Indien 2009: Kerala und Tamil Nadu

Meine dritte Indienreise führte mich in den Süden des Subkontinents. Wir hatten im Vorfeld viel Ärger, weil die Finnair uns drei Wochen vor Abflug den Rückflug stornierte und wir komplett neue Tickets benötigten. Wir flogen nunmehr mit Swiss Air und Lufthansa und legten eine Zwischenübernachtung in Mumbai ein. Wir hatten uns in ein Hostel in Flughafennähe eingebucht, ein schlichtes Haus mit viel zu hohen Preisen, Mumbai eben.

Am nächsten Morgen nahmen wir den early bird nach Fort Kochi und wurden schon von Manuela sehnsüchtig erwartet. Unsere Homestay lag in der Altstadt und war sehr nett anzusehen. Unsere Vermieter waren mehr als süß und das Essen sehr herzhaft.

Fort Kochi ist eine hübsche Kleinstadt, welche zunehmend von Kreufahrtschiffen heimgesucht wird. Ein echter Altstadtkern ist zwar nicht vorhanden, die Atmosphäre ist aber sehr schön und die typischen Fischernetze von Kerala tun ihr übriges. Wir verbrachten die nächsten Tage relaxt in der Altstadt und am Wasser. Außerdem schlichen wir uns in die eine oder andere Spice Höhle, aka Gewürzschuppen.

Die Fischernetze

Am Hafen

Plakatmaler

Ich liebe indische Kinoplakate

Und hier kommen noch ein paar Altstadtimpressionen

Gewürze gefällig? Der Ingwer roch fürchterlich beißend, gesund kann die Arbeit der beiden Frauen nicht sein. Arbeitsschutz in Indien? Fehlanzeige!!!! Man sollte auch beim Genuss von Gewürzen durchaus mal einen Gedanken an den Herkunftsort verschwenden.

Die Lesestube von Fort Kochi begeisterte uns jeden Tag aufs Neue

Nach drei Tagen nahmen wir uns einen privaten Fahrer und fuhren in die Highlands, nach Munnar- dort wo der Kaffee wächst. Zunächst besuchten wir eine Fantibadestelle und genossen den fast automatischen Waschgang der Dickhäuter. Erstaunlicherweise ist so ein Fantibaby nicht wirklich flauschig…..aber soooooo niedlich.

Der Wasserfall beeindruckte uns nur im negativen Sinne, es lag ein Haufen Müll im Wasserbecken und die Äffchen konnten das Negativimage nicht wirklich aufmöbeln. Die Inder gehen mehr als schäbig mit ihrer Natur um, Umweltbewußtsein ist quasi nicht vorhanden.

Munnar begeisterte uns wiederum enorm. Schön waren die Teefelder und die gute Luft. Wir besuchten zunächst eine Gewürzplantage und  einen Nationalpark und wunderten uns, warum die Inder immer so laut sein müssen. Ähnlich wie mit dem vielen Müll in der Landschaft, werden Nationalparks weder geehrt noch geliebt.

Ananas wächst nicht auf Bäumen

Unser nächster Stop war Alleppey und der Wunsch in die Backwaters zu kommen. Visionär hatten wir ein eigenes Schiff im Sinn, mit dem wir drei Tage durch die Backwaters schippern wollten. Nachdem wir uns gefühlt 50 Boote angesehen hatten und sie alle ziemlich schrecklich fanden, warfen wir unseren Wunsch über Bord. Wir bummelten ein wenig durch Alleppey, lagen einen Tag am Strand und besuchten das erste Indian Coffee House in unserem Leben. Eine echte Institution, sollte Jede/r einmal genossen haben.

Am nächsten Morgen gingen wir für rund 60 Cent auf die öffentliche Fähre und  genossen 14 Stunden Backwaters pur. Es war unsere beste Entscheidung kein Hausboot angemietet zu haben. Aber auch hier die Erkenntnis, die Inder besitzen kein Umweltbewusstsein. Wir beobachteten ein Kind der mit seinem Vater auf der Fähre war. Das entzückende kleine Monster schmiss seine Cola Dose einfach ins Wasser, da kommt man wirklich in Versuchung Vater und Kind hinterherzuschubsen.

Unseren Lunch nahmen wir authentisch auf einem Bananenblatt ein, mit der rechten Hand selbstverständlich.

Wir fuhren bis Kollam und trauten uns einem Hotelschlepper an. Dieser verfrachtete uns in die Villa eines reichen Inders der in den Staaten lebt und seine Zimmer vermietet- exklusiv auf einer Privatinsel mit eigenem Bootservice nach Kollam und ner durchgeknallten Lady, alias Freiheitsstatur ( seht selbst) .

 

Kollam ist so dermaßen authentisch und untouristisch, dass wir sogar Probleme hatten, etwas  zu trinken zu bekommen. Dafür gab es Indien pur!

Mit dem Taxi ging es weiter nach Varkala. Wir hatten vor, mindestens eine Woche in diesem so schönen Urlaubsort zu bleiben.

Dort gibt es nicht nur nette Bungalowanlagen sondern eine echte Infrastruktur mit guten Restaurants, Yoagaschulen und einer Strandpromenade oberhalb der Klippen.

Unser Hotel, das Clafouti war teuer aber gut und da wir am Ende sogar 13 Tage in Varkala blieben, war ein wenig Luxus auch ganz schön.

Um an den Strand zu kommen mußte man an den zugemüllten Klippen hinunterlaufen, nicht  mal im Ferienort gab es eine Tendez, den Müll zu reduzieren oder wenigstens wegzuräumen.

Leider schwächelte das Wetter, der Spätmonsun hatte uns eingeholt. Es regnete jeden Tag, die Strandphasen waren recht kurz. Unsere Aktivitäten der nächsten Tage: Erkundigung des Strandes, inklusive des heiligen Tempelbezirks ( Varkala ist Hindu Pilgerort). Illegal bei Frau Kumar essen gehen ( empfohlem vom Organic Cafe´, tolles Erlebnis) und natürlich der Besuch von Varkala an sich….eine unaufgeregte, recht wohlhabende Kleinstadt.

Tempelbezirk Varkala

Essen bei Mrs. Kumar In Kerala trinkt man übrigens sein Bier aus Kaffeetassen und die Faschen müssen verhüllt sein, streng katholisch und somit ist es nicht so leicht an das gute Kingfisher heran zu kommen.

Wir blieben in unserer Not fast zwei Wochen in Varkala hängen, da wenigstens die Infrastruktur gut war. Nachdem uns ein israelisches Paar von Kovalam abgeraten hatte, saßen wir das Schmuddelwetter einfach aus.

Erst als diese kleine Lady bei uns einzog, wurde es Zeit Abschied zu nehmen.

Uns blieben noch zwei Tage bis zum Heimflug und um schneller zum Flughafen nach Trivandrum zu kommen, entschlossen wir uns, doch nach Kovalam zu fahren und uns selbst ein Bild zu machen.

Kovalam muss mal schön gewesen sein. Leider war der gesamte Ort vermüllt, ein Hotel neben dem Anderen und ein Strand quasi nicht vorhanden. Wir waren zufrieden, nur für zwei Nächte in dem Ort ein Zuhause gefunden zu haben. Wir schauten uns auch das Hinterland von Kovalam an, dort wo die preiswerteren Gäsehäuser und Hostels waren. Unser Fazit: verseucht von Müll und Mücken.

Schön war allerdings der Sonnenuntergang und unsere Unterkunft und entschädigte uns für die negativen Erfahrungen mit dem Ort.

Dennoch stand für Alexandra und mich fest, den letztenTag werden wir nicht in Kovalam verbringen, sondern in den Nachbarbundesstaat Tamil Nadu fahren. Wir wollten in den ganz tiefen Süden, am südlichsten Punkt des Subkontinents stehen.

Unser erstes Ziel war einer der acht Holztempel von Indien. Im Anschluß besuchten wir den Shiva Tempel von Kanyakumari, Suchindram aus de 17.Jh. reich verziert, leider verboten im Inneren zu fotografieren.

Als letzter Höhepunkt auf unserer Tour stand Kanyakumari auf dem Programm. Der Ort ist sowohl christlich als auch hinduistisch geprägt. Viele hinduistische Pilger besuchen die kleinen, vorgelagerten Inseln um am südlichsten Punkt ihres Landes auf den Ozean schauen zu können. Auch wir stiegen in die altersschwachen Fähren, amüsierten und über die Schwimmwesten und ertrugen die neugierigen Blicke. Wir waren die einzigen Westler auf dem Schiff und vermutlich auch die einzigen Schwimmer. Kovalam verabschiedete sich versönlich. Als wir abends in den Ort zurückkamen, konnten wir die Fischer beim Einholen der Netze beobachten. Meine dritte Indientour endete mit einem fürchterlichen Monsunflug von Trivandum nach Mumbai und einem relativ ruhigen Flug zurück nach Europa. Sicherlich war der Süden keine großartige Kulturreise. Desweiteren war unsere Reisezeit schlecht gewählt, wir waren drei Wochen zu früh unterwegs gewesen. Für Indieneinsteiger bietet sich Kerala mit seinen Backwaters, den Teeplantagen und den schönen Badestränden gut an.

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