99,9% aller Touristen fahren an Zanjan vorbei, wir waren die 0,1% Ausnahme. Bereits bei der Suche nach einem akzeptablen Hotel kamen wir schnell an unsere Grenzen. Es gibt ein sündhaftteures Luxushotel am Stadtrand und dann gibt es das Asia Hotel, unsere Bleibe für eine Nacht und das schlechteste Hotel (bislang) auf unserer Tour. 3x teurer als das Sina in Täbris und 3x schlechter noch dazu.
Wir wohnten ebenfalls nicht sehr zentral und da wir ziemlich spät aus Soltaniye „hereingeflattert“ waren, hielten wir es nicht lange in unserem lauschigen Zimmer aus sondern ließen uns von maps.me verirren. Den Weg, den die App gewählt hatte, versetzte uns schlagartig in die Zeit der 80er Jahre und in den Iran/ Irak Konflikt zurück, ärger sieht ne Kriegsfront auch nicht aus:
Ich kann aber zumindest versichern, dass es sich hierbei nicht um den Prachtboulevard von Zanjan handelt und das das gesamte Gebiet wohl abgerissen wird……Großbaustelle großräumig. Nach dem wir den ersten Schock überwunden hatten sahen wir dann doch noch versöhnliche Ecken der 400.000 Einwohner großen Stadt.
In den folgenden Schrein gehen nur Frauen hinein, vermutlich um für großen Kindersegen zu beten.
Wir wollten unbedingt auf den Basar und dort in eine Teestubenhöhle namens Haji Dadash, welche sehr bekannt für Dizi Sanghi, dem Nationalgericht der Iraner ist.
Der Basar gehört den Zanjanern, es gibt keinen Touritrödel, noch gibt es irgendwelche Touris…..wir wurden noch mehr angestarrt als z.B in Täbris.
Die Teestube liegt mitten im Basar, gegenüber einer Moschee und verströmt echten persischen Charme. Nette Kellner und eine coole Atmosphäre laden zum gammeln ein. Auch wir versackten,, „schei….was auf sightseeing“ ! Mit ner Kanne Tee und dem sehr guten iranischen Gebäck wurde die nahende Erkältung von Mathias bekämpft gegen 19:30 gab es dann das Nationalgericht Dizi.
Dizi ist ein sehr schmackhafter Eintropf, bestehend aus Lamm, Kartoffeln, Kichererbsen und Tomate sowie Kräutern und Lammfett von der Keule. Dizi löffelt man nicht einfach aus, sondern zelebriert das Essen. Zunächst wird das Lammfett aus dem Tontopf genommen und in der Schale mit dem Stampfer zerkleinert, Dann wird die Schale mit Brot ausgelegt und die Brühe aus dem Tontopf zugegeben. Wer mag würzt die Brühe nochmals mit Kräutern und Salz und löffelt erstmal diese aus. Danach werden die Kartoffeln, Fleisch, Kichererbsen ebenfalls zerstampft und gegessen- sauleckere Angelegenheit !
Nach unserem Mahl schlenderten wir noch durch die Bazargassen und nahmen einen anderen Ausgang. Wir standen vor der Masjed-e Jameh, der Freitagsmoschee. Jede Stadt hat eine Moschee für das große Freitagsgebet, in früheren Zeiten war dies immer die prächtigste und größte Moschee. Dies hat sich mittlerweile geändert, da die alten Gemäuer dem Bevölkerungswachstum der letzten Jahrhunderte nicht mitwuchsen.
Der Tag hatte uns geschafft und da wir am nächsten Tag nur nach Teheran zurück mussten und keine Lust mehr auf einen erneuten Stopover in Qazvin verspürten, entschieden wir uns zu einem morgendlichen Stadtbummel mit Taxifahrer. Wir wurden schnell fündig, indem wir mit einem illegalen Privattaxi zurück in unsere Kaschemme fuhren und uns Ferathun sofort und umgehend sympathisch war. Wir verabredeten uns mit ihm für 8:30 am nächsten Morgen und verzogen uns in unser anheimelndes Zimmer.
Das Hotel war voll und laut, bis nach 23:30 Uhr rannten die Gören durch die Flure, plärrten die religiösen Programme und statt Flurfunk gab es Treppenfunk auf persisch- bloss blöd das unser Zimmer neben der Treppe lag.
Am nächsten Morgen regnete es mal wieder, statt 18 Grad waren es dann nur noch 9 Grad. Als wir frühstücken wollten, stellten wir fest, dass eine gesamte Flugzeugcrew mit uns im Hotel gewohnt hat und im wahrsten Sinne des Wortes zum Abflug bereit war. Welche Airline haben wir nicht herausbekommen, die Mahan Air gilt als bessere Airline im Vergleich zu Iran Air……vermutlich war es also die Iran Air Crew, wenn ich über das Hotel nachdenke. Ich muss bei Gelegenheit mal Flugzeuguniformen googleln…..
Das Frühstück fiele ebenfalls sehr spartanisch aus, dafür war Feradhun mehr als pünktlich und fuhr uns auf unseren Wunsch zuerst zur Mir-Baha-e-Din Brücke, die von den Kadscharen erbaut wurde.
Am Fluss angekommen, fiel uns der viele Müll im Wasserlauf auf. Der Iran hat eh kein kleines Plastikproblem, insbesondere auf Höhenplateaus, wo der Wind den Dreck nett verteilt, doch der Müll im Wasser entsetzte uns sehr. Unser Fahrer erklärte uns, dass dies Überbleibsel der Überschwemmungen wären, der Müll im Fluss angetrieben werden würde….gut das Arbeiter dabei waren, den Flusslauf zu reinigen.
Nach der weltlichen Brücke versuchten wir religiös zu werden,Betonung liegt auf Versuch! Die Moscheen waren so gut wie alle noch geschlossen- das am heiligen Freitag. Deshalb gibts fast nur Fotos von außen.
Freitagsmoschee
Revolutionsdenkmal:
Fündig wurden wir in der Rasul Ullah Moschee. Diese soll zwar ein Hingucker bei Sonnenuntergang sein, wir fanden sie auch im Nieselpiesel ganz nett. Feradhun sprach mit den Imanen und wir konnten hinein, obwohl auch diese Moschee geschlossen war. Mathias durfte sogar in den Teil für die Frauen, ich hatte eh Zugang zu gesamten Moschee. …..somit bekamen wir eine Privatführung.
Wir besuchten zum Abschluß noch das archäologische Museum von Zanjan, welches eine große Besonderheit aufweisen kann…..die berühmten Salzmänner. Hierbei handelt es sich um Naturmumien, die 2004 gefunden wurden und durch Salz konserviert wurden. Die Mumien waren in einer herausragenden Verfassung, es war noch Kleidung, Schuhe, Messer, Fingernägel sogar ganze Gesichtszüge erkennbar. Leider kann ich keine Fotos präsentieren…..da diese verboten waren-gut so.
Dafür gab es noch andere Artefakte, die nennenswert sind……ich habe z.B Aladins Wunderlampe entdeckt.
Und den Schmuck und die Goldmünze hätte ich auch gerne mitgenommen.
Herzlich verabschiedeten wir uns von Feradhun der sich sehr über sein Geld freute. 500.000 Rial = 3,33 € für für 2,5 Std Stadtspaziergang.
Wir machten uns auf de Weg nach Teheran und waren am Ende echt überrascht, wie lange wir noch unterwegs waren. Erst gegen 14:00 Uhr erreichten wir den Flughafen und verwarfen unsere Idee, in die Stadt zu fahren.
Wir checkten im IBIS ein und gaben dann problemlos das Möhrchen ab. Der Renaut Tondar war uns ans Herz gewachsen, der kleine Kerl hat uns tapfer durch den Iran gefahren und auch wenn er mindestens 3-5 Schrammen und Beulen mehr von uns davon getragen hat, ich hoffe er hat noch ein langes Autoleben.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt, Mathias kurierte Rotz und ich schrieb Blog und sortierte Fotos.
Am Abend gabs Kebab im Novotel und danach hieß es waren auf die Berliner, ab jetzt reisen wir dann zu Sechst.