Philippinen 2016: Manila

Als ich in 2015 nochmal in Vietnam war, lernte ich eine Finnin namens Maria kennen. Wir besuchten den gleichen Kochkurs in Hoi An. Hoi An, das niedliche Dorf, was mittlerweile ein Tummelplatz des asiatischen und europäischen Massentourismus geworden ist. Auf meine Frage, wie sie Vietnam finden würde, zuckte sie die Schultern und antwortete  “ Es ist schwer, sich an Vietnam zu gewöhnen, wenn man gerade aus dem Paradies gekommen ist“. Maria nahm ihre Kamera und zeigte uns Fotos von Palawan, Traumstrände und Häuser auf Stelzen, tolle Buchten und bizarre Felsformationen.

Da wir zu diesem Zeitpunkt mehr als reif für einen Badeurlaub waren, entstand bei uns sehr schnell der Wunsch- wir fliegen auf die Philippinen, bevor die Horden von Touristen kommen. Der Reiz, an Ständen zu wohnen, wo es nur 1-3 Bungalowanlagen und gebratenen Reis mit Huhn zu essen gibt, wurde übergroß…..schnell hatten wir Flüge gebucht und gingen ins Finetuning unserer Reise.

Ausgangspunkt war Manila. Wir flogen mit Ethihad und nach der Zwischenlandung in Abu Dhabi waren wir erstaunt, als wir bemerkten, dass keine weiteren, westlichen Touristen mehr in der Maschine saßen.

Der Flughafen ( Ninoy Aquino Airport) empfing uns supersympathisch und mit dem Taxi fuhren wir nach Ermita in unser Hotel „Gran Prix Manila“- im weiteren Verlauf des Berichts nur noch das Vertreterschließfach genannt.

das Vertreterschließfach und Mathias
Das Vertreterschließfach und Mathias

Auf dem Weg zum Hotel, wurden uns die offensichtlichen Probleme des Landes massiv vor Augen gehalten. 1/4  aller Filipinos leben unterhalb der Armutsgrenze, Slums, Obdachlosigkeit, bettelnde Kinder sind überall in den Straßen sichtbar und haben mich sehr berührt.

Die Filipinos sind auch sehr religiös, fast 90 % sind tiefgläubige und praktizierende Katholiken, an jeder zweiten Ecke steht eine Kirche oder etwas, was als Kirche herhalten kann- z.B Baucontainer. Hier kommt das Erbe der Spanier noch gut zum Vorschein, weitere Überbleibsel sind im Essen und in den Namen der Filipinos ( mehr dazu später- siehe Friedhof Manila)  zu finden.

Ermita
Ermita

 

Ermita: Die Altstadt von Manila, bescheidene Gästehäuser, unser Vertreterschließfach, ein paar Restaurant in wunderbar verwahrlosten Straßen, das bescheidene Sightseeing Potential kann  zu Fuß erkundet werden. Genau deshalb hatten wir uns für diesen Stadtteil entschieden.

ein typisches Frühstück, oder Mittag oder Abendessen
ein typisches Frühstück, oder Mittag oder Abendessen

Am ersten Abend genossen wir zum ersten Mal das philippinische Essen und kamen aus dem Stauen nicht heraus. Es war für uns unvorstellbar, dass keine Einflüsse aus China oder Vietnam offensichtlich erkennbar waren. Hauptsächlich ernähren sich die Filipinos von Reis und Fleisch- meistens Huhn. Es wird eine Champignonsauce über das Duo geschüttet und mit fantasievollen Namen bedacht…Sisilog, Embutidosilog, Longanisa….Zum Frühstück gibt es Fisch ( milkfish) mit Reis oder Würstchen. Auch corned beef wird gerne gegessen, leider Alles nicht so meins.

Orchideen
Orchideen

Unser erster Tag begann im Regen, nach einem durchwachsenen Frühstück, beschlossen wir zunächst in den Orchideengarten Nayong Pilipino ( in der Nähe vom Rizal Park) zu gehen. Es gab wenig Orchideen, dafür viel Kitsch. Wir konnten ein echtes Ifugao Haus bewundern und darauf warten, dass das Wetter besser wurde.

Intramuros ist das eigentliche Highlight von Manila. Von den Spaniern erbaut, versteckt sich die echte Altstadt, wie der Name schon sagt, hinter schwere Mauern. Intramuros verströmt echtes koloniales Flair, und erinnert mehr an Mittelamerika oder Spanien wenn man durch die Gassen schlendert.

Unser erster Anlaufpunkt war die Sankt Augustin Kirche mit dazu gehörendem Kloster.

Diese gehört, wie gesamt Intramuros zum Unseco Weltkulturerbe und ist auch für Nichtkirchenliebhaber durchaus sehenswert. Wir haben es ebenfalls nicht so mit Gotteshäuser, fanden aber an dem Gebäude durchaus Gefallen.

Unser nächstes Ziel war wiederum ein Gotteshaus. Die durchaus beeindruckende Kathedrale von Manila. Überraschend moderne Fenster, so waren auf den Glasscheiben die Konterfeis der Päpste zu sehen.

Nachdem wir auch diese Kirche bewundert hatten, schlenderten wir weiter zum Fort Santiago.

Dort wurde der Nationalheld Jose´Rizal vor seiner Ermordung gefangen gehalten.

Leider wurde das Fort sehr vernachlässigt, Brände und Erdbeben hatten das Übrige dazu beigetragen- es ist nur noch eine Ruine.

Wir schlenderten an alten Zellen und Kerkern vorbei, genossen den Blick gen Chinatown und Hochhäuser. Langsam erfassten wir Centro Manila und die gigantischen Ausmaße der Stadt.

Am späten Nachmittag liefen wir zum Rizal Park und in das ehrwürdige Hotel Manila.

Wir ließen den Tag bei einem Drink ausklingen und gingen im Hobbit House,  1212 Arquiza Trade Center M. H. Del Pilar St, Ermita, Manila, 1000 Metro Manila, Philippinen , essen. Hierbei handelt es sich um ein Restaurant, welches von Kleinwüchsigen geführt wird. In einem Land, in dem Behinderungen, Krankheiten keine Beachtung und soziale Ungerechtigkeiten Alltag sind, keine schlechte Idee. Ich aß mexikanisch….welch ein Frevel, wobei ….die Welt in der ich heute unterwegs gewesen bin, war ganz und gar nicht asiatisch und somit konnte das Essen auch abweichen.

Zweiter Tag:

Leider konnte uns das philippinische Frühstück auch heute nicht begeistern, Knoblauchreis und Fisch am Morgen ist eben nicht Jedermanns Sache.

Wir wollten uns heute die Friedhöfe Manilas ansehen, die als besonders sehenswert gelten. Wir nahmen ein Taxi, kostete ungefähr 5€ und brachte uns sicher ans andere Ende der Stadt.

Unser erstes Ziel war der chinesische Friedhof.

Zuerst denkt man, man würde eine „gated community“  betreten. Breite Straßen, sogar Alleen wurden angelegt. Der Reiseführer erklärte uns, das wohlhabende Chinesen auch im Jenseits den gewohnten Luxus genießen wollen, wobei die Sache mit dem „Dasein“ ja nicht abschließend geklärt ist 🙂 .

Man sieht mehrstöckige Häuser, Balkone, Säulen, sogar Fahrstühle sollen einige Häuser, pardon Mausoleen, haben. Die Hinterbliebenden schlafen in eigens eingerichtete Schlafzimmer und genießen das Dosenbier aus der Küche des Mausoleums.

Es gibt Straßenschilder und Kapellen, die den Trauerzug begleiten, eine ziemlich bizarre Welt.

Unweit des Friedhofs sieht man die Slums, bittere Armut und Obdachlosigkeit und in der Welt der Toten strotzt der Luxus.

Als nächstes Ziel hatten wir den philippinischen Friedhof. Dieser ist komplett anders, er IST eine wirkliche Stadt, rd. 6000 Menschen leben zwischen den Gräbern, pflegen diese und erhalten ein kleines Trinkgeld oder eben Wohnrecht von den Familienagehörigen. Es gab Geschäfte die zum Friedhofskult dazu gehören ( Blumenläden, Steinmetze etc.) aber eben auch Kioske, Lebensmittelgeschäfte, fast schon Kneipen. Es plärrte aus allen Ghettoblastern, es herrschte Verkehr wie in den Hauptstraßen Manilas. Fotos durften hier nicht gemacht werden, was selbstverständlich von uns respektiert wurde.

Die Toten werden hier per Jeepney an ihre letzte Ruhestätte gebracht.

Apropos Jeepneys, meine heimliche Liebe auf den Philippinen! Von den US Amerikanern nach dem zweiten Weltkrieg „vergessene “ Jeeps, die zu Bussen umgebaut wurden. Auf dem ersten Blick einem Chicken Bus aus Mittelamerika nicht unähnlich. Auffällig war der Schmuck der Jeepneys, Bibelzitate und der Wunsch nach einem besseren Leben kam zum Ausdruck. Meist hießen die Jeeps Maria oder Carmen.

Bezüglich der Namensgebung auf den Phils nur so viel…Jeder hat einem dem Volksstamm passenden Namen ( z.B Ifuagao oder Chinese). Dazu kommt der christlich-spanische Name…der Taufname. Wer Geld hat, bildet beide Namen auf dem Grabstein ab, wer keins hat geht mit der spanischen Identität unter die Erde.

Zum Abschluß unserer zwei Tage in Manila besuchten wir die Chinatown. Nicht nur, dass wir hier den von den Philippinen stammenden Rum „DON PAPA“ endlich kaufen konnten, nein…es waren die kulinarischen Genüsse aus Chinatown, die uns mit Manila versöhnten.

Der beste Rum der welt- für meinen Geschmack
Der beste Rum der welt- für meinen Geschmack

Unser Fazit, Manila hat wenig Sehenswürdigkeiten, man kann gut und gerne zwei Tage in dieser Stadt „vertändeln“, oder  aber auch getrost weiterreisen. Wer natürlich ein echter 3. Welt Großstadtfreak ist, der kommt voll auf seine Kosten. Für mich geht Manila in die Kategorie Mumbai, Jakarta ein, ich werde vermutlich nicht mehr zurückkehren. Den Charme eines Bangkoks oder Hanoi konnte ich leider nicht finden.

Wir kamen während unserer Reise nochmal für jeweils eine Nacht und einen Tag zurück, verbrachten diese Zeit aber in Pasay in der Nähe der Mall of Asia. In die Innenstadt zog es uns nichtIMGP7701

2 Gedanken zu „Philippinen 2016: Manila“

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