arme Kerl stolperte, rotzte und schnaufte sich den Berg empor- Steph und ich sangen „eisgekühlter Bommerlunder“ und machten alberne Kinderspiele um zügig bis zu den Mandara Huts auf 2700m zu kommen.
Unser Lunch war einfach aber schmackhaft. Es gab Sandwiches, ein Ei, Saft, Obst, Samosas und Toast. Nach dem Mittagessen ging es unserem Japaner noch schlechter und wir stellten die ersten Wetten auf, wann Katze das Abenteuer Kilimanjaro begraben wird? Stephan prophezeite, dass er sich nur anständig ausschlafen muss und dann laufen würde wie ein Duracell Häschen. Ich war mir nicht so sicher und hielt dagegen. Unterwegs trafen wir eine Schulklasse aus Moshi und ein entzückendes Mädel mit Zahnlücke traute sich zu fragen, was wir Langnasen denn hier machen würden. Als wir ihr erklärten, dass wir auf den Kilimanjaro laufen wollen, verzog sie das Gesicht, legt ihre Stirn in Falten und fragte ganz entgeistert „bis ganz nach oben?“ Als wir dies bejahten, blieb ihr der Mund offen stehen und sie schaute uns lange nach…..die spinnen die Weißen war wohl das, was ihr durch den Kopf ging!
Die Mandara Huts sind ein kleines Paradies mitten im Wald. Unsere Hütte im A-Frame Style war vollkommen ausreichend. Katze verzog sich ins Bett,
Stephan und ich liefen zum Maundi Crater und bewunderten den Vulkan Krater, der allerdings dicht bewachsen ist.
Am Abend ging es Katze besser, er konnte das Abendessen, welches sehr liebevoll von unserem Meisterkoch gezaubert worden war, genießen.
Wir lernten die Australierin Marissa, die Engländer Alex und Christos kennen und begrüßten zum ersten Mal das japanische Kamerateam, die eine Fernsehproduktion über eine Kilibesteigung filmten und uns auch interviewten. Die Jungs wurden in den nächsten Tagen zur Routine und mit großer Erwartung fieberten wir dem Endergebnis entgegen.
15.03.2010: Mandara Huts => Horombo Huts 3720m
Unsere Nacht was so lala, auch bei 2700m kann der erste Schlafmangel einsetzen. Stephan versuchte sich noch in Körperpflege und wusch sich die Haare mit eiskaltem Wasser, da er dem weiteren Verlauf des Treks nicht traute und vorbereitet sein wollte- wohl dem. Ich band mir wieder Zöpfe ins Gesicht und nach einem guten Frühstück zogen wir los. Saidi und Mike waren enttäuscht, dass wir bereits am Krater gewesen sind. Katze ging mit Saidi zum Maundi Crater, während wir schon in Richtung Horombo laufen sollten.
Die Wanderung war wiederum nicht anspruchsvoll, es wurde zwar kälter und nen bissel steiler aber wir waren weit entfernt von schwer oder ambitioniert. Die Vegetation änderte sich, riesige Sukkulenten ernteten unsere Bewunderung.
Zum Lunch war auch Katze bei uns und der sah sehr viel besser aus, als am Tag zuvor. Die Vermutung, dass ihm lediglich Schlaf gefehlt hat, war wohl die richtige gewesen.
Nach dem Mittagessen zeigte Mr. Kiliman das erste Mal seinen fiesen Charakter. Eine Schubkarre kam im Schweinsgalopp den Berg hinunter. In dieser lag ein Häufchen Mensch- ein schwarzes Häufchen also Porter oder Guide, der schnellstmöglich gen Tal musste um eine Überlebenschance zu haben. Kurze Zeit später kippte dann das Wetter…..es wurde kalt windig und auf einmal wurde es steil, richtig steil……
Gott sei Dank hatten wir es bald darauf geschafft, bereits um 14:00 Uhr erreicht wie die Horombo Hütten auf 3720m….und siehe da, der Kibo zeigte sich….allerdings erst einen Tag später, als wir von den Zebra Rocks zurück waren.
Auch diese Anlage wurde vor rund 100 Jahren von Norwegern errichtet und macht einen einfachen, aber gemütlichen Eindruck. Die Latrinen waren allerdings schon erbärmlicher als in Mandara und bis auf ein wenig Wasser, welches für uns angewärmt wurde und gerade mal zum Händewaschen reichte, gab es nicht so sehr viel.
Wir saßen abends in der Gemeinschaftshütte, und klönten mit ein paar Rückkehrern…..wir waren heiß auf Infos, Tips und Tricks aber so wirklich war da nichts für uns bei,
Der Beste Motivationssatz war „ besinne Dich auf Dich selbst, esse, trinke und schau weder nach oben noch nach unten“…..das war übrigens genau das, was ich drei Nächte später durchzog.
Wir gingen früh in unsere Schlafsäcke um dann wiederum eine Nacht durchzuwachen.
16.03.2016: Horombo=> Zebra Rocks 4025m => Horombo
Akklimatisierungstag auch PolePole Tag genannt. Alles lief ein wenig langsamer, gemächlicher. Nach dem Frühstück schauten wir beim Morgengottesdienst vorbei. Die Träger, Guides und Köche waren ernsthaft bei der Sache und feierten einen Kirchengottesdienst um für einen gelungenen Aufstieg zu beten.
Danach ging es zu den Zebrarocks auf 4025m. Ich fand den Weg blöde, steil und nicht interessant. Mir ist klar, dass dieser Tag absolut notwendig ist, um erfolgreich bis zum Gipfel zu kommen, dennoch bin ich kein Fan von Akklimatisierungstagen.
An den Rocks angekommen, war aber auch ich versöhnt und genoss die schöne Gesteinsformation.
Auf dem Rückweg klarte es dann so richtig auf und wir bekamen den perfekten Blick auf den Sattel und auf den Kibo. Was der Laie selten weiß, der Kili hat drei Gipfel, wobei der Kibo mit dem Uhuru Peak der Höchste mit 5895m ist. Neben dem Kibo gibt es den Mawenzi, der sehr ambitioniert zu besteigen ist und den Shira- ebenfalls nur als passionierter Bergsteiger machbar.
Zurück in Horombo vergammelten wir den Nachmittag, klönten mit Marissa und pflegten uns eingehend mit dem abgekochten Wasser.
Gegenüber unserer Hütte kam eine Minigruppe gerade vom Gipfel zurück und erklärte stolz, dass sie bis Gilman’s Point gekommen sind. Danach hätten sie keine Lust mehr gehabt und wären ausreichend zufrieden mit ihrer Leistung. Wir schauten uns an und erklärten zweistimmig, dass wir in jedem Fall versuchen würden, bis Uhuru Peak 5895m zu kommen.
Ein typisches Essen
Abends hatten wir die Begegnung der dritten Art. Die Tür zur Gemeinschaftshütte flog auf und geschniegelte, gebügelte Münchener eroberten unsere Aufmerksamkeit. Wir bewunderten die frischen Klamotten, Haarschnitte und Designerbrillen und beachteten den Wanderclub, eingekleidet vom Haaransatz mit zu den Schuhen in Jack Wolfskin nicht weiter. Leider bemerkte der Trupp, dass wir uns auf Deutsch unterhielten und kamen an unseren Tisch. Es folgte das übliche Traveller Gedöns „ wo kommt ihr her, wo wollt ihr hin“ und dann die entscheidende Frage „ wie habt Ihr Euch auf den Kilimanjaro vorbereitet?“ Ich zupfte verlegen an meinem Aldi Fleece herum und bewunderte den Fleck vom Abendessen auf meiner Hose, schaute dann dem Unternehmertypen von MC Kinsey ins Gesicht und antwortete „ wir waren auf dem Brocken!“. Dem fiel die Kinnlade herunter, er schaute uns leicht skeptisch an und lief zu seiner Truppe zurück. Danach folgte emsiges Gruppentuscheln und wir liefen lachend zu unserer Hütte….Fortsetzung zu diesen Spaßvögeln folgte zwei Nächte später!
17.03.2010: Horombo => Kibo Huts 4703m
Am nächsten Morgen zogen wir mit strahlendem Sonnenschein gen Kibo Huts.
Kurz nachdem wir Horombo verlassen hatten, kamen wir zum „last water point“. An einer Wasserstelle füllten wir zusätzlich zu unseren Trinksystemen noch weitere 6 Flaschen mit Wasser und machten uns mit rd. 14 Liter auf den Weg. Es war elendig schwer und der Weg auf dem Sattel zog sich wie Kaugummi. Man hatte das Ziel immer vor Augen und es kam nicht näher, nicht näher, nicht näher.
Die Sonne schien doch war es kein wärmendes Licht mehr, bis auf ein paar Mäuse die sich um die letzten Brotkrümel prügelten, gab es keine Vegetation und es ging ein eisiger Wind.
Gegen 14:00 Uhr kamen wir auf 4703 m an und wurden von einem Wachmann mit Maschinengewehr begrüßt. Aha, hier herrschte also ein anderer Ton. Ob dies mit der nahen Grenze zu Kenia zu tun hatte oder ob tatsächlich Überfälle stattfinden, wie ich im Vorfeld in einschlägiger Literatur gelesen hatte…..wer weiß?
Kibo war nur noch eine Massenunterkunft, gedrungene Barracken mit rd. 6 Stockbetten pro Raum, einem Tisch und Stühle. Es gab einen kleinen Aufenthaltsbereich im Flur mit einem großen Tisch und Bänke und sonst nichts.
Said und Mike schickten uns ins Bett, vorher versuchten wir noch unsere klammen Klamotten in der Sonne zu trocknen, doch nichts da….auf der Höhe wird nichts mehr trocken.
Leider kommt man auf extremer Höhe auch nicht mehr zur Ruhe und rennt alle 10 Minuten auf die Latrinen- immer begleitet von einem Soldaten und dem Maschinengewehr. Die gesamte Atmosphäre war angespannt, wir wussten, dass es jetzt ernst wird. Gegen 23:00 Uhr wurden wir aus dem warmen Schlafsack geholt. Said und Mike versuchten, in uns Tee und ein paar Kekse zu ..bekommen und kontrollierten die Batterien der Stirnlampen.
18.10.2010: Kibo => Gilman’s Point ( 5681m) => Uhuru Peak ( 5998m)=> Kibo=> Horombo
Da die Temperaturen sich bei – 20 Grad (auf dem Gipfel) eingependelt hatten, der Windchillfaktor aber natürlich noch mindestens 10 Grad darunter lag, trugen wir 4-5 Lagen angefangen bei Ice Breaker Unterwäsche über mehrere Funktionsshirts, Fleece und als oberste Lage die High Tech Jacke von North Face, die ich mir im Vorfeld gegönnt hatte. Zum Schutz für das Gesicht gabs eine Sturmhaube, die Finger wurden mit Underlayer Handschuhen aus Lammwolle sowie den normalen Daunenhandschuhen geschützt.
Die Füße waren das größte Problem. Ich hatte zwar 2 Paar Socken, davon 1x High-Tech bis -30 Grad an, aber durch die dicken Bergstiefel und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit war dies auch nicht so optimal, Die Füße wurden richtig eisekalt und im späteren Verlauf der Nacht hatte ich streckenweise Schiss, dass mir die Zehen abfrieren.
18.03.2010, Kibo Huts=> Gillman’s Point=> Stella Point=> Uhuru Peak 5895m => Kibo=> Horombo
Gegen 0:00 Uhr gings los, wir liefen hintereinander, gefühlt in TipTop Schritten und ab der ersten Minute immer steil bergauf. 5 Schritte laufen, stehen bleiben, versuchen Luft in die Lungen zu bekommen und dann wieder 5 Schritte, Luft holen usw.usw.usw. Das Alles in ZickZack bzw. Serpentinen wie man im Tageslicht dann irgendwann auch sehen konnte.
Irgendwann keuchte Katze „ It’s one“…aha…eine Stunde überlebt und weiter ging es im Schein der Stirnlampen, wie ein Glühwurmband den Krater hinauf. Irgendwann bekamen wir auch die Info zu 2:00 Uhr und 3:00 Uhr sowie eine kurze Pause in der Hans-Meyer Cave ( 5300m) benannt nach dem Erstbesteiger. Mir ging es zu diesem Zeitpunkt ziemlich be……. Said kontrollierte meine Zunge, diese durfte nicht kirschrot werden, weil dies ein Anzeichen für ein Lungeödem, also Höhenkrankheit, ist. Unmotiviert versuchte ich nen ekligen Fitnessriegel zu essen, leider verschmierte dieser nur meinen Reisekumpel Tobbe, der brav im Rucksack die Ereignisse der Nacht mitverfolgte. Mein Trinksystem fror ein und auf den Jacken bildete sich Rauhreif vom ausgeschwitzen Schweiß. Said nahm mir meinen Rucksack ab, Wasser gabs aus der Thermoskanne und weiter gings…zwei Schritte laufen, Luft holen, laufen, Luft holen usw.
Alle 15 Minuten musste ich zum „Gesundheitsscheck“ Zunge und Lunge wurden kontrolliert und ich durfte immer weiterlaufen. Stephan meinte nur trocken „eventuell ist langsam eine Entscheidung fällig“ . ja, ….ich durfte weiterlaufen 🙂 ! Ab 5:00 Uhr hörten wir die ersten Jubelschreie vom Kraterrand, Gilman’s Point hatten die Ersten erreicht. Das letzte Stück führte durch Geröll und ist nur noch kletternd zu erreichen, ich konnte mich kaum noch rühren- doch dann…..im Scheine der aufgehenden Sonne sowie geblendet von den Scheinwerfern des japanischen Kamerateams gelangten wir aufs Kili Plateau. Willkommen am Gilman’s Point, auf 5681m Höhe!
Als ich später die TV Aufnahmen sah, war ich erschrocken wie beschissen ich ausgesehen habe!
Es gab Cola aus Flasche und tatsächlich, Zucker und Koffein heilen Wunden! Nach kurzer Rast und Fotostop ging es weiter nach Stella Point. Mit der grünen Kiliurkunde sicher ( diese hatten wir auf jeden Fall sicher, weil wir Gilman’s Point erreicht hatten) immer schmal am Krater entlang und immer nur steil bergauf.
Sonnenaufgang am Kraterrand
das war der Pfad zum Uhuru Peak- steil und ambitioniert
Der letzte Schnee auf dem Kilimanjaro
Am Stella Point dachte Steph mal kurz übers Aufgeben nach, schluckte aber dann nur ne Paracetamol gegen das Kopfweh und lief weiter. Katze, Steph und Mike machten die Vorhut, ich lief in meinem Schneckentempo hinterher.
Mike rastet
Die Jungs erreichten, rd. 45 Minuten vor mir den Gipfel, gemeinsame Fotos von uns Drei auf dem Uhuru Peak existieren demzufolge nicht.
Vollgepumpt mit Adrenalin kamen die Beiden auf mich zu, als ich noch mit den letzten Höhenmetern im Schleichtempo kämpfte. Die grinsten im Kreis und faselten dummes Zeug. Später beichtete Stephan, dass es Katze gar nicht gut ging …..na wenigstens hatte nicht nur ich Anpassungsprobleme.
Gegen 8:15 Uhr Ostafrikanischer Zeit hatte auch ich das Ziel erreicht. Ich stand auf dem höchsten Gipfel Afrikas, dem höchsten freistehenden Berg der Welt, auf dem Kilimanjaro auf 5895m Höhe. Das japanische Fernsehteam kam ungefähr zur gleichen Zeit an und somit war ich nicht Bummelletzte an diesem sonnigen Morgen.
Nach der Euphorie des gelungenen Aufstiegs blieb immer noch der Abstieg. Wir hatten fast neun Stunden bis zum Gipfel benötigt, runter waren es dann „nur“ noch drei Stunden durch Geröll und Schotter- mehr geschlittert als gelaufen, mit einigen Pausen zwischendurch. Gegen 11:00 Uhr war auch ich wieder an den Kibo Huts. Stephan und Katze lagen im Schlafsack und das Erste was mir entgegengrunzt wurde “ Du tust mir leid, zum schlafen reichts für Dich nicht mehr“
Das war auch gar nicht nötig, auf 4700m gings mir großartig…..umgezogen, Sachen gepackt , etwas gegessen und den Münchener Heinis ne lange Nase gezeigt, als diese frisch gestylt aus Horombo eintrudelten und ihr Erstaunen über unseren Gipfelerfolg nicht verstecken konnten. Da rutschte mir doch unter der Tischkante der Mittelfinger aus 🙂 . Leider haben wir nie erfahren, ob sie es auch geschafft haben. Wäre mir doch nen Frühstückchen gewesen, wenn die gescheitert wären. Wir übten uns auch in Understatement, als wir gefragt wurden, obs hart gewesen wäre…..“bissel wie der Brocken….nee, geht schon….ist eben nur lang“
Erstaunlicherweise gingen die 10 km bis Horombo schnell und gelassen vorbei, schon erstaunlich wieviel Adrenalin der Körper so freisetzen kann.
v.l Mike, der Hilfsguide der Steph und Katze begleitet und Said, der mich auf den Gipfel schlörrte
Mit rund 16 Std. wandern in den Knochen, keinem Schlaf und einem Höhenunterschied von 1200 m nach oben und 2200m nach unten, trafen wir am Nachmittag in Horombo an und erfreuten uns am Abendessen. Ich war so kaputt, dass ich mit meinem Kopf fast in der Suppe gelandet wäre und um 19:00 Uhr lagen wir brav in unseren Schlafsäcken.
19.03.2010: Horombo=> Mandara=> Marangu Gate=> Moshi
Obwohl wir körperlich so erschöpft gewesen waren, war die Nacht nicht so erholsam, wie ich es mir gewünscht hätte. Zum Einen lud mich die Malariaprophylaxe die ich seit dem Abstieg nahm zu wilden Träumen ein, zum Anderen hatte ich mir die Lippen verbrannt und ein böser Gletscherbrand/ Herpes verunzierte mein Gesicht- MIST
Nach dem Frühstück gings auf die letzte, lange Tour….und wie lang die wirklich war, nahmen wir erst an diesem Tag wahr. Es waren ja auch zwei Tagesetappen, die wir in einem Rutsch mit müden Knochen, Muskelkater und großer Erschöpfung hinter uns bringen mussten.
Über die Mandara Huts ging es an unserem ersten Lunchstop vorbei. Wir trafen unterwegs Aufsteiger, die regelrecht humorlos waren….na dann mal viel Glück!
Am späten Nachmittag hatten wir es geschafft, wir waren am Marangu Gate und trugen uns aus dem goldenen Nationalparkbuch wieder aus. Die Guides klärten die Urkunden, trugen unsere Gipfelzeit in die Analen des Kilimanjaros ein und holten alle erforderlichen Stempel von der Parkverwaltung ein.
Wir wollten nur noch die Urkunden, unter die Dusche und zu einer Biertränke.
Bevor wir aber in diesen Genuss kamen, mussten wir erstmal zurück nach Moshi. die Fahrt zog sich und im Springlands angekommen, durften wir auch nicht duschen sondern saßen mit unserer Crew Träger, Köche und natürlich mit den Guides zusammen und feierten den Gipfelerfolg. Wir ließen uns ein wenig befeiern, erfreuten uns an der goldenen Urkunde und verteilten die Trinkgelder.
Erst danach waren wir frei und konnten zu Dritt den Erfolg in Moshi begießen. Frisch geduscht posten wir am Berg und fuhren danach mit dem Taxi in den Ort
Das erste Essen schmeckte wunderbar und mit ein paar Kilimanjaros im Kopf schlief es sich in der Nacht himmlisch aber viel zu kurz
Teil 2: Reif für die Insel
20.03.2010: Kilimanjaro=> Dar es Salaam=> Zanzibar/ Stone Town
Am nächsten Morgen hieß es früh Abschied nehmen. Wir mussten gegen 6:00 Uhr schon zum Flughafen und Katze flog am Nachmittag zurück nach Japan. Nach einer kurzen Verbschiedung von unserem Japaner fuhren wir zum Flughafen Kilimanjaro und erhielten dort die wenig nette Ansage, dass wir leider nicht bis Zanzibar durchgescheckt werden könnten, sondern in Dar es Salaam erneut einchecken müssten. Aha….wir hatten dort aber nur 30 Minuten, wie sollte DAS funktionieren????
Der Kili verabschiedete sich sehr stilvoll von uns, wir flogen lange am Bergpanorama vorbei.
In Dar es Salaam stürzten wir aus der Maschine und hechteten zum Gepäck und zum Schalter der Airline. Diese wiederum ließen uns durch die Katakomben vom Flughafen rennen und durch die Hintertür ging es wieder aufs Rollfeld…..was dann kam, war nur noch lächerlich ! Wir landeten in exakt der gleichen Maschine wie auf der Strecke Kili=> Dar….der Purser begrüßte uns wieder und lachte sich wohl ins Fäustchen, das Mädel vom Flughafen Kili wünschte ich an diesem Tag nix Gutes mehr!
24 Minuten dauert der Flug von Dar es Salaam nach Stone Town/ Zanzibar. Dazwischen trennen sich aber Welten. Während das Festland eher christlich geprägt ist, ist die Gewürzinsel eindeutig muslimisch. Bis zur Unabhängigkeit Tanzanias und dem Zusammenschluß mit der Insel war Zanzibar sozialistisch und das Erste was wir sahen, waren die unattraktiven Plattenbauten im Marzahner DDR Style…leider nur afrikanisch heruntergekommen.
Wir blieben eine Nacht in Stonetown, wohnten dort in einem hübschen Hotel im Zanzibar Style und machten mit müden Knochen die Stadt unsicher, bzw. quälten uns von Restaurant zu Hotel zu Restaurant zum nächsten Cafe´. Ein paar Highlights hat die Stadt zu bieten, die einzig wirklich nennenswerte Sehenswürdigkeit ist das unscheinbare Geburtshaus von Freddy Mercury.
Unser Hotelzimmer:
Anbei ein paar Impressionen von Stone Town:
Freddys Geburtshaus Das erste Haus am Platz
Am Strand
Markt
Alles in Allem waren wir einfach nur platt und mit ein paar Kilis im Kopf zogen wir gründliches Ausschlafen der nicht soooo interessanten Stadt einfach vor. Gegen 21:00 Uhr trauten wir uns nochmals auf die Straße, wir waren auf der Suche nach was Beißbaren und würden fündig: Huhn vom Straßenhändler.
20.03.2010 – 27.03.2016: Stone Town => Jambiani
Am nächsten Morgen hatten wir immer noch Muskelkater…..der wollte einfach nicht vergehen. Wir frühstückten für teuer Geld und nahmen uns dann ein teures Taxi zur Ostküste, Richtung Paje/ Jambiani.
Unser Hotel, direkt am Wasser war klasse. Wir waren alleine, die ganze Anlage gehörte uns. Zum Schwimmen eignete sich das Stückchen Land nicht, da zu viel Riff und zu wenig Wasser.
Unser Hausstrand
Die nächsten Tage verbrachten wir mit langen Wanderungen am Strand, wir borgten uns Räder aus und erkundeten die Umgebung von Jambiani und Paje.
Selbst Geld abholen hatte in den Breitengraden noch abenteuerlichen Charakter. Wir mussten 40 Minuten laufen um an Frischwasser oder Kohle zu kommen.Um ein wenig schwimmen zu können, nisteten wir uns in andere Hotelanlagen ein und nutzten dort den Pool.
Wir gingen mit den Delfinen von Kizimkazi schwimmen und bewunderten die Äffchen von Jambiani.
Lediglich unser Versuch des Hochseefischens schlug fehl, das Wetter war zu schlecht, die Fische bissen nicht an.
Insgesamt waren es sehr entspannte Tage an der Ostküste von Zanzibar. Unseren letzten Tag verbrachten wir allerdings nochmal in Stone Town um von dort dann über Dar es Salaam nach Amsterdam und Berlin zu fliegen.
Der Fleischer meines Vertrauens
Es war eine anstrengende aber auch sehr intensive Reise gewesen. Sicherlich gekrönt durch den erfolgreichen Aufstieg und der Erkenntnis wo die eigenen Grenzen liegen.
Wer die Tour nachbasteln möchte, dem empfehle ich www.climbingkilimanjaro.com.za
Wir haben für unseren Aufstieg einen sehr moderaten Preis gezahlt, wurden optimal vor Ort betreut. Das Springlands Hotel ist nichts Besonderes, für das Land aber bereits gehobener Standard. Tanzania ist zunehmend mehr eine Tourismusdestination geworden, Zanzibar boomt….demzufolge sollte man von den recht hohen Nebenkosten nicht zu überrascht sein.