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Usbekistan 2025, VI: Aralsee II

Die Nacht in derJurte war herrlich unspektakulär, ich musste nicht mal für „ kleine Mädchen“…erst um 5:40 Uhr kroch ich aus der warmen Decke, ins 5 Grad warme Plumpsklo….welches über Nacht nicht schöner geworden war!

Der Sonnenaufgang war für 6:45 Uhr angekündigt, beißende Kälte begleitete uns beim Anblick des erwachenden, sterbenden „Meeres“….wunderschön, trotz Katastrophe.

Bis zum Frühstück wurden wir nen bissel hingehalten, dieses war allerdings topce und um 8:03 Uhr sagten wir bye,bye…..10 Stunden Fahrt inkl. bissel Sightseeing lagen vor uns.

Wieder wurden wir auf der Wüstenpiste im Aralsee durchgeschüttelt, die Bandscheiben mussten eine Menge aushalten.

Wenn man sich Moynak nähert, fallen einem die Gasbohrungen wieder ins Auge sowie die kleinen gesichtslose Siedlungen, die sich IM SEE angesiedelt haben…auf eine gute Gesundheit!

Nach drei Stunden erfolge der Wechsel der Fahrer und Autos, Monyak Tristesse hatte uns wieder…..immerhin mit Pinkelstop im schönsten Haus am Platze, der örtlichen Moschee….wenn das die Marokkaner wüßten! Da kam man als Nichtmoslem nicht mal hinein, hier hockten wir Frauen ohne Kopftuch über dem Männerstehklo!


Zuruck gings Richtung Urgench und Nukus, die zum Teil neuasphaltierte Straße der „Neuen Seidenstraße“ macht es ein wenig erträglicher. Wie am Vortag verpennten wir weite Strecken, das Geschüttel und Gerüttel zollte Tribut.

Um die Mittagszeit erreichten wir die Mizdakhan Nekropole und die benachbarte Giaur- Kala…..mal wieder Lehm.

Die Nekropole ist der Hammer, nicht nur muslimische Einflüsse, nein auch schamanische findet man hier.

Die Baren der Toten bleiben als Leitern zum Himmel auf den Gräbern, Ziegelhaufen…

….werden aufgestapelt um die Apokalypse zu verhindert. Angeblich gibt es eine Weltuhr auf dem Friedhof, aus der jedes Jahr ein Ziegel fällt!


Der Friedhof ist riesig und wird immer noch genutzt, ein paar Mausoleen sind auch im Inneren sehenswert, so wie das von Shabun Nabi. Mizadakhan ist einer der ältesten Friedhöfe in Zentralasien und wirklich gewaltig. Leider krochen wir zur Mittagszeit über das Gelände, was nicht wirklich empfehlenswert ist.

Im nachfolgenden Grab vermutete man den Riesen Samson oder gar den ersten Menschen Adam..Untersuchungen haben ergeben, das das Grab leer ist.


Die Giaur Kala befindet sich im Vierländereck der Seidenstraße unweit von Kasachstan, Turkmenistan ( keine 5 Minuten entfernt) Usbekistan und im weiteren Sinne Iran, gleich hinter Turkmenistan…so die Ausführung unseres Fahrers. Googlelt man, bekommt man folgende Auskunft: Giaur Kala ist die Burg der Ungläubigen, was auf den Brauch der Zorozastrier zuruckzuführen ist (ich erinnere an den Tempel in Yazd) . Sie lag an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt der Seidenstraße und war deshalb strategisch wichtig. Erbaut im 4 Jh n. Chr. bekam sie im 16Jh. ihren Namen von den Arabern, die viel, viel später das Land eroberten und bemerkten das alle Einwohner der Lehre Zarathustas angehörten.

Wir hatten nicht mehr so viel übrig für verfallene Lehmbauten in glühender Nachmittagssonne, wir wollten zuruck nach Khvia. Und doch konnte uns Eines noch glücklich machen…Baumwollfelder kurz vor der Ernte bzw. mit laufender Ernte…der Ursprung allen Übels und dennoch heute mit der größte Wirtschaftszweig des Landes.


Polizisten kontrollierten an wichtigen Ausfallstraßen den Schwarzmarkt. Baumwolle aus Karakalpakstan ist preiswerter als im Anbaugebiet rund um Khiva.

Das wir nah an der Grenze zu Turkmenistan sind, wußten wir, dass es kurz vor Khiva nur noch 1km ist,, wußten wir nicht. Unser Fahrer bestätigte, dass Visa schwer zu bekommen sind, lediglich Reisende in Gruppen in den Genuss des Landes kommen.

In unserer Medrese ein neues Zimmer bekommen, frisch gemacht und mit Stativ wieder in die Altstadt.

Im La Terrassa ein viel zu feudales Mahl genossen, da waren die Augen mal wieder größer als der Hunger! Wie gut, das Karins Essen nicht kam….es wurde geteilt! 

Wir wurden aucn noch mit Livemusik verwöhnt und zogen ein positives, bissel wehmütiges Fazit…Khiva geht immer!

Durchs volle, nächtliche Khiva geschlendert, ein paar Souveniere geshoppt, Fotos gemacht und um 22:00 Uhr adieu Khiva by night gesagt.

Zwei pralle Tage mit etwas ungewöhnlichem Nischenprogramm für Usbekistan gingen zu Ende. Die Fahrt an den See beinhaltete über 1000km Aushalten über schlechte Straßen und Pisten, nichts für weniger Fitte. Eindrücklich wurde uns die Naturkatastrophe vorgeführt, um nichts in der Welt hätte ich diesen Ausflug missen wollen.

In ein paar Jahren ist der Aralsee in Usbekistan endgültig Geschichte!

Usbekistan 2024, V: Aralsee I

Wir waren mehr als happy, als beim Abendessen im La Terassa die Meldung kam, das die Abfahrt erst um 7:00 Uhr sein sollte, 06:15 aufstehen ist einfach sympathischer, als eine Stunde vorher.

Karin verbaselte erstmal ihre Brille, alles Suchen nutzte nichts….mal sehen, wo das Ding wieder auftaucht.

Unser Fahrer, ein netter ruhiger Karl, fuhr uns auf mieserablen Straßen über Urgench, Nukus Richtung Moynak. Unterwegs mussten wir unter unbenutzbaren, wenig benutzbaren, annehmbaren Hock,- Steh,- weiß was ich Klos leiden….hier gibts Potential liebe Usbeken!

Unser Mittagessen im postsozialistischen Charme, inmitten der Tristesse von Moynak war aber gut und vereinte Frühstück und Mittagessen in Einem.

Moynak, einst Fischerort, einst Kurort mit Promenade….die Betonung liegt auf einst.

Wer zum Aralsee nichts weiß, der schaue bitte hier:

Das Drama Aralsee wird genau in dieser Ansammlung von Steinen, Wellblech und staubigem Ambiente offenbar, menschliches Versagen, Geldgier,  Desinteresse gegenüber der Umwelt, den Menschen und Ignoranz von Warnungen sind so offensichtlich das es schmerzt!

Die sowjetische Planwirtschaft legte in den 50er Jahren fest, dass Usbekistan auf Monokultur ( Baumwolle) umgestellt wird, Lebensmittel aus anderen Ländern eingeführt werden. 

1960 war Monyak noch ein blühender Ort, lebte vom Fischfang und Fischkonserve sowie Kurort. Exzessive Monokultur durch die Russen wurde dem viertgrößten Binnenmeer der Welt zum Verhängnis, chemisches Düngen sowie das Experimentieren mit Biowaffen verdreckte  die Umgebung. Noch heute leiden die nachfolgenden Generationen, Krankheiten wie Krebs und eine geringere Lebenserwartung lassen Böses im Boden der Aralwüste erahnen. Das Wasser  des Sees versickerte um 24 m, als die Zuflüsse aus Kasachstan ausblieben, zu viel Wasser für die Baumwollproduktion entnommen wurde. 

Der See versalzte zunehmend, die unteren Erdschichten drückten das Salz nach oben und in rasender Geschwindigkeit verschwand der See. Von ehemals 70.000 Quadratkilometern sind noch 10.000 erhalten. Der usbekische Teil ist für immer  verloren, weil der Zufluss Amudarya schon versickert, bevor der See überhaupt erreicht wird. 

Moynaks Konserven wurde bis 1980 noch mit ukrainischen Sprotten versorgt, damals musste man bereits 60km zu eigentlichen Ufer fahren, heute sind es 100km.

Wir fuhren nach dem Mittagessen zum Schriffsfriedhof und standen auf dem Grund des Sees, 24m unter Moynak….Wüste, alte Wracks von vor 1979…..in ein paar Jahren sind auch diese Geschichte.

Im Aralseemuseum gab es ein wenig Input, ein alter s/w Film zeigte nochmal mehr die Katastrophe.

Wir wechselten den Fahrer, ab. jetzt 4WD und nur noch Ortskundige dürfen in den See/ Wüste.

Da es im ausgetrocknetem Seebett Gasvorkommen gibt, hat sich viel Gasindustrie entwickelt und gibt den Menschen in der Region Arbeit….aus Moynak Tristesse wurde Aralseetristesse….keine Ahnung ob die Häuser auf dem Seegrund überhaupt als Dorf bezeichnet werden oder noch unter Moynak laufen.

Im Anschluss ging es auf rund 100km in den See/ Wüste und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt.

Belohnt wurden wir mit Canyons, Ustyurt Plateau und Kurgancha Kala, einer zerfallenen Festung in der Nähe unseres Jurtencamps. 

Nach 12 Std. Fahrzeit hatten wir es geschafft. Wir standen am See, ohne Lust ins tranige Wasser zu gehen. Dieses hat den gleichen Effekt wie das Tote Meer und ist, genauso tot!

Ein skuriles Strandbad!

Unser Jurtencamp ein Highlight des Tages!

Geschmackvoll angelegt, sauber und ein echter Hingucker.

Selbst die Klos waren noch anständig und sauber, leider hielt dieses Wunder nicht bis  zum nächsten Morgen an.

Wir erkundeten das Camp, freuten uns um 20:00 Uhr über das Plov, traditionelles leckeres Reisgericht.

Gegen 21:00 Unr versuchten wir uns an Milchstraßenfotografie und huschten in unsere Jurte.

Empfindlich kalt war es mittlerweile, kaum 8 Grad zeigte das Thermometer.