Der Auflug nach Koyasan, auf den heiligen Berg Koya, mit Übernachtung in einem Tempel war mir ein großen Anliegen. Lange hatte ich nach dem passenden Tempel für uns gesucht, zu teuer sollte die Unterkunft nicht werden, ich wollte es authentisch haben und keinen Kommerztempel mit Reisegruppen. Meine Wahl fiel auf den Saizenin Tempel, die Bewertungen waren gut, insbesondere das Shojin-Ryori ( Mönchskost) wurde sehr gelobt.
Unsere Anreise nach Koyasan war schon ambitioniert. Im März hatte ein Taifun die Hauptstrecke zw. Osaka und Koyasan zerstört, wir wurden über die Dörfer geschickt und hatten mehr Glück als Verstand an diesem Morgen. Mitten im Berufsverkehr standen wir mit den Pendlern Körper an Körper im Zug nach Osaka. Da wir früher dran waren, nahmen wir die Loop Line bereits um 7:13 Uhr….das rettete uns am Ende den Tag. Wir hätten niemals einen Gleiswechsel in drei Minuten in Osaka hinbekommen. Der gesamte Bahnhof war schwarz vor Menschen.
Subway von Marutamachi nach Kyoto und dann wie folgt:
Der spannenste Teil war die Cable Car und für diese hatten wr nicht mal Tickets. In Koyasan mussten wir die Tickets für den Koya Express nachweisen, lustigerweise hatten wir nur Platzkarten, aber kein Ticket gekauft! Bis wir das Durcheinander verstanden hatten….oh Mann, der Groschen fiel in Centstücke.
Auf dem Berg angekommen verstanden wir im wahrsten Sinne nur Bahnhof! Das Bussystem erschien uns nicht einleuchtend, Gott sei Dank half der Busfahrer weiter und las mit Lupe den Busplan, Himmel hilf! Er fuhr ohne Schieleisen seinen Bus die Serpentinen ins Dorf Koya hinauf, ich war schon unglücklicher als ich nen Bus verlassen musste.
Koyasan wurde durch den Mönch Kobo Daishi gegründet und ist 1200 Jahre als. Mr.Daishi ging am 21.3.835 in die ewige Meditation ( schön ausgedrückt, wir würden sagen „er starb“) und soll bis heute Erlösung und Heilung den Gläubigen bringen, Daishi gilt als Vater der japanischen Kultur, die erste Schule in Japan wurde von ihm gegründet. Es gibt heute noch 117 Tempelanlagen, Viele wurden in großen Feuern zerstört. Frauen dürfen seit 1872 auf den heiligen Berg. Heute bieten ungefähr 50 Tempel Unterkünfte ( Shukobo) und Shojin-Ryori ( vegane Mönchskost) an.
Kōyasan ist seit 2004 Weltkulturerbe.
Der Saizenin entpuppte sich als sehr schöner Tempel mit Pilgerübernachtung ( Shukobo). Die Tempelanlage wurde durch einen Priester, namens Myojyaku, gegründet und brannte in 1115 vollkommen ab. Ein Adeliger namens Sensyo baute die Anlage wieder auf, das Datum habe ich nicht herausbekommen. Interessant könnte für den Leser sein, dass bis heute eine tiefe Verbindung zum heiligen Shinran und zum Gründer von Panasonic Konosuke Matsushita gepflegt wird.
Wir wurden superfreundlich empfangen, die Schuhe mußten während des gesamten Aufenthaltes vor der Tür lüften, wir bekamen Schlappen und fürs Klo gibts mal wieder Toilettenpantoffeln.
Anbei ein paar Tempelimpressionen, unser Zimmer war wirklich erstklassig!
Neben den Tempeln gilt der uralte Friedhof als das große Highlight von Koya. Da wir irgendwie keine Lust mehr auf Tempel verspürten, sahen wir nur noch welche im Dauerregen von außen und konzentrierten uns auf den Friedhof.
Koyasan:
Der Friedhof, namens Okunoin, ist das eigentliche Highlight vom heiligen Berg. Die Gräber sind zum Teil 1200Jahre alt, die Gräber wurden zum Teil beschrieben, es war sehr interessant zwischen den alten Steinen und dem Moos zu streunen. Das Wetter hätte übrigens nichf besser sein können.
Hier ein paar Impressionen, wir kamen nicht durch das Areal, er ist viel zu groß. Wir hatten allerdings viel Spaß auf dem Gelände mit den uralten Gräbern. Im neueren Teil kann man die Firmengräber suchen gehen ( ich fand Panasonic) und noch einige andere japanische Firmen, bizarr.
Nach rd. 7 km in den Beinen und einem Macha-Schokokuchen im Magen, kamen wir wieder im Saizenin an und verschnauften vor dem kulinarischen Highlight ein wenig auf unserem Zimmer. Wir konnten uns grünen Tee aufkochen und schwupps war es 17:20 und unser Shoji-Ryori wurde von den Mönchen des Hauses serviert. Die hier gezeigte Nahrung ist übrigens Weltkulturerbe, da nur natürliche Zutaten, keine Farbmittel, keine Würzmittel erwendet werden.
Wir speisten auf unserem Zimmer und das Essen wurde wirklich zelebriert. Mathias hatte japanische Musik im Ipad geladen und somit waren wir auch musikalisch gut unterwegs.
Der Abend verlief ruhig auf unserem Zimmer. Mathias war noch im Onsen, gemeinsam jagten wir eine japanische Thekla, da totmachen in einem buddhistischen Tempel nun wirklich nicht geht. Ich erinnere mich gerne an eine Begegnung in Tibet, als Mathias im Bus Mücken gejagt und getötet hat. Der Blick von Tenzing und unserem Fahrer war unbezahlbar. Die beiden Tibeter haben die Mücken gefangen, sich stechen lassen und wieder befreit!
Nach unserer Karmarettung und aufgrund der Tatsache, das bereits um 6:30 Uhr zum Morgengebet geladen wurde, gingen wir um 21:15 Uhr in die Futon Heia. Als Einschlafmantra hörten wir uns das berühmte tibetische Om Mani Padme Um an und versanken in leichte und unruhige Träume
Unsere Nacht war so lala, die Räume waren zwar warm, der Gang auf die Toiletten (bei einem alten Tempel natürlich außerhalb) wurde zur Tortur…..es war saukalt in den Bergen und die Gänge des Holzhauses waren natürlich nicht beheizt.
Kurz vor 6:00 klingelte der Wecker, wir machten Katzenwäsche, packten unseren Kram und schlurften in Pantoffeln zum Morgengebet. Aus den Nachbartempeln hörten wir bereits die Gesänge und auch unsere zwei Mönche gaben Alles. Bilder gibt es von der Zeremonie nicht da fotografieren untersagt war im Tempel ( ist in fast allen Tempeln Japans so).
Weg zum Tempel
Blick,vom Tempel zum Haupthaus:
Nach 30 Minuten innerer Einkehr gab es für uns nochmals Shyon-Ryori Kost, eigentlich ein Abklatsch vom gestrigen Dinner. So lecker wie wir es bei den zwei Mahlzeiten auch fanden ( ich könnte allerdings auf den in Sirup getränkten Tofu mit Gemüse verzichten, schmeckte wie nasser süßer Schwamm und erinnerte an Sponge Bob), umsteigen auf die Kost möchte Keine/r von uns Zwei.
Um 7:45 sagten wir dem Tempel Lebewohl und trotteten mit unserem Kram die Hauptstraß entlanf. Uns erwartete ein harter Reisetag nach Himeji.