Als Kind war ich öfters in Stettin, das letzte Mal hat mich die Hauptstadt Westpommerns 2005 gesehen, auch damals im Rahmen eines Teamtages der BA.
Dieses Mal fuhr ich ziemlich relaxt mit meinem Team und dem Berlin- Brandenburgticket für 6,70 € ( return) nach Szczecin/ Stettin, flächenmäßig die viertgrößte Stadt Polens und natürlich voll mit deutscher Geschichte.
Die Bahnverbindung startet morgens in Gesundbrunnen und bringt den Reisewilligen in rd. 2 Stunden ohne Umsteigen, nach Pommern. Stettin liegt nur 16km von der deutsch-polnischen Grenze entfernt und seit meinem letzten Besuch ist eine Menge passiert. Vor der Stadt fuhren wir an schönen Neubauten, Stadtvillen und Einfamilienhäusern vorbei, der Bahnhof wartet im modernen Design auf.
Auf uns wartete Gosia, polnische Exilberlinerin, die uns durch ihre Heimatstadt führte.
Wir bezahlten zunächst den Stadtrundgang und machten uns auf die Socken.
Zunächst bewunderten wir das alte Postamt, erbaut 1878 und bereits damals von der Reichspost genutzt.
Es folgte der Manzelbrunnen von Ludwig Manzel, erbaut 1898:
Sehenswert ist auch das alte Rathaus ( Czerwony Ratusz) auch Neues Rathaus genannt . Es wurde im Jahr 1879 nach Plänen des Stettiner Stadtbaurats Konrad Kruhl (1833-1902) im Stil der Neogotik in der damaligen Stettiner Neustadt fertiggestellt.
Bis 1945 hatte hier die deutsche Stadtverwaltung ihren Sitz. Der Name des Gebäudes hat keine politische Bedeutung, sondern rührt von den glitzernden roten Ziegelsteinen der Fassade her.
Da die Innenstadt recht klein ist, sind die meisten Sehenswürdigkeiten fussläufig erreichbar. Dennoch hat Stettin eine Wahnsinnsausdehnung und ist von der Gesamtfläche so groß wie Berlin und damit die viertgrößte Stadt Polens ( nach Warschau, Krakau, Danzig) Heute leben 400.000 Einwohner in der Stadt und damit ist Stettin an 7.Position im Einwohnerranking.
Die Pommersche Medizinische Universität Stettin (Pomorski Uniwersytet Medyczny w Szczecinie) wurde 1948 gegründet und befindet sich in staatlicher Hand. An der Universität studieren rund 4.000 Studentinnen und Studenten.
Erwähnenswert ist der hellgraue Turm des Rektoratsgebäudes, das zwischen 1901 und 1904 im Stil der norddeutschen Renaissance als Stadthaus entstanden ist, Quelle: https://www.goruma.de/staedte/stettin/sehenswuerdigkeiten
Danach liefen wir am Berliner Tor ( erbaut 1725-1729) vorbei, Richtung Altstadt. Unterwegs erblickten wir viele 60-70er Jahre Sünden…..und meine frühesten Kindheitserinnerungen wurden wach.
Die attraktivste und teuerste Straße war dieses Schmuckstück, einige Häuser haben den Weltkrieg überlebt….ein klein wenig Altstadtflair.
Der Platz des weißen Adlers (Plac Orła Białego) – der frühere Rossmarkt – befindet sich in einer Grünanlage mit einer Statue der Göttin Flora von 1730 , die von Johann Konrad Koch geschaffen wurde, während die barocke Brunnenplastik aus Sandsein von dem Baumeister Johann Friedrich Grael (1707-1740) stammt. Der Brunnen wurde durch eine Trinkwasserleitung von den Warsower Höhen gespeist und wurde im Jahr 1732 eingeweiht.
Das große Gebäude aus der Gründerzeit auf der Westseite des Platzes war früher der Sitz der Preußischen Nationalversicherung. Ebenfalls an der Westseite des Platzes steht das Grumbkow-Palais, Quelle: https://www.goruma.de/staedte/stettin/sehenswuerdigkeiten
Wir liefen weiter zum Dom des Heiligen Jakobs, quasi der Beginn des polnischen Pilgerwegs nach Santiago de Compostela. Der Dom war natürlich während der Reformationszeit evangelisch und wer auf oppulente katholische Kirchen steht, wird mit diesem Beispiel eines Domes direkt enttäuscht werden. Meine evangelische Seele empfand die Nüchternheit eher wohltuend-
Die St. Jakobi-Kathedrale (Kościół Św. Jakuba) entstand im späten 14. Jahrhundert unter Leitung des Stettiner Baumeisters Heinrich Brunsberg (1350-1435) im Stil der Backsteingotik. und nach dem Vorbild der Marienkirche in Lübeck.
Der Bau des Gotteshauses ging auf eine Initiative der Bürger der Stadt zurück. Allerdings wurde das Gotteshaus im Laufe der Zeit häufiger umgebaut
Die dreischiffige Hallenkirche wurde im Jahr 1677 infolge von Kriegsereignissen zerstört, wurde aber anschließend wieder aufgebaut. Im Jahr 1894 stürzte der zuvor aufgestockte Westturm ein – er wurde aber wieder aufgebaut.
Aber der Zweite Weltkrieg hinterließ auch hier seine Spuren, infolge von Luftangriffen stürzte der seinerzeit 119 m hohe Turm zusammen und auch das Kirchenschiff erlitt massive Schäden. Der Wiederaufbau der Kirche dauerte bis in die 1970er Jahre hinein
Der Turm wurde erst im Jahr 2008 mit einer Höhe von 110,80 m wiederhergestellt.
In der Taufkapelle der Kathedrale werden Reliquien des „Heiligen Otto von Bamberg“ (1065-1139) aufbewahrt und in einem Pfeiler wurde das Herz des Komponisten Carl Loewe (1796-1869), der nahezu 50 Jahre in der Stadt gewirkt hatte, eingemauert.
Wegen der beeindruckenden Akustik finden hier häufig Konzerte, vor allem der Orgelmusik, statt.
Quelle: https://www.goruma.de/staedte/stettin/sehenswuerdigkeiten
Wir zogen weiter zur wiedererbauten „neuen“ Altstadt, typisches Hanseflair erwartete uns. Mitten auf dem Heumarkt findet man nicht nur die berühmten Stettiner Wasserpumpen, sondern auch das sehenswerte Alte Rathaus.
Wir stattesten den Herzögen von Westpommern einen Besuch ab und bestaunten das Schloß von außen. Sehenswert ist die berühmte Uhr, die auch genau ging, wir warteten den Gongschlag um 12:00 Uhr ab.
Das Schloss der Herzöge von Pommern (Zamek Książąt Pomorskich) – das Stettiner Schloss – wurde im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstört. Ab 1958 wurde es im Stil der Renaissance rekonstruiert.
Mit dem Bau des Schlosses wurde im Jahr 1346 durch Herzog Barmim III. (1303-1368) an der Stelle einer alten Wehranlage begonnen.
Im Jahr 1503 wurde das Schloss um einen Südflügel und einen Uhrenturm im großen Innenhof erweitert, hier wurde 1693 die Uhr von Caspar Natardi angebracht. Sein heutiges Aussehen mit fünf Flügeln im Stil der Renaissance erhielt das Schloss dann später bis etwa 1620.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss stark zerstört. Nach dem Wiederaufbau dient es als Kulturzentrum mit einem Museum (Muzeum Zamek Ksiazat Pomorskich), Ausstellungsräumen, Theater und Kino sowie mehreren Cafés und Restaurants sowie einer Touristen- und Kulturinformation.
Auch ein Standesamt ist hier beherbergt.
Quelle: https://www.goruma.de/staedte/stettin/sehenswuerdigkeiten
Stettin kann auch Street Art, siehe hier zwei nette Exemplare.
Einen Blick warfen wir auch auf die Hafenanlagen von Stettin, die ähnlich wie die Hafenanlagen von Danzig Anfang der 80er Jahre bestreikt wurden ( Lech Walesa; Solidarnocz).
Ein besonderes Highlight sind die Hakenterassen am Meeresmuseum.
So langsam machte sich ein Hüngerchen bemerkbar und so liefen wir über die russisch orthodoxe Kirche, der neuen Philharmonie ( eröffnet 2014) und dem Engel der Freiheit von 2005 über das Tor der Könige zu unserer Futterkrippe. Gosia hatte ein Restaurant für uns ausgesucht und ich kann das Soizarnia getrost weiterempfehlen. Moderate Preise und echtes polnisches Essen.
Im Königstor ist die Konfisserie Wedel untergebracht und nach dem Essen ist vor den Pralinen……handverlesen und total (W)edel.
Das letzte Ziel des intensiven Tagesausflug war das Cafe´22 im Radisson Blu Tower. Das Cafe´liegt auf der 22 Etage und bietet nicht nur gutes Eis und Kuchen sondern auch einen sensationellen Blick auf Stettin. Da das Wetter weiter mitspielte, ließen wir uns dieses Event natürlich auch nicht nehmen.
Wir fuhren mit der Linie 6 zurück zum Bahnhof, die Tickets sind übrigens im Berlin-Brandenburgticket inkludiert.
Mit einem letzten Blick auf die Oder stiegen wir in den Zug, stiegen 1x in Angermünde umd und standen um 20:54 wieder in Berlin Südkreuz.
Fazit, Stettin ist ein tolles Tagesziel, ich komme bestimmt nochmal wieder, im Moment schwebt mir der Weihnachtsmarkt vor.