Oh, was waren wir froh, als der Wecker um 4:30 Uhr klingelte, wir durften weg…..weg aus dieser Atmosphäre! Natürlich kam das Taxi zu spät, natürlich war die Señora wieder hoffnungslos überfordert. Als wir um 6:00 Uhr im Bus nach Leon saßen, atmeten wir auf. Die Fahrt war angenehm ruhig, wir konnten noch ne Runde schlafen und um 9:00 Uhr waren wir schon in unserer neuen Unterkunft. Den ganzen Spaß bekamen wir für 80 Cordoba, das sind keine drei Euro.
Im Hostel wurden wir herzlich begrüßt, ein Frühstück wurde uns ausgegeben. Unser Zimmer war vollkommen in Ordnung, es ist die günstigste Unterkunft unserer Reise.
Nach dem Frühstück zog es uns als Erstes zur Kathedrale-insbesondere “ aufs Dach“ wollten wir. Die Kathedrale von Leon ist die größte Kirche in Mittelamerika und viele Berühmtheiten der nicaraguanischen Geschichte sind in dieser begraben.
Also gab es zunächst den Blick von innen:
Der berühmte Löwe=Leon am Grab von Ruben Dario
Un dann liefen wir auf das Dach und hatten mit dem Zeitpunkt (10:30 Uhr) echt Glück gehabt….gleich zwei Reisegruppen standen an der Kasse, als wir wieder herunterkamen. Nicht auszudenken, wenn die auch noch mit uns da oben „herumgeturnt „wären. Die Eintritte, die echt lächerlich in Nica sind, waren mit 85 Cordoba pro Peron, also fast 3€ schon als gigantisch😜 hoch zu bezeichnen. Was sich allerdings dem Besucher auf dem Dach präsentiert , ist sensationell.. Man darf nur zwischen den Kuppeln laufen und wir wurden Zeuge, wie ein Hipsterpaar nach demonstrativen Posen des Karl-Marx Bartes vom Dach verwiesen wurden-sie waren keine Minute oben gewesen. Da greifen die Ordnungshüter der Kathedrale gnadenlos durch. Warscheinlich sind die Kuppeln nicht so tragend, außerdem muss man barfuss auf dem Dach laufen, um das strahlende weiß länger zu erhalten. Wahrlich ein Highlight unserer Reise.
Blick zur Iglesia el CalvarioHäuser am Parque Central :
Leon ist größer als Granada und wird als Stadt der Kirchen bezeichnet. Neben den Gotteshäusern gibt es einige Museen in der Stadt und den Spaß Vulkanboarding….d.h im Lavasand einen Vulkankegel herunterrutschen. Die einzige Unesco Weltkulturerbestätte in Nica ist Casco Viejo. Ruinen die wir uns, wie das Vulkanboarden, ersparten. Wir genossen die weitaus weniger touristische Stadt, die auch nicht überrestauriert ist. Anders als Granada verfügt Leon auch nicht über ein Hotel- u. Restaurantviertel, es verteilt sich noch alles hübsch im Zentrum und die echten Comedores mit Hausmannskost sind in der Überhand.
Da wir auf Kirchenpfaden wandelten, war unser nächstes Ziel ( nach einer Entspannungspause in einem der wenigen Touri Cafés Nicaragüita) die Iglesia Zaragoza. Angeblich wird die Ruine als Drehort für Gothic Filme genutzt, wir fanden sie jetzt nicht überragend interessant.
Um die Mittagszeit bummelten wir über den sehr hübschen und sauberen Markt von Leon und gingen stilecht in eine der Straßenküchen essen….grillen können die Mädels!
Marktimpressionen
Leider wurden auf dem Markt auch lebende Leguane verkauft, eine kulinarische Vorliebe die bei mir Kopfschütteln auslöst.
An unserem ersten Tag in dieser schönen Stadt bewunderten wir noch die Kirche La Merced ( Granadas La Merced ist allerdings um Längen hübscher) und die Iglesia el Calvario, die wiederum ein Knaller ist…..zumindest von außen, von innen finde ich Kirchen immer langweilig und diese war geschlossen.
An diesem ersten Nachmittag passierte auch nicht mehr sehr viel mit uns, wir holten ein wenig Nachtschlaf nach und gingen abends sehr gut mexikanisch essen und zu einem Happy Hour Flor de Caña, 12 Jahre im alteingesessenen El Sesteo, dem ersten Haus am Platz….spottbillig war es, hoch lebe der Sozialismus, der es dem Touri einfach macht.
Unseren zweiten Tag in Leon begannen wir mit einem späten Frühstück und wieder zwei Kirchen.
Iglesia y Convento San Francisco
Eine recht schlichte Kirche mit dem wahrhaftigen “ Leiden Chrsti“ oh Mann, der Knabe am Kreuz sah wirklich leidend aus, ein Hoch auf den Künstler.
Als letztes Kirchenbauwerk in Nicaragua schauten wir noch kurz die Iglesia La Recolleción an und damit hatte es sich zumindest mit den Kirchenbauten.
Aufgrund des Karnevals wurden die ersten Straßenbilder aus Sand gefertigt, ebenfalls alles Kirchenmotive.
Aber León kann auch anders. Wie keine andere Stadt haben wir uns hier wie auf Kuba gefühlt. Beide Länder sind sozialistisch und weisen so viel Ähnlichkeiten auf, dass ich so manchen Tag gedacht habe, ich bin „auf der Insel“! Insbesondere die Städte Granada und Leon sind mit Trinidad und Cienfuegos vergleichbar. Der große Unterschied zwischen beiden Ländern? In Nica sind die Supermärkte und die Läden für den alltäglichen Bedarf voll, in den Restaurants gibt es anständiges Essen- shoppen gehen nach westlichem Standard kann man aber auch in Nicaragua nicht. Die Propaganda hält sich ebenfalls in Grenzen, zumindest bis man nach León kommt. Hier werben die Sandinisten nach wie vor und Daniel Ortega wird in den Himmel gehoben. Fernando hatte uns in Jinotega auf einige Häuser aufmerksam gemacht, auf denen die Parole „no votar“ also “ nicht wählen“ gesprayt war….Nica befindet sich im Wandel. In León ist die Propaganda überall, manchmal bunt und lustig, manchmal skuril und bestürzend.
Die bestürzende Variante wird sichtbar, wenn man in das Revolutionsmuseum geht. Armselig werden die Artefakte in einer Ruine aus dem Bürgerkrieg aufbewahrt ( war mal das erste Haus am Platz, gegenüber der Kathedrale) armselig stehen die Helden von damals in dem Museum, klopfen sich auf ihre Brust und zeigen auf alten schwarz-weiß Fotos das sie dabei waren in den Jahren 1974-1990. Ein “ Held“ der Revolution brüstete sich uns gegenüber das er auch mal in Deutschland war, bei Presidente Honecker! Das gesamte Museum war morbide und skuril, die Einschußlöcher, der Dreck und vermutlich auch die Wohnstatt der alten Helden ließ uns staunen. Natürlich fehlten Ché und Fidel nicht, auch Helden der Sandinisten.
Am Abend überfielen wir „La Union“ einen gut sortierten Supermarkt. Rum “ Flor de Caña“, Tortilla, Pancake Mischungen und allerlei Kleinkram wollten mit nach Europa.
Die Kathedrale verabschiedete uns ehrwürdig im Sonnenuntergang.
Unser Abendessen im La Sesteo (Fischfilet) war grandios gut und der zwölfjährige Ron de Caña zum Abschied von Leon war mehr als angemessen für diese schöne Stadt.