Ich kann mich noch gut an die Nachrichten vom 26.12.2003 erinnern, nein, kein Schreibfehler, nein….ich meine nicht den Tsunami taggenau ein Jahr später.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag 2003 wackelte die Erde für 15 Sekunden, zerstörte die größte Lehmstadt der Welt Bam, und kostete nach inoffiziellen Meldungen über 40.000 Menschen das Leben. Ein Jahr später erklärte die Unesco Bam und seine Zitadelle zum Weltkulturerbe und sicherte damit den Wiederaufbau. Die Neustadt wurde ebenfalls wieder, diesmal erdbebensicher, aufgebaut und Bam erfreut sich zunehmend mehr an wieder steigenden Besucherzahlen.
Auch wir wollten nach Bam, auch wenn das auswärtige Amt vor Reisen in die Region Beluschisthan abrät……Beluschisthan beginnt hinter Rayen und zieht sich bis weit nach Pakistan hinein. Beluschisthan ist die Brutstätte der Taliban-in Pakistan und Pakistan war immer noch rd 250 km entfernt. Für uns kein Grund auf Bam zu verzichten, allerdings richteten wir die Fahrt so ein, dass wir zunächst nach Bam fahren würden und am Nachmittag Rayen besuchen wollten. Tagsüber, mit vielen LKWs auf den Straßen fühlten wir uns sicherer.
Wir fuhren um 8:30 Uhr los, hatten unsere Visa und Passkopien eingesteckt, der Lonely Planet hatte etwas von Polizeikontrollen an der Straße geschrieben.
Die Strecke war wunderschön, abwechslungsreiche Landschaften zumindest auf den ersten Kilometern.
Am Abzweig Richtung Arg-e Rayen kam tatsächlich eine Polizeikontrolle, die Herren in Uniform kontrollieren nach Drogen aus Afghanistan.
Kurz vor Bam hielt uns die Polizei an…..aber nicht wegen eines Vergehens, nein die Herren wollten wissen wer wir sind, woher wir kommen und wünschten uns einen schönen Tag- Germany zieht hier immer.
Wir dankten nach der ersten Polizeikontrolle den Herren Khomeini und Chamenei….ein Foto, welches ich in Gedanken schon so oft geschossen habe. Böse Talibanjungs haben wir übrigens keine gesehen……
Kurze Zeit später fuhren wir durch die Neustadt, sahen viel Bautätigkeit aber auch noch Ruinen aus 2003.
Die Lehmstadt steht wieder….leidlich aber mit sehr reger Bauaktivität und ja, sie ist dank der emsigen Restauration weiterhin die größte Lehmstadt der Welt.
Die ersten Eindrücke gab es von der Zufahrtsstraße und bereits dort war klar…hej, das lohnt doch!
Wir hatten die Anlage fast für uns alleine, die meisten organisierten Reisegruppen schauen sich nur Arg-e Rayen an und fahren nicht die 180km Richtung Pakistan.
Ich lasse jetzt mal Fotos sprechen, die Hauptgebäude stehen wieder ( Zitadelle, Moschee, Karavanserei, Basarstraße).
Wir erklommen die Zitadelle und machten uns einen eigenen Eindruck über die Zerstörung der Lehmstadt,vieles ist einfach nur abgesichert worden. Arg-Bam war zu 100% zerstört, die Neustadt hatte es 2003 zu 70% erwischt.
Man darf Bam nur auf zwei Hauptwegen besuchen, viel Entdeckergeist für die einzelnen Neighborhoods der Zitadelle kann man sich spraren, man kommt aufgrund der Einsturzgefahr (noch) nicht hin.
Erbarmungslos ballerten 30Grad auf unsere Kopftücher, wir waren nach dem Besuch von Bam ziemlich erschossen und genossen erstmal ein gutes Kebabfresschen im Dorf und bewunderten diese Schönheit.
Das Wetter schwächelte ein wenig auf der Rücktour, wir hörten „den König von Scheißegalien“ und kamen ohne Probleme an den Drogenhunden vorbei. Viele PkWs aus Afghanistan und Pakistan standen hinter dem Polizeicheckpoint, brave deutsche Hassos trainierten ihre Fellnase. Wir machten nur einen U-Turn, zogen zum dritten Mal an den Drogenfahndern vorbei und befanden uns auf dem Weg nach Arg-e Rayen.
Arg-e Bam und Arg-e Rayen….oder auch was dem einen sein Leid, den Anderen sein Freud.
Aufgrund der Zerstörung von Bam trat Rayen stärker in den Vordergrund. Mit einer Größe von rd. 1/6 von Bam aber einer nahezu vollkommen intakten Zitadelle, der Nähe zu Kerman usw. ist Rayen das perfekte Naherholgsziel. Der vierthöchste Berg des Irans ist ebenfalls von der Lehmstadt aus zu bewundern, wie Bam ist Rayen rd 1500 Jahre alt.
Wir hatten in der Lehmstadt das Vergnügen von mehreren Reisegruppen, die meisten davon sahen wir abends in unserem Hotel beim Abendessen wieder.
Ich lasse wieder Bilder sprechen. Zu sehen sind Wohnhäuser, Gouverneurshäuser, Moschee und Badehaus sowie super Ausblicke von der Zitadelle und Stadtmauer.
Gegen 16:30 war es Zeit Fazit zu ziehen, Beide Lehmstädte sind absolut sehenswert, ich finde allerdings nicht, dass Rayen lohnenswerter ist. In Rayen ist ebenfalls das Wenigste im Original erhalten, leider hat der Lehm zumTeil einen Grünstich und das finde ich ebenfalls eher ungelungen……meine Meinung, erst beide Städte machen ein rundes Bild, ich bin froh die Chance auf den Besuch beider Zitadellen und Städte wahrgenommen zu haben.
Wir passierten auch das vierte Mal den Checkpoint ohne große Probleme, dafür wurde die mittlerweile sehr iranische Fahrweise unserer Männer fast bestraft…..ein LKW fuhr insbesondere der hinteren Busreihe knapp am Arsch vorbei….aber alle Popöchen blieben wo sie waren.
Auf dem Weg nach Kerman fing es an zu regnen, die Temperaturen gingen auf 14 Grad zurück.
Nach einem Restaurantfindungsversuch entschlossen wir uns für das Hotelrestaurant und tranken in der Wartezeit bis zum Happischnappi nochmal einen Shiraz-Noosh im Teehaus.
Mein Abendessen vom Buffet sah so aus…….es war sehr gut und mit 4,30€ auch angemessen im Preis.
Vollgefressen ging also auch unser letzter Tag im Tourist Inn zu Ende…..