Unsere letzten zwei Urlaubstage in Upalty/ Gizycko sind schnell erzählt. Am 12.07.20 feierte mein lieber Mann seinen 51. Geburtstag. Total verschlafen wurden Geschenke ausgepackt, Weder das Geburtstagskind noch Emily waren um 8:00 Uhr morgens wirklich aufnahmefähig.
Mathias hatte sich zu seinem Ehrentag einen langen Spaziergang durch unser Dorf und Felder gewünscht und so machten wir uns nach dem Frühstück auf und marschierten los. Der Wunsch war mir schließlich Befehl !!!!! Emily freute sich und trabte eifrig mit.
Die Sonne schien, 18 Grad machten den Marsch zu einem Vergnügen, der Himmel Masurens zeigte uns ALLES. Wir genossen unseren Spaziergang über die Felder und erfreuten uns an der Natur, die sich unspektakulär von ihrer schönsten Seite zeigte.
Ungefähr auf halber Strecke fanden wir diese lauschige Bank, setzten uns wie Waldorf und Stadler auf genau diese und zählten Strohballen.
Wir hatten die Vision einmal um unseren See zu kommen und scheiterten kläglich. Gott sei Dank fiel uns unser Fehler noch rechtzeitig auf, der Fauxpas hätten uns fast 10 km mehr eingebracht…..wir wären in Gizycko „rausgekommen“. So erkundeten wir doch lieber unsere Gegend und genossen vor Allem die schönen Wildblumen, die es insbesondere mir angetan hatten.
Hochzufrieden kehrten wir wieder in unsere Mühle ein.
Das Wetter hielt leider nicht, Kaffee und Geburtstagkuchen gab es im Restaurant.
Den Nachmittag verbrachten wir auf unserem Zimmer, abends gab es dem Anlass entsprechend nochmal polnische Ente mit Bratäpfeln und Rosinen.
Am Abend hätte man meinen können, dass Emily das Geburtstagskind gewesen ist. Wir Drei spielten auf der Wiese mit ihrem geliebten Ball, als eine polnische Familie dazu kam. Die zwei Kinder ( ca. 4 u.6 Jahre alt) zeigten keine Angst und tobten mit dem Hund bestimmt eine Stunde auf der Wiese herum. Als wir dachten, dass der Hund doch eigentlich tot sein müsste, mischte noch ein kleiner Malteser mit, den ich Idefix getauft habe. Sein polnischer Name war Zucker und genau so war sein Charakter….es war eine Freude den Beiden beim Spielen zuzusehen. Nach über zwei Stunden Spiel, Spaß, Spannung landete die gesamte Sippe unter der Dusche und ziemlich früh im Bett.
Die Masuren zeigten sich am letzten Tag von ihrer besten Seite. Nach dem Frühstück ( ich mag keine Eier, keine Wurst und auch keine Pasten mehr) was bei uns immer kärger ausfiel, machten wir uns auf den Weg zu Kaufland. Der heimische Kühlschrank ist leer und wir wollten noch einige polnische Besonderheiten z.B Salzgurken einkaufen.
Im Anschluss holten wir unsere Emily im Hotel ab und machten einen kleinen Abstecher zu Antyki. Dort stromerten wir durch sämtliche Einrichtungen Ostpreußens bis anno 1945. Herrliche Fundstücke, tolle Möbel und alles spottbillig. Meine Mama schwärmte immer, dass Polen eine tolle Quelle für Antiquitäten ist. Als Kind habe ich nicht verstanden, warum das so ist…..jetzt ist es mir natürlich klar. Nicht nur die Kriegsopfer und die Vernichtung der Juden sondern auch die Hinterlassenschaften der Vertriebenen haben für volle Dachböden und Antikgeschäfte geführt. Keiner wollte nach dem Krieg im alten Plunder leben und davon profitieren heute noch Sammler…….ein paar Stücke hätte ich gerne gehabt.
Wir fuhren nochmals zum Hafen von Gizycko, genossen das tollte Wetter und waren sogar am Strand. Emily ging ins Wasser, Gizycko war am Ende des Urlaubs sehr gnädig mit uns.
Nach einer Hühnerbrühe und einem Abschiedsbier im Ort fuhren wir wieder zurück nach Upalty. Dort kam am Abend nochmal Emily zu ihrem Recht, sie fegte mit Mathias über die heißgeliebte Wiese.
Früh gingen wir an diesem letzten Abend zu Bett, eine lange Fahrt von 850km, teils über Landstraße lag vor uns. Wir zogen noch vor unserer Rückfahrt ein positives Fazit. Polen war wie immer eine Reise wert, auch wenn uns natürlich der Ausgang der Präsidentenwahl am 12.07.20 zu denken gibt. Mathias hätte sich einen anderen Ausgang an seinem Geburtstag gewünscht.
Unsere Rückreise begann um 9:50 Uhr, vorher hatten wir ein letztes Mal das oppulente Frühstück genossen und Emily hatte herzzerreißend Abschied von „ ihrer Wiese“ genommen. Unser Hundemädchen sass still und leise auf dem Rasen, wollte nicht spielen…sie saß traurig auf ihren vier Buchstaben und ließ die gesamte Szenerie auf sich wirken- als ob sie sich die Wiese in ihr kleines Hirn hämmern wollte! Danach wollte unsere Maus nicht mehr ins Zimmer zurück……auch wir fühlten mit ihr mit!
Die Fahrt zog sich ab der ersten Minute, nur Landstraße bis Allenstein. Wir schauten auf die Karte und stellten fest, dass sich der Spuk bis Thorn zieht….ach nee, bei genauer Betrachtung sogar bis Posen! Autobahnen gibt es genug, führen nur alle von Warschau weg und erbinden das Land leider nicht in Ost-West Achse…..wir waren gernervt. Insgesamt waren wir rd 500 km nur auf der Landstraße unterwegs, mit zwei kleinen Pausen benötigten wir für die Gesamtstrecke rd. 9,5 Std. Bei KW mussten wir von der Autobahn runter, da dort ein Unfall die Weiterfahrt behinderte….das spielte am Ende auch keine Rolle mehr.
Zufrieden, den Wahnsinn Landstraße mit den vielen Traktoren und LKWs ( schlimm für die Anwohner) hinter uns gebracht zu haben, kehrten wir gegen 18:30 Uhr bei unserem Herzensintaliener ein und ließen nicht nur das schöne Polen sondern auch die schwere polnische Küche hinter uns zurück.
Unsere nächsten Ziele in Polen sind schon klar gesteckt. Mathias möchte im August nach Stettin, der Weihnachtsmarkt in Posen lockt ebenfalls sehr und außerdem kenne ich von Warschau bislang nur den Bahnhof ( auf Durchfahrt nach Smolensk und Moskau).
Mal sehen was Corona und die Reisemöglichkeiten in den nächsten Jahren so mit sich bringen wird!