Unsere Abreise aus Pushkar erfolgte im Morgengrauen. Wir mussten in Ajmer noch eine Weile auf unseren Zug warten und ich lernte indische Bahnhöfe hassen. Sie sind unheimlich, grundsätzlich nur voller Männer. Es stinkt nach Pisse und die Kerle ziehen Frau schon mit den Blicken aus. Da ich aber mit Mathias unterwegs war, war das Warten halb so schlimm.
Die dreistündige Zugfahrt verpennten wir, in Jaipur angekommen, wurden wir von unserem Hotel abgeholt. Wir wohnten in einem alten Palast, der zwar auch schon bessere Jahre gesehen hatte aber dennoch wunderschön war. Leidig war allerdings, dass die Küche neben unseren Zimmer lag und ab morgens um 4:00 Uhr Halligalli war.
Unser erste Ziel in der Stadt war das Hawa Mahal, der Palast der Winde
Wikipedia: Hawa Mahal (Hindi हवा महल havā mahal, „Palast der Winde“)[1] ist ein architektonisch außergewöhnliches Bauwerk in der Altstadt von Jaipur, Rajasthan (Indien); es ist ein Teil des riesigen Stadtpalasts der hiesigen Maharajas. Das den verschwenderischen Lebensstil der Rajputenfürsten dokumentierende Lustschloss wurde von Maharaja Sawai Pratap Singh im Jahr 1799 erbaut und ist als eine der Hauptsehenswürdigkeiten Indiens in aller Welt bekannt.Das fünfstöckige – nur etwa fünf bis acht Meter tiefe – Gebäude mit der von zahllosen jaroka-Balkonen dominierten Fassade besteht aus rotem und rosa Sandstein mit Verzierungen aus Branntkalk und diente allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die zu Ehren des Herrschers oder an religiösen Festtagen veranstalteten pompösen Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst sichtbar zu sein. Die Fassade zur Straße enthält 953 kleine, kunstvoll gestaltete und vergitterte Fenster, die eine ständige, ein wenig kühlende Luftzirkulation gewährleisten, daher der Name Wind-Palast (hawa = Wind, mahal = Palast). Die Gitterfenster (Jalis) ermöglichten es den Frauen des Hofes, unbeobachtet das Treiben auf der Straße verfolgen zu können. Die vielen (halb)kuppelartig gewölbten und in den Ecken heruntergezogenen Dächer entsprechen dem bengalischen Typ, der sich im 17. Jahrhundert über die Mogul-Architektur bis zu den Rajputenpalästen und Kaufmannshäusern (havelis) Rajasthans verbreitete.
Wir wurden von einem Typen angesprochen, der gegenüber vom Palast wohnt und arbeitet und uns einen spektakulären Blick auf das Hawa Mahal ermöglichte. Der Gang durch den Souvenirshop am Ende, trugen wir mit Fassung
Dieses Mal schaute ich mir den Palast auch von innen an. Er ist sehr schmal und alleine das, macht seine Einzigartigkeit aus, eigentlich ist die Vorderfront nur eine Fassade.
Weiter gings zum Jantar Mantar, auch ein Wiederholungsbesuch, ich war 2000 bereits dort gewesen.
Wikipedia: Die größte dieser Anlagen wurde nach dem Vorbild des Observatoriums in Delhi in der neuen Hauptstadt Jaipur von 1727 bis 1733 errichtet. Es beherbergt 14 nach astronomischen Gesichtspunkten entworfene Bauwerke. Diese dienen unter anderem der Messung der Zeit, der Voraussage von Eklipsen, der Beobachtung der Planetenbahnen, der Bestimmung von astronomischer Höhe und Deklination und der Erstellung von Ephemeriden. Das größte Bauwerk ist das Samrat Jantar, eine Sonnenuhr mit einer Höhe von 27m, die die Zeit auf etwa 2s genau anzeigen kann. Die Anlage wurde 1901 restauriert und 1948 zu einem National Monument Indiens erklärt. 2010 wurde das Observatorium als UNESCO-Welterbe anerkannt.
Wir liefen über einen grenzwertigen Markt für Samen und Vogelfutter zurück in die Innenstadt. Wir kamen uns vor wie in Alfred Hitchcocks „die Vögel“…ich gruselte mich immer, wenn ich diese Straße durchlaufen musste.
Den City Palace sparten wir uns für einen anderen Tag auf, uns lechzte es nach einem guten Bier, welches wir auf dem Dach des Peacock Hotel fanden. Dieses Restaurant wurde unsere Home Base für die nächsten Tage:
Am nächsten Morgen fuhren wir hinaus nach Amber Fort – meine Traumburg auf dem Hügel…märchenhaft und unwirklich. So war es zumindest im Jahr 2000. In 2013 entglitten mir die Gesichtszüge, Amber hatte so dermaßen verloren, die Tourimassen haben es gerichtet. Wir trödelten ziemlich uninteressiert eine Stunde durch die Anlage und waren froh, als wir weg waren….wobei, schön ist der Palast / Fort noch immer.
Wikipedia: Etwa 11 Kilometer von Jaipur entfernt liegt das Fort Amber. Es war Fürstenpalast der Kachchwaha-Dynastie, bevor Jaipur zur Residenzstadt wurde. Bei vielen Gebäuden sind deutliche Anklänge bzw. Übernahmen aus der Mogul-Architektur zu spüren.Als besonders sehenswert gilt der Spiegelsaal, ein Teil des Diwan-i-Khas, dessen Inneres mit einer Vielzahl von kleinen Spiegeln dekoriert ist, die auch die im bengalischen Stil gestaltete Decke überziehen. Die Wände und Pfeiler des Palastes sind vollständig mit weißen Marmorplatten verkleidet; die Säulen sind aus massivem Marmor.
Hoch gehts zu Fuß oder mit einem E-Taxi:
Spiegelsaal
Unser Fahrer, der mit Gold nicht aufzuwiegen war, fuhr uns weiter zu den Royal Gaitors, Familiengräber der ehemaligen Royalties ( muslimisch, deshalb wurden die Leichen nicht verbrannt).
Lonely Planet: The royal cenotaphs, just outside the city walls, beneath Nahargarh, are an appropriately restful place to visit and feel remarkably undiscovered. The stone monuments are beautifully and intricately carved. Maharajas Pratap Singh, Madho Singh II and Jai Singh II, among others, are honoured here. Jai Singh II has the most impressive marble cenotaph, with a dome supported by 20 carved pillars.
Unser nächstes Ziel war ein super Lokal, absolut authentisch, mitten im Nichts und uns gerade recht für eine Mittagspause.
Danach wollten wir shoppen, unser Wunsch war ein Sonnenschirm….unser so lieber Fahrer machte es möglich :
Wir fuhren am Nachmittag zu einer Anlage, außerhalb von Jaipur… wir sahen viel Faszinierendes aber eben auch das echte, das erschreckende Indien.
Am nächsten Morgen ließen wir uns zunächst ein wenig durch die Stadt treiben, denn neben all dem Tourikommerz ist Jaipur vor Allem eins, eine noch richtig, authentische indische Stadt.
Zuerst tranken wir einen Kaffee im Indian Coffee House- eine echte Institution
Danach bummelten wir durch die Straßen und sogen das pralle Leben ein:
open air barber:
Als letztes Highlight in Jaipur gings zum City Palace:
Wikipedia: Der im Jahre 1890 gebaute Stadtpalast steht von hohen Mauern umschlossen zwischen Gärten und Höfen mitten im Stadtzentrum und ist als „Maharaja Sawai Mansingh II Museum“ für die Öffentlichkeit zugänglich. Folgende Teile des Palastkomplexes sind Teil des Museums: Mubarak Mahal, Maharani’s Palace, Diwan-i-Am und Diwan-i-Khas. Noch heute bewohnen Nachfahren der Herrscherfamilie einen Teil des Palastes und bei formellen Anlässen durchschreiten Familienangehörige in einer aufwendigen Prozession das große Tripolia-Tor der südlichen Stadtmauer.
Unsere wohl beste Mahlzeit in Indien bekamen wir auf der Stadtmauer von Jaipur, schwer zu finden aber dann grandios:
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Agra, dem Highlight eines jeden Indienbesuchs. Mathias freute sich wie ein Schneekönig aufs Taj Mahal, ich freute mich in erster Linie meine Papierfotos aus 2000 endlich digitalisieren zu können. Unsere Zugfahrt war auch ziemlich erhellend, mein Untergang waren die Frauen, die mit großem Enthusiasmus die Kuhfladen zu Brennfladen formten; quasi Scheiße zum Trocknen am Wegesrand.
Und dann kann es noch immer indisch schlimmer kommen: unser Zimmer in Agra….ausgesucht aufgrund der Nähe zum Taj Mahal, 2, 50€ ein unschlagbarer Preis und ansonsten hört es mit den positiven Nachrichten auch schon aus. Es war gruselig und in der Nacht versuchten wir jegliche Bewegung im Bett zu vermeiden.
Unseren Nachmittag verbrachten wir zunächst im roten Fort von Agra. Eine wunderschöne, weitläufige Anlage mit tollem Blick aufs Taj Mahal
Wikipedia: Das Rote Fort in der nordindischen Stadt Agra ist eine Festungs– und Palastanlage aus der Epoche der Mogulkaiser und diente im 16. und 17. Jahrhundert mit Unterbrechungen als Residenz der Moguln. Das Rote Fort wurde 1983 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Ein Teil des Geländes wird heute militärisch genutzt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Blick aufs Taj Mahal vom Roten Fort in Agra:
Diese Aussicht machte Lust auf mehr aber zunächst verbrachten wir den Nachmittag in der Altstadt von Agra.
Wikipedia: Agra (Hindi आगरा Āgrā [ˈaːɡra]) ist eine etwa 1,7 Millionen Einwohner zählende Stadt im Westen des Bundesstaats Uttar Pradesh in Indien.Agra war mit Unterbrechungen von 1526 bis 1648 die Hauptstadt des Mogulreiches und weist mehrere zum UNESCO–Weltkulturerbe zählende Stätten auf. Seit dem Jahr 1886 ist Agra Sitz eines katholischen Erzbistums.
Die Altstadt ist fast noch krasser als Delhi Bazaar…..unglaublich was sich dort abspielt. Ich bin hartgesotten, doch Agra ist nichts für schwache Nerven. Wir fuhren mit einer Rikscha durch die Straßen, staunten und versuchten uns vor den Büffeln zu retten, die durch unbefestigten Straßen getrieben wurden.
Unser Abendessen nahmen wir in einem mittelmäßigen Rastaurant mit dem wohl spektakulärsten Blick auf das Taj Mahal ein:
Nach einer durchwachten Nacht, Gott sei Dank ohne Ungeziefer, standen wir gegen 04:30 Uhr auf und liefen mit den Massen zum Sonnenaufgang zum berühmtesten Grabmal auf der ganzen Welt. Für mich nun schon zum zweiten Mal und dennoch absolut unbeschreiblich. Leider teilten wir diesen Augenblick mit gefühlt Millionen von anderen Touristen.
Wikipedia: Der Taj Mahal (deutsch: Tadsch Mahal, Perso-Arabisch: تاج محل, DMG tāǧ maḥall / Devanagari: ताजमहल tāj mahal, „Krone des Ortes“ bzw. „Kronen-Palast“) ist ein 58 Meter hohes und 56 Meter breites Mausoleum (Grabgebäude), das in Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh auf einer 100 × 100 Meter großen Marmorplattform in der Form einer Moschee errichtet wurde. Der Großmogul Shah Jahan ließ ihn zum Gedenken an seine im Jahre 1631 verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal (Arjumand Bano Begum) erbauen.
Nach unserer Rückkehr vom Taj frühstückten wir die leckersten Banana Pancakes und stürzten uns in die Nachbarschaft, die ländlich spannend war.
Den Nachmittag verbrachten wir am „Baby Taj“- dieses habe ich 2000 geliebt, es ist so hübsch und obwohl kleiner und bescheidener, steht es in Schönheit dem Taj Mahal nicht nach.
Wikipedia: Das Itimad-ud-Daula-Mausoleum wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 von Nur Jahan, der Hauptfrau des Mogulherrschers Jahangir, für ihren Vater Mirza Ghiyas Beg errichtet. Dieser stammte aus Persien und erhielt wegen seiner Verdienste als Schatzmeister und später als Wesir des Reiches den Ehrentitel Itimad ud-Daula („Stütze des Staates“). Mirza Ghiyas Beg war gleichzeitig Großvater des 5. Mogul-Herrschers Shah Jahan und von dessen Frau Mumtaz Mahal. Das vergleichsweise kleine, aber überaus kostbar ausgestattete Grabmal steht in Agra (Indien).
Am Abend gingen wir in einem Hotel in unserer Nachbarschaft essen und fuhren dann hinaus zum Bahnhof. Es folgte unsere einzige Nachtfahrt nach Khajuraho.
Da kommem wieder viele Erinnerung hoch, war eine schöne Reise im Jahr 2000, aber so alleine ist es doch noch intensiver und damit auch interessanter.