Iran 2019, V: Zanjanزنجان – Teheran

99,9% aller Touristen fahren an Zanjan vorbei, wir waren die 0,1% Ausnahme. Bereits bei der Suche nach einem akzeptablen Hotel kamen wir schnell an unsere Grenzen. Es gibt ein sündhaftteures Luxushotel am Stadtrand und dann gibt es das Asia Hotel, unsere Bleibe für eine Nacht und das schlechteste Hotel (bislang) auf unserer Tour. 3x teurer als das Sina in Täbris und 3x schlechter noch dazu.

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Wir wohnten ebenfalls nicht sehr zentral und da wir ziemlich spät aus Soltaniye „hereingeflattert“ waren, hielten wir es nicht lange in unserem lauschigen Zimmer aus sondern ließen uns von maps.me verirren. Den Weg, den die App gewählt hatte, versetzte uns schlagartig in die Zeit der 80er Jahre und in den Iran/ Irak Konflikt zurück, ärger sieht ne Kriegsfront auch nicht aus:

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Ich kann aber zumindest versichern, dass es sich hierbei nicht um den Prachtboulevard von Zanjan handelt und das das gesamte Gebiet wohl abgerissen wird……Großbaustelle großräumig. Nach dem wir den ersten Schock überwunden hatten sahen wir dann doch noch versöhnliche Ecken der 400.000 Einwohner großen Stadt.

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In den folgenden Schrein gehen nur Frauen hinein, vermutlich um für großen Kindersegen zu beten.

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Wir wollten unbedingt auf den Basar und dort in eine Teestubenhöhle namens Haji Dadash, welche sehr bekannt für Dizi Sanghi, dem Nationalgericht der Iraner ist.

Der Basar gehört den Zanjanern, es gibt keinen Touritrödel, noch gibt es irgendwelche Touris…..wir wurden noch mehr angestarrt als z.B in Täbris.

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Die Teestube liegt mitten im Basar, gegenüber einer Moschee und verströmt echten persischen Charme. Nette Kellner und eine coole Atmosphäre laden zum gammeln ein. Auch wir versackten,, „schei….was auf sightseeing“ ! Mit ner Kanne Tee und dem sehr guten iranischen Gebäck wurde die nahende Erkältung von Mathias bekämpft gegen 19:30 gab es dann das Nationalgericht Dizi.

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Dizi ist ein sehr schmackhafter Eintropf, bestehend aus Lamm, Kartoffeln, Kichererbsen und Tomate sowie Kräutern und Lammfett von der Keule. Dizi löffelt man nicht einfach aus, sondern zelebriert das Essen. Zunächst wird das Lammfett aus dem Tontopf genommen und in der Schale mit dem Stampfer zerkleinert, Dann wird die Schale mit Brot ausgelegt und die Brühe aus dem Tontopf zugegeben. Wer mag würzt die Brühe nochmals mit Kräutern und Salz und löffelt erstmal diese aus. Danach werden die Kartoffeln, Fleisch, Kichererbsen ebenfalls zerstampft und gegessen- sauleckere Angelegenheit !

Nach unserem Mahl schlenderten wir noch durch die Bazargassen und nahmen einen anderen Ausgang. Wir standen vor der Masjed-e Jameh, der Freitagsmoschee. Jede Stadt hat eine Moschee für das große Freitagsgebet, in früheren Zeiten war dies immer die prächtigste und größte Moschee. Dies hat sich mittlerweile geändert, da die alten Gemäuer dem Bevölkerungswachstum der letzten Jahrhunderte nicht mitwuchsen.

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Der Tag hatte uns geschafft und da wir am nächsten Tag nur nach Teheran zurück mussten und keine Lust mehr auf einen erneuten Stopover in Qazvin verspürten, entschieden wir uns zu einem morgendlichen Stadtbummel mit Taxifahrer. Wir wurden schnell fündig, indem wir mit einem illegalen Privattaxi zurück in unsere Kaschemme fuhren und uns Ferathun sofort und umgehend sympathisch war. Wir verabredeten uns mit ihm für 8:30 am nächsten Morgen und verzogen uns in unser anheimelndes Zimmer.

Das Hotel war voll und laut, bis nach 23:30 Uhr rannten die Gören durch die Flure, plärrten die religiösen Programme und statt Flurfunk gab es Treppenfunk auf persisch- bloss blöd das unser Zimmer neben der Treppe lag.

Am nächsten Morgen regnete es mal wieder, statt 18 Grad waren es dann nur noch 9 Grad. Als wir frühstücken wollten, stellten wir fest, dass eine gesamte Flugzeugcrew mit uns im Hotel gewohnt hat und im wahrsten Sinne des Wortes zum Abflug bereit war. Welche Airline haben wir nicht herausbekommen, die Mahan Air gilt als bessere Airline im Vergleich zu Iran Air……vermutlich war es also die Iran Air Crew, wenn ich über das Hotel nachdenke. Ich muss bei Gelegenheit mal Flugzeuguniformen googleln…..

Das Frühstück fiele ebenfalls sehr spartanisch aus, dafür war Feradhun mehr als pünktlich und fuhr uns auf unseren Wunsch zuerst zur Mir-Baha-e-Din Brücke, die von den Kadscharen erbaut wurde.

Am Fluss angekommen, fiel uns der viele Müll im Wasserlauf auf. Der Iran hat eh kein kleines Plastikproblem, insbesondere auf Höhenplateaus, wo der Wind den Dreck nett verteilt, doch der Müll im Wasser entsetzte uns sehr. Unser Fahrer erklärte uns, dass dies Überbleibsel der Überschwemmungen wären, der Müll im Fluss angetrieben werden würde….gut das Arbeiter dabei waren, den Flusslauf zu reinigen.

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Nach der weltlichen Brücke versuchten wir religiös zu werden,Betonung liegt auf Versuch! Die Moscheen waren so gut wie alle noch geschlossen- das am heiligen Freitag. Deshalb gibts fast nur Fotos von außen.

Freitagsmoschee

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Eine betagte No Name Moschee- ebenfalls geschlossen

Revolutionsdenkmal:

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Fündig wurden wir in der Rasul Ullah Moschee. Diese soll zwar ein Hingucker bei Sonnenuntergang sein, wir fanden sie auch im Nieselpiesel ganz nett. Feradhun sprach mit den Imanen und wir konnten hinein, obwohl auch diese Moschee geschlossen war. Mathias durfte sogar in den Teil für die Frauen, ich hatte eh Zugang zu gesamten Moschee. …..somit bekamen wir eine Privatführung.

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Wir besuchten zum Abschluß noch das archäologische Museum von Zanjan, welches eine große Besonderheit aufweisen kann…..die berühmten Salzmänner. Hierbei handelt es sich um Naturmumien, die 2004 gefunden wurden und durch Salz konserviert wurden. Die Mumien waren in einer herausragenden Verfassung, es war noch Kleidung, Schuhe, Messer, Fingernägel sogar ganze Gesichtszüge erkennbar. Leider kann ich keine Fotos präsentieren…..da diese verboten waren-gut so.

Dafür gab es noch andere Artefakte, die nennenswert sind……ich habe z.B Aladins Wunderlampe entdeckt.

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Und den Schmuck und die Goldmünze hätte ich auch gerne mitgenommen.

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Herzlich verabschiedeten wir uns von Feradhun der sich sehr über sein Geld freute. 500.000 Rial = 3,33 € für für 2,5 Std Stadtspaziergang.

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Wir machten uns auf de Weg nach Teheran und waren am Ende echt überrascht, wie lange wir noch unterwegs waren. Erst gegen 14:00 Uhr erreichten wir den Flughafen und verwarfen unsere Idee, in die Stadt zu fahren.

Wir checkten im IBIS ein und gaben dann problemlos das Möhrchen ab. Der Renaut Tondar war uns ans Herz gewachsen, der kleine Kerl hat uns tapfer durch den Iran gefahren und auch wenn er mindestens 3-5 Schrammen und Beulen mehr von uns davon getragen hat, ich hoffe er hat noch ein langes Autoleben.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt, Mathias kurierte Rotz und ich schrieb Blog und sortierte Fotos.

Am Abend gabs Kebab im Novotel und danach hieß es waren auf die Berliner, ab jetzt reisen wir dann zu Sechst.

Iran 2019, IV: Kandovan کندوان & Soltanye سلطانيه

Der Wetterbericht hatte winterliches Wetter vorhergesagt und tatsächlich regnete es heute früh gewaltig. Wie ließen es ruhig angehen, schließlich hatten wir nur einen großen Tagesordnungspunkt und der hieß Kandovan.

Bevor wir aber in dem pittoresken Dorf ankamen, musste die Farsimöhre dringend etwas zu schlürfen bekommen und bei dollem Gewitter fuhren wir von der Haupstrecke ab und suchten Möhrchen für die Möhre. Das Wetter wurde zusehends schlechter, 5km vor Kandovan fing es an zu schneien und zu hageln. Die Wetter App sagte etwas von 4 Grad, da der weiße Rotz aber liegen blieb, muss es kälter gewesen sein. Die Vorhersage für die nächsten Tage verheißen nichts Gutes für die Region, ab Samstag schneit es wieder täglich bei Minusgrade, naja wir sind ja auch wieder 2200m hoch.

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Wir fuhren direkt ins Laleh Rocky Kandovan Hotel und hatten großes Glück, dass wir sofort einchecken konnten. Wieviel Glück wir hatten, bemerkten wir bei der Zimmerinspektion-wir hatten ein Upgrade mit Whirlpool erhalten! Das Hotel war nicht günstig gewesen, aber die einzige Option direkt im Ort zu schlafen und das auch noch in einer Lavasteinhöhle. Natürlich hatten wir uns für ein normales DZ entschieden, da aber eine chin. Reisegruppe von Maral Tours abends auftauchte, hatten wir das Upgrade erhalten, schließlich hat das Haus nur 20 Zimmer. Noch nie war ich Chinesen so dankbar gewesen…..

Lassst Euch von der Anlage verzaubern:

Bild vom späten Nachmittag, da hatte sich der Hagel und Schnee verzogen
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Unser Eingang
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Da es immer noch stark regnete und schneite verzogen wir uns erstmal in den Whirlpool und genossen die Blubbermassage, uns fehlte eigentlich nur ein Glas Sekt, undenkbar im shiitischen Iran.

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Danach genossen wir unser Zimmer, plünderten die Minbar, machten uns Nescafé und aßen leckere Waffeln mit Kaffeegeschmack.

Aufeinmal kam die Sonne heraus und Mathias stoch die Hexe! Ohjee, ausgerechnet jetzt ein Futonbett! Da aber Laufen die beste Medizin bei angeschossenem Rücken ist, machten wir uns auf den Weg ins Dorf und kehrten nach zehn Metern um! Es hagelte, schneite und regnete- bei strahlenden Sonnenschein! Verrückte Welt! Also nahmen wir das satte und zufriedene Möhrchen und kullerten die 500m ins Dorf …..da war es dann auch schon wieder trocken.

Kandovan besteht aus Lavastein/Tuffstein und ist damit geologisch den Felsenwohnungen in Kappadokien und Guadix ( Andalusien) sehr ähnlich. Die Tuffkegel sind sogar mehrstöckig mit Ställen fürs Vieh. Das Dorf ist mehrere Jahrhunderte alt, mittlerweile hat sich aber ein Unterdorf entwickelt, welches ein wenig den Zauber von Kandovan nimmt. Wir schlenderten dennoch hochzufrieden durch Schneematsch und Schlamm und freuten uns über das Dorf und den strahlenden Sonnenschein.

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Nachdem wir den Dorfkern besichtigt hatten, liefen wir auf die andere Seite des Sawand ( Fluss) und kraxelten den Hügel hinauf. Dabei genossen wir Salzkirschen ( Schattenmorellen mit Salz haltbar gemacht) , die wir vorher einer geschäftstüchtigen Hausfrau in Kandovan abgekauft hatten. Vorher warfen wir noch einen Blick in ihre Höhle- not too bad wie der Australier so sagt.

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Der Blick auf Kandovan ist nicht ganz so schön wie auf Masouleh aber wir wollen mal nicht meckern.

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Zurück im Hotel las ich mich ein wenig in den Islam ein und lernte, dass die Sunniten die orthodoxeren Muslime sind, hier im Iran die reformierteren Shiiten zB nur 3x beten am Tag als ausreichend betrachten, Christen und Juden weder verfolgt noch drangsaliert werden. Die iranischen Juden haben das Angebot Israels auf Einwanderung abgelehnt, da die iranischen Wurzeln stärker als der jüdische Glauben ist. Der IS bezeichnet die Shiiten übrigens als ungläubig! Uns war auf jeden Fall nun klar, warum wir auf die Münzen in Ardabil hingewiesen wurden und warum die Kirchen gehegt und gepflegt werden, Nichtmuslime in die Moscheen dürfen und Frauleins von Männleins nicht getrennt werden. Übrigens sind Röcke nicht gerne gesehen, obligatorisch trägt Frau Hose. Achja und noch ne überraschende Info, gleichgeschlechtliche Liebe wird nicht gerne gesehen aber theoretisch nicht verfolgt UND der Iran setzt nach Thailand die meisten Geschlechtsumwandlungen um……und revolutionär, der Staat zahlt 50% der OP Kosten. Na, nun habe ich die/den Eine/n wieder überrascht, oder????

Abends aßen wir stilvoll in der einzigen Option, in unserem Hotel. Es gab mal wieder Forelle, wir hatten am Nachmittag nen Spießchen verputzt und keinen großen Hunger.

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Mathias verschwand mit der Hexe als Begleiterin nochmal in den Whirlpool, später flimmte das erste Mal die Glotze—auf jedem Kanal religiöse Verblödung, mit Gebärdensprache. Gegen 22:30 gingen wir in Bett, die Fussbodenheizung war so hoch eigestellt, dass wir trotz offener Haustür, Minusgraden vor genau dieser, das Zimmer nicht unter 25,5 Grad bekamen. Uns stand eine schweißtreibene Nacht bevor….aus der wir viel zu früh und fix und fertig erwachten.

Das Frühstücksbuffet war erweitert iranisch, wurde aber erst ab 8:30 serviert-für uns und unsere Pläne etwas zu spät.

So kamen wir erst um 9:45 Uhr auf die Spur nach Zanjan und graulten uns ein wenig über die 420km die vor uns lagen.

Überraschenderweise war die Fahrt überhaupt nicht wild, wir verfuhren uns nicht, der Verkehr war flüssig und 125 km vor Zanjan verwöhnten grandiose Panoramen und die bunten Berge unsere Augen. Wir wurden schwach und gönnten uns ein paar Aprikosen vom Straßenrand und fuhren die 20km lange „ Bunte Berge Strecke“ gemütlich ab, inklusive ein paar Fotostops.

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Um 15:15 kamen wir in Soltaniye, der Stadt der Sultane, an und bewunderten den Dome, der ebenfalls Weltkulturerbe ist und eigentlich Oljeitu Mausoleum heißt. Der besagte Oljetu ( mongolischer Sultan) baute das Mausoleum eigentlich für die sterblichen Überreste des Imam Ali, Schwiegersohn des Propheten Mohammed, konnte aber die Ulemas ( Religionsgelehrten) nicht überzeugen, ihm den Leichnahm zu überlassen. Somit wurde Nadschaf im Irak zur zweitwichtigsten Pilgerstätte nach Mekka und nicht Soltaniye. Der Baumeister itself wurde im Mausoleum 1312 beigesetzt und liegt unter einer der größten türkisen Backsteinkuppeln weltweit.

Das Bauwerk wird zu Zeit restauriert, im Innenraum steht alles voller Gerüste, lediglich von außen ist die Pracht zu bewundern.

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Es gibt noch mehr Mausoleen im Umfeld,die ich gerne besucht hätte. Doch die Uhr machte wie immer ticktack und wir wollten auch noch ein wenig durch Zanjan bummeln. Also ließen wir uns wieder mal von maps.me in die Irre führen und fuhren auf Umwegen die 35 km zurück nach Zanjan.