Ich hatte mich immer am Meisten vor der langen Autofahrt nach Kerman gegrault und nach unseren Erfahrungen in Ostaserbaidschan hatte ich große Zweifel, ob eine Distanz von über 560 km überhaupt an einem Tag bewältigt werden kann? Allerdings sind die Straßen im Zentraliran relativ gut ausgebaut und die Erfahrungen mit den bisherigen Autostrecken stimmten positiv.
Wir frühstückten um 7:00 Uhr und trugen unsere Pieselotten zum Bus. Zuerst fuhr Ralf, später löste Mathias ab und die Dämlichkeiten bestaunten mehr die Landschaft. Anfänglich eher eine Halbwüste mit Salzabbau und Salzbergen, später kamen Salzseen hinzu. Rund eine Stunde vor Kerman waren wir dann wirklich in der Wüste.
Wir machten unterwegs eine Pause, Froggy schoss das „picture of the day“ welches ich meiner werten Leserschaft vorenthalte…..nur so viel….noch mehr danebentreffen geht eigentlich nicht.
Mit Hans Albers und der „Reeperbahn nachts um halb eins“ hielten wir singend Einzug in Kerman und lachten über die doch recht bizarre Situation……
Unser Hotel, rd. 7 km von der Innenstadt entfernt und mit dem wohlklingenden Namen „Tourist Inn“ entpuppte sich als grundsolides 70er Jahre Hotel mit Möbeln aller Stil und Zeitepochen der letzten 40 Jahre. Besonders schön mutete der Pool an, der seit Khomeinis Einzug so vor sich hinrottete…..man hätte Blumenbeete pflanzen können ….aber ich schätze mal, hier währt noch Hoffnung, dass dieser irgendwann wieder in Betrieb genommen wird?
Peti und Ralf mussten für eine Nacht ins rauchverseuchte Annex ziehen, unschön……diesmal bekamen die Reisegruppen den Vorzug.
Gegen 16:00 Uhr fuhren wir in das recht schöne Kerman, welches sehr weitläufig und irgendwie gut sortiert auf uns wirkte. Kerman ist bekannt für seine Kupferarbeiten und wir waren uns sicher, hier werden wir fündig.
Die Innenstadt und alles Sehenswerte ist am Basar angegliedert, Sightseeing selbst für Fusslahme fast ein Kinderspiel. Wir staunten nicht schlecht, als vor der zentralen Moschee Stühle für ein Konzert aufgebaut waren und der Soundcheck war verheißungsvoll….leider hatten wir keine Karten!
Wir bummelten über den Basar, Kupfer ,- u.Teppichwaren wechselten den Besitzer. Am Interessantesten war aber dann doch der Gemüsebasar-tolle Fotomotive.
Wir gingen in einem einfachen Restaurant, in einer Karawanserei essen, Portionen waren eher klein bemessen….wir aßen Dizi, Köfte und Aubergine.
Auf unserem Heimweg mussten wir feststellen, dass der reguläre Weg zum Auto versperrt war, wirklich liebes Sicherheitspersonal uns über den VIP-Backstage Bereich wieder in die Welt hinaus ließ…..ach die Perser!
Wir versüßten uns den Abend in unserer hoteleigenen Teestube….und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Am nächsten Morgen genossen wir gegen 8:00 Uhr das recht gute Frühstücksbuffet, danach wechselten die Männer Euronen in Rial und Peti und Ralf das Zimmer.
Gegen 10:30 Uhr fuhren wir in die Innenstadt, parkten Farsiwahn regelkonform auf dem Parkplatz ein und bestaunten zunächst die Karawanserei, die gestern als VIP Bereich diente.
Danach besuchten wir die kleine Moschee Ganj Ali Khan, die mal so richtig aus dem Rahmen fiel, weil winzig klein und vermutlich auch nicht sehr bedeutend. Die Jameh-e und Shah Moschee ließen wir mal einfach aus….man muss nicht alles kennen.
Dafür wurde der Basar von hinten nach vorne, von vorne nach hinten umgekrempelt, Kuperwaren, Gewürze, Tücher und Taschen wurden gekauft. Erstmalig sahen wir Bettler und vorallem bettelnde Kinder waren auffällig. Ein Iraner erzählte uns, dass es sich hierbei um Flüchtlingskinder aus Afghanistan handeln würde und tatsächlich die Kinder fielen aus dem Erscheinungsbild der letzten 2,5 Wochen. Aufeinmal sahen wir überall Afghanen, auch in typischer Landestracht-wobei keine der Frauen Burka trug. Ein kleiner Knopf, keine fünf Jahre alt, hockte vor einer Personenwaage…..es blutete mir das Herz! Kein SOS Kinderdorf, kein Unicef…..hier gibt es keine soziale Versorgung.
Kerman verfügt über eine wunderbare Kuppelhalle ( Timche) die ich das letzte Mal in solch einer Pracht in Tabriz gesehen habe. Wir scheiterten allerdings mit unserem Wunsch in die erste Etage zu gelangen.
Zur Stärkung trafen wir um 13:00 Uhr wieder Alle zusammen und besuchten gemeinsam das Hamman-e Vakil Chaykhanneh…..früher,vor Khomeini Hamman, nach der Revolution Teehaus aber nicht minder sehenswert.
4/6 brauchen noch Gewürze und als letztes Sightseeinghighlight schauten wir uns nochmals das Ganjali Khan Badehaus für Puppen an……gefiel mir fast besser, als die Variante in Shiraz, da es oppulenter, leerer und heller war. Das Eishaus in der Wüste cancelten wir……..ob das nun gut oder schlecht ist, wird sich in Yazd und Kaschan zeigen. Hoffen wir mal, dass eine der beiden Städte uns etwas Ähnliches bieten kann.
Unseren Nachmittagsschmankerl nahmen wir im Hotel im Teehaus ein. Danach gabs einen Nachmittagsschlaf.
Unser Abendprogramm bestand aus einem Bummel über den Prachtboulevard, dem Besuch einer Edelkonditorei sowie unserem grandiosen Abendessen.
Auf dem Rückweg fanden wir einen Laden, der fast nur deutsche Waren verkaufte. Über Zwilling, Brabantia, Leonardo, Villeroy& Boch war fast Alles vertreten, was Rang und Namen hatte…..Bravo, hier wird das Embargo umgangen!!!!!!