Alle Mitreisenden, bitte anschnallen und tief durchatmen….es wird kitschig, süßlich, romantisch und voller Kindheitserinnerungen….so übertrieben hübsch, dass man es kaum wahrhaben will!
Als erwachsenes Wesen fragt man sich im Vorfeld einer Schwedenreise, ob Astrid Lindgren ein Thema werden soll oder nicht….auch ich fragte mich und war mir uneins. Schnell wußte ich, dass Astrid Lindgrens Värld ein Spaßpark für kleine Erwachsene unter 15 ist und strich diesen von meiner Bucket List. Vimmerby Näs, das Elternhaus der Schriftstellerin??? Hmm…ein Museum…60& Eintritt, hoppala! Da wir die ZDF Reportage über Astrid Londgren gesehen hatten, strichen wir auch dieses von der To Do Liste, kein Limonadenbaum für uns.
Es blieben am Ende Vimmerby, Katthult und Bullerbyn übrig und das reichte dem Kind Ü18 in uns dann auch vollkommen aus!
Vimmerby liegt rund 60 km von Västervik entfernt, Zeit genug, den ersten Hochnebel der Reise verziehen zu lassen. Einer der nun wirklich letzten warmen Tage erwarte uns.
In Vimmerby fanden wir sofort einen Parkplatz, keine 200m vom Stora Torget, dem Marktplatz entfernt.
Dort gehts schon Bullerbümäßig zu….
… und an die große Astrid Lindren wird gedacht.
Kurzbiografie: Astrid Anna Emilia Ericsson (Lindgren) wurde 1907 in Vimmerby/Näs geboren, und hatte eine glückliche Kindheit. Mit 18 wurde sie schwanger und aufgrund der familiären „ Schande“ verließ sie die Stadt, brachte ihren Sohn Lasse zur Welt, der in Kopenhagen bei Pflegeeltern drei Jahre verbrachte. Erst mit der Eheschließung zw. Astrid und Sture Lindgren wurde das Kind nach Stockholm nachgeholt, Tochter Karin wurde in den 30er Jahren geboren und während des Kriegswinters 1941 erfand die Tochter, die mit Lungenentzündung im Bett lag, die Figur Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump…auf deutsch Pipilotta Vikutalia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. Mutter Lindgren unterhielt das Kind mit den von ihr ausgedachten Geschichten, schrieb diese dann auf, als sie selbst mit einem verstauchten Fuss das Bett hüten musste und schenkte Karin das erste Manuskript zu Weihnachten…..der Rest ist Geschichte, 165 Mio verkaufte Exemplare, 107 Sprachen…wobei der deutsche und schwedischte Markt den größten Pippihype auslöste. Deutschland in der Nachkriegszeit hatte förmlich auf dieses Buch gewartet. Ein Kind, welches nicht in Schubladen zu stecken war, sich nicht an Regeln hielt und dann auch noch ein Mädchen…die Postnazipädagogen waren „ not amused“ und politische Debatten zu Pippi Langstrumpf waren Anfang der 50er Jahre normal, für uns heute kaum vorstellbar. Pippi wurde politisch, die deutsche Linke bediente sich Efraims Tochter, nicht selten wurde Pippilotta mit Ché Guevara auf eine Stufe gestellt, ebenfalls unvorstellbar im Jahr 2024.
Aber auch Astrid war Zeit ihres Lebens politisch, setzte sich für Kinderrechte, Tierrechte und Menschenrechte ein und eckte auch im deutschen Bundestag an, als sie bei einer Preisverleihung im schönsten deutsch den Herren mitteilte: „Ein Mensch wird als Kind geprägt und trägt seine Kindheit in sein Erwachsenenleben. Dies gilt auch für
Politiker und an deren Handeln erkennt man, ob sie eine glückliche Kindheit hatten“…..warum fallen mir da jetzt Namen von Putin, Trump, Erdowahn usw ein????
94 Jahre wurde Astrid Lindgren alt und verstarb am Ende an einer banalen Virusinfektion. Inger Nilsson, die Pippi aus den Filmen, hielt eine der Trauerreden.
Das nachfolgende Foto stammt aus Wikipedia:
Nachdem wir die grande dame der Kinderliteratur gewürdigt hatten, machten wir eine kurze Runde durch Vimmerby, der Heimatstadt der Schriftstellerin. Wir taten uns schwer mit der Beschreibung von „visit Vimmerby“ die auf die erste Arbeitsstelle von Astrid oder auch den berühmten Bonbonladen mit den 18 Pfund Bonbons aus „Pippi auf der Walz“ verwiesen.
Da uns der Abstecher zum Limonadenbaum auf dem Anwesen der Eltern zu teuer war, hier ein Screenshot der offiziellen Seite von Småland:
Die letzte Würde erhielt die Autorin auf dem Friedhof von Vimmerby. Obwohl sie die meiste Zeit in Stockholm gelebt hatte, wurde sie dennoch im Grab der Eltern und Geschwister beigesetzt. Festzuhalten bleibt, dass noch eine zweite Astrid Lindgren auf dem Friedhof liegt, wie wir bei unserer Suche feststellen mussten.
Wir fuhren weiter zum Katthulthof, wer Michel kennt, kennt den Hof! Michel der in Schweden Emil ist, aus Lönneberga….Lönneberga liegt ebenfalls in Småland, hat aber mit dem Katthulthof wenig zu tun…..mindestens 30min mit dem Auto. Gute Wurst kommt aber aus Lönneberga, wie wir bereits beim Frühstück feststellen konnten.
Vorher bekam Emily an der Mühle am rauschenden Bach ihr Mittag, wir bewunderten die pittoreske Landschaft, Småland wie aus einem Märchen….achja, wir sind ja bei der Märchenerzählerin.
Also Katthult, noch original wie im Film…..musste auch mein Mann am Abend lobend feststellen, als wir uns durch den Film von 1971/72 zappten….der kleine freche Michel, der arme, geplagte Papa.
Quelle: Wikipedia
Dieser Hof wurde für den Dreh ausgesucht, weil die Ähnlichkeit zum beschriebenen Hof am Größten war.
Und dann wollte Mathias doch nach Bullerbü/ Bullerbyn und eigentlich Sevedsdorp…..ja, wenn man nun schon mal hier ist.
Der Weg war nicht ganz so einfach aber viele Abzweige führen dann doch dorthin.
Nicht ganz unwichtig zum puppigen Nest, Astrid Lindgrens Papa wuchs auf dem Mittelhof von Bullerbyn auf, hier verbachte sie ihre Ferien bei den Großeltern und Sevetsdorp wurde dann Grundlage für die „Kinder aus Bullerbü“.
Und ehrlich, dann hatten wir vom supersüßlichen Schwedenidyll genug und fuhren zurück nach Västervik.
Die Sonne gab Alles, Mathias verschwand ins Kayak, Emily und ich starteten einen Ausflug über die sogenannte Ferieninsel, Schäreneiland am CP, die wir auch am ersten Tag bereits besucht hatten.
Unseren Abend verbrachten wir in Västervik. Wir hatten unseren Wohnwagen bereits reisefertig gepackt und wollten ein schnelles Abendessen. In einer Burgerbude wurden wir fündig und zogen danach noch ein wenig durch den Ort.
In Schweden machen viele Supermärkte erst um 23:00 Uhr dicht, ein gefundenes Fressen um nach unserem Abendessen und Bummel bei ICA Maxi zu eskalieren. Vorrat für Öland, überlebenswichtige Mitbringsel für Tyskland….unsere Zeit geht leider langsam zu Ende.
Und zum Ende noch nen Tip an Alle: „ Sei Pippi, nicht Annika!“