Vietnam
Anfang Januar 2006 ging es, sowohl für Alexandra als auch für mich, zum allerersten Mal nach Vietnam. Wir waren gespannt, unsere Erfahrungen mit sozialistischen Ländern beschränkte sich auf den ehemaligen Ostblock und wir waren auf das, was uns in Vietnam erwartete, nicht so richtig vorbereitet. Lediglich mit einem Reiseführer bewaffnet landeten wir Anfang 2006 in Hanoi.
Von allen Weltreiseberichten sind mir die Dokumentationen aus Indien/ Kambodscha und Vietnam am Wichtigsten. Genau diese drei Länder haben im letzten Jahrzehnt Quantensprünge vollzogen, ich habe alle Drei nochmals besucht und in keinem den Zauber von der Reise 2005/ 2006 wiedergefunden. Es wurde viel restauriert und noch mehr neu hingestellt, leider nicht mit Bedacht sondern mit übereifrigem chinesischen Engagement. Genau deshalb auch diese Berichte und die alten Fotos- nostalgisch sage auch ich: „schöner war es !“
Wir starteten in Hanoi, mitten in der Altstadt mit einem Guesthouse für 4,50€ die Nacht ! Das Zimmer war so groß wie ein Eisenbahnwaggon, schmale Betten, interessante Nachbarschaft und allerherzlichste Gastgeber, sofern man dies, bei dem recht spröden Charme der Vietnamesen überhaupt sagen kann.
Unsere Straße
Vietnam brummte auch 2005 schon ganz mächtig, überall wurde gehämmert, gebaut und gewerkelt. Hanoi überforderte in den ersten Tagen und begeisterte ganz am Ende.
Anbei ein paar Fotos der gängigen Sehenswürdigkeiten.
Hoan Kiem See und Schildkrötenpagode
West See mit Pagoden
Ich wurde im Mopedgewimmel der Altstadt einmal angefahren, Gott sei Dank ohne körperlichen Schaden….der Fahrer fuhr eh einfach weiter.
Die Kathedrale
Altstadtimpressionen:
Auf dem Weg zu Ho Ho Ho Chi Minh!!!!
Ho Chi Minhs Wohnhaus und Mausoleum
Am Allerliebsten mochten wir das Straßenessen, Bun Bo Nam Bo gilt seitdem bei mir als absolutes Highlight der vietnamesischen Küche.
Die Altstadt von Hanoi war 2006 noch nach Zünften sortiert, jedes Handwerk hatte seine Straße, sein Viertel. Leider hatte sich das bis zum Jahr 2015 ebenfalls verwachsen und ich suchte zum Beispiel die Steinmetze vergeblich .
Open Air Friseur
Flaggenturm
Literaturtempel
Die Läden waren auch damals bereits super gefüllt, so lange es sich nicht um Apotheken handelte. Dort herrschte Weltallstimmung.
Ein Erlebnis war die sogenannten Bia Hoi; kleine private Brauereien, welche untergäriges Bier verkauften 0,30 € für nen Glas, der Geschmack war gewöhnungsbedrüftig. Auch dieses Relikt aus Notstandszeiten war 2015 verschwunden.
Ein Ausflug in die Halong Bucht war damals ebenfalls nichts für Zartbeseitete – mit schrammeligen Bussen fuhr man über Stunden, wurde an zweifelhaften Restaurants hinausgelassen und landete am Ende auf einem Holzkahn ganz alter Machart. 2015 sah ich von diesen alten Booten kein einziges mehr auf dem Wasser.
Unser Boot hatte zwei Duschen und wir bekamen jeder 2 Minuten Duschzeit am Abend; die Versorgungslage war unterdurchschnittlich, wir mussten selbst die Frühlingsrollen teilen….eine Rolle für zwei Personen! Es war, ohne auf die Tränendrüse zu drücken, wirklich arg knapp bemessen.
Das Wetter ließ ebenfalls zu wünschen übrig, 3 Grad tagsüber machen eine zwei Minuten heiße Dusche am Abend mehr als notwendig. Da es aber trocken blieb, ließ es sich mit der Kälte umgehen. Nachts lagen wir im Dieselgestank unter Wolldecken, die bereits seit Jahren keine Wäsche mehr gesehen hatten und lauschten auf die trippeligen Schritte der Ratten. Wir waren uns einig, das Geräusch war unter dem Bett, ich hoffte immer, dass es auch unter unserem Boden war…..
Die Tage waren trotzdem toll, die Eindrücke überwältigend und neun Jahre später machte ich die Tour mit allem Luxus und stellte fest, dass dies auch nicht unbedingt notwendig ist.
Als nächstes Ziel stand Hue auf dem Plan, was verbunden war mit einer 14stündigen Busfahrt. Der Bus war eng, wir machten genau einmal Pause kurz vor 23:00 Uhr. Als ich am nächsten Morgen, aus sehr unruhigem Schlaf aufwachte, regnete es in Strömen, auf dem Gang im Bus saßen Passagiere auf Klappstühlen und draußen fuhr ein Moped, vollgeladen mit abgezogenen Hündchen vorbei. Da war ich eigentlich schon satt, bevor der Tag überhaupt begonnen hatte!
Mit voller Pippiblase stiegen wir in Hue auf zwei Mopeds, die uns inkl. Gepäck zum Guesthouse brachten. Unser Zimmer hatte kein Fenster, zum Schlafen brauchte man dies aber auch nicht unbedingt …. und so verschliefen wir den Strippenregen von Hue.
Am nächsten Morgen sah das Wetter ein wenig besser aus und wir machten die berühmte Bootstour zu den Kaisergräbern, die im Jahr 2005 mit genau 4,– € zu Buche schlug….insgesamt war Vietnam damals finanziell echt Pippifax.Wir bezahlten zum Beispiel genau 24 $ für unser Busticket durch das gesamte Land, es war unglaublich. Essen gehen pendelte sich zw. 2-4 € ein und selbst wir, mit beschränktem Budget, fühlten uns großartig.
Blick auf die Zitadelle von Hue
Hier die Erinnerungen von unserer Tour zu den Kaisergräbern:
Leben am Fluß, 2015 gabs diese Hütten nicht mehr:
Im Vietnamkrieg zerstört, vom Dschungel wiedergeholt:
Wer übrigens jetzt nach Hue fährt, wird sowohl die Kaisergräber als auch die Zitadelle in einem picobello Zustand vorfinden- schade eigentlich.
Alexandra feierte ihren Geburtstag mit kitschigem Kuchen und einem wunderbaren Besuch der Zitadelle von Hue.
Flaggenturm und Zitadelle
Apropos Kuchen, ich liebte es, in Hue an den Bäckerläden vorbei zu schlendern und mir die Nase am Schaufenster plattzudrücken. Ein Freizeitvergnügen, was bei meinem Aufenthalt in 2015 flachfiel, es gibt die Bäcker nicht mehr, auch schade.
Hue 2006 war ein gemütliches Provinznest mit viel Restaurationsbedarf, 2015 war der Restaurationsbedarf nicht mehr so hoch, die Gemütlichkeit war absolut dahin, ganze Straßenzüge abgerissen und durch chinesische Hochhäuser ersetzt, ganz grausig…deshalb hier ein paar Impressionen von vorvorgestern:
Hue ist die Hochburg der Räucherstäbchenproduktion, diese werden zum Trocknen ausgelegt.
Über den Wolkenpass, mit vielen Wolken ging es ins bezaubernde Hoi An. Diese Stadt werde ich immer in meinem Herzen tragen, damals wie heute. Wir wohnten ein klein wenig außerhalb der Altstadt und liefen so um die 10 Minuten zum Fluß. Mein erstes Event in Hoi An bestand darin, an der japanischen Brücke auf die Schnauze zu fallen und mich von zwei netten Vietnamesen quasi aufheben zu lassen. Ein Pflaster mit Jod war schnell gefunden und das Abenteuer Hoi An konnte weitergehen.
Die japanische Brücke
Hoi An Impressionen- Altstadt und Fluß
Der kleinste Tempel von Hoi An
Blick auf An Hoi- andere Seite vom Fluß
Beuabernde Altstadt
Und so entstehen Sommerrollen
Wir radelten an Reisfeldern und kleinere Orte vorbei
Schulmädchen
Hoi An- die Laternenwelthauptstadt
Sonnenuntergang
Wir borgten uns Räder aus und erkundeten den Strand und die Gegend rund um Hoi An.
Immer wieder wurden uns, im Verlauf der Reise, Geschichten über eine total verrückte Amerikanerin erzählt. Wir kannten das Mädel vom sehen, von einem grenzwertigen Abend in Hue, wo sie nicht nur das gesamte Restaurant fürchterlich laut unterhalten hatte, sondern auch noch mit den Vietnamesen aufdringlich anbändelte. Was uns aber in Hoi An erzählt wurde, ging in die Weltreise Geschichte ein! Madame geriet in einer Garküche in Streit mit einem Vietnamesen. Dieser hob, ganz seinem spröden Charme entsprechend die Suppenschale und goss den Inhalt dem grazilen Trampeltier über den Kopf.
Ganz Hoi An lachte über sie und wir konnten über Wendy ebenso herzhaft lachen, ab Mui Ne dann doch viel mehr….Fortsetzung folgt
Um unser kulturelles Basiswissen über Vietnam aufzupeppen, fuhren wir nach My Son und schauten uns die Ausgrabungen an, die nach Angkor Wat natürlich bescheiden waren. Und das was die Zeit und der Urwald nicht gerichtet hatten, hatten die Amis im Krieg dann vollzogen!
Die Tage in Hoi An vergingen viel zu schnell und nach wenigen Tagen waren wir in Nha Trang und damit bereits im Süden von Vietnam angekommen.
Nha Trang, hmmm…..entweder man liebt es oder man hasst es. Ich hatte mich für die erste Variante entschieden und liebe es ! Nach 2015 allerdings nicht mehr ganz so innig, daran waren die Chinesen und die Russen maßgeblich beteiligt, die Nha Trang verbaut haben und in ihrer ätzenden Art einem jegliche Freude am Urlaub nehmen.
Damals genossen wir beachlife, den Sailing Club ( einer der Clubs der Stadt ) und genossen das Sabbatical Feeling. Nha Trang war so cool, dass wir freiwillig verlängerten- wer hätte das gedacht?
Anbei ein paar Impressionen vom damaligen Hafen (diesen gibt es so in seiner Ursprünglichkeit nicht mehr) und von den Cham Towern.
Cham Tower
Der pittoreske Fischereihafen
Hafen und Cham Tower
Der weiße Buddha mit Stupa
Weiter ging es in Richtung Süden, unser nächstes Ziel war Mui Ne. Das letzte schöne Jahr hatten wir erwischt, ab 2007 waren die ersten Luxusresorts und Russen angelandet, Wodka in Eimern wurde ausgeschenkt und ich floh ein Jahr später ganz schnell aus diesem Nichtmehrparadies.
Unser Hostel
Für uns waren die Tage am Kite -Traumstrand eine tolle Zeit. Wir gingen in die Dünen von Mui Ne und vergammelten die letzten Tage in Vietnam am Strand.
Der Canyon von Mui Ne
Neben dem Surf Club des Ortes gab es ein kleines Restaurant, direkt am Strand. Dort verbummelten wir unsere Zeit und vertieften geschlossene Freundschaften.
So kam, was kommen musste; eins der Mädels brachte zum Dinner noch eine Alleinreisende mit….WENDY!!! Und schon befanden wir uns mitten in der Suppenschüsselstory. Sie staunte nicht schlecht, wieviel Starruhm (wenn auch zweifelhaft) ihr Auftreten in Vietnam so mit sich gebracht hatte und das so ziemlich jeder Reisende ihre Geschichte kannt. Ich muss nicht erwähnen, dass sie keine Lust mehr auf Land & Leute verspürte?
Über Saigon/ HCM City liest man wenig Gutes, ich muss dem aber echt widersprechen. Ich war 4x in Saigon und jedes Mal war es toll. Ich mag das Backpackerviertel, die Garküchen die Tempel der Stadt.
Wir blieben beim ersten Mal nur eine Nacht und fuhren danach ins Mekong Delta.
Die Kathedrale
2006 wurde im chin. Kalender das Jahr des Drachens
Mittlerweile war das ganze Land in TET Stimmung, Jeder freute sich auf die Familienfeierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest. Im Delta war es ruhig, wir spulten das gängige Programm herunter und waren nach zwei Tagen wieder in Saigon.
Mekongdeltaimpressionen:
Dort steppte dann allerdings der Bär, 6 Millionen Saigoner waren zum Feiern auf den Beinen. Das Feuerwerk um 0:00 glich einem Massenstau auf der A2, nur das es sich hierbei um Mopeds und nicht um Autos handelte.
Die aufstrebende Mittelklasse fährt nämlich zum Feuerwerk und schaut sich dieses auch auf diesem an….der Gestank, der Lärm, es war atemberaubend.
Am nächsten Morgen, mit Neujahrskaterstimmung, bewunderten wir die wichtigsten Tempel der Chinatown, sofern dies mit den Gläubigen machbar war. Das TET Fest dauert mehrere Tage und die Familien holen sich traditionell den Segen in den Tempeln. Die Stadt selbst schlief, die Geschäfte waren geschlossen.
Beeindruckend fanden wir die Drachentänze in den Tempeln, war für uns auch das erste Mal, dass wir in den Genuss kamen und nicht das Gefühl hatten, dass sich lediglich ein paar Menschen für Touristen verkleidet hatten.
Mit gemischten Gefühlen fuhren wir nach 28 Tagen zum Flughafen. Zum einen hatten wir das schrullige Land im sogenannten Indochina echt lieb gewonnen, zum anderen wussten wir, dass es Stress bei der Ausreise geben könnte.
In Berlin wurde Alexandra ein falscher Flugabschnitt abgenommen und sie besaß keinen gültigen Teilflugschein nach Singapur mehr. Wir hatten zwar in den vergangenen Wochen mehrfach Kontakt zu Singapore Airways und waren frohen Mutes, doch who knows im Land des real existierenden Sozialismus????
Gott sei Dank, die Vietnamesen blieben so cool, wie sie sich vier Wochen und gezeigt hatten und kurze Zeit später flogen wir die 1,5 Stunden nach Singapur.
Neben mir saß ein chinesischer Junge, der so laut rülpste, schlürfte und sich einfach abartig benahm, ich floh, angekommen im Stadtstadt,aus der Maschine und stellte meinen Rucksack als ALLERERSTES in verbotenen Kaugummidreck!!!!
Singapur
Ich weiß nicht, was ich von der Stadt erwartet hatte- mir kam sie nur steril und ohne Leben vor. Egal wo wir uns in den drei Tagen aufhielten, so richtig überspringen wollte der Funke nicht.
Unser Hostel war recht lustig, es hieß „cozy corner“ und war weder gemütlich noch lag es an einer Ecke. Dafür hatten wir eine Säule genau hinter der Tür oder davor, wie man mag…
Natürlich erliefen wir die Eckdaten der Stadt und genossen auch hier die Ausläufer von TET, doch im Gegensatz zum restlichen Asien war es mehr ein Disneyland und alles in uns krähte nach DOWN UNDER!!!
Ein Singapore Sling im Raffles
Letztendlich blieben mir nur die indischen Tempel richtig wohlwollend in Erinnerung, diese waren so schön bunt und anders als in Indien, konnten wir auch überall in die Tempel hinein.
Nach drei Tagen flogen wir über Melbourne nach Hobart und bekamen den Kulturschock schlechthin.