Mal wieder in den Harz….gefühlt zum 100x. In den 70er und 80er Jahren nach Wieda “wieder nach Wieda“ war der Leitspruch, später gesellten sich die typischen Westziele wie Bad Harzburg, Goslar, Bad Sachsa, Bad Lauterberg und Braunlage hinzu.
Nach der Wende zog es den Westberliner nach Wernigerode und Thale und mit meiner Kilimanjarobesteigung 2010 wurde der Brocken auch ein Schneeziel. Ich habe eine grenzwertige, insgesamt fast 12 Stunden dauernde Tiefschneewanderung in Erinnerung, die uns zum Brocken führte und als allgemeine Vorbereitung für den höchsten Berg Afrikas und dem höchsten freistehenden Berg der Welt diente. Sei es drum 1141m vs. 5895m haben damals gereicht….auf beiden Bergen stand ich am Gipfelkreuz!
Wir fuhren an einem der ersten schönen Apriltage des Jahres 2022 Richtung Schierke und freuten uns auf erholsame zwei Tage. Die Reise hatten uns meine Schwiegereltern zu Weihnachten geschenkt und nach 12 Jahren Brockenabstinenz kann man ja mal wieder rauf auf den Steinbrocken.
Wir kamen gut durch, unser Hundemädel war brav und nach einer kurzen Pippipause checkten wir gegen 16:00 Uhr in den Apartmentkomplex Brockenblick ohne Brockenblick in Schierke ein.
Die Anlagehatte schon bessere Zeiten gesehen, modernisiert in den 90ern, gelitten unter Corona und dem wüsten Waldsterben. Waldsterben, hervorgerufen durch den Borkenkäfer und wohl einer schlechten Politik! Der Nationalpark Harz ist tot…..Wiederaufforstung geschieht nur in geringem Maße…..Laubbäume werden gesetzt, es soll wieder Mischwald entstehen, ein moderner Urwald, der sich selbst überlassen wird, ist geplant. Schade, das werden wir zu Lebzeiten nicht mehr erleben…..
Emily begrüßte die Wohnung meiner Schwiegereltern mit einem duftenden Häufchen, wir genossen im Anschluss frisch gebackenen Rhabarberkuchen und den Blick aufs sterbende Elend in Elend!
In Braunlage bewunderten wir die Brockenmadames die überall auf Walpurgis hinwiesen….leider sind die Hexen als Souvenir nicht mehr so hübsch wie die aus den 70er Jahren.
Den Abend ließen wir am recht guten Buffet im Hotel ausklingen, einen Schlummertrunk gab es bei uns im Wohnzimmer und um 22:30 Uhr lagen wir im Bett.
Der 23.04.2022 wurde mit einem Happy Birthday eingeläutet, Mathias Mama feierte, wie im letzten Jahr, außerhalb der heimischen vier Wände.
Unser Tagesprogramm war klar, wir wollten auf den Brocken, Emily wollte Menschenkinder verzaubern. Insbesondere die ganz Kleinen Keksbeißer findet sie toll!
Zu Fuss ging es zur Bushaltestelle, erfreut Euch an den Ausblick am Hotel und der Baumtristesse in Schierke.
Bonjour Tristesse und Nein, es wurde keine Atombombe auf dieses Gebiet abgeschmissen!
Wir fuhren mit dem Bus im Schneckentempo nach Wernigerode, stellten uns dort brav an der Kasse an und meine Schwiegereltern löhnten pro Person 51,50€ pro Ticket um auf den Wumms zu kommen…..wohlbemerkt mit der Harzer Schmalspurbahn, deren Instandhaltung säuisch teuer geworden ist. Dennoch für eine Familie kaum finanzierbar und selbst der Hund war mit 9€ dabei!
Da wir nicht mit dem Traditionszug fahren durften ( Emily war in diesem nicht gerne gesehen) mussten wir noch etwas Zeit auf dem Bahnhof totschlagen, Zeit die wir für das Bewundern der Dampfloks und des pittoresken Bahnhofs nutzten.
Um 12:55 war es soweit, wir machten uns auf den Weg zum Brocken. Zur Natur, was soll ich sagen…..kahl und öde, fast bizarr. Wir versuchten hübsche Bildchen aus dem Zug, am Besten in einer Kurve.
In Schierke hieß es umsteigen, hier verweise ich auf den Schierker Feuerstein, der sowohl leibhaftig als auch flüssig erwähnenswert ist.
Die letzten Kilometer zur Bergspitze wurden waldtechnisch nicht besser, der Brocken ist wirklich baumtechnisch tot! Wir trafen Brandenburger, die mit Tränen in den Augen die Szenerie betrachteten.
Auf dem Gipfel dann großes Hallo, gesamt Ostdeutschland tummelte sich bei Erbsensuppe und strahlenden Sonnenschein im Schnee.
Emily freute sich über das unverhoffte Weiś und rollte sich in der Pracht. Wir erkundeten das Plateau, setzten Emily auf „den Brocken“ und fuhren mit der Bahn um 14:55 Uhr zurück nach Schierke.
In Schierke verließen wir den Zug und bummelten durch den Ort zur einigen Kaffeetränke. Der Weg am Berg war wenig attraktiv, ich war entsetzt, wie sich der Park verändert hat. 2010 sind wir, bei unserer abenteuerlichen Winterbesteigung ebenfalls in Schierke ins Vergnügen eingestiegen, damals stand noch dichter Wald!
Schierke Downtown ist nun ebenfalls eher unspektakulär, der Kuchen und Kaffee als auch die Sonnenterasse waren aber toll.
Nach feudalem Marzipankuchen überfielen wir den Flagshipstore des Schierker Feuersteins und deckten uns mit dem Kräuterlikör ein.
Zurück im Hotel ließen wir den Tag ausklingen.
Vor unserer Heimreise am 24.04.22 verschlug es uns für einen Bummel nach Wernigerode. Das Nest geht gefühlt immer, und erklärt sich von ganz allein. Ich vergesse mal irgendwelche geschichtlichen Erklärungen und lasse nur ein paar Bildchen sprechen.Wir bummelten durch die zentrale Fussgängerzone, genossen einen Kaffee am berühmten Rathaus und fuhren gut erholt zurück nach Berlin.