Usbekistan 2025, VII: Buchara I

Unsere Nacht war nicht so dolle, das Fett des Abendessens lag schwer im Magen.

Da wir keinen besonderen Auftrag für den Tag hatten, lediglich um 14:00 Uhr den Zug nach Buchara bekommen mussten, frühstückten wir spät, ich schrieb Blog, Karin ging in die Innenstadt, Zwei von Drei pflegten Durchfall und Co.

Um 11:00 Uhr betraten wir gemeinsam nochmal die Itchan Kala, bewunderten den Handwerksmarkt, kauften Wichtiges und Unwichtiges und gingen noch ne Cola trinken.

Die letzten Minuten verbummelten wir im Hotel, ehe es dann doch noch ein wenig spannend wurde….unsere Yandex Aktion war nicht so einfach wie gedacht, die Rezeption holte uns dann einen Fahrer, der kurz vor 13:30 Uhr uns und unsere Pieselotten zum Bahnhof brachte.

Der Zug stand bereits, schnell machten wir es uns im Coupe, also Schlafwagen gemütlich….7,5 Std. bis Buchara lagen vor uns.

Eine Russenmatruschka brachte uns schnell ersehntes Kaltes in Form von Bier, die Temperatur im Abteil bewegte sich zw.27-28 Grad……kaum auszuhalten und die Raupe bummelte sich durchs Land. 

Drei Stunden später waren wir immerhin 90km weiter.Öde Steppe, Halbwüste, Wüste…nur Gras, viel Sand und Stein.

Immerhin ging es uns in unserem Coupé einigermaßen gut, Hunger hatten wir nicht…..die spannenste Frage war, ob der Zug einigermaßen pünktlich sein würde.

Erstaunlicherweise war der Zug mehr oder weniger deutschbahnpünktlich, wir fuhren mit lediglich 20 min. Verspätung in Buchara ein.

Da wir wieder einen Shuttle gebucht hatten, standen wir kurze Zeit später im dritte Wahl Hotel. Auch die Zweitwahl vor drei Wochen hatten uns 1,5 Tage vor Anreise, mit den Worten „ sorry we have no rooms“ aus der Buchung hinauskomlipentiert…wir nahmen es gelassen. Die Drittwahl hatte zwar immer noch ein Boutique im Namen, nicht so sehr im Standard. Die Lage war aber gut, 450m von der Innenstadt entfernt, im unspektakulären Teil der Altstadt.

Wir genossen einen Schlummertrunk und fielen dann in tiefen Schlummer….das Bett übrigens zu hart, die Kissen voluminös, die Bandscheibe ächzte einmal mehr!

Unser Frühstück kann alssolide bezeichnet werden, gut versorgt ging es auf Entdeckung.

Buchara ist zwar weitaus größer als Khiva, hat 320.000 Einwohner und doch liegen die interessantesten Entdeckungen in der Altstadt.

Keine 350 m von unserer Hütte entfernt bewunderten wir die 

Nodir Divan Begi Medrese:

Die Ko‘kaldosh Medrese wurde 1569 erbaut und ist die älteste Moschee am Labi Hovuz Ensemble.

Nadir Divan Begi Chanaqua, einZentrum der Sufi Bruderschaft:

Das Alles am Labi Hovuz , einem kleinen See mit Restaurants und Spiegelungen im Wasser.

Erwähenswert ist auch die Statue des Chodscha Nasreddin, ein Schelm, vergleichbar mit Münchhausen oder Eulenspiegel und wahnsinnig beliebt in Usbekistan.

Uns zogs weiter über den Toqi Sarrofon Basar, der Karavanserei zur Mag‘ oki Moschee…..doch was ist eigentlich in Buchara los? Was machen Stoffdrachen vor dem Markt? Warum ist die Karavanserei mit einem bunten Boden ausgelegt? Erleuchtung, es ist Bienale.

Wir widmeten uns der Kunst und waren begeistert, insbesondere die Kochtöpfe hatten es uns angetan.

Die Mag‘oki Attari Moschee aus den 9-10 Jh. ist eines der wenigen vortimuridischen Gebäude und liegt heute 4 m tief. Das Bodenniveau war damals tiefer. Bereits in vorislamischer Zeit befand sich hier eine Kultstätte- man vermutet für den Sonnengott Sin. Relikte eines zoroastrischen Feuertempes sind ebenfalls erkennbar.

Nach einem Erschöpfungsbier starteten wir den kurzen Marsch zum Poi Kalon Ensemble inkl. dem Kalon Minarett, umgangssprachlich Golden Minarett genannt, welches mit 45,6 m zu den stolzeren Vertretern eines Minaretts gehört.

Der Turm stammt noch aus vormongolischer Zeit, was an sich schon bemerkenswert ist. Dschingis Khan war so dermaßen beeindruckt, dass er den Turm stehen ließ.

Große Enttäuschung, die Mir – i- Arab Medrese ( kein Zugang für Touris) war eingerüstet, das Minor Café, welches für seinen super Blick bekannt war, gibt es nicht mehr….stattdessen ein Tourischuppen mit teuren Kram. Wir planen dennoch, denen aufs Dach zu steigen.

So blieb uns nur die Kalon Moschee von 1514, weitaus jünger als das Minarett.

Wir holten die Kopftücher raus und warfen uns in den Moscheewahn. Die Moschee ist ein klassisches Beispiel timuridischer Baukunst, hier fanden wir den Iran wieder.

Ein Nachmittagsbier gabs im Hotel Orum….das kannten wir ja von unserer ersten, unfreiwilligen Nacht in Bukhara.

Den späten Nachmittag krönten wir mir der Ulug- Beg Medrese und der Abdul Asis Medrese.

Erstere wude 1415 errichtet und ist die älteste, erhaltene Medrese in Zentralasien.

Der Bau war der Prototyp späterer Medrese in Aufbau und Form, beachtenswert sind die kleine Zellen, die Schmuckbänder die Schlangen ähneln und eine Inschrift in der Tür, die auf das Streben und Erlangen von Wissen für jeden Moslem und Muslima verweist.

Die gegenüberstehende Abdul -Asis Khan Medrese wirkt verspielter, ist deutlich jünger (1652) und erinnert an persische Baukunst. In beiden Moscheen waren mal wieder Kunstmärkte untergebracht.

Auf dem Markt der Textilhändler wurde ich fündig….eine Schnabelschere für Linkshänder, tolle Werkstatt, tolles Handwerk.

Ein frühes Abendessen gab es am Labi Hovuz, wir hatten einen netten Kellner und eine tolle Unterhaltung.

Ein kleiner Boxenstop zur Entspannung, ein abendlicher Rundgang inkl. ein Absackerbier im Orom und der erste Tag in Buchara war Geschichte.


Aber eine Geschichte möchte ich noch erwähnen….auch wenn man offiziell in die Mir-i- Arab Medrese nicht hineinkommt, gibt es manchmal kleine Schlupflöcher! Die Usbeken nahmen es mit Humor!

Usbekistan 2025, VI: Aralsee II

Die Nacht in derJurte war herrlich unspektakulär, ich musste nicht mal für „ kleine Mädchen“…erst um 5:40 Uhr kroch ich aus der warmen Decke, ins 5 Grad warme Plumpsklo….welches über Nacht nicht schöner geworden war!

Der Sonnenaufgang war für 6:45 Uhr angekündigt, beißende Kälte begleitete uns beim Anblick des erwachenden, sterbenden „Meeres“….wunderschön, trotz Katastrophe.

Bis zum Frühstück wurden wir nen bissel hingehalten, dieses war allerdings topce und um 8:03 Uhr sagten wir bye,bye…..10 Stunden Fahrt inkl. bissel Sightseeing lagen vor uns.

Wieder wurden wir auf der Wüstenpiste im Aralsee durchgeschüttelt, die Bandscheiben mussten eine Menge aushalten.

Wenn man sich Moynak nähert, fallen einem die Gasbohrungen wieder ins Auge sowie die kleinen gesichtslose Siedlungen, die sich IM SEE angesiedelt haben…auf eine gute Gesundheit!

Nach drei Stunden erfolge der Wechsel der Fahrer und Autos, Monyak Tristesse hatte uns wieder…..immerhin mit Pinkelstop im schönsten Haus am Platze, der örtlichen Moschee….wenn das die Marokkaner wüßten! Da kam man als Nichtmoslem nicht mal hinein, hier hockten wir Frauen ohne Kopftuch über dem Männerstehklo!


Zuruck gings Richtung Urgench und Nukus, die zum Teil neuasphaltierte Straße der „Neuen Seidenstraße“ macht es ein wenig erträglicher. Wie am Vortag verpennten wir weite Strecken, das Geschüttel und Gerüttel zollte Tribut.

Um die Mittagszeit erreichten wir die Mizdakhan Nekropole und die benachbarte Giaur- Kala…..mal wieder Lehm.

Die Nekropole ist der Hammer, nicht nur muslimische Einflüsse, nein auch schamanische findet man hier.

Die Baren der Toten bleiben als Leitern zum Himmel auf den Gräbern, Ziegelhaufen…

….werden aufgestapelt um die Apokalypse zu verhindert. Angeblich gibt es eine Weltuhr auf dem Friedhof, aus der jedes Jahr ein Ziegel fällt!


Der Friedhof ist riesig und wird immer noch genutzt, ein paar Mausoleen sind auch im Inneren sehenswert, so wie das von Shabun Nabi. Mizadakhan ist einer der ältesten Friedhöfe in Zentralasien und wirklich gewaltig. Leider krochen wir zur Mittagszeit über das Gelände, was nicht wirklich empfehlenswert ist.

Im nachfolgenden Grab vermutete man den Riesen Samson oder gar den ersten Menschen Adam..Untersuchungen haben ergeben, das das Grab leer ist.


Die Giaur Kala befindet sich im Vierländereck der Seidenstraße unweit von Kasachstan, Turkmenistan ( keine 5 Minuten entfernt) Usbekistan und im weiteren Sinne Iran, gleich hinter Turkmenistan…so die Ausführung unseres Fahrers. Googlelt man, bekommt man folgende Auskunft: Giaur Kala ist die Burg der Ungläubigen, was auf den Brauch der Zorozastrier zuruckzuführen ist (ich erinnere an den Tempel in Yazd) . Sie lag an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt der Seidenstraße und war deshalb strategisch wichtig. Erbaut im 4 Jh n. Chr. bekam sie im 16Jh. ihren Namen von den Arabern, die viel, viel später das Land eroberten und bemerkten das alle Einwohner der Lehre Zarathustas angehörten.

Wir hatten nicht mehr so viel übrig für verfallene Lehmbauten in glühender Nachmittagssonne, wir wollten zuruck nach Khvia. Und doch konnte uns Eines noch glücklich machen…Baumwollfelder kurz vor der Ernte bzw. mit laufender Ernte…der Ursprung allen Übels und dennoch heute mit der größte Wirtschaftszweig des Landes.


Polizisten kontrollierten an wichtigen Ausfallstraßen den Schwarzmarkt. Baumwolle aus Karakalpakstan ist preiswerter als im Anbaugebiet rund um Khiva.

Das wir nah an der Grenze zu Turkmenistan sind, wußten wir, dass es kurz vor Khiva nur noch 1km ist,, wußten wir nicht. Unser Fahrer bestätigte, dass Visa schwer zu bekommen sind, lediglich Reisende in Gruppen in den Genuss des Landes kommen.

In unserer Medrese ein neues Zimmer bekommen, frisch gemacht und mit Stativ wieder in die Altstadt.

Im La Terrassa ein viel zu feudales Mahl genossen, da waren die Augen mal wieder größer als der Hunger! Wie gut, das Karins Essen nicht kam….es wurde geteilt! 

Wir wurden aucn noch mit Livemusik verwöhnt und zogen ein positives, bissel wehmütiges Fazit…Khiva geht immer!

Durchs volle, nächtliche Khiva geschlendert, ein paar Souveniere geshoppt, Fotos gemacht und um 22:00 Uhr adieu Khiva by night gesagt.

Zwei pralle Tage mit etwas ungewöhnlichem Nischenprogramm für Usbekistan gingen zu Ende. Die Fahrt an den See beinhaltete über 1000km Aushalten über schlechte Straßen und Pisten, nichts für weniger Fitte. Eindrücklich wurde uns die Naturkatastrophe vorgeführt, um nichts in der Welt hätte ich diesen Ausflug missen wollen.

In ein paar Jahren ist der Aralsee in Usbekistan endgültig Geschichte!