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Iran 2019, V: Zanjanزنجان – Teheran

99,9% aller Touristen fahren an Zanjan vorbei, wir waren die 0,1% Ausnahme. Bereits bei der Suche nach einem akzeptablen Hotel kamen wir schnell an unsere Grenzen. Es gibt ein sündhaftteures Luxushotel am Stadtrand und dann gibt es das Asia Hotel, unsere Bleibe für eine Nacht und das schlechteste Hotel (bislang) auf unserer Tour. 3x teurer als das Sina in Täbris und 3x schlechter noch dazu.

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Wir wohnten ebenfalls nicht sehr zentral und da wir ziemlich spät aus Soltaniye „hereingeflattert“ waren, hielten wir es nicht lange in unserem lauschigen Zimmer aus sondern ließen uns von maps.me verirren. Den Weg, den die App gewählt hatte, versetzte uns schlagartig in die Zeit der 80er Jahre und in den Iran/ Irak Konflikt zurück, ärger sieht ne Kriegsfront auch nicht aus:

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Ich kann aber zumindest versichern, dass es sich hierbei nicht um den Prachtboulevard von Zanjan handelt und das das gesamte Gebiet wohl abgerissen wird……Großbaustelle großräumig. Nach dem wir den ersten Schock überwunden hatten sahen wir dann doch noch versöhnliche Ecken der 400.000 Einwohner großen Stadt.

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In den folgenden Schrein gehen nur Frauen hinein, vermutlich um für großen Kindersegen zu beten.

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Wir wollten unbedingt auf den Basar und dort in eine Teestubenhöhle namens Haji Dadash, welche sehr bekannt für Dizi Sanghi, dem Nationalgericht der Iraner ist.

Der Basar gehört den Zanjanern, es gibt keinen Touritrödel, noch gibt es irgendwelche Touris…..wir wurden noch mehr angestarrt als z.B in Täbris.

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Die Teestube liegt mitten im Basar, gegenüber einer Moschee und verströmt echten persischen Charme. Nette Kellner und eine coole Atmosphäre laden zum gammeln ein. Auch wir versackten,, „schei….was auf sightseeing“ ! Mit ner Kanne Tee und dem sehr guten iranischen Gebäck wurde die nahende Erkältung von Mathias bekämpft gegen 19:30 gab es dann das Nationalgericht Dizi.

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Dizi ist ein sehr schmackhafter Eintropf, bestehend aus Lamm, Kartoffeln, Kichererbsen und Tomate sowie Kräutern und Lammfett von der Keule. Dizi löffelt man nicht einfach aus, sondern zelebriert das Essen. Zunächst wird das Lammfett aus dem Tontopf genommen und in der Schale mit dem Stampfer zerkleinert, Dann wird die Schale mit Brot ausgelegt und die Brühe aus dem Tontopf zugegeben. Wer mag würzt die Brühe nochmals mit Kräutern und Salz und löffelt erstmal diese aus. Danach werden die Kartoffeln, Fleisch, Kichererbsen ebenfalls zerstampft und gegessen- sauleckere Angelegenheit !

Nach unserem Mahl schlenderten wir noch durch die Bazargassen und nahmen einen anderen Ausgang. Wir standen vor der Masjed-e Jameh, der Freitagsmoschee. Jede Stadt hat eine Moschee für das große Freitagsgebet, in früheren Zeiten war dies immer die prächtigste und größte Moschee. Dies hat sich mittlerweile geändert, da die alten Gemäuer dem Bevölkerungswachstum der letzten Jahrhunderte nicht mitwuchsen.

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Der Tag hatte uns geschafft und da wir am nächsten Tag nur nach Teheran zurück mussten und keine Lust mehr auf einen erneuten Stopover in Qazvin verspürten, entschieden wir uns zu einem morgendlichen Stadtbummel mit Taxifahrer. Wir wurden schnell fündig, indem wir mit einem illegalen Privattaxi zurück in unsere Kaschemme fuhren und uns Ferathun sofort und umgehend sympathisch war. Wir verabredeten uns mit ihm für 8:30 am nächsten Morgen und verzogen uns in unser anheimelndes Zimmer.

Das Hotel war voll und laut, bis nach 23:30 Uhr rannten die Gören durch die Flure, plärrten die religiösen Programme und statt Flurfunk gab es Treppenfunk auf persisch- bloss blöd das unser Zimmer neben der Treppe lag.

Am nächsten Morgen regnete es mal wieder, statt 18 Grad waren es dann nur noch 9 Grad. Als wir frühstücken wollten, stellten wir fest, dass eine gesamte Flugzeugcrew mit uns im Hotel gewohnt hat und im wahrsten Sinne des Wortes zum Abflug bereit war. Welche Airline haben wir nicht herausbekommen, die Mahan Air gilt als bessere Airline im Vergleich zu Iran Air……vermutlich war es also die Iran Air Crew, wenn ich über das Hotel nachdenke. Ich muss bei Gelegenheit mal Flugzeuguniformen googleln…..

Das Frühstück fiele ebenfalls sehr spartanisch aus, dafür war Feradhun mehr als pünktlich und fuhr uns auf unseren Wunsch zuerst zur Mir-Baha-e-Din Brücke, die von den Kadscharen erbaut wurde.

Am Fluss angekommen, fiel uns der viele Müll im Wasserlauf auf. Der Iran hat eh kein kleines Plastikproblem, insbesondere auf Höhenplateaus, wo der Wind den Dreck nett verteilt, doch der Müll im Wasser entsetzte uns sehr. Unser Fahrer erklärte uns, dass dies Überbleibsel der Überschwemmungen wären, der Müll im Fluss angetrieben werden würde….gut das Arbeiter dabei waren, den Flusslauf zu reinigen.

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Nach der weltlichen Brücke versuchten wir religiös zu werden,Betonung liegt auf Versuch! Die Moscheen waren so gut wie alle noch geschlossen- das am heiligen Freitag. Deshalb gibts fast nur Fotos von außen.

Freitagsmoschee

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Eine betagte No Name Moschee- ebenfalls geschlossen

Revolutionsdenkmal:

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Fündig wurden wir in der Rasul Ullah Moschee. Diese soll zwar ein Hingucker bei Sonnenuntergang sein, wir fanden sie auch im Nieselpiesel ganz nett. Feradhun sprach mit den Imanen und wir konnten hinein, obwohl auch diese Moschee geschlossen war. Mathias durfte sogar in den Teil für die Frauen, ich hatte eh Zugang zu gesamten Moschee. …..somit bekamen wir eine Privatführung.

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Wir besuchten zum Abschluß noch das archäologische Museum von Zanjan, welches eine große Besonderheit aufweisen kann…..die berühmten Salzmänner. Hierbei handelt es sich um Naturmumien, die 2004 gefunden wurden und durch Salz konserviert wurden. Die Mumien waren in einer herausragenden Verfassung, es war noch Kleidung, Schuhe, Messer, Fingernägel sogar ganze Gesichtszüge erkennbar. Leider kann ich keine Fotos präsentieren…..da diese verboten waren-gut so.

Dafür gab es noch andere Artefakte, die nennenswert sind……ich habe z.B Aladins Wunderlampe entdeckt.

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Und den Schmuck und die Goldmünze hätte ich auch gerne mitgenommen.

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Herzlich verabschiedeten wir uns von Feradhun der sich sehr über sein Geld freute. 500.000 Rial = 3,33 € für für 2,5 Std Stadtspaziergang.

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Wir machten uns auf de Weg nach Teheran und waren am Ende echt überrascht, wie lange wir noch unterwegs waren. Erst gegen 14:00 Uhr erreichten wir den Flughafen und verwarfen unsere Idee, in die Stadt zu fahren.

Wir checkten im IBIS ein und gaben dann problemlos das Möhrchen ab. Der Renaut Tondar war uns ans Herz gewachsen, der kleine Kerl hat uns tapfer durch den Iran gefahren und auch wenn er mindestens 3-5 Schrammen und Beulen mehr von uns davon getragen hat, ich hoffe er hat noch ein langes Autoleben.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt, Mathias kurierte Rotz und ich schrieb Blog und sortierte Fotos.

Am Abend gabs Kebab im Novotel und danach hieß es waren auf die Berliner, ab jetzt reisen wir dann zu Sechst.

Iran 2019, IV: Kandovan کندوان & Soltanye سلطانيه

Der Wetterbericht hatte winterliches Wetter vorhergesagt und tatsächlich regnete es heute früh gewaltig. Wie ließen es ruhig angehen, schließlich hatten wir nur einen großen Tagesordnungspunkt und der hieß Kandovan.

Bevor wir aber in dem pittoresken Dorf ankamen, musste die Farsimöhre dringend etwas zu schlürfen bekommen und bei dollem Gewitter fuhren wir von der Haupstrecke ab und suchten Möhrchen für die Möhre. Das Wetter wurde zusehends schlechter, 5km vor Kandovan fing es an zu schneien und zu hageln. Die Wetter App sagte etwas von 4 Grad, da der weiße Rotz aber liegen blieb, muss es kälter gewesen sein. Die Vorhersage für die nächsten Tage verheißen nichts Gutes für die Region, ab Samstag schneit es wieder täglich bei Minusgrade, naja wir sind ja auch wieder 2200m hoch.

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Wir fuhren direkt ins Laleh Rocky Kandovan Hotel und hatten großes Glück, dass wir sofort einchecken konnten. Wieviel Glück wir hatten, bemerkten wir bei der Zimmerinspektion-wir hatten ein Upgrade mit Whirlpool erhalten! Das Hotel war nicht günstig gewesen, aber die einzige Option direkt im Ort zu schlafen und das auch noch in einer Lavasteinhöhle. Natürlich hatten wir uns für ein normales DZ entschieden, da aber eine chin. Reisegruppe von Maral Tours abends auftauchte, hatten wir das Upgrade erhalten, schließlich hat das Haus nur 20 Zimmer. Noch nie war ich Chinesen so dankbar gewesen…..

Lassst Euch von der Anlage verzaubern:

Bild vom späten Nachmittag, da hatte sich der Hagel und Schnee verzogen
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Unser Eingang
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Da es immer noch stark regnete und schneite verzogen wir uns erstmal in den Whirlpool und genossen die Blubbermassage, uns fehlte eigentlich nur ein Glas Sekt, undenkbar im shiitischen Iran.

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Danach genossen wir unser Zimmer, plünderten die Minbar, machten uns Nescafé und aßen leckere Waffeln mit Kaffeegeschmack.

Aufeinmal kam die Sonne heraus und Mathias stoch die Hexe! Ohjee, ausgerechnet jetzt ein Futonbett! Da aber Laufen die beste Medizin bei angeschossenem Rücken ist, machten wir uns auf den Weg ins Dorf und kehrten nach zehn Metern um! Es hagelte, schneite und regnete- bei strahlenden Sonnenschein! Verrückte Welt! Also nahmen wir das satte und zufriedene Möhrchen und kullerten die 500m ins Dorf …..da war es dann auch schon wieder trocken.

Kandovan besteht aus Lavastein/Tuffstein und ist damit geologisch den Felsenwohnungen in Kappadokien und Guadix ( Andalusien) sehr ähnlich. Die Tuffkegel sind sogar mehrstöckig mit Ställen fürs Vieh. Das Dorf ist mehrere Jahrhunderte alt, mittlerweile hat sich aber ein Unterdorf entwickelt, welches ein wenig den Zauber von Kandovan nimmt. Wir schlenderten dennoch hochzufrieden durch Schneematsch und Schlamm und freuten uns über das Dorf und den strahlenden Sonnenschein.

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Nachdem wir den Dorfkern besichtigt hatten, liefen wir auf die andere Seite des Sawand ( Fluss) und kraxelten den Hügel hinauf. Dabei genossen wir Salzkirschen ( Schattenmorellen mit Salz haltbar gemacht) , die wir vorher einer geschäftstüchtigen Hausfrau in Kandovan abgekauft hatten. Vorher warfen wir noch einen Blick in ihre Höhle- not too bad wie der Australier so sagt.

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Der Blick auf Kandovan ist nicht ganz so schön wie auf Masouleh aber wir wollen mal nicht meckern.

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Zurück im Hotel las ich mich ein wenig in den Islam ein und lernte, dass die Sunniten die orthodoxeren Muslime sind, hier im Iran die reformierteren Shiiten zB nur 3x beten am Tag als ausreichend betrachten, Christen und Juden weder verfolgt noch drangsaliert werden. Die iranischen Juden haben das Angebot Israels auf Einwanderung abgelehnt, da die iranischen Wurzeln stärker als der jüdische Glauben ist. Der IS bezeichnet die Shiiten übrigens als ungläubig! Uns war auf jeden Fall nun klar, warum wir auf die Münzen in Ardabil hingewiesen wurden und warum die Kirchen gehegt und gepflegt werden, Nichtmuslime in die Moscheen dürfen und Frauleins von Männleins nicht getrennt werden. Übrigens sind Röcke nicht gerne gesehen, obligatorisch trägt Frau Hose. Achja und noch ne überraschende Info, gleichgeschlechtliche Liebe wird nicht gerne gesehen aber theoretisch nicht verfolgt UND der Iran setzt nach Thailand die meisten Geschlechtsumwandlungen um……und revolutionär, der Staat zahlt 50% der OP Kosten. Na, nun habe ich die/den Eine/n wieder überrascht, oder????

Abends aßen wir stilvoll in der einzigen Option, in unserem Hotel. Es gab mal wieder Forelle, wir hatten am Nachmittag nen Spießchen verputzt und keinen großen Hunger.

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Mathias verschwand mit der Hexe als Begleiterin nochmal in den Whirlpool, später flimmte das erste Mal die Glotze—auf jedem Kanal religiöse Verblödung, mit Gebärdensprache. Gegen 22:30 gingen wir in Bett, die Fussbodenheizung war so hoch eigestellt, dass wir trotz offener Haustür, Minusgraden vor genau dieser, das Zimmer nicht unter 25,5 Grad bekamen. Uns stand eine schweißtreibene Nacht bevor….aus der wir viel zu früh und fix und fertig erwachten.

Das Frühstücksbuffet war erweitert iranisch, wurde aber erst ab 8:30 serviert-für uns und unsere Pläne etwas zu spät.

So kamen wir erst um 9:45 Uhr auf die Spur nach Zanjan und graulten uns ein wenig über die 420km die vor uns lagen.

Überraschenderweise war die Fahrt überhaupt nicht wild, wir verfuhren uns nicht, der Verkehr war flüssig und 125 km vor Zanjan verwöhnten grandiose Panoramen und die bunten Berge unsere Augen. Wir wurden schwach und gönnten uns ein paar Aprikosen vom Straßenrand und fuhren die 20km lange „ Bunte Berge Strecke“ gemütlich ab, inklusive ein paar Fotostops.

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Um 15:15 kamen wir in Soltaniye, der Stadt der Sultane, an und bewunderten den Dome, der ebenfalls Weltkulturerbe ist und eigentlich Oljeitu Mausoleum heißt. Der besagte Oljetu ( mongolischer Sultan) baute das Mausoleum eigentlich für die sterblichen Überreste des Imam Ali, Schwiegersohn des Propheten Mohammed, konnte aber die Ulemas ( Religionsgelehrten) nicht überzeugen, ihm den Leichnahm zu überlassen. Somit wurde Nadschaf im Irak zur zweitwichtigsten Pilgerstätte nach Mekka und nicht Soltaniye. Der Baumeister itself wurde im Mausoleum 1312 beigesetzt und liegt unter einer der größten türkisen Backsteinkuppeln weltweit.

Das Bauwerk wird zu Zeit restauriert, im Innenraum steht alles voller Gerüste, lediglich von außen ist die Pracht zu bewundern.

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Es gibt noch mehr Mausoleen im Umfeld,die ich gerne besucht hätte. Doch die Uhr machte wie immer ticktack und wir wollten auch noch ein wenig durch Zanjan bummeln. Also ließen wir uns wieder mal von maps.me in die Irre führen und fuhren auf Umwegen die 35 km zurück nach Zanjan.

Iran2019, I: Teheran تهران-Masouleh ماسوله

Als wir den Plan einer Iranreise in die Tat umsetzten, ernteten wir viele ungläubige Blicke. Geprägt von westlich-amerikanischer Medienkultur gilt der Iran im Volksmund immer nur als Vorhof zur Hölle, als Achse des Bösen, ein Unterdrückerstaat mit Atomprogramm und halbirren Ayatollahs, die ihre Söhne in den Tod schicken und die Töchter des Landes im Tschador verstecken. Natürlich ist die Politik des Iran nicht zu befürworten, doch Alle die bereits das alte Persien besucht hatten, waren begeistert von der Gastfreundschaft und Offenheit der Perser im Schatten des allmächtigen Ayatollah Khomeini.

Ich plante also meine Kleidung für den Trip sorgfältig und da wir mit allen Temperaturen zu rechnen haben , war der Rucksack auch fast 14 kg schwer. Wir lasen uns durch Fettnäpfchenführer und insbesondere die iranische Scharia wurde begutachtet. Diese ist weicher als bei den sunnitischen Wahabiten in Saudi Arabien oder als aktuelles Negativbeispiel zu nenen, in Brunei….dennoch Steinigung und Todesstrafe durch den Strang sind geläufig und werden auch praktiziert. Als Frau muss der Kopf stets und ständig verhüllt sein, die Arme sollen bis zum Ellbogen verdeckt sein, Hosen bis zum Knöchel sind obligatorsich.

Wir schliefen in der Nacht vor unserem Abflug nicht sonderlich dolle, viele Fragen und Ungewissheiten schwirrten uns doch im Kopf herum. Dreißig Minuten vor dem Wecker waren wir bereits auf den Beinen und auch mein Schwiegervater stand früher vor der Tür ! Da wir das Appleladekabel im Auto vergessen hatten, fuhren wir nochmal schnell in die Trollblume, knuddelten den weißen Teddy und machten uns auf den Weg nach TXL. Die Stadtautobahn war voll, wir standen im Stau und brauchten über eine Stunde bis zum Flughafen. Binnen 20 Minuten waren unsere Sachen aufgegeben und superpünktlich hob die Maschine gen Istanbul/Sabiha Gokcen ab. In TXL ging nichts mehr, die ankommenden Fluggäste konnten, aufgrund des Taxifahrerstreiks nur noch zu Fuss vom Flughafen wegkommen.

Neben mir saß eine Israelin, die sehr interessiert an unserem Urlaubsziel schien und sehr traurig war, dass sie aufgrund des israelischen Passes keine Chance hat, in den Iran zu fliegen. Sie besuchte ihre Tochter in Berlin und war ganz begeistert von der Offenheit in der Stadt. Von Rassismus hat sie in Berlin nichts bemerkt. Bei Landung in Istanbul hellte sich ihre Miene aufeinmal auf und sie verabschiedete sich mit den Worten „ich hab noch nen italienischen Pass, evtl. bekomme ich damit ein Visum für den Iran“!

Wir vertrieben uns die Zeit mit einem Cappuchino und dem Beobachten von Menschen. In SG starten Maschinen nach Djidda, Mekka, Kabul, Beirut, Amman, Casablanca und Kabul und die jeweilige Verhüllungstracht war jeweils für uns das Ticket für die Maschinen an der Anzeigetafel-Hijab, Burka, Niqab aber kein einziger Tschador! Die Maschine BER-IST war voll mit Kopftuchträgerinnen, die Maschine IST-IKA war komplett leer….absolut auffällig. Erst mit Verlassen der Maschine zogen sich die Perserinnen etwas über den Kopf, die letzte erst kurz vorm Grenzbeamten, der den Pass begutachtete. Neben mir saß der etwas verhungert wirkende Jamal, Deutschiraner aus Berlin, der absolut nett war und uns am Ende seine Nummer mitgab-für den Fall der Fälle!

Unter dem strengen Blick der beiden Ayatollahs Khomeini und Chameni reisten wir um 1 Uhr nachts in die shiitische Republik Iran ein oder um es mit den Worten von Meister Trumpel zu sagen „Willkommen in der Achse des Bösen“. Böse kam uns aber gar nichts vor, die Kontrolle war harmlos, weder nach Männlein und Weiblein getrennt, noch mit blöden Fragen gespickt.

An der Wechselstube tauschten wir 100€ und waren Millionäre, IR Millionäre….genauer gesagt 15 Mio IR schwer. Rial werden allerdings im Sprachgebrauch nicht mehr genutzt, Tomans sind gebräuchlicher….man streicht einfach ein paar Nullen weg, nimmt die gleichen Scheine und ist komplett verwirrt. Ihr auch? Macht nichts, Mathias-mein Finanzminister ist hier vollkommen überfordert und ich trage zwar ne Matte Kohle spazieren, setze mich damit aber nicht auseinander.

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Wir bahnten uns den Weg ins IBIS und fielen für wenige Stunden in unruhigen Schlummer. Um 7:15 (2,5‘Std ist der Iran D vorneweg) klingelte der Wecker und wir ließen uns ein sehr gutes Buffet im Novotel schmecken.

Um 8:40 waren wir bereits bei Europcar und lernten nicht nur einen reizenden älteren Herren kennen, der mir zeigen wollte, dass man in seinem Lieblingsolivenbaum Allah sehen kann ( ich bekam das Foto als Beweis mit) sondern auch unseren sehr liebenswerten Europcarmilchbubi, der einfach nur süss war. Wir einigten uns darauf, das der alte Zausel crazy gewesen war-der Europcarmensch bewunderte auch sein Fotoexemplar, gemeinsam suchten wir Allah…..und fanden nischt.

Eine Schönheit ist unser Wagen nicht, passt aber zum restlichen Fuhrpark des Irans. Vorzugsweise gibt es Autos in rostweiß, verschönert mit vielen Beulen und Blechschäden und schon fünf Minuten auf der Straße weiß man warum.

Wir sind, was Autofahren im Ausland angeht eigentlich ziemlich erfahren, Betonung liegt auf eigentlich. Die Iraner schneiden, machen aus vier Spuren sieben, sind egoistisch und verträumt, wagemutig und laufen dem Grunde nach ins offene Messer, aka Sensenmann……unglaublich. Nicht mal israelische Hitzigkeit gepaart mit palästinensischer Wut kann das, was hier auf den Straßen abläuft toppen. Bereits nach 149 km ( drei Stunden) auf dem Weg nach Qazvin bemerkte Mathias ziemlich lakonisch „ die Statistiken sprechen eigentlich schon gegen uns“….ich vertraue meinem Mann und er benutzt wenigstens die Hupe! Die Iraner benutzen nichts….keinen Blinker, kein Licht und auch nie die Hupe! Es ist immer ruhig und dunkel auf den Straßen, egal zu welcher Uhrzeit.

In Qazvin eroberten wir einen Parkplatz gegenüber der alten Karawanserei Sa‘d al Saltaneh. Im Iran sind die alten Krawansereien der Seidenstraße gerne zu Basaren umgewandelt worden und diese hier ist ein genialer Einstieg in die Geschichte Persiens. Wir erholten uns in einem Café und lernten ein paar nette Mädels kennen.

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Als nächstes eroberten wir den Azadi Square, der noch Nohrooz Deko aufweisen konnte und nen kitschigen, sozialistischen Charme versprühte.

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Der Chehel Sotun war der Königspalast von Schah Tamasp, Qazvin war einmal Hauptstadt Persiens.

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Vor unserer Weiterfahrt nach Masouleh bewunderten wir noch den Imanzadeh-ye Hossein Schrein aus dem 16 JH, der dem Sohn Imam Reza geweiht ist. Den Märtyrerfriedhof mit Kampfjet schenkten wir uns. Auf dem Rückweg entdeckten wir einen Strafzettel an der Windschutzscheibe, der nette Kioskverkäufer meinte nur lässig „no money, no money“…..hmmmm da gibts noch Klärungsbedarf.

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Da wir weder die Freitagsmoschee noch die Nabi Moschee gesehen hatten, kam Qazvin nochmal auf den Sightseeing Plan….wir kehren ja nach Teheran zurück.

227 km bis Masouleh sagte mapsme…..was rd zwei Stunden in Deutschland wären, sind im Iran quasi eine Tagesfahrt, mit viel Irrsinn auf den Straßen. Wir brauchten länger als gewollt, da wir statt der neuen Autobahn nach Rasht auf der alten, von den Russen erbauten Straße fuhren. Diese war allerdings sehr viel schöner, wir sahen die ersten bunten Berge und dennoch, ich sah manchmal neidisch auf die benachbarte Autobahn…..es wurde später und später. Das letzte Stück fuhren wir dann ebenfalls auf einem Teilstück und zahlten die Maut für die gesamte Strecke 0,30 € !

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Gegen 18:30 waren wir rd 480 km von Teheran entfernt und bereits seit 9,5 Std unterwegs und wir waren platt. Nachdem wir unsere Wohnung förmlich erkämpft hatten (wir verstanden nur Bahnhof, Mr Khademi war auf einmal eine Frau und die Telefonverbindung zwecks Klärung war so dermaßen schlecht, dass mein lieber Mann hysterisch wurde) erfreuten wir uns an iranische 60 qm mit Hocktoilette und europäischen Bad. Beheizt mit Öl und Strom, vor der Küchenzeile lag ein toller persischer Teppich, den wir gerne abgekauft hätten. Man sagt ja, dass eine persische Wohnung eingerichtet ist, wenn der Perser ausgerollt ist, somit waren wir schon sehr zufrieden, dass neben den Teppichen doch noch ein paar Möbel vorhanden waren.

Die Kellerwohnung war unsere
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In der Dämmerung schlenderten wir über die steilen Hänge in das min. 1000 Jahre alte Lehmdorf. Was in einem Haus das Dach ist, ist darüber die Straße oder Terasse oder Boden des anderen Hauses. Malerisch liegt das Nest am Hang, über 1500m hoch. Mittlerweile ein Hotspot der iranischen Touristen, am ersten Abend waren wir die einzigen Westler im Nest.

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Wir erkämpften unser Abendessen im Gilanstyle ( Kebabs mit sauren Soßen) und erfreuten uns am Preis….1,5 Mio IR= 10€! Um 22:30‘Uhr fielen wir ins Bett.

Der nächste Morgen war schwül trocken und wir schlenderten zum Aussichtspunkt auf den Ort und zum Friedhof. Dort hatten wir nicht nur einen tollen Blick auf die Lehmhäuser sondern lernten viel von der persischen Bestattungskultur. Auch ohne Worte kam Mathias mit einem Mann in Kontakt, der seinen Sohn betrauerte. Ihn trafen wir im Ort wieder und waren fast schon einheimisch.

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Verließ man den Friedhof und lief weiter bergauf, bekam man diesen wunderbaren Blick auf das gesamte Nest.

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Zurück im Dorf durfte ich immer wieder mit wildfremden, herzlichen Menschen für ein Handybild posen und schwitzte unterm Kopftuch. Gegen 11:00 Uhr gab es iranisches Frühstück ( Omelette, Walnüsse,Schafskäse, Creme und Honig) und etwas betrübt starrten wir ins Wetter-es regnete stetig mit viel Nass von oben.

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auch eine herzliche Familie, insbesondere die Dame in scharz/ golld

Nach einer weiteren,eher kurzen Runde durch den Ort, verzogen wir uns in unsere Wohnung. Wir gammelten herum und bemerkten irgendwann ein Knistern aus der Wand oberhalb der Küchenzeile….das Knistern wurde lauter, ich sah Flammen aus der Steckdose und danach ging alles ganz schnell. Mathias zog die Sicherungen, trennte die verschmorten Adern und sicherte alles mit Isolierband ab.

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Am Ende hatten wir komischerweise keinen Strom mehr auf 90% der Steckdosen, flackerndes Licht in der Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer. Die Leitungen waren total verrückt verlegt, Froggy sprach von Zirkuselektrik und wir freuten uns über die Tatsache, dass wir in der Wohnung gewesen waren…..die Hütte wäre möglicherweise komplett abgebrannt, inklusive dem Isolierband, welches nun zum Einsatz kam. Mal sehen, wie wir die Wohnung wieder an die Vermietungsdame abgeben. Gott sei Dank ist es morgen früh hell wenn wir abhauen.

Am Nachmittag hatte es aufgehört zu regnen und wir machten uns auf die Socken, in die Sonne.

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Bereits an diesem zweiten Tag gewannen wir die Iraner so lieb, wir landeten in vielen, vielen Handys….wir glauben, dass jeder Tourist auch ein Stück weit Hoffnung für die Iraner darstellt. Wir waren auf jeden Fall sehr angetan und mindestens 30 Menschen waren um mehrere Fotos von Sandra y Mathias reicher! So verdammt süß, herzlich und aufgeschlossen ….es ist uns eine Freude!

Pünktlich zur blauen Stunde liefen wir wieder hinüber zum Friedhof und bekamen von einer iranischen Familie Muffins geschenkt. Diese packte ich in die Tasche und wusste nicht, welch große Aufgabe auf die Muffins wartete.

Pünktlich mit den Nachtfotos kam das Gewitter und wir sahen zu, dass wir wieder in unsere Wohnung kamen.

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Am Abend erfreuten wir uns an der Lichtorgel, die uns seit der brennenden Steckdose begleitete….Wahnsinn, seht selbst: Video folgt!