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Frankreich 2022, VII: Pont Audemer, ( Pont l‘Évêque), Le Havre

Die zwei Städte mit der Brücke im Namen standen auf dem Programm. Kälter war es inzwischen geworden, nachts wieder Minusgrade, tagsüber kaum über Null, mit strahlendem Sonnenschein.

Wir zogen nach einem üppigen Frühstück von dannen, nahmen die Autobahn und standen rd. 40 Minuten später auf dem belebten Parkplatz von Pont Audemer. Ich hatte mich nicht wirklich klug gemacht, sehr wohl wusste ich, dass Pont Audemer auch als das Venedig der Normandie bezeichnet wird, was in der Nachbetrachtung lächerlich ist.

Das www infirmierte uns darüber, dass Pont Audemer knapp 10.000 Einwohner hat und die Hauptstadt des gleichnamigen Kreises ist. Ansonsten viel Fachwerk,das kennen wir ja schon.

Wir schlichen durch die Gemeinde, suchten Venedig und fanden ein paar nette Aussichten auf den Fluß Risle mit den dazugehörenden Häusern und Brücken….Venedig fanden wir nicht.

Nach Audemer nun l‘ Évêque mit einer Pont, also Brücke. Angekommenen im Ortskern entschieden wir uns nach erstem Blick umgehend fürs Weiterfahren! Wir sahen ein hübsches ( ja, wirklich) brandenburgisches Straßendorf, mit viel Fachwerk ( das kennen wir ja nun schon ) und keine Brücke. Pont l‘ Évêque ist vor Allem für seinen Rohmilchkäse ( Camenbert nicht unähnlich ) bekannt, den es aber auch in jedem beliebigen Carrefour zu erstehen gibt. Da Emily in keine Käserei hinein darf, erübrigte sich das weitere Verbleiben. Erwähenswert,der Ort wurde nach dem zweiten Weltkrieg originalgetreu wieder aufgebaut. Mit sommerlichen Temperaturen und als Normadieneuling hätte uns der Ort sicherlich begeistert. Ich verglich ihn mit Touques,siehe: https://allcontinentsinonelife.com/frankreich-2022-iv-deauville-trouville-touques/

Wissenswertes aus dem www, hier entlang:https://meinfrankreich.com/pont-leveque/

Nachdem die Ponts „ abgegessen“ waren, überfielen wir noch einen Carrefour und kauften wichtige Dinge für Berlin ein, unsere Reise neigt sich dem Ende entgegen.

Anschließend zog es uns wie magisch nach Trouville zum Fischmarkt,wo wir ein wenig eskalierten….so wenig, dass wir keine Lust mehr auf Fisch und Meersfrüchte haben und ich komplett auf weitere Nahrungsaufnahme bis zum nächsten Morgen verzichtete.

und von dem vierten Gang ( Muscheln) gibt es kein Bild mehr

Den Nachmittag verbrachten Mathias und Emily bei uns am Meer, ich pflegte meine rechte Achillessehne,die nach drei Monaten exzessivem Laufen, echt Ermüdungserscheinungen aufweist….und bereitete mich auf Le Havre vor.

Le Havre, ach da streiten sich wohl die Geister. Nachdem wir im Sommer 2022 die Stadt noch verneint hatten, waren wir jetzt doch sehr froh,am vorletzten Urlaubstag den Weg in die Hafenstadt gefunden zu haben.

Mein Reiseführer schreibt „adieu ihr Fachwerkgassen, fini Landpartie“ und geht sogar so weit, Le Havre als „ Amoklauf in Beton, allerdings mit Stil“ zu bezeichnen. Immerhin, dieser Amoklauf ist seit 2005 Unseco Weltkulturerbe und die Herren Augste Perret und Oscar Niemeyer haben sich in Le Havre einmal mehr unsterblich gemacht.

Niemeyer, da war doch was, achja Brasilia im Milleniumsjahr 2000…..die Kacheln am Flughafen, fein säuberlich von mir gezählt, stundenlang! Heute, mit ein wenig Abstand kann ich den Werken etwas abgewinnen, in Le Havre wurden nach dem Krieg wohl große Dinge geleistet.

Die Bombardements hatten Le Havre im wahrsten Sinne des Wortes pulverisiert, die Unterstadt war nahezu zu 100% zerstört. Die Opferzahlen waren hoch,schnell musste Wohnraum her. Die Architektur der Stadt ist der sozialistischer Städte nicht unähnlich, Niemeyer lebte in Frankreich gar im Exil, da er der kommunistischen Partei Brasiliens angehörte. 105 wurde der Kerl, 1907 geboren, verstorben 2012.

Augste Perrot wird den Wenigsten etwas sagen, deshalb auch hier die Eckdaten: https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Perret

Bereits 1954 verstorben, dürfte Le Havre das letzte Meisterwerk gewesen sein. Hervorzuheben sind insbesondere die Kirche St. Joseph, dazu später mehr. Wir näherten uns der Stadt vom Hafen aus, bewunderten die vielen Docks ( Le Havre ist einer der größten Häfen Europas) und bahnten uns, zusammen mit den MSC Kreuzfahrttouris, den Weg in die Stadt.

Der Blick vom alten Hafen auf die Stadt war schon mal sensationell….alt vs. neu, im schönsten Licht, was will man mehr?. Weiter entfernt sah man schon das Highlight von Le Havre, die Saint Joseph de La Havre Kirche, die wie ein Leuchtturm aus dem Betonmeer emporkriecht ( so steht es auch im Begleitmaterial zum Bau). Vorbei am Fischmarkt ( Viele Jakobsmuschelschalen, viel Gestank) liefen wir an der Uferpromenade entlang.

Unser Objekt der Begierde, das 2007 entstandene Containerdenkmal Catène de Container.

Was uns ab dem ersten Moment in Le Havre auffiel? Breite Sichtachsen, viel grün, viele Alleen …und es ist RUHIG!

Neben der Containerart schloss sich das Museum von Malraux an, moderne Kunst natürlich. Emily darf da nicht rein, also kein Malraux für uns.

selbstredend

Wir verweilten ein wenig am Hafen, sahen den Containerschiffen zu, ehe wir uns der Innenstadt widmeten.

Immer wieder sah man Gebäude, die wie durch ein Wunder den Bombardements der deutschen Wehrmacht standgehalten hatten, so hat z.B. das alte Fort überlebt.

jede Wohnung ein Balkon. mit Meerblick

Wir kamen uns ein wenig wie auf Malle vor, auch dort sieht man ja die 50-70er Betonsünden zuhauf. Alles in Allem scheinen die Wohnungen aber toll zu sein, wie wir mit Blick in die eine oder andere Wohnung sehen konnten.

Unser Ziel war die St. Joseph Kirche, bereits der dritte Bau an gleicher Stelle. Nr. 1 wurde ab 1871 gebaut, Nr: 2 eine Baracke nach der Bombardierung und die Nr. 3, welches von Perret geplant wurde. Die Fenster des grandiosen Bauswerks stammen von Marguerite Huré, auf Wunsch des Pastors Marcel Marie, der 1945 zum ersten Jahrestag auf den Ruinen eine Messe abhielt „ Sie ( die Bewohner Le Havres) möchten das Ihre Kirche schön wird. Sie möchten, dass sie ein freundlicher Ort wird. Dann müssen sie eine Frau mit der Ausstattung der Kirchenfenster beauftragen“. Im Oktober 1957 wurde die Kirche freigegeben für Gottesdienste, Perret hat dieses nicht mehr erlebt. Der Name leitet sich übrigens von Joseph, dem Zimmermann ab….der Ort gehörte in früheren Zeiten den Handwerkszunften.

Wenn ich so viel über eine Kirche schreibe, dann muss diese etwas ganz Besonderes sein, schaut selbst:

der Turm ist 109 m hoch und soll einem Leuchtturm ähneln, passend zu Le Havre ( der Hafen)

Im Inneren wurde gregorianische Musik gespielt, leider kann man zur Zweit das Innere des Turmes nicht besteigen, die Wendeltreppe ist gesperrt.

Nach so viel Ergriffenheit musste das Meer her, der Hund wollte auch seinen Spaß…wobei dieser relativ war, der Strand ist steinig in Le Havre.

Irgendetwas fehlte noch in der Le Havre Sammlung…achja, das Hôtel d‘ Ville ( Rathaus) und das Kunstzentrum von Oscar Niemeyer „ Le Volcan“ von den Bewohnern Le Havres liebevoll Joghurtbecher genannt…..der Vergleich ist nicht schlecht.

Hôtel de Ville

Beim Joghurtbecher hatte mein lieber Mann genug „ Beton ist eine verdammte Schei…., wenn man den nicht pflegt sieht er schlimm aus“….wo er recht hat, hat er recht. Der Zahn der Zeit nagt an allen Ecken in der Stadt und ist dennoch ein gelungenes Beispiel des Wiederaufbaus.

Wir liefen langsam und allmählich wieder Richtung Schiff….ach nee, Skoda, die MSCler liefen mit uns mit. Auch wir ewig Gestrigen, an alter Architekturklebenden kamen aber dann auch noch auf unser Recht.

Die Kathedrale Notre Dame hat 1944 insofern überlebt, dass sie wieder aufgebaut werden konnte…..

Nach vier Stunden hatten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in einer netten Runde gesehen, besucht man noch einige Museen, werden zwei volle Tage für Le Havre wohl reichen. Gerne hätte ich das sehr sehenswerte Hallenbad in den Docks bewundert, wir kommen auf jeden Fall wieder! Wir hatten uns immer vor Le Havre gegruselt, heute würde ich die Stadt uneingeschränkt empfehlen.

Stadtmusikanten von Le Havre?
Der „ catchof the day“ wurde abgeladen.

Auf dem Rückweg verquatschten wir uns und verpassten die Ausfahrt auf der Autobahn, Mit ein wenig Verspätung landeten wir wieder in Deauville.

Abends gingen wir fremd! Nach dem Seafood Exzess vom vorherigen Tag, war es Zeit für Pasta. Übrigens kostet eine ordentliche Pizza 18€ in Frankreich…. Auf dem Weg durch das abendliche Deauville fanden wir noch diese Schönheit, die Mairie…..quasi die Villa Hikel ….

Die Lasagne war super und üppig, im Nachgang gab es noch einen Spaziergang rund ums Hafenbecken von Deauville, die Temperaturen sind wieder milder geworden, bis zu 13 Grad kündigen sich hier in der Region an.

Frankreich 2022,III: St. Malo, Tag 1-2 (St. Malo, Cancale, La Pointe du Grouin)

Unser Frühstück in Rouen war entspannt, Emily bekam sogar Hundekuchen von der Rezeption…sie verzauberte mit ihren braunen Glubschis und Alle waren hin & weg.

Unser Navi geleitete uns gut aus Rouen hinaus und kurz nachdem wir auf der Autobahn waren, fühlten wir uns wie Zuhause. Nur bekannte Abfahrten begleiteten uns, über Deauville, Houlgate und Caen, ging es Richtung Avranches, St. Lô nach Villedieu des Poêles und dann zum Mt. St. Michel und schlussendlich nach St. Malo in der Bretagne. Am Mont winkten wir schon mal freundlich zur Abtei, natürlich haben wir auch diesmal einen Besuch geplant.

Der Vorfrühling begleitete uns, warme Luft kam ins Auto, der Wetterbericht der nächsten Tage verspricht viel Gutes.

Unser Auto parkten wir mehr oder weniger an fast der gleichen Stelle wie im Juni und fast erwartete ich die freche Möwe, die mir den Eckair aus der Fingern reißt.

Wir checkten im Ibis ein, wurde in die Baustelle auf der dritten Etage verpflanzt und genießen ab sofort Handwerker im Schwatz…gearbeitet wird da gefühlt nie, aber nett sind se :0)!

In den Nachbarzimmern werden die Teppiche gewechselt, es geht aber ruhig im Haus zu, wie wir schnell bemerkten. Unser Zimmer 1:1 Rouen, der restliche Bereich aber weitaus hübscher.

Da uns die Fahrt doch ein wenig geschafft hatte, schmissen wir uns für zwei Stündchen ins Bett und ging erst zum Nachmittag mit Emily zum Strand, einfach nur über die Straße, herrlich.

Der erste Gang führte uns Richtung Intra Muros, siehe auch St. Malo 2022: https://allcontinentsinonelife.com/frankreich-2022-xii-saint-malo-bretagne/

Emily fegte durch den Sand und ging natürlich in den Atlantik, ich hätte darauf wetten können. Wir liefen zu der vorgelagerten Insel und bekamen andere Eindrücke von der Stadt.

Am Fort gingen wir durchs Stadttor und drehten eine Runde durch die Stadt. Viele Restaurants waren im Winterschlaf, auch unser Café de‘l Ouest….essen gehen wird schwieriger. Immerhin sahen wir auf den Speisekarten viele Jakobsmuscheln, sehr schön…alleine dafür lohnen Normandie und Bretagne im Winter.

Da uns die Restaurants alle nicht so richtig zusagten, zum Teil echt richtig teuer waren, liefen wir wieder in unsere „ Hood“ und wurden fündig. Stylischer aber bezahlbarer Laden, im Verlauf des Abends stellte sich heraus, dass es sich um einen Familienbetrieb handelte.

Dieser machte aber erst um 19:00 Uhr auf, so blieb noch Zeit für eine Tasse Cidre an der Strandpromenade. Alleine die Strandpromenade ist sehenswert, schade, dass Sturm nicht zu erwarten ist….wenn man im www mal nach tollen Szenarien sucht, St. Malo im Sturm, fantastisch!!!!

Ich lege mal einen Blogbeitrag bei und beginne mit unseren harmlosen Strandpromenadenbildern: https://blog.ankerherz.de/blog/sturm-ueber-saint-malo-mach-besser-das-fenster-zu/

Cidre aus Tassen, so trinkt man ihn in der Bretagne und Normandie

Wir bestellten kein Menü, stellten uns unser Essen selbst zusammen und blieben bei 60€, was in Frankreich absolut in Ordnung geht.

Vorspeise: St. Jaques ( Jakobsmuscheln), Mathias Tartar

Hauptspeise: Moules Frites

Nachspeise: Crepe mit bretonischen Salzkaramell

Zufrieden versprachen wir uns, hier nochmal essen zu gehen.

Der Abend ist schnell erzählt, kurz und schnell war dieser zu Ende, wir freuten uns aufs Ausschlafen, da der Sonnenaufgang bei 8:30 Uhr und der Sonnenuntergang bei 18:30 Uhr liegt.

Tag 2: Cancale und La Pointe du Grouin

Wir wollten Austern, und zwar genau von dort, wo die Dinger aus dem Wasser geholt werden !

Die Restaurants in St. Malo nahmen fast deutsche Preise und das kam uns doch irgendwie spanisch äh französisch vor.
Nachdem wir ausgeschlafen und irgendwie verschlafen hatten, schwangen wir uns gegen 9:00 aus den Federn und genossen das gute „petit dejeuner“ in Buffetform.

Das Wetter verwöhnte mit 9 Grad und schnell war unsere Entscheidung klar, ab nach Cancale. Dort erwartete uns nicht nur ein puppiges Nest sondern Austernbänke, der Blick auf den Mont St. Michel und Austern direkt am Hafen.

Cancale liegt in der Bucht vom Kirchenberg und auch wenn er wirklich weit weg war, die Umrisse waren klar erkennbar.

Wir spielten mit Emily am Strand, genossen den Blick auf den Ort und im Anschluss zwei Dutzend Austern….52 Stk. mittlerer Größe kosten hier rd. 30€.

Cancale ist ein toller Ferienort, der zum Verweilen einlädt. Jetzt im Winter bekam man schnell einen Parkplatz und überlaufen war quasi nix…..möchte nicht wissen, wie es im Hochsommer ist.

Egal wo man sich aufhält, ob Berlin oder St. Malo…zumeist erhält man Austern aus Cancale und nochmal mehr die Nr.3 ( mittlere Größe). Aufschluss geben die Austernbänke, die direkt am Hafen liegen.

Wir lernten Ein paar Leute von Reunion kennen, die ihre Familien in Frankreich besuchten. Zusammen mit diesen verputzen wir an einem Tisch unsere Austern, direkt von der Austernbank in den zwanzig Meter entfernten Marktstand und dann auf unsere Teller.

Mittlerweile war es früher Mittag geworden und nachdem wir auch noch die überall blühenden Blumen ausgiebig bewundert hatten, machten wir uns auf dem Weg zum Minkap Pointe du Grouin. Dort kraxelten wir über Stock und Stein, bewunderten die Antikriegsgrafitti am Atlantikwallbunker und schauten 1x mehr auf den Mont Saint Michel.

Die Schweinchen sind wir! Grafitti auf einem Bunker des Atlantik Walls

Auf dem Weg nach St. Malo kamen wir an diesem herrlichen Stück Strand vorbei, Mensch und Tier waren begeistert und ich hätte gegen die schicke Hütte nichts einzuwenden.

In St. Malo überfielen wir eine Tanke, Maisons du Monde und ein riesiges Carrefour. Dort erstanden wir für sehr kleines Geld Galettemehl und eine Crepe Pfanne von Tefal. Nun haben wir zwei,die Dinger haben sich auch für Omelettes bewährt.

Unser Nachmittag wurde zum relaxen genutzt,gegen 19:00 Uhr überfielen wie unseren Marrokaner für kleines Geld.

Couscous mit Merguez, lecker war es!