Die diesjährige „Metropole im Herbst“ Tour brachte uns mit dem Kulturzug ins herbstliche Breslau
Ich war 2019 ebenfalls mit genau diesem ins ehemals deutsche Schlesien gefahren, dieses Mal oblag es mir, meinen lieben Kolleg* innen die Perle an der Oder näher zu bringen. Die Einen waren noch nie dort, die Anderen hatten schreckliche Erinnerungen an Reisen anno 1982 nach Breslau. Wroclaw, wie die Stadt korrekterweise genannt werden sollte, ist durch viel Schweiß und Fleiß wieder bildschön geworden, wer Sommerfotos sehen möchte, schaut bitte hier:
Wir verließen Berlin im strömenden Regen, der sich leider gen Osten nicht entschärfte, sondern schrecklicher wurde. Mit ein wenig Verspätung kamen wir am Hauptbahnhof in Breslau an und ehrlich, ich war dankbar, dass ich das Piast als Unterlunft gewählt hatte. Was 2019 bereits toll war, wurde auch in 2022 nicht schlechter…..die Lage machts einfach. Gutes Hotel der Touristenklasse, immer wieder gerne.
Wir wurden in einen eigenen Flügel verfrachtet, die Männer bezogen Einzelzimmer, die Mädels teilten sich wieder nach Blondinen und angegraute Brünette auf und kurze Zeit später liefen wir lustlos durch den Regen.
Zwei Stationen mit der Straßenbahn brachten uns zum Ring, wo wir in das erstbeste Restaurant, einer Piroggenhöhle stolperten. Dort genoss ich Zurek und Piroggen…schön wieder in Polen zu sein.
Aufgrund der Wetterlage entschieden wir uns für ein Nachhause gehen und verbrachten den Rest des Abends bei uns auf dem Zimmer, der übrig gebliebene Wein musste vernichtet werden.
Am nächsten Morgen sah die Welt wieder besser aus. Es war trocken, die Vorhersage war nicht so übel und das Frühstück überzeugte uns auch. Gegen 10:00 Uhr machten wir uns auf den Weg und ich drehte wie 2019 die gleiche Sightseeingrunde. Zunächst bewunderten wir das Kunstwerk zu den Spaziergängern im Untergrund, liefen dann in den Toleranzbezirk und warfen einen Blick auf die Synagoge. Da Sabbat war, blieb es beim Blick von außen. Mittendrin und Zwischendurch staunten wir über die Zwerge, ich pimpte meine Sammlung erheblich auf. Die hier gezeigten Wichtel sind allerdings nur exemplarisch, es würde andernfalls den Blogbeitrag sprengen!
Wieder mal standen wir vor dem Konspira und bewunderten die aufmüpfige Propaganda und natürlich die Zwerge…..meine Sammlung (siehe auch Bericht 2019) füllt sich.
Gegen Mittag waren wir auf dem Rynek/ Ring und umrundeten diesen, bevor wir in einer Bar unseren Durst stillten. Immerhin konnten wir noch auf der Terasse sitzen und den ersten Glühwein trinken, was will man mehr Anfang November.
Unser nächstes Ziel war die Schlachtbank und die Universität samt Aula und grandiosem Ausblick über die Stadt.
Alle waren begeistert mit unserem Reiseziel im Jahr 2022.
Wir warfen einen hungrigen Blick in die Markthalle, tranken einen Martinisprizz mit Blick auf die Dominsel und schlenderten gemächlich über die neu restaurierte Brücke zur Dominsel.
Dort besorgten die Einen Glühwein, die Anderen staunten über den Nachtwächter, der die Gaslampen entzündete.
Den Dom bewunderte ich, wie 2019 nur von außen und mit einem kurzen Blick durch die Scheibe am Eingang. Wir hatten kein Interesse am dunkelen Gemäuer, viel mehr wollten wir langsam etwas essen.
So zogen wir am frühen Abend, es wurde bereits um 16:30 dunkel, zurück zum Ring und gingen dort in den Schweidnitzer Keller, quasi der Rathauskeller. Leider war das Kellerverlies nicht mehr lauschig sondern ultramodern und das Essen bekam ebenfalls keine Bestnote. Egal, der Hunger trieb es rein und obwohl wir in einem gehobenen Restaurant aßen, waren die Kosten überschaubar.
Mit einem letzten Fussmarsch fielen wir. mit 16,4 km mehr in den Beinen im Hotel ein und verplauderten den Abend im Brünettenzimmer.
Auch der zweite Morgen begann mit dem recht guten Frühstück, die Sonne schien und wir freuten uns auf die Jahrhunderthalle. Diese musste ich 2019 aufgrund von Zeitnot canceln, hier war ich wirklich 1995 das letzte Mal.
Die Jahrhunderthalle hat Unsescostatus und einen grandiosen Sound. Vom Haupteingang schaut die Halle eher unspektakulär aus, die Grandiosität entfaltet sich erst vom Garten und im Inneren. Die Halle hat einen Wahnsinnsklang und die Spannweite der Kuppel war damals mit über 60m die Größte weltweit. Der Petersdom passt ganze 3x in die Halle und wer noch mehr Superlativen lesen möchte, schaut in Wikipedia nach.
Wir entschieden uns für eine Tour, bewunderten alte Fotos aus ehemals deutscher Zeit ehe wir uns an die Multimediashow heranwagten. Was für eine Gaudi, dank der 3D Brille befanden wir uns mal auf dem Gebäude, mal unter der Decke. Wir hatten so unsere Gleichgewichtsprobleme, von außen betrachtet, gaben wir wohl ein köstliches Bild ab.
Natürlich bewunderten wir die Halle auch von innen, wo gerade eine Hochzeitsmesse wütete und Paaren des Heiratsjahrgangs 2023 mit Tips und Tricks zur Rate stand.
Der Besuch japanischen Gartens muss auf den nächsten Besuch warten, da das Kassenhäuschen bereits
im Winterschlaf verfallen war. Wir entschlossen uns für den Marsch zur Grundwaldbrücke und erneut über die Dominsel. Das schöne Wetter wollte gefeiert werden, mit Kaffee und Kuchen im Gartenlokal sowie Kunst und Zwergenwirtschaft.
Da es Anfang November bereits sehr früh dunkel wurde ( um 16:30 Uhr war Schicht im Schacht) versuchten wir bereits gegen 18:00 Uhr ( nach einem Marsch durch den Stadtpark) unser Glück im Stary Klasztor. Leider hat es das Speiselokal wirklich dahin gerafft, lediglich die Kneipe exstiert noch. Wir bekamen von einem Landsmann den Tip, doch direkt neben der Markthalle das Restaurant zu versuchen und diese Empfehlung war nicht die Schlechteste. Ich hatte mal eine Haxe auf dem Teller, das gibt es wahrlich selten.
Der Marsch zurück zum Hotel war wirklich notwendig nach dieser Völlerei und wieder fielen wir nach über 15km Fussweg in unsere Heia.
Am Abreisetag zeigte sich das Wetter abermals von seiner guten Seite, auch wenn es ein wenig verhangen war.
Wir liefen zur Seilbahn der Universität, ließen uns einmal über die Oder fahren, schlenderten genau an dieser entlang und nahmen einen Abschiedstrunk am ersten Beachlokal vom Samstag…..
Mit einem letzten Abstecher bei Zabka lösten wir unsere Taschen im Hotel aus, standen uns auf dem Bahnhof die Beine in den Bauch und nahmen die Verspätung von 40 Minuten gelassen.
Der Zug kam von der ukrainischen Grenze und so mancher Mitreisende hatte nicht so schöne Erlebnisse der ketzten Tage zu erzählen wie wir. Mit uns saß ein Renterpaar am Vierertisch, die mir erzählten, dass der alte Mann sich mustern lassen musste, sie waren seit 48 Std. aus Charkiv unterwegs……Ich warf einen Blick auf den Reservistenausweis und wünschte alles erdenklich Gute.
Angekommen in Ostbahnhof stieg ich in die S- Bahn nach Ostkreuz und ließ mir mit Mann und Hund vietnamesische Küche schmecken, schön wieder mal in Breslau gewesen zu sein.
Einmal im Jahr muss ich nach Polen….hat sich irgendwie so eingebürgert und fühlt sich immer gut an.
Dieses Jahr wollten wir nicht so weit weg, meine Mama hatte ein Wochenende in Stettin geschenkt bekommen und unser Hochzeitstag und mein Geburtstag fielen auf Sonntag und Montag und damit hatte ich mich für ein verlängertes Wochenende entschieden. Das dieses Wochenende nun ausgerechnet die heißesten Tage im Monat Juni 2022 bedeuteten und in Stettin am 27.06.22 tatsächlich 38 Grad auf den Asphalt ballerten, hatte Niemand von uns im Vorfeld der Tour gewollt.
Wir fuhren gegen 9:00 Uhr aus der Trollblume los und waren bereits nach zwei Stunden in Stettin. Eigentlich wollten wir mit dem Zug fahren, der aber leider, leider zur Zeit nicht fährt und auch der Ersatzbus an diesem Wochenende nicht operierte. Gemerkt hatten wir diese Misere erst am Abend vor der Reise, Mathias fuhr mit meiner Mama zur Deutschen Bahn und stornierte die bereits gekauften Tickets.
Wer noch nie in Stettin dort war, die Stadt beginnt dort wo das Schild der Bundesrepublik Deutschland durchgestrichen ist, quasi genau auf der Grenzlinie.
Stettin ist die viergrößte Stadt in Polen, arg umkämpft und arg zerstört im zweiten Weltkrieg, da direkt an der Oder liegend und quasi die letzte Bastion vor Berlin. Vieles wurde nicht mehr aufgebaut und restauriert, Stettin hat wenig, was die ansonsten deutsch- polnische Puppenhausarchitektur ausmacht, die Sehenswürdigkeiten liegen auch recht weit auseinander, kaiserliche Alleen machen alleine das Überqueren von Straßen und Kreuzungen zu einer Herausforderung.
Ich verweise auch auf meinen recht ausführlichen Bericht aus 2019: https://allcontinentsinonelife.com/polen-2019-szczecin-stettin/ der sich auch aufgrund der besseren Fotos lohnt, Ich hatte an diesem Wochenende bewusst auf die Kamera verzichtet und mich auf Apple verlassen.
Wir fuhren zunächst zu unserem Hotel und stellten den Wagen ab. Einchecken ging natürlich noch nicht, es war gerade mal 11:00 Uhr. So schlichen 4×2 Beine und 1x 4 Pfotis mehr oder weniger enthusiastisch zur St. Jakobs Kathedrale. Genauere Angaben zum Bauwerk sind bitte dem ersten Stettinbericht zu entnehmen.
Im Gotteshaus lief eine Messe, wir verkniffen uns die intensive Besichtigung, unser Hundemädel war auch bereits wieder nervös. Die kleine Kläfferina hält das Rudel zusammen, Abtrünnige aka Klogänger, Kirchenbewunderer oder so, werden gnadenlos von ihr bestraft.
Es ging über die schönste Straße von Stettin zum Platz des Weißen Adlers und bewunderten die Überbleibsel Deutscher Archtitektur. Auch hier ist der Blick in Stettin 2019 hilfreich.
Da wir ein kleines Hungerchen verspürten liefen wir zum Schloss und setzten uns in den fast noch geschlossenen Rathauskeller. Uns gelüstete nach Tatar und Bier und so vertrödelten ein wenig den späten Vormittag.
Nachdem wir gestärkt waren, die Temperatur sich der 34 Grad Marke näherte, bewunderten wir kurz den hübschen Innenhof des Schlosses und sanken mal wieder ermattet auf eine Bank.
Ein bissel Altstadt gibt es dann aber doch noch, leider steht diese in keinem Vergleich zu den grandiosen Städten wie Breslau, Danzig, Krakau oder Posen. Der ehemalige Heumarkt wurde ganz nett restauriert, auch das alte Rathaus strahlt wieder in neuem Glanz. In den hübschen Hansehäusern sind heute Restaurants untergebracht, immerhin ist die gesamte internationale Küche vertreten.
Uns zog es zur Oder, vermessen allerdings der Wunsch auf ein wenig Abkühlung am Wasser. Auch hier schlichen die Touristen als auch Einheimische von einer Kneipe/ Restaurant zum Anderen…. und auch wir hockten uns nach 300 m Fussweg wieder auf unsere vier Buchstaben.
Der Nachmittag ist schnell erzählt, wir schlichen zurück ins Hotel, checkten ein und fielen ermattet in unsere Betten. Unser Hotel ( Rycerski) lag zentral, leider an einer lauten Verkehrsachse ( Brahma Portowa) und ist demzufolge nur eingeschränkt zu empfehlen. es gibt sicherlich bessere Alternativen in Stettin.
Nach dem erholsamen Nachmittagsschlaf meldete sich pünktlich der kleine Hunger und trampelte auf unseren Gemackssynapsen herum. Auf Fussmarsch hatten wir keine Lust und so schlenderten wir in das fussläufige Nowy Browar und genossen selbstgebrautes Bier und Hausmannskost, Rippchen, Gulasch und Co.
Zum Abschluss des Anreisetages gab es Bier und Chips aus dem Zapka an der Ecke und eine geflegte Schweissdusche in den nicht klimatisierten Zimmern. Emily lag vor dem Fenster und versuchte Luft zu erhaschen, förmlich unmöglich.
Unser Hochzeitstag, der Achte, fiel auf einen Sonntag und versprach wieder Hitze satt. Wir verspürten, nach einem recht mittelmäßigen Frühstück kaum Lust auf Sightseeing, fuhren dennoch mit der Straßenbahn zu Erich Wedel am Berliner Tor und kehrten dort auf ein kühles Getränk ein.
Beim Anblick der stylischen Philharmonie, die in ihrer Optik Eisberge symbolisieren soll, wünschten wir uns genau diese ins gluttheiße Europa….
Kurz und gut, wir waren zu nichts fähig, Abkühlung musste dringend her. Also wurde der Skoda ausgeparkt und so schnell es der Verlehr zuließ, fuhren wir zum Stettiner Haff. Dieses ist ja mehr deutsch, wie polnisch, so dass wir an unserem Ausflugsziel schon wieder in die gute alte Heimat schauten.
Nowy Warpno, also das neue Warpno ist ein Ferienort in Polen mit bescheidener Infrastruktur. Alt Warpno liegt auf der anderen Seite des Haffs, keine fünf Schiffsminuten entfernt und ist damit dann bereits wieder deutsch.
Wir besuchten den Hafen, genossen Matjesbrötchen und die Tatsache, dass es tatsächlich 10 Grad kühler am Haff war, nur 28 Grad…..quasi Winter. Das Wasser war leider auf dieser Seite der Halbinsel nicht so einladend, nicht mal Emily ließen wir ins Wasser.
Anbei ein paar Dorfimpressionen:
Wir entschlossen uns zu einer Hafftour, mit einem deutschen Anbieter und genossen die frische Luft, den Blick nach Usedom und Alt Warpno. Auch Emily konnte entspannen.
Nach einer Stunde Rundtour war es mit der Haffherrlichkeit dann auch schon wieder vorbei und mehr durch Zufall fanden wir die zentrale Badestelle von Nowe Warpno. Mathias und Emchen ließen es sich nicht nehmen und sprangen in die Fluten.
Mit einem ordentlichen Platzregen fuhren wir zurück in die Stadt, mehr als happy dieser entflohen zu sein. Da unser Abendessen am Vortag so grandios gewesen ist, blieben wir diesem treu und gingen erneut in Nowy Browar, meine Meeresfrüchte waren sehr gut.
Auch der zweite Abend in Stettin endete wie der erste, für großartige Aktivitäten war es einfach viel zu warm.
Der 27.06.2022 war nicht nur der heißeste Tag im Juni 2022 sondern auch mein 51. Geburtstag….51, ja ich kann es kaum glauben.
Meine liebe Familie sorgte dafür, dass ich einen hübschen Geburtstagstisch bekam und sich doch ein wenig Feierstimmung breit machte.
Ansonsten stand mein Geburtstag unter dem Motto Hitze und Baustellen inkl.viel Staub. Wir fuhren zunächst mit der Straßenbahn zum Café 22, welches sich im 22 Stock eines zentralen Hochhauskomplexes befindet und über einen schönen Blick auf die Stadt verfügt.
Wir genossen, neben dem Blick, eine gute Rhabarber- Limetten Limonade, Mathias konnte bereits wieder Kuchen, einen wirklich sensationellen, genießen.
Ein Polenaufenthalt ohne Piroggen wäre irgendwie nicht Polen.Deshalb bahnten wir uns über eine der Megabaustellen den Weg in die berühmteste Piroggania der Stadt und wurden, nach Überwindung von Dreck, Staub und anderen Gefahrenstellen au ch nicht entäuscht. Manche Geburtstagslage war schon schlechter…..
Der diesjährige Polenaufenthalt wurde mit einem Supermarktbesuch abgerundet und zum frühen Abend ließen wir uns eine Currywurst in Berlin schmecken.
Wir schliefen aus, Frühstück gab es erst um 9:00 Uhr, Emily blieb brav auf dem Zimmer.
Das IBIS servierte Buffet, mit Einweghandschuhen und Maske….. und es war wie immer gut bestückt und für alle Geschmäcker etwas dabei.
Das Wetter zeigte sich freundlicher als gedacht, die App hatte von 24 h Regen gesprochen und so freuten wir uns über den trockenen Boden und zogen sightseeingwillig von dannen.
Wir organisierten uns ein Tagesticket für die Tram und nahmen das erste Tagesziel Srodka und Kathedrale in Ostrow Tumski in Angriff. Leider wollte die Tram nicht dort hinfahren und so standen wir nach zwei Stationen schon wieder auf der Straße und schlenderten am Weichselufer entlang.
Emily konnte ohne Leine am Wasser laufen und nach wenigen hundert Meter standen wir in Srodka vor dem berühmten 3D Wandbild. Es zeigt eine typische Szene ( Srodka Story) in dem Vorort, der erst 1800 mit Posen eingemeindet wurde. Das Kunstwerk entstand 2015 am zentralen Marktplatz, hübsche Hotels und Cafés findet man in unmittelbarer Nähe.
Nach einer Erfrischungspause liefen wir über die Weichsel, warfen einen Blick auf das Brama Poznania ( 2013 errichtetes Museum direkt am Weichselufer) schenkten uns aber die Ausstellung über die Dominsel.
Ostrow Tumski ( Dominsel) ist der älteste Teil der Stadt, welche 968 erster Bistumssitz des Landes wurde. Dominiert wird die Insel von der Kathedrale, die bereits 966 entstand und im Feldzug der tschechischen Fürsten 1034- 38 zerstört wurde. Hier liegen die ersten Könige Polens begraben, wer mag kann einen Blick auf die Sarkophage von Mieszko I u. Boleslaw werfen.
Wir kniffen uns Schnick und Schnack, bewunderten die recht schlichte Kirche ohne Krypta und verließen schnell das Gotteshaus….polnische Tourimassen ohne. MNS waren im Anmarsch.
Wir verließen die Dominsel und schlichen in sengender Mittagshitze Richtung Innenstadt. Erst bot sich der Blick über die Weichsel, später erspähten wir die marode Neue Synagoge, die seit 2010 so vor sich hin gammelt. Diese wurde nach 1919 entweiht, nachdem die Juden von Posen Richtung Deutschland ausgewandert waren. Die Nazis verwandelten die Synagoge in ein Schwimmbad, die Polen setzten diese Nutzung fort. Mittlerweile gehört das Gelände wieder der jüdischen Gemeinde, die aber viel zu klein ist und dieses Gotteshaus wohl nie wieder nutzen wird.
In einem hübschen Hinterhofrestaurant tranken wir ein wohlverdientes Radler, leider war die Küche, aufgrund einer großen Familienfeier geschlossen.
Zur schönsten Mittagszeit waren wir wieder am Ring und da man ein „running system never changen soll“ schlugen wir wieder im just friends aus. Es gab ein mehr als feudales Mittagessen, ganz nach guter alter polnischer Reisesitte. Achtung, Fresschen von Vier….nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht!
Da das Wetter so toll war, spazierte ich nochmals ne Runde um den Platz und machte Bildchen im Sonnenschein…..was für ein Unterschied zum Vortag!
Unser nächstes Ziel war das Schloß Przemyslaw, wo wir aber nicht sehr lange verweilten, der Blick auf den Rynek nun auch nicht als spektakulär bezeichnet werden kann.
Mit einem kurzen Blick auf den Freiheitsbrunnen ( es wurde viel gebaut und lud nicht zum Verweilen ein) und dem Nationalmuseum überfielen wir einen Supermarkt und kauften wichtigsten Kleinkram für Berlin ein.
Die Tram brachte uns binnen 10 Minuten ins Hotel, für zwei Stunden fielen wir in die weiche Heia.
Gegen 19:00 Uhr machten sich nur noch 3 v. 4 auf den Weg zum Ring und staunten nicht schlecht. Gesamt Posen war auf den Beinen, gesamt Posen hielt sich an keine Coronaauflagen; erschreckend. Mit gesenktem Kopf und die Luft anhaltend liefen wir durch die Breslauer zum Rynek.
Wir ersuchten uns unser Abendessen und wurden im Baberka fündig, einem alten Traditionshaus von Posen. Wieder war das Essen zu üppig, ich blieb aber diesmal, Gott sei Dank, bei Salat.
Emily hatte viel Spaß mit den Kindern vom Nachbartisch und war einfach glücklich mit ihren Oldies unterwegs zu sein.
Nach einer Marktrunde zur blauen Stunden verließen wir fluchtartig die Innenstadt, es waren uns eindeutig zu viele Irre unterwegs und wir ersehnten Dusche und Bett.
Der letzte Tag ist schnell erzählt, Frühstück gab es wieder um 09:00 Uhr, danach checkten wir aus und fuhren mit dem PKW zum Maltasee. Dieser See wird für Ruder,-u. Kanuevents genutzt, das Ufer ist Rummelplatz für die gesamte Familie.
Mathias versuchte sich an der Sommerbobbahn, wir waren mit einer Limonade am Seeufer zufrieden.
Den Besuch des großen Stadtparks kniffen wir uns und nachdem wir noch einen kurzen Blick auf das Kaiserschloss ( für Wilhelm II erbaut) und auf das Denkmal für die Opfer des Posener Arbeiteraufstands geworfen hatten, schmissen wir uns wieder auf die Autobahn Richtung Berlin.
In Slubice machten wir nochmals Halt und gingen für die letzten Slotys sehr gut essen und einkaufen. Dort waren auch die Supermärkte am Sonntag geöffnet und mit den ersten Zutaten für eine Zurek waren wir gegen 18:00 Uhr wieder in Berlin.
Mein Fazit zu Posen fällt, wie soll es anders sein, positiv aus. Dennoch ist Poznan nicht mit Breslau oder Danzig vergleichbar, an vielen Stellen sieht man schon noch die Untaten des Sozialismus und Weltkriegsschäden.
Uns hätten zwei volle Tage in der Stadt ausgereicht, bei zwei Nächten kann man das Sightseeingprogramm aber schön gelassen angehen und demzufolge geht meine klare Empfehlung auch zu einem Wochenendtrip. Posen lässt sich gut mit Breslau verbinden, es gibt regelmäßige Zugverbindungen.
Während die „Metropole im Herbst“ Truppe wohl auch das zweite Coronajahr ohne echtes europäisches Highlight verstreichen lassen wird, machte sich im dritten Jahr in Folge „ Kleine europäische Perlen“ auf den Weg gen Osten. Unser Ziel war Posen, Poznan in Großpolen, lediglich 260km von Berlin entfernt und auf der Autobahn in rd. drei Stunden erreichbar. Das die Autobahn in Poznan endet und man in die Masuren dann die letzten 600km nur noch Landstraße fährt, haben wir in 2020 bitter lernen müssen. Die sternförmige Autobahn, die grundsätzlich in der Hauptstadt Warschau beginnt und in einer der großen Städte Polens endet, sollte man immer vor Augen haben, wenn man eine Reise nach Polen plant. Irgendwann hat man auf dieser Reise links und rechts dunkle Wälder, Trecker und Pferdegespanne vor sich …..und eine Fahrstrecke, die einen visuell 100 Jahre in der Geschichtsschreibung zurück wirft.
Wir hatten uns für das IBIS Stare Miasto entschieden, laufnah in die Altstadt und als sehr preisgünstig zu bezeichnen. Wo bekommt man für 46,50€ solch ein Zimmer mit Frühstück ?
Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht hatten, liefen wir zum Rynek,dem historischen Marktplatz. Bereits auf dem Weg ( ca. 1km) bemerkten wir, dass Posen weitaus weniger schick gemacht wurde als z.B Breslau oder Danzig. Viele Häuser sind noch verfallen, Poznan war eben auch nicht Kulturhauptstadt. Übrigens, wer glaubt das Posen lange deutsch gewesen ist, der täuscht….bereits 1919 ging Poznan an Polen, eine Folge des verlorenen ersten Weltkriegs. Um 900n Chr. war Poznan sogar erste polnische Hauptstadt, von Warschau war damals noch nicht die Rede. Der Dom von Poznan ist die älteste Kathedrale des Landes.
Wir erhaschten einen ersten Blick auf das Franziskanerkloster, welches wir später genauer „ unter die Lupe“ nahmen.
Um auf den Rynek zu kommen, muss man die Breslauer Straße hinunterlaufen und staunt nicht schlecht…viele Restaurants, Cafés, wenig Menschen die es mit den Coronaauflagen noch ernst nehmen….wir waren, gelinde gesagt, erstaunt! In 2020 habe ich Polen als vorbildlich wahrgenommen, davon war in 2021 nichts mehr zu spüren.
Auf dem Rynek suchten wir uns ein Restaurant ( Just friends) und genossen die erste Zurek des Wochenendes. Erstaunlicherweise kannten weder meine Mama noch Klaus die berühmte polnische Suppe, die sie nun auch zu ihrer Lieblingssuppe im Urlaubsländle deklarierten. Lecker das Zeug, obwohl der Name „Sauermehlsuppe“ eigentlich nichts Gutes erahnen lässt.
Leider regnete es an unserem ersten Tag zum Teil recht heftig und so turnten wir von Restaurant zu Pierogarnia und Eiscafe´.
Die Piroggen am späten Nachmittag finden noch Erwähnung, Alle handgemacht und sehr lecker.
Unser Eis am Ring war ok, sah hübsch aus war aber überdimensioniert.
Zwischen den Fressgelagen versuchten wir es immer wieder mit ein wenig Sightseeing und auch ich möchte nicht nur Fressfotos diesem Bericht beifügen.
Der Stary Rynek ( Alter Markt) ist das Herz der Altstadt und steht in Schönheit dem Langen Markt in Danzig oder auch dem Rynek in Breslau in nichts nach.
Zentraler Mittelpunkt ist das Rathaus im Renaissance Stil ( 1550-60) welches sich erheblich von den farbenfrohen Häusern abhebt. Das Rathaus gilt als Eines der schönsten Gebäude in Europa und JA….das stimmt wohl.
Was allerdings die 50er Jahre Galerie mitten auf dem Platz zu suchen hat? Hier müsste man dem Architekten den Kopf abreißen…gräßlich!
Etliche Häuser auf dem Stary Rynek wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, schnell nach 1945 wieder aufgebaut. Restauration liegt den Polen, das haben wir bereits in Breslau, Krakau, Danzig bewundern können.
Wir statteten auch dem Franziskanerkloster einen Besuch ab, waren kurz in der St. Stephans Kirche und genossen den beeindruckenden Klostergarten.
Auch in der benachbarten Ballettschule schauten wir kurz rein und erhielten prompt eine Einladung für ein Konzert um 17:00 Uhr. Angesichts der sehr laxen Haltung in Bezug auf Corona und Co ließen wir das Spektakel aber aus.
Geht man vom Franziskanerkloster Richtung Kathedrale kommt man zu einem hübschen Platz, an dem zur Zeit mörderisch gebaut wird. Wir bewunderten dennoch die Wahrzeichen von Posen, zwei kämpfende Ziegenböcke.
Nachdem wir nochmal über den Rynek geschlendert und das genannte Eis verputzt hatten, krochen wir den Kilometer zurück zu unserem Hotel. Dort blieben wir auch den restlichen Abend…..auch als uns nochmal ein kleines Hüngerchen quälte.
Hier nochmal ein paar Bildchen, nicht ganz so trüb wie die Mittagsrunde.
Das IBIS machte uns ein hervorragendes Abendessen und wir waren zufrieden, nicht mehr in die Innenstadt zu müssen und ließen den ersten Abend in Posen auf den Zimmern ausklingen. Emily verwirrte die Zwischentür, sie witterte uns permanent und sah uns nicht….das überforderte unser Hundemädchen.
Unser zweiter Tag in den Masuren begann sonnig und schnell war klar….auf gehts nach Mikolajki, ehemals Nikolaiken. Vorher genossen wir mal kurz unseren See, unsere Aussicht, unsere Mühle….im SONNENSCHEIN!
Mikolajki ist der zweite Hotspot der masurischen Seenplatte und ungefähr 35 km von Gizycko entfernt.Der Ort wirkt lieblicher und eingängiger für einen Tagestrip, lag es nun am Wetter oder an der Tatsache, dass der Ort so malerisch an einem Kanal liegt ? Wir wissen es nicht, waren aber vom ersten Anblick der Ortschaft begeistert. Mikolajki oder Nikolaiken steht für den heiligen Sankt Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer und wurde bereits 1444 urkundlich erwähnt. 1726 wurde durch den preußischen König Friedrich-Wilhelm I Stadtrechte vergeben und genau wie Olsztyn, und Gizycko stimmte Mikolajki 1920 über den Verbleib im Deutschen Reich ab. Das Ergebnis fiel identisch wie in Lötzen aus, alle Stimmen für das Deutsche Reich, keine Stimme für Polen.Das weitere Schicksal ist hinlänglich bekannt…..bis auf eine Besonderheit: Mikolajki hatte keine Kriegsschäden zu verzeichnen und eventuell stellt sich deshalb der Ort heute so puppig dar?
Wir stellten unseren Wagen jenseits der Brücke über den Zulauf zum Spirdingsee ab und genossen vor der Brücke, in einem Lokal den Exklusivblick über das Wasser und auf den Ferienort.
Wir schlenderten über die Brücke in den Ort und genossen Sonne satt. Mit uns war gefühlt Halbpolen auf den Beinen, Coronamaßnahmen? Fehlanzeige! Uns war manches Mal ganz Bange und wir hielten uns vornehm zurück.
Ich würde Mikolajki vermutlich als Standort unserem Gizycko ein wenig vorziehen ( auch wenn wir einen Tag später noch eine andere Ecken vom alten Lötzen kennenlernen durften), es sei denn man sucht die Einsamkeit….diese findet man hier auf keinen Fall.
Zum Mittag gab es eine Suppe mit Aublick und die besten süßen Piroggen unseres Urlaubs……gefüllt mit Blaubeeren, Vanillesoße und Obst! Sehr, sehr lecker……Zu unserer Ehrenrettung muss ich allerdings betonen, dass wir uns die Piroggen IMMER teilen und ich IMMER weniger von den Nudeltäschchen futtere. Ich bin trotzdem gespannt, wie die Waage in der nächsten Woche ächzen wird.
Da das Wetter am frühen Nachmittag wieder zu schwächeln anfing, fuhren wir über abenteuerliche Wege ( eine Umleitung führte uns auf Schotterpisten durch Felder und Wiesen) zurück nach Upalty. Mehrfach waren uns die Warnschilder zu Elchen und Wisenten aufgefallen ( auch in Upalty) , ein Highlight wäre so ein Tierchen schon gewesen.
Das Wetter hielt sich zu diesem Zeitpunkt noch prima und so kam unsere Emily auf ihre Kosten. Wir gingen querfeldein über Wiesen und Felder und sogen ein wenig Landluft ein. Mich begeisterten die Wiesenblumen ( Korn und Mohn standen in voller Blüte) und ich drückte oft auf den Auslöser.
Wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt, begeisterten diese kleinen Freunde unseren Hund und uns….Mathias suchte sich sofort ein Gänslein aus und nannte sie Clara.
Während wir so durch Upalty und über die Felder stolperten, dachte ich über meine Internetrecherche im Vorfeld der Reise nach.Unter Anderem wurde unter dem Begriff „Sicherheit in Pl“ insbesondere vor den Masuren gewarnt. Dies sei der ärmste Teil von Polen, was an der Besonderheit der Zuwanderung und an der exponierten Lage zu Russland liegen würde….aha….unsicher haben wir uns bislang nie im Land gefühlt, egal wo wir uns aufgehalten haben! Womit der Reiseführer aber auf sicher recht hatte war die Betrachtung der wirtschaftlichen Lage. Nimmt man mal Gizycko und Mikolajki außen vor, betrachtet die Dörfer realistisch und nüchtern , kommt man auf das gleiche Ergebnis. Ja, Ermland-Masuren ist keine wohlhabende Gegend, vorbei die Zeiten der schicken Hütten in Pommern oder Schlesien. Hier wird noch mehr schlecht wie recht in den ostpreußischen Bauernhäusern bescheiden gewohnt. Stellt man sich die Bilder in s/w vor, käme man auf eine eine andere Zeitrechnung. Wir fragten uns mehrfach, ob die Häuser über Heizungen verfügen? Die Winter sind hier auf sicher bitterkalt!
Nachdenklich ginge wir zurück in unsere Unterkunft, so sehr Polen in den Metropolen und im westlichen Teil des Landes Westeuropa in nichts nachsteht…..für den östlichen Teil gilt dies noch lange nicht.
Unser Abendessen war wieder sehr fleischlastig, die Ente war aber einen Ausrutscher wert. Wir stiegen im weiteren Verlauf der Reise zunehmend mehr auf Fisch und vegetarisch um…..leider ist die Küche in Polen so dermaßen lecker, dass man schwer an sich halten kann.
Wir sind in den Masuren, für Geschichtsfans im „alten Ostpreußen“. Heute heißt das Gebiet Woiwodschaft Ermland- Masuren, Olsztyn ist die Hauptstadt des gesamten Gebietes.
Das Wetter erinnert an Hamburg im Hochsommer, mehr wie 17-18 Grad sind in 2020 nicht drin.
Vor unserer Abfahrt aus Danzig zogen wir uns nochmal Geld aus dem ATM und aßen ein letztes Frühstück im Nanas. Wir sind uns sicher, nach Danzig müssen wir nochmal! Wir verließen die Stadt in südöstlicher Richtung, ließen einen Stop in Elblag aus. Dort kann der Oberlandkanal bewundert werden, Schiffe die über Land gezogen werden. Aufgrund der Wetterlage bezweifelten wir ein Schiff auf dem Kanal und fuhren weiter nach Allenstein/ Olsztyn. Fast jeder Berlin/in kann seine Wurzeln nach Pommern, Ostpreußen oder Schlesien zurückverfolgen. Bei mir liegen die Wurzeln meiner Großmutter väterlicherseits in Schlesien, bei Mathias in Ostpreußen im genau diesen Allenstein sowie im früheren Königsberg/ Kaliningrad. Nach rd. 2,5 Std Autofahrt kamen wir in Olsztyn an und erkannten sofort Häuserzeilen die man in Lichterfelde Ost oder in der Bahnhofstraße in Lichtenrade findet.
Laut meinem Reiseführer machte die Architektur den Polen und Ukrainern nach ihrer Ansiedlung ab 1945 schwer zu schaffen. Sie hatte wenig gemein mit der alten Heimat und führte nicht dazu bei, dass Ihnen die Gebiete heimisch wurden. Gerade in Schlesien wurde in den ersten Jahren nur in den Häusern gelebt, eher heruntergewirtschaftet als erhalten und restauriert. Das Bewusstsein kam erst später, umso schöner das vielerorts das alte Stadtbild doch noch erkennbar ist. Allenstein hat eine lange Geschichte und einige berühmte Söhne und Töchter der Stadt. Hervorheben möchte ich Nicolaus Kopernikus, der in Thorn geboren wurde, aber mehrere Jahre im Allensteiner Schloß lebte und an der Astrologie arbeitete.
Wir betraten die Altstadt durch das berühmte Tor und schlenderten über den alten Marktplatz. Schön erkennbar sind die sozialistischen Versuche mit Beton ein altes Stadtbild zu zaubern, als auch die besser gelungenen Versuche der heutigen Nachwendezeit.
Mathias Urgroßvater kam aus Allenstein, hatte die Stadt aber bereits weit vor dem zweiten Weltkrieg verlassen und in Berlin eine Familie gegründet. Dennoch war ein wenig Spurensuche bei unserem Besuch mit dabei. Da die Straßennamen logischerweise keinen deutschen Hintergrund mehr hatten, Olsztyn sich nach dem Krieg enorm vergrößert hatte, beschränkte sich unsere Suche im Vorfeld mehr auf das www, im heutigen Stadtkern wurde man nicht mehr fündig.
Ein Highlight von Olsztyn ist die Burganlage, in der Kopernikus gewirkt und gehandelt hat. Wir ersparten uns einen intensiven Besuch dieser ( kleine weiße Hunde dürfen ihr Wissen nicht erweitern), liefen aber einmal um den Komplex herum.
Wir kehrten gegen Mittag in eine vegetarische Milchbar ein, aßen uns durch ein Chili sin Carne und Zuchinisuppe. Mit einer halben Pizza Margerita und ein wenig Sonnenschein war der kleine Abstecher nach Olsztyn wirklich toll.
Mit ein ein paar Bildern aus der Innenstadt, zum Teil in schönster Erinnerung an Berliner Außenbezirke, machten wir uns wieder auf den Weg.
Ich hatte imVorfeld ein paar Infos aus Allenstein eingeholt und ein paar davon will ich mal weitergeben. Allenstein hatte im Jahr 1920 die Wahl, ob es weiterhin in Ostpreußen, im deutschen Reich verbleiben möchte, oder lieber dem neu gegründete Polen zugehören wollte. Die Entscheidung ging zugunsten der Deutschen und zwar mit fast 99% der Stimmen. Heute leben noch rd 400 Deutsche in der Stadt, seit der Versöhnung und Annäherung der 90er Jahre ist wieder ein Deutscher Club erlaubt, der komischerweise Mitgliederzahlen in die Tausende verzeichnet. In den letzten Kriegstagen war es den Deutschen verboten, sich gen Westen zu bewegen, die „Festung“ Allenstein sollte unter allen Umständen gehalten werden. Erst kurz vor knapp konnten sich Tausende noch retten, für ein Lazarett kam jede Hilfe zu spät. Die Rote Armee nahm am 22.01.1945 die Stadt ein und ermordete jeden Patienten und das gesamte Personal im Hospital. Schreckliche Verwüstungen ergingen über Allenstein, umso schöner das der Wiederaufbau gelungen ist.
Wir verließen Ermland und fuhren weiter in die Masuren, ganz weit im Nordosten Polens. Unser Ziel, Gizycko/ Lötzen liegt nur noch rd. 30-40 km von der russischen Grenze entfernt und auch das Wetter mutete russisch an. Luftlinie nach Kaliningrad rd. 100 km……schade, dass man nicht so einfach und in Coronazeitem noch viel schwieriger dort hin kommt.
Wir hatten uns für sieben Nächte in Upalty, sechs km außerhalb von Lötzen in eine alte Mühle eingemietet. Diese war weit über 100 Jahre alt und wurde von einem Antiquitätenliebhaber liebevoll aufgebaut und authentisch restauriert und möbliert. So kam es, dass wir in einem 2x2m großen Überbleibsel aus ostpreußischer Zeit schliefen, in diesem Bett sind vermutlich ganze Generationen großgezogen worden. Die Mühle ist wunderschön und hat eines der besten Restaurants der Umgebung, sehr gelobt über Trip Advisor. Wer also was Authentisches sucht, die Stary Mln ist sehr zu empfehlen. Sie liegt auch direkt an einem Badesee und die Möglichkeit auf ein kühles Bad ist zu jeder Tages,- Nachtzeit gegeben.
Bitte zurücklehnen und genießen:
An diesem ersten Abend lernten wir die wirklich gute Küche der Alten Mühle kennen. Auf der Karte waren wirklich nur masurische Gerichte, touristischen Einheitsbrei suchte man vergeblich. Da sich bei uns so langsam Müdigkeit vom schweren Essen bemerkbar machte, verblieb ich an diesem Abend bei Kartoffelpuffer und Pilzsoße, Mathias aß Wildgulasch……..naja, polnisch eben.
Wir gingen früh ins Bett und verloren uns fast in genau diesem. Selbst Emily konnte sich der Länge nach ausbreiten und wir hätten immer noch drei Kinder aus der Nachbarschaft einladen können.
Am nächsten Tag hatte uns das Schietwetter aus Deutschland endgültig eingeholt, 15 Grad und zum Teil fieser Regen.
Wir besuchten unsere Nachbarstadt Gizycko, ehemals Lötzen. Glaubt man den Reiseführern ist der Ort einer der beiden Tourizentren der Masuren. Wir waren überrascht wie städtisch Gizycko daherkam, Tourismus gar nicht auf dem ersten Blick so erkennbar. Mit Blick in Wikipedia hatte Lötzen in den Kriegsjahren ebenfalls wenig zu lachen, die Russen nahmen am 25.01.45 die Stadt ein und zerstörten diese ebenfalls systematisch.Auch hier hatte sich die Bevölkerung für den Verbleib im Deutschen Reich ausgesprochen und auch hier wurden die Einwohner ab 1946 vertrieben….sie durften eine dicke Zeche bezahlen. Sie reihten sich in die 12-14 Mio Vertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg ein. Wir bummelten durch die Stadt, schauten uns die Kirche von Schinkel von außen an und waren erstaunt, dass diese evangelisch geblieben war. Die Festung Boyen ersparten wir uns an diesem Tag. Die touristische Seite von Lötzen beschränkte sich auf den Löwentinsee und die Marina. Ebenfalls gibt es einen sehr schönen Badestrand, der allerdings bei 15 Grad wenig einladend war. Wir schlenderten rd. eine Stunde durch den Ort, stöberten auf dem alten Waldfriedhof herum, ersparten uns bei dem Wetter den alten Wasserturm und standen vor dem ältesten Haus von Lötzen, einer alten Bäckerei.
Die Hauptstraße von Gizycko hatte übrigens wieder diesen Bahnhofstraßencharme……
Unser Nachmittag. ist schnell erzählt, wir hatten alle Drei ein wenig mit dem Magen zu tun und verzogen uns auf unsere Schlafinsel mit angrenzendem Badezimmer. Mathias lag später mit dem Hund auf der Holzschaukel und schlief ein wenig in der Sonne, die sich tatsächlich am Spätnachmittag sehen ließ.
Unser Abendessen fiel zumindest für mich kleiner aus, Fischsuppe und Fisch aus dem See. Mathias versuchte sich an der polnischen Ente mit Rosinen.
Ein grandioser Sonnenuntergang entschädigte für das Regenwetter am Tage.
Unser letzter Tag in Danzig galt den Verteidigungsanlagen. Die Burg an der Weichselmündung wollte ich bloss sehen, weil mir die Optik so gut gefallen hat. Das Wetter war weiterhin strahlend, zumindest als wir ohne Frühstück das Haus verließen. Die deftige Küche zahlte Tribut, wir hatten keinen Hunger mehr!
Die Festungsanlage an der Mündung diente als Zollhaus und wurde 1482 erbaut. Bereits der Deutsche Orden hatte einen Vorgänger errichtet. Um die Zeche nicht zu prellen wurden übrigens Ketten über den Fluss gespannt, clever nicht wahr? 1562/63 umgab man den Turm mit einem Wehrsystem, errichtete Kasematten und Bastionen. Es folgten Kasernenanlagen und ein Wehrgraben. Wir schauten uns die Anlage von außen an, Emily bewunderte verbotenerweise die Kanonen in dem Kasematten von innen. Weder Festung noch Hund haben Schaden genommen!!!!!
Zurück zum Auto stellten wir fest, dass sich der Wind gedreht hatte und aus blau, tiefschwarz geworden war. Wir legten die letzten Kilometer bis zur Westerplatte noch im Trockenen zurück, pünktlich mit dem dortigen Eintreffen öffneten sich die Schleusen.
Der Begriff Westerplatte ist wie Auschwitz nicht ins Polnische übersetzt worden, diese Begriffe blieben als Eigenwörter auch nach 1945 erhalten.
Die Westerplatte ist eine Halbinsel, auf der die Polen, laut der Sonderrechte nach dem Versailler Verträgen eine eigene Militärbasis errichteten. Diese Halbinsel wurde ,zeitgleich mit der polnischen Post in der Innenstadt, am 01.09.1939 von den Deutschen angegriffen und von 189 polnischen Soldaten sieben lange Tage gehalten. Die Deutschen waren in der Übermacht (4000 Soldaten) und hatten sich den Vorstoß auf die Westerplatte einfacher vorgestellt.
Für die Polen ist die Halbinsel großer Zirkus, die Kämpfer werden als Helden verehrt. Man kann altes Kriegsgedöns kaufen und hört im Wald Schüsse aus Schießständen……wirklich wahr!
Wir verkrochen uns aufgrund der Wetterlage erstmal in eine zerbombte Ruine und harrten der Dinge. Aufgrund von Corona entschieden wir uns aber schnell zum weiteren Spaziergang im strömenden Regen, zu viele Menschen unter einem zerbombten Dach!
Um den arglosen Menschen und damit auch dem Virus zu entkommen schritten wir mit schleunigen Schritten zum Denkmal und entschlossen uns kurz vor dem Hügel, nicht ganz bis nach oben zu gehen. Es regnete einfach zu stark!
Das Mahnmal erinnert an ein in die Erde gerammtes Schwert, ziemlich gelungen…..auch wenn wir nicht bis nach oben gelaufen sind.
Kaum drehten wir dem zentralen Punkt der Westerplatte den Rücken zu, kam die Sonne wieder zum Vorschein und wir konnten uns wenigstens dem Open Air Museum widmen. Sehr interessant aufbereitet und mit den wesentlichen Informationen zum Beginn des Zweiten Weltkrieges ausgestattet.
Gegen 12:00Uhr waren wir wieder in Danzig, nun knurrte auch uns Essunwilligen der Magen und wir besuchten unsere Milchbar, keine zwei Minuten vom Hotel entfernt. Ihr erinnert Euch an meine kurze Einleitung zum Thema Milchbars….eine alte Institution, polnische Hausmannskost zu sensationellen Preisen im Kantinensril,wobei unsere Premiere sehr schick daherkam!
Es gab Bigocz, Sauerkraut mit Fleisch, Gurkensalat und Brot. Zum Nachtisch die wirklich besten Piroggen von Danzig. Mit Getränk kam das feudale Brunch keine sechs Euro, was will man mehr? Viele Touris nehmen diese Erfahrung mit.
Unser Nachmittag ist schnell erzählt. Mathias kaufte auf dem Markt die Wurstbestände leer und wir erkundeteten nochmals die Ulica Mariacka, die Frauengasse.
Blick auf die „dicke Marie“
Ab 15:30 fröhnten wir dem süßen Nichtstun, ich schrieb die Blogbeitrader letzten Tage, Mathias schlief. Erst gegen 20:30 liefen wir zur Pierogarnia und aßen Zurek und letztmalig Piroggen….auch süße mit Blaubeeren, toll!
Das Wetter hielt und ich verabschiede mich aus Danzig mit ein paar schönen Nachtaufnahmen.
Wir schliefen an unserem ersten Tag in Danzig erstmal aus und schlurften gegen 9:00 Uhr zu Nanas Pierogania um dort für 20 Zlotys ein wirklich gutes Frühstück zu genießen. Nicht das ich jeden Tag drei Eier am Morgen verputzen möchte, der Preis mit 4,60€ inkl. Kaffee ist aber einfach unschlagbar. Im Novotel wollten Sie von uns 16€ pP. für das Frühstück haben, quasi eine Frechheit für Polen.
Die Sonne schien, es hatte sich über Nacht abgeregnet, bereits am Morgen waren es rd. 19 Grad. Wir aßen draußen und freuten uns wie kleine Kinder, dass der Wettergott gnädiger war als über alle Webseiten verkündet. Wir lernten in den nächsten Tagen aber sehr wohl, dass Vorhersagen für diese Region quasi unmöglich sind……eine tägliche Husche, auch bei trockenem, stabilen Küstenwetter normal ist.
Nach dem feudalen Frühstück liefen wir vor zur Brücke und schauten uns das berühmte Panorama mit Wattenwölkchen an. Viele werden jetzt fragen, was ist eigentlich ein Krantor?
Das ehemalige Krantor wurde zum Löschen von Schiffsladungen genommen, war zu seiner Zeit das Größte auf dem Kontinent. Wann war seine Zeit…..jetzt wirds spannend, tatsächlich wurde das Krantor schon 1363 erbaut und man lügt wohl nicht, wenn man behauptet es war das größte Krantor der damaligen Welt ( zur Erinnerung, Columbus war noch nicht in See gestochen). Wir bewunderten den Wumms am Ufer der Mottlau aus allen Perspektiven und setzen dann unseren Weg über den Langen Markt, der Langgasse bis zum goldenen Tor fort.
Hier möchte ich auf das Rechtstädtische Rathaus und dem Neptunbrunnen verweisen, wo auch in Coronazeitem das Leben tobte. Ich mag gar nicht an normale Zeiten denken, Danzig dürfte dann wohl nicht sehr schön sein.
Am spitzen Turm verharrten wir kurz, der Turm fungierte früher als Gefängnis und ist legendär für die grausamen Foltermethoden im Gemäuer Heute kann Bernstein im Turm bewundert werden.
Danzig ist die Weltstadt des Bernsteins und auch ich hatte bereits im Vorfeld geplant mir einen Kettenanhänger zu kaufen, der natürlich nicht im Altweiberstil daher kommen sollte. In meiner Kindheit waren immer ältere Damen mit dem gelb-braunen Stein behangen und wenn es ganz schräg kam, konnte man noch kleine Insekten im Honigtopf bewundern! Ich sage wohl nichts Falsches, Frau von heute kann dem Bernstein nicht so viel abgewinnen…..selbst Mathias war erstaunt, als er meinen Wunsch vernahm. Näheres zu meinem Bernsteinwunsch, Corona in Danzig und dem Falt der fehlenden Kreuzfahrtschiffe an anderer Stelle.
Unser nächster Stop war die dicke Marie, die Marienkirche erbaut zw. 1343 – 1502. In ihrer Zeit war sie von 1525- 1945 evangelisch und mit Ende des Weltkrieges katholisch. Diesem Schicksal sind die meisten Kirchen östlich der Oder verfallen, Polen ist neben Brasilien, Mexiko und den Philippinen das katholischste Land der Welt. Was aber erhalten blieb, sind die alten evangelischen Inschriften, die deutsche Kanzel und andere Schmuckstücke. Auch die Nüchternheit, die man in katholischen Kirchen eher selten sieht blieb bestehen……sachlich, nüchtern, nordische Schönheit. Im Jahr 1603 hatte ein Blitz den Turm in Brand gesetzt, die rote Armee tat 1944 ihr Übriges, die Kirche war wie die gesamte Stadt Danzig zu 97% zerstört. Leider gingen auch 40% der Kunstwerke verloren, die die katholische Kirche aber nicht mit Gold und Kitsch ersetzte. Bereits 1946 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, 1955 die Kirche katholisch geweiht. Wir ersparten uns den Turm, da wir ja einzeln ins Gotteshaus gehen müssen, kleine weiße Wauzis sind auch mit bester Erziehung nicht gern in Kirchen gesehen. Da unser Hund zwar niedlich gucken kann, aber ihre Erziehung in solchen Momenten zu wünschen übrig lässt gingen wir getrennt in die Kirche und der/ die Andere stand mit dem heulenden Fellbündel vor dem Tor.
Weiter gings zur Frauengasse und dem Blick aufs Arsenal, bevor wir durch die Altstadt dem Stare Miasto liefen. Altstadt, häh….waren wir da nicht gerade? Nein, die Altstadt heißt in Danzig Rechtstadt, das Stare Miasto ( Altstadt) ist ein Nachbarbezirk und das Gdansk der kleinen Handwerkerzünfte und einfachen Leute. Es ist tatsächlich nicht älter als die Rechtstadt, hat aber auch ein paar sehr schöne Überbleibsel aus dem 14 Jh zu bieten.
Zunächst gab es einen Bierstop am Markt und einen Rundgang in genau diesem. Wir bewunderten die archäologischen Fundstücke und lernten erst später, dass der Standort des Marktes die Wiege von Danzig ist. Die Ausgrabungen zeigen einen alten Friedhof aus dem 8 Jh. Wir warfen ebenfalls einen Blick auf die kleine und alte Mühle von Danzig. Die kleine Mühle hattte nur acht Mahlräder und ist natürlich die ältere der beiden Stadtmühlen. Die Stary Mln hatte 18 Mahlräder, die notwendig waren um die freie Stadt Danzig zu versorgen. Von dem Zitel der freien Stadt war Danzig im 14 Jh. allerdings noch weit weg, der Deutsche Orden hatte den Bau angeordnet!
Ich warf noch einen Blick in die St. Katharinenkirche, die ebenfalls im 14 Jh. gebaut, im Krieg zerstört und die Metamorphose von evangelisch nach katholisch hinter sich hat. Da eine Messe zelebriert wurde, blieb ich als gute Berliner Protestantin am Eingang, bei mir bleibt die Kirche eh eher im Dorf!
Wir schlenderten weiter und mit jedem Schritt wandelte sich die Stadt Danzig zum Gdansk von heute. Die Geschichte dieser Stadt ist unwiderruflich mit dem Schicksal der Polen, der Geschichte der Deutschen, dem deutschen Orden, dem Pingpongspiel der Mächtigen und Irren verwoben. Gdansk ist aber auch ein Zeichen des Friedens, der Hoffnung und der Solidarność. Unser Ziel war die ehemalige Leninwerft, der Geburtstunde von Europa, es roch förmlich nach Freiheit und Brüderlichkeit…. Ich kann mich noch gut an den Werftstreik von 1980-1983 erinnern, Lech Walesa der mit seinem Schnurrbart einem Schwerverbrecher nicht unähnlich sah. Die Bilder waren alle grau in grau und ich als Westmädel fand die Berichterstattung spannend, zeigte es mir doch eine ganz andere, graue Welt die kaum 500 km von Berlin entfernt lag. Mein Vater erzählte mir damals von den Werftanlagen in Stettin, die ebenfalls streikten und vom Piwo, welches die Männer bereits morgens um 7:00 Uhr tranken. Polen war irgendwie immer anarchisch im Sozialismus, schade das politisch gesehen das Land sich gerade wieder zurück entwickelt. Polen hat immer für sich und seine Rechte gekämpft und sich dabei immer zäh und unbeugsam gezeigt.
Was ich nicht wußte, bereits 1970 hatte es die ersten Toten und Proteste auf der Werft gegeben und die Streiks ab 1980 waren quasi eine Fortsetzung. Es ging um Arbeiterrechte und mehr Lohn und war dennoch ein Meilenstein zur Öffnung Europas. Über Polen lag in den Jahren 80-93 das Kriegsrecht, viele Meschen wurden verschleppt, Solidarność wurde verboten und arbeitete im Untergrund. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an meine Berichte aus Breslau 2019, dort wird dieser Zeit auch erinnert.
Wir bewunderten zunächst das Denkmal, welches an den Streik von 1970 erinnert und wandten uns dann der Werft zu.
Sowohl von außen als auch von innen standen wir am Tor und versuchten uns in die Geschichte hineinzuversetzen.
Ins Museum kamen wir mit Emily nicht, ich würde es aber Jedem empfehlen. Uns blieb nur das www….. Die Werft wurde Mitte der 90er geschlossen, als China mit Dumpingpreisen den Markt übernahm. Geplant ist ein zweites Dockland, nach dem Vorbild aus London zu schaffen. Gdansk wird sich weiter wandeln und die deutsche Geschichte abstreifen.
Wie deutsch war Danzig aber nun wirklich? Der Name „ Freie Stadt Danzig“ ist wohl Jedem ein Begriff, aber wie kam es zu der Bezeichnung? Danzig wurde als das deutsche Juwel in der polnischen Krone bezeichnet, 1939 „heimgeholt ins Reich“, durch die Nazis und von der roten Armee in Schutt und Asche gelegt, von polnischen Restauratoren nach alten Stichen, Bildern und Aufzeichnungen wieder liebevoll aufgebaut. Die Deutschen in Danzig mussten zu fast 100% ihr Zuhause verlassen, Polen wurden angesiedelt. Laut meinem Reiseführer hat es nie ein größere Zwangsumsiedlung wie die nach dem zweiten Weltkrieg gegeben. Danzig war semiautonom, eine Vereinbarung aus den Verträgen von Versaille und dem Völkerbund ( Vorläufer der UNO). Rund 80% der Bevölkerung war deutsch und der Status der Stadt störte die Nazis, so dass am 01.09.1939 hier das Schicksal seinen Lauf nahm! Zum Kriesbeginn komme ich nochmal zurück, nun aber zu den harten polnischen und deutschen Fakten! Danzig wurde 997 erstmalig erwähnt, es war polabisch, also polnisch und bereits christlich geprägt, was ziemliches Pech für Adalbert von Prag war, der Gygdanyzc als Teil von Prußen ( also Preussen) bekehren wollte. 1034 zerbrach Polen zum ersten Mal, 1113-1116 unterwarf Boleslaw III wieder gesamt Pommerellen, Krakau regierte in dieser Zeit die Stadt Danzig. 1221 eroberten kurzzeitig die Dänen die Stadt, verloren diese 1225. Im 13 Jh herrschte das Herzogtum Pommerellen über die Stadt, schlussendlich gelang unter Konrad I die brandenburgische Kontrolle von Danzig. Der Deutsche Orden griff ab dem 14 Jh in die Geschichte der Stadt ein und prägte mit seinen Kirchen das Stadtbild. Danzig wurde eine bedeutende Hansestadt und Mitglied der dt. Hanse. Von 1466 bis zur zweiten Teilung von 1793 gehörte Danzig zu Polen. Als größter Ostseehafen agierte die Stadt im internationalen Getreide,- u. Holzhandel. Ab 1793 gehörte Danzig zu Preußen und erhielt nach dem ersten Weltkrieg den bereits genannten Titel „ Freie Stadt Danzig“. Wer also behauptet, dass Danzig und die Gebiete drumherum ( Ostpommern) ja schon immer deutsch waren, der liegt mal eben komplett falsch. Der Küstenort Gdynia ist sogar erst 1939 von den Deutschen besetzt und zu Gotenhafen umbenannt worden…..es war also nie wirklich deutsch!
Nach dem Werftbesuch schlenderten wir zum Museum des Zweiten Weltkrieges, bewunderten das Gebäude von Libeskind aber nur von außen, kleine weiße Hunde dürfen sich nicht weiterbilden! Da uns die Gräuel des Krieges durchaus in Krakau, Auschwitz, Yad Vashem und natürlich auch durch die Deutsche Aufarbeitung geläufig sind, war der Verzicht des Museums nicht schwerwiegend. Uns interessierte die Polnische Post, wo zeitgleich, mit dem Angriff auf die polnische Westerplatte, der 2. Weltkrieg am 01.09.1939 begann und die Welt in Schutt und Asche zerlegte.
Durch die autonome Stellung von Danzig, bekamen die Polen Sonderrechte in der Stadt, unter Anderem ein eigenes Postwesen und eine Militärbasis auf der Halbinsel Westerplatte. Dort griff die Schleswig- Holstein die Militärbasis an, 189 Polen kämpften gegen 4000 deutsche Soldaten….bittere sieben Tage, danach war die Westerplatte besiegt!
Zeitgleich wurde die Polnische Post überfallen, die 58 Mitarbeiter verschanzten sich und erhofften Rettung aus Gdynia, die nicht kam. Wer nicht im Kampf fiel, wurde später von den Nazis exekutiert. Sowohl die Westerplatte als auch die Polnische Post gelten als Sympol für den polnischen Wiederstand gegenüber den Deutschen.
Nach so viel ernster Geschichte sollte wieder Leichtigkeit her! Wir liefen durch die Rechtstadt zurück und besuchten die Brigittenkirche,die als Schutzheilige der Solidarność in den 80er Jahren fungierte. Die heilige Brigitte gilt in Polen als Kultfigur, der Leichnam der schwedischen Dame wurde 1342 hier ausgestellt, ein Denkmal erinnert an Jerzy Popieluszko, ein Priester der 1984 durch den polnischen Geheimdienst ermordet wurde….also doch nichts mit Leichtigkeit in dieser soschönen Stadt.
Wir liefen über die Speicherinsel zurück ins Hotel und genossen ein paar Aussichten und Ansichten dieser Stadt. Als Kaffeesnack gabs Piroggen mit Apfel und Zimt.
Den späten Nachmittag verbrachten wir im Hotel mit einem Nickerchen und Schönheitspflege. Frisch aufgebrezelt schlenderten wir um 18:30 an das Ufer der Mottlau, um im Gdanske Bowke richtig edel und gut essen zu gehen. Wir hatten bereits in Berlin einen Tisch reserviert, der Tip stammte aus meinem DK Reiseführer. Wir aßen uns durch drei polnische Gänge ( Tartar, Dorsch und Hefeküchlein) und fabrizierten eine, selbst für deutsche Verhältnisse, ordentliche Restaurantzeche…wobei die Summe in D noch beträchtlich höher gewesen wäre.
Bevor wir aber das gute Essen genießen konnten, erwarb ich einen Bernsteinanhänger…..1351 Zlotys waren veranschlagt, ich erhielt 75% Nachlass ( Corona und die fehlende Kreuzfahrtindustrie lässt grüßen) und konnte meinen Anhänger für 75 Euro mein eigen nennen! Am Ende spendierte mein lieber Mann den Klunlee, quasi eine winwin Situation für mich!
Gut gestärkt traten wir uns am gegenüberliegenden Mottlauufer die Füsse in den Bauch. Es wurden keine Häuser angestrahlt…..gegen 21:40 Uhr packten wir die Stative zusammen, just in diesem Moment gingen die Lichter an!
An diesem Abend gabs nur noch Nachtfotos „aus der Hand“.
Unser Trip in die Region Mähren, nach Krakau, stand noch unter dem Einfluss unseres Umzuges 2013. Wir hatten zwar mit unserer neuen Wohnung richtig viel Glück gehabt doch die Abgabe von zwei Wohnungen in denen wir lange gewohnt hatten, stellte uns vor eine große Herausforderung. Umso glücklicher waren wir, dass uns ein langes Wochenende im Juni 2013 ein wenig Entspannung bringen würde.
Unser Ziel Krakau war nach den Eindrücken aus der ersten Israelreise 2012 geboren worden, wir wollten nach Ausschwitz und auch auf den Spuren von Oskar Schindler wandeln. Nachdem wir bereits in Jerusalem am Grab von Schindler verweilt hatten, war der Besuch der Emaillefabrik quasi Pflicht.
Damals gab es noch die Air Berlin und diese verwöhnte uns erstmal mit einer saftigen Verspätung am frühen Freitagmorgen. Mit rd. drei Stunden Wartezeit in Schönefeld hoben wir ab und landeten rd. 1 Std. später auf dem Flughafen von Krakau. Mit dem Flughafenbus ging es flugs in die City, vom Busbahnhof konnten wir in unsere Unterkunft laufen. Vorher beschubsten wir uns selbst, der ATM am Flughanden verkaufte uns Zlotys zu einem mieserablen Kurs
Wir wohnten damals in einem kleinen Hostel, sehr zentral in der Einkaufsstraße von Krakau, rd. fünf Gehminuten zur Barbakane und Marktplatz entfernt.
Eine Barbakane ist ein dem Tor einer spätmittelalterlichen bzw. spätrenaissancezeitlichen Burg oder Stadtmauer vorgelagertes Verteidigungswerk. Die Barbakane von Krakau stammt aus dem 15.Jh und ist auch heute noch wunderbar erhalten. Allerdings habe ich mir das gesamte Bauwerk damals größer vorgestellt und war fast ein wenig enttäuscht.
Krakau gab im Frühsommer 2013 alles, es war sommerlich warm, fast heiß und wir genossen das schöne Wetter. Leider war es auch voll, richtig voll…..man sah vor lauter Menschen die Tuchhallen nicht.
In der Mitte des Hauptmarktes , dem zentralen Marktplatz, steht eines der beeindruckendsten Bauwerke Krakaus , die Tuchhallen, ein sehr schönes Beispiel eines Bauwerks der Renaissance. Erbaut wurden die Hallen im Mittelalter, verantworlich hierfüg war König Kasimir der Große. Später wurden hier flämische und englische Tücher gehandelt.
Nachdem wir in den Tuchhallen noch nicht dem Shoppingwahn verfallen waren, widmeten wir uns der Ostseite des Markplatzes, hier erhebt sich die Marienkirche in formvollendeter Gotik. Stüdnlich hört man ein Trompetensignal, welches zu Ehren eines Trompeters ertönt, der die Krakauer versuchte vor einem bevorstehenden Tartarenangriff zu warnen. Leider wurde der mutige Held durch einen Pfeilschuß getötet…..
In der Kirche kann der größte Altar Europas bewundert werden, dieser entstand zw. 1477 und 1489. Insgesamt betrachtet ist das Gotteshaus ein beeindruckendes Bauwerk, mich haben nur die schlechten Fotos erschreckt…..eigentlich fand ich meine damalige Kamera nicht soooo schlecht…
Nach dem Kirchenbesuch folgten noch ein paar mehr Impressionen vom Rynek Glowny ( Markplatz).
Hier sieht man die süße St. Adalbertkirche.
Die Altstadt von Krakau schließt sich dem Marktplatz an und wir erschlenderten diese an unserem ersten Abend
Den ersten Abend ließen wir mit zunftiger Küche und überdimensionalen Portionen im Pod Wawelem ausklingen….ein Restaurant, welches ich wärmstens empfehlen kann.
Am nächsten Morgen machten wir uns ausgeschlafen auf den Weg zum Wawelschloß auf dem gleichnamigen Hügel. Dort verspeisten wir stilecht ein Stück Torte und warfen einen Blick auf die Weichsel.
Die 1000jährige Wawel-Kathedrale blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück, sie fungierte als Krönungsstätte polnischer Monarchen und als Grabstätte für zahlreiche Könige und Erzbischöfe. Neben dem Nationalheiligtum liegt das Schloß und direkt an der Uferseite des Hügels liegt eine Höhle. In dieser soll der Waweldrache einst gelebt haben. Wir haben den kleinen Feuersepeier nie gesehen, nur einen Kleinen Weihnachtsdrachen für unseren alljährlichen Baum gekauft.
Nach dem Besuch der polnischen Könige widmeten wir uns dem Krakauer Viertel Kasimierz, dem heutigen Hipsterviertel. In jüngerer Geschichte spielte sich in dem ehemaligen jüdischen Viertel das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte ab und wir waren gespannt, ob wir noch auf Spuren jüdischen Lebens stoßen würden.
1494 siedelte König Jan Olbracht die Juden nach Kasimierz um. Er zog eine Mauer um die Siedlung und über mehrere Jahrhunderte hinweg fungierte Kasimierz bereits als eine Art Ghetto.
Wikiepdia beschreibt die Situation so: Kazimierz wurde zum kulturellen und religiösen Zentrum der Juden in Polen. 1497 entstand die erste Synagoge, 1521 die erste hebräische Druckerei Polens. Gelehrte wie Jakob Pollak und Moses Isserles kamen nach Kazimierz, und in der dortigen Talmud-Schule, die ihre Schüler europaweit anzog, wurden Rabbiner für ganz Polen ausgebildet. 1553 wurde die Remuh-Synagoge gebaut. Die größte Bedeutung der bis heute bestehenden sieben Gotteshäuser hatten die Alte Synagoge und die 1638 bis 1641 errichtete Isaak-Synagoge. Der Zuzug von Juden aus dem westlichen Europa, vor allem Böhmen, Deutschland, Spanien und Italien, wurde so stark, dass die jüdische Gemeinde erreichte, dass 1568 Christen die Ansiedlung im jüdischen Stadtteil verboten wurde.
Um 1800 wurde Kasimierz ein Stadtteil von Krakau und die Mauern wurden eingerissen, Juden durften im Anschluß überall in der Stadt siedeln. Nach den Novemberprognommen kamen viele Deutsche Juden in die Stadt und siedelten sich für wenige Jahre in Krakau an. Krakau gab in seiner Blütezeit 65000 Juden eine Heimat.
Mit drei „Säuberungswellen“ wurden die Krakauer Juden zunächst in das Ghetto Podgórce dann nach Plaszow ins gleichnamige KZ und am Ende nach Auschwitz deportiert. Heute leben rund 6500 Juden wieder in Krakau, die Restaurant,-u. Clubszene boomt, Klezmer überall!
Steven Spielberg brachte mit seinem Spielfilm „Schindlers Liste“ die Geschichte der Krakauer Juden wieder in das Geschichtsbewusstsein zurück und ich denke, es ging Vielen wie mir…..es bedarf eines amerikanischen Regisseurs um mir als Kind deutscher Großeltern ( die mit Sicherheit auch das Falsche gewählt haben) und Eltern von Oskar Schindler zu berichten.
Wir besuchten in Kasimierz zunächst die Tempelsynagoge. Die Männer trugen Kippa, wir durften aber gemeinsam das Gotteshaus betreten. Mit uns war noch eine Reisgeruppe in der Synagoge, so war das Erlebnis nicht ganz so ergreifend.
Im Anschluß bummelten wir ein wenig durch das Viertel, bewunderten die kleinen Kneipen, jüdische geschäfte und erfuhren auf diesem Weg, dass Kosmetikbaronin Helena Rubinstein 1870 als Chaja Rubinstein in Kasimierz geboren wurde
Unser nächstes Ziel war die DEF, Oskar Schindlers Emaillewarenfabrik. Übrigens hat Steven Spielberg etliche Szenen in Krakau und in der Fabrik gedreht. Erst seit 2010 kann man die Fabrik besuchen, einen Blick auf die Kopie der berühmten Liste werfen ( das Original liegt in Yad Vashem) und sich über das Schicksal der Krakauer und europäischen Juden informieren. Kein leichter Tobak, wobei der Besuch der Fabrik erst das Vorspiel zu unserem Auschwitzbesuch war.
Im Anschluß liefen wir zum Ghettoplatz von Podgórze, welcher fast in Sockendistanz zur Fabrik lag.
Kaum vorstellbar, dass dort Tausende Menschen in die Vernichtungslager deportiert wurden, ganze Familien und Generationen vernichtet wurde.
Uns schauderte doch waren wir froh, uns auch dem schweren Teil der Kakauer und polnischen Geschichte zu stellen, die ja auch unsere eigene Geschichte ist.
Den Nachmittag ließen wir mit leichter Kost ausklingen, abens fraßen wir uns wiederum im Pod Wawelem voll….Polska as usual!
Besuch von Auschwitz: Der nächste Morgen startete früh, wir fuhren mir einem Minibus Richtung Auschwitz. Im Vorfeld meiner Überlegungen zu diesem Bericht habe ich auch darüber nachgedacht, ob es richtig ist, auf einem Urlaubsblog Bilder von Vernichtungslagern zu zeigen. Ich habe mich dafür entschieden, da die heutige politische Lage und die Gemütsverfassung von vielen Verwirrten wieder derer entspricht, die wir seit 1945 vergessen glaubten. Auch um wachzurütteln und aufgrund der Tatsache, dass nicht Jede/r nach Auschwitz kommt, habe ich mich entschlossen über das berühmteste, das grausamste KZ der Deutschen zu berichten.
Die Fahrt zog sich und wir quälten uns in der Sommerhitze im beengten Kleinbus die rd. 100 km nach Auschwitz. Wieviel schlimmer muss der Transport in den Deportationszügen gewesen sein?
Auschwitz bestand überigens aus drei Lagern. Auschwitz-Monowitz war ein Arbeitslager, Auschwitz I ein KZ und Auschwitz- Birkenau das Vernichtungslager drei Kilometer außerhalb von Auschwitz I.
Wir besuchten zunächst das Lager Auschwitz I, Monowitz war nicht auf unserer Agenda.
Man betritt Auschwitz I durch das berühmte Tor und dem noch berühmteren Schriftzug !
Der Komplex der sich einem eröffnet, wenn man durch das Tor hindurchgetreten ist, lässt im ersten Moment an eine alte Kaserne erinnern. Tatsächlich handelt es sich bei Auschwitz I um eine alte militärische Anlage, das Krematorium, die Gaskammern sowie mehrere Barackenbauten wurden dem Komplex später hinzugefügt.
Auschwitz I wurde zu klein und aufgrund steigender Insassenanzahl wurde später Auschwitz – Birkenau erbaut ( 1941) . Himmerler besuchte 1941 Auschwitz I und legte im Nachgang die Pläne für ein KZ für mindestens 100.000 Insassen fest. Zu diesem Zeitpunkt befriedigte das KZ auch den Wunsch auf Zwangsarbeiter der IG Farben.
In allen drei Auschwitzlagern wurden rd. 1,1 Mio Juden ermordet!
Wir wurden zunächst durch die verschiendenen Häuser und Baracken geführt, sahen Habseligkeiten der Ermordeten, Zyklon B Dosen und die perfide Verwaltungsarbeit der Nazis, ALLES wurde genauestens dokumentiert. Ich möchte nicht in allen Einzelheiten auf Auschwitz eingehen, Wikipedi gibt sehr detailliert Auskunft: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz-Birkenau
Ebenfalls eine gute Informationsquelle ist die Seite des KZs itself: https://www.kzauschwitz.de/
Ich lasse hier ein wenig Bilder sprechen und gebe nur unter den Fotos eine kurze Erläuterung:
In Auschwitz I ist noch eine Gaskammer als auch ein Krematorium zu besichtigen. Die Gaskammern aus Birkenau wurden vor Ankunft der Alliierten alle in die Luft gesprengt. Birkenau hatte sechs Gaskammern., vier Krematorien.
Das Gas wird übrigens nicht durch die Duschen eingeleitet, die Kammern hatten einen Lüftungsschacht, durch diese wurden die Zuyklon B „Kiesel“ eingeleitet.
Die drei Kilometer zwischen Auschwitz I und Auschwitz Birkenau benötigten wir für einen kleinen geistigen Verschnaufer….wir fühlten uns mitgenommen und beschämt, bestürzt und todtraurig. Der polnische Guide, der mit Perfektion immer und grundsätzlich von „den Deutschen“ sprach machte es nicht besser. Wir Deutschen distanzieren uns ja immer mehr von den Gräueltaten des dritten Reiches und reden gerne von den Nazis…..da sind die Polen noch nicht angekommen, nach wie vor sind die Deutschen die Ursache allen Übels….wen wunderts, Polen hat sehr im zweiten Weltkrieg gelitten.
Auschwitz- Birkenau wurde 1941″eingeweiht“ und diente als reines Vernichtungslager. Während in Auschitz I ungefähr 100.000 Menschen zu Tode gekommen sind, wurden in Birkenau 1Mio vergast, starben an Hunger und Krankheit. sechs Gaskammern und vier Krematorien taten ihren Dienst. Man schaut heute nur noch auf die Ruinenberge, die Nazis haben versucht ihre Machenschaften zu vertuschen.
Auschwitz Birkenau verfügt über ein riesiges Areal. Was die Häftlinge damals nicht wussten, alle Bewohner des Dorfes Auschwitz wurden umgesiedelt, im Umkreis der drei KZs entstanden weitere Nebenlager, die nicht als Todeslager dienten sondern eher Gefängnissen ähnelten. Somit war eine Flucht ziemlich aussichtslos, da im Umkreis von rd. 80qkm eigentlich nur KZs, Zwangsarbeiterlager, Betriebe mit Zwangsarbeiter und Gefängnissen waren….
Heute zeigt sich Birkenau eher lieblich, an einem schönen Sommertag möchte man das Elend vergessen. Es existieren nicht mehr sehr viele Gebäude, die Nazis haben vor Allem belastende, stumme Zeitzeugen wie die Krematorien und Gaskammern weggesprengt. Einige wenige Baracken sind erhalten geblieben, welche die Tortur gut wiedergeben:
Auf den nächsten Bildern sieht man die gesprengten Gaskammern und Krematorien, die als Mahnmal nicht abgetragen wurden.
Als wir Auschwitz verließen waren wir Vier emotional ziemlich durchgeprügelt. Ich habe sogar vergessen, wo wir an diesem Abend essen gegangen sind.
Der nächste Morgen zeigte sich regnerisch, wir Vier trennten uns und verbummelten alleine die Zeit bis zum Abflug. Die Menschenmssen vom Wochenende waren nicht mehr in der Stadt, aufgrund der Wetterlage waren wir nun in der Lage, nochmal ein paar schöne Fotos von Krakaus Altstadt zu fertigen.
Unser letztes Mittagessen nahmen wir in einer Krakauer Institution ein, Pelmeni/ Piroggen direkt von Mama. Das Restaurant Przypiecek liefert die besten Pirogis Krakaus…..glaubt man den Reiseführern und Trip Advisor.
Mit der Abendmaschine flogen wir zurück nach Berlin. Wir waren viele Erfahrungen reicher und ich zog wie immer ein positives Polen Fazit. Alle meine Reisen nach Polen waren toll. Dieser Bericht ist im Vorfeld meiner Danzig/ Masurentour entstanden. Wir hoffen inständig auf eine Grenzöffnung Polens Ende Juni.
Ein letztes Wort möchte ich zu Auschwitz verlieren. Wie bereits geschrieben, nicht Jede/r kommt in den Genuss eines Besuches des Konzentrationslagers, was schade ist….meiner Meinung nach sollten weniger Klassenfahrten nach Mallorca, dafür mehr in die politische Bildung investiert werden. Vielleicht würde dies viele Probleme der Gegenwart und Zukunft lösen.
An unserem letzten Tag in Wroclaw ließen wir uns das Sonntagsfrühstück schmecken und freuten uns, dass es nicht ganz so heiß war.
Wir wollten Zwerge sammeln und nochmals einen Besuch auf dem alten Jüdischen Friedhof wagen. Der Reiseführer schreibt „wer etwas über die deutsche Vergangenheit in Breslau wissen möchte, findet diese am Allerbesten auf dem alten jüdischen Friedhof“. Gesagt, getan….wir fuhren mit der Neun, trennten uns vor dem Friedhof, Zwei gingen aufs Gelände, die anderen Zwei kümmerten sich um den kleinen Wadenbeißer.
Vorbei ging es an alten Gräber, teils auf hebräisch beschriftet, teil mit jüdischem Datum nach Talmut, datiert. Zum Teil sehr weltlich und modern, manche Gräber eher orientalisch. Überraschender Weise wurde der Friedhof nicht geschändet, man sieht zwar Einschusslöcher aus den letzten Tagen der Festung Breslau, blinde Zerstörungswut scheinen die Nazis aber nicht an den Tag gelegt zu haben. Vermutlich lag der Friedhof einfach zu weit außerhalb der Stadtgrenzen von 39-45.
Hier ein paar Impressionen, wir fanden die Gräber von Lassalle, den Eltern von Edith Stein und Hugo Heimann….bekannt durch die gleichnamige Grundschule in Neukölln. Überraschend viele Kriegsopfer des ersten Weltkrieges, die Alle fürs Vaterland gestorben sind….genau das Vaterland welches kurze Zeit später die Familienangehörigen in die Vernichtungslager geschickt hat….immer wieder. unbegreiflich und grausig.
Dennoch. haben Friedhöfe bei mir einen festen Platz im Sightseeingprogramm und so lasse ich mal wieder Bilder sprechen.
Tief. beeindruckt verließen wir den Friedhof und fuhren mit unserer Standardlinie Richtung Dominsel. Da die Dombrücke gesperrt war, mussten wir einen kleinen Umweg nehmen und erkundeten zunächst die puppige Kapelle Peter und Paul aus dem 11.Jh.
Auf der Dominsel verweilt (e) der Klerus und somit ist jedes Haus irgendeiner kirchlichen Institution angeschlossen. Die Insel gehörte nicht zur Stadt Breslau, der Bischof verwaltete diese in früheren Jahren. Wie man unschwer erkennen kann, es geht beschaulich auf der Dominsel zu, die übrigens verkehrsberuhigt ist.
Da Sonntag war, die Polen bekannt für ihre tiefe Gläubigkeit sind, lief entweder eine Messe, ein Orgelkonzert oder sonst eine religiöse Veranstaltung. Da die protestantische Brut die Veranstaltungen nicht sprengen wollte, beließen wir es mit kurzen Blicken in die Kirchen und genossen die Stimmung von außen….man sollte die Kirche im Dorf lassen :0)!
Zunächst der Blick auf die Kreuzkirche, dort wurde inbrünstig georgelt.
Wir kümmerten uns lieber um den kleinen Freund, der gegenüber der Kirche sein Unwesen trieb.
Der Dom oder auch Kathedrale genannt, wurde Johannes dem Täufer im 14 Jh. geweiht und war nach 1945 zu 70 % zerstört. Erst 1991 war der Wiederaufbau fertig und wie bereits gesagt, 1995 von innen, 2019 nur von außen bewundert. Der Zeitpunkt war mit 11:00 Uhr nicht so dolle gewählt.
Auf dem Weg, zurück in die Innenstadt, bewunderten wir die Grundwaldbrücke, quasi die Brooklyn Bridge von Breslau, und tummelten uns ein wenig am Ufer der Oder entlang. Von der Brücke gibts kein Foto, das habe ich irgendwie verpennt. Dafür war der Blick über die Oder, auf Kathedrale und Skyline der Dominsel auch sehr interessant und soooooo dörflich.
Der vorletzte Zwerg unserer Sammlung wurde Bodo getauft, warum….liegt wohl klar auf dem Bagger.
Da die Hitze uns doch ziemlich schaffte und die Uhr langsam und allmählich ticktack machte, verzichteten wir auf die Jahrhunderhalle. Diese wurde in den Jahren 1911-1913 von Max Berg erbaut und galt, insbesondere aufgrund der Dachkonstruktion als besonders bemerkenswert. Seit 2006 steht die Halle unter Weltkulturerbe und der Vollständigkeit halber habe ich ein Foto aus Wikipedia beigefügt. 1995 habe ich die Halle, die sich in ihrer Bauart am Pantheon in Rom orientiert, bereits ausgiebig bewundert. Meine Fotos von dieser Reise liegen irgendwo im Nirgendwo.
Ziemlich ermattet landeten wird im Stary Klacztor, einem alten Kloster, nun Restaurant und Bar. Und was war das für eine super Wahl! Total gemütlich eingerichtet mit dem besten Futter von Breslau.
Zuerst genossen wir Spaghetti mit Muscheln, Rippchen und Burger am Tisch. Zum Kaffee mit Apfelstrudel lümmelten wir auf der Couch.
Jedes Wochenende geht einmal zu Ende und so verabschiedete uns der letzte Zwerg vor dem Stary Klacztor, bevor wir wieder in die Linie neun stiegen.
Beim Auslösen der Taschen gab es eine kurze Aufregung, als mein Göttergatte seine EC Karte suchte, die er im Stary Klacztor vermutete. Als nahm er mit Klaus eine S- Bahn retour und stand sechs Minuten später wieder vor uns…..doch noch das Stück Plastik im Portemonnaie gefunden.
Wir vertrödelten die Zeit bis zur Abfahrt an den Wasserspielen vor dem Bahnhof und bewunderten die gelungene Restauration auch von innen.
Pünktlich fuhr der Kulturzug um 17:10 Uhr ab und um 21:19 waren wir wieder am Ostkreuz.
Unser Fazit, machen wir nochmal….mir schwebt Silvester 21 vor…sofern der Zug dann noch fährt.